Home Vor uns das Paradies der Kommunikationsgesellschaft?

 

Gedanken anhand der Schrift

Christian Lutz: Die Kommunikationsgesellschaft. Ein Leitbild für die Politik und Wirtschaft Westeuropas. Rüschlikon: Gottlieb Duttweiler Institut 1986.

 

Geschrieben von April bis August 1989; erschienen unter dem Titel:

Vor uns das Kommunikations-Paradies? High-Tech und Selbstverwirklichung.

Schweizer Monatshefte, Januar 1990, S. 45-62.

[Nachgedruckt im Sammelband: Innovation gewinnt. Kulturgeschichte und Erfolgsrezepte. Zürich: Orell Füssli 1997, als Kap. 10: „Vor uns das Paradies der Kommunikationsgesellschaft?“, 107-125]

 

 

Inhalt

Seit 1940: Die zweite industrielle Revolution

1950-1980: Automation und Computer-Revolutionen

Die 80er Jahre: «Vernetzung» und «Telematik»

Die ersten "Dienste"

Ist auch die Telematik «ein Organ unseres Körpers»?

Ist die Informationstechnik lenkbar, nützlich, sozial verträglich?

Trendbruch der 70er Jahre: überraschend oder «schleichende Strukturkrise»?

Szenario 1: Zerfall Westeuropas

Szenario 2: Das kalte Paradies

Der Wunsch, die technische Gesellschaft zu humanisieren

Ausgangspunkt: das «irrationale Optimierungssystem» der Wirtschaft

Das Paradies von Vernunft und Selbstverwirklichung

Unverklemmte Persönlichkeiten gibt es nur in kommunikationsfreundlichen Strukturen

In der «schleichenden Strukturkrise»: emanzipatorische Unterwanderung

Literatur

 

 

 

Es hat immer wieder Versuche kritischer Zeitgenossen gegeben, das Neue ihrer Zeit in eine Formel zu fassen, z. B.

«Rinascita» (Ghiberti, Mitte des 15. Jhs.),

«das Zeitalter der Aufklärung» (Kant 1784),

das «heraufziehende Maschinenwesen» (Goethe 1830),

das «technische Zeitalter» (zuerst Hanns Lilje 1928),

«Atomzeitalter» (nach 1945),

«planetarisches Zeitalter» (Pascual Jordan 1958).

 

Seit 1940: Die zweite industrielle Revolution

 

1949 skizzierte der Erfinder der Kybernetik, Norbert Wiener, in seinem Buch «The Human Use of Human Beings» (erschienen 1950; dt.: «Mensch und Menschmaschine» 1952) in einem ganzen Kapitel «die erste und die zweite industrielle Revolution». Er betrachtet beide als «Krisen».

 

Kennzeichen der ersten industriellen Revolution (seit ca. 1750) ist die Ersetzung der Muskelkraft durch die Dampfmaschine und später den Elektromotor (1866). Daneben erfolgte eine Mechanisierung der Textilindustrie und bald auch der ganzen übrigen Industrie.

Die Elektronenröhre (1906), welche kleine Energiebeträge in hohe verstärkt, wurde lange Zeit nicht voll genutzt. Sie leitet aber schon über zur zweiten industriellen Revolution, deren Beginn Norbert Wiener im Zweiten Weltkrieg ansetzt, und zwar

(1) bei der Feuerleitung von Flakgeschützen via Radar, welche eine «Kommunikation» zur Maschine erforderte,

(2) bei den «Rechenmaschinen» mit Elektronenröhren (1942/46). Hinzu kommt

(3) die Möglichkeit der Regelungstechnik, Rückmeldungen «mit elektrischen Hilfsmitteln und sogar mit Vakuumröhren» auszuführen. Heute sprechen wir von «Informatisierung» als maschinelle Verstärkung und Substitution menschlicher Gehirnleistungen. «Automatisierung» mechanischer Vorgänge ist ein Spezialfall davon.

 

Norbert Wiener malte schon damals das Bild eines «noch vollständiger automatisierten Zeitalters», mit programmgesteuerten, ja lernenden Maschinen für industrielle Prozesse (z. B. in einer «Automobilfabrik der Zukunft») und Massenproduktion von Hochgeschwindigkeitsrechenmaschinen. Die «automatische Fabrik» ist rechnergesteuert, unterstützt durch Sensoren («Sinnesorgane») und Roboter («Effektoren»), laufende Kontrollen (durch «Probenahmen»), ja sogar automatisierte Buchhaltung. Auch die Produktionserfassung direkt in der Rechenmaschine, Reduktion der Schreibarbeiten durch Korrespondenz via Lochkarten sowie Mechanisierung der Bücherei- und Registratureinrichtungen sah er bereits.

«Mit anderen Worten: Der Maschine ist es einerlei, ob sie Werkskittel-Arbeit oder Stehkragen-Arbeit tut. Die neue industrielle Revolution wird daher wahrscheinlich in sehr viele Gebiete eindringen und sich jede Arbeit, die in der Ausführung von Entscheidungen einfacher Art besteht, erobern, in ähnlicher Weise, wie die frühere industrielle Revolution auf allen Gebieten die menschliche Kraft verdrängte.»

 

Sofern nicht ein «neuer grosser Krieg» die Entwicklung beschleunigte, werde es etwa zehn bis zwanzig Jahre dauern, bis sich die neuen Geräte durchsetzten, meinte Wiener. Und was wären die wirtschaftlichen und sozialen Folgen?

«In erster Linie wird wohl die Nachfrage nach demjenigen Typ von Arbeitskräften, der rein repetitive Aufgaben erfüllt, plötzlich und endgültig aufhören. Auf lange Sicht gesehen, wäre das … nur zu begrüssen und böte zugleich die Freizeit, die zur ganzheitlichen Bildung des Menschen erforderlich ist. Freilich könnten dadurch auch ebenso oberflächliche und überflüssige kulturelle Begleiterscheinungen ausgelöst werden, wie die bislang von Radio und Kino ausgelösten.»

 

Wiener sah also auch Schattenseiten: Beispielsweise, dass die Industrie das neue industrielle Potential sofort zum Geschäft machen werde, «ohne Rücksicht auf die Dauerschäden», welche die neuen Geräte anrichten könnten. Ferner könnte eine riesige Arbeitslosigkeit die Folge sein.

«So ist die neue industrielle Revolution ein zweischneidiges Schwert. Sie kann zum Wohl der Menschheit benutzt werden … Wenn wir indessen den klaren und sichtbaren Linien unseres traditionellen Verhaltens folgen und unserer traditionellen Vergötterung des Fortschritts und der fünften Freiheit - der Freiheit auszubeuten - treu bleiben, ist es so gut wie sicher, dass wir ein Jahrzehnt oder mehr des Darniederliegens und der Verzweiflung gewärtigen müssen.»

