Home Wolfgang Amadeus Mozart: acht freimaurerische Lieder, 1785/86 und 1791

 

 

 

Für die Beschäftigung mit Mozart unentbehrlich:

http://dme.mozarteum.at/DME/nma/start.php?l=1

 

 

Speziell zu Mozart und Freimaurerei siehe:

http://www.internetloge.de/arst/mozart.htm

http://mvmm.org/c/docs/mozart/mozart.html

http://www.masonmusic.org/mozart.html

http://hiramabiff0.tripod.com/id27.html

 

 

Inhalt

I. Kompositionen von Mozart im Umkreis der Freimaurerei

II. "Zum Schluss der Loge" (1791) stammt nicht von Mozart

III. Die acht freimaurerischen Lieder von Mozart

 

 

 

I. Kompositionen von Mozart im Umkreis der Freimaurerei

 

 

Im Jahre 1799 erschienen „In der Breitkopf- und Härtelischen Musikhandlung in Leipzig

XXX Gesänge mit Begleitung des Pianoforte von W. A,. Mozart.“

Darin finden sich bloss:

XIII. Cantate („Die ihr des Unermesslichen …“)

XXVIII. Lebensreise („Wenn den langen Weg …“), Erstdruck der Strophen von Daniel  Jäger.

 

 

Die Schrift von Carl Reinecke: W. A- Mozart – Kompositionen für Freimaurer. Leipzig: Breitkopf & Härtel. Die Datierungen schwanken – je nach Bibliothek - von 1905 bis 1935.

August Wolfstieg nennt in seiner „Bibliographie der freimaurerischen Literatur“, Bd. 1, 1911, 822, das Jahr 1891

(Carl Reinecke starb 1910).

http://digital.bib-bvb.de/view/bvbmets/viewer.0.5.jsp?folder_id=0&dvs=1407608148473~685&pid=3098108&locale=de&usePid1=true&usePid2=true

 

enthält die acht untenstehenden Lieder und zusätzlich einen Marsch und drei Arien aus der Zauberflöte:

 

Arie mit Chor (Nr. 10)

O Isis und Osiris, schenket

Arie des Sarastro (Nr. 15)

In diesen heil’gen Hallen

Chor der Priester (Nr. 18)

O Isis und Osiris, welche Wonne!

 

 

Hans Joachim Moser hat 1956 bei Peters herausgegeben:

Lieder für eine und mehrere Singstimmen mit Klavierbegleitung.

Darin finden sich:

Gesellenreise

Zur Eröffnung der Logenversammlung (mit Männerstimme)

Zum Schluss der Logenversammlung (mit Männerstimme)

Kantate : Die ihr des unermesslichen Weltalls

 

 

Neben den untenstehend acht angeführten Lieder hat Mozart weitere Werke freimaurerischen Gehalts komponiert (gemäss AV im „Handbuch des Freimaurers“, 1999, 361-369):

Maurerische Trauermusik (KV 477, 1785)

Quintett in C (KV 515) und in G (KV 516; beide 1787)

Don Giovanni (KV 527, 1787)

Andante der Symphonie in C-Dur (KV 551, 1788)

Die Zauberflöte (KV 620, 1791)

 

Es gibt auch Vermutungen, dass einige weitere Instrumentalstücke, z. B. Adagio und Fuge C-Moll (KV 546, 1788) sowie einige Bläserstücke (KV 409/ 410, 1782 und 1783) einen freimaurerischen Hintergrund haben.

