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Die Freimaurer. Was unterscheidet diesen sichtbar-unsichtbaren Bund mit seinen Symbolen und Ritualen von anderen Männerbünden? Wien: hpt-Verlags-Gesellschaft 1991, 20-22; 3. Aufl. Wien: Böhlau 1998; 4. erweiterte Aufl. 2005.

 

 

 

Warum gibt es keine Frauen in den Logen - oder gibt es sie doch?

 

Die Antwort ist einfach: In den regulären Logen und Grosslogen werden Frauen nicht aufgenommen. Das mag ein Vorzug oder ein Nachteil sein. Die Tradition der alten, freien und angenommenen Maurer … kennt die Maurerei nur als Männerbund, gemäss der Herkunft aus dem Steinmetzgewerbe, in dem nur Männer tätig waren. In der Geschichte der Maurerei gab es immer wieder Versuche, Frauen in Logen zu inkorporieren - man nannte diese dann „gemischte Logen". Auch reine Frauenlogen wurden gegründet. Der wenn man das so nennen kann - „Hauptstrom" der Freimaurerei hat es aber stets abgelehnt, das maurerische Ziel der Selbsterziehung und der „Erziehung des Menschengeschlechts" auf beide Geschlechter auszudehnen.

Vielleicht ist Mozarts „Zauberflöte" - wo Pamina gemeinsam mit Tamino Prüfungen zu bestehen hat, die für ein wertvolleres Leben reif machen sogar eine Kritik an der nur männlich ausgerichteten Maurerei. Diskussionen, ob der Bund auch Frauen offenstehen soll, flammen immer wieder unter Freimaurern auf.

 

Frauen, Mütter und Töchter von Freimaurern werden als „Schwestern" bezeichnet. Logen halten es hier unterschiedlich: Manche beziehen Frauen, auf rein gesellschaftlicher Basis, in ihren Kreis ein, ohne sie an der maurerischen Tempelarbeit teilnehmen zu lassen. Andere Logen halten selbst solche festlichen Zusammenkünfte für einen Verstoss gegen die Grundsätze.

 

Tatsache jedoch ist, dass - getrennt von allen regulären Logen der Welt - es in einigen Ländern sowohl gemischte Logen als auch reine Frauenlogen gibt, entweder aus Tradition oder infolge von Neubildungen. Solche Logen benutzen ein eigenes, verändertes, für Frauen passendes Ritual. In der Regel ist der Besuch solcher Logen durch reguläre Freimaurer unerwünscht, laut Konstitution der englischen Grossloge untersagt und weltweit ein Grund dafür, aus einer regulären Loge eine Winkelloge und aus einem regulären Freimaurer einen - weltweit - nicht anerkannten zu machen.

 

Um den Begriff der Winkelloge gleich zu klären: Es genügt nicht, dass ein paar Männer sich zusammentun und behaupten, eine Loge zu bilden; sie sind dann zwar ein Verein, aber solange sie nicht von einer regulären Grossloge anerkannt werden, sind sie keine freimaurerische Institution. Und das sind Frauenlogen - dem Prinzip nach - nicht.

 

In einer Epoche, in der die Gleichberechtigung der Geschlechter (zumindest in der Welt der Industrienationen) ein höchst wünschenswertes Ziel geworden ist, in einer Epoche, in der es aber auch die fundamentalistische Tendenz gibt, Frauen aus der Öffentlichkeit zurückzudrängen (sie wieder auf Kinder, Küche, Kirche zu beschränken), ist die Frage der Frauenlogen natürlich akut. Die Freimaurer selbst betrachten ihren Männerbund als notwendig; sie sehen im Ausschluss - d. h. richtig: in der Nichtaufnahme - von Frauen durchaus keinen Akt der Diskriminierung. Die am weitesten verbreitete Meinung ist die, dass der Bestand des Männerbundes davon abhängt, wie die traditionelle Form bewahrt wird.

 

Gegen die Tatsache, dass es gesonderte Frauenlogen gibt, hat wohl kein denkender Bruder einen Einwand. Solidarität steht dem Menschen an, ist ihm - und auch »ihr" - angemessen und notwendig. Wer dem Bruderbund der Freimaurer antifeministische Tendenzen zuschreibt, der irrt. Freimaurer sind weder Misogyne, also Frauenfeinde, noch Machos. Antihaltungen sind nach maurerischem Verständnis absurd, des Menschen unwürdig, ja primitiv. Logen dienen aber der Selbsterziehung des Mannes, einem - weiss Gott - notwendigen Ziel.

 


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