Home Konfuse Beschreibung der maurerischen Einweihung

 

 

Bernard Vaillant: Traditions initiatiques de l'Occident. Druidisme, Graal, templicisme, catharisme, compagnonnage, rosicrucianisme, alchimie, franc-maçonnerie, martinisme. Paris: De Vecchi 1983;
Taschenbuchausgabe u. d. T.: Les sociétés secrètes.
1987;
dt.: Westliche Einweihungslehren. München: Hugendubel 1986; München: Heyne 1992.

 

 

Unter den neun Einweihungslehren, welche Bernard Vaillant auf je rund 10 bis 14 Seiten beschreibt, befinden sich auch die Freimaurerei und der Martinismus als eine „besondere Form der esoterischen Freimaurerei, die sich speziell mit der Kabbala beschäftigt“ (15).

 

Das reichlich zusammengestückelte Werk enthält manche gelungene Formulierung, ermangelt jedoch eines roten Fadens und klarer Beschreibungen. Es beschränkt sich ausdrücklich auf westliche Einweihungswege und sieht den Wert der Einweihung darin, „im täglichen Leben ein besseres Sein und ein besseres Handeln zu ermöglichen“ (14).

 

Schon bei den Gesellenbruderschaften kommt Vaillant immer wieder auf die Freimaurer zu sprechen, denn sie haben seiner Meinung nach den selben Ursprung: die Erbauung des Salomonischen Tempels (88). Oder: Beide sind aus der beruflichen Einweihung hervorgegangen (90). Beide haben ähnliche Symbolik (93). Vaillant behauptet ohne Beleg: „Die Gesellenbruderschaften entstanden als erste“ (90), vielleicht schon bei den Römern und Goten. „Die Gesellen waren stolz. Ihre Arbeit adelte sie, und sie wollten, dass ihr Stand geachtet wurde“ (100).

 

Auch mit andern „Wegen“ wird die Freimaurerei in Zusammenhang gebracht:

„Rosenkreuzer und Freimaurer besitzen eine recht ähnliche Einweihung, obwohl sie bei den ersten rein mystisch, bei den zweiten dagegen intellektuell ausgerichtet ist“ (181; ähnl. Fussnote 177).

 

Freimaurer

 

Den Freimaurern sind 17 Seiten gewidmet. Sie setzen erst bei den Logen des 13. Jahrhunderts – „überdachten Werkstätten“ - ein, wo die Lehrlinge in die Grundlagen ihres Handwerks eingeführt wurden und die Gesellen Erfahrungen austauschten.

„Die Bedeutung dieser Unterweisung nahm allmählich immer mehr zu; sie bezog sich hauptsächlich auf die Geometrie, d. h. die Linienführung. In ihr lag das Geheimnis der Baumeister, denn die Prinzipien der Baukunst beruhten auf der Magie der Rhythmen und Proportionen“ (127).

Mit einem grossen Sprung wendet sich Vaillant dann der heutigen Freimaurerei und ihren Symbolen und Ritualen zu. Er stützt sich dabei auf den Schweizer Oswald Wirth, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Paris wirkte. Die Beschreibung der „Einweihung“ ist dabei etwas wirr. Wie in andern Kapiteln fehlen viele wichtige Informationen. Hier etwa die Beschreibung der „Prüfungen“ und der Lichtmetaphysik. Dafür kommt der Spruch VITRIOL insgesamt mindestens dreimal vor (116, 130).