 

Zum Darniederliegen ist es nicht gekommen. Im Gegenteil, der Aufstieg des Computers und die damit verbundene Automation von Routinearbeiten in Produktion und Administration war atemraubend. Gleichzeitig kam es, zumindest von 1950-70, zu einem weltweiten wirtschaftlichen Wachstum ohnegleichen. Ob und wie sehr die Computerisierung den Boom schürte, ist schwer abzuschätzen.

 

1950-1980: Automation und Computer-Revolutionen

 

Erstaunlich ist, wieviel vorerst einmal geschrieben wurde. 1952 erschien das grundlegende Werk von John Diebold: «Automation. The Advent of the Automatic Factory» (dt. 1954). 1956 sollen bereits 20 000 Veröffentlichungen über das Thema Automation vorgelegen haben. Dabei ging es damals erst richtig los mit Publikationen und Kongressen.

Zur gleichen Zeit begann der Transistor die platzraubende und anfällige Elektronenröhre in den Rechnern zu ersetzen; Programmiersprachen und Versuche zu automatisierten Problemlösungen wurden ausgetüftelt.

 

Die 60er Jahre brachten den allmählichen Einbau von integrierten Schaltkreisen sowie Time-sharing und Datenfernübertragung mit entsprechenden Netzen.

 

Die Revolution der Mikroprozessoren bestimmte die 70er Jahre. Für den Laien wohl die augenfälligsten Neuerungen waren die Taschenrechner, der Personal Computer (1977) und der Laptop (1984). Seither hat sich äusserlich nicht mehr viel verändert (siehe Abb.).

 

Die Zuwachsraten von Computern betrugen von 1955-70 in den USA wie in der Bundesrepublik Deutschland über 30% pro Jahr. Der Bestand 1970 betrug ca. 70 000, resp. 7 000 Computer.

Von 1970 bis 1981 nahmen die Computer in der Bundesrepublik jährlich gar um 40% zu. Mitte 1981 gab es in der BRD über 270 000 EDV-Anlagen, ohne die rund 200 000 «Kleinstcomputer».

Später galt die Schweiz als Land mit der grössten Computerdichte der Welt. Doch: «Die ökonomischen Implikationen der mikroelektronischen Revolution wurden von der Schweizer Industrie wahrscheinlich später erkannt als in andern hochentwickelten Industrieländern», heisst es in einem Rückblick der SBG (1987) auf die Schweizer Wirtschaft.

 

Die auffallendsten Fortschritte in der Computer-Entwicklung von 1950-80 waren:

 

  • die enorme Miniaturisierung, welche einerseits zu immer grösseren Zugriffs- und Arbeitsgeschwindigkeiten resp. Speicher- und Prozessordichten und -kapazitäten, anderseits zu einer rapiden Kostensenkung führte;
  • die Möglichkeiten des gleichzeitigen Zugangs mehrerer Benützer und ständigen «Dialogs»;
  • die Errichtung von «Zentralregistern» und Datenbanken;
  • die Ablösung von Lochkarten und Ein-/Ausgabe-Schreibgeräten durch Bildschirme (mit Lichtschreiber) resp. Terminals;
  • die Verschiebung der Kosten von der Hardware auf die Software (Betriebs- und Anwendungsprogramme).

 

Die 80er Jahre: «Vernetzung» und «Telematik»

 

1981 galten in der Schweiz erst 58 000 Personen als Informatik-Anwender und -Personal, Ende 1988 waren es rund 870 000. Die Zahl der Bildschirmarbeitsplätze stieg 1988 auf fast 500 000 Terminals plus nahezu 300 000 PC. Also sass damals schon ein Viertel der Erwerbstätigen in der Schweiz vor dem Computerbildschirm.

 

Was war denn eigentlich neu in den 80er Jahren? Als Schlagwort könnte man «Vernetzung» wählen. Dabei sind zwei Bereiche zu unterscheiden:

  • die innerbetriebliche durch sog. Local Area Networks (LAN),
  • die übrige durch das Zusammenwachsen von Telekommunikation und Computer resp. Informatik, daher «Telematik» genannt.

 

Angefangen hat es freilich schon in den 60er Jahren, doch da der Ausbau von «Wide Area Networks» (WAN) grösstenteils eine politische Frage ist, ging die Sache schleppend voran. Paradepferde für die 80er Jahre hätten einerseits sog. breitbandige Vermittlungssysteme und anderseits «Bildschirmtext» werden sollen. Da in der «öffentlichen» Literatur eher Zukunftsmusik gemacht und die Werbetrommel gerührt wurde, war es schwierig, sich ein realistisches Bild davon zu machen. Auch die Begleit-Publikation zu einer sechsteiligen Sendefolge des Schweizer Fernsehens mit dem Titel: «Die Zukunft hat gestern begonnen - die moderne Kommunikationsgesellschaft» (1989) schaffte nicht die gewünschte Klarheit.

 

Grundsätzlich kann man unterscheiden zwischen:

(1) Endgeräten,

(2) Netzen und

(3) Diensten.

Hinzu käme die Beachtung weiterer drei Bereiche, nämlich

(4) Teilnehmer/ Benützer,

(5) Produktion, Vertrieb, Unterhalt und Entsorgung sowie

(6) politische und juristische Fragen.

 

Am meisten Aufmerksamkeit finden die Endgeräte, also z. B. TV- und Telefon-Apparate, PC, Workstations und Terminals, Laptops und Handhelds, Telefax-Geräte, Drucker und graphische Geräte. Dazu gehört auch das unübersehbare Feld von Software.

 

Die klassischen Telefon- und Telegrafen-Netze sind seit der zweiten Hälfte der 60er Jahre für Datenübertragungen ausgebaut worden (z. B. in den USA das Hochschulnetz ARPANET - heute Internet - , in der BRD das öffentliche Datex-Netz). Dabei spielte die Digitalisierung und die Rechnerunterstützung des Fernsprechnetzes eine wichtige Rolle.

Separat lief der spätere Ausbau des Fernsehens (z. B. Kabelfernsehen) und des Funktelefons (z. B. NATEL; in der BRD: öffentlicher beweglicher Landfunkdienst oder Zellular-Mobilfunk). Nachrichtensatelliten dienten seit den 60er Jahren allen Übertragungsarten, also für Sprache, Daten und TV.

 

Anfang der 80 Jahre verstärkte sich der Wunsch, dem komplizierten und kostspieligen Nebeneinander der verschiedenen Netze zu Leibe zu rücken. Die grösste Schwierigkeit bietet dabei die Übertragung bewegter Farbbilder, also das Fernsehen, da ein einziges Programm rund 1 000 bis 2 000 Fernsprechkanäle erfordert resp. belegt.

