Abb. 18: Die Kulturfähigkeit des Menschen (Heinz Peter Znoj 1988)

 

Die Kulturfähigkeit muss schon vor jeder Kultur bestanden haben.

Das sind körperliche und kognitive Voraussetzungen zur Kulturbildung. Sie waren bereits im präkulturellen Kontext adaptiv. Es sind spezifisch vererbbare Ausstattungen, also "biotische Kulturdeterminanten" (121).

 

Sie sind stammesgeschichtlich jung. "Da gleichzeitig jedoch die phylogenetische Verwandtschaft der Menschen mit den nur geringe Kulturtraditionen bildenden Menschenaffen sehr eng ist, muss man annehmen, dass diese Errungenschaft (d. h. die Kulturfähigkeit) durch relativ wenige und nicht sehr tiefgreifende Anpassungen zustande gekommen ist" (123).

 

1) Komplexes Sozialverhalten in Sozialverbänden; mit Kooperation und individueller Bekanntschaft (92ff);

soziale Motivation im Zeitverlauf variabel (99ff, siehe Pt 3a).

Gruppenintegration über Prägung auf Gerüche, später (beim Menschen) auf konventionelle optische und akustische Zeichen (105).

 

2) Kognitive Voraussetzungen:

a) Probehandeln in der Vorstellung, vorausschauende Planung usw. Sie bilden:
Grundlagen der Sprachfähigkeit (130,132)

Grundlage für persönliche Beziehungen (130)

b) Gefühls-Ausdruck: mimisch(172f); akustisch (173f)

c) Begriffsbildung (176f), vorsprachliches Erfassen

d) einsichtiges Lernen durch Nachahmung (178ff)

e) Spiel und Neugierde (187ff)

f) allgemeine Erwartungen von Regelmässigkeit im sozialen Bereich (198)
nur beim Menschen; daher auch Fragen stellen (199),
"Bedürfnis, Regeln zu folgen und Regeln einzuführen" (200).

 

3) Erbkoordinationen im Sinne angeborener Reaktionsschemata; z. B.

a) die vorübergehende Trennung der adoleszenten Individuen von der übrigen Gruppe (138);
Inzesthemmung (110ff)

b) Vergeltung als Regulativ der innerartlichen Aggression (139ff);
ist Kräftemessen, nicht eskalierender Kampf, wird ritualisiert und zur Kommunikationsform
- Geben und Nehmen (Transfer von Nahrungsmitteln)
- Tausch als Vergeltung von Gaben (nur bei Menschen)