Home "The Book of Masons" - Tew-Form (Urfassung, ca. 1500)

 

 

Eine vollständige Übersetzung der Tew-Form („The Book of Masons“) findet sich bei Wilhelm Begemann: Vorgeschichte und Anfänge der Freimaurerei in England. Berlin: Mittler, Bd. 1, 1909,

allerdings etwas verstreut, 219-235 sowie 204-208 und 238, eingebettet in einen ausführlichen Kommentar 214-239 und - „auf textkritischem Wege mit einiger Sicherheit“ (236) - anhand eng verwandter Manuskripte verbessert oder ergänzt. Die Zahlen der Abschnitte sind von Begemann gesetzt.

 

 

Gemäss

Douglas Knoop, Gwilym Peredur Jones: The Genesis of Freemasonry. 1948; Nachdruck London 1978;
dt.: Die Genesis der Freimaurerei. Bayreuth: Quatuor Coronati 1968

könnten die Urformen

·        des Grand Lodge Ms. Nr. 1 von 1583 (77) und

·        des Levander-York-Manuskripts von 1740 (77, 86, 156) mit ihren „Konstitutionen“ sowie

·        des Harleian Ms. Nr. 2054 (von der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts)

um 1550/60 vorliegen (siehe auch 224, 236).

Die Urform des William-Watson-Manuskripts von 1681/87 soll um 1520 vorliegen (76: 1520; 81, 146 mit Bezug auf Begemann: 1480 oder 1520), diejenige des Tew-Manuskripts von 1700 vielleicht noch früher, um 1500 (77-78, 81)

 

Ein kleiner Teil des Englischen Textes im Internet (nur Absätze 1-3 und den Anfang von 4, und zwar in der Form von 1680 – zu den zwei letzten Sätzen äussert sich Begemann ausführlich, 1909, 224-225):

http://www.themasonictrowel.com/Articles/Manuscripts/manuscripts_main_toc.htm

http://www.rgle.org.uk/RGLE_1680.htm

http://wp.logenationalefrancaise.org/Documents_Tew.htm

 

Eine vollständige Version der „Watson MS series 1535“ mit dem paradoxen Titel

„(abbreviated, ‚circa’ 1535)“:

http://www.rgle.org.uk/RGLE_1535.htm

 

 

Text des William Watson Manuskripts gedruckt in:

An Exact Reproduction of the “William Watson MS.” of A. D. 1687. With an introduction on the chief characteristics of this ... copy of the old charges of the Freemasons, by W. J. Hughan ... Reprinted from “The Freemason,” 1891;

Quatuor Coronatorum Antigrapha (= Masonic Reprints) III, 1891.

 

Text des Thomas W. Tew Manuskripts gedruckt in:

An exact reproduction of the “Thomas W. Tew Masonic MS.” of the seventeenth century ... with on introduction on the “Old Charges” of the Freemasons, especially in reference to those preserved in Yorkshire; by ... W. J. Hughan. (Reprinted from the Christmas number of the “Freemasons,” 1888.), 1889 und 1892.

 

 

 

Begemann schreibt einleitend:

 

Wenn nun auch die Daten dieser drei Handschriften [GL = Grand Lodge Ms No. 1; M = Melrose Ms von 1581 (279, 307); Levander Ms] hinter 1540 zurückweisen, so vertreten sie keineswegs die ältste erreichbare Gestalt der jüngern Formen, sondern sie müssen ihren Altersvorrang an T (= Thomas W. Tew Ms) abtreten, dessen Urform der von GL schon vorausgegangen sein muss, obwohl T selbst erst der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts angehört.

 

Die Erhaltung und Auffindung von T ist für textkritische Zwecke als ein ganz besondrer Glücksfall zu bezeichnen, und wenn auch die Zahl der Fehler sehr gross ist, so würden wir doch ohne T eine sichre Mittelform zwischen WW (= William Watson Ms) und den jüngern Formen vermissen.

Von den drei andern Handschriften, die zur Gruppe gehören, steht AH (Atcheson-Haven) T am nächsten, während Bu (Buchanan) und Be (Beaumont) ein enger zusammenhängendes Paar bilden.

