Home Sind Frauen "keine rechte Menschen"?

 

 

Der neu-aufgesteckte Brennende Leuchter des Freymäurer-Ordens.

Leipzig, bey Michael Blochberger, 1746.

Seiten 1, 81-82, 104, 107, 116, 117, 119, 120, 121, 169, 173, 207, 218-219, 239-245, 336, 338, 364, 381-388, 408, 421-422, 455, 460-461.

 

Georg Kloss bezeichnet diese umfangreiche Schrift in seiner Bibliographie der Freimaurerei (1844, 26) als:

„Eine sehr schätzbare und reichhaltige Sammlung gleichzeitiger F. M. Schriften.“

 

 

1-95

 

Eine vollständige Historische Nachricht der Hochlöbl. Brüderschafft der alten Maurer, und numnehro daher entstandenen Freymaurer, von Anfang bis auf unsere neuere Zeiten.

Cap I.

Vom Ursprung, Fortgang und fernern Wachsthum des Freymaurer-Ordens.

 

81-82

 

Aber das merckwürdigste, was wir ferner hier noch bevzubringen haben, ist die bewegliche Affaire von Wien, wo selbst sie im abgewichenen 1743 Jahre, eine besondere Fatalität gehabt. Verschiedne Frauenzimmer, welche gelüstet hat, diß Geheimniß einzuschauen, sind auf den Einfall gerathen, sich in Manns-Kleidern zu verbergen, und unter verstellten Nahmen, die Aufnahme in diesen Orden zu suchen. Es gelung ihnen aber nicht, sondern sie sahen sich beschämt, und abgewiesen.

Das Examen, so scharff es auch war, that ihnen nicht so wehe, als die abschlägige Antwort selbsten, zumahl da sie sich nicht bereden konten, daß die Freymaurer Feinde des schönen Geschlechts seyn solten.

 

Sie wolten demnach zeigen, daß ein Frauenzimmer, so aus ihrer Gunst eben kein solch Freymaurer Geheimniß machet, sich nicht ungestrafft abweisen lasse. Sie wendeten demnach alle ihr Ansehen bey der Königin an, eine so unzugängliche Gesellschafft zu überrumpeln. Dieses Vorhaben wurde an einen Abend, da sie versammlet bey einander verschlosen waren, mit aller Behutsamkeit ausgeführet.

 

 

104-107

 

Eine Schutzschrifft vor die Freymaurer, durch den Bruder Procopius, Mediciner.

 

107

 

Schönes Geschlechte, wir haben vor euch so wohl Ehrerbietung, als Hochachtung.

Allein wir fürchten uns auch vor euch, und unserer Furcht ist rechtmässig,

Ach! Wir erfahren aus der ersten Lehre

Die man uns giebt, dass Adam den Apffel von euren Händen genommen hat,

Und dass ohne eure Liebreitze, vielleicht ein jeder Mensch ein Freymaurer seyn würde.

 

 

108-110

 

Andere neue Lieder

 

110

 

Bezauberdes Geschlechte! verwillige uns doch deinen Beyfall!

Ein jeder Freymaurer erweiset dir Ehrerbietung, und macht sich eine Ehre draus.

Durch die Erwerbung eurer Hochachtung machet man sich dieses Namens würdig.

Wer einen Feind des Lasters nennet, der bezeichnet damit einen Freymaurer.

 

 

110-113

 

Ein anderes Lied vor die Freymaurer, welches 1743 im Dec. übergeben.

 

111-112

 

Verzeihe, zärtliche Liebe, wenn die Nymphen deines Hofes, nicht in unserer Versammlungen geruffen werden.

O Liebe! Dein Character ist nicht verschwiegen zu seyn!

Könntest du wohl als ein Kind, unser berühmtes Geheimniß verschweigen?

Du thust, ohne unsere Geheimnisse zu beunruhigen, Böses gnug.

Du würdest uns Neben-Buhler machen, wir aber wollen Brüder seyn.

Unsere werthe Familie fürchtet sich vor die Zänckereyen, welche des Pater Barnabas seine Krücke gebühret.

Allein glaube nicht, daß so schöne Seelen, deinen Schritten zu folgen, sich beständig empören werden.

Unsre Seuffzer, machen den Annehmlichkeiten deines Gesetzes, den Lobspruch.

Ein jeder Ehrlicher Bruder, wenn er aus seiner Loge geht, ist dir ergeben.

 

 

116-117

 

Eine schöne Dancksagung des Abts Freron, an die Ehrwürdige Versammlung gerichtet, am Tage seiner Aufnehmung.

 

117

 

Und so siehet ein ächter Freymaurer aus:

 

Wer Gott, was Ihm gebührt, der Welt das Ihre qiebt:

Dem Herren redlich dient, den Nächsten nicht betrübt;

Nichts wider die Natur, Vernunfft, Gesetze übt,

Das schönere Geschlecht vernünfftig, edel liebt;

In Nöthen stets ein Freund, mit That u. nicht nach Schein:

Wer wohl zu schweigen weiß, und dessen Wandel rein;

Der tritt gantz ohne Scheu in diesen Orden ein

Und kan mit allem Recht ein würd'ger Maurer seyn.

