Home Freimaurer-Lexicon

Nach vieljährigen Erfahrungen und den besten Hülfsmitteln ausgearbeitet.

Herausgegeben von Johann Christian Gädicke.

Berlin: Gebrüder Gädicke 1818

 

 

9-11

 

Adoptionssystem.

 

Dies System, welches seinen Ursprung dem erfinderischen Geiste des französischen Orients zu verdanken hat, ist eine merkwürdige Erscheinung in der Maurerei. Die Absicht ging dahin: auch dem schönen Geschlecht, welches nach unserer Urverfassung von jeher von den Geheimnissen der Königlichen Kunst ausgeschlossen war, den Tempel des östlichen Lichts zu eröffnen. Es wurde deshalb eine weibliche sogenannte Freimaurerei oder Schwesterloge erschaffen. Die Weiberlogen sollten denen der Männer adoptirt werden.

Nachdem die, Stifter dieses Systems festgestellt hatten, daß Wohlthätigkeit aus Geselligkeit entspringe, waren sie so galant auszurufen: „Aber giebt es fern von den Grazien, vollkommene Güter des Lebens? Die vollkommenere Hälfte des menschlichen Geschlechts konnte unmöglich immer von den Orten, die sie doch nur verschönern sollten, verbannt seyn."

Ferner: „dem Orden, dessen Ursprung sich in dem entferntesten Dunkel der Tradition verliert, und dessen Geheimnisse eben so verborgen sind als sein Ursprung, diesem Orden kam es zu, der Welt zu beweisen, daß das Weib mit so viel andern Tugenden auch die Tugend der weisen Behutsamkeit vereinige. Diesem Orden gebührt es auch, durch die Adoption des weiblichen Geschlechts sich neue Kräfte und neue Muster zu verschaffen, um der Menschheit den Zoll des Wohlthuns und der Tröstung nicht nur in vollerm Maaße abzutragen, sondern auch diesen Zoll mit dem Anstände der Delikatesse zu schmücken, die ihn leichter für den Geber und sanfter und angenehmer für den Empfänger macht."

 

Aus diesen und anderen noch weniger kräftigern Gründen wurde also dies Adoptionssystem erschaffen, und den 11. März 1775 eine Log« unter den Namen la Candeur zu Paris eröffnet, und zwar mit Erlaubniß des Großmeisters des großen Orients von Frankreich. Ein Marquis führte den Hammer und eine Herzogin war seine deputirte Meisterin. Außer dem Meister vom Stuhle waren aber noch mehrere männliche Mitglieder bei der Loge, und die Aemter wurden mit Männern und Frauen besetzt.

Die Anzahl der Schwestern wuchs so stark, daß bald eine neue. Adoptionsloge, la Fidelité genannt, neben ihr empor stieg. Dieser folgten in kurzem mehrere, und in denselben wurde in mehr als drei Graden gearbeitet. Dies Wesen dauert in Frankreich noch fort.

 

— Im Jahr 1787 machte sich die Loge Wahrheit und Einigkeit zu den drei gekrönten Säulen in Prag, das Vergnügen eine Nachahmung der Pariser Adoptionsloge einzuführen. Die Brüder entwarfen ein eigenes Ritual und bei der ersten weiblichen Arbeit dankte die erste Aufseherin – halb scherzhaft. Hier haben diese Art Arbeiten längst wieder aufgehört.

 

 

167

 

Esperancier-Logen,

 

oder Orden der Esperance.

Eine französische Spielerin mit den Weibern. Diese Art Logen müssen um das Jahr 178o existirt haben, und sind wahrscheinlich nichts mehr als die Adoptionslogen gewesen. Einige solcher Esperancier-Logne« hatten damals selbst in Braunschweig und Göttlngen Fuß gefaßt. Nicht blos Weiber, sondern auch Männer wurden darinnen aufgenommen, aber keine Frau konnte aufgenommen werden, deren Mann nicht Freimaurer war.

Eine Frau war sogenannte Großmeisterin, und es wurde nur in zwei Graden gearbeitet. Alles geschah bei ihnen durch die Zahl fünf. Ein Maurer der höchsten Stufe, konnte ohne Aufnahme ihre Logen besuchen.

 

 

242

 

Handschuh.

