Home Menschenbilder: Fragmente

 

Einige Notizen, Dezember 1983 bis Mai 1984

 

Inhalt

Ikonologie

Sklaverei und Prostitution

Die fehlende Geschichte von „männlich“ und „weiblich“

Mädchen und Mütter, Söhne und Väter

Wo ist die Psychologie der Erwachsenen?

Der Mensch möchte sich selber ausdrücken

 

 

Ikonologie

13.12.1983

 

1. Zur "biologischen" Ausstattung des Menschen gehört nicht nur die körperliche Entwicklung in genau vorbestimmten Etappen, sondern auch die seelische und geistige. Hier müssen von Anfang an auch Modelle oder "Bilder" vorhanden sein.

 

2. "Biologie" (oder "Genom"), Milieu und Selbstgestaltung machen die gesamte Entwicklung des Menschen aus. Die drei Stufen sind:

  • Selbstinterpretation,
  • Selbstdefinition,
  • Selbstausdruck.

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3. Etwa mit 10 Jahren entsteht ein märchenhaftes Bild des andern Geschlechts (Dornröschen, Ritter und Edelfräulein, siehe auch Jean Paul Sartre: Die Wörter, 1965). Das ist eine a-sexuelle Hinordnung auf das andere Geschlecht: Der Held rettet das Burgfräulein aus Gefahr, beschützt es; er darf es dann umarmen oder küssen. Oder Dornröschen wird wachgeküsst.

 

4. Das Bild vom andern Geschlecht ist von zentraler Bedeutung. Daneben gibt es andere Bilder: Pirat, Entdeckungsreisender, gefeierter Star, Heroine, Tragödin. Das sind Erlebnis- und Berufsbilder.

 

5. Das Alter um 10 Jahre ist eine sog. sensible Phase (Konrad Lorenz), d. h. sehr empfänglich für Einflüsse mit lebenslang prägendem Charakter.

 

6. Das Milieu zerbricht nun in den folgenden Jahren meistens die Ritter- und Fräuleinbilder. Etwa durch obszöne Sprüche, fehlendes Gespräch.

Die Enttäuschung darüber hat weitreichende Folgen und kann sich in verschiedenen Übersprungshandlungen äussern: Homosexualität, Hass auf das Gegengeschlecht. Es kann auch sein, dass später, beim Erwachsenwerden. die zerstörten Bilder zusammengeflickt und auf ein erhöhtes Podest gestellt werden, mithin als unerreichbares und sentimental verklärtes Ideal hochstilisiert werden: der edle Ritter, die unerreichbare Edelfrau. Werden die Bilder nicht geflickt, bleibt das Bild des Mannes der Bock, das der Frau die stets zur Verfügung stehende Dirne.

 

7. Mit andern Worten: Der Erwachsene hat kein "richtiges" Bild vom andern Menschen. Er wird ja auch sonst von der Psychologie nicht unterstützt, indem sie ihm zeigen würde, was es heisst, erwachsen zu sein.

 

8. Es sind also nicht "leere" Menschen, die ein schlechtes Bild von den andern haben, sondern ihre einst "schönen" Bilder werden zerstört.

 

9. Eine andere Übersprungshandlung in der Pubertät besteht im Ausweichen auf die Erlebnis- und Berufsbilder. Daher der Wunsch, so bald einiges Geld verdient wurde, weite Reisen zu machen oder dann "wenigstens" im Beruf nach Erfolg zu streben.

 

 

Sklaverei und Prostitution

30.12.1983

 

1. Von etwa 3000 - 1000 v. Chr. verstanden sich Pharao und König als Statthalter Gottes oder der Götter auf Erden. Die gut ausgebaute Verwaltung diente der Bestellung der göttlichen Güter. Alles war in einem göttlichen Kosmos aufgehoben, auch die Sexualität, welche als göttlich galt. Der Geschlechtsverkehr war eine heilige Handlung, ein Nachvollzug von Geben und Empfangen, Wiederholung der "heiligen Hochzeit", .sogar die Prostituierten werden mit dem Beiwort "heilig" geschmückt (Morus, 30); sie arbeiten im Tempel oder unter priesterlicher Obhut.

