Home "Der Freymäurer" staunt über die Schöpfung

 

 

 

Der Freymäurer.

 

Seiten 273-280 und 313-320

 

Das XXXV Stück.

 

Leipzig, Sonnabends, den 30. Aug. 1738.

 

Horum omnia caussa,

Constituisse Deum fingunt.

 

Lucret.

 

Meine neulichen Gedanken, bey Beraubung des Hamsters, haben mich auf die Betrachtungen gebracht, daß wohl nicht alles einzig und allein bloß des Menschen wegen erschaffen worden sey. Ich sah es als einen unerträglichen Hochmuth von uns an, der sich auf keine Art und Weise rechtfertigen ließ, daß wir uns eine solche Einbildung machten, die in der That eben so lächerlich ist, als die Thorheit jenes atheniensischen Bürgers. Dieser glaubte, daß alle Schiffe, welche in den Hafen Piräum einliefen, ihm eigenthümlich zugehörten. Er befand sich deswegen beständig an dem Meere, um die ankommenden Schiffe zu empfangen. Er bildete sich ein, daß sie auf seinen Befehl ausgeladen, und wieder angefüllet würden, wenn die wahren Eigenthümer derselben dieses oder jenes davon für gut befanden.

 

Eben so verführet uns auch unser Stolz, zu glauben, daß die ganze Natur ohne Ausnahme zu unserm Gebrauche und Dienste bestimmet sey. Wenn man vorzeiten, ehe noch die Naturwissenschaft und die Erkenntniß in der Sternseherkunst zu einer solchen Höhe und Deutlichkeit gebracht war, als sie itzo sind, einen Philosophen fragte, worzu doch die wundernswürdige Anzahl der Sterne dienete, davon ein weit kleinerer Theil eben die Dienste thun könnte, welche sie alle insgesamt leisten: So war er sogleich mit der hochmüthigen Antwort fertig: Sie sind zur Belustigung meiner Augen vorhanden.

 

Nachdem man aber in unsern Tagen die entsetzliche Größe einiger derjenigen Weltkörper erkannt hat, welche wir Sterne zu nennen pflegen: So hat man auch angefangen, etwas andere Gedanken davon zu schöpfen. Denn wie sollte sich ein vernünftiger Mensch überreden können, daß das allerweiseste Wesen Körper, die unzähligemal grösser sind, als unsere Erdkugel, bloß aus der Absicht hervorgebracht habe, daß wir etwa eine Hand voll Licht von ihnen erhielten? Von den Fixsternen zu geschweigen, die in einer so weiten Entfernung von uns stehen, daß sie nur, theils in einem Puncte ein wenig schimmern, theils mit ihrem Lichte ein kleines weißes Wölkchen zu machen pflegen, welches uns unter dem Namen der Milchstraße bekannt ist: So will ich nur der Planeten erwähnen, als die mit zu unserm Weltbaue gehören.

Was meynet man wohl, ist es zu vermuthen, daß Körper, deren Größe achtzig und mehr tausend Meilen hat, dergleichen Saturnus und Jupiter sind, weiter zu nichts nützen oder dienen sollen, als daß sie einen kleinen hellen Fleck am Himmel machen, und einen schwachen Glanz der Erde mittheilen sollen? Das hatte ja mit weit geringeren Unkosten eben so gut, und vielleicht noch besser können bewerkstelliget werden. Darzu wäre es nicht nöthig gewesen, daß so ungeheure Klumpen in der Luft aufgehänget würden.

 

Der Herr von Fontenelle saget an einem Orte in seinen Schriften: Die Natur ist überaus sparsam. Kann sie ein Ding auf eine solche Art ausrichten, die ihr etwas weniger kostet, wenn es gleich fast gar nichts austrüge: So kann man versichert seyn, daß sie solches nicht anders, als so, machen wird. Nichts destoweniger stimmet diese Sparsamkeit mit einer wundernswürdigen Pracht zusammen, welche aus allen ihren Werken hervorleuchtet. Das macht, die Herrlichkeit ist in dem vorhabenden Werke; die Sparsamkeit aber in der Ausführung zu sehen. Nichts ist schöner, als ein großes Vorhaben mit wenigen Kosten auszuführen.

Wir Menschen müssen oftmals das alles in unserm Kopfe umkehren. Wir setzen die Sparsamkeit in das Werk, welches die Natur hervorbringen wollen; die Pracht aber in die Art der Ausführung. Wir eignen ihr ein kleines Vorhaben zu, welches sie mit zehnmal größeren Unkosten ins Werk richtet, als nöthig wäre. Das ist aber ganz und gar lächerlich.

 

In Wahrheit, es heißt sehr niederträchtig von Gott gedacht, wenn man sich einbilden wollte, daß er zur Ausführung gewisser Sachen nicht allezeit den kürzesten Weg, und die leichtesten Mittel erwählet habe, sondern sich großer Umschweife, zur Erhaltung seiner Absichten, bedienen müsse. Man darf nur ein wenig in die Untersuchungen der Naturlehrer hinein gucken, um von dieser wunderlichen Meynung befreyet zu werden.

