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Freimaurer. Kreuzlingen, München: Hugendubel Verlag. Reihe Diederichs Kompakt 2004, 75-80 und 89.

 

 

Frauen und Freimaurer*

 

*Dieses Kapitel basiert inhaltlich auf den ins Netz gestellten Aussagen der Hamburger Internetloge.de/Internetloge.org (www.internetloge.de), die mit freundlicher Genehmigung zum Teil wörtlich übernommen wurden.

 

zum Verlgeich:

http://www.internetloge.de/arst/frauenfm.htm

 

 

Im Mittelalter gab es keine weiblichen Steinmetzen. Die Freimaurerei selbst entwickelte sich - wie bereits gezeigt wurde - als ein Männerbund aus den alten Steinmetzbruderschaften. Nach dem dritten Hauptstück der Alten Pflichten von 1723, dem Grundgesetz der Freimaurerei, sind Frauen von der Mitgliedschaft ausgeschlossen:

Diejenigen, welche zur Mitgliedschaft einer Loge zugelassen werden, müssen gute, wahrhafte, freigeborene Männer von reifem und verständigem Alter, keine Leibeigenen, keine Frauenzimmer, keine unsittlichen oder anstössigen Menschen, sondern vom guten Rufe sein.

 

Und in einem Artikel von 1785 heisst es unmissverständlich: »Die Herzen der Freimaurer stehen den Frauen offen, aber die Logen sind ihnen verschlossen.«

 

Bei so viel Ablehnung regte sich bald schon Widerstand unter den Frauen, und so entstanden im 18. Jahrhundert zunächst die so genannten Adoptionslogen, in denen Männer und Frauen gemeinsam freimaurerische Bräuche pflegten. Ihren Namen verdankten sie dem Umstand, dass jede Loge einer männlichen Loge unterstellt beziehungsweise von ihr »adoptiert« worden war. Diese gemischten Logen gab es vor allem in Frankreich - Königin Marie Antoinette etwa gehörte einer solchen Loge an.

 

Das Ritual dieser Adoptionslogen verlegte die freimaurerische Arbeit in den Garten Eden. Dabei spielten die Erdteile und ganz allgemein die biblische Geschichte eine Rolle. In Frankreich entstanden auf dieser Grundlage der »Orden der Ritter und Nymphen von der Rose«, die »Gesellschaft der Genossen der Penelope«, der »Orden der Glückseligkeit«, der »Holzhauerorden« und der »Ankerorden«. In all diese mehr oder minder geheimnisvoll klingenden Gesellschaften konnten Männer und Frauen eintreten. Die Versammlungsorte hiessen Haine, Lustwäldchen, Liebestempel, und die weiblichen Mitglieder wurden als »Cousinen« oder »Freundinnen« tituliert. Nach Deutschland verirrte sich diese Abart vor allem in Gestalt des »Mopsordens«.

 

Im Allgemeinen bewegte sich das Wirken der Freimaurerinnen zwischen dem Abhalten symbolischer Zeremonien, Wohltätigkeit und dem Feiern rauschender Feste. Die Frauen trugen dabei zierliche Schürzen, ihre Treffen waren heiter und ausgelassen und endeten, wie uns zeitgenössische Chronisten wissen lassen, meist in einem pompösen Kostümball.

 

Die Frauenrechtlerin und Schriftstellerin Maria Deraismes (1828-1894) trat in zahllosen Vorträgen und Artikeln für die völlige Gleichstellung der Frau mit dem Mann auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens ein und gründete zu diesem Zweck eine Reihe verschiedener Organisationen. Auf Einladung der Loge »Grand Orient de France« referierte sie über die Gleichberechtigung der Frau - allerdings mit dem Ergebnis, dass der »Grand Orient de France« auch weiterhin die Aufnahme von Frauen in seine Logen ablehnte.

 

Die Loge »Les Libres Penseurs« von Le Pecq bei Paris beschloss jedoch, künftig auch Frauen die Pforten des Tempels zu öffnen, und nahm am 14. Januar 1882 Maria Deraismes auf. Daraufhin entzog die »Grande Loge Symbolique« dieser Loge die Zulassung. Georges Martin, ein Senator und »Conseiller General« in Paris, war jedoch davon überzeugt, dass Frauen eine bedeutendere Rolle in der Gesellschaft spielen sollten, und kämpfte deshalb ebenfalls für ihre Zulassung zur Freimaurerei.

Am 14. März 1893 gründeten Georges Martin und Maria Deraismes die erste Loge der Welt, die sowohl Männer als auch Frauen als Mitglieder akzeptierte, ohne dass es sich um eine Adoptionsloge handelte. Damit war die »gemischte« Freimaurerei des Internationalen Ordens der Co-Freimaurerei »Le Droit Humain« für Männer und Frauen entstanden und verbreitete sich in den folgenden Jahren schnell in der ganzen Welt. In Deutschland finden sich Logen unter anderem in Neustadt an der Weinstrasse (»Ordnung des Herzens«) oder in Freiburg, wo es die Loge »Zu den drei Säulen« gibt.

 

Trotzdem glauben die meisten Freimaurer nach wie vor, dass es Aufgabe der Frauen ist, sich selbst die geeigneten Wege und Rituale für den Zugang zu den überlieferten Erkenntnissen der Initiation zu suchen. Das bedeutet, sie dürfen sich nicht auf die traditionellen freimaurerischen Rituale stützen, deren Wurzeln bis zu den alten Steinmetzzünften zurückreichen.