Immerhin meinte Klaus Brepohl in seinem leichtfasslichen Überblick «Telematik» 1982, schon in der zweiten Hälfte der 80er Jahre werde es dank dem Glasfaserkabel allmählich zu einem einzigen Netz kommen. In der Tat hatte 1981 die Deutsche Bundespost mit einem breit angelegten Grossversuch «Breitbandiges Integriertes Glasfaser-Fernmeldeortsnetz» (BIGFON) begonnen. Ab 1985 sollte das Netz allmählich bundesweit verbreitet werden und die anderen vorhandenen Kabel ablösen.

 

Doch die Entwicklung verzögerte sich. Es kam erst zum Aufbau eines öffentlichen ISDN-Netzes (Integrated Services Digital Network) auf Grundlage der «alten» Kupferkabel. In der Schweiz liefen die ersten Betriebsversuche hiefür unter dem Namen «Swissnet 1» im Juli 1988 an. Schon Mitte 1990 sollte dieser 64-kbit/sec-Übermittlungsdienst der ganzen Schweiz flächendeckend zur Verfügung stehen, die zweite Ausbaustufe 1992.

Dannzumal - so hiess es - soll jeder «Kunde» an einer einzigen «Kommunikationssteckdose» bis zu 8 Endgeräte wie Telefon, Fax, Teletex und PC anschliessen können. Für Stereoton, TV und Bildtelephon (für das der Bedarf ohnehin bestritten wird) genügt dieses Netz aber noch nicht. Deshalb sollte 1990 mit dem Aufbau eines echten Breitband-Pilotnetzes mit einer Übertragungskapazität von nicht weniger als 140 Mbit/sec begonnen werden. Das wäre ein Kapazitätssprung um den Faktor 2000.

 

Die ersten "Dienste"

 

Was sind nun eigentlich «Dienste»?

Es sind die «Kommunikations-Angebote», die mit den Netzen (und den entsprechenden Endgeräten) von einer öffentlichen oder privaten Institution den Benützern gemacht werden, also bereits Telegraf (um 1840; drahtlos um 1900), Telefon (1877), Bildtelegrafie (1925) und Telex (1933), in jüngerer Zeit Telefax (BRD 1979), Teletex (1981) und die Electronic Mailbox (1981/85 BRD: «Telebox»; CH: «Data-Mail»).

Für die, wie es so schön heisst, «paketweise» Vermittlung von Daten wurden Netz und Service «Telepac» (BRD: «Datex-P» 1980) aufgebaut. Wiederum separat besteht die «Bildschirmzeitung», welche am Fernsehschirm angeboten wird, in England seit 1977 (Ceefax und Oracle), in der BRD ab 1980/84 als «Videotext». Videokonferenzen sind seit 1984 realisierbar.

 

Wie politisch nicht nur der Ausbau der Netze, sondern auch der Dienste ist, zeigt sich drastisch am sog. Telefon-Bildschirmtext (BRD: Btx; CH: Videotex; F: Teletel), neben Electronic Mail das markanteste Beispiel für eine neue Gruppe von Diensten, die sog. VANS (Value-Added Network Services), welche eigentliche Fernmeldedienste mit dem Speichern, Umwandeln oder Verarbeiten von Nachrichten kombinieren.

Der Propagandaaufwand hiefür verhielt sich umgekehrt proportional zum Realisierungstempo. In England wurde er bereits Anfang 1970 als «Viewdata» (später «Prestel») entwickelt. Seit 1977 wurde er in der BRD, bald auch in der Schweiz erprobt. 1983 hätte endlich die Einführung stattfinden sollen. Die Anfangsidee sah eine Art «Volks-EDV» vor, d. h. jedermann sollte via Telefon (und Modem) auf seinem gewöhnlichen Farb-TV-Bildschirm (via Decoder) Zugriff auf Datenbanken und Informationen aller Art haben.

 

Ist auch die Telematik «ein Organ unseres Körpers»?

 

Parallel zur teils stürmischen (Computer, Informatik), teils gebremsten (Netze und Dienste) technischen Entwicklung liefen die Bedenken besorgter Zeitgenossen. Joseph Weizenbaum beschrieb «Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft» (1977; amerik. 1976), das Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung in Karlsruhe den «Einfluss neuer Techniken auf Arbeitsplätze» (1977), James Martin «The wired society» (1978), Starr R. Hiltz und Murray Turoff «The Network Nation» (1978), Simon Nora und Alain Minc «Die Informatisierung der Gesellschaft» (1979; frz. 1978) und Ronald P. Uhlig et al. «The office of the future» (1979).

 

Optimismus und Pessimismus gehen Hand in Hand, Freiheitsräume und Zukunftsängste, Allmachts- und Ohnmachtsvisionen beuteln die verwirrten Konsumenten, geschäftstüchtiges Marketing und politisches Gerangel halten den «Industriebürger» in der Zange.

 

Gilt etwa die Klage von Jean-Jacques Rousseau aus dem Jahre 1750: «In dem Mass, in dem unsere Wissenschaften und Künste zur Vollkommenheit fortschreiten, sind unsere Sitten verderbt worden»?

Oder gilt die Behauptung von Hans Sachsse in seiner Schrift «Anthropologie der Technik» (1978): «Die Technik, die uns so nah und doch so fern ist, von der wir sprechen, als wäre sie ein Ding für sich, ist nicht eine fremde, dämonische Macht, die uns knechten kann oder befreien wird, die je nach der Einstellung heilbringend oder zerstörerisch zu verstehen ist, sondern sie ist ein Teil unseres Wesens, ein Glied unserer Natur, bildlich gesprochen ein Organ unseres Körpers, das wir aber noch für ein fremdes Stück halten, weil wir es noch nicht als unser eigenes erkannt haben. Der homo technicus des 20. Jahrhunderts ist noch nicht zum eigentlichen Verständnis seiner selbst gekommen, er ist noch nicht der homo technicus sapiens geworden»?

 

Was den Wandel zum homo technicus sapiens so schwierig macht, ist die enorme Spannweite der Probleme von Mikroelektronik und Informationstechnologie. Sie reicht von CNC (Computerized Numerical Control)-Werkzeugmaschinen und CAD/ CAM/ CIM über das automatisierte Büro sowie den elektronischen Haushalt und bargeldlosen Einkauf bis zum totalen «Überwachungsstaat» (Verkehrsleitsysteme, Fahndung, Personalinformationssysteme). Hinzu kommen die computerisierte Medizin, Expertensysteme, SDI [Strategic Defense Initiative? Selective Dissemination of Information?] und «Energieeinsparung durch Mikroelektronik», aber auch die «Fernseh-Hypnose» und die «Mobiltelephonitis», die Video-, Fax- und Laptop-Manie usw.