 

Zwar gab es Sklaven, Frauen wie Männer, aber sie wurden "gut" behandelt, da der Herrscher ihnen gegenüber göttliche Verantwortung empfand. Noch Hammurabi (1800) betont seinen göttlichen Auftrag, die Gerechtigkeit zu wahren. Wenn der König seine soziale Aufgabe erfüllte, erfreute sich das Land am Wohlergehen (John Gray, 58-59). Auch David nennt sich noch Diener und Sohn Gottes (John Gray, 129).

 

In Ägypten und Mesopotamien waren die Frauen weitgehend gleichberechtigt. Das zeigt sich an den ägyptischen Herrscherinnen oder Frauen der Pharaonen. Das geht so weit, dass sie im 2. Jahrtausend v. Chr. sogar bedeutender als die Männer waren.

In Mesopotamien war offenbar nur der König wichtig, dafür war die Frau im Rechtsleben dem Mann faktisch gleichgestellt. Bei Untreue konnte sie vor Gericht gehen und sich von ihm trennen (Morus, 27-29).

 

2. Um das Jahr 1200 geht die kretisch-mykenische Kultur unter, um das Jahr 1000 diejenige von Ägypten, Babylon und dem mittelassyrischen Reich. Etwa zu dieser Zeit geht aber auch die Einbettung in den göttlichen Kosmos verloren, was sich am deutlichsten im Beispiel des Zeus zeigt. In seiner Jugend vollzog er noch mit Hera die "heilige Hochzeit" im Haus ihrer Eltern (John Pinsent, 29). Dann entmachtete er seinen Vater Kronos, und zweierlei begann: ein wildes Gerangel um Positionen und die Jagd auf die Frau. Zeus hat in Dutzenden von Gestalten allen möglichen weiblichen Wesen nachgestellt.

 

Der Sturz der alten Götter bedeutete für die Erdenmenschen, dass sie nicht mehr wussten, für was sie eigentlich ihren Verwaltungsapparat in Betrieb hielten. Wie im Himmel ging ein Wettbewerb los. (Dagegen wandten sich die Frauen wie Lysistrata; nicht nur der Krieg war gemeint). Wie Zeus stürzten sich die durch die Rivalität frustrierten Männer auf wehrlose andere: Knaben und Dirnen. Hier beginnt die Herabwürdigung der Menschen, auch der Sklaven.

 

Das zeigt sich auch bei der Prostitution: Unter Nebukadnezar II. (um 600 v. Chr.) wurden private Bordelle in Babylon eingeführt. Reiche Bürger bezogen daraus ansehnliche Einkünfte. Solon richtete um 600 v. Chr. ähnliche Häuser in Athen ein (Morus, 31, 56), allerdings schöpfte hier der Staat den Gewinn ab. Der Rat der Stadt legte auch eine Steuer für Hetären auf. Eine gleiche Steuer wurde in Rom eingeführt und hielt sich dort bis in die Neuzeit; in der Renaissance bildete sie eine der wichtigsten Einnahmequellen der Kurie.

 

Der Monotheismus hatte sich seit Mitte des 2. Jahrtausend v. Chr. verbreitet. Bereits auf Tontafeln, die in Nippur gefunden wurden, findet sich die Klage eines "Hiob", der mit einem "persönlichen" Gott ringt (Kramer, 94-97). Echnaton versuchte um 1300 in Ägypten ergebnislos einen Monotheismus einzuführen, aber bald darauf schloss der eine Gott der hebräischen Sklaven in Ägypten mit Moses, der sie ins verheissene Land führte, einen Bund (Text aus dem 10. Jh. v. Chr.).

 

Karlheinz Deschner behauptet, der Kampf des männlichen Jahwe-Kultes gegen die weiblichen Gottheiten und ihre Religionen habe sich konsequenterweise gegen das Weibliche überhaupt gewendet. Daher sei die Frau dem Mann untergeordnet gewesen (1. Mose 3, 16; vgl. 3. Mose 15 u. 18), ja zu Jesu Zeiten habe sie noch immer auf einer Stufe gestanden mit den Kindern und Knechten (H. Meyer, 35).

 

3. Erst Jesus brachte eine Revolution. Er erlaubt dem Menschen die Selbstdefinition („Wer es fassen kann, fasse es“; Mat. 19, 12) und Übernahme von Verantwortung. Als Gegenpart bietet er den "persönlichen Gott" an. Richtig ist, was ich vor mir selber verantworten kann.