 

 

119-121

 

Eine neuere Ubersetzung des vorhin schon beygebrachten Traums, welche wegen ihrer schönen Pöesie, und vortref.. Ausdrucks lesens würdig ist.

 

120

 

Nicht Argwohn, daß diß Glück Verrähter finden möchte

Verbannet hier mit Schimpf das reitzende Geschlechte.

Wenn mit der Schönheit sich hieher die Liebe schleicht,

So fürcht ich, daß vor ihr die Brüderschafft entweicht.

 

Vor bittre Eyffersucht, die schönen Blick' erhitzen

Kan weder Freundschaffts-Pflicht, noch Bruder-Nahmen schützen;

Ihr Strahl zwingt Seufzer ab, lockt Thränen aus der Brust,

So stört die Wollust leicht der Freundschafft stille Lust.

 

 

121-176

 

Cap. II.

Fernere Historische Fortsetzung von den ältern und neuern Verfassungen und Gebrauchen der Frey-Mäurer-Gesellschafft.

 

169

 

Wir wollen aber noch einige gute Anmerckungen beyfügen über die obige Sammlung der Fragen, welche den Kern der Maurer-Zunfft in sich enthalten sollen. Nemlich es erblicket hierin ein forschendes und scharffsehendes Auge auch ohne Brillen eine wundersame Ubereinstimmung zwischen den Gebräuchen und Grundsätzen dieser Gesellschafft, und den vielfältigen Gewohnheiten und Ceremonien der Alten. Wer nur einigen Geschmack und Lehrbegierde hat, muß sich darüber ergötzen, wenn er wahrnimt, daß einige Überbleibsel der alten Gebräuche und Gelahrtheit darinn enthalten sind.

 

173

Andere Leute haben die Freymaurer vor Feinde des weiblichen Geschlechts ausgeschrien, und mancherley Unwahrheiten dißfalls von ihnen ausgesprenget: Allein ob gleich in den Loge-Stunden die Maurer den Umgang mit Weibs-Personen nicht zulassen, so sind und bleiben sie ihnen doch gewogen, und werden auch gute Ehemänner, ob sie gleich dieselben nicht eigentlich zu Mitgliedern ihrer Gesellschafft mit aufnehmen.

 

 

207-261

 

Kern und Auszug einer wohlgemachten neuern Schutz-Schrifft vor den Freymaurer-Orden, welcher den Liebes-Gott Cupido zu ihren Merkzeichen führet.

 

Vergleiche dazu die Vorlage aus dem Jahre 1743:

Nur der Mann ist ein "freyes und nicht unterwürffiges Wesen"

 

 

218-219

 

Endlich haben wir auch bey unserer vorhabenden Schutzschrifft vornemlich mit auf das schöne Geschlecht ein Auge zu richten, und um deren Willen den Orden mit einer geistlichen Mauer zu umgeben. Denn weil, wie bekannt, das Frauen-Volck aus dieser Freymaurer-Gesellschafft gäntzlich ausgeschlossen ist, ohne alle Hoffnung, mit eingelassen zu werden, so könte diese Helffte des menschlichen Geschlechts gar leichte in den Harnisch gebracht werden, den Orden zu verfolgen und zu schaden.

 

Wir können nicht leugnen, daß der Freymaurer Geheimniß, für das weibliche Geschlechte, immerdar verborgen bleiben muß. Auch so gar der höchste Rang und die herrlichsten Eigenschafften derer Damen sind nicht vermögend, ihnen einen Zugang zu verschaffen: Da hingegen denen Manns-Personen so gar bis auf den niedrigsten Stand herunter nicht versagt ist, das Geheimniß zu erfahren, oder als ein Mitglied aufgenommen zu werden.

So wunderlich diese Aufführung der Freymaurer-Gesellschafft dem ersten Ansehen nach scheinet, um so viel nöthiger ist es also, Rede und Antwort darüber zu geben, und alle dießfalls erhebliche Vorwürffe gründlich abzulehnen.

 

239-245

 

§. 11. Achter Vorwurff.

Welcher von der Ausschliessung hergenommen ist, so der Orden dem schönen weiblichen Geschlechte überhaupt, ohne Ausnahme und Einschränkung wieder fahren läßt.

 

Antw. Ich gebe gar gerne zu, daß es ein grosser Fehler dieser Gesellschafft seyn würde, wenn sie vor den Frauenvolck eine Abneigung haben sotten: Dann sie müssen entweder sehr verderbt und mangelhafft an der Seele seyn, oder wider ihr eigen Gewissen reden, wenn sie den Empfindungen der Natur selbst zuwider leben wollen.

 

Dann was manche Weibspersonen etwa vor Schwachheiten und Unvollkommenheiten möchten an sich haben (a), das läßt sich ja dem gantzen Geschlechte nicht eben so beymessen und entgelten.