 

Weiter Vermutungen betreffen:

An die Freude (KV 43b)

Adagio B-Dur für zwei Clarinetten (KV 411)

Allegro assai B-Dur für 2 Clarinetten und 3 Bassetthörner (KV 440b)

Adagio F-Dur für Clarinette und 3 Bassetthörner (KV 440c)

Streichquartett in A-Dur (KV 464)

Streichquartett in C-Dur (KV 465)

Klavierkonzert in D-Moll (KV 466)

Klavierkonzert in Es-Dur (KV 482)

Sinfonie in Es-Dur (KV 543)

Adagio C-Dur für Englischhorn, 2 Hörner und Fagott (KV 580a)

 

 

Auf zwei CD (2008) findet sich:

Die komplette Freimaurermusik

Mit dem Orchester der Wiener Volksoper dirigiert von Peter Maag (1966)

Ausser den weiter unten mit Originaltexten angegebenen acht freimaurerischen Liedern (dazu auch: KV 623a) finden sich darauf zusätzlich folgende Stücke:

 

'Psalm 129 "De Profundis Clamavi" für Chor und Orchester, KV 93

'"Sancta Maria, Mater Dei", Graduale für Chor und Orchester, KV 273

'Kanon, Adagio Für 2 Bassetthörner und Fagott F-Dur, KV 410

'Adagio Für 2 Klarinetten und 3 Bassetthörner B-Dur, KV 411

'Maurerische Trauermusik C-Moll für Orchester, KV 477

'Adagio und Fuge C-Moll für Streichquartett, KV 546

'Adagio C-Moll Und Rondo C-Dur für Flöte, Oboe, Viola, Violoncello und Celesta, KV 617

'Motette "Ave Verum Corpus" für Chor und Orchester, KV 618

 

 

Eine kanadische Website wartet mit weiteren Kompositionen auf:

http://freemasonry.bcy.ca/biography/mozart_a/music.html

An die Freude (KV 53= 43b= 47e), zu einem Gedicht von Johann Peter Uz (Text, wie auch die Komposition Mozarts, 1768)

Thamos König in Ägypten (KV 345)

Requiem (KV 626)

 

Reinhold Dosch: Deutsches Freimaurer Lexikon. 1999, 292-293, erwähnt schliesslich noch:

„O Gottes Lamm“, KV 343.

 

 

 

II. "Zum Schluss der Loge" (1791) stammt nicht von Mozart

 

623a (NMA X/29/3, 77)

 

Text I.

Lasst uns mit geschlungnen Händen,

Brüder diese Arbeit enden

 

Text II:

Brüder, reicht die Hand zum Bunde!

Diese schöne Freundschaftsstunde

 

Lange Jahre – über 150 Jahre – hielt man Mozart für den Komponisten dieses Liedes, Emanuel Schikaneder oder Karl Ludwig Gieseke für den Dichter der ersten Textversion (1791), Johann Gottfried Hientzsch für den Dichter der zweiten (1824/25/26). In jüngerer Zeit wurde dies alles widerlegt.

 

siehe:

Eine freimaurerische Melodie (1791) und neun Texte

 

 

 

III. Die acht freimaurerischen Lieder von Mozart

 

 

O heiliges Band

148 (NMA III/8, 4-5)

 

Text von Ludwig Friedrich Lenz, 1746

 

siehe: Ludwig Friedrich Lenz: 9 + 4 freimaurerische Gesänge

 

Im allgemeinen wird als Jahr der Komposition 1772 angegeben:

Dazu Wolfgang Plath, Wolfgang Rehm: Wolfgang Amadeus Mozart. Kritische Berichte.

Serie III; Werkgruppe 8; Lieder (Ernst August Ballin)

Kassel: Bärenreiter 1964, 66-69

http://dme.mozarteum.at/DME/nma/nma_cont.php?vsep=90&l=1&p1=66

 

Auf 1774 (mit Fragezeichen) datiert die Komposition später

Wolfgang Plath. Mozart Schriften. Kassel: Bärenreiter 1991, 239, 243 (ein Aufsatz aus dem Jahre 1976/77)

„1771 ist jedenfalls unmöglich und 1772 extrem unwahrscheinlich“ … „auch die folgenden Jahre (ca. 1775/76) erscheinen noch durchaus denkbar“

 

Mit der Datierung auf 24. Juni 1785:

Philippe A- Autexier: Lyra Latomorum. Das erste deutsche Freimaurerliederbuch.

