Abb. 32: Heini Hediger (1980): Feuergebrauch zeigt Transzendenz

 

Die extremste Auffassung über die erste menschliche Revolution habe ich bei Heini Hediger gefunden. Er war insgesamt 35 Jahre Direktor des Berner, Basler und Zürcher Zoos.

 

Hediger schreibt in seinem Buch "Tiere verstehen" (1980) mehrmals, die Manipulation mit dem Feuer sei plötzlich aufgetreten und "ganz entscheidend eine psychische Angelegenheit". Es gibt keine Übergänge. Entweder man beherrscht das Feuer oder man beherrscht es nicht.

Genauer noch: "Feuer und religiöse Vorstellungen traten, soweit wir heute wissen, auf einer bestimmten Stufe der Menschheitsentwicklung schlagartig und zusammen auf" (18). Die Archäologen sind da anderer Ansicht, z. B. John Desmond Clark 1985.

 

Belege führt Hediger keine an. Das ist umso erstaunlicher, als Hediger ausserordentlich kritisch gegenüber den Behauptungen der Verhaltensforscher à la Konrad Lorenz ist.

Offenbar kann man in einem Bereich, wo man Fachmann ist, sehr kritisch sein, in andern Bereichen dafür ausserordentlich unkritisch.

 

Ich habe schon erwähnt, dass Hediger die geistigen Eigenschaften des Menschen als göttliche Schöpfung ansieht. Daher kann er behaupten: "Die Begegnung des frühen Menschen mit dem Transzendenten fällt ... zusammen mit der Beherrschung des Feuers" (271).

Gewiss hat Hediger recht wenn er feststellt: "Feuer, Transzendentes und Religion sind dem Tier fremd" (272). Aber daraus eine wesentliche Kluft in der Evolution zu sehen, ist nicht zwingend. Ebenso wenig zwingend ist die Verbindung des Feuergebrauchs mit der Transzendenz.

 

Ich möchte darüber nicht weiter sinieren. Einzig auf die zeitliche Dimension möchte ich noch hinweisen. Sollte Hedigers Behauptung zutreffen, dann hätte er, da der erste Feuergebrauch vor 1,5 Mio. Jahren "nachgewiesen" ist, die Bildung religiöser Vorstellungen, welcher Art auch immer, gegenüber den sonstigen Theorien glatt um 1 Mio. Jahre vorverlegt.