Was mit weniger Materie hat können ausgerichtet werden, darzu ist niemals ein Ueberfluß angewandt. Wo etwas in einem kleinen Platze Raum gehabt, dem ist kein großer eingeräumet worden. Wo etwas mit leichterer Mühe hat können in Bewegung gesetzet werden, darzu sind nicht erst viele Hebezeuge verfertiget. Wo etwas in kurzer Zeit geschehen können, darzu haben nicht erst ganze Jahrhunderte verfließen dürfen, wie der Herr von Leibnitz sehr wohl anmerkt.

 

Doch ich komme hierdurch von meinem Vorsätze zu weit ab. Man siehet also wohl, daß nicht nur die Fixsterne, sondern auch alle Planeten, ja so gar die Sonne, von deren Lichte wir doch selbst das Leben haben, und ohne dieselbe unsere Erde nicht bestehen könnte, keinesweges bloß um unsers Erdbodens willen erschaffen worden, und daß sie nur unserm Wohnplatze dienen sollen. Die größten und vernünftigsten Weltweisen haben allezeit über diesen hochmüthigen Wahn gelacht; und ob gleich, unter allen philosophischen Secten, die Stoiker sichs am meisten angelegen seyn ließen, zu behaupten, daß die Welt, und alles, was in der Welt wäre, bloß der Menschen wegen gemacht worden: So hat sichs doch einer von ihren größten und berühmtesten Männern nicht in den Kopf bringen können, solchen Lehrsatz für wahr zu halten.

 Denn so schreibet Seneca:

„Du bist weder der Sonne noch dem Monde einigen Dank schuldig; denn sie werden nicht bloß um deinetwillen beweget.“

Und in seinen Büchern vom Zorne erkläret er sich hierüber noch weit deutlicher:

„Wir sind nicht diejenigen, heißt es, um derentwillen in der Welt der Winter auf den Sommer, und der Sommer auf den Winter folget. Diese Sachen haben ihre Ordnung, nach welcher alle göttliche Dinge ihre Wirkung zeigen. Wir schätzen uns allzuhoch, wenn wir uns für würdig halten, daß bloß um unsert willen so große Kräfte in Bewegung kommen.“

 

Wie lächerlich würde es nicht seyn, wenn sich eine Fliege, die in einem Winkel zwischen den Rähmen und Einfassungen eines Fensters in einem königlichen Pallaste wohnete, einbilden wollte, daß nicht allein das Fenster, sondern auch das prächtige Zimmer, das kostbare Schloß, die daran stossenden Gärten, und umher liegenden Lusthäuser ihrentwegen gebauet wären? Wenn sie glaubte, daß bloß ihrentwegen die Tafel mit so vielen köstlichen Speisen und theuren Getränken besetzt würde, damit sie sich nach ihrem Geschmacke von einem oder den andern sättigen könnte, daß dieser Ueberfluß nur allein zu ihrer Ergetzung angeschafft wäre?

Sie hat eben so viel Recht und Ursache also zu denken, als wir; und wer weis, ob sie nicht noch weit höher in Ansehung des Pallasts, als wir Menschen in Absicht auf das unermeßliche Weltgebäude zu rechnen sind. Wollen wir uns nun überreden, daß dieses uns zu Gefallen aus seinem Nichts hervorgezogen: So kann auch der geringste Wurm solches mit gleichem Grunde, von diesem Erdboden wenigstens, eben so gut behaupten.

 

Die Ungereimtheit einer solchen Meynung aber fällt so deutlich in die Augen, daß ich nicht vermuthen kann, daß viele davon noch itzo sollten eingenommen seyn. Allein es giebt andere Menschen, die wenigstens das in Absicht auf alles dasjenige, was auf der Erde lebt, wächst, und ist, und sich in der Nähe bey ihnen findet, von ihrer Person glauben, was man vordem von dem Erdboden überhaupt in Absicht auf die übrigen Weltkörper behauptet hat. Sie denken nemlich, es sey alles um ihrentwillen allein da, und es müsse ihnen alles dienen, wie etwan einem Fürsten seine Unterthanen. Für ihn, meynet ein solcher Mensch, tragen die Tauben zu Neste, und sitze die Henne über den Eyern, sie auszubrüten; für ihn allein laße die Erde das Graß hervorsprossen, und kleide die Wiesen mit so mannichfaltigen Blumen; für ihn allein springen die Quellen mit einem so lautern Wasser, und stürzen sich die Flüsse in ihren breiten Ufern ins Meer; für ihn allein zeuge die Muschel ihre Perlen, und trage das Schaf seine Wolle; für ihn allein sey das Eingeweyde der Berge, Edelgesteine, Gold, Silber, oder sonst ein anderes nützliches Metall; kurz, für ihn sey alles, was auf der Erde ist, und dazu gehöret; er aber sey für niemand, sondern ein unumschränkter Herr dieser Kugel.