Masonica über Haydn Mozart Spohr Liszt. Athen 1998, 28, 161-167

http://www.netzwerk-freimaurerforschung.de/blog/wordpress/?page_id=105

 

AV im „Handbuch des Freimaurers“, 1999, 367, setzt seine Entstehung zwischen die Gesellenreise und die Maurerfreude

--

s

 

Gesellen Reise (komponiert am 26. März 1785)

468 (NMA III/8, 18-19)

 

Text von Joseph Franz Ratschky

1785 im „Journal für Freymaurer“ (2,1: 117-118) in der Version des Komponisten Johann Baptist Holzer abgedruckt.

Leicht verändert in:

Gedichte von Joseph Franz Ratschky. Wien: Rudolph Gräffer 1791, 151-152,

unter dem Titel: Lied zur Gesellenreise. Wien im Herbstmond 1784.

 

Das Lied in der ursprünglichen Form auch in:

Sammlung auserlesener Freymaurer-Lieder. 1790, 92-93

Gesangbuch der gerechten und vollkommenen Loge Carl zu den drei Schlüsseln in Regensburg. 5800 [= 1800], 12.

 

 

Zu einem weiteren Liedtext von Joseph Franz Ratschky („Legt für heut den Werkzeug nieder“) hat Mozart 1790 Noten geschrieben, die aber nicht erhalten sind.

 

 

Die ihr einem neuen Grade

   Der Erkenntniß nun euch naht,

Wandert fest auf eurem Pfade!

   Wißt, es ist der Weisheit Pfad.

   Nur der unverdroßne Mann

   Mag dem Quell des Lichts sich nahn.

   [Ratschky 1791: Dringt zum Quell des Lichts hinan.]

 

Nehmt, o Pilger, zum Geleite

   Eurer Brüder Segen mit!

Vorsicht sey euch stets zur Seite!

   Wißgier leite euren [Ratschky 1791: jeden] Schritt!

   Prüft, und werdet nie dem Wahn

   Träger Blindheit unterthan!

 

Rauh ist zwar des Lebens Reise,

   Aber süß ist auch der Preis,

Der des Wandrers harrt, der weise

   Seine Fahrt zu nützen weiß.

   Glücklich, wer einst sagen kann:

   Es ist Licht auf meiner Bahn!

   [Ratschky 1791: Überglücklich ist der Mann,

   Der des Lichts sich rühmen kann.]

 

 

Vier weiter Strophen wurden in der Liedausgabe von 1799 angefügt

unter dem Titel: Lebensreise

von Daniel Jäger (1762-1802)

[In: Mustersammlung aus deutschen Klassikern. Leipzig: Reclam 1825, 300, mit der Angabe: Weisse]

 

 

Wenn den langen Weg durchs Leben

Wir nun gingen so allein,

Keine Seele um und neben;

Freunde, wäre das wohl fein

Ich – das muß ich frei gesteh'n–,

Lieber wollt' ich gar nicht geh'n!

 

Ach! nichts bliebe uns Genusses,

Aber tausend Noth und Pein.

An dem Quell des Ueberflusses

Stünden wir und weinten drein;

Bittre Klage wäre nur

Uns das Jauchzen der Natur!

 

Und woher — o laßt uns sagen —

Nähmen wir zur Reise Kraft?

Wer hülf' uns die Bürde tragen,

Wenn der müde Fuß erschlafft?

Wer, wer böte in Gefahr

Schutz und Schirm dem Wandrer dar?

 

Ach! Der ganze Weg durchs Leben

Würde rauh und traurig geh'n!

Sehet, was ihn macht so eben,

Freunde, was ihn macht so schön;

Seht und fühlt es jeden Schritt:

Menschen, Menschen gehen mit!

 

 

 

Die Maurerfreude (Kantate, komponiert am 20. April 1785)

471 (NMA 1/4/4, 35-58)

Text von Franz von Petran

 

In Carl Reinecke: W. A. Mozart – Kompositionen für Freimaurer nimmt diese Kantate mit den Noten ganze 11 Seiten ein

.

[Arie]

 

Sehen, wie dem starren Forscherauge

   die Natur ihr antlitz nach und nach enthüllet;

Wie sie ihm mit hoher Weisheit

   voll den Sinn und voll das Herz mit tugend füllet,

 

   Das ist Maureraugenweide

   wahre, heiße Mauerfreude.

