Home Alle Lieder aus „Das entdeckte Geheimniß der Frey-Mäurer“, 1745

 

 

 

Das entdeckte Geheimniß der Frey-Mäurer und Mops-Gesellschafft. Berlin: Bey Johann Neaulme, und Stephani De Bourdeaux 1745, 161-188

 

Lieder der ehrwürdigen Brüderschafft der Freymäurer, vor welchen einige Poetische Stücke vorhergehen.

 

 

Richtschnur der Gesetze.

 

Vertraue Gott, in dich selbst setze ein Mißtrauen,

thue deine eigentlichen Geschäfte,

bete andächtig, brauche nur wenig Dinge,

laß grosse Dinge fahren.

Höre viel, sprich wenig,

was heimlich seyn soll, verschweige,

lerne des Kleinen schonen, dem Grossen weichen,

und einen, der dir gleich, dulden.

Sey nicht langsam, drohe nicht,

verachte die Hochmütigen,

ertrage das Böse,

lerne Gotte leben, lerne sterben.

 

 

Nach der.

Poetischen Uebersetzung

des

Herm Gobin.

 

Von sich selbst keine Einbildung haben;

sich auf das höchste Wesen verlassen;

nichts als was nützlich ist, wünschen;

mit dem, was nothwendig ist, sich begnügen;

sich in nichts als nur in eine eintzige Sache mischen:

das ist ein sicheres Mittel glücklich zu werden.

Hohe Beförderungen sind gefährlich.

Die Geheimnisse nicht offenbahren;

alles hören, aber wenig reden;

seinen Vortheil mercken, und demjenigen,

über welchen wir den Sieg erlanget haben,

nicht schwer fallen;

den Grossen zu weichen,

diejenigen, so uns gleich sind, zu ertragen;

den Zornigen verachten, das geschiehet mit Ruhm.

 

Uber nichts sich entsetzen;

alles Böse dulden,

obgleich einiges Unglück uns verletzet,

ohne uns zu beunruhigen und ohne Verdruß;

alle Arten dev Faulheit verbannen;

und kurtz zu sagen,

die allerhöchste Weisheit ist Gotte leben,

sich selbst sterben.

 

 

 

Schutz-Schrifft

der

Freymäurer,

durch

Bruder Procop,

Artzneyerfahrnen und Freymäurer.

 

1.

Wie lange, meine Brüder, wollet ihr dulden, daß unsre vornehme Gesellschaft ohn Unterlaß der schwartzen Verläumdung ausgesetzet bleibe? Nein, es ist zuviel den ungerechten Argwohn zu verhärten. Erlaubet, daß sich meine Stimme allhier vor allen hören lasse. Erlaubet, daß ich ihnen anzeige, was die Freymäurer seyn.

 

2.

Personen Unsers Ordens gewinnen allezeit wenn sie sich zu erkennen geben: und mein Verlangen ist, durch meine Begierde die Sehnsucht zu erwecken, um ein solcher zu werden. Was ist denn ein Freymaurer? Sehst da sein Ebenbild. Es ist ein rechtschaffner Bürger, ein Unterthan, welcher vor seinen Fürsten einen redlichen Eifer hat, dem Staat getreu, und was noch mehr, ein vollkommener Freund ist.

 

3.

 Bey uns herschet eine Freyheit, die iedoch allezeit unter dem Wohlstand stehet; Wir schmecken daselbst ein Vergnügen, iedoch ohne daß der Himmel darüber zürne. Obgleich unser Vergnügen vor den Augen der Welt unbekannt ist, und der Orden uns zu sehr scharfen Gesetzen anhält: so haben wir doch weder Unruhe des Gewissens, noch Traurigkeit zu befürchten.

 

4.

 Der Endzweck, wohin unsere Absichten zielen, ist die Asträa wieder lebendig zu machen, und den Zustand der Menschen wieder so einzurichten, wie er war zu den Zeiten der Rhea (der Heidnischen Göttin) Wir folgen den wenig betretenen Fußsteigen, wir suchen zu bauen, und alle unsere Gebäude dienen entweder zu Gefängnißen vor die Laster, oder zu Tempeln der Tugend.

 

5.

Ich wünsche, ehe ich schliesse, uns bey den Schönen ausser Schuld zu setzen, welche uns deswegen, daß wir sie in unsern Orden nicht annehmen zu straffen gedencken. Ist es ihnen verboten in unsere Hauser zu kommen: so darf diese Verordnung ihren Zorn nicht erregen. Sie werden uns, wie ich hoffe, loben, wenn sie unsere Ursachen hören werden.