 

T steht in einigen Hauptbestandteilen allein, sein Text, den ich jetzt hier darbiete, lässt sich aber aus den drei andern vielfach verbessern und ergänzen.

 

[Das Original von WW datiert Begemann auf „zwischen 1471 und 1483“ (196, 327, 328), die ursprüngliche T-Form fällt „wohl noch ins 15 Jahrhundert“ (328).]

 

 

Die Tew-Form.

 

In T fehlt das gewöhnliche einleitende Gebet; es kann aber nicht etwa zerstört sein, denn die Pergamentrolle ist am obern Ende unversehrt. Wir müssen also annehmen, dass diese Zwischenform es noch nicht vorangesetzt hatte, sondern dass erst die nächste Umarbeitung dies getan hat.

Als Überschrift hat T „The Book of Masons".

Die 3 andern Handschriften haben bereits das Gebet, aber in etwas andrer Gestalt als die übrigen.

 

T ist in 4 grossen Abschnitten geschrieben, ich halte es aber spätrer Verweisungen und Vergleichungen wegen für zweckdienlicher, nach sachlichen Gründen mehr Abschnitte zu machen und selbige mit fortlaufenden Zahlen zu versehen.

 

 

1. Gute Brüder und Genossen, mein Vorsatz ist, euch zu zeigen, wie und in welcher Art und Weise diese würdige Kunst (craft) der Masonry zuerst begründet wurde, und später, wie sie von würdigen Königen und Fürsten und vielen ehrwürdigen Männern gefördert und aufrecht erhalten wurde und wird, und weiter wollen wir denen, die hier sind, die Pflichten kundgeben, die zu halten jedem echten Mason zukommt, denn es ist eine Wissenschaft, die ist würdig, für eine würdige Kunst und eine vortreffliche Wissenschaft gehalten zu werden, denn sie ist eine der sieben freien Wissenschaften, und dies sind die Namen derselben.

 

2. Die erste ist Grammatik, die lehrt den Menschen richtig sprechen und richtig schreiben.

Die zweite ist Rhetorik, die lehrt den Menschen schön und in gewandten Ausdrücken sprechen.

Die dritte ist Dialektik, die lehrt den Menschen Wahres und Falsches unterscheiden und auseinander halten.

Die vierte ist Arithmetik, die lehrt den Menschen mit Zahlen jeder Art rechnen und zählen.

Die fünfte ist Geometrie, die lehrt den Menschen die Erde und alle andern Dinge schätzen und messen, zu ihr gehört Masonry.

Die sechste Wissenschaft ist Musik, die lehrt die Kunst des Gesanges, den Klang der Sprache, Orgel, Harfe und Trompete.

Die  siebente ist Astronomie, die lehrt den Lauf der Sonne, des Mondes und der Sterne kennen.

Dies sind die sieben freien Wissenschaften, die alle von einer Wissenschaft begründet sind, welche  Geometrie genannt wird.

 

3. Also könnt ihr beweisen, dass alle Wissenschaften in der Welt auf diese Wissenschaft der Geometrie gegründet wurden, denn sie lehrt Verhältnis und Mass, Wägen und Gewicht von allerhand Dingen der Erde, und da ist niemand, der ein Handwerk irgendwelcher Art verrichtet, der es nicht nach irgend einem Verhältnis oder Mass verrichtet, auch ist da niemand, der kauft oder verkauft, der nicht Mass oder Gewicht gebraucht, und das alles gehört zur Geometrie.

Und alles dies finden Handwerker und Kaufleute durch keine der andern sechs Wissenschaften. Und besonders die Pflüger und Furcher des Bodens für alle Arten Getreide, die Säer von Korn und allen andern Arten Samen, die Rebenpflanzer und Setzer aller andern Arten Obst können nicht pflügen, furchen, säen, pflanzen oder setzen ohne Geometrie, denn weder durch Grammatik noch durch Astronomie oder eine andre dieser sechs Wissenschaften kann jemand Verhältnis oder Mass finden ohne Geometrie.

Deshalb kann jene Wissenschaft die würdigste Wissenschaft aller Wissenschaften genannt werden, die Verhältnis und Mass für alle übrigen findet.