 

Kurz: «Wir brauchen in Zukunft Bildung und Ausbildung in allen Schichten und Nationen dringender als zuvor in der Geschichte der Menschheit zur Verwirklichung eines seelisch stabilen Menschen, der in der Welt der Informationstechnik leben kann», forderte Klaus Haefner in seiner Schrift «Die neue Bildungskrise» (1982). Frag sich nur: Wer wird diese Bildung aufbereiten und vermitteln? Techniker, Politiker oder gar Frauen in Tele-Heimarbeit - oder Philosophen, Pädagogen, Psychologen, Journalisten? Und wie soll die Vermittlung vor sich gehen: via Datenbanken, Internet, Satellitenfernsehen - oder ganz altmodisch durch Zeitschriften und Bücher?

 

Kein Wunder, dass Klaus Haefner eine Begrenzung des Mikroelektronik-Einsatzes, sozusagen eine Zivilversion einer  Abrüstungsvereinbarung, vorgeschlagen hat. Schon 1978 forderte Jerry Mander unverblümt: «Schafft das Fernsehen ab!» (dt. 1979 [vgl. "Ein Zwanzigjähriger beurteilt das junge Fernsehen, 1964]).

Und Ulrich Briefs, wissenschaftlicher Referent im Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut des Deutschen Gewerkschaftsbundes, meinte 1983: «Die Förderung der Mikroelektronik, der DV-Technik und vieler anderer neuer Technologien ist unter den Bedingungen bereits bestehender hochgradiger und sich weiter verschärfender Massenarbeitslosigkeit verbrecherisch … Die Alternative muss sein: Die Durchbrechung der kapitalistischen Akkumulations- und Produktionslogik …, um die von dieser Akkumulation ausgehende und sich immer stärker über die neuen Technologien umsetzende ‹strukturelle Gewalt› zu beseitigen.» Als Mittel dazu empfiehlt er z. B. die «breite ständige betriebliche Auseinandersetzung mit den konkreten Systemen der neuen Technologien» und «die Übertragung des Prinzips des zivilen Widerstandes auf die Betriebe».

 

In eine ähnliche Kerbe hieb die Politologin Barbara Mettler-Meibom, welche 1987 eine neue Betrachtungsweise, nämlich die «Kommunikationsökologie», forderte. Unter den Kriterien der «sozialen Vernunft» lehnt sie «jedwede Form der flächendeckenden Breitbandverkabelung» ab und möchte auch bereits das Schmalband-ISDN nur der geschäftlichen Kommunikation vorbehalten.

 

Ist die Informationstechnik lenkbar, nützlich, sozial verträglich?

 

Solche Bremsversuche führen unweigerlich zu folgenden Fragen:

 

a)     Lässt sich der technische Fortschritt resp. die Erschliessung neuer Märkte überhaupt lenken? Sind wir «Macher» oder «Zauberlehrlinge»? Was steckt eigentlich hinter den zwei industriellen Revolutionen und dem Wirtschaftswachstum: ein beinahe naturgesetzlicher Mechanismus, «Selbstorganisation», die Kreativität und Intelligenz des Menschen oder das «Verhängnis der Menschheit»?

b)     Warum setzten sich häufig nicht die besseren Lösungen durch, z. B. die Audio-Achtspurkassette statt der Philips-Kassette, Bildplatte statt Videokassette, Betamax statt VHS, die ergonomische Tastatur der STR oder von Colani, CAI statt Videospiele, usw., ganz abgesehen von den vielen Empfehlungen einerseits zu Normierungen, anderseits zur «Humanisierung der Arbeitswelt» resp. der Bildschirmarbeitsplätze?

c)      Gesetzt, man könne die Telematik zwar nicht stoppen, aber deren Einsatz steuern, wer sollte, dürfte oder könnte dies: Unternehmer, Verbände, Gewerkschaften, Politiker, Militärs - oder die Schule, die Medien?

d)     Brauchen wir eigentlich all diese Segnungen der Technik, oder benützen wir die meisten bloss als Spielzeuge (z. B. TV-Programm-Zappen, Electronic Mail, Mobiltelephone, Multifunktionsuhren, Laptops)?

e)     Was machen wir eigentlich mit den vielen Information? Ergeben sich daraus etwa bessere Strategien und Entscheidungen, bessere Allgemein- und Meinungsbildung, bessere Kontakte und Kontrollen? Oder wird schlicht «Informationsmüll» produziert?

f)        Wie bewältigt der Einzelne die Flut der neuen (technischen) Möglichkeiten? Muss er den Wertwandel mitmachen, neue Tugenden entwickeln, lebenslang lernen? Soll er auf offizielle Verlautbarungen hören, auf Werbekampagnen oder auf kritische Stimmen?

g)     Gibt es eine Spaltung der Gesellschaft in «dispositive» und «exekutive» Menschen, wie einst Karlheinz Messelken meinte, in selbständige und ausführende resp. betreute (Helmut Schelsky, 1974), in technokratische Elite und die Masse der Manipulierten oder in Angepasste und Ketzer?
Ist etwa unsere ganze Gesellschaft neurotisch und verschärften die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien «die individuellen und kollektiven Pathologien in unserer Gesellschaft noch weiter» (Barbara Mettler-Meibom, 1987)?

 

Christian Lutz, seit Herbst 1980 [bis 1999] Direktor des Gottlieb-Duttweiler-Instituts in Rüschlikon, hat längst das Ei des Kolumbus gefunden. Er schlug 1986 als Leitbild für die Politik und Wirtschaft Westeuropas die «Kommunikationsgesellschaft» vor. Sie hat freilich einen ganz anderen Inhalt als die «moderne Kommunikationsgesellschaft» des Medienverbunds des Schweizer Fernsehens (1989).

 

Trendbruch der 70er Jahre: überraschend oder «schleichende Strukturkrise»?

 

Damit die Vision von Lutz besser verständlich wird, ist ein kurzer Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs nötig. Unbestreitbar besteht ja eine enge Verzahnung von Technik und Wirtschaft - dazu mit Wissenschaft, Militär, Politik und Ideologie, Bildung, Gesellschaft und Kunst -, wenn auch all die Verflechtungen kaum durchschaubar sind.

 

Von 1950-70 verfünffachte sich der Welthandel (nominell), und die durchschnittliche jährliche Zuwachsrate des realen Bruttosozialprodukts betrug in den Industrie- wie Entwicklungsländern rund 5%. (Wegen des höheren Bevölkerungswachstums stieg allerdings das Pro-Kopf-Einkommen in den letzteren nur um 2,4% pro Jahr, statt 3,8%, so dass sich die weltweiten Disparitäten vergrösserten.)

 

Anfang der 70er Jahre kam es zu einem Trendbruch, über dessen Gründe unterschiedliche Auffassungen bestehen. Francesco Kneschaurek wies 1980 auf die «empirisch verifizierte» Theorie der «langen Wellen» (Kondratieff-Zyklen) hin. Demgegenüber war in der Einleitung zur Jubiläumsdokumentation der SBG (1987) von «überraschenden Veränderungen von konjunkturellen und technologischen Rahmenbedingungen» die Rede und bald darauf: «Als Gründe für das niedrige Wachstum werden oft der gestiegene Erdölpreis, die stark fluktuierenden Wechselkurse oder verstärkte Eingriffe des Staates in die Marktwirtschaft genannt.»