 

Ich weis nicht, wie man sich in diese stolzen Gedanken so sehr verlieben können, da die ganze Einrichtung der Natur das Gegenheil davon bezeuget. Wenn von unserm Hochmuthe und unserer Herrschsucht nichts einen deutlichen Beweis abgäbe: So würde dieses schon hinlänglich genug darzu seyn, da wir alles zu unserm Dienste vorhanden zu seyn glauben, ungeachtet wir fast mehr zum Dienste anderer Creaturen leben, als sie zu unserm.

Man kann aus dem, was wir täglich wahrnehmen, ganz sicher schließen, daß Gott immer eines um des andern willen verfertiget habe. Der König ist so gut für die Unterthanen, als diese für ihn da; und der Mensch so gut um anderer Geschöpfe willen, als diese seinetwegen, gemacht. Ich will ihm seinen Vorzug vor andern Creaturen nicht streitig machen: Allein dadurch hat er keine Freyheit bekommen, daß er nicht auch zu ihrem Besten in der Welt seyn soll.

 

Wie das Ganze niemals um der Theile willen, sondern die Theile um des Ganzen willen da sind: So kann auch unmöglich alles um des Menschen willen da seyn. Er ist ein Theil von der Welt, folglich muß er auch vielmehr ihrentwegen leben. Es sind tausenderley Dinge auf Erden, die ganz und gar unnöthig zu seyn scheinen, wenn sie sonst keinen andern Endzweck hätten, als daß sie nur für den Menschen gehören sollten. Man laße sichs daher nur nicht in den Sinn kommen, daß der Schöpfer der Natur bloß uns zum Besten, zu unserer Vergnügung, Nahrung und Zierde alles so weislich ausgearbeitet habe. Wir könnten durch geringere Zubereitungen ergötzt, unterhalten und geschmückt werden. Indessen sind doch alle diese Geschöpfe in der That nicht unnöthig oder überflüßig.

 

Die Vollkommenheit einer Sache entstehet daraus, wenn viele unterschiedene Dinge mit einander übereinstimmen. Und da diese Welt vollkommen seyn sollte, weil von einem weisen und allmächtigen Bauherrn nichts anders herrühren kann: So mußten auch so viele unterschiedene Dinge in einen Zusammenhang kommen. Eins mußte sich immer auf das andere beziehen, und das Große konnte so wenig ohne das Kleine, als das Kleine ohne das Große bestehen. Eins mußte dem andern dienen, und einander wechselsweise Hülfe leisten. So dienet denn alles, und allem wird gedienet. Keines ist bloß um des andern willen da, sondern um die Erhaltung der allgemeinen Glückseligkeit und Schönheit.

 

Die Blumen öffnen ihre vielfärbigten Blätter nicht bloß zu unserer Augenweide, und schicken den angenehmen Duft, nicht bloß unsern Geruch zu vergnügen, aus ihren Kelchen. Sie locken auch dadurch die geschäfftigen Bienen, ihre Winternahrung von ihnen einzusammlen. Diese Thierchen machen ihren Honig eigentlich nicht für uns, sondern damit sie sich davon bey dem rauhen Wetter, wenn sie nicht ausfliegen können, erhalten mögen. Und wenn wir ihnen ihren natürlichen Unterhalt nehmen: So müssen wir dagegen dafür sorgen, solchen auf eine andere Art zu ersetzen; und wir sehen uns genöthiget, sie zu füttern.

Für wen schlägt die Nachtigall wohl so annehmlich? Etwan für uns? Keinesweges. Sie lockt ihren Gatten, und würde ihn rufen, wenn gleich kein Mensch da wäre, der ihrem Gesange zuhörete. Man wird bey allen Singevögeln anmerken, daß allein die Hähnchen eine Stimme haben, oder daß ihre Stimme weit annehmlicher und stärker ist, als der Weibchen ihre? Sind sie nun des Menschen wegen damit begabt? Ich zweifele daran, und glaube, daß sie bloß ihrer Geliebten wegen solche von der Natur bekommen haben. Ich bin in dieser Meynung bestärket worden, nachdem ich angemerket, daß das Hähnchen, währender Zeit das Weibchen brütet, auf einem nahen Baume sitzet, und der Sie etwas artiges vorsingt, und ihr durch seine Musik gleichsam die Zeit verkürzet.

Der Same, den wir ausstreuen, wird eines Theils für die Vögel mit hingeworfen, und der Mensch muß sich Mühe geben, ihnen dieses Futter zu verwahren. Wenn wir uns gewisser Thiere zu unserm Nutzen bedienen, oder sie dazu erziehen: So nützen und dienen wir ihnen dafür fast weit mehr. Wir mästen eine Gans, einen welschen Hahn, ein Schwein, ohne daß sie uns die geringste Arbeit dafür thun, mit ihrer niedlichsten Speise. Wie sorgfältig sind wir nicht für ihre Gesundheit, für ihren Aufenthalt, und für ihre Sicherheit. Sollten nicht diese Thiere hieraus schließen, wenn sie Vernunft hätten, daß der Mensch bloß ihrentwegen da sey, weil er sie so warten und pflegen müßte?

