Home "Wörterbuch der pädagogischen Psychologie"

 

 

Das "Lexikon der Pädagogik" des Herder-Verlags, Freiburg im Breisgau, erschien 1970/71 in vier stattlichen Bänden.

Ein Auszug davon ist nun (1974) als Taschenbuch in der Herderbücherei erschienen und betrifft die pädagogische Psychologie. Es enthält „126 Grossartikel mit aktuellen Literaturangaben und einem ausführlichen Verweisregister". Die meisten Artikel sind völlig unverändert aus dem grossen Lexikon übernommen worden; ab und zu wurden einige weitere Literaturangaben angefügt oder Auflagezahlen nachgeführt (aber nicht immer und nicht immer ohne Fehler). Einige Themen wie etwa „Stress" wurden eigens für das Taschenbuch bearbeitet.

 

„Die Auswahl der Stichwörter orientierte sich an den Bedürfnissen des Berufserziehers vor allem im schulischen und sozialpädagogischen Bereich“, heisst es im kurzen Vorwort. Dennoch dürfte es erstaunen, dass beispielsweise folgende Stichwörter nicht übernommen wurden: Schuld, Schwachsinn, Schwererziehbarenpädagogik, Seele (!), Selbst, Selbständigkeit, Selbsterziehung, Selbstwahrnehmung, Spieltherapie, Spontaneität, Sprach- und Stimmstörungen, Strukturpsychologie, Synästhesie - dafür aber "Statistik".

 

Sieben und mehr Seiten weisen die Abhandlungen zu "Erziehung", "Gefühl", "Kommunikation", "Lehren", "Psychoanalyse (und Erziehung) ", "Psychologie“ und "Sexualität" auf; das "Jugendalter" umfasst 14 Seiten.

 

Was den Inhalt betrifft, weiss jeder, der viel mit Wörterbüchern arbeitet, dass er oft Glückssache ist. Zwei Beispiele mögen dies illustrieren. Unter "Gruppendynamik" (2 Seiten) von P. R. Hofstätter hätte man gerne etwas über die T-Groups und das Sensitivity-Training sowie die Arbeiten von Bradford, Benne, Bennis, Bion und Homans, Pontalis und Lapassade, Bass, Bach und Brocker gehört.

 

Unter "Ich" behauptet H.-J. Michel - von dem die grösste Zahl Artikel, nämlich 21 stammt – allzu selbstsicher: „Durchgehend wird in der empirisch orientierten Psychologie der Ich-Begriff als ein hypothetisches Konstrukt gebraucht, d. h. das Ich ist selbst kein empirischer Sachverhalt, wohl aber in beobachtbaren Gegebenheiten verankert; er dient zu ihrer Erklärung.“

Demgegenüber behauptet einer der Wortführer der empirischen Psychologie, Werner Traxel, in seinem eben erschienenen Wälzer "Grundlagen und Methoden der Psychologie", man könne unter dem Ich eine reine Erfahrungstatsache verstehen: "… das Ich ist eine letzte, auf nichts anderes mehr zurückführbare Erfahrungstatsache … Die Tatsache des Ich ist …, obwohl sie sich nicht weiter erforschen und erklären lässt, etwas unbedingt Gewisses" (1974, 53-54).

 

Ohne den letzten Absatz erschienen im Tages-Anzeiger, 29. November 1974

 


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