 

An weiteren Erklärungen wurden ins Feld geführt:

• Sättigung der Nachfrage nach Infrastruktur, Investitions- und Konsumgütern

• Konkurrenz von Japan.

 

Christian Lutz hält die sibyllinische Mitte: Er spricht von «einer schleichenden Strukturkrise, die sich zunehmend selbst verstärkte» und sieht den Zusammenbruch des Weltwährungssystems (1971-73), den Ölpreisschock vom Herbst 1973 und die weltweite Rezession 1974-75 nur als «äussere Anzeichen» derselben. Weitere Anzeichen waren die moralische Krise der USA unter dem Eindruck von Vietnam und Watergate, Stagflation, zunehmende Staats- und Sozialhaushaltsdefizite und Zahlungsbilanzungleichgewichte.

 

Die Bemühungen der Unternehmer und Politiker zur Bewältigung der Strukturkrise hat nun Christian Lutz ins Visier genommen. (Angeregt wurde er ursprünglich durch die Szenarienanalyse der FAST-Gruppe der Europäischen Kommission 1982, siehe Ch. Lutz: «Westeuropa auf dem Weg in die Informationsgesellschaft», 1984.) Dabei erkennt er zwei Hauptphasen:

die Status-quo-Verteidigung (70er Jahre) und

die Hyperindustrialisierung à la Thatcher und Reagan (80er Jahre).

 

 

Szenario 1: Zerfall Westeuropas

 

Man kann diese beiden Grundmuster der Problembewältigung in der Form von Szenarien untersuchen und berechnen, was langfristig, also z. B. im Verlauf von zwei Jahrzehnten, dabei herauskommt.

Das erste Szenario - die Innovationsunfähigkeit - führt in «Teufelskreise des Niederganges». Gerade der Versuch, mit strukturkonservierenden Massnahmen Arbeitsplätze zu erhalten, beschleunigt ihre Vernichtung. Das Bruttosozialprodukt wird als Ergebnis rückläufiger Beschäftigung und sinkender Produktivität abnehmen. Hinzu kommt «eine Inflation, die auf die geringste wirtschaftliche Erholung explosiv reagiert, schliesslich aber unter dem Druck der katastrophalen Nachfrageschrumpfung in einen Preiszerfall umschlägt».

Die sozialen Folgen sind leicht auszumalen: «Ghettos» von Arbeitslosen; die Radikalisierung der Massen von Unzufriedenen erfordert immer härtere polizeistaatliche Massnahmen; da überdies immer mehr protektionistische und kartellistische Vorkehrungen getroffen werden müssen (Subventionen, Verstaatlichungen), um die Wirtschaft vor dem Zusammenbruch zu bewahren, kommt es zu einem «verfilzten, autoritären Regime».

 

Szenario 2: Das kalte Paradies

 

Das gegenteilige Szenario, in dem voll auf «High Tech» - und das heisst vor allem: Informationstechnik - gesetzt wird, führt demgegenüber zu einer zunehmenden wirtschaftlichen Dynamik. Produktivität und Bruttosozialprodukt steigen; die Konsumentenpreise stabilisieren sich. Vor allem für Westeuropa eröffnen sich ungeahnte Perspektiven. Aber auch die Entwicklungsländer profitieren; die Nord-Süd-Problematik und die ökologischen Gefahren verlieren an Bedrohlichkeit; die Chancen eines dauerhaften Friedens wachsen.

 

Wo liegt der Pferdefuss? Im Sozialen und Emotionalen. Der Preis für eine prosperierende und sicherere Welt besteht nämlich «im Entstehen einer zentral gesteuerten technokratischen Klassengesellschaft». Eine kleine Führungsschicht von Politikern und Wirtschaftsführern hält die Fäden in der Hand. Daran zappeln die Technokraten, die für das reibungslose Funktionieren und die Weiterentwicklung des Wirtschaftsapparates besorgt sind, also ca. 30-35% der Bevölkerung, die im Arbeitsprozess verbleiben und entsprechend überbeansprucht sind. Der Rest sind Pensionäre und Frührentner, im Haushalt Tätige und in Ausbildung Befindliche oder Verharrende. Dazu kommt eine Unterschicht von Ausgesteuerten sowie Einwanderern aus benachteiligten Regionen.

 

Was ergibt sich emotional? «Die Aussenleitung und Selbstentfremdung des Menschen wird noch verstärkt, und zwar im Machbarkeitswahn der Führungsschicht, in der Arbeit der Technokratieschicht und in der Scheinwelt der beschäftigungslosen Mehrheit, deren Wirklichkeit die Bildschirme, die sonstigen Freizeitvergnügungen und eine von der Arbeit gänzlich abgekoppelte Konsumwelt bilden.»

 

Der Wunsch, die technische Gesellschaft zu humanisieren

 

Mit beiden Problemlösungsmustern lässt sich kein Staat machen - im doppelten Wortsinn.

  • Das erste führt zum Zerfall Westeuropas, zu Teufelskreisen der Unterentwicklung in der Dritten Welt, zu weiterem Wettrüsten und Ausbeuten der natürlichen Lebensgrundlagen.
  • Das zweite vermeidet dies alles, doch es macht, trotz aller wirtschaftlichen Erfolge, krank, und zwar auf allen Ebenen.

 

Daher verfiel Lutz auf den Ausweg, das High-Tech-Szenario mit dem seit den 60er Jahren immer deutlicher hervortretenden Wertwandel zu koppeln. Das ist nichts anderes als das Prinzip: «Den Pelz waschen, ohne ihn nass zu machen.» Sämtliche Möglichkeiten der neuen Informations- und Kommunikationstechniken sollen so genutzt werden, dass sich damit die unterschiedlichsten Vorstellungen von Lebensqualität verwirklichen lassen, z. B. individuell massgeschneiderte Lebens- und Arbeitsgestaltung mit einer lebenslangen persönlichen Weiterentwicklung zur vollen Entfaltung der menschlichen Potentiale. Kurz: Wir dürfen die Früchte des (technischen) Fortschritts frohen Herzens geniessen.

 

Dieses Grundkonzept erinnert an Erich Fromm, der in seinem Buch «Revolution der Hoffnung» (1971; amer. 1968) z. B. fragte: «Müssen wir kranke Menschen ‹herstellen›, um eine gesunde Wirtschaft zu haben, oder können wir unsere materiellen Schätze, unsere Erfindungen, unsere Computer dazu einsetzen, menschlichen Zwecken zu dienen? Müssen die Einzelmenschen passiv und abhängig sein, wenn sie starke gut funktionierende Organisationen haben wollen?» (14).