Man wird mir zwar allhier bald vorrücken, daß wir ihnen nur deswegen so gütlich thäten, damit sie uns nach ihrem Tode zu einer desto schmackhaftern Speise würden. Allein, wenn das ein Grund ist, daß eine Sache darum für uns da ist, weil sie uns nach ihrer Zernichtigung zu einer Speise dienet: So könnten die Würmer, denen wir nach unserm Tode den Leib zur Speise geben müssen, auch fordern, daß wir bloß um ihrentwillen erschaffen wären.

 

Haben wir demnach wohl etwas Recht, unsere hochmütige Einbildung, daß alles um unsertwillen erschaffen sey, weiter zu ernähren? Es ist eine große Glückseligkeit für uns, daß wir im Stande sind, uns alles zuzueignen, was eigentlich nicht für uns gehöret. Ich will nicht leugnen, daß nicht die meisten Dinge auf unserer Erdkugel, wo nicht einzig und allein, doch vornemlich um des Menschen willen gemacht worden. Ich will zugeben, daß sich alles auf den Nutzen des Menschen ziehen läßt. Was für eine Thorheit aber würde es dem ungeachtet nicht seyn, wenn wir uns die göttliche Tätigkeit deswegen nur einzig und allein zueignen wollten?

Haben nicht andere Geschöpfe so guten Antheil daran, als wir? Die Vernunft erfordert, daß wir auch die allergeringsten Thiere nicht für untüchtig halten sollen, an den Gütern der Erden Theil zu haben, oder aus denselben einigen Nutzen zu ziehen. Die Güte des Herrn erstrecket sich über alles, und die Erde ist sowohl für die unvernünftigen als vernünftigen Geschöpfe so nutzbar und ergötzlich gebauet. Wer einer Sache genießt, für den gehöret sie. Nun gemessen ihrer alle Creaturen, folglich ist sie auch für alle, und für den am meisten, der den größten Theil davon genießt. Und das ist unstreitig der Mensch.

 

Nachdem ich ihm nunmehro seine hohen Gedanken ein wenig benommen habe: So wollte ich ihn doch auch gern wieder in dem Besitze desjenigen sehen, woraus ich ihn nur allererst zu verbringen gesucht, doch ohne daß er deswegen stolz thun dürfe. Ich will ihm darzu einen Rath geben. Er belustige sich an allen Gütern der Welt, sie mögen für ihn seyn oder nicht, und erfreue sich daran über die Spuren einer weisen und gütigen Gottheit. Alsdann wird er gewissermaßen sagen können: Es sey alles für ihn gemacht.

So war ein bekannter philosophischer Dichter gesinnet, wenn er von sich sang:

Doch hat es mir noch nie an Lust gefehlt;

Denn Welt und Himmel ist mein eigen.

Des Reichen Hand hat nur das Geld gezahlt,

Mir täglich neue Lust zu zeigen.

Sein Haus und Hof, Staat, Garten, Wald und Feld

Bringt ihm die Last, und mir die Freude;

Und wenn er gleich den Namen Herr behalt:

Gehört es dennoch für uns Beyde.

 

B.

 

 

 

Der Freymäurer.

 

Das XL Stück.

 

Leipzig, Sonnabends, den 4 Octob. 1738.

 

Os homini sublime dedit, coelumque tueri

Jussit, & erectos ad sidera tollere vultus.

 

Ouid.

 

Als ich mich neulich, bey angenehmer Abendzeit und aufgeklärtem Himmel, aus einem Garten wieder nach Hause begeben wollte: So giengen zweene Knaben, in Begleitung einer erwachsenen Person, vor mir her. Ich kam ihnen näher, und bemerkte, daß diese Knaben mit ihrem Begleiter stille stehen blieben, ihre Augen gen Himmel richteten, und mit ihren Händen dahin wiesen. Ey, ist das auch eine Sonne? fragte der kleinere den größeren, und zeigte ihm mit dem Finger einen hStern. Ja, antwortete der größere darauf; doch sieh geschwinde dorthin, sagte jener, was ist das? Wenn die gemeinen Leute das sehen, versetzte dieser: So sagen sie, es schneuze sich ein Stern. Ist denn das nicht wahr? fragte ihn der kleinere. Wie soll das wahr seyn? sprach der größere; da die Sterne so weit von uns entfernet sind, und da sich dieses in unserer Luft entzündet, und so geschwinde vorbey schießt.