 

Jesus griff auf die Schöpfungsgeschichte zurück und wies darauf hin, dass Gott den Menschen als Mann und Frau geschaffen habe, sie Vater und Mutter verlassen und "ein Leib" werden müssten.

 

Er war gegen die Scheidung, da das Paar von Gott zusammengefügt wurde. Aber er unterschied mehrere Menschentypen, darunter auch abstinente, "um des Reiches der Himmel willen". Dirnen verachtete er nicht, denn er meinte, sie kämen noch vor den andern in das Reich Gottes (Mat. 21, 31).

 

Erst nach Jesus wurde Askese gefordert. Das römische Reich starb aus. Daher wurde der Geschlechtsakt, aber nur, zur Fortpflanzung erlaubt.

 

4. Um 1100 n. Chr. wagt man sich an den menschlichen Körper heran. Als Gegenbild zur Leibeigenschaft von Mann und Frau wird der Ritter und die Edelfrau hochstilisiert.

 

 

Die fehlende Geschichte von „männlich“ und „weiblich“

4.1.1984

 

Wie, wenn alles ganz anders wäre? Die Steinzeit patriarchalisch - da Phalli fehlen - und erst bei den Griechen das Mutterrecht, daher die knabenhaften Bildwerke.

 

Wäre ein Kompensationsprinzip wirksam? Die sumerische Inanna ist die Göttin der Fruchtbarkeit und des Krieges, die ägyptische Neith desgleichen. Erst als das Matriarchat aufkam, wurde der Kriegsgott männlich (Ares). Es ist ein griechischer Gott ohne Vergangenheit, daher wird ihm in der Anfangszeit noch die Göttin der Zwietracht (Eris) an die Seite gestellt. Und bei den Griechen ist Fruchtbarkeit und Krieg auseinandergerissen: Ares muss sich mit Aphrodite vermählen. Gleichermassen ist der kanaanitische Baal mit Anat verbunden, die aber, da früher, noch Kriegsfunktion beibehalten hat.

 

Auch Eros, der griechische Gott der Liebe, ist männlich. Wäre demnach in mutterrechtlichen Kulturen die Liebe ein Kennzeichen des Männlichen. Dann wäre dasjenige des Weiblichen Askese und Krieg. In dieser Betrachtungsweise hätte Paulus weibliche Eigenschaften propagiert und müsste Pauline genannt werden.

 

Wie steht es überhaupt mit "männlichen" und "weiblichen" Eigenschaften. Liegen sie, wie C. G. Jung meinte, in jedem Menschen bereit? Wäre das landläufige Klischee umzudrehen?

Weibliche Züge wären so Sadismus, Askese, Streit, Nachäffen, männliche dagegen Liebe, Freude, Brüderlichkeit, Schöpferkraft.

Wenn der Troubadour und Ritter der grosse Liebende wäre, dann hätte das Patriarchat erst seit Beginn der Neuzeit Einzug gehalten.

 

Die Geschichte von männlich und weiblich ist demnach noch nicht geschrieben. Der "dressierte Mann" (von Esther Vilar, 1971) wäre vielleicht ein Ansatz.

 

 

Mädchen und Mütter, Söhne und Väter

13.5.1984

 

1. Inzestabsichten der Eltern gegenüber den Kindern (Mütter im Unterrock, Vater bewundert die Beine der Tochter), um Schuld zu erzeugen (für Nichterfüllung), damit Kinder später, auch wenn die Eltern alt sind, ihnen verpflichtet sind.

 

2. a) Verdrängt der Knabe den Inzestwunsch der Mutter durch Entwurf des Bildes einer "reinen Jungfrau", blonden Fee, eines Burgfräulein, das aus Gefahr gerettet werden muss?

 

b) Legt ein Mädchen ähnlich, aus Protest gegen "schmutzige" Wünsche des Vaters, Wert auf Perfektion, Sauberkeit, Sich-Herausputzen? Da dies aus Protest, als Schutz, geschieht, wehrt es später die Wünsche des Ehemannes nach Perfektion ab.

 

3. Tabuisierung der Körperlichkeit. Entzieht die Mutter nach der Stillzeit (wenn sie nicht mehr biologisch gebraucht wird) oder von Anfang an die Brust den Kindern? Daher Verlangen der Knaben nach "Busen"; umgekehrt haben Mädchen kein Verhältnis zu ihren Brüsten.