 

(a) Gleich wie es überhaupt in dieser bösen und verkehrten Welt nicht an Spöttern und falschen Brüdern fehlet, so muß sich leyder! das weibliche Geschlecht besonders gefallen lassen, viele Satyren und Lästerschrifften von dergleichen Unwürdigen Mitgliedern des Menschl. Geschlechts anzunehmen, welche aber in der That vor elende Früchte der Unordnung des Verstandes und des Hertzes verdienen gehalten zu werden.

Solche Leute müssen wider ihr eigen Gewissen reden, wenn sie fast alle Weibs-Personen in eine Rolle bringen. Und wenn sie auch würcklich so dencken, wie sie reden und schreiben, was kan man anders daraus abnehmen, als daß sie sowohl Mißgeburthen am Verstande als am Leibe sind. Denn was kan wohl unvernünfftiger und wiedernatürlicher seyn, als dieses Geschlechte so verächtlich darzustellen. Wir dürffen nur die Erfahrung zu rathe ziehen, so wird sich befinden, daß die Manns-Personen mit mehr Lastern sich verächtlich machen, als die Weibsbilder etwa an sich haben möchten.

Es hat der gütige Schöpfer den beyden Geschlechtern gewisse besondere Eigenschafften zugetheilt, wodurch sie von einander unterschieden sind, und einem jeden sein Beruff bestimmet wird. Die Stärke und Tapferkeit sind zum Exempel solche Eigenschafften, welche dem männlichen Geschlecht insbesondere zukommen, gleich wie die Schönheit, Freundlichkeit und Sittsamkeit dem weiblichen. Übrigens bleibt es wohl dabey, daß beyde auf gleiche Weise zu einerley Zweck, nehmlich zu dem Wohlstande, Nutzen und Vergnügen der menschlichen Gesellschafft das Ihrige beytragen.

Ob nun wohl dieses eine gantz ausgemachte und offenbare Sache ist, so finden sich doch viele von solchen frechen und aufgeblasenen Mannspersonen, welche sich durch gewisse Vorzüge, die ihrem Geschlechte eigen zu seyn scheinen, als da ist die Ausübung der Künste und Wissenschafften, das Recht, Land und Leute zu beherrschen und ihnen Gesetze zu geben etc. dergestalt einnehmen lassen, daß sie aus thörichter Eigenliebe, die unter das gantze ausgetheilte Vortheile in ihren Personen beysammen zu finden glauben, und das weibliche Geschlechte dargegen mit einen gewissen Hochmuth und niederträchtigen Sinn betrachten. Nach ihren äusserlichen Bezeigen und gefällten Urtheilen, soll das Frauenzimmer nur allein zu ihren Vergnügen erschaffen seyn.

Nimt man denselben aber auch dieses kleine Verdienst, welches sie den Weibsleuten etwa noch gönnen wollen, so ist es nach ihrer Meynung weiter zu nichts nütze, sondern eine schwache, leichtsinnige, und für sich selbst zu gründlichen Gedancken untüchtige Creatur, welche lediglich nur soll zu Fortpflantzung des menschl. Geschlechts gebraucht werden.

Kaum daß dergleichen unfreundliche Mannspersonen ihnen noch eine Seele beylegen, und nicht so gar auf die Gedancken gerathen, daß sie dereinst in ein bloses Nichts wieder zurückkehren würden.

Doch genug hiervon.

 

 

 Dahero wäre es allerdings was bedenckliches, wenn dieser Orden das schöne Geschlecht aus solchen verächtlichen Ursachen von sich ausschlösse: Aber sie bezeugen und bekennen vor jederman, daß sie alle Hochachtung, Liebe und Vergnügen gegen das weibliche Geschlechte empfinden, und gantz andere Ursachen haben, warum sie das Frauenzimmer aus ihrer Gesellschafft, aus ihren Versammlungen und Logen ausschliessen, und nimmermehr ihnen einen Zutritt verstaten können, ob sie gleich sonsten in ihren Umgang wie andere gute Menschen gegen die Weibs-Personen gesinnet bleiben.

 

So seltsam diß Verhalten ist, um so viel nöthiger ist es auch deßhalben einige Rechenschaft zu geben. Die Ursachen ihrer Ausschliessung sind nicht etwa die Furcht, daß sie dereinst die Geheimnisse der Freymaurer ausplaudern möchten: noch auch die vermuthlich-entstehenden Jalousien, wenn beyderley Geschlechter so ein gemeinschafftlich brüderlichen Umgang mit einander haben solten, auch endlich nicht die Blödigkeit, oder Menschen-Scheu, man möchte bey der Welt deßwegen blamirt werden, und in den Verdacht böser Dinge gerathen: Sondern die Ursach ist vielmehr von grössrer Wichtigkeit. Es erfordert nemlich der Orden zu seinen Mitgliedern lauter freye Leute, welche nicht so depenclent und unterwürffig sind, als das weibliche Geschlechte.