 

4. Wenn ihr fragt, wie diese würdige Wissenschaft begonnen wurde, werde ich es euch erzählen.

Vor der Flut Noahs war da ein Mann, der hiess Lamech. Lamech tötete seinen Urahn mit einem Pfeile, wie die Schrift bezeugt im 4. Kapitel der Genesis. Und dieser Lamech hatte zwei Frauen, der Name der einen war Ada und der Name der andern Sella. Mit seiner ersten Frau Ada zeugte er zwei Söhne, der Name des ersten war Jabel, und der Name des andern war Jubal. Und mit der andern Frau Sella hatte er einen Sohn, Tubal Cain geheissen, und eine Tochter mit Namen Noema.

 

Und diese 4 Kinder fanden den Beginn aller Künste (crafts) in der Welt. Dieser ältste Sohn Jabel erfand die Kunst der Geometrie und war der erste, der das Land und die Herden von Schafen und Lämmern auf dem Felde schied, und er verfertigte zuerst ein Haus aus Stein und Bauholz.

Cain baute eine Stadt, ehe Jabel geboren wurde, wie das oben genannte Kapitel bezeugt.

Und sein Bruder Jubal erfand die Kunst der Musik, des Gesanges, der Orgel und der Trompete.

Der dritte Bruder, Tubal Cain, erfand die Kunst, welche die Schmiedekunst in Gold, Silber, Kupfer, Eisen und Stahl genannt wird.

Und ihre Schwester Noema erfand die Kunst des Webens.

 

Und diese Kinder wussten, dass Gott Rache nehmen würde für die Sünde, entweder durch Feuer oder durch Wasser. Deshalb schrieben sie die Wissenschaften, die sie gefunden hatten, auf zwei Säulen von Stein, damit sie gefunden werden könnten, nachdem Gott Rache genommen hätte; und der eine Stein war Marmor. der würde nicht verbrennen im Feuer, und der andre Stein war Ziegelstein, der würde nicht untergehen im Wasser.

 

5. Jetzt ist erforderlich, euch zu erzählen, wie diese beiden Steine gefunden wurden, auf denen die Künste geschrieben standen. Nach der Zerstörung der Welt durch Noahs Flut, wie die Geschichten behaupten, fand ein grosser Gelehrter, der Pythagoras hiess, die eine, und Hermes, ein Philosoph, fand die andre. Diese beiden fanden die beiden Säulen und fanden die Wissenschaften darauf geschrieben und lehrten sie andre Männer.

 

Und beim Bau des Turins zu Babylon wurde zuerst viel ans der Masonry gemacht. Der König von Babylon, welcher Nimrod hiess, war selbst ein Mason und liebte die Kunst der Masonry sehr, wie der Meister der Geschichten bezeugt, und als die Stadt Niniveh und andre Städte des Ostens gebaut werden sollten, schickte dieser Nimrod, der König von Babylon, 60 Masons dorthin, auf den Wunsch des Königs von Niniveh, seines Vetters. Und als sie fortgingen, gab er ihnen eine Pflicht auf folgende Weise:

(a) dass sie jeder von ihnen dem andern treu sein sollten, und dass sie sich aufrichtig untereinander lieben sollten,

(b) dass sie ihrem Herrn für ihren Lohn redlich dienen sollten.

damit er Anerkennung (worship) haben könnte dafür, dass er sie seinem Vetter, dem Könige von Niniveh, sende.

 

Und weiter gab er ihnen noch Pflichten, die ihre Wissenschaft betrafen, und für sie selbst. Und dies war das erste Mal. dass je ein Mason eine Pflicht für seine Arbeit und seine Kunst bekam.

 

6. Als Abraham und sein Weib Sarah nach Ägypten gingen, lehrte er dort die Ägypter die sieben Wissenschaften.

Und er hatte einen würdigen Schüler, dessen Name war Euklid, der lernte sehr gut und wurde Meister aller sieben Wissenschaften.

