HomePsychologie als Wissenschaft

 

 

Psychologie ist eine Wissenschaft, die sich mit dem Menschen, seinem Ich, Bewusstsein und Selbst - im weiteren Sinne: mit dem lebenden Wesen (Organismus) überhaupt - in seiner dynamischen Einspannung in sowie seinem Haben von Sein (Zeit und Raum) und Welt (und Gott) beschäftigt.

 

Was?

 

Der besondere Hinblick gilt dabei der Entwicklung und Energetik (Dynamik) des Kraftfelds des Seelischen für sich sowie in Bezug zu Körperlichem und Geistigem - gesund und krank, angepasst oder konfliktgeladen -, wobei regel- und gesetzmässige Bewandtniszusammenhänge (Erscheinungs-, Funktions-, Ablaufs- und Wirkungsstrukturen), also Bezüge und Interdependenzen herauszuarbeiten, zu erklären und zu verstehen versucht wird.

 

Wozu?

 

Ihr Hauptauftrag besteht in der Erschliessung, Aufbereitung, Förderung, Erweiterung, Aus- und Verbreitung sowie Anwendung (Einsatz; Belehrung) von Wissen (Kenntnissen) zum (Nutzen) Zwecke der Hilfereichung für das vornehmste Ziel der Menschheitsgeschichte, für Verstehen (Verständnis) und Verständigung des Einzelnen (Individuums) von und mit sich selber, dem Du, dem Mitmenschen und der (Um-) Welt (Kultur - ihren Produkten, Institutionen und Erscheinungsstrukturen - und Geschichte; Natur und Leben [Organismus, Seele, Geist]; Gott).

Das ist Wesen und Aufgabe der Psychologie, um es in Anlehnung an die APA (American Psychological Association) lakonisch zu sagen: "protection and promotion of human (mental health and) welfare".

 

Wovon?

 

Sie erstreckt sich von der Erforschung (und Beschreibung) und Deutung (Interpretation) der Traumwelt und von Unbewusstem über dis Analyse der Motive (Antriebe - von den Trieben, Strebungen, Interessen bis zum Willen), des Erlebens und Verhaltens - als da sind: Erfahren und Erkennen oder Sinnen, Tun, Schaffen, Lassen und Leiden oder Empfinden, Wahrnehmen, Fühlen, Gestimmtsein, Befindlichkeit, Vorstellen, Anschauen, Fantasieren, Denken, Intuieren - sowie des Charakters, der Persönlichkeit - mit ihren Anlagen und Erwerbungen, mit Fähigkeiten, Fertigkeiten, Intelligenz, Gedächtnis, Wissen, Einstellung, Haltung, Gewohnheiten, Aufmerksamkeit, Ausdruck und Leistung - bis zur Sozialpsychologie (welche Stellung, Rolle und öffentliches Meinen, Sitten und Gebräuche, Werte und Normen, Stile und Gruppen untersucht) und wagt sich auch auf das Gebiet der parapsychologischen Phänomene, wobei sie immer - bezüglich Begriffen und Deutungsversuchen - bei allen andern Wissenschaften Anleihen nimmt und für die Anwendung mit ihnen zusammenarbeitet, dies aber oft nicht ausdrücklich erwähnt.

 

Wofür? - Womit?

 

Weisen oder Verfahren, Instrumente oder Methoden (Techniken) psychologischer Empirie, Forschung, Untersuchungen (studies; Analysen) und Planung - für Ätiologie, Genese, Entwicklungsfeststellung, Diagnose, Prognose und Verstehen, Theorie -, sowie als Hilfsmittel für psychologische Prophylaxe, Beratung, Beeinflussung, Fürsorge, Therapie (Behandlung, Pflege, Heilung, Linderung), Wiedereingliederung, Schutz, Hilfe, Bildung (Instruktion, Lehren, Training), Auslese, Führung, Überwachung, Formulierung und Gestaltung im Sinne von Konfliktlösung und Leistungsverbesserung, wie auch schliesslich für Erprobung (Kontrolle und Entwicklung) der Theorien (Hypothesen und Modelle) und Methoden sind:

 

Beobachtungen, Befragungen, Tests (+ Apparate, Arbeitsproben), Experimente und vergleichende Methoden, wobei die Ergebnisse registriert, beschrieben, gemessen, unterschieden, bewertet, erklärt und gedeutet (verstanden) werden, komplementiert von gedanklich-begrifflichen (logisch-theoretischen) Überlegungen.

