Home "Über die Ausschliessung des schönen Geschlechts"

 

 

Freymäurer-Bibliothek.

Erstes Stück.

Zweyte Auflage.

Berlin, bey Christian Ludewig Stahlbaum, 1782, 88-90

(1. Aufl. 1778; 3. Aufl. 1792)

 

 

[Besprechung des folgenden Werks:]

Schreiben eines Maurers an Mylord Robert Truell, einem Mitgliede der Gesellschaft der Plauderer über die Ausschließung des schönen Geschlechts aus dem Freymäurerorden, aus dem Englischen übersetzt, 8. 1741.

 

 

Da diese Frage in der Folge noch sehr oft aufgeworfen werden wird, so will ich hier nur etwas weniges zur Beantwortung derselben sagen, um sie hernach auf immer mit Stillschweigen zu übergehen. Es ist fast nicht der Mühe werth, darauf zu antworten, und unsere Gegner haben uns diesen Einwurf mehr in der Absicht uns zu schikaniren, und etwas drolliges vorzubringen, als daß sie es selbst für eine Sache von Erheblichkeit gehalten hätten, gemacht.

 

In dem Constitutionsbuche (Edit. II. de anno 1743. Anhang pag. 46.) wird der wichtige Grund angeführt: weil ein Frauenzimmer niemals frey ist, sondern entweder unter der Herrschaft ihrer Eltern, Verwandten oder ihres Mannes stehet, so kann sie wegen ihrer Freyheit niemals Versicherung leisten, und also kein Glied unserer Gesellschaft werden.

 

Siehe:

Nur der Mann ist ein "freyes und nicht unterwürffiges Wesen"

 

Man hat zwar hierauf geantwortet; aber die Stärke dieses Grundes selbst nicht geschwächt, weil Wahrheit nicht zugleich Lüge seyn kann.

 

 

In einer andern Schrift eines unserer Mitglieder (Beantwortung der Schrift über die Duldung der Freymäurer 1776), wird über diesen Punkt gesagt: die wahre Maurerey hat nichts mit Weibern gemein, und die wahre Ursache davon stehet im zweyten Briefe an den Timotheus Kap. II. Vers 4.

Kein Kriegsmann flicht sich in Händel der Nahrung, auf daß er gefalle dem, der ihn angenommen hat.

 

Ich könnte noch hinzu fügen, daß da sich der Ursprung aller unserer Lehren und Gebräuche in dem entferntesten Alterthume verliehet, auch die Ausschließung des Frauenzimmers, zu welcher unsere Vorfahren ihre guten Gründe hatten, ist beybehalten worden.

 

Bey den Egyptern wurde kein Frauenzimmer in der heiligen Sprache, den Hieroglyphen und den Lehren der Weisheit unterrichtet; sie durften nie die zehn ersten hermetischen Bücher lesen, und konnten es auch nicht, weil sie mit hieroglyphischen Charactern geschrieben waren. Sie waren daher auch zur Regierung unfähig, weil die Könige aus dem Priesterstande, welcher in eben den angeführten Wissenschaften erfahren war, genommen wurden.

 

In Griechenland sind zwar Frauenzimmer zu den kleinen Mysterien gelassen, in welchen die Kenntniß eines wahren Gottes gelehrt wurde: allein zu den innern konnten sie niemals gelassen werden.

 

In China sind noch heutigestages vermöge eines Grundgesetzes die Frauenzimmer von der Regierung ausgeschlossen, weil sie das grosse Opfer nicht bringen können, welches der Kaiser als Opferpriester jährlich viermal bringen muß.

 

Da wir übrigens nie die Absicht haben, eine besondere Sekte zu stiften, und uns also an einer großen und geschwinden Vermehrung wenig gelegen ist, sondern unser Endzweck mehr wissenschaftliche Gegenstände betrift; so ist es eben so lächerlich, daß man uns aus der Ausschließung des weiblichen Geschlechts ein Verbrechen macht. Könnte man den Orden des heiligen Benedicts, oder eines andern Heiligen, deswegen tadeln, weil seine Glieder in ihren Klöstern nicht in einer Gemeinschaft mit Weibern leben?