 

Und in seinen Tagen geschah es, dass die Herren und die grossen Stände in diesen Gebieten und Herrschaften so viele Söhne hatten, manche von ihren eignen Weibern und manche von andern Frauen (denn diese Gegenden sind sehr heiss von Natur und deshalb zum Zeugen geeignet), dass sie nicht Länder und Güter genug hatten, uni ihre Kinder zu unterhalten, und das machte ihnen viel Sorge. Und der König jenes Landes, ihre Armut erwägend, rief einen Rat zusammen und liess ein Parlament halten. Das Wichtigste bei seiner Absicht war, zu erfahren, wie sie ihre Kinder unterhalten sollten. Und sie konnten keinen Weg finden, es sei denn durch Kunstfertigkeit oder gute Wissenschaft (cunning or good science). Darauf liess er eine Auffordrung machen durch sein Reich, ob irgend ein Mann da wäre, der sie in guter Kunst oder Fertigkeit unterrichten könnte, der sollte zu ihnen kommen und für seine Mühe und Arbeit sehr wohl befriedigt werden.

 

Nachdem diese Auffordrung erlassen war, kam dieser würdige Gelehrte Euklid und sagte zum König und zu seinen Herren (Lords):

„Wenn ihr eure Kinder meiner Leitung anvertrauen wollt, will ich sie die sieben Wissenschaften lehren, wodurch sie ehrbar und als Edelmänner (gentlemen) leben können, unter dieser Bedingung, dass ihr mir Vollmacht gewährt, dass ich Gewalt und Reglung über sie habe, wie die Wissenschaft geregelt werden sollte. Auf Grund solchen Vertrages will ich die Aufsicht über sie übernehmen".

Der König und sein Rat gewährten dieselbe Vollmacht und untersiegelten sie.

 

7. Dann nahm dieser würdige Gelehrte Euklid jener Herren Söhne zu sich und lehrte sie die Wissenschaft der Geometrie praktisch, allerhand würdige Arbeiten auszuführen, die zum Bauen von Tempeln, Schlössern, Herrenhäusern, Kirchen und allerhand andern Gebäuden gehören könnten. Und er gab ihnen folgende Pflichten:

(a) die erste war, dass sie ihrem Könige treu sein sollten sowie den Herren und Meistern, denen sie dienten;

(b) dass sie sich gegenseitig lieben und jeder von ihnen dem andern treu sein sollte;

(c) dass sie einander Genoss [oder Bruder] nennen sollten, nicht Diener oder Knecht oder mit einem andern geringschätzigen Namen;

(d) dass sie ihren Lohn von den Herren oder Meistern, denen sie dienten, redlich verdienen sollten;

(e) dass sie den Klügsten unter ihnen bestimmen sollten, Meister von ihres Herrn Arbeit zu sein, und dass weder Herren noch Leute von hohem Einkommen oder Reichtum bewirken oder bestimmen sollten, dass ein solcher die Reglung erhielte, der nur geringe Fertigkeit besitze, wodurch die Eigentümer des Werks übel bedient und sie selbst in ihrer Kunsttüchtigkeit (workmanship) beschämt werden würden;

(f) dass sie den Leiter des Werks Meister nennen sollten, so lange sie bei ihm arbeiten;

und viele andre Pflichten, die zu lang zu erzählen sind; und auf alle ihre Pflichten liess er sie den grossen Eid schwören, den man zu jener Zeit anwandte, und er verordnete ihnen angemessnen Lohn, von dem sie mit Ehren (with honesty) leben könnten.

Und er verordnete auch, dass sie einmal jedes Jahr sich treffen und versammeln sollten, damit sie in ihrer Zunft (craft) Rat halten könnten, wie sie am besten arbeiten möchten, ihren Herren und Meistern zu deren Vorteil und zu ihrer eignen Ehre zu dienen, und unter sich verbesserten, wenn sie einen Verstoss begangen hätten.

 

Und so wurde die Kunst der Geometrie dort begründet; und jener würdige Meister gab ihr den Namen Geometrie, und jetzt wird sie Masonry genannt.

 

8. Später, als die Kinder Israels in das Land der Verheissung gekommen waren, das jetzt unter uns das Land von Jerusalem genannt wird, begann König David den Tempel, nämlich Templum Domini, welcher der Tempel von Jerusalem genannt wird. Und derselbe König David liebte die Masons sehr und begünstigte sie und gab ihnen gute Zahlung und gab ihnen auch Pflichten und Gebräuche, wie sie solche, von Euklid gegeben, in Ägypten hatten, und andre Pflichten mehr, die ihr später hören werdet.