 

Ich war begierig, diese Knaben näher kennen zu lernen; ich blieb bey ihnen stehen, und da sah ich, daß es die Söhne meines Mitbruders Eitelfeinds waren. Ich ließ mich dahero alsbald mit ihnen in ein Gespräch ein; und fragte den älteren: Ob er die Sterne wohl kenne, und wer ihm von dieser Wissenschaft etwas beybringe? Hier, mein Lehrmeister, antwortete er, erzählt mir bey Nebenstunden so viele artige Sachen von dem Himmel und den Sternen, daß ich immer mehr davon wissen will. Wenn ich mit meinem Bruder und ihm des Abends späte aus dem Garten komme, und der Himmel ist helle; oder wenn wir zu Hause auf dem Gange in unserm Hofe sind: So zeigt er uns die Gestirne, und nennt uns zugleich ihre Namen.

 

Der Lehrmeister sagte mir dabey, daß diese Knaben so begierig wären, die Sterne kennen zu lernen, und von dem Himmelslaufe und der Beschaffenheit der himmlischen Körper etwas neues zu erfahren, daß sie dieses für ihren angenehmsten Zeitvertreib hielten, und voll Verwunderung Fragen mit Fragen häuften. Er könne ihnen bey dieser Gelegenheit die Lehren von der Allmacht, der Weisheit und der Güte des Schöpfers mit Nachdrucke beybringen.

 

Haben sie auch wohl einmal, fieng hier der kleinere mich zu fragen an, den Mond durch ein Fernglas gesehen, wie ich? Ich bejahte es, und nahm daher Anlaß, ihn im Scherze zu fragen: Ob er auch den Mann in dem Monde gesehen hätte? Er lächelte darüber; und antwortete: Helle und finstere Flecken habe ich wohl gesehen, aber keinen Mann, wie unser dummer Hanns sagt. Ich erkundigte mich bey ihm, was er wohl von dem Monde denke, und wofür er ihn halte? Ich halte ihn, sprach er, für eine große runde Erdkugel; und es ist mir erzählet worden, daß Berge und Thäler, Flüße und Meere, wie auf unserer Erde, im Monde anzutreffen wären. Wovon ist er denn so helle, fuhr ich fort, wenn er eine Erde ist? O! das ist bekannt, erwiederte er, daß er sein Licht von der Sonne hat.

Mögen aber wohl im Monde, fragte ich ihn ferner, auch solche Knaben zu finden seyn, als wie hierauf unserer Erde spatziren gehen? Konnte man keine durch das Fernglas sehen? Das kann ich nicht wissen; war seine Antwort, so weit reichte das Fernglas nicht Die armen Knaben, rief ich aus, würden auch von dem Monde herunter fallen. So müßte ich ja auch, sagte er, von der Erde herunter fallen; allein, ich kann ganz feste stehen; denn auf einer runden Kugel ist man überall oben.

 

Ich hätte vor diesesmal mein Gespräche weiter fortgesetzt; da wir aber schon durch das Thor gegangen waren: So mußte ich dasselbe abbrechen. Die beyden Knaben baten mich bey ihrem Abschiede, ich möchte doch einmal auf ihre Stube kommen, wenn ich ihren Papa besuchte. Da wollten sie mir ihre Himmelskugel zeigen, und mir weitläuftig sagen, was sie davon wüßten.

 

 

Weil mich nichts mehr vergnügt, als eine solche Unterweisung, da man Kinder beyzeiten auf die Werke der Natur aufmerksam macht, und sie dadurch zu einer ehrerbietigen Verwunderung der göttlichen Vollkommenheiten bringt: So gieng ich des andern Tages zu diesen Knaben. Sie führten mich alsbald zu ihrer Himmelskugel, welche sie vor kurzer Zeit von ihrem Vater zum Geschenke bekommen hatten. Sie waren wechselsweise bemüht, mir die Figuren zu weisen, unter welchen man sich die Sterne insgemein vorzustellen pflegt, damit man einen von dem andern desto bester unterscheiden möge.

Hier, sagten sie, ist der kleine, dort der große Bär; hier ist der Thierkreis; da ist die Milchstraße. Diese Figuren lernen wir Abends am gestirnten Himmel suchen. Auf dieser Kugel, erinnerte ich, werden also alle Sterne stehen, die am Himmel zu finden sind? Ey! das ist nicht möglich, antwortete der ältere, wenn gleich zehen solche Himmelskugeln nebeneinander stünden: So könnte man doch noch lange nicht die Sterne alle darauf vorstellen, die dort oben glänzen. Mein Lehrmeister hat mir gesagt, daß man durch die Ferngläser noch wohl hundert tausend Sterne entdecke, die man sonst mit blossen Augen niemals sehen könne.

Sind aber diese Sterne umsonst erschaffen? war meine Frage. Wozu nutzen sie, wenn wir dieselben nicht einmal sehen können? Nein, sagte er, sie sind nicht umsonst erschaffen; denn alles, was Gott geschaffen, hat seinen Nutzen.

