Home Zwei Kommentare zum Hellmundischen christlichen Bedenken

 

 

Inhalt

 

II. Ein Brief an den Verfasser der Kurtzen Historischen Nachricht

I. Eine Rezension der Hellmundischen Schrift

 

 

Aus:

Kurtze Historische Nachricht Von dem Ursprung Der Frey-Mäurer Gesellschafft Und deren Geheimnissen, Worinnen vor jetzo en passant die Hellmundische Zugabe, zu seinem nicht recht rubricirten Christlichen Bedenken beantwortet wird. Mit unpartheyischer Feder entworffen, und in Sendschreiben vorgestellt.

Drittes Stück.

Franckfurt am Mayn, Bey Anton Heinscheid 1742.

Leicht verändert in:

Des verbesserten Konstitutionenbuchs der alten ehrwürdigen Brüderschaft der Freimaurer zweiter Theil … von dem Bruder Kleinschmidt. Frankfurt: Andreae 1784, 358 und 362-367.

370-374

 

 

I. Eine Rezension der Hellmundischen Schrift

in:Frankfurter gelehrte Zeitung, 7. Jahrgang, Num. XLIII, pag. 251

 

[Die Anmerkungen stammen von Verfasser der Kurtzen Historischen Nachricht.]

 

Der Herr Egidius Günther Hellmund ist uns bisher noch gar nicht bekannt gewesen. (1)

 

(1) Von Anno 1711 bis 1721 ist er zu Wetzlar sonderlich mit seiner damaligen verdächtig geschienenen Lehrart bekannt gewesen, in denen Actis publicis ist die Sache deutlich zu ersehen, es ist auch zu der Zeit der Reichsbann wider ihn einmal nachgesucht worden, er hat gute Gaben, er ist aber dabey ein unruhiger Kopf, und der Sektirschwärmerey ergeben.

 

Vielleicht gereicht es uns zu keinem sonderlichen Ruhm, daß wir einen Mann nicht kennen, welcher Comes Palatinus, saarbrückischer Inspektor zu Wißbaden, und ein Mitglied der klagenden Gesellschaft ist, welcher, nach dem Schlusse seiner Vorrede, am 6ten August, gleich am Tage der Verklarung Christi, gebohren worden, und welcher, wie er so oft in seinen Anmerkungen anbringet, schon verschiedene Schriften, als:

Das wißbadische Bilderkästgen,

geistliche Badandachten,

das Leben Christi nach den 10 Geboten,

eine Predigt von Zöllnern,

ein theologisches Bedenken von Lotterien,

eine Nachricht von einem unverweseten Kinde, und von verschiedenen Mißgeburten in seinem Lande etc.

herausgegeben hat (2)

 

(2) Unter seinen Schriften ist mir noch das wetzlarische Andenken bekannt; ich weiß nicht, obs der Herr Verfasser mit Fleiß vergessen hat, oder ob es ihm bishero nicht ist bekannt worden

 

Wir entdecken es blos deswegen, daß wir diesen andächtigen Verläumder der Freimaurer nicht kennen, damit man uns keiner Partheilichkeit beschuldigen möge, wenn wir das Unerwartete, das Erstaunliche, das Wunderbare, aus seiner künstlichen Schrift bekannt machen.

 

Die Vorrede sagt uns, daß sich zu Wißbaden zwar, Gottlob! keine Freimaurer finden, und daß der Herr Inspektor an seinen ordentlichen Amtsgeschäften seine völlige Ladung hätte; dennoch aber wäre er im Namen Gottes, aus Liebe zu Christo und unserer Religion, auf den Entschluß gerathen, es bey seinem geistlichen Bauwesen, wie die Maurer zu machen, die mit ihrer Kelle klappern, und ihren Gesellen und Handlangern ein Zeichen geben, die ihnen Kalk oder Steine zuführen sollen.