 

[Rezitativ]

 

Sehen, wie die weisheit und die Tugend

   an den Maurer ihren Jünger hold sich wenden,

sprechen: nim, Geliebter, diese Kron'

   aus unsers ält'sten Sohns aus Josephs Händen.

 

   Das ist das Jubelfest der Maurer

   das -- der Triumph der Maurer!

 

[Arie mit Chor]

 

Drum singet und jauchzet, ihr Brüder.

Laßt bis in die innersten Hallen

des Tempels den Jubel der Lieder

Laßt bis an die Wolken ihn schallen.

 

[Singt, singt, singt:]

   Lorbeer hat Joseph der Weise zusammen gebunden

   mit Lorbeer die Schläfe dem Weisen der Maurer umwunden.

 

 

 

Zur Eröffnung der Loge (Kantate, Dezember 1785 oder Anfang Januar 1786)

483 (NMA III/9, 20-21)

 

Text: Augustin Veith von Schittlersberg

Autexier: Johann Baptist von Schloißnigg

 

[Tenor:]

 

Zerfließet heut geliebte Brüder,

in Wonn, und Jubel Lieder:

Josephs Wohltätigkeit hat uns

In deren Brust ein dreyfach Feuer brennet --

Unsere Hoffnung neu gekrönet.

 

[Chor:]

 

Vereineter Herzen und Zungen

Sey Joseph dieß Lob Lied gesungen --

Dem Vater, der enger uns band.

Wohltun ist die schönste der Pflichten;

Er sah sie uns feurig verrichten

Und krönet uns mit Liebevoller Hand.

 

[Tenor:]

 

Dank auch der Schar die eh uns wachte,

Der Tugend Flamm anfachte

Und uns zum Beispiel war,

Aus deren jedem Tritt auf ihrem Maurergang

Ein quell des Bruder Wohls entsprang.

 

[Chor:]

 

Das inigste, thätigste Streben

Zu ihnen empor sich zu heben

Ist allen der herrlichste Dank --

Drum laßt uns verdreyfacht die Kräfte

Beginnen die Hohen Geschäfte

Und schweigen den frohen Gesang --

 

 

 

Zum Schluss der Loge (Kantate, Dezember 1785 oder Anfang Januar 1786)

484 (NMA III/9, 22-23)

 

Text: Augustin Veith von Schittlersberg

Autexier: Johann Baptist von Schloißnigg

 

 

[Tenor:]

 

Ihr, unsre neuen Leiter

Nun danken wir auch eurer Treue --

Führt stets am Tugendpfad uns weiter

Daß jeder sich der Kette freue

Die ihn an beßre Menschen schließet

Und ihm des Lebens Kelche versüßet --

 

 [Tenor:]

 

Hebt auf der Wahrheit Schwingen

Uns Höher zu der Weisheit Throne

Daß wir ihr Heiligtum erringen,

Und würdig werden ihrer Krone --

Wenn ihr wohltätig für den Neid

Profaner selbst durch uns verscheucht.

 

[Chor:]

 

Beim Heiligen Eide

Geloben auch wir

Am Großen Gebäude

Zu bauen wie ihr! --

 

 

 

Solokantate „Dir Seele des Weltalls“ (November 1791)

429 (NMA 1/4/4, 96-109)

 

Text von Lorenz Leopold Haschka

Autexier: Ignaz von Schäffer

 

[Chor:]

 

Dir, Seele des Weltalls, o Sonne, sei heut'

Das erste der festlichen Lieder geweiht!

O Mächtige! ohne dich lebten wir nicht;

Von dir nur kommt Fruchtbarkeit, Wärme und Licht!

(O Seele des Weltalls! Dir sei heut'

Das erste der festlichen Lieder geweiht!

Dir sei’s heut‘ geweiht!

Von dir nur kommt Fruchtbarkeit, Wärme, Licht!)

 

 

[Arie (Tenor).]

