Home Die "Mechaniker" der Antike - die ersten mechanischen Uhren

 

                     Eine kurze Skizze aus dem Jahre 1974

 

Die Geschichte beginnt wieder einmal in der Antike. Diesmal bei den "Mechanikern" des 3. Jahrhunderts v. Chr.

 

Die „Mechaniker der Antike

 

Archimedes soll ein Planetarium gebaut haben, das nach den einen Büchern mit einer Kurbel, nach andern mit Wasser in Bewegung gesetzt werden konnte. Noch Cicero konnte es in Rom bewundern, wohin Marcellus es als Kriegsbeute mitgebracht hatte. Auch Uhren soll Archimedes konstruiert haben. (Jedenfalls werden in einem gesunkenen Schiff vor der griechischen Insel Antikythera im Jahr 1900 entdeckte Bronzestücke aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. als Teile eines komplizierten Uhrwerkgetriebes einer solchen Art von Uhr gedeutet.)

 

Ktesibos von Alexandria konstruierte nach dem Druckluftprinzip eine mechanische Orgel, wobei die Luft mit Wasserkraft in die Pfeifen getrieben wurde (Wasserorgel, „Hydraulos“), die Feuerspritze, ein Druckluftgeschütz und Wasseruhren.

 

Philon von Byzanz schliesslich konstruierte ein Automatentheater („Automatopoietika“) und entwickelte einen Niveauregler für Öllampen. Dieses Theater wurde unter Verwendung optischer Tricks von Heron verbessert.

 

Heron von Alexandria erfand im 1. Jahrhundert n. Chr. auch eine ganze Reihe weiterer pneumatischer Apparate, die dann in Renaissance und Barockzeit eifrig nachgebaut wurden (z. B. das automatische Theater im 16. Jahrhundert im Park eines bei Salzburg gelegenen Schlosses oder bereits 1502 eine automatische Orgel auf Schloss Hohensalzburg mit 150 Pfeifen).

Bekannt sind sein Heissluftautomat zum Öffnen von Tempelpforten und der Automat, der nach Einwurf einer Münze Weihwasser abgab, und seine „Dampfmaschine“. Bedeutsam sind auch seine Berechnungen zur Mechanik der einfachen Maschinen.

 

Schraube und Zahnrad waren zur Zeit des römischen Architekten Vitruvius (1. Jh. v. Chr.) schon bekannt. Das Zahnrad war von besonderer Bedeutsamkeit für die Getriebe der Wassermühlen (1. Jh. v. Chr.; besonders aber seit dem 10. Jh. n. Chr.) und der Windmühlen (7. Jh. in Persien; 12. Jh. in Europa).

Die Pleuelstange kam wohl aus China.

Über Automaten (etwa zwitschernde Vögel) in Konstantinopel und Bagdad liegen zahlreiche Berichte vor (z. B. Swoboda, 34-55; Richter, 40, 47).

 

Die ersten mechanischen Uhren bereits ab 500?

 

Dem Mönchen Gerbert, dem späteren Papst Sylvester II. (10. Jh.), wird die Erfindung der ersten echten Räderuhr zugeschrieben. Sie funktionierte mit Gewichten und Hemmung und hat bereits ein Schlagwerk für die Glocke gehabt.

Freilich haben chinesische Turmuhren schon vor dem 11. Jahrhundert Getriebe und mechanische Hemmung aufgewiesen. Ja schon um 500 soll in Ghaza eine Uhr mit Stundenschlag gebaut worden sein (z. B. Swoboda, 35; Richter, 32, 38).

 

1232 erhielt Kaiser Friedrich II. eine Uhr, die wie die chinesischen auch den Lauf der Gestirne angezeigt haben soll, vom Sultan von Ägypten geschenkt.

 

Die erste urkundlich erwähnte Turmuhr ist die von St. Pauls (1286). Aus dem 14. Jahrhundert sind zahlreiche Turmuhren bekannt, beispielsweise von Cluny (1340), Dover Castle (1348), der Kathedrale von Wells, der Frauenkirche in Nürnberg (1356) und von Padua (1344; aus den Händen von Jacob und Johannes Dondi).

Räderuhren besassen auch Philipp der Kühne von Burgund (1332) und König Karl V. von Frankreich (1364).

 

Kurz nach 1500 konstruierte Peter Henlein die erste Dosenuhr mit Federwerk und Unruhe. Hundert Jahre später zeichnete Galilei eine Pendeluhr; gebaut wurde eine solche jedoch erst von Christian Huygens 1657; 18 Jahre später baute er die erste Spiralfederuhr.

 

 

Literatur

 

Siehe auch:    Literatur Invention/ Erfindung (und etwas Geschichte der Technik)

 

Peter Omm: Messkunst ordnet die Welt. Eine Geschichte des Messens und der Messgeräte. Buchschlag bei Frankfurt am Main: Impuls-Verlag 1958; Heidelberg: Moos 1963.

C. Graf von Klinckowstroem: Knaurs Geschichte der Technik. München: Droemersche Verlagsanstalt/Th. Knaur Nachf. 1959.

Peter Omm: Entdeckt, erforscht, erfunden. Interessante Daten aus der Geschichte der Naturwissenschaften und der Technik. Würzburg: Arena-Verlag 1963.

L. Sprague De Camp: Ingenieure der Antike. Düsseldorf: Econ 1964 (engl. 1960-63).

René Simmen: Der mechanische Mensch. Texte und Dokumente über Automaten, Androiden und Roboter. Eine Sammlung. Zürich: Simmen 1967.

Helmut Swoboda: Der künstliche Mensch. München: Heimeran 1967.

Sigvard Strandh: Die Maschine. Freiburg: Herder 1980 (schwed. 1979).

David S. Landes: Revolution in Time. Clocks and the Making of the Modern World. Cambridge, Mass.: Belknap Press of Harvard University Press 1983; erweitert London: Viking 2000.

Herbert Cerutti: China – wo das Pulver erfunden wurde. Naturwissenschaft, Medizin und Technik in China. Zürich: Verlag Neue Zürcher Zeitung 1985; München: Deutscher Taschenbuch Verlag 1987.

Siegfried Richter: Wunderbares Menschenwerk. Aus der Geschichte der mechanischen Automaten. Leipzig: Edition Leipzig 1989.

 

Vgl. ferner die Stichworte "Astronomie", "Mechanik", Naturwissenschaft" und "Techne" im "dtv-Lexikon der Antike" (1969-70).

 



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