 

Er wollte also in dieser Schrift einem geringen Gefäße der Societati Lamentantium, oder klagenden Gesellschaft, als ein geringer Handlanger gleichsam Speise des Gebets zuführen, mit welcher sie vor den Riß treten sollten. Hierauf folgt ein kurzes Gebet, welches aus 19 biblischen Sprüchen zusammengesetzt ist.

Überhaupt müssen wir gestehen, daß der Herr Verfasser sich nicht nur bey dem Worte Maurer, sondern auch bey andern die Mühe, gegeben, es in einer Konkordanz nachzuschlagen, und alle Sprüche, in welchen das Wort vorkommt, aufrichtig und unverfälscht anzuführen.

 

In der ersten und zweiten Sektion wird überaus viel von den Freimaurern erzählet, und bey allen diesen findet sich nur der einzige Fehler, daß nichts davon wahr ist.

 

In der dritten sucht der Herr Verfasser zu beweisen, daß die Freimaurer von Christo, und unter andern auch von der Gestalt Christi abweichen; denn dieser hätte im Stande seiner Erniedrigung keinen Freimaurer – (3) Habit getragen.

 

(3) Er hat auch keinen schwarzen Habit oder Priesterrock, wie die heutige evangelische Priester, getragen, am wenigsten hat er von dem weissen Halskröse, und dem Käppel, welches oben auf der Paruque sitzet, gewußt.

 

In der vierten wird das allgemeine Verderben der Christenheit untersucht, und da hat Herr Hellmund es nicht mehr mit den Freimaurern zu thun, sondern mit den Heuchlern, (4) Baaliten, Laodicäern, Sisyphisten oder Steinarbeitern, und unzähligen andern.

 

(4) Wer weiß, ob er nicht selber auch einer ist?

 

Auf der 43sten Seite findet man einen Vers aus einem Liede, sechs biblische Sprüche, und die heidnische Fabel vom Sisypho so geschickt untereinander gemengt, daß kein Vernünftiger begreifen kann, wie solches zugegangen.

Auf der 63sten Seite preiset der Herr Inspektor den heiligen Ehestand an, und saget, daß in demselben das wahre Christenthum vielmehr, als in der leiblichen Jungferschaft ausgeübet werden kann. (5)

 

(5) Er wird es wohl darum thun, weilen er selber verliebt ist, und deswegen die Freimaurer verachtet, weilen es keine Freimaurerinnen giebt.

 

Allein ob er nun gleich diesen Stand lobet, und ob es gleich keine Freimaurerinnen giebt, so ist er dennoch auf der 26sten und 66sten Seite ganz bös auf das Frauenzimmer. Wer wird wohl, klaget er, in den heutigen greulichen, ungeheuren und unvernünftigen Musquetierszeiten der Modenweiber die Braut Christi, oder die klugen Jungfrauen, suchen können!

 

Den Beschluß machen einige Beilagen, und der Herr Autor ermahnet, daß wir uns ja die gegenwärtigen Zorngerichte zu Nutze machen, da so viele Wasserfluthen entstehen, viele Mißgeburten an Menschen und Vieh gebohren werden; wie ihm denn noch vor einigen Tagen ein rothes Kalb gezeigt worden, welches zwey vollkommene Köpfe, im Nacken aber ein gekräuselt Haar, wie jetzo die Weibspersonen zu tragen pflegen, an sich gehabt.

 

Diejenigen Frommen, welche ihre Vernunft gefangen nehmen, und lieber seufzen, als denken, und die Neugierigen, welche sich alles anschaffen, was von den Freimaurern geschrieben wird, kaufen das christliche Bedenken des Herrn Hellmunds ganz gewiß, wir mögen es ihnen rathen oder nicht.

 

 

II. Ein Brief an den Verfasser der Kurtzen Historischen Nachricht

 

Hochwohlgebohrner!

 

Ich habe das zweite Stück von dem Ursprung der Freimaurergesellschaft, worinnen der Herr Inspektor Hellmund en passant beantwortet ist, denselbigen Abend noch, als mir solches eingehändigt wurde, brühwarm durchgelesen, ich muß auch gestehen, daß es mir besser als das erste Stück gefallen hat.