Fromms Antwort ist Nein; er meint, es sei möglich, «die technische Gesellschaft zu humanisieren». Dazu braucht es «Ehrfurcht vor dem Leben» (Albert Schweitzer): «Wertvoll oder gut ist demnach alles, was zur grösseren Entfaltung der spezifisch menschlichen Möglichkeiten beiträgt und das Leben fördert.»

 

Deshalb müssen die Maschinen und Computer «funktionale Bestandteile eines am Leben orientierten Sozialsystems sein und nicht eine Krebsgeschwulst». Das heisst: «Maschinen oder Computer müssen Mittel zur Erreichung von Zwecken werden, die durch die Vernunft und den Willen des Menschen bestimmt sind … Nicht die Technik, sondern der Mensch muss die obersten Werte festsetzen; nicht eine maximale Produktion, sondern die optimale Entwicklung des Menschen muss das Kriterium für jegliches Planen sein. Die Entfaltung des Menschen und nicht der industrielle ‹Fortschritt› muss zum Leitprinzip der sozialen Organisation werden» (107).

 

Das erfordert eine viel aktivere Beteiligung der Bürger wie der Arbeiter und Angestellten an der Entscheidungsfindung. Solche «verantwortliche Teilnahme» wird sie auch aus der passiven Konsumhaltung herausführen. Grundlage dafür ist die Bildung von «unmittelbaren Gruppen», deren Mitglieder «in einem fruchtbaren Dialog» stehen und «gute» Informationen z. B. via Computer-Simulation beziehen. Für die demokratische Meinungsbildung der Wähler sieht Fromm die «hohe Entwicklung der Kommunikationstechniken» als sehr hilfreich an.

Im Kultur- und Bildungsbereich schliesslich muss «die Entzweiung von Gefühlsleben und Denken durch eine neue Einheit von Herz und Geist ersetzt» werden.

 

Ausgangspunkt: das «irrationale Optimierungssystem» der Wirtschaft

 

Die Vision der «Kommunikationsgesellschaft» von Lutz bewegt sich verblüffend genau im Rahmen dieser Frommschen «Aktivierung des Menschen in der technischen Gesellschaft».

Neu ist einzig, dass seither unter dem Sammelbegriff «New Age» der «Paradigmenwechsel» öffentlich geworden und die Vernetzungstechnik in ungeahntem Masse vorangeschritten ist. Beides gibt Lutz Anlass zu grösserer Hoffnung - obschon bereits Fromm sah: «Die heutige geistige Erneuerung verläuft … im Rahmen von politischen und sozialen Aktionen und Bewegungen», und zwar vor allem bei der jungen Generation.

Neu ist auch, dass Lutz nicht wie Fromm moralisiert, sondern das «irrationale Optimierungssystem» unserer Wirtschaft auf seine geistesgeschichtlichen Wurzeln - nämlich auf die «Teilrationalität» des Industriezeitalters - zurückverfolgt und als heute «selbstzweckhaft-blinde Produktionsmaximierungsmaschine» entlarvt.

 

Lutz schlägt härtere Töne an; umso deutlicher werden die grundlegenden Zirkel und Widersprüche in seinem Leitbild - wie die folgenden sieben Analysen zeigen.

 

1.

Basis der Kommunikationsgesellschaft ist High-Tech, insbesondere höchstentwickelte Informations- und Kommunikationstechnologie. Diese beruht auf mechanistischem Denken, Zweckrationalität und Formalisierung der Information. Zudem schieben sich die «Medien» direkt zwischen die Menschen, so dass diese immer mehr Erfahrung «aus zweiter Hand» erhalten (Günther Anders, 1956; Jerry Mander, 1978); sie leben in medial hergestellten «künstlichen Nachbarschaften» (Herbert Kubicek, 1985).

An die Stelle des sinnlich-materialen Erlebens am Arbeitsplatz treten «die maschinell verarbeitbaren, segmentierten, selektierten, ‹vereindeutigten› Wissensbestände», zu Hause die kommerzialisierte «actionorientierte Handlung» via TV und Video (Barbara Mettler-Meibom). Das soll nach Lutz plötzlich nicht mehr auf die Menschen abfärben.

 

2.

Obwohl die Kommunikationsgesellschaft auf High Tech beruht, steht der Mensch gemäss Lutz nicht mehr «im Dienst der von ihm geschaffenen Maschine». Er sitzt nicht mehr entfremdet und verdummt am Überwachungspult oder Bildschirm, sondern er hat die «vielfältigen Mechanismen der Aussenleitung» überwunden, und zwar in einem Entwicklungsprozess zum «ganzen Menschen».

Dieser vermag dank Selbstsicherheit und Offenheit zweierlei unter einen Hut zu bringen: «einerseits die eigenen Bedürfnisse, Fähigkeiten und damit auch Wertvorstellungen zu erkennen und zu entwickeln, und anderseits grösste Sensibilität für die Bedürfnisse und das Potential der Umwelt».

 

Das Paradies von Vernunft und Selbstverwirklichung

 

3.

Die Vision von Lutz weist weit über das hinaus, was als «Humanisierung der Arbeitswelt» bekannt ist. Es ist ein Paradies von Vernunft und Selbstverwirklichung. Produziert wird mit der «alten» automatischen Fabrik, nunmehr mit CIM, was flexible Automatisierung bedeutet. Umgestellt wurde «auf umweltfreundliche, wenig material- und energieintensive, dezentralisierte Produktionsverfahren, Vertriebssysteme und Verkehrsmittel sowie auf hocheffiziente, dezentrale Energieverbundnetze, energiesparende Bauweisen … (und) sanfte Nutzungsänderung vorhandener Bausubstanz».

Fast jeder Arbeitsplatz und Privathaushalt ist mit der «integrierten Informationstechnikeinheit» ausgestattet und angeschlossen an ein flächendeckendes «Breitbandverbundnetz über Glasfaser und Satellit». Dazu gibt es Heimroboter und «immer professionellere Do-it-yourself-Hilfen», Datenbanken, Expertensysteme und jede Menge Software.

 

Produziert werden kaum mehr Massengüter und Routinedienstleistungen, sondern «individuelle Güter und vor allem Dienstleistungen mit einem grossen Anteil an Kommunikationsleistungen», denn selbst in die «banalsten Güter des täglichen Bedarfs» sind Kommunikationskomponenten eingebaut. Produziert wird von kleinen autonomen Arbeitsteams resp. in «kleinen, d. h. an der Grösse direkt kommunizierender Menschengruppen orientierten, hochintegrierten, weitgehend autonomen Betrieben, die sowohl als Neugründungen wie als Ergebnis sich lockernder Konzernstrukturen entstehen».