 

Denn von den Weibspersonen ist es fast in der gantzen Welt gebräuchlich, daß sie als verehlichte Leute unter (b) den Willen ihrer Männer stehen, oder so lange sie noch jung und ledig sind, doch ihren Eltern und Vormündern unterworffen bleiben müssen. Und wenn gleich diese Letztern nach erhaltenen mannbaren Alter ebenfalls ihre eigene Herren werden, so können sie doch nicht vor ihre gantze Lebens-Zeit die Versicherung leisten, daß sie in der Freyheit bleiben würden. Denn wie leichte läßt sich ihr Hertz durch die Liebe fangen, und in ein Band der Unterwürffigkeit hinein ziehen. Sobald dieses geschehen ist, darff ein Frauenzimmer nichts mehr vor sich selbst vornehmen, sondern muß ihren Mann fast von allen Handlungen Rechenschafft geben

 

 

(b) Hier ist eben der Ort nicht zu untersuchen, ob sich die Manns-Personen mit Fug und Recht einer solchen Gewalt über das weibliche Geschlechte anmassen dürffe, oder ob sie diß Recht durch unbillige Wege an sich gebracht haben.

Genug, daß seit so langen Zeiten die Gewalt, so der Mann über die Weibsleute gebrauchet, eine würckliche und behauptete Gewalt ist, und daß ihm die Gesetze selbst das Wort reden. Zum wenigsten wird man eingestehen müssen, daß alle Religionen in der Welt dem Mann einen Vorzug vor dem Weibern beylegen, und denselben zum Haupte seiner Familie setzen, worunter die Frau sowohl als die Kinder begriffen werden. Nur allein die Christliche Religion scheinet dieses doch wegzuwerffen, und die Weibs-Personen in gewissen Umstanden, nachdem sie gesalbte Christen worden sind, dem männlichen Geschlechte gleich zu machen, wie wir lesen Gal. 3, 28. Hier ist kein Jüde noch Grieche, hier ist kein Knecht noch Freyer, hier ist kein Mann noch Weib: Denn ihr seyd allzumahl einer in Christo.

Wo fern die Hochmüthigen Manns-Bilder dieses bedencken wolten, so würden sie gantz andersgesinnt werden.

 

 

Ja wenn sich die Jungfern auch davor verwahren wolten, und um deßwillen in ein Closter giengen, so werden sie doch auf andere Weise gewissen Geistl. Obern unterworffen, und also bleiben sie niemahls lange (c) sui juris.

 

(c) Es ist zwar leyder so beschaffen unter den Menschen, daß man dem schwächern Theil gern ihre Freyheit nimmt, und sich andern unterwürffig machen will: aber mit was vor Recht oder Unrecht solches geschehe, lasse ich andere beurtheilen.

Es wird einmahl der Oberste Richter dißfalls eine schwere Rechenschafft fordern, daß man freyen Geistern ihre Rechte genommen, daß sie nicht frey vor sich leben können, sondern von anderer Willen dependiren müssen. Es ist zwar billig, daß man so lange vor schwache Seelen Sorge trage, bis sie geschickt und fähig gnug sind, sich selber zu regieren, und nach der Weisheit zu leben: aber beständig unter Vormündern und Pflegern zu sey , oder wohl gar unter Herrschafften, und Eigenwillige Gewalt anderer Menschen, die nicht besser und vollkommner sind, das ist eine grosse Beleydigung des Natur-Rechts, und des herrlichen Bildes Gottes im Menschen.

Dahero sehe ich keinen Grund, und Ursach, warum man diejenigen Personen in beyderley Geschlecht, welche sich wohl regieren können, nicht eben so frey und sui juris mache, und vor sich leben lasse, als andere. Denn die Schuldigkeit andern unterworffen zu seyn, und gleichsam eine moralische Gefangenschafft auszuhalten, lieget nur denen Leuten auf den Hals, welche vor sich noch nicht zu leben wissen, und weder Verstand noch Weisheit genug haben, sich selber gut zu regieren, und ihre wahre Glückseligkeit zu befördern.

Alles Ding hat seine Zeit und Weise, seine Ordnung und Maaße, darnach alles muß abgerichtet werden, was recht und gut seyn soll.

 

 

Zugeschweigen, was bey Eltern oder Ehemännern, und andern Aufsehern vor widrige Vermuthungen dißfalls entstehen würden, wenn ihre Untergebne sich öffters in den Versammlungen der Mannspersonen einfinden sotten. Man weiß wohl, wie übel gesinnet die Welt ist, und was vor böse Folgen leyder zufälliger Weise aus dergleichen Umgang erfolgen möchten. Denn wie wenig Menschen sind doch im Stande, sich selbst recht zu gouverniren und die Tugend zu bewahren?

Ja wenn zugleich mit dem Eintritt in diese Gesellschafft das eitle böse Hertz verändert würde, so möchte es wohl unschuldig bleiben.