 

6.

Du schönes Geschlechts, wir haben vor dich Hochachtung und Liebe: iedoch fürchten wir uns alle vor dir, und unsere Furcht hat ihren Grund. Ach! unsere erste Lehre, die man uns gibt, ist diese, daß Adam von deinen Händen den Apfel genommen hat, und daß ohne deine Reizungen vielleicht alle Mannspersonen Freymäurer seyn könten.

 

 

 

Ein

Reim -Gesetz von vier Zeilen,

durch

Bruder Ricaut.

 

Freymäurer wird in Absicht auf die Welt allezeit ein wahrhaftes Räzel seyn, welches man gründlich nicht wird auflösen können, als wenn.man selbst ein Freymäurer wird.

 

 

 

Die

Freymäurer.

Ein Traum.

 

siehe: Ein Traum eines Freimaurers

Version IV

 

 

 

Lied

der Meister.

 

Erstes Gesetz Solo.

 

Wir singen alle einstimmend uns Meistern zur Ehre, zum Vergnügen rühmen wir die Thaten ihrer Vorfahren: daß der Wiederschall ihrer Nahmen Erde und Wasser berühret, und daß die Kunst der Maurer durch die ganze Welt flieget.

 

Chor.

 

Wir huldigen, mit einem edlen Triebe erfüllet, der Königlichen Kunst, und deren Heimlichkeiten: Ein jeder redlicher Maurer verwahret sie in.seinem Herzen, und in der alten Loge ist die Besoldung.

 

Die übrigen Gesetze Solo.

 

Die mächtigsten Asiatischen Könige wusten die rechte Verhättniß der Gebäude, wie auch die Fürsten die Maurer, welche in der Schrift bemerket sind. Heut zu Tage besitzen wir die edle Baukunst.

Durch ihre Nachkommen ist die Königliche Kunst in Griechenland in ihrer Schönheit und Annehmlichkeit erschienen: und wenig Zeit hernach hat sie der kluge Vitruvius mit gücklichen Fortgang in dem prächtigen Rom in Aufnehmen gebracht. Darauf hat Occident, und zuförderst Engelland diese Wissenschaft bekommen, allwo zwischen Unterhaltung eines angenehmen Lebens man die Vergnügungen der Maurer spielet.

Wir, ihr Brüder, die wir diese Zeit, diese glückliche Zeit erleben, und diesen erquickenden Nectar, in unsre Gläser giessen, lasset uns den Baumeister der Welt ewig danken, welcher neben ändern Wohlthaten auch den Saft, der uns befeuchtet, geschencket hat.

 

 

 

Lied

der Aufseher.

 

Erstes Gesetz Solo.

 

Adam hat auf seine Nachkommen die Erkenntniß der Kunst gebracht, und Cain durch Erfahrung den Nutzen davon gewiesen. Dieser ist es, welcher in einem Lande in Orient eine Stadt gebauet hat, wo die Baukunst zu allererst ihren Anfang genommen.

 

Tutti.

 

Wir besingen die Vortreflichkeit unsrer Kunst: deren Heimlichkeiten sind unser Glück. Wir erhöhen die Pracht derselben, welche den Königen ihre Hoheit zeiget.

 

Die übrigen Gesetze Solo.

 

Jubal der Vater der Hirten hat zuerst Zelte gemacht, allwo er friedlich von den Einkünften seiner unschuldigen Arbeit gelebt hat. Diese Baukunst auf dem Felde hat sich hernach der Soldat bedienet, und die Helden, welche von dem Mars Herkommen, haben das Ansehen derselben noch mehr ausgezieret.

 

Niemals würde Neptun auf seinen Wassern weder die kriegerische Grösse der Schifs-Bau-Kunst, noch die Kauffartey-Schiffe gesehaben; wofern nicht der weise Patriarch Noa, welchen der Allmächtige erleuchtet, mit seiner Hand den weiten Bau der schönen Arche errichtet hätte.

 

Als  die Menschen zahlreich wurden, sahe man so gleich, wie die Ungerechtigkeit die Kunst mit der Gewalt verband, um die Unglücklichen zu unterdrücken. Darauf die Thorheit, um den aufgeblasenen Stadt-Bezwinger Nimrod abzuhalten, sich zwischen die Tapfern mengete, und selbigem tapfer wiederstunde.