 

Unser gegenwärtiger Verfasser hat die Beschuldigung von einer lächerlichen Seite betrachte!, und da Schriften dieser Art bloß wegen der Art ihres Vortrags gefallen, und nothwendig in einem trockenen Auszuge alles Anziehende verlieren; so verweise ich jeden, der Lust hat seine Gründe zu lesen, zur Schrift selbst; doch wird man sehr wenig verlieren, wenn man sie auch ganz ungelesen läßt.

 

 

[Kommentar zu einem „Schreiben an den Herrn H***:]

 

[Das ist ziemlich wörtlich zitiert aus:

Oekonomische Encyklopädie oder allgemeines System der Staats- Stadt- Haus- und Landwirthschaft. Von D. Johann Georg Krünitz. Band 15, 1778, 62.]

Derselbe Text findet sich auch in:

C. Lenning: Encyclopädie der Freimaurerei. Zweiter Band, H bis M. Leipzig: F. A. Brockhaus 1824, 374.]

 

105

 

Man hat die Gewohnheit, jedem neu aufgenommenen Bruder ein Paar Frauenzimmerhandschuh zu überreichen, um sie derjenigen zu geben, die er am meisten schätzt.

Ja, man hat sogar seit einiger Zeit durch Nachahmung Frauenzimmer in die Geheimnisse der Maurerey eingeweihet. Doch sind diese von denjenigen, welche dem männlichen Geschlechte mitgetheilt werden, verschieden. Die Grade der Frauenzimmer sind aus dem ersten Buche Moses genommen; die Symbolen und Bilder haben auf die Tugenden ihres Geschlechts Beziehung, und die Loge stellt bey der Aufnahme den Garten Eden vor. Dieser weibliche Orden hat die Lehre zur Absicht, daß das Weib von Gott zur Gehülfin des Mannes geschaffen sey, und daß diese Vereinigung, als ein Geschenk seiner wohlthätigen Hand, eine Freystadt des Vergnügens, der Ruhe und der Unschuld seyn sollte:

Aber daß die Neugier auf der einen, und die Süßigkeit der Verführung auf der andern Seite, den Fall des ganzen menschlichen Geschlechts verursacht habe. Beym Schlusse ermahnt man die aufgenommenen, diesen Schaden durch ihre Tugenden wieder zu ersetzen, wodurch sie allein das Band der Vereinigung befestigen, und uns die reinen und wahren Freuden des Lebens empfinden lassen können.

 

 

[Auszug aus der Besprechung des folgenden Werks:]

 

140-141

 

Anderweite Beantwortung der Fragen des Herrn Etatsrath Moser von Geduldung der Freymäurergesellschaften in Rücksicht auf den Westphälischen Frieden, 1776. 35 S. in 8.

 

Er bekennt sich offenherzig als ein Mitglied unserer Gesellschaft, nicht um sich daraus etwas zu gute zu thun, sondern bloß um zu zeigen, daß er von der Sache, deren Vertheidigung er übernimmt, Kenntniß und Wissenschaft habe.

 

So schwankend und unbestimmt auch dasjenige ist, was man von uns weiß, so ist's doch hinreichend, um uns mit Billigkeit zu beurtheilen. Der Orden besteht aus einer Gesellschaft von Männern, die in verschiedene Grade abgetheilt sind; die ihre Verfassung und eigentliche Abficht vor allen Neugierigen verborgen halten

 Alles was man hin und wieder von Weiberlogen gesagt, gehört zum Spielwerk unächter Logen; die wahre Maurerey hat nichts mit ihnen zu schaffen.

So viel scheinbares und für Unerfahrne blendendes Raisonnement auch der Verfasser des Versuchs über die Mysterien der Freymäurer [siehe oben S. 105] um dem Frauenzimmer zu schmeicheln, zum Vortheil dieser Logen vorgebracht; so bleibt es doch immer weiter nichts als eine läppische Tändeley, mit welcher sich nie eine ächte Loge abgeben wird, da die Maurerey gewiß einen weit erhabenern Endzweck hat, als Weiber zu bessern.

 

 


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