Home Was ist ein Experiment

 

Zusammengestellt für ein Seminar “Empirische Sozialforschung”,

20. Januar 1967

 

Literatur siehe:

Forschungsmethoden der Psychologie (1860-1996)

 

 

Experiment ist ein (möglichst exakter) Versuch, eine besondere Art (Forschungsweise), Beobachtungen zu machen; man könnte es Konstruktion (Erzeugung, Machen) von Erfahrung nennen, im Unterschied zu einer Untersuchung („study“), die auf Grund von Kombination und Korrelation von Beobachtungen Zusammenhänge, Regel- oder Gesetzmässigkeiten feststellen will.

Beim Experiment geht es einerseits um Präzisierung und Vervollständigung oder auch um Verifikation und Falsifikation von Hypothesen, andererseits um die Fassung von neuen (differenzierteren) Hypothesen betreffend irgendwelche Sachverhalte.

 

Experiment ist also ein geplanter (planmässiger, künstlicher, willkürlicher) Eingriff (Ausübung von Macht oder, in bezug auf den Menschen, Einfluss) im Dienste (zum Ziel) der Erkenntnis (C. F. von Weizsäcker).

Der Mensch experimentiert (womit immer ein gewisses Risiko verbunden ist), um seine Einflussmöglichkeiten zu erweitern, nicht zu verengen (und “um den innern Zusammenhang einer Wissenschaft zu fördern" (Dorsch)).

 

Beim Experiment wird die Wirkung (Effekt) von erzeugten, manipulierten (unabhängigen) Variablen (Bedingungen) unter gewissen Bedingungen, welche beide möglichst kontrollierbar und eindeutig sein sollen, auf verschiedene, möglichst genau bestimmbare (abhängige) Variablen untersucht (beobachtet, registriert – gemessen und ausgewertet).

 

Es ist also eine geistige (analytische, theoretische) wie handwerkliche Art von Forschung, eine integrierte Kombination von "Philosophie und Handwerk” (C. F. von Weizsäcker) zur planmässigen Auslösung eines erklärbaren Vorgangs.

 

Wichtig tat, dass für jedes Experiment der Geltungsbereich bestimmt und gezeigt wird und dass es wiederholt (und nachgeprüft) sowie variiert (Manipulation, Modifizierung der Variablen) werden kann.

 

Die 12 wichtigsten Probleme

 

Untersuchungen oder auch nur (gelegentliche) Beobachtungen können als Vorstufen zum Experiment betrachtet werden, dem gleichwertig zur Seite die gedanklich-begriffliche (logische, theoretische) Untersuchung, Überlegung steht.

 

Gerhard Schmidtchen formuliert: Experiment ist die Kunst, Effekte zu erzielen, unter Bedingungen, die es gestatten, diese (beobachtbaren) Effekte zu erklären. Dabei stellen sich – ungefähr nachgezeichnet – die Probleme:

 

1. Wie sind Einflüsse herzustellen (zu manipulieren)?

2.a) Man muss die (Aus-)Wirkungen beobachten können (Registrieren – Messbarkeit – der Wirkungen, Effekte)

2.b) Kontrollierbarkeit (Messbarkeit) der Bedingungen, Faktoren, Variablen

3. Alternativhypothesen müssen aufgestellt sein

4. Die Effekte müssen eindeutig dem Experimentalfaktor zugeordnet werden können („source credibility“), auf die (eine) Ursache zurückzuführen sein

 

weiter zur Auswertung des Experimentes:

 

5. Die Darstellbarkeit (Definition) des Experimentalfaktors (der Experimentalbedingungen, die “eingeschaltet" werden)

6. Ist der Faktor, sind die Bedingungen schon vorher wirksam?

7. Interaktion zwischen Faktor und (Versuchs-)Situation

8. Extraexperimentelle Einflüsse

9. Die Definition des Forschungsziels (Absicht, Intent, „purpose“) hat Einfluss auf das Experiment

10. Die Grösse der untersuchten Gruppe hat Einfluss auf das Experiment (und seinen Ausgang)

11. Einfachheit und Überschaubarkeit – Feld- (natürliches) kontra Laborexperiment

 

weiter:

 

12. Zwei Dimensionen sind:

a) Die Anzahl der Gruppen (für ein Experiment müssen es mindestens zwei sein; eine davon, die Kontrollgruppe, die dem Experimentalfaktor nicht ausgesetzt wird; beide müssen vor dem Einsatz des Experimentalfaktors beobachtet und gemessen sein)

b) Die Verteilung der Beobachtungen in der Zeit (der Experimentalfaktor muss eine gewisse zeitliche Wirkung hinterlassen).

 

Gerhard Schmidtchen unterscheidet 7 (verschiedene) Grundformen des Experimentes (Experimentalbedingungen, -situationen, die herstellbar sind) - also nicht nur ein Grundmodell.

 



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