 

Die Verachtung der göttlichen Liebe machte, daß die bezauberten Menschen alsbald Ziegel machten, zu dem beschrienen Thurm in Babel. Der Unterscheid der Sprachen brachte diese Maurer in Uneinigkeit, welche dieses Werk aufgaben, und zufrieden waren in Häusern zu wohnen.

 

Moses hat durch Beystand des Himmels das prächtige Heiligthum erbauet, allwo das Licht der Warheit durch göttlichen Ausspruch verkündiget war. Hernach ward die heilige Bau-Kunst durch ein Götzenbild entweihet, und sein prächtiger Bau vergnügte die erschrockenen Menschen.

 

Der friedfertige Salomo hatte zu seiner Zeit den Vortheil, daß er der weiseste unter den Menschen, und der vortreflichste Maurer war. Er richtete Gott einen Tempel auf, welches ein Meisterstück war, und alle Könige waren nach seinem Tempel auf allen Seiten Maurer.

 

Darauf ist die gantze Majestät der Kunst nach Griechenland, Egppten, Sicilien, Rom, Frankreich, und hieher gekommen. Heut zu Tage übertreffen wir an Vortreflichkeit der Gebäude Asien, und wir trinken mit mehrem Recht-als sie, den vortreflichsten Wein.

 

 

 

Lied

der Gesellen.

 

Erstes Gesetz Solo.

 

Die göttliche Kunst, das höchste Wesen hat dich selbst zu geben gewürdiget, um uns zum Schutz zu dienen; damit in unsrer berühmten Loge dein Lob erhaben werde, welches man von allen Seiten höret.

 

Tutti.

Damit in unsrer berühmten Loge dem Lob erschalle, welches man von allen Seiten höret.

 

Die übrigen Gesetze Solo.

 

Die Sonne mag sich zurück ziehen, oder sie mag, weil sie uns zu nahe ist, stechen: so beschützet uns diese Kunst allezeit. Das macht die Feldmeß-Kunst, von welcher die edle Verhältnisse der fünf schönen Ordnungen abhangen.

 

Lastet uns den Ruhm derselben erhalten, lasset uns das Andencken davon mit unsren Versen und Liedern ehren: damit der Safft der Trauben sich zu ihrem Lobe mitten unter guten Freunden (Gesellen) ausbreite.

 

 

 

Lied

der Lehrlinge.

 

siehe: Lied der Lehrlinge, 1722

6.deutsche Übersetzung

 

 

 

Ein Stück von zwey Stimmen

vor die

Freymäurer

durch den

Bruder Naudot.

 

 

Wofern unter der Regierung der Asträa die Unschuld unsere Schritte leitete, so würde man nicht das geringste von Streitigkeiten sehen, die Erde würde auch nicht mit Todten bestreuet seyn.

Die Ursach hievon, ihr Brüder, ist diese: Ein ieder Mensch würde ein Freymäurer seyn. Alle mit einander, sowohl Grosse, als Kleine würden dasjenige Gute, welches die Natur hervorbringet, auf eine gleiche Weise ohne Klagen und Murren unter sich theilen.

 

 

 

Andere neue Lieder

 

Der Pöbel urtheilet heut zu Tage über unsern Orden vergeblich; er will über dem von demselben ein Geheimniß erforschen. Dieses Tadeln beleidiget uns im geringsten nicht: wir lachen vielmehr über diese eitle Vermuthungen.

Das Geheimniß der Freymäurer lst dieses, daß man weiß die Klugheit zu erlustigen.

 

Viele Leute sagen, wir kennen uns auf eine zauberische Art, und wir üben uns in der schwartzen Kunst. Unsere Wissenschaft bestehet darinnen, daß wir bey dem Guten, dessen wir uns erfreuen, schweigen. Man muß das Licht gesehen haben, wenn man das Gute der Freymäurer schmecken will.

 

In allen Sachen sich nach der Billigkeit finden, seinen Bruder lieben und demselben in Unglück beystehen, alles eigennützige Verfahren meiden, allezeit seine Vernunft zu Rathe ziehen, des Wohlthuns nicht müde werden, das ist die Regel der Freymäurer.

 

Stimme uns bey, du bezauberndes Geschlecht! Ein ieder Freymäurer huldiget dir, und macht sich davon eine Ehre. Indem er deine Gewogenheit erlanget, so macht er sich dieses Nahmens würdig. Wer einen Feind der Laster nennet, der bezeichnet einen Freymäurer.

 

Simson hat aus Furcht vor seiner Geliebten ihr sein Geheimniß entdecket, und der traurige Ausgang hat seine Thorheit bewiesen. Delila konnte es nicht verrathen, aber sie würde den Simson bescheidener und doch zart gefunden haben, wenn er ein Freymäurer gewesen wäre.