 

Allein der Herr Verfasser hat Herrn Hellmund noch gar zu gelind traktirt; dann da derselbe in der dritten Sektion die guten Herrn Freimaurer gar für Feinde Christi angiebt, so hätte er verdient, daß man ihn ein bisgen besser gestriegelt hätte.

Der Herr Hellmund hat sich verlauten lassen, es wäre eine Nothwendigkeit, und er hätte besondern göttlichen Befehl darzu, daß er wider die Freimaurer schreiben sollte, er wollte vor sich auch nichts darmit verdienen, als nur lediglich die Revenüen des Waisenhauses mit dem Gewinn des Verlags zu vermehren suchen.

 

Ich meines Ortes nehme dieses alles für eine bekannte Wahrheit an, daß das Hellmundische Absehen lediglich dahin gehe, bey solcher Gelegenheit sein elendes Schreibwerk in die Welt hinein zu spielen; massen der waisenhausische Verlag zu Wißbaden bishero eine Lagerstätte der Ratzen und Mäuse gewesen, und wenn es noch länger so hindauren sollte, so wäre gar zu besorgen, daß den Käs- und Specereihändlern, zuletzt aber gar Schnupftuchsbedürftigen, solche Siebensachen zu theil würden. Wäre das nicht ein grosser Schade?

 

Ich halte also davor, daß bey den Herrn Freimaurern mit der Zeit es die erste Staffel einer besondern Heiligkeit werden wird, wenn gedachte Impressa ihrentwegen in die Welt gebracht werden.

 

Ich muß aber sagen, daß die Freimaurer recht leutselig sind, indem sie die Hellmundische Injurien mit gar zu gleichgültigen und gelassenen Augen ansehen können; denn wenn ich das Hellmundische Angeben, welches er den Freimaurern Schuld giebt, nemlich, daß sie Feinde Christi wären, betrachte, so ist solches nichts Geringes, denn ein Feind Christi ist nicht zu dulden, kann auch unmöglich tolerirt werden; da ich nun überzeugt bin, daß die Freimaurer unschuldig sind, so kann es auch nicht geduldet werden, daß der Herr Hellmund ihnen ein gedachtermaßen unleidliches Uebel, welches noch mehrere Folgen nach sich ziehen könnte, aufbürdet; es ist höchststrafbar; wenn er in diesem Leben auch der Strafe entgehet, so wird ihn Gott in jener Ewigkeit gewiß davor finden, und ihm um soviel erschrecklicher kommen, weilen er sich geistlicher Eingebungen rühmet, die doch nichts sind, sondern, wie aus Obigem leicht zu schließen, eine grössere Gleichheit mit dem Geiste der Lügen haben.

 

Der alte Herr Pfarrer war gestern hier, der hat dies Traktätgen fast wider meinen Willen mit sich genommen; dann weilen er Herrn Hellmunds Traktätgen auch hat, so war er gar zu kurios, dieses zu lesen; Ich habe fast des alten Mannes recht herzlich lachen müssen; dann ob er gleich diese Refutation noch nicht gelesen hat, blieb er doch dabey, Herr Hellmund hätte recht geschrieben, die Freimaurer seyen böse Leute, und eine ketzerische Sekte, NB. Ratio, quare? dann sie kämen aus Engelland, wo alle Ketzereien herkämen; wann sie etwas Gutes hätten, würden sie ihre Sachen nicht so geheim halten, sondern vielmehr offenbaren; allein wer Arges thue, der hasse das Licht, und komme nicht an das Licht, dann seine Werkes seyen böse; Ecce! dieses war des guten Gnisios orthodoxen Herrn Pfarrers ernstliche Meinung, und dergleichen soll der Herr N. zu N, auch seyn, also, daß noch mehrere Piecen erfordert werden, ehe der Verfasser diese orthodoxen Herren Pastores wird zu Freimaurern machen etc.

 

Ich bin

Ew. Hochwohlgebohrnen etc.

 

Den 9ten July

1742.

 


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