 

Aber eben diese noch anklebende Unvollkommenheiten sind die weise Ursach, warum die Freymaurer dieses schöne Geschlechte von sich ausgeschlossen haben. Dahero bezeugen sie öffentlich, daß dergleichen Ausschliessung nicht daher rühre, als ob sie das Frauenzimmer ihrer Geheimnisse unwürdig hielten; Sondern weil dieses Geschlechte gleichsam zur Unterwürffigkeit scheinet gebohren zu seyn, und also nicht wohl kan zu Mitgliedern freyer Leute angenommen werden. Dahero hoffen die Freymaurer von ihnen mit Recht, sie wollen es nicht übel aufnehmen, sondern ebenfalls die Gewogenheit gegen die Freymaurer behalten, welche diejenigen, so am meisten Verstand und Einsicht besitzen, bishero diesen Leuten gegönnet haben.

 

 

336-394

 

Vollständiger Auszug aus dem schönen

Wercke des Herrn Professor Simonetti Sendschreiben an die Ehrwürdige Loge der Freymaurer in Berlin, 1744

 

338

Solle ein Erlauchteter Friedrich eine Verbindung, welche die heilige offenbarte Religion verachtet, und die Menschen von den Leitfaden der Christl. und vernünfftigen Sittenlehre losreißt, beschirmen, und öffentl. Sicherheit schencken?

So gedachte ich, bis mir die bekandte Sammlung von ihren Schutz-Schrifften und Reden 1743. in 8. zu Franckfurth gedruckt vor Augen kam. Ich las dieselben mit einer aufrichtigen Begierde.

 

 

364

 

P. 150. seqq. Führet der Autor den 8ten Grundsatz weitläufftig aus, und hält ihn vor den wichtigsten und bedencklichsten, nehmlich daß kein Frauenzimmer jemahls in den Orden gelangen kan, sondern das weibliche Geschlecht auf immerdar darvon au geschlossen bleiben soll. Die Ursache dessen berichtet zwar der Autor so gut er kan, will aber damit noch nicht begnüget seyn.

Er glaubt nicht ohne Grund, daß noch was gar anders darhinter stecken müsse, weil die Ausschlüssungs-Ursachen, die der Orden vorgiebt, nicht wichtig genug scheinen.

 

 

381-388

 

P. 238. §.14. Kommt der Autor auf den kützlichen Punct von Ausschliessung des weiblichen Geschlechts aus dem Orden; und legt deßhalb ihnen folgende Frage vor: Ob dergleichen Verfahren nicht höchst unbillig, und wider das Recht der Natur lauffe, folglich dem herrlichen Orden einen ewigen Schandfleck anhänge?

 

Ich glaube gewiß, der Orden mag sich entschuldigen und rechtfertigen wie er will, so wird er diesfalls stecken bleiben. Ich will zu Ihrer desto kräfftigern Aufweckung diejenigen Zweiffel und Gründe hier beybringen, welche mir eine Dame von erhabner Geburt und grossen Geiste, darüber gemacht hat. Ja, ich will die Dame selbst reden lassen.

Sie sprach: Der Orden sucht sich dieser Sache halber damit zu rechtfertigen, daß man durch dergleichen Behutsamkeit allen Verdacht und Argwohn einiger Uppigkeiten aufs beste von sich ablehnen könne. Aber was soll das seyn? auf solche Art p. 240. dürffte keine Dame in Gesellschafften von Manns-Personen gezogen werden. Denn der Geifer der Verleumdungen, die übeln Nachreden wird ja leyder über alle, auch die unschuldigsten Sachen ausgeschüttet. soll man sie deßwegen auch unterlassen? Was haben dergleichen Wind-Worte zu bedeuten, wenn uns die böse That nicht anklaget, und  das Gewissen nicht foltert. Genug, daß die Wahrheit u .Unschuld, solche lose Mäuler bald schweigen heissen werden, wenn keine üble Folgen zum Vorschein kommen.

 

Der Orden darff nur eben so behutsam verfahren in der Wahl des Frauenzimmers, als er es thut in Ansehung der Mannspersonen. Zudem sind sie niemals mit einander alleine, sondern mit viel andern Zuschauern umgeben. Wenn gleich eine Fürstin diese geheime Logen besuchte, so würde doch gewiß bey solchen Umständen nicht der geringste üble Verdacht gegen sie entstehen können. Nur die unsinnigen Spötter, die Schandflecke der Menschheit, welche Gott und Religion und alles tadeln, möchten sich villeicht darüber aufhalten.

Wer wolte sich aber durch solche kleine Thierchen vom Guten abschrecken lassen. Wenn man sich vor diese Schatten des Witzes, und vor diese Poltergeister des Verstandes fürchten wolle, so würden die gesetzten Gemüther fast nichts mehr in der Welt vornehmen dürffen.

 

P. 242. die andere Ursach der Ausschliessung soll seyn, ihre natürliche Unterwürffikeit und dependenz, worinn das weibliche Geschlechte sich befindet. Man hat sich deswegen unter den Freymaurern viel Mühe gegeben, durch alle Gattungen der weiblichen Stände aus der Religion und den Rechten zu zeigen, das kein Weibsen recht freyes Wesens sey.