 

Ich lobte seine Antwort; und legte ihm dabey die Frage vor: Wenn er viele Werkzeuge oder viele einzelne Stücke und Räder, die man zur Verfertigung einer Uhr vonnöthen hätte, sähe, und er wüßte nicht, wozu man die einzelnen Stücke gebrauchte, ob daraus gleich folgte, daß diese Sachen für unnütz anzusehen wären? Nein, versetzte er; denn andere Leute wissen ihren Nutzen. Auf gleiche Art, fuhr ich fort, verhält es sich mit vielen tausend Sachen in der Natur, die mancher für überflüßig und unnöthig ansehen würde, wenn man ihn nicht nach und nach von ihrem Nutzen überzeugte.

Wozu ist wohl, redete ich hierauf den kleinern an, diese Himmelskugel gut, welche hierauf dem Tische steht? Daß ich sie ansehen, und etwas darauf lernen soll, war seine Antwort. Da sich also, setzte ich hinzu, der weite Himmel, die Sonne, der Mond, und das Heer der Sterne über meinem Kopfe befinden, soll ich mich darum gar nicht bekümmern? Soll ich dieses nicht auch ansehen, und etwas daraus lernen? Da er dieses mit Ja bekräftigte: So fragte ich ihn: Ob er wohl recht daran handeln würde, wenn er diese Himmelskugel, als ein väterliches Geschenke, nicht ansehen und hochachten wollte? Es wäre unrecht, versetzte er, wenn ich das thäte.

 

Ich machte sogleich dabey diese Anwendung: Verdienen die Sachen, welche nur von Menschenhänden sind zugerichtet worden, daß man sie betrachtet, lobet, und des Meisters Kunst und Geschicklichkeit daher erkennen lernt: Wie vielmehr sollen wir auf die größten und vollkommensten Kunstwerke des Schöpfers aufmerksam seyn.

 

Aber, wie kömmt es, fügte ich hinzu, daß die meisten Menschen sowohl in ihrer ersten Jugend, als bey zunehmenden Jahren, den Glanz, die Schönheit, die Pracht und Ordnung des Himmels kaum einiger Blicke würdigen, und sich ihrer Pflicht, die von ihnen, als vernünftigen Geschöpfen, erfordert wird, nicht erinnern? Er schwieg erst darauf stille: Allein, als er mir sagen sollte: Warum er vor einiger Zeit vor einem neuerbaueten Hause wäre stehen geblieben, und dasselbe so genau betrachtet hätte, da er doch bey den andern Häusern ohne Aufmerksamkeit vorüber gegangen? So entschuldigte er sich also: Das wäre ihm als etwas neues und ungewöhnliches vorgekommen; die andern Häuser hätte er schon öfters gesehen.

Und daher kömmt es auch, sprach ich, daß die meisten Menschen die himmlischen Körper kaum obenhin ansehen, weil sie dieses Schauplatzes schon gewohnt sind. Sollte ihnen aber dieser Schauplatz in ihrem Leben nur einigemale eröffnet werden: So würden sie die Augen voll Verwunderung auf solche Schönheiten und abwechselnde Auszierungen richten.

 

Ich zeigte also diesen Knaben, wie glücklich sie wären, daß sie bey zarten Jahren von einem solchen Lehrmeister unterwiesen würden, der ihnen von dem Weltbaue und den darinnen befindlichen Körpern einen richtigen Begriff, auf eine spielende und leichte Art beybrächte. Ich sagte ihnen, daß sie künftighin noch immer etwas neues von der Beschaffenheit der himmlischen Körper vernehmen, und beständig Ursache haben würden, dieselben eben so aufmerksam zu betrachten, als wenn sie eine solche Vorstellung zum erstenmale erblickten. Je mehr sie von denen Entdeckungen und Anmerkungen, die man davon gemacht hätte, erfahren würden; desto vortrefflichere Gedanken würden sie von der Größe, Allmacht und Weisheit des Schöpfers bekommen.

 

Ihr Lehrmeister, welcher ein Mensch ist, der den Kindern mehr, als einige Wörter und fremde Redensarten, beyzubringen weis, legte ihnen in meiner Gegenwart noch unterschiedene Fragen vor, die von der Sonne, von dem weiten Raume, der sich zwischen den himmlischen Körpern findet, von der Umdrehung der Erdkugel, von den Trabanten oder Monden des Jupiters und Saturnus handelten. Diese Fragen wurden von den Knaben auf eine solche Art beantwortet, daß man nach ihrem Alter nicht mehr von ihnen fordern konnte. Er erzählte mir dabey, daß sie ihr Vater durch nichts mehr zum Fleiße in andern Sachen aufmuntern könne, als wenn er ihnen Karten und Bücher vom Himmelslaufe zu geben verspräche. Sie verachteten dabey das übrige Spielwerk, und würden auf eine solche Art von manchen Ausschweifungen abgezogen, welche andere Kinder bey Nebenstunden zu begehen pflegten.

 

Ich verließ diese Knaben, und sagte zu ihnen, daß ich bald wiederkommen, und bey ihnen in die Schule gehen wollte, da sie mich denn neue Sterne sollten kennen lehren.