 

Und nach dem Tode des Königs David beendigte Salomo, der Sohn des genannten Königs, den Tempel, den sein Vater begonnen hatte. Und er sandte nach Masons verschiedner Länder und Gegenden und rief sie zusammen, so dass er 80 000 [24 000] Masons hatte, und 3000 von ihnen wurden bestimmt. Meister und Leiter der Arbeit zu sein. Und da war ein andrer König eines andern Landes, der hiess Hiram, und er liebte den König Salomo sehr und gab ihm Bauholz für sein Werk. Er hatte einen Sohn, der hiess Hiram, der war Meister der Geometrie und Hauptmeister aller Masons und Leiter aller Gravier- und Schnitzarbeit und jeder Art Masonry, die zum Tempel gehörte. Alles dies bezeugt das 1. Buch der Könige im 7. Kapitel.

Und dieser selbe Salomo bestätigte die Pflichten und Gebräuche, die sein Vater den Masons gegeben hatte. Und so wurde diese würdige Kunst der Masonry bestätigt in dem Lande von Jerusalem und in vielen andern Königreichen durch berühmte Künstler (craftsmen), die weit umherreisten nach verschiednen Ländern, einige, um ihre Kunst noch besser zu lernen, einige, um andre ihre Kunst zu lehren.

 

9. Und so geschah es, dass ein hervorragender Mason (a curious mason), welcher Mamon Grecus hiess, der beim Bau von Salomos Tempel gewesen war, nach Frankreich kam, und er lehrte die Leute in Frankreich die Kunst der Masonry.

 

Und da war einer aus des Königs Geschlecht in Frankreich, der hiess Karl Martell, der war ein Mann, der liebte eine solche Kunst sehr, und er hielt sich zu diesem vorgenannten Mamon Grecus und lernte von ihm die Kunst und nahm auf sich die Pflichten. Und später wurde er durch die Gnade Gottes zum König von Frankreich gewählt. Und als er in seiner Stellung war, nahm er viele Masons zu sich und machte [Leute zu Masons, die vorher keine waren, und setzte sie in] Arbeit und gab ihnen Pflichten und Gebräuche und gute Zahlung, wie er von andern Masons gelernt hatte. Und er bestätigte ihnen einen Freibrief, von Jahr zu Jahr eine Versammlung zu halten, und begünstigte sie sehr.

Und so kam die Kunst der Masonry nach Frankreich.

 

10. Und England war zu jener Zeit ohne jede Pflicht der Masonry bis zur Zeit von St. Alban, und zu seiner Zeit umgab der König von England, der ein Heide war, die Stadt, die jetzt St. Albans heisst, mit Mauern. Und St. Alban war ein würdiger Ritter und Oberschaffner des Königs und hatte die Regierung des ganzen Königreichs wie auch des Baus der Stadtmauern. Und er liebte die Masons sehr und begünstigte sie und zahlte ihnen ihren Lohn sehr gut, wie das Königreich zu jener Zeit stand, denn er gab ihnen 2 Schillinge 6 Pfennige die Woche und 3 Pfennige zu ihrer Mahlzeit. Vor jener Zeit hatte ein Mason nur 1 Pfennig täglich und Essen und Trinken, bis St. Alban es besserte.

Und er gab ihnen einen Freibrief des Königs und seines Rats, eine allgemeine Beratung zu halten, und er gab ihr den Namen einer Versammlung. Und darin war er selbst und machte Masons und gab ihnen Pflichten, wie ihr nachher hören werdet.

 

11. Sehr bald nach dem Tode von St. Alban kamen verschiedne Krieger über England von verschiednen Völkern, so dass die Regel der guten Masonry zerstört wurde bis zur Zeit des Königs Adelstan, der ein würdiger König in England war und dieses Land zu guter Ruhe brachte. Und er baute viele grosse Gebäude von Abteien und Schlössern und verschiedne andre grosse Gebäude. Und er liebte die Masons sehr, [und er hatte einen Sohn, der hiess Edwin, und er liebte die Masons sehr], mehr als sein Vater tat.