 

Dir danken wir die Freude,

Daß wir im Frühlingskleide

Die Erde wiedersehn;

Daß laue Zephiretten

Aus süßen Blumenketten

Uns Duft entgegenwehn.

 

(Dir danken wir, dir,)

Daß alle Schätze spendet

Und jeden Reiz verschwendet

Die gütige Natur,

Daß jede Lust erwachet

Und alles hüpft und lachet

Auf segenvoller Flur.

 

Die Lichter, die zu Tausenden

Sich in dem Sternen …

 

 

 

Die Solokantate „Die ihr des unermesslichen Weltalls Schöpfer ehrt“ (12. Juli 1791)

619 (NMA 1/4/4, 59-64)

 

Text von Franz-Heinrich Ziegenhagen

Mozart komponierte diese Kantate als Auftragsarbeit für das utopische Buch von Ziegenhagen: „Lehre vom richtigen Verhältnisse zu den Schöpfungswerken“, das 1792 in Hamburg erschien. Es ist aber, da auch Ziegenhausen Freimaurer war, ein freimaurerisches Lied. Ob es in der Loge gesungen wurde?

Daher die Behauptungen:

Philippe A. Autexier, 1998: Keine Logenkomposition

AV im „Handbuch des Freimaurers“. 1999, 386: „Ohne Zweifel ein Gebet zum Schluss der Loge (in der Kette)“

Barbara Richter in: Franz Heinrich Ziegenhagen (Diss. Univ. Hamburg 2001; Lit 2003, 141): „Ziegenhagen hatte dieses in freien Rhythmen gehaltene Lied der Verhältnislehre beigegeben und verfügte, ‚dass es in den Versammlungshäusern unter Begleitung von Instrumentalmusik zu singen‘ sei“ (1792, 632).

 

In Carl Reinecke: W. A. Mozart – Kompositionen für Freimaurer nimmt diese Kantate mit den Noten 9 Seiten ein.

 

 

[Rezitativ]

 

Die ihr des unermeßlichen Weltalls Schöpfer ehrt, --

Jehova nennt ihn, oder Gott, Ti-en ihn, oder Brama --

hört! -- Worte aus der Posaune des Allherrschers!

laut tönt durch Erden, Monden, Sonnen ihr ewiger Schall; --

hört, Menschen! sie auch ihr! -- -- --

 

[Andante]

 

„Liebt mich in meinen Werken!

   Liebt Ordnung, Ebenmaaß und Einklang! --

Liebt euch! – euch selbst, und eure Brüder! --

   Körperkraft und Schönheit sei eure Zierd',

   Verstandeshelle euer Adel!

   Reicht euch gleichseit’ger Sich‘rungshand,

   die nur ein Wahn, nie Wahrheit euch solang‘ entzog!“

 

[Allegro]

 

„Zerbrechet dieses Wahnes Bande!

Zerreißet dieses Vorurteiles Schleier!

Enthüllt euch vom Gewand, das Menschheit in Sektirerei verkleidet!

In Kolter [Pflugmesser, Pflugzahn] schmiedet um das Eisen,

   das Menschen -- das Brüder Blut bisher vergoß!

Zersprenget Felsen mit dem schwarzen Staube,

   der mordend Blei in Brüder Herzen schnellte! –„

 

[Andante]

 

   „Wänt nicht, daß wahres Uebel sey‘ auf meiner Erde;

   Belehrung ist es nur, --

   die wohltut, wenn sie euch zu bessern Taten spornt;

   die, Menschen, ihr in Unglück wandelt,

   wenn törichtblind ihr rückwärts in den Stachel schlagt,

   der vorwärts euch antreiben solte. -- --„

 

„Seyt weise nur, seyt kraftvoll, und seyt Brüder!

