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                     Ernst Mach: Die Mechanik in ihrer Entwickelung (1883)

 

 

Ernst Mach: Die Mechanik in ihrer Entwickelung historisch kritisch dargestellt. Leipzig: F. A. Brockhaus 1883; 9. Aufl. 1933;

Nachdruck der 7. Aufl. von 1912 (= Ausgabe letzter Hand) Frankfurt am Main: Minerva 1982;
Nachruck der 9. Aufl. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1963, mehrere Aufl. bis Saarbrücken: VDM, Dr. Müller 2206;
engl.: The science of mechanics. A critical and historical exposition of its principles. Translated from the 2d German ed. (1889). Chicago: Open Court 1893;
erneuert nach der 9. ed. La Salle, Ill./ London: Open Court 1942, 1960 und öfters; Paperback 1974.

 

 

1883 gab Ernst Mach in seinem Buch „Die Mechanik in ihrer Entwickelung“ einer Richtung der Erkenntnisse seiner Zeit die nachhaltig wirksame Gestalt, indem er den stufenweisen Vorgang der Naturwissenschaft - Beobachtung, Deduktion und formale Entwicklung - in folgende Kernsätze kleidete:

 

„Sind einmal alle wichtigen Thatsachen einer Naturwissenschaft durch Beobachtung festgestellt, so beginnt für diese Wissenschaft eine neue Periode, die deductive ... Es gelingt dann, die Thatsachen in Gedanken nachzubilden, ohne die Beobachtung fortwährend zu Hülfe zu rufen" (1883, 396; 1912, 409).

 

Genauer noch:

„Es gibt in der Natur kein unveränderliches Ding. Das Ding ist eine Abstraction, der Name ein Symbol für einen Complex von Elementen, von deren Veränderung wir absehen. Dass wir den ganzen Complex durch ein Wort, durch ein Symbol bezeichnen, geschieht, weil wir ein Bedürfniss haben, alle zusammengehörigen Eindrücke auf einmal wach zu rufen ...

Die Empfindungen sind auch keine ,Symbole der Dinge’. Vielmehr ist das ,Ding’ ein Gedankensymbol für einen Empfindungscomplex von relativer Stabilität. Nicht die Dinge (Körper), sondern Farben, Töne, Drucke, Räume, Zeiten (was wir gewöhnlich Empfindungen nennen) sind eigentliche Elemente der Welt" (1883, 454; 1912, 459).

 

Daher gilt: „Alles Naturwissen kann nur Complexe von jenen Elementen nachbilden und vorbilden, die wir gewöhnlich Empfindungen nennen. Es handelt sich um den Zusammenhang dieser Elemente" (1883, 478; 1912, 484).

 

Oder etwas ausführlicher: „Alle Wissenschaft hat Erfahrungen zu ersetzen oder zu ersparen durch Nachbildung und Vorbildung von Thatsachen in Gedanken, welche Nachbildungen leichter zur Hand sind als die Erfahrung selbst, und dieselbe in mancher Beziehung vertreten können ...

Sie muss daher zwar einerseits in dem Gebiete der Erfahrung bleiben, eilt aber doch andererseits der Erfahrung voraus, stets einer Bestätigung, aber auch Widerlegung gewärtig ...

So dürfen wir auch die intellectuellen Hülfsmittel, die wir zur Aufführung der Welt auf der Gedankenbühne gebrauchen, nicht für Grundlagen der wirklichen Welt halten" (1883, 452, 461 u. 476; 1912, 457, 465 u. 483).

Bei der „Formalisierung" handelt es sich dann darum, „die vorkommenden und nachzubildenden Thatsachen in eine übersichtliche Ordnung, in ein System zu bringen, sodass jede einzelne mit dem geringsten Aufwand gefunden und nachgebildet werden kann" (1883, 396; 1912, 409).

 

Zu beachten ist aber stets: „Wenn wir Thatsachen in Gedanken nachbilden, so bilden wir niemals die Thatsachen überhaupt nach, sondern nur nach jener Seite, welche für uns wichtig ist, wir haben hierbei ein Ziel, welches unmittelbar oder mittelbar aus einem praktischen Interesse hervorgewachsen ist. Unsere Nachbildungen sind immer Abstractionen.

Auch hierin spricht sich ein ökonomischer Zug aus" (1883, 454; 1912, 458). Und mit Bezug auf das Thema seines Buches betont Mach auf der Grundlage seiner Empfindungslehre: „Selbst die scheinbar rein mechanischen Vorgänge sind also stets auch physiologische, als solche auch elektrische, chemische usw. Die Mechanik fasst nicht die Grundlage, auch nicht einen Theil der Welt, sondern eine Seite derselben" (1883, 478; 1912, 484f.).

 

Auf für die Atomtheorie gilt: „Die Atomtheorie hat in der Physik eine ähnliche Funktion, wie gewisse mathematische Hülfsvorstellungen, sie ist ein mathematisches Modell zur Darstellung der Thatsachen“ (1883, 463f; 1912, 467).

Und er erläutert: „Wenn man auch die Schwingungen durch Sinusformeln, die Abkühlungsvorgänge durch Exponenzielle, die Fallräume durch Quadrate der Zeiten darstellt, so denkt doch niemand daran, dass die Schwingung an sich mit einer Winkel- oder Kreisfunction, der Fall an sich mit dem Quadriren etwas zu schaffen hat."

 

Kurz: Ein Modell liefert die übersichtliche Darstellung funktionaler Abhängigkeiten und Zusammenhänge von Tatsachen.

 

 

Bibliography

model: special topics - Ernst Mach

 



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