 

Theorie und Anwendung

 

Eine der fundamentalsten Feststellungen in der Lehre vom seelischen Geschehen - und nicht nur da - ist die im Normalfall selbstregulierende Polaritätenspannung und -komplementarität.

 

Die Theorie der Psychologie wird vor allem von Psychiatern, Psychologen und philosophischen (-anthropologischen) Denkern ausgearbeitet; die vielfältige Anwendung in der Praxis (in Erziehungs- und Ausbildungswesen, Heilkunde, Beratung, Fürsorge und Propaganda, in staatlichen oder privaten Betrieben (Industrie, Handel, Verkauf, Verwaltung, Anstalten und Diensten), Rechtswesen, Militär und Verkehr) findet sie hauptsächlich durch Nicht Psychologen.

 

Wer?

 

An der heutigen Ablösung der Religion und des Glaubens durch die Wissenschaft(lichkeit) hat die Psychologie nicht geringen Anteil; die froheren Vertrauensmänner wie (Haus-) Ärzte (Medizinmänner), Priester (Seelsorger) und Lehrer (sowie Gemeindeälteste, Vorgesetzte, Eltern) werden heute vom psychologischen (Gestalter, Bildner, Gutachter) Berater, Fürsorger, Pfleger, Psychotherapeuten, Psychiater, Mediziner, Anwalt (sowie Briefkastenonkel - Vorträge, Bücher) ersetzt.

 

Erfolg?

 

Es ist aber fraglich, ob der Mensch nun durch Psychologie Befreiung und Erfüllung findet, glücklicher, weiser oder "vollendeter" wird (zu sich selber findet) und ob überhaupt (die seit Jahrtausenden hervorstechendsten Eigenschafts- und Antriebsstrukturen wie) Neid, Feigheit und Unwissenheit, samt Nicht-Verstehen, welche Angst und Unsicherheit (Unentschiedenheit) - gepaart mit oft falscher Hoffnung (aber nicht zielstrebigem, einsatzvollem Suchen) - schaffen, was sich zusammen in Verlogenheit (und Beleidigtsein, Misstrauen, Rivalität, Eifersucht, Vorurteilen, Selbstgefälligkeit, Unduldsamkeit, Sturheit, Bummelei, Stümperei, Halbheit, Ungeduld, Unruhe, Zerfahrenheit, Unordnung, Gleichgültigkeit, Trägheit usw., usf.) äussert, wirksam angegangen werden können.

 

Genauso wenig mögen wohl Selbstbemitleidung infolge selbstgewählten, -geförderten und als lebensnotwendig erachteten Unglücklichsein-Wollens (Hypochondrie), Minderwertigkeitsgefühle, Hemmungen, sowie Einsamkeit, Isolierung, Flucht, Kontaktarmut und Resignation damit bewältigt, wie umgekehrt auch die heutigen Kardinaltugenden Natürlichkeit, Anstand, Gelassenheit und Besonnenheit (worin die klassischen Tugenden; Weisheit, Tapferkeit, Mässigung und Gerechtigkeit als tragender, alles durchwirkender Hintergrund miteingegangen sind) einer Förderung kaum zugänglich sein werden.

 

Sinn sehen - Sinn geben

 

Immerhin könnte man die Aufgabe des Psychologen heute darin verstehen: Den Menschen zu zeigen und sie zu ermuntern, ihrem Leben und Beruf den ihm (und dem ihn ausübenden Menschen) innewohnenden Sinn (wieder) zu verleihen, ihn zum Nachdenken darüber anzuregen.

Sinn ist gleichbedeutend mit sinnvoll; und jedes Leben, jeder Mensch, jeder Beruf kann es sein, ist es. Menschsein heisst, sich die Überzeugung aufbauen, sinnvoll zu sein, anzunehmen, dass die Welt sinnvoll ist - sonst ist sie (eben) sinnlos.

 

Kein Beweis nötig

 

Was die Beweisfähigkeit seelischen und geistigen Geschehens anbetrifft, ist festzuhalten, dass dieselbe im Gegensatz zur Nachprüf- und Verifizierbarkeit von Materiellem (Physikalischem und Biologischem) weder notwendig noch möglich ist, da Seelisch-Geistiges gegenüber dem Substantiellen eine grundlegend verschiedene (Erscheinungsstruktur von) Welt darstellt: Es beweist sich selbst.

 

Aus "Erläuterungen" (20 Seiten) zu einer wissenschaftlichen Arbeit

"C. G. Jungs Sicht der Psychologie" (14. 11. 1966);

31. März 1967

 




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