 

Da die freimaurerische Denkungsart, Werte wie Humanität und Toleranz, die freimaurerische Symbolwelt, die karitative Tätigkeit sowie die Bemühungen zur Persönlichkeitsentwicklung Frauen wie Männer gleichermassen ansprechen, ist allerdings auch nicht einzusehen, warum der einen Hälfte der Menschheit die freimaurerische Arbeit verwehrt werden sollte. Als Angriffspunkt gegen die Freimaurerei nutzen daher viele Aussenstehende die Stellung der Frau. Doch der Schein trügt: Auch in den rein männlichen Logen sind die Schwestern - also die Ehefrauen bzw. Lebensgefährtinnen der Brüder - zur Logengemeinschaft zugelassen; allerdings bleiben sie von den rituellen Arbeiten und den internen Beratungen ausgeschlossen. Deshalb engagieren sie sich vor allem bei den karitativen Aufgaben der Loge.

 

So verwundert es nicht, dass von Frauen ausschliesslich für Frauen im Jahre 1982 eine eigene freimaurerische Organisation mit einer ganzen Reihe von Logen in Deutschland aufgebaut wurde. Die Grossloge »Zur Humanität« [heute: Frauen-Grossloge von Deutschland] ist ein Zusammenschluss von Freimaurerlogen mit Sitz in Berlin. Ihr gehören nur weibliche Freimaurerlogen an, wie es sie mittlerweile in vielen Städten unseres Landes gibt. Arbeitsweise und Ziele entsprechen dabei denen der herkömmlichen Freimaurerei:

 

Das einende Element unserer freimaurerischen Frauengemeinschaft besteht in der Wertschätzung menschlicher Begegnung und gegenseitiger Anregung - in der Offenheit für unsere Zeit, für ihre positiven und negativen Erscheinungen und im Interesse an den Dingen unserer Welt.
Die Loge ist das Zentrum der geistigen Arbeit, Stätte der Begegnung und Ort ernster Besinnung, an dem mit Hilfe von Symbolen und rituellen Handlungen unverlierbare Werte und menschliche Ideale über blosse theoretische Erkenntnisse hinaus zum Erlebnis gebracht werden.
Das Ergebnis von all dem ist auch Selbsterkenntnis.
Durch gemeinsames Bemühen in der schwesterlichen Gemeinschaft der Loge wollen wir unsere Ziele erreichen.

 

Der hohe Stellenwert, den weibliche und männliche Freimaurerlogen der Abwesenheit des natürlichen sexuellen Spannungsfeldes bei der Gruppenarbeit zuordnen, wurde und wird nicht von allen freimaurerisch Interessierten geteilt. Den erwähnten gemischten Logen, die also Männer und Frauen zulassen, wird nach freimaurerischen Grundsätzen von der regulären Freimaurerei die Anerkennung verweigert, das heisst der Besuchsverkehr zu diesen Logen und ihren Vereinigungen ist allen »ordentlichen« Freimaurern untersagt.

 

Gleichfalls in Frankreich hat sich der »Grand Orient de France« von den Alten Pflichten von 1723 abgekoppelt und erkennt gemischte Logen an. Er versucht seine Organisation auf andere Länder auszudehnen. Der »Grossorient von Deutschland« oder »Freimaurerbund zur aufgehenden Sonne« wurde 1995 in Zusammenarbeit mit dem Grand Orient de France und dem Grand Orient de Luxembourg gegründet. [Er löste sich später auf. 2002 wurde ein Souveräner GrossOrient von Deutschland gegründet.]

Gemischte Logen existieren in Bonn (»Licht und Wahrheit«), Duisburg (»Harmonie und Toleranz«) und Heidelberg (»Carpe Diem«).

 

Der »Droit Humain« erfuhr im Laufe der Zeit zahlreiche Abspaltungen. In Deutschland schlossen sich die Loge »Goethe zum flammenden Stern« (Frankfurt) des »Droit Humain« gemeinsam mit den Logen »Mozart zu den drei Rosen« (München), »Minerva an Rhein und Main« (Mainz) und »Lessing am Tor zur Welt« (Hamburg) am 25.10.1959 in Frankfurt zu der Grossloge »Universaler Freimaurer-Orden Humanitas« zusammen [seit 2003: Humanitas – Freimaurergrossloge für Frauen und Männer in Deutschland]. Der Zusatz »Universal« im Namen deutet dabei darauf hin, dass keines der beiden Geschlechter von der Mitgliedschaft ausgenommen ist und auch nicht auf Stand, Rasse, Nationalität, Religionsbekenntnis und politische Meinung Rücksicht genommen wird.

 

Der »Ring Europäischer Freimaurer(innen) - Organisation zur Reform des Maurertums« (R.E.F.O.R.M.) wurde 1996 ins Leben gerufen. Ihm können - unabhängig von System und Loge - alle Freimaurer, also auch die Mitglieder der rein weiblichen oder gemischten Logen, beitreten. Die Vereinigung soll die Verständigung zwischen den verschiedenen freimaurerischen Systemen herbeiführen und Reformen begünstigen.

 

So gibt es offenbar auch für Frauen zahlreiche Möglichkeiten, sich der Freimaurerei in der einen oder anderen Form zu nähern. Dabei hat jede Frau die Möglichkeit, sich ein Aktionsfeld zu wählen, das ihren Neigungen entspricht. Die Aussage, dass Frauen von der Freimaurerei völlig ausgeschlossen sind, entspricht also schon lange nicht mehr den Tatsachen.

 


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