 

4. Polarität?

a) Einengung der Frau durch verstärkte Hüfthalter

b) Hervorhebung und Präsentation des Busens durch Büstenhalter.

Beides Ausdruck uralter Männer-Wünsche

a) Unterdrückung der Frau,

b) Frau als Schmuckstück.

 

5. Sind Unterrock, Hüftgürtel auch ein erster Schutzpanzer um den weiblichen Körper?

 

6. Auch die Mutter pflegt eine Art "ius primae noctis": Der erste Tanz mit dem Sohn oder Schwiegersohn kraft ihres Vorsprungs in der "Ahnenreihe".

 

7. Drei falsche Ansätze:

a) Erkenne dich selbst,

b) beide Seiten haben Schuld

c) Ich spiegle mich im andern.

Es ist schwer, das Problem - und jedes ist ein Zwischenmenschliches! - aus sich herauszunehmen, in die Mitte zu stellen und gemeinsam von allen Seiten zu betrachten, und auf allen drei Ebenen: Körperlichkeit, Gefühl, geistige Verarbeitung. Erst dann ist auch Selbsterkenntnis möglich.

Nur aus sich heraus, an und durch sich, ist Selbsterkenntnis nicht möglich (das wäre Münchhausen). Man verliert sich in sich selbst.

 

8. Warum sind Mädchen und Frauen so duldsam? voreheliche Verführung, Hinhalten? Übernahme von "Normen"?

 

 

Wo ist die Psychologie der Erwachsenen?

5./6-31.12.1983

 

1. Ist unsere Gesellschaft seit den Griechen latent homosexuell? Griechische Frauengestalten wie Botticellis Venus und heutige Wäsche-Trägerinnen, Penthouse-Reklame zeigen knabenhafte Figur, wirken leblos.

 

Unisex: Adam und Eva haben dasselbe Feigenblatt; Eva ist einfach ein Busen angeklebt.

 

2. Wir leben und denken in kindlichen Kategorien.

Der Erwachsene hat meist die Chance der Pubertät, nämlich eine Metamorphose vom Kind zum Erwachsenen, nicht genutzt.

 

"Aggression und Zärtlichkeit" sind beide für Erwachsene fehlerhafte Verhaltensweisen. Sie betreffen das Kind: Die Zärtlichkeit der Mutter bewirkt Urvertrauen und Geborgenheit.

 

Aber für den Erwachsenen haben wir keine Psychologie. Vielleicht wären Ritter und Edelfrau Modelle für richtiges Erwachsenen-Verhalten: Masse, Stärke, Minne. Hinordnung der Geschlechter aufeinander. Frau nicht als Madonna oder Hexe, sondern „Dornröschen": Der Ritter erweckt es zur Fraulichkeit; es kann dafür lange warten.

 

3. Nötig wäre Emanzipation von der Kirche, nicht von der Religion. Die Kirche verlangt eine eigenartige Kombination: Askese und Krieg, beispielsweise bei Bernhard von Clairvaux, aber auch heute.

 

Parallel dazu die Entdeckung des Körpers (modellierende Gewänder seit 1100) resp. Oswalt Kolle. Gegenbewegung: Hexenwahn, Frauengestalten stets mit Bäuchlein.

 

Die Unterteilung:

Gute Menschen bekleidet, schlechte nackt (z. B. in Darstellungen des jüngsten Gerichts auf Reliefs, Tympanons).

Gute Frauen und schlechte Frauen, letztere angemalt, mit Accessoires („gefallene" Frauen).

 

4. Es braucht drei Bedingungen:

a) sich selber sein, in jedem Lebensalter

b) als Erwachsener nicht mehr Kind sein

c) Mann und Frau sind ganz verschieden. Ihre Beziehung zueinander ist nicht mehr wie bei Kindern. Auch ihre Funktionen dem heranwachsenden Leben gegenüber sind verschieden: Die Mutter als hegend, unkonsequent, der Vater als frustrierend (aber nicht entmutigend, unterdrückend), konsequent und damit lehrend.