 

Kurz: In der Kommunikationsgesellschaft wird «die durchstrukturierte, aussengeleitete Arbeit in Befehlshierarchien ersetzt durch den Typus der eigenständigen Gestaltung in Netzwerken, die sich durch Kommunikation koordinieren. Die Trennung zwischen fremdbestimmter Arbeitswelt und scheinbar selbstbestimmter Freizeitscheinwelt geht zunehmend auf in einer massgeschneiderten Mischung von Tätigkeiten, die immer mehr den persönlichen Präferenzen und Umständen entsprechen.»

Im übrigen nehmen «kleine Netze» dem Staat politische, kulturelle und soziale Funktionen ab, «während dieser gleichzeitig bürgernäher wird. Dezentralisierung und Durchmischung sozialer Funktionen ist gekoppelt mit zunehmender Nutzung der Zweiweg-Telekommunikation.»

 

Das heisst, in der neuen Gesellschaft können «mit einer steigenden individuellen Innenleitung und der vielfachen informationstechnischen Unterstützung ihrer Kommunikationsprozesse immer mehr Entscheidungen immer weiter unten getroffen werden». Und schliesslich erfolgt auf internationaler Ebene «der Übergang zu einer multipolaren Welt, die ihre Probleme ebenfalls nach dem Prinzip der Koordination durch Kommunikation löst».

 

4.

Ein solches Wunderland beruht auf bestimmten Voraussetzungen. Wirtschaftlich gesehen: «Die Konsumnachfrage differenziert sich zunehmend aus in immer kleinere Marktnischen, die von den unterschiedlichen Lebensstilen der Konsumenten determiniert sind.» Also: Spezifische Kundengruppen verlangen nicht Massenware, sondern massgeschneiderte Güter und Dienste, entweder «hochkomplexe Kommunikationsleistungen» oder «automatische Masskonfektion», die durch «kreative, dynamische, kleine Teams» von hochqualifizierten, eigenbestimmten und -verantwortlichen, innengeleiteten, kommunikativ kompetenten Persönlichkeiten in massgeschneiderten Erwerbsarbeitsformen und -zeiten erstellt werden.

 

Unverklemmte Persönlichkeiten gibt es nur in kommunikationsfreundlichen Strukturen

 

5.

Voraussetzung hiefür ist «ein ganzheitlicher, lebens- und umweltzugewandter Mensch, der sein Leben eigenständig gestaltet mit der ihm eigenen Verantwortungsfähigkeit und -freudigkeit, aber auch in Kenntnis der eigenen und fremden Bedürfnisse, Potentiale und Begrenzungen».

Lutz nennt diesen Menschen «Lebensunternehmer» und betont, dass er das weder elitär noch als einen «neuen Menschen» meint. Es gibt ihn offenbar schon, allerdings: «Der Typus des ganzheitlichen, verantwortungsfreudig zugreifenden Lebensunternehmers mag gerade in der intellektuell überzüchteten oder durch eindimensionale Karriereorientierung seelisch verkrüppelten Elite unserer Gesellschaft seltener vorkommen als bei den sogenannten einfachen Leuten.»

 

Kern dieser Persönlichkeiten ist die Dialogfähigkeit. «Dialogfähig ist, wer seiner selbst sicher ist, wer in sich selbst nichts unter den Tisch gekehrt hat, und wer infolgedessen allen Forderungen und Angeboten der Umwelt mit grosser Offenheit, Gelassenheit aber auch Bereitschaft zur Empathie zu begegnen vermag.»

 

Dies könnte etwas «idealtypisch-weltfremd» gezeichnet sein, wie Lutz selber zugibt. Zudem sind zwei weitere Voraussetzungen zu sehen:

 

(a) «eine von Verklemmungen und Verdrängungen möglichst wenig beeinträchtigte Persönlichkeitsentwicklung»; der Mensch darf also «in seiner Entwicklung möglichst wenig neurotisierende Einengungen erfahren», und

(b) «Kommunikationsfähige Menschen können ihr Potential nur in kommunikationsfreundlichen Strukturen entfalten.» Doch die gibt es heute selten. Also erkennen wir das Problem von Henne und Ei: Damit wir uns unverklemmt entfalten könnten, müsste ein pflegliches Milieu vorhanden sein, was aber nicht der Fall ist, denn dieses könnte nur von dialogfähigen Menschen gestaltet werden, die es noch kaum gibt.

 

Ein ähnlicher Voraussetzungskreis ergibt sich auch im Politischen. Lutz meint, dass ein schwacher Staat dazu neigt, «sich in einem Wust bürokratischer Regeln zu verstricken, während ein in unserem Sinne liberaler Staat ein starker Staat sein muss». Aber: «Nur selbstbewusste, eigenständige Menschen werden die politische Kraft entwickeln, einen starken Staat zu bilden, der die Tüchtigen vor den Mächtigen und die Schwachen vor den Tüchtigen schützt.»

 

In der «schleichenden Strukturkrise»: emanzipatorische Unterwanderung

 

6.

Lutz bricht diesen Zirkel mit einem raffinierten Trick auf. Er benützt dafür die gegenwärtig populäre Theorie der «Ordnung durch Fluktuation» (Ilya Prigogine, 1967ff) oder der «Selbstorganisation» (z. B. Erich Jantsch, 1979, Ervin Laszlo, 1987): Wenn ein komplexes System einem zunehmenden Veränderungsdruck ausgesetzt wird, dem die bestehende Struktur schliesslich nicht mehr standhält, tritt es in einen labilen Zustand ein, in dem es noch nicht «weiss», welche Gestalt es annehmen wird. Jetzt genügen wenige Zufallsbewegungen, um die Weichen zu stellen zwischen verschiedenen möglichen Strukturtypen, welche die Weiterentwicklung des Systems gewährleisten.

 

Lutz meint nun, wir befänden uns in einer solchen labilen oder turbulenten Phase der menschlichen Zivilisation, «in der diese unter verschiedenen Anpassungszwängen eine neue (prozessuale) Struktur sucht, und in der relativ wenige, sich gegenseitig verstärkende Prozesse den Ausschlag zugunsten der einen oder anderen Richtung geben können». Und nun hofft Lutz, dass die - wenn auch bisher nur im kleinen festzustellenden - emanzipatorischen Prozesse der Menschen (z. B. zunehmende Selbstbestimmung und Partizipation inmitten eines Wandels des Welt- und Menschenbildes) «die Möglichkeit eines Aufschaukelungsprozesses in Richtung unserer Kommunikationsgesellschaft» bieten.

 

7.

Diese Hoffnung steht und fällt mit der Zeitdiagnose. Stehen wir heute tatsächlich in einer labilen Phase? Wäre die «schleichende Strukturkrise» eine solche? Und, wenn ja, gab es nicht schon mehrmals Strukturkrisen, z. B. im «Herbst des Mittelalters» (1300-1500), vor der Französischen Revolution (also im 18. Jh.) oder vor dem Ersten wie vor dem Zweiten Weltkrieg? Und was ist dabei herausgekommen?