 

Ich gerieth nach diesem auf die Gedanken, wie vieles Gute man den Kindern spielend beybringen könnte, wenn man nur die Gelegenheit besser beobachten, und das Vorurtheil ablegen wollte, daß dieses und jenes für Kinder nicht gehöre. Kinder sind neugierig. Man muß sich dieser Gemüthsbeschaffenheit der Kinder zu ihrem Besten bedienen. Man muß ihnen nicht auf die Fragen, die sie von dem Himmel, und von so vielen Sachen auf unserer Erde vorbringen, mit einem verdrießlichen Gesichte antworten, daß sie sich itzo um solche Dinge nicht bekümmern sollten, es wäre ihnen zu hoch, sie könnten es noch nicht begreifen.

Wollte man sich nur Geduld nehmen: So würde man den Kindern manches begreiflich und deutlich vorstellen, und dadurch bey zarten Jahren einen Grund zu einer nützlichen Wissenschaft auf die künftige Zeit legen können. Aber so sieht man oft gar die Wahrheiten für schädliche Lehren an, weiche uns doch von der Weisheit und Güte unsers allmächtigen Schöpfersauf das nachdrücklichste überführen. Viele halten es für Grillen, was man von der Beschaffenheit der himmlischen Körper angemerkt und entdeckt hat.

Und wie sollte man also, nach ihrem Urtheile, den Kopf eines Kindes damit anfüllen, da es ohnedem genug zu lernen und zu fassen hätte? Andre lachen darüber, wenn sie davon reden hören. Denn wer sich in einer Gesellschaft galant aufführen will, der muß ganz andre Sachen kennen. Da wird aber niemand darnach fragen, ob ein junger Herr etwas von den Sternen wisse. Und weis man nicht, daß man nur darüber lachen würde, wenn man in einer Gesellschaft, wo man die Kunst versteht, sich über nichtswürdige Kleinigkeiten lustig zu machen, etwas davon vorbringen wollte?

 

Allein, das gefällt der Frau Erdschleichin wohl, wenn ihr kleiner Sohn, anstatt der verwirrten Sternbilder, die seltsamen Figuren auf den Spielkarten, nach ihrer Bedeutung und ihrem Werthe kennt. Und was für eine Scharfsinnigkeit läßt nicht der Knabe von sich spüren, wenn er ein schönes Töchterchen in Gesellschaft mit dem Namen eines Sterns der ersten Größe belegt. Er muß seiner Mamma bisweilen aus einem Romane etwas vorlesen; und da ist der Knabe so glücklich, dergleichen schöne Redensarten zu lernen. Was wird man nicht künftig von ihm hoffen können?

 

Ich bin versichert, daß Erdschleichin dieses nicht dulden würde, wenn man ihrem Sohne vieles vom Himmelsbaue beybringen wollte. Wie leichte könnte er nicht zum Sternkucker werden! Man kann, nach ihrer Meynung, die Zeit besser anwenden. Ist es ihr doch fast schon zu viel, daß der Knabe die Woche eine Stunde zur Erlernung der Lehren unserer Religion anwenden soll.

Ich vermuthe dahero, er werde einmal diejenige Person werden, von welcher F. von H. prophezeyt hat, daß sie sage:

Ich laß die Sterne laufen,

Kann ich auf Erden nur stets guten Rheinwein saufen.

 

Dieses, was ich iho gesagt habe, kann eine Antwort auf denjenigen Brief seyn, den ich meinen Lesern mittheilen wer de, worinnen man mir Nachricht giebt, daß gewisse Personen nicht leiden können, daß Kinder frühzeitig klug werden.

 

 

Aufrichtiger Herr Freymäurer.

 

Ihre wöchentlichen Blätter, welche auch auf dem Lande fleißig gelesen werden, haben mich schon oft in meiner Schulstube vergnügt. Denn da ich als ein Hofmeister auf einem Dorfe lebe, wo der Umgang mit Leuten, die Vernunft und Tugend lieben, etwas rares ist: So ersetzen mir ihre Betrachtungen einigermaßen diesen Mangel, und ich pflege solche mehr als einmal zu lesen.

 

Zweene junge Herren, und drey Fräulein, davon die eine 13 Jahr alt, und die älteste von meinen Untergebenen ist, sind meiner Unterweisung bisher anvertraut gewesen. Man hat von meinem Unterrichte beständig ein gutes Urtheil gefället, bis vor einem Vierteljahre eine unschuldige Begebenheit mein Glück vergeringert hat. Nebst andern nützlichen Dingen suchte ich den ältern unter meinen Untergebenen auch eine Erkenntniß von der Erdbeschreibung beyzubringen; womit meine Herrschaft sehr wohl zufrieden war.