Er war selbst ein grosser Praktiker in der Geometrie, deshalb machte er sich daran, mit Masons zu verkehren und zu plaudern, um von ihnen die Kunst zu lernen, und später wurde er wegen der Liebe, die er zu den Masons und zur Kunst hatte, selbst zum Mason gemacht.

 

Und er erlangte von seinem Vater, dem Könige, einen Freibrief und eine Vollmacht, jedes Jahr eine Versammlung zu halten, wo es ihnen gefiele innerhalb des Königreichs, unter sich Mängel und Verstösse zu verbessern, die in der Zunft vorkämen. Und er hielt selbst eine Versammlung in York, und dort machte er Masons und befahl, dass jene Regel immer fortan gehalten werden sollte; er gab ihnen auch den Freibrief und die Vollmacht, um sie zu halten, und machte eine Verordnung, dass sie von König zu König erneuert werden sollten.

 

Als die Versammlung zusammengetreten war, erliess er einen Aufruf an alle alten und jungen Masons, wenn jemand ein Schriftstück oder eine Kenntnis der Pflichten hätte, die früher in diesem oder in irgend einem andern Lande gemacht wären, so möchte er sie vorbringen. Und es fanden sich einige in französischer, einige in englischer, einige in lateinischer und einige in andern Sprachen. Und diese Pflichten sind gesammelt und ausgezogen aus verschiednen alten Büchern und Schriften, wie sie gemacht und bestätigt wurden in Ägypten von dem König und dem grossen Gelehrten Euklid, [beim Bau des Tempels Salomos] von David und seinem Sohne Salomo, in Frankreich von Karl Martell, welcher König von Frankreich war, in England von St. Alban und später von Adelstan und seinem Sohne Edwin, der nach ihm König war.

Und die Fassung derselben wurde gleichlautend gefunden. Und er liess ein Buch daraus machen, wie die Kunst zuerst begründet wurde, und befahl, dass es vorgelesen und erzählt werden sollte, so oft jemand zum Maurer gemacht werden würde, um ihm seine Pflicht zu geben.

 

Und von jenem Tage bis zu dieser Zeit ist die Masonry beibehalten worden, und seitdem ist sie von Zeit zu Zeit so gut regiert worden, wie Menschen sie regieren konnten. Und weiter sind bei verschiednen Versammlungen gewisse Pflichten mehr hinzugefügt worden nach dem besten Rat von Meistern und Genossen.

 

 

Die Pflichten.

 

Jeder Mann, der ein Mason ist, gebe recht gut und klüglich auf diese Pflichten acht, damit ihr, falls ihr euch einer derselben schuldig findet, es Gott gegenüber wieder gut macht. Hauptsächlich diejenigen, welche verpflichtet werden, müssen gut acht geben, dass sie diese Pflichten halten können, denn es ist eine grosse Gefahr, auf ein Buch zu schwören.

 

1. Allgemeine Pflichten.

 

1. Die erste und hauptsächliche Pflicht ist, dass ihr treue Männer gegen Gott und die heilige Kirche sein, und dass ihr nach eignem Verständnis oder durch Belehrung besonnener und kluger Männer keine Irrlehre oder Ketzerei üben sollt.

 

2. Dass ihr treue Lehnsleute des Königs sein sollt, ohne Verrat oder irgend eine andre Falschheit, und dass ihr von Verrat oder Treulosigkeit nichts erfahrt, ohne sie unter der Hand zu beseitigen, wenn ihr könnt, oder sonst den König oder seinen Rat oder seine Beamten davon zu benachrichtigen.

 

3. Dass ihr einander treu sein sollt, d. h. jedem Meister und Genossen der Wissenschaft und Kunst der Masonry, die anerkannte Masons sind, und dass ihr ihnen tun sollt, wie ihr möchtet, dass sie euch tun.

 

4. Dass jeder Mason das Geheimnis der Loge und der Kammer treu bewahre und alle andern Geheimnisse, die vermittels der Masonry bewahrt werden sollten.