 

Jedenfalls plädiert Lutz weder für Planungen und Reglementierungen wie Fromm, noch für eine Revolution, in der «eine hinreichende Akkumulation von Gegenmacht die Mächtigen zwingen würde, die Ruder herumzuwerfen oder gar aus der Hand zu geben», denn «damit würde ja die mechanistische Struktur der Befehlshierarchie verewigt». Lutz hofft vielmehr auf eine Unterwanderung.

 

Mit seinem Selbstorganisations-Modell umschifft Lutz die Machtfrage elegant, denn er setzt auf einen in Ansätzen bereits beobachtbaren Bewusstseinswandel und erwartet, «dass die ‹weichen›, biologischen Prozessen nachgebildeten Koordinationsstrukturen der Kommunikationsgesellschaft die ‹harten›, mechanistischen Strukturen des Industriezeitalters allmählich unterwandern und durch ihre grössere Wirksamkeit obsolet werden lassen».

 

Was aber, wenn die kreativen Teams - oder die «konstruktiven Kräfte» Fromms - durch gruppeninterne Reibereien oder gar Erfolglosigkeit in ihrer Entfaltung behindert, also frustriert und neurotisiert werden?

Damit droht die «Evolution» an psychischen Problemen zu scheitern. Und die Errichtung des Paradieses verzögert sich - trotz oder vielleicht gerade wegen der High-Tech-Informations- und Kommunikationstechniken?

 

 

 

Literatur

1949-1989

 

Adler, Martin: Der Informationsschock. Wie die Datenverarbeitung unser Leben verändert. 1988.

Altenpohl, Dieter G./ Hofmann, Jürgen O. (Hrsg.): Informatisierung - Wachstum der Grenzen. Zürich: i. o. 1988
(engl. Informatization: The Growth of Limits. The Third Industrial Revolution. Düsseldorf: Aluminium 1985, Symposium Sept. 1984).

Anders, Günther: Die Antiquiertheit des Menschen. Über die Seele im Zeitalter der zweiten industriellen Revolution. München: Beck 1956, 7. A. 1985;
Ergänzung 1980 durch den Band II: Über die Zerstörung des Lebens im Zeitalter der dritten industriellen Revolution. 4. A. 1986.

Armand, Richard/ Lattès Robert/ Lesourne, Jacques: Matière grise année zéro. Denoël 1970;
dt.: Die Industrialisierung des Geistes. Eine europäische Antwort auf die amerikanische Herausforderung. Wien: Molden 1972.

Barrois, Jules W.: Aufbruch in die Informatisierung. expert 1986.

Baudrillart, Jean: Les Strategies fatales. 1983;
dt.: Die fatalen Strategien. München: Matthes & Seitz 1985.

Bauer, Friedrich L./ Goos, Gerhard: Informatik. Eine einführende Übersicht. 2 Teile, Heidelberger Taschenbücher 80 u. 91, Springer 1971;
mit Anhang: Zur Geschichte der Informatik; 3. erw. Aufl. 1982.

Bittorf, Wilhelm: Automation. Die Zweite industrielle Revolution. Darmstadt: Leske 1956.

Brepohl, Klaus: Telematik. Die Grundlage der Zukunft. Bergisch Gladbach: Bastei Lübbe Taschenbuch 1982.

Bright, James R.: Automation and Management. Boston 1958.

Brzezinski, Zbigniev: Between two Ages. America’s Role in the Technetronic Era. New York: Viking 1970.

Busse, M.: Arbeit ohne Arbeiter. Wem nützt der technische Fortschritt? Frankfurt 1978.

Cawkell, A. E. (Hrsg.): Handbook of Information Technology and Office Systems. North-Holland 1986.

Christensen, Kathleen E. (Hrsg.): The New Era of Home-Based Work. Directions and Policies. Westview 1988.

Curth, Michael A./ Wyss, Heinz B.: Information Engineering. 1989.

Die Zukunft hat gestern begonnen. Die moderne Kommunikationsgesellschaft. Beiträge der [1983 gegründeten] Schweizerischen Vereinigung für öffentliche und gemeinnützige Telematik, POLICOM;
Redaktion Anita E. Calonder Gerster; Herausgeber: Fernsehen DRS Zürich und Institutionen und Organisationen der Erwachsenenbildung, IOEB;
technische Redaktion: Robert Weiss. Basel: Reinhardt 1989.

Diebold, John: Automation. The Advent of the Automatic Factory. 1952;
dt.: Die automatische Fabrik. Ihre industriellen und sozialen Probleme. 1954; Neuausgabe 1984 als Klassiker der Management-Literatur.

Dürke, H./Feuerstein, G./Kreibich, Rolf: Büroarbeit im Wandel. Tendenzen der Dezentralisierung mit Hilfe neuer Informations- und Kommunikationstechnologien. Eschborn 1986.

Edmunds, Robert A.: The Prentice-Hall Encyclopedia of Information Technology. 1987.

Ellul, Jacques: La Technique ou L’Enjeu du siècle. Paris 1954.

Esprit ‘86. Results and Achievements. Hrsg. Europäische Gemeinschaft. North-Holland 1987 (71 Beiträge des Kongresses von 1986).

Fickert, Jürgen/Kubicek, Herbert/ Reihsner, Rolf: Vernetzung und Integration von EDV-Systemen. Auswirkungen auf Beschäftigte; Handlungsmöglichkeiten für Betriebs- und Personalräte. Technologieberatungsstelle beim DGB Landesbezirk NRW, Oberhausen, 1988.

Forester, Tom: High-Tech Society. The Story of the Information Technology Revolution. Oxford UK: Basil Blackwell 1987.

Fourastié, Jean: Le Grand Espoir du XXe siècle. 1949; neue Ausgabe 1971;
dt.: Die grosse Hoffnung des 20. Jahrhunderts. Köln 1954, 2. A. 1969.

Fourastié, Jean: Machinisme et Bien-Être. 1951.

Frese, Michael/ Brodbeck, Felix C.: Computer in Büro und Verwaltung. Psychologisches Wissen für die Praxis. 1989.

Friedmann, Georges: Où va le travail humain? Paris 1950;
dt.: Zukunft der Arbeit. Perspektiven der industriellen Gesellschaft. Köln: Bund 1953.

Friedmann, Georges: Problèmes humains du machinisme industriel. 1946;
dt.: Der Mensch in der mechanisierten Produktion. Köln: Bund-Verlag 1952.

Fromm, Erich: Die Revolution der Hoffnung. Für eine humanisierte Technik. Stuttgart: Klett 1971 (amer. 1968); als rororo TB 1974; bearb. und neu übers. 1980; als Ullstein TB 1981, als dtv. TB 1987.

Gehrmann, Friedhelm (Hrsg.): Neue Informations- und Kommunikationstechnologien. Ansätze einer gesellschaftsbezogenen Technologieberichterstattung. Frankfurt