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The Brotherhood. Inside the Secret World of the Freemasons. London: Carlton Books 2006;
dt.: Die Welt der Freimaurer. Die geheime Bruderschaft. Wien: Tosa 2006, 20 und 24-26.

 

 

 

Das Thema Besuche und Anerkennung liegt oft dem falschen Eindruck zu Grunde, dass die Freimaurerei nur Männern zugänglich wäre.

Es gibt tatsächlich rein männliche „Anerkennungskreise", doch es gibt auch rein weibliche und gemischtgeschlechtliche. Da mit der Anerkennung auch das Recht auf Zugang verbunden ist, ist es den geschlechtsspezifischen Logen nicht möglich, Logen des anderen Geschlechts oder gemischtgeschlechtliche anzuerkennen. Würden sie das tun, würden sie gegen das Geschlechtskriterium verstossen - das ursprünglich, ebenso wie das Religions- und Politikverbot, eingeführt wurde, um interne Zwistigkeiten zu vermeiden. Die Freimaurerei ist nicht sexistischer als das Schulsystem, in dem es ebenfalls alle Formen des Geschlechtermix gibt.

 

Der falsche Eindruck einer „rein männlichen Freimaurerei" ist allein das Ergebnis schlecht recherchierter (oder bösartiger) Medienberichte, die die Politik einer einzelnen Grossloge mit der Freimaurerei insgesamt verwechselt haben. Das ist, als würde man Bayern München mit dem gesamten deutschen Fussballsport gleichsetzen.

Die Vereinigte Grossloge von England - der als ältester noch existierender Grossloge der inoffizielle Respekt der meisten anderen Grosslogen zuteil wird - bestätigte vor Kurzem, dass zwei rein weibliche Grosslogen in allen Aspekten als regulär zu betrachten sind, bis auf ihre weibliche Mitgliederschaft: Eine klarere Anerkennung lässt ihre eigene Verfassung gar nicht zu.

 

Freimaurerei für Frauen

 

Als die Freimaurerei entstand - im 18. Jahrhundert -, nahmen ihre Mitglieder stillschweigend an, dass Frauen gar nicht interessiert seien. Eine Reihe von Quellen berichtet von völlig regulären Logen mit weiblichen Mitgliedern und eine der ersten Beschreibungen der Tempelarbeit enthält die Formulierungen „Er oder Sie" in Bezug auf den Kandidaten, doch zum Grossteil waren Frauen damals zu sehr unterdrückt, um eine Rolle zu spielen. Im 19. Jahrhundert blühte der Sexismus erst so richtig auf und zu dieser Zeit war die Anforderung, dass ein Freimaurer männlich zu sein hatte, bereits als formale Rahmenbedingung anerkannt.

 

Als der Grossorient von Frankreich 1877 seine Satzungen reformierte, war das ein Zeichen, dass es in Ordnung war, von der „regulären" Freimaurerei abzuweichen. Bald bildeten sich zwei internationale gemischtgeschlechtliche Gruppen: Le Droit Humain und der Orden der internationalen Co-Freimaurerei. Beide sind heute noch weltweit aktiv. Der Grossorient und alle angegliederten kontinentalen Grosslogen gewährten ihnen rasch volle Anerkennung und ebenso den neu entstehenden reinen Frauengrosslogen. Eine völlig eigenständige Frauenorganisation mit ähnlichen Zielen, der „Orden der Weberinnen", wurde ins Leben gerufen und florierte.

 

Die Anglo-Freimaurerei anerkennt formell noch immer keine rein weiblichen oder gemischten Grosslogen, mit der Begründung, das würde gegen ihre Satzung verstossen. Der Widerstand gegen einen solchen Schritt kommt heute vorwiegend aus Nordamerika. Die UGLE akzeptiert jedoch ganz offen weibliche und gemischte Verbände als vollwertigen Teil der Freimaurerei, nur eben nicht unter der Fahne der UGLE. Ihre Stellungnahme vom März 1999 lautete einfach „Freimaurerei ist nicht auf Männer beschränkt", mit dem simplen Zusatz: „Diese Grossloge nimmt keine Frauen auf."

Zwei in England beheimatete Frauengrosslogen - die Honourable Fraternity of Ancient Freemasons (die soeben Logen in Spanien und Gibraltar gründet) und der Order of Women's Freemasons - sowie eine gemischte Grossloge wurden von UGLE als voll regulär anerkannt, mit Ausnahme des Geschlechts ihrer Mitglieder; diese Erklärung könnte der Vorbote einer vollen Anerkennung sein.

Bemerkenswert ist, dass sich die beiden weiblichen Gruppen und die gemischte aus denselben Gründen formell nicht gegenseitig anerkennen. Sie stehen jedoch bei gemeinsamen Interessen in informellem Kontakt.

Frauengrosslogen gibt es in vielen europäischen Ländern. In Nordamerika trifft Frauenfreimaurerei noch immer auf Widerstand. Statt sich einer weiblichen Loge anzuschliessen - die Frauengrossloge von Belgien hat vier Logen in den USA -, treten interessierte Frauen eher dem Order of the Eastern Star bei, der für Freimaurer und ihre Partnerinnen gedacht ist.

 

Es gibt unzählige kleine, selbst gestaltete Grosslogen. Manche davon scheinen eine Protestbewegung gegen eine bestimmte Ansicht einer etablierten Grossloge zu sein und sind eher kurzlebig; andere sind schlicht Betrüger, die angehenden Freimaurern nur das Geld aus der Tasche ziehen wollen. Allgemein gilt, dass jede angeblich freimaurerische Gruppe, die nicht von irgendeiner Grossloge innerhalb der Anglo-, der kontinentalen, der Prince-Hall- oder der Co- bzw. Frauenfreimaurerei anerkannt ist, mit extremer Vorsicht genossen werden sollte.

 


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