 

Der Handwerksmaurer kann bei seiner Arbeit nicht gut Handschuh brauchen, wir aber bei der unsrigen, und zwar ganz weisse, als Aufforderung, daß alle Handlungen des Maurers rein und fleckenlos seyn sollen.

Auch wird uns bei der Aufnahme geboten, ein dargereichtes Paar Frauen-Handschuh derjenigen zu übegeben, mit welcher der Aufgenommene ehelich verbunden ist, oder mit der er sich zu verbinden gedenkt. Diese Handschuhe sind ebenfalls weiß, und sie sollen nicht allein unsere reine Achtung für das weibliche Geschlecht bezeichnen, sondern auch  eine Aufforderung seyn, daß die Gattin oder Verlobte des Maurers unwandelbar edel handeln soll. Jüngere Brüder können mit solchen Handschuhen am Tage der ehelichen Verbindung ein bedeutungsvolles Geschenk machen, und es verdient, obgleich von geringem Stoffe, von der Braut an diesem Tage als Staat geachtet zu werden.

 

 

245

 

Harmonie-Orden,

 

oder „Plaisir sans chagrin“.

Diese Verbindung existirte in Deutschland in den Jahren von 1750 bis 1780 unter Männern und Frauen. Sie nannten ihre Versammlungen Logen, und sie hatten nur einen Grad, eine Großmeisterin und einen Canzler.

 

 

340-341

 

Mopsorden,

 

ein Ding zum Scherz, weiches Clemens August, Herzog von Bayern und Churfürst von Cöln, um das Jahr 1740 errichtete. Dieser Churfürst war Freimaurer, trat aber, da der Pabst Clemens XIl. den Orden im Jahr 1738 mit dem Bann belegte, zurück: Er wünschte jedoch eine geheime Gesellschaft zu haben, und als ein großer Verehrer des schönen Geschlechts, wollte er dasselbe vorzüglich mit in Verbindung setzen.

So entstand der lächerliche Mopsorden, und breitete sich dadurch in Deutschland und Frankreich aus. Als Tendenz wurde die Treue angegeben,, und diese von der Treue der Hunde, hergeleitet. Vermuthlich sind damals die Mopse Modehunde gewesen, oder man hat den Namen dieser Race gewählt, weil man nicht einen Hundeorden errichten wollte.

Wann diese Spielerei aufgehört hat, ist nicht bekannt.

 

 

417

 

Rosenorden.

 

Diesen stiftete 1734 Franz Rudolph von Grossing für Frauenzimmer, und als eine Finanzspeculation für sich, aber seine Betrügereien hierbei hatten nur kurzen Bestand

Er gab zum Zweck an:

1) Bessere Bildung und Vervollkommnung seiner selbst;

2) Erziehung und Bildung anderer, besonders des weiblichen Geschlechts;

3) Wohlthätigkeit, vorzüglich gegen Wittwen und Waisen.

Es gab zwei Grade, Freunde und Freundinnen, und Vertraute. Die Versammlungen hießen Rose halten.

Grossing gab eine Frau von Rosenwald als Stifterin und sich als Sekretair des Rosenordens aus. An ihn mußten alle Briefe gehen.

 

 

454

 

Schwestern und Schwester-Logen.

 

Die Großen- oder Mutter-Logen nennen die zu ihrem Bunde gehörigen Johannis-Logen Tochter-Logen, und die letzteren sind also unter sich Schwester-Logen. Auch eine große Loge nennt eine andere große Loge Schwester, und wenn an einem Orte Logen verschiedener Systeme vorhanden sind, so nennen diese sich auch Schwestern.

Der Name Schwester-Loge kömmt als« nicht von Frauenzimmern her, oder von Logen, deren Mitglieder aus Frauen bestehen könnten.

Es haben sich zwar vor mehreren Jahren, besonders in Frankreich, einige sogenannte Schwester-Logen gebildet, nemlich Versammlungen von Frauen, welche vorgeben, Freimaurerei zu betreiben, allein dies ist Spielerei.

Dann und wann kommen in den Gesellschaftszimmern der deutschen Logenhäuser wohl die Brüder nut ihren Frauen und Familien zusammen, speisen mit einander ohne maurerische Gebräuche und unterhalten sich, aber auch eine solche Versammlung kann nicht eine Schwester-Loge genannt werden, obgleich in solchen Gesellschaften .die Frauen von den Brüdern mit aller Achtung Schwestern genannt werden.

 


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