 

5. Viel schlimmer als "Unmoral" wäre seelische Grausamkeit: alleinstehende Mütter, die ihre Kinder zu harsch oder zu large erziehen. Aggression entsteht aus beidem. Gründe: Hass auf das eigenmächtig aufgetauchte Leben, Schuldgefühle wegen Versagen der Ehe, Hass auf den Partner.

 

6. Beruht fast alles auf der "Psychologie der Geschlechter"? Der Misanthrop als ursprünglicher Frauenfeind?

 

7. Die Frau kann und macht im Prinzip alles. Sie ist mobiler, braucht kein Eigenheim. Dieses ist das Schatzkästlein des Mannes aus der Kinderzeit, worin er seine Frau einschliesst.

 

8. Wichtig: beobachten, sehen und verarbeiten: "Noetische Optik".

 

 

Der Mensch möchte sich selber ausdrücken

16.12.1983

 

Über die ganzen 5000 Jahre der Hochkulturen ist festzustellen:

·        das Bedürfnis des Menschen, sich körperlich auszudrücken, einerseits durch Tanz, Musik und Spiel, anderseits durch kostbare Kleidung, Schmuck, Kosmetik;

·        wohl die grössere Hälfte sowohl der Unterschicht als auch der Oberschicht leben nicht monogam, sondern promiskuitiv;

·        Männer scheinen Jagd auf Frauen zu machen und Frauen als verfügbare Objekte zu betrachten, sodass auch Damen - z. B. im Theater - stets ganz in der Nähe von Mätressen und Dirnen angesiedelt werden.

 

Infolge des letzteren Punktes hat sich bei Frauen folgende Vermengung zweier ganz verschiedener Vorstellungen ergeben: seidene Unterwäsche und schöne Schuhe waren für die Unterschicht unerschwinglich; da auch Damen Seitensprüngen nicht abgeneigt schienen, assoziierte man Wäsche und Schuhe als Signale für "leicht zu haben".

 

Das Problem: Macht sich die Frau (z. B. Sekretärin) schön, um Männer zu angeln oder um sich selber auszudrücken? Wehren sich die andern Frauen gegen das Schön-Machen weil sie meinen, die Männer meinten dann, sie seien leicht zu haben? Statt dass sie ihnen eine lange Nase drehten.

Fehlt es am Selbstbewusstsein? Ich drücke mich aus, weil es mir gefällt - "seht, ich bin eine Frau" -, aber ich bin nicht zu haben. Dieses Selbstbewusstsein bildet sich in der Pubertät, oder es bleibt aus.

 

Vater und Mutter projizieren, da sie ja verschieden sind, unterschiedliche Wünsche in die Kinder. Der Vater sieht in seiner Tochter eine jüngere Ausgabe seiner Frau - von der er nicht erfüllt wird. Die Mutter sieht im Sohn in mythologischer Verklärung das "junge Leben" - als Ersatz für ihre eigene entschwindende Jugendlichkeit.

 

Stellt der Vater weibliche Ansprüche an die Tochter - kurzer Rock, Décolleté -, wehrt sie diese als ungerechtfertigt ab und hüllt sich ein. Stellt dann ihr Mann dieselben Ansprüche, wird sie an dieselben des Vaters erinnert und macht auf Widerstand. Sie möchte von "ihrem ersten Mann" etwas ganz Neues erfahren.

 

Literatur

 

Karlheinz Deschner: Abermals krähte der Hahn. Eine kritische Kirchengeschichte von den Anfängen bis zu Pius XII. Stuttgart: Günther 1962; Reinbek: Rowohlt 1972; zahlreiche Aufl. bis München: Goldmann 1996.

John Gray: Near Eastern Mythology. London: Hamlyn 1969; rev. ed 1982;
dt.: Mythologie des Nahen Ostens. Wiesbaden: Vollmer 1969.

Samuel Noah Kramer: History Begins at Sumer. London: Thames & Hudson 1956; Nachdruck Philadelphia: University of Pennsylvania Press 1981;
dt.: Geschichte beginnt mit Sumer. München: List 1959.

Richard Lewinson (Morus): Eine Weltgeschichte der Sexualität. Hamburg: Rowohlt 1956, zahlreiche Aufl.;
engl.: A history of sexual customs. New York: Harper 1958.

John Pinsent: Greek Mythology. London: Hamlyn 1969;
dt.: Griechische Mythologie. Wiesbaden: Vollmer 1969.

 


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