 

Die Dame antwortet aber darauf, daß zwar im Ehestande der Mann die Herrschafft, und Macht zu befahlen habe, dem ohngeachtet sey er ebenfalls kein freyer Mensch vor sich, sondern eben sowohl an vielerley Unterwürffigkeiten gebunden, wie die Weiber. Will er sich aber absolut als ein freyes Wesen aufführen, so wird er alsbald zu einen unbilligen und unvernünfftigen Menschen, der nicht mehr werth ist, in solchen schönen Orden, als der Ihrige ist, ein Mitglied zu werden.

Ist nun also die Macht und Freiheit des Mannes eben sowohl dem Rath und dem Willen der Frauen unterworffen, als diese jenem, sofern sie beyderseits gut ehelich leben wollen, so folget, daß er sich auch nicht gar zuviel Herrschaft herausnehmen, vielweniger die Frau durch einen blosen Machtspruch von solchen Dingen abhalten dürffe, das sie sittsam, vernünfftig, wahrheitliebend, tugendhafft und glückselig machen könnte.

Denn der Mann darff sich nicht einbilden, ein solches Wesen zu seyn, das da thun könne, was er wolle, sondern er muß wissen, daß er als ein freyes Haupt das Beste zu wehlen schuldig sey. Uberdem ist eine Frau ausserdem was zum ehelichen Leben gehört, eben sowohl ein freyes Wesen, als die Manns-Personen: Sie wird auch diese ihre Freyeit so wohl in als ausser der Ehe zu behatten, vor Gott und Natur berechtiget seyn. Demnach folget hieraus, daß die Weibs-Leute kein so niederträchtig Geschöpffe sind, welche sich zu degleichen Orden gar nicht schicken solten. Denn aus der Natur des Ehestands wird diß gewiß nicht zu behaupten seyn. Sie kan die Verschwiegenheit so wohl bewahen als die Manns-Personen, und ist nicht schuldig alles heraus zu sagen, was ihr anvertrauet worden.

 

P. 247. Die Freymaurer antworten zwar darauf gantz bescheiden, und wollenes nicht von der Rechtmäßigkeit dieser Gewalt der Männer über die Weiber verstanden haben, sondern vielmehr nur von den Zustand, wie es jetzt in der Welt sich befindet, da die Manns-Personen durch unrechtmäßige Wege dieses Herrschaffts-Recht an sich gebracht haben, und die Gesetze darnach sprechen.

 

Genug, daß die Sachen nun würcklich so stehen, und das weibliche Geschlechte ein unterwürfflges Wesen zu seyn scheinet.

 

P. 249. Was man ferner von den unverehlichten Frauenzimmer vorgeben will, beweiset ebenfalls nicht, was es beweisen soll. Denn wer wird doch so thöricht seyn, und behaupten, daß eine Jungfer ihren künfftigen Mann ihr gantzes Hertz und alles, was sie nur wisse, entdecken müste. Es wird zwar ihre vorige Freyheit wohl ziemlich eingeschränckt, aber nicht gar vernichtet. Soviel giebt man wohl zu, daß die Frauens ihren Männern müssen Rechenschafft geben von ihren Aufführungen, wenn sie ein wenig verdächtig sind: Aber auf gleiche Welse, ist diß auch eine Pflicht der Männer gegen die Weiber: und bleibt also einerley Verhältniß. Was also den Mannspersonen recht ist, das muß auch den Weibsen recht seyn.

 

Der Eintritt in den Orden, kan also aus dem Grunde den Weibs-Leuten nicht verwehret seyn, oder es gilt diß einem so wohl als dem andern.

 

P. 251. Und was soll ferner die Redensart, Rechenschafft geben, bedeuten? Es kan dreyerley Verstand haben, nemlich entdecken, warum man diß oder jenes in Absicht seines Zustands verrichte: Oder sich wegen etwas entschuldigen, daß es nicht wider seine Pflichten lauffe, wie es andern scheint: Oder es kan heissen, von allen, was man nur vornimmt, den Ursprung die Absichten und den gantzen Zusammenhang Haarklein entdecken.

 

Im ersten und letztern Sinn, dürffen weder Mann noch Frau einander Rechenschafft geben, es sey denn in Puncto der Ehe-Sachen etc.

 

P. 253. Was endlich anlanget den Vorwand, den die Freymaurer auch wider die beständig-ledigbleibenden Frauenzimmer, beybringen, daß sie doch vielleicht eine Closter-Nonne werden möchten, so findet das eben also statt bey den Manns-Personen. Denn dieselben haben eben so wenig Versicherung, daß sie nicht in den Münchsstand treten werden, und alsdenn sind sie in gleicher Unterwürffigkeit wie die Closter-Schwestern.

 

P. 254. Zuletzt giebt man auch noch eine Ursach der Ausschliessung an, hergenommen von den vielen Verdrießlichkeiten, Jalousien und Verfolgungen, so daraus entstehen würden: welches zwar gewissermassen wahr ist, aber es kan diß ebenfalls in Ansehung der Manns-Personen statt finden, und müsten sie auch deßwegen zum Eintritt in den Orden untüchtig werden, wie solches die Freymaurer selbst zugestehen.