 

5. Dass kein Mason ein Dieb oder ein Diebesgenosse sein soll. soweit es ihm bekannt ist.

 

6. Dass er seinem Bauherrn und seinen Meistern, denen er dient, treu sein und redlich auf seines Bauherrn Nutzen und Vorteil sehen soll.

 

7. Dass ihr die Masons eure Genossen oder eure Brüder nennen sollt und nicht mit einem andern geringschätzigen Namen.

 

8. Dass ihr nicht mit euers Genossen Weib Unzucht treiben und auch nicht seine Tochter oder seine Magd unrechtmässig begehren oder ihn sonst in Unehre bringen sollt.

 

9. Dass ihr für euer Essen und Trinken redlich bezahlen sollt, wo ihr zu Tisch geht, und dass ihr in dem Hause keine Unzucht treiben sollt, wodurch die Zunft beschimpft werden kann.

 

Dies sind die allgemeinen Pflichten, die jeder Mason halten sollte, sowohl Meister wie Genossen. Jetzt will ich besondre Pflichten für Meister und Genossen vortragen.

 

II. Besondre Pflichten.

 

1. Dass kein Meister (oder Genoss) eines Bauherrn Werk oder eines andern Mannes Werk übernehmen soll, wenn er sich nicht fähig und geschickt genug weiss, dasselbe auszuführen, so dass die Zunft nicht Schimpf oder Schande davon habe, sondern dass der Bauherr gut und redlich bedient werde.

 

2. Dass kein Meister ein Werk übernehmen soll, wenn er es nicht vernünftig übernimmt, so dass der Bauherr mit seinem eignen Gut redlich bedient wird, und dass der Meister anständig leben und seine Genossen redlich bezahlen kann, wie der Brauch der Zunft verlangt.

 

3. Dass kein Meister (oder Genoss) einen andern von seinem Werke verdrängen soll, das heisst, wenn er ein Werk übernommen hat oder als Meister von eines Bauherrn Werk dasteht, soll er ihn nicht beiseite schieben, es sei denn dass er unfähig an Geschicklichkeit ist, das Werk zu vollenden.

 

4. Dass kein Meister (oder Genoss) einen Lehrling annehmen soll, um als sein Lehrling anerkannt zu werden, anders als für sieben Jahre, und dass der Lehrling fähig an Geburt und Gliedern sei, wie er sein sollte.

 

5. Dass kein Meister (oder Genoss) die Erlaubnis für jemand, zum Mason gemacht zu werden, sich nehmen soll ohne die Zustimmung von 6 oder wenigstens 5 seiner Genossen, und dass derjenige, der zum Mason gemacht werden soll, in allen Beziehungen fähig sei, d. h. freigeboren und von gutem Geschlecht und kein Dienstpflichtiger, und dass er seine richtigen Glieder habe, wie ein Mann sie haben sollte.

 

6. Dass kein Meister (oder Genoss) eines Bauherrn Werk in Akkord nehmen soll, das nach dem Herkommen ein Werk in Tagelohn ist.

 

7. Dass kein Meister seinem Genossen mehr Lohn geben soll, als er verdienen mag, so dass der Bauherr des Werks nicht durch falsche Werkleute betrogen werde.

 

8. Dass kein Genosse einen andern hinter seinem Rücken schlecht machen soll, so dass er seinen guten Namen oder seine irdischen Güter verlieren kann.

 

9. Dass kein Genosse innerhalb oder ausserhalb der Loge ohne vernünftigen Grund einem andern gröblich eine böse Antwort zuteil werden lassen soll.

 

10. Dass jeder Mason seinen ältern Genossen achten und ihm Ehrerbietung erweisen soll.

 

11. Dass kein Mason Hazard oder Würfel spielen soll oder andre ungesetzliche Spiele, wodurch die Zunft geschändet werden könnte.

 

12. Dass kein Mason ein Wüstling an Liederlichkeit sein soll.

[in T hört hier die Zählung auf.]

 

13. Dass kein Genosse zur Nachtzeit in die Stadt gehen soll, wo eine Loge von Genossen ist, [um jene Sünde zu bestrafen, ohne einen Genossen, der für ihn Zeugnis ablegen kann, dass er in ehrbarer Gesellschaft war].