Weil aber die älteste Fräulein von einem fähigen und aufgeweckten Geiste ist: So legte sie mir öfters allerley artige Fragen zur Beantwortung vor. Die meisten zeigten ihre Begierde an, von dem Weltbaue einen Begriff zu haben. Weil sie mir also selbst die Gelegenheit dazu gab: So brachte ich ihr nach und nach eine Erkenntniß von dem copernicanischen Weltgebäude bey. Ich sagte ihr nicht mehr, als sie fassen konnte, und was hinreichend war, sie von denen einfältigen Menschen zu unterscheiden, welche die Sonne, die Planeten und Sterne kaum obenhin betrachten, und nicht wissen, was sie davon denken sollen.

Diese Wahrheiten waren ihr höchst angenehm; sie fassete dieselben ohne Mühe, und wußte mir das mit vielen Worten wieder zu erzählen, was ich ihr mir wenigen vorgetragen hatte. Ja, sie war so begierig, sich mit mir über die Erde zu den Planeten und Sternen zu schwingen, daß sie meynte, die Misgunst verwehre mir, ihr ein mehrers davon zu sagen. Sie war sonst auf die Karte, und andern, mit den Lastern vergeschwisterten Zeitvertreib erpicht; aber von der Zeit an, bekam sie einen Ekel davor.

 

Da sie nun öfters von dem, was sie bereits wohl und glücklich gefasset hatte, redete; und einsmals der Herr Pfarrer dabey war: So mußte solches eine Ursache seyn, ein übles Urtheil von mir zu fällen. Da hieß es: Der Mensch predigt Kindern solches Zeug vor? Er macht ihnen weis, die Sonne stünde stille, und die Erde bewegte sich? Er will wissen, woher Tag und Nacht, Sommer, Herbst, Winter und Frühling kommen? Was? In den Planeten sollen Geschöpfe seyn, und noch dazu vernünftige? Die Sternen sollen große Sonnen seyn? Vor den Irrwischen soll man sich nicht fürchten? Es sollen nur leuchtende Dünste seyn? Ihro Gnaden jagen den Kerl in alle Welt! Er ist nicht klug, daß er einem Fräulein von 13 Jahren solche Dinge weis macht.

 

Mein hochzuehrender Herr Freymäurer, ich habe das feste Vertrauen zu ihnen, daß sie meine Unschuld retten werden. Urtheilen sie selbst, ob ich recht oder unrecht gehandelt habe. Das Fräulein hat mich selbst dazu veranlasset; andere Sachen sind dabey nicht versäumet worden; ich habe ihr nichts hohes und keinen tiefsinnigen Beweis vorgetragen, unerachtet ihr guter Verstand viel mehr hätte fassen können: Ja, ich habe nur dann und wann eine halbe oder Viertelstunde dazu angewendet.

Habe ich nun nicht etwas bessers, als großen Undank, ein niederträchtiges Urtheil und die Verachtung meiner Person verdient? Da zumal Eltern insonderheit solche Lehrmeister aussuchen, und besonders belohnen sollten, welche geschickt wären, ihre Kinder zu dergleichen schönen Wissenschaften anzuführen, wie es diejenigen fordern, die von der Erziehung der Söhne und Töchter geschrieben haben.

 

Gönnen sie doch diesen Zeilen in ihren Blättern einen Platz: Es ist keine Bedenklichkeit dabey; es darf sie ein jeder Liebhaber ihrer Gedanken lesen.

 

Lusoria, als ich ihr einsmals ein Stück von ihren wöchentlichen Blättern zeigte, fragte alsbald nach dem Preise; und als ich ihr denselben sagte: So rief sie aus: O! behüte mich der Himmel, daß ich nicht alle Wochen zweene Dreyer dafür gäbe! Lege ich noch 4 Gr. 6 Pf. dazu: So kann ich alle Sonntage in einer neuen Karte Lomber spielen. Je doch, Herr Hofmeister, fuhr sie fort, wenn etwa der Herr Freymäurer einmal von der unbeschreiblichen Süßigkeit des Lomberspiels reden sollte: So werden sie, ohne meine Erinnerung, wissen, daß es ihre Schuldigkeit mit sich bringt, mir solches vorzulesen. Ich möchte gerne wissen, woher es kömmt, daß die Lust zum Spiele bey mir abnimmt. Sonst habe ich von 3 Uhr des Nachmittags an, bis in die Nacht um 1 ja bis 3 Uhr gegen Morgen spielen können, da ich itzo nur bis 11 oder 12 Uhr dauern kann. Sollte eine Arzeney dafür zu bekommen seyn: So wollte ich gerne zwey Dutzend Thaler daran wenden.

 

Wollen sie sich nun, aufrichtiger Herr Freymäurer, dieses Fräulein verbindlich machen: So lassen sie sich einmal in das Lob der Spielsucht ein, oder schlagen ihr Mittel vor, wie sie die alte Neigung zum Lomberspiele vollkommen wiederherstellen könne.

Doch haben sie ein grösseres Belieben, vernünftigen und tugendhaften Leuten zu gefallen: So fahren sie fort, die Welt zu bessern, welches wünschet etc. etc.

 

Hulderich Sternfreund.

 

R.

 


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