Demnach gilt dieser Vorwand soviel als nichts, und man wird auf beyden Seiten auf klägliche Mittel bedacht seyn müssen, dergleichen unumgängliche Verdrüßlichkeiten zu heben, oder zu verhindern, welches unter vernünfftigen Menschen gar was leichtes seyn solte. Zudem wäre es vielmehr eine sonderbare Ehre vor den Mann, wenn durch die Aufnehmung seiner Frau in den Orden ein öffentliches Zeugniß abgelegt würde, von ihrer Tugend und Vortrefflichkeit, weil sie lauter edle und vollkommne Seelen nur darzu einzulassen pflegten.

 

P. 257. Aus allen diesen vorgetragnen, sagte die Dame, wird offenbar, daß der Orden dem weiblichen Geschlechte groß Unrecht thue, und sein unbilliges Verfahren gegen uns, auf keine Weise rechtfertigen kan.

Sie vermehrte ihre Klagen wieder sie, und fuhr fort, also zureden:

Es ist ein Verfahren, welches wider alles Recht der Natur, wider die Grundsätze der Liebe, und selbst wider die Absichten und Zwecke ihres Ordens läufft. Denn die Gesetze der Natur erfordern von uns, daß man allen Menschen ohne Unterscheid die gute Sittlichkeiten einpflantzen soll, wo man Gelegenheit darzu weiss. Und darzu hat sich der Orden eben verbindIich gemacht, also muß er seine Bemühungen auch auf die Weibsleute abrichten, wenn er sie nicht aus den Menschen-Geschlechte ausschliessen will.

Oder hält er sie etwa vor keine rechte Menschen? Können sie nicht eben so wohl die reitzenden Vorschrifften der Wahrheit, Frevheit und Tugend zu Regeln ihrer sittlichen Handlungen machen?

 

Ich muß dahero meinen Schwestern recht geben, wenn sie das Gesetze der Natur wider die Freymaurerey zur Ahndung auffordern. Ich muß ihren Klagen das Wort reden helffen, und ihre Erbitterung einen gerechten Eyffer nennen. Denn niemahls hat eine Anzahl von Mannspersonen das Ansehen des weiblichen Geschlechts, so, als diese in dem Freymaurer-Orden, verkleinert.

Die Billigkeit tritt auf unsere Seile. Denn wir haben alle das Gute der vernünfftigen Menschheit mit den Mannspersonen gemein. Man muß uns wie ihnen zugestehen, daß wir Seelen, Cörper, Kräffte, Pflichten, Verbindungen, Absichten, Gesetze und freye Handlungen haben. Wir suchen auch wie sie unsere Glückseligkeit zu befördern. Und doch müssen wir die Schande leyden, die man uns nach diesen Ordens-Eigensinn  öffentlich vor der gantzen Welt anthut.

Aber der Orden thut sich selbst Schande an. Denn alles ist bey ihm widersprechend und voller Lügen, wenn man es gegen die Ausschliessung unsers Geschlechts hält. Ich will den Beweiß darvon darlegen. Sie geben vor, sie wollen dem gantzen menschl. Geschlechte nützlich seyn: gehören wir denn nicht mit zur Welt? Haben wir einen Antheil an den gemeinschafftlichen Entzweck?

Der Orden sagt ferner, wir suchen die natürl. Einigkeit unter den Menschen, ohne Absicht des Standes, des Geschlechts, des Volcks, der Religion und andere Umstände, die sonst einen Unterscheid machen können, wieder aufzurichten und herzustellen. Alle Menschen haben zu diesen Orden Zutritt, weil sie Menschen sind. Nun, sind wir denn das nicht? Widerspricht sich nicht die Aufführung des Ordens in Ansehung unserer? Gewiß, er muß verstummen, wenn er die Wahrheit liebet.

 

Ferner, der Orden sucht keine Gegner. Und doch, indem er das weibliche Geschlecht auf beständig von sich stößt, ohne alle rechtschaffene Thatsachen, so macht er sich die halbe Welt zu seinen Gegnern. Er sucht seine Parthey durch Druck und Verfolgung nicht groß zu machen. Und in dem er uns seine Zimmer verriegelt, verfolget er uns heimlich, und machet, daß wir ihn anfeinden müssen. Er hat auch bereits unsern gerechten Widerwillen gefühlet. Also die Damen werden unabläßig wider den Orden seyn, und zwar von Rechtswegen etc.

 

P. 264. Aber vielleicht fehlet unsern Geschlechte die Geschicklichkeit, die Sprache des Ordens zu erlernen? Wir glauben alle die Vortheile des Geistes zu besitzen, welche die Mannspersonen von sich rühmen.  Sollen wir denn noch schlechter seyn als die Americaner? Der Orden bekennet ja selbst, daß jederman, der nur fähig ist, dasjenige, was er will gethan haben, auch an andern auszuüben, würdig sey, ein Bruder zu werden.

Mangelt uns denn diese Fähigkeit? Wohnet unter uns keine Tugend? Wie strenge gehet doch der Orden mit uns um? Er schmeichelt uns auf einer Seite, und auf der andern Seite verkleinert, verachtet und verschmähet er uns. Sollen wir wohl glauben, daß er die schuldige Hochachtung vor uns hege? Gewiß, wenn wir nicht mehr werden dencken, urtheilen und schliessen können, alsdenn möchte er uns dessen überreden, eher nicht.

