Home Die Wurzeln von New Age

 

Vgl: http://www.xs4all.nl/~wichm/newage3.html

 

Siehe auch: Esoterik seit 1700

 

 

Die Wurzeln von New Age kann man je nach Tiefe des historischen Blicks vor 5000, 3000, 2000 oder 1000 Jahren orten, also z. B.

 

  • in dem um 2200 v. Chr. in Ägypten volkstümlich gewordenen Osiris-Kult
  • in den Fruchtbarkeits- und Reinigungsriten der Sumerer und Babylonier (3./2. Jahrtausend v. Chr.)
  • in den Eleusinischen Mysterien (seit 600 v. Chr.), in der Orphik (7./6. Jh. v. Chr.), bei den Pythagoreern (500 v. Chr.) oder im persischen Mithras-Kult (5. Jh. v. Chr.)
  • bei den Kynikern (4. Jh. v. Chr.), die Bedürfnislosigkeit predigten und alle Konventionen ablehnten
  • bei den Gnostikern (zur Zeit Christi) oder
  • in den esoterischen Strömungen der Scholastik.

 

Seit 1100 wurden ja im Gefolge der Kreuzzüge und dank den Übersetzerschulen in Spanien und Unteritalien

Sufi-Mystik,

Astrologie,

Alchemie,

Hermetik und

Kabbala

erstmals im mittleren Europa bekannt. Gleichzeitig wurden die christliche und jüdische Mystik wiederbelebt.

 

Wurzeln von 1600 bis 1850

 

Man kann auch eine kürzere Perspektive wählen. Dann fliessen in die New-Age-Spiritualität und -Lebensform der Hippie- und Flower-Power-Zeit die Ausläufer von mindestens zehn Strömungen zusammen, die parallel (und verschränkt) mit der neuzeitlichen empirischen Naturwissenschaft entstanden, nämlich:

1. die zahlreichen esoterischen Erneuerungsbewegungen seit den Rosenkreuzern (1604), insbesondere seit 1740 Geisterseher (Swedenborg) und Hochgrade der Freimaurer.

2. die utopischen Entwürfe seit Campanellas "Sonnenstaat" (1602), meist mit kommunistischer Ausrichtung, besonders seit 1750 (Abbé Morelly; ab 1800 Sozialutopisten) oder als Südseeidylle ("Robinson", 1719; Diderot, 1771), vielfach verbunden mit Reformbewegungen, z. B. in der Siedlungsarchitektur bei C.-N. Ledoux (1775-79).

3. die christlichen Erweckungsbewegungen seit den Baptisten (1633), Quäkern (1652) und Pietisten (1670), mit mehreren späteren Wellen, z. B. "Great Awakening" in Nordamerika (ab 1733; ab 1790; um 1830), "Gnade durch Busskampf" in England (Methodisten ab 1738) und Erweckung des Pietismus in Deutschland nach 1800.

4. die Beschäftigung mit den Mythen der alten Völker (vergleichende Mythologie seit Heinsius, 1627), besonders im 18. Jahrhundert (Banier, 1711; Lafiteau, 1724; Vico, 1725; De Brosses, 1760; Herder, 1784, usw.), mit der Mystik (seit Jacob Böhme, 1630) sowie mit den "Mysterien der Alten" (z. B. Tobias Gutberleth, 1695; Chr. Meiners, 1776).

5. die nunmehr vierte Orientalisierung des Abendlandes seit 1660, als erstmals direkte Kunde von Persien, Indien, China und Japan sowie des Schamanismus nach Europa drang. Die Chinabegeisterung prägte das 18. Jahrhundert, die Faszination durch Indien das 19. Jahrhundert.

6. die medizinische Quacksalberei (um 1650 Kenelem Digby; um 1700 Dr. Eisenbarth), Magie (John Dee, ca. 1550-1600; ab 1750 Graf von Saint Germain, Caglistro) und Magnetismus (ab 1770 F. A. Mesmer und James Graham).

7. Alternative Ernährungsideen wie Antialkoholismus (Benjamin Rush, 1784), Makrobiotik (Christoph Wilhelm Hufeland, 1796; viel später: Georges Ohsawa, 1931) und Vegetarismus (1809; Theodor Hahn, 1852)

8. Homöopathie (Samuel Hahnemann, 1796), Naturheilkunde (seit 1814) und Heilfasten (Johann Schroth, 1829).

9. die Romantik als Protestbewegung gegen a) Intellekt und Vernunft, b) zeitlose und mechanistische Betrachtung, c) Technik und Fabriksystem, d) herkömmliche Medizin, e) Staat und Wirtschaft f) Monogamie

10. die Transzendentalisten (1828-1882) in Neu England. Ihnen widmete Marilyn Ferguson in ihrer „Aquarian Conspiracy“ (1980) ein Kränzchen.

 

Direkte Vorläufer seit 1850

 

Die direkten Vorläufer von „New Age“ sind:

-          die Lebensreformer seit ca. 1850 (Henry David Thoreau, 1854; Eduard Baltzer, Arnold Rikli, Adolf Jost) und Naturisten seit 1890

-          die seit 1850 neu gegründeten Rosenkreuzer-Gesellschaften (SRIA; Pascal Beverly Randolph, 1861; Stanislas de Guaita, 1884; Franz Hartmann, 1889; Max Heindel, 1908; AMORC, 1915)

-          die seit ca. 1870 entwickelten und oft von östlicher Medizin inspirierten alternativen Gesundheitsdiagnosen und -techniken (Osteopathie, Farbtherapie und Irisdiagnose, Ayurveda, Shiatsu und Reiki, Alexander-Technik und Fussreflexzonenmassage)

-          die 1875 vom Medium Helena Petrowna Blavatsky gegründete Theosophische Gesellschaft mit ihren Abspaltungen. Sie popularisierte die indische Weisheit im Westen. Nachfolgerinnen waren Annie Besant und ihre Rivalin Alice Bailey.

-          die vom Geistheiler P. P. Quimby (um 1840) inspirierte Neugeist-Bewegung (ab 1880: Prentice Mulford, Emma Curtis Hopkins, R. W. Trine, K. O. Schmidt)

-          die gnostischen Kirchen seit 1890 (Jules Doinel; Theosophen und Anthroposophen; OTO; Lectorium Rosicrucianum)

-          die spirituellen Gemeinschaften im Westen seit ca. 1890 (z. B. Ramakrishna- und Sufi-Orden, Mazdaznan, Yoga- und Zen-Schulen).

 

(Zusammengestellt im Sommer 1988)

 



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