Abb. 8: Naturgeschichte des Psychischen

(Volker Schurig 1975; vgl. auch Bernhard Rensch 1959)

 

Psychophylogenese ab 1 Mia. v. Chr. im Tierreich (28, 60)

 

= "Verallgemeinerung der Eigengesetzlichkeit der Evolution psychischer Prozesse bei Tieren und ihre Unterscheidung von der Bewusstseinsentwicklung des Menschen" (47).

 

Grundlage: Nervensystem,
diffus (Schwämme, Hohltiere),
später zentralisiert (Ringelwürmer, Gliederfüsser usw.)

 

"Die Entstehung des Psychischen ist eine Systemleistung besonderer Art, die erst nach der morphologischen, biochemischen und physiologischen Integration mehrerer Nervenzellen möglich war" (94).

·        Reizbarkeit und Erregungsfähigkeit (bald mit Sinneszellen)

·        dialogische Kommunikationsprozesse, in denen Informationen über die Umwelt ausgetauscht werden ( Tierkommunikation,162):
Reize haben Signalfunktion (= auslösende und bedingte Reize), und Tiere ritualisieren ihr Verhalten

·        Lernen als individuelle Anpassung (II, 29ff) mit Gewöhnung, Prägung, und Lernen durch Einsicht (II, 75ff)

·        Abstraktionsleistungen, z. B. isolierende und generalisierende, relationales Lernen, averbale Wertvorstellungen

·        Traditionsbildung als soziales Lernen (II,133)

 

Entstehung des Bewusstseins (Volker Schurig 1976)

 

Palaeopsychologie (85; vgl. 1975, 28; siehe auch E. Oeser 1987,153-171)

seit dem Tier-Mensch-Übergangsfeld vor 10-5 Mio. Jahren

 

Bewusstsein = "spezifisch menschliche Ausprägungsform des Psychischen" (7), "Intensivierung der psychischen Informationsverarbeitung" (8),
"die in der Rückwirkung auf die Aussenwelt auch zu deren materieller Veränderung führt" (312)

•        Subjektivität als Merkmal bewussten Verhaltens (1975 II, 149)

•        Subjekt-Objekt-Trennung (325-330)

 

Mindestens drei Komponenten der Bewusstseinsentstehung:

•        Manipulation und Werkzeugverhalten

•        hochdifferenzierte Sozialsysteme

•        entwickelte innerartliche Kommunikationsstruktur (36; vgl. 1975, 62f).

 

Dazu kommt

•        Sprache als "ein relativ spätes, auf den Menschen beschränktes gesellschaftliches Entwicklungsprodukt tierischer Kommunikation" (231).