 

14. Dass jeder Meister und Genoss zu der Versammlung kommen soll, wenn sie innerhalb 5 Meilen) um ihn stattfindet, falls er Nachricht hat, um sich dort dem Urteil von Meistern und Genossen zu stellen.

 

15. Dass jeder Meister und Genoss, wenn er sich vergangen hat, sich dem Urteil von Meistern und Genossen stellen soll, um einen Vergleich zu bewirken, wenn es ihnen möglich ist, und wenn sie sich nicht vergleichen können, dann mögen sie vor Gericht gehen.

 

16. Dass kein Meister einem Rohleger eine Schablone, ein Winkelmass oder ein Richtscheit machen soll.

 

17. Dass kein Meister (oder Genoss) einen Rohleger innerhalb oder ausserhalb der Loge anstellen soll, Formsteine zu behauen nach einer Schablone seiner eignen Mache.

 

18. Dass jeder Meister fremde Masons, wenn sie über Land kommen, aufnehmen und gut behandeln und an die Arbeit stellen soll, wie es Brauch ist, das heisst, wenn er Formsteine am Platze hat, soll er sie wenigstens 14 Tage an die Arbeit stellen und ihnen ihren Lohn geben, und wenn er keine Steine für sie zu bearbeiten hat, soll er sie mit Geld unterstützen bis zur nächsten Loge.

 

19. Dass jeder Mason dem Bauherrn für seinen Lohn redlich dienen und rechtmässig und redlich das Werk zu Ende führen soll, sei es in Akkord oder in Tagelohn, wenn er seinen Lohn redlich bekommen kann, wie er sollte.

 

III. Zusatzpflichten.

 

20. Dass jeder Mason am Werktage redlich arbeiten soll, damit er seinen Lohn redlich verdienen und empfangen kann, so dass er am Feiertage anständig leben mag.

 

21. Dass jeder Mason seinen Lohn freundlich und bescheiden von seinem Zahlmeister annehmen, und dass er bei seinem Werke die rechte Zeit der Arbeit und der Ruhe innehalten soll, wie es nach des Meisters Ratschluss verordnet ist.

 

22. Dass er, wenn Genossen in Streit oder Zwietracht sind, redlich zwischen ihnen vermitteln soll, um Eintracht und Einigkeit herzustellen, und dass er keinem von beiden Teilen Gunst beweisen, sondern gerecht und redlich gegen beide Teile sein soll, und dass es zu solcher Zeit geschehen soll, dass des Bauherrn Werk nicht gestört werde.

 

23. Dass er, wenn er Aufseher ist oder irgend eine Gewalt unter dem Meister hat, dem er dient, dem genannten Meister treu sein soll, solange er bei ihm ist, und ein treuer Vermittler zwischen dem Meister und seinen Genossen nach seinem äussersten Vermögen, solange er im Amte ist.

 

24. Ferner wenn er Schaffner ist, sei es in der Loge oder in der Kammer oder für gemeinsame Hausbedürfnisse, soll er redlich Rechnung ablegen über das Gut der Genossen, wie es verausgabt ist, zu jeder Zeit, wo sie Rechnung haben wollen.

 

25. Ferner wenn er mehr Geschicklichkeit besitzt als sein Genosse, der an seiner Arbeit neben ihm steht, und er sieht ihn in Gefahr, seinen Stein zu verderben, und er braucht Rat von ihm, so soll er ihn ehrlich unterweisen und belehren, damit des Bauherrn Werk nicht verdorben werde.

 

 

Diese Pflichten, die wir euch kundgetan und eingeschärft haben, sollt ihr gut und redlich halten nach euerm Vermögen. So helfe euch Gott und eure Seligkeit nach dem heiligen Inhalte dieses Buches.

 

[WW: Edward Thompson

            ANNO

            DOMI:

            1687.]

 

[T: Diese Pflichten, die wir vorgetragen haben, und alle andern, die zur Masonry gehören, sollt ihr halten. So helfe euch Gott und eure Seligkeit durch dieses Buch nach euerm Vermögen.

Finis.]

 


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