Home Zur Logik von Aristoteles

 

 

 

Aristoteles hat 6 Bücher über Logik geschrieben, die von byzantinischen Gelehrten als "Organon" (Werkzeug) zusammengefasst wurden. Es ist eine Begriffslogik, die von Kant als "formale" Logik bezeichnet wurde. Sie hat keinerlei Bezug zur Empirie.

 

 

Die Urteile

 

Gegenstand der aristotelischen Logik ist das Urteil (apophansis). Das Urteil ist eine besondere Art von Satz (logos), nämlich ein solcher, in dem die Aussage vom Wahren oder Falschen statthat. (Andere Sätze werden in der Rhetorik oder Poetik untersucht.)

 

Wozu dient das Urteil: zur Darstellung des Wirklichen im Geist. Genauer: "Auf ähnliche Weise sind die Urteile wahr wie die Sachen."

Wie die Aneignung des Wirklichen geschieht, ist eine teils psychologische, teils metaphysische Frage und wird für die Logik vorausgesetzt .

 

Zergliedert man die Urteile so kommt man zu Kategorien (Weisen des Aussagens), Namen und Begriffen. Davon soll nicht weiter die Rede sein.

 

Es gibt verschiedene Arten von Urteilen:

  • allgemeine, besondere, unbestimmte (Quantität des Urteils)
  • assertorische (auf die Wirklichkeit bezogene), apodiktische (auf die Notwendigkeit bezogene), problematische (auf die Möglichkeit bezogene) (Modi des Urteils)
  • kategorische, hypothetische, disjunktive
  • entgegengesetzte (Konversion).

 

 

Erkenntnis aus Beweis oder Induktion

 

Urteile sind Bestandteile der Erkenntnis, die ein ausserordentlich komplizierter Prozess ist. In der Erkenntnis wird viererlei gesucht (zetoumen):

  • das Dass, das Warum, ob es ist und was es ist.

Diese vier Bestimmungen durchdringen einander.

 

Das vornehmste des Wissens ist, das Warum zu betrachten.

Die Erkenntnis des Warum bezieht sich dabei auf die nächste Ursache (proton aition).

 

Da nun alles Lehren (didaskia) und alles vernünftige Lernen (mathesis) aus einer vorangehenden Erkenntnis geschieht, da ferner das Vorangehende von Natur aus (physei) oder in Bezug auf uns (pros hemas) früher sein kann, gibt es zwei Arten, zur Gewissheit (pistis) zu kommen.

Von Natur aus früher ist - nach der aristotelischen "Naturphilosophie" - das Allgemeine; uns, d. h. unseren Sinnen, am nächsten liegt aber das Einzelne.

Das Ausgehen vom Allgemeinen nennt Aristoteles Beweis (apodeixis), das Ausgehen von Enzelnen Induktion (epagoge).

 

 

Die Schlüsse: beweisende und andere

 

Bekannt geworden ist Aristoteles' Lehre von den Schlüssen. Darin spielen nicht etwa Tatsachen oder Erscheinungen eine Rolle, sondern nur Urteile. Für den Schluss (syllogismos) werden die Urteile in Termini (horoi) aufgelöst. Das sind Begriffe, die einen Inhalt haben, der nicht weiter diskutiert wird.

Sie können auf verschiedene Weise untereinandergestellt werden, was verschiedene Schlüsse ergibt. Der Schluss als Ganzes ist dann ein Satz (logos), in dem aus etwas Gesetztem etwas davon Verschiedenes notwendig folgt.

 

Nun gibt es nach Aristoteles mehrere Arten von Schlüssen:

  • beweisende (apodeiktikos) = Philosophema, beruhend auf Wahrem und Erstem,
  • dialektische = Epicherema, welcher aus einer angenommenen Vorstellung schliesst (ex endoxon)
  • falsche (pseudos) = Sophisma, eristischer Syllogismos, der nur zu schliessen scheint
  • zweifelnde = Aporema, erzeugt durch das Gleichgewicht der entgegengesetzten Überlegungen
  • Wahrscheinlichkeitsschlüsse = Enthymema, beruhend auf Wahrscheinlichem oder Zeichen
  • Analogie-Schlüsse = Paradeigma, beruhend auf Ähnlichem (homoion), auf Beispielen
  • Gegenschluss = Elenchos, Widerlegung eines andern Schlusses.

 

Die Gefahr, unrichtige Schlüsse zum Beweisen zu verwenden ist also gross.

 

 

Die Induktion

 

Weniger zwingend als der Schluss ist die Induktion. Sie hat dafür den Vorteil, dass sie "anschaulicher und gemeinverständlicher" ist. Ob sie aber zum Allgemeinen führt, ist fraglich, eher führt sie zum bloss Zusammengesetzten.

 

 

Der indirekte Beweis

 

Schliesslich gibt es noch den indirekten Beweis (agousa). Er beruht auf der Verneinung des Gegenteils. (Aristoteles sagt, er "führe ins Unmögliche", adynaton).

 

 

Zur Erkenntnis braucht es noch mehr

 

Beweise und Induktionen sind nur Teile des Erkenntnisprozesses.

Beweise stützen sich entweder auf vorherige Beweise ab oder auf Unmittelbares (ameson), das unbeweisbar ist; das sind Thesen oder Axiome, aber auch Definitionen (die ihrerseits ein System der Einteilungen voraussetzen und Hypothesen).

Die Induktion ist durch die sinnliche Wahrnehmung bedingt.

 

 

Die Wissenschaften

 

Aristoteles unterscheidet mehrere Arten von Wissenschaften (episteme):

  • beweisende wie Mathematik und Naturwissenschaften
  • historische (historia = Erkundigung)
  • induktive.

 

Sie stehen zwischen der Psychologie einerseits, der Metaphysik (prima philosophia) anderseits.

Ferner gibt es die Kunst (techne).

 

(zusammengestellt im Oktober 1984)

 


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