 

Eingehend wird der vorübergehende Aufenthalt im „Vorbereitungszimmer“ beschrieben, der „offensichtlich den Tod des ‚alten’, noch uneingeweihten Menschen“ bedeutet (130): Es ist ein alchemistischer Vorgang, der zu einer „spirituellen Wiedergeburt“ (131; ähnl. 188) führt. Über die Stufen Lehrling und Geselle – symbolisiert durch den rauhen, behauenen und kubischen Stein - gelangt der Freimaurer zur Meisterschaft, welche bedeutet, nun selbst ein Vorbild für die anderen zu sein. Hernach wird das Augenmerk auf das Ablegen aller metallischen Gegenstände gerichtet. Dann werden die Symbole Hammer und Meissel, Zirkel, Hebel und Winkelmass kurz beschrieben und zusammengefasst:

“Die Symbolik der Freimaurer ist, wie wir gesehen haben, sehr konkret. Sie geht aus von dem Werkzeug des Steinmetzen, das, in einer bestimmten Weise gebraucht, eine initiatisch zu nennende Bedeutung erhält: Jeder Arbeitsgang wird mit einem festen Symbolgehalt verknüpft, der eine Lehre enthält. Die Werkzeuge werden zu Trägern einer Idee, die den Menschen zur Vervollkommnung aufruft. Sie geben die Mittel an, mit denen dieses Ziel erreicht werden kann“ (137).

 

Anschliessen beschreibt Vaillant noch den Flammenden Stern mit dem Buchstaben G, der meist als Pentagramm dargestellt wird, das die „quinta essentia“, die Quintessenz, also „das Wesen jedes Dinges bedeutet“ (138). Recht zusammenhangslos werden noch die 33 Grade des „Alten und angenommenen Schottischen Ritus“ angeführt und die fünf Grundsätze der „Grossloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland“.

 

Martinisten

 

Der Martinisten-Orden wurde um 1890 gegründet und geht auf die Ideen von Martinez de Pasqualis (1727-1774) und seines Schülers Louis Claude de Saint-Martin (1743-1803) zurück, welche 120 Jahre zuvor den „Ordre des Chevaliers Maçons Elus-Cohens de l’Univers“ massgeblich bestimmt hatten. Vaillant beschreibt:

„Saint-Martin gab … die durch sein eigenes Verständnis ‚gefilterten’ Gedanken Pasqualis’ weiter. Dessen Ziel war die Re-Integration des Menschen in die göttliche Ebene gewesen. Zu diesem Zweck hatte er eine Naturphilosophie entwickelt, die auf der Verbindung des Eingeweihten zu bestimmten höheren Wesenheiten oder Geistern beruhte; die Kontaktaufnahme erfolgte durch genau festgelegte theurgische Verfahren. Es handelte sich um eine Art höherer weisser Magie“ (146-147).

 

Diese Praktiken gefielen jedoch Saint-Martin nicht, denn sie schienen ihm zu gefährlich. Er zog einen „inneren Weg“, den sogenannten „Herzensweg“ vor. Man kann ihn auch als „inneres Christentum“ bezeichnen (147).

Saint-Martin gründete nie eine Schule oder einen Orden, das tat erst Gérard Encosse, der sich Papus nannte. Vaillant geht nicht näher darauf ein, sondern lässt sich auf sieben Seiten über die Kabbala aus, welche „als eigentlicher Eckstein des auf der Christuslehre basierenden abendländischen Initiations-Gebäudes betrachtet werden“ kann (151).

 

„Die Lehren“

 

Im dritten Teil seines Werkes beschreibt Vaillant einige weitere Symbole – das musivische Pflaster, das Hexagramm (bereits 156) sowie Kelch und Lanze – hernach den „Dreierbegriff“ (172-176) und den Vorgang der Einweihung. Als Beispiel zitiert er aus Oswald Wirths „Freimaurer-Katechismus für Lehrlinge“ wörtlich acht Seiten des Dialogs zwischen dem Meister der Loge und dem Freimaurer.

Anschliessend lässt er sich über keltische und griechische Mythologie aus und schliesst mit der „Chymischen Hochzeit“ des Christian Rosencreutz.

Was es mit der „Grossen Weissen Bruderschaft“ auf sich hat, die „zum ersten Mal in dieser Klarheit“ in den Vereinigten Staaten beschrieben worden ist (216), bleibt unerklärlich.

 


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