   Dann ruht auf euch mein ganzes Wohlgefallen;

   Dann nezzen Freudenzären nur die Wangen;

   Dann werden eure Klagen -- Jubeltöne;

   Dann schaffet ihr zu Edenstälern -- Wüsten;

   Dann lachet meine ganze Schöpfung euch;

 

[Allegro]

 

    -- Dann ist's erreicht - des Lebens wahres Glük!“

 

 

 

Kleine Freimaurerkantate (15. November 1791)

623 (NMA 1/4/4, 65-92)

 

Text von Emanuel Schikaneder oder Johann Georg Karl Ludwig Gieseke

Autexier: Ignaz von Schäffer

 

Chor.

 

Laut verkünde unsre Freude

   Froher Instrumente [Mozart: Instrumenten] Schall!

Jedes Bruders Herz empfinde

   Dieser Mauern Wiederhall;

   Denn wir weihen diese Stätte

   Durch die goldne Bruderkette

   Und den echten Herzverein

   Heut zu unsrem Tempel ein.

 

Erste Stimme

.

   Recitativ.

 

   Zum erstenmale, edle Brüder, schließt

Uns dieser neue Sitz der Weisheit und

Der Tugend ein: Wir weihen diesen Ort

Zum Heiligthume unserer Arbeit, die

Uns das große Geheimniss [Mozart: Geheimnüss] entziffern

Soll. -- Süss ist die Empfindung des Maurers

An so einem festlichen Tage, --    der

Die Bruderkette neu, -- und enger schliesst;

Süss der Gedanke, dass nun die Menschheit,

Wieder einen Platz unter Menschen gewann;

Süss die Erinnerung an die Stätte,

Wo jedes Bruderherz --  ihm, -- was er war,

Und was er ist --  und was er werden kann,

So ganz bestimmt: --wo Beyspiel ihn belehrt,

Wo ächte Bruderliebe seiner pflegt,

Und wo aller Tugenden heiligste.

Erste, -- aller Tugenden Königinn,

Wohlthätigkeit, -- in stillem Glanze thront.

 

Arie.

 

   Dieser Gottheit Allmacht ruhet

Nicht auf Lärmen, Pracht und Saus;

Nein, im Stillen wiegt, -- und spendet

Sie der Menschheit Segen aus.

 

   Stille Gottheit, deinem Bilde

Huldigt ganz des Maurers Brust;

Denn du wärmst mit Sonnenmilde

Stets sein Herz in süsser Lust.

 

Recitativ.

 

   Wohlan, ihr Brüder! -- überlaßt euch ganz

Der Seligkeit[Mozart: Seeligkeit] eurer Empfindungen,

Da ihr nie, -- dass ihr Maurer seyd, vergeßt.

Diese [Mozart: Dieses] heut'ge Feyer sey ein Denkmal

Des wieder neu, und fest geschloss'nen Bundes;

Verbannet sey auf immer Neid – Habsucht,

Und Verläumdung aus unsrer Maurerbrust,

Und Eintracht knüpfe fest das theuere Band,

Das reine Bruderliebe webte.

 

[Duett]

 

Erste Stimme.

 

Lange sollen diese Mauern

   Zeuge unsrer Arbeit seyn,

Und damit sie ewig dauern,

   Weiht sie heute Eintracht ein.

 

Zweyte Stimme.

 

Lasst uns teilen jede Bürde

   Mit der Liebe Vollgewicht!

Dann empfangen wir mit Würde

   Hier aus Osten wahres Licht.

 

Erste Stimme.

 

Diesen Vorteil zu erlangen,

   Fanget froh die Arbeit an.

 

Zweyte Stimme.

 

Und auch der schon angefangen,

   Fange heute wieder an.

 

Beyde Stimmen.

 

Haben wir an diesem Orte

Unser Herz und unsre Worte

   An die Tugend ganz gewöhnt;

Oh! dann ist der Neid gestillet,

Und der Wunsch so ganz erfüllet,

   Welcher unsre Hoffnung krönt.

 

Chor.

 

Laut verkünde unsre Freude

   Froher Instrumente Schall!

Jedes Bruders Herz empfinde

   Dieser Mauern Widerhall;

   Denn wir weihen diese Stätte

   Durch die goldne Bruderkette

   Und den ächten Herzverein

   Heut zu unsrem Tempel ein.

 

 




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