 

Ferner hat sich der Orden anderswo erklähret, was in ihren Logen verboten sey. Da er nun unsere Aufnahme abschlägt, so muß man diese fehlerhaffte Merckmahle an uns wahrnehmen. Wie verwerfflich müssen wir demnach in den Augen dieser eingeschlossenen Mannspersonen seyn? kan man uns ungestalter abmahlen?

 

Nunmehro mag die Welt von den Gründen des Ordens, darauf man unsere Ausschliessung bauet, urtheilen. Wir überlassen unser Recht, der Wahrheit, der Vernunfft, der Tugend, dem Gesetze der Natur, und der unpartheyischen Welt, die sollen zwischen uns und den Orden Richter seyn. Man überläßt es also den Ehrwürdigen Freymaurer-Orden, wie er diese Zweiffel am besten entscheiden werde können.

 

 

408-424

 

Dass nur Edle Seelen, wahre Freymaurer werden können;

In einer Versammlung zu Hamburg gehalten. 1744.

 

[die folgenden Absätze in ähnlichem Wortlaut auch in:

Der sich selbst vertheidigende Freymäurer, 1744, 251-253.]

 

421-422

 

Es bleibet also den edlen Seelen allein das Vorrecht eigen, daß sie wahre Freymaurer seyn können. Weil nun dem also ist, so möchte es den Anschein haben, als ob wir dem liebenswürdigen Geschlechte die edle Seelen absprechen wolten, weil es eine bekandte Sache unter uns ist, daß dem Frauenzimmer aller Eintritt in unsern Orden versaget werde.

 

Dieses ist noch ein wichtiger Punct, den ich mit Stillschweigen nicht gar übergehen darff, weil aus unsern vorgetragenen Satz gantz natürlich zu fo!gen scheinet, daß wir sie nicht vor edel hielten. Aber, geneigteste Gönnerinen, es ist wahr, wenn wir so gedächten, so wären sie berechtiget, uns mit Verachtung und Feindschafft zu bestrafen, und uns von denen auszuschliessen, welche ihre Gewogenheit glücklich macht.

Doch solche finstere Geister dürffen sie in unserer Zunfft nicht vermuthen. Wir wissen gar zu wohl, daß die heitere und edle Seele vieler schönen Kinder, sehr offt den dunckeln Geist der Männer beschäme. Wir wünschten dahero, daß die Umstände unsers Ordens es erlauben möchten, unsere Versammlungen mit der Anmuth, der Schönheit, dem Reitze und der Munterkeit des unschätzbaren Geschlechts zu zieren. Wir wünschen uns dieses Vergnügen mit Sehnsucht, mit Empfindung, mit Eyfer. Allein wir dürffen es nicht hoffen . . .

 

Indessen, edle Freundinnen, finden sie bey uns Hertzen, die nichts als Hochachtung und edle Triebe für Sie kennen; Die kein Schicksal verändert, solange wir des Nahmens wahrer Freymaurer würdig sind . . .

 

 

455-480

 

Auszug aus dem curiösen Tractat, welcher in Leipzig, bey Arckstee und Merckus nur kürtzlich 1745. mir Kupffern herausgekommen, unter dem Titel: Der verrathene Orden der Freymaurer. Und das offenbarte Geheimniß der neuen Mops- Gesellschafft in 8vo.

 

460-461

 

P. 10.11. Das Französische Frauenzimmer fieng vor einigen Jahren an gewisse Englische Moden nachzuahmen, und dadurch kam dieser Orden nach Franckreich. Aber dieses zauberische Geschlechte, welches der Frantzose anbetet, ohne daß er sich recht Zeit nimmt, es zu lieben, wurde auch gar bald die Gelegenheit, das Freymaurer-Geheimniß zu verrathen.

Ein ausposauntes Geheimniß ist schon halb entdeckt. Und obgleich alles verschwiegen gehalten werde solte. so blieb es doch nicht gar lange so verborgen. Denn die Fratzösische Curiositätt, da sie die schwachen Schrancken, in welchen ihre Lands-Leute ihr Geheimniß eingeschlossen hatten, nicht mit Gewalt durchbrechen können, haben die Arglist angewendet, welche der Gemüths-Art dieser Nation am glelchförmigsten ist. Die Neubegierigen haben eine verächtliche Gleichgültigkeit gegen Geheimnisse angenommen, die man ihnen so halsstarrig verbarg.

Diß war das wahre Mittel, Leute geschmeidigere  zu machen, derer Verschwiegenheit nur prahlerisch war. Solche List hatte auch ihre Würckung. Man fieng an darvon zu schwatzen; bald wurde diß, bald wurde jenes laut. Dergleichen verschiedne Sammlungen wurden beynahe zu einen vollkommnen Ganzen.

Und endlich ist es zu den Punct der Richtigkeit gebracht worden, unter welcher Forme es anjetzo der Welt publicirt wird.

 


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