Home Abb. 2: Die Wiederentdeckung der Langen Wellen

 

Als Joseph Schumpeter 1939 sein Buch über Lange Wellen in der Ökonomie veröffentlichte, war die Zeit dafür denkbar ungünstig. Krieg, Wiederaufbau und die Periode des «Wirtschaftswunders» liessen jede Beschäftigung mit Langen Wellen wirtschaftlicher Entwicklung uninteressant, ja überholt erscheinen.

 

Kondratieff-Zyklen

 

Mit diesem Buch hatte Schumpeter eine Thematik zum (vorläufigen) krönenden Abschluss gebracht, die in der Vorkriegs- und Zwischenkriegszeit von einer Reihe von Wissenschaftern aufgegriffen und zu einer gewissen Blüte gebracht worden war. Parvus (Alexander Israel Helphand), van Gelderen, de Wolff, Pareto und vor allem der sowjetrussische Ökonom Nikolai D. Kondratieff hatten die Existenz Langer Wellen in der Ökonomie, die die 4- bis 5jährigen Konjunkturzyklen, aber auch andere Zyklen von kürzerer Dauer überlagern und die eine Länge von jeweils 50 bis 60 Jahren aufweisen, theoretisch wie empirisch zu untermauern versucht.

Schumpeter hatte diesen Langen Wellen den Namen Kondratieff-Zyklen gegeben. Er legte dar, dass das kapitalistische Wirtschaftssystem aus seiner eigenen Logik heraus Wirtschaftszyklen von 50- bis 60jähriger Dauer erzeuge.

 

Innovationsstösse

 

Ein grosser Innovationsstoss habe jeweils einen ganzen Schwarm von Innovationen zur Folge und führe damit zu einem Wirtschaftsaufschwung, der mit zunehmender Realisierung dieser Investitionen langsam verebbe. Ein neuer Aufschwung sei erst wieder mit einem neuen grossen Innovationsstoss, meist auf einem gänzlich anderen Gebiet, zu erwarten, und die Zeit zwischen zwei aufeinanderfolgenden Höhepunkten bzw. Tiefpunkten betrage eben 50 bis 60 Jahre.

 

Seit dem Beginn der industriellen Revolution seien vier solche Kondratieff-Zyklen unterscheidbar: der erste sei durch die Dampfmaschine charakterisiert, der zweite durch die Eisenbahn, der dritte durch chemische Industrie und Elektrizität; beim vierten (Automobil, Radio usw.) werden die Konturen weniger klar.

 

Gerhard Bruckmann, Professor an der Universität Wien und Mitglied des Club of Rome. In: Neue Zürcher Zeitung, 9.12.1983, S. 23.

 




Return to Top

Home

E-Mail



Logo Dr. phil. Roland Müller, Switzerland / Copyright © by Mueller Science 2001-2016 / All rights reserved

Webmaster by best4web.ch