 

 

 

Vor die Freymaurer.

 

December 1743.

Nach der Krücken-Melodey.

 

siehe: „…hier trifft Amors Bogen nicht“

Version IV

 

 

 

Ein Lied.

 

Wir bauen in unsern Logen: diß thun die Freymäurer! Alle unsere Gebäude erheben wjr über die Tugenden, und die Laster sind in unsere Häuser nicht eingedrungen: diß thun die Freymäurer!

 

Unsere Arbeit ist allezeit gut: diß thun die Freymäurer! In unsern Rissen die wir gezeichnet haben, ist unsere Regel sicher, denn die Natur lenckt und führet unsre Kreide; diß thun die Freymäurer!

 

Wir machen prächtige Altäre: diß thun die Freymäurer! Wir widmen dieselben auch unserer Geschicklichkeit. Die stillen Musen bevölckern unsere Freystädte mit ihrer vortreflichen Nahrung. Diß thun die etc.

 

Ihr Schönheiten, wornach wir uns sehnen; diß thun die Freymäurer! Eure Anreitzungen, die wir verehren, sind selbst das Ebenbild des höchsten Wesens. Dieses ist es, welches wir in euch anbeten. Diß thun die etc.

 

Denen, so nicht Freymäurer sind, kündigen wir an; diß thun die Freymäurer! Bezähmet eure Leidenschaften; seyd bescheiden bey den Schönen, aufrichtig, getreu, vollkommne Freunde, gute Gesellen. Diß thun die etc.

 

 

 

Ein anders.

 

Alle Vergnügungen des Lebens bieten uns nichts als eitle Reitzungen an, und auf ihre Lieblichkeit folgen Traurigkeit und Klagen. Allein die Freymäurerschaft bietet vollkommenes Vergnügen an.

 

Durch die ruhige Unschuld ist dieser Aufenthalt bewohnet; von dem Gift der Frechheit ist sie niemals angesteckt, und der Wohlstand schräncket allezeit das Vergnügen ein.

 

***

 

Man schloß den Druck dieser Sammlung, als ich eine Copie von der Dancksagung bekam, welche der Abt Freron dieser Tage an dem Abend seiner Aufnehmung an die Freymäurerey abgestattet hat. Es ist zu verwundern, daß dieser Abt, der gar nicht für einen Eiferer der academischen Formuln paßiret, das Ansehen haben wollen, als machte er davon einigen Gebrauch, indem er in eine Gesellschaft trat, wo man vor den Complimenten sich eben so fürchtet, als vor der Unbescheidenheit.

 

Es lautet so, wie es mir mitgetheilet worden.

 

 

 

Im Ton der Bekänntniß.

 

Bruder.

 

Ist es mir erlaubt, meine werthen Freunde, nach eurem Exempel dem Lauf der Vergnügungen, welche eure Tage verlängern, zu folgen.

Mit welchen Bewewegungen [!] betrachtet mein Auge diesen herrlichen Tempel! Der gemeine Mann, welcher finster, ein grosser Vorwurf unsrer Verachtung, auch seinen Eingebungen nach unrein ist, wird die blaue Farbe niemahls verdunckeln.

 

Aber, ich bitte euch, worinnen bestehet die Maurerey´?

 

Ober-Meister.

 

Den Zoll einer zarten und werth gehaltenen Freundschaft gehörig abtragen, das ist die eintzige Verordnung unsrer vortreflichen Anstalten.

 

Bruder.

 

Wenn euch nun der Himmel zusammen bringet, was empfindet ihr unter einander für ein Vergnügen?

 

Ober-Meister.

 

Vergnügungen, die so sanft sind, daß ihnen kein eintziges Vergnügen gleich kommt; Vergnügungen, die so artig sind, daß auch Könige selbst uns solche mißgönnen.

 

Bruder.

 

Sagt mir, was ich annoch zu thun habe, damit ich eurem Verlangen Gnüge leiste.

 

Ober-Meister.

 

Sey weise und bescheiden, lerne weniger reden, als schweigen, komm demjenigen Kummer zuvor, welcher auf die Entdeckung der Heimlichkeiten folget.

 

Bruder.

 

Noch ehe ich ein Freymäurer geworden, wuste ich das Stillschweigen in Acht zu nehmen: diese Kunst schencket uns der Himmel. Dieses kleine Halsband ist gut dafür, daß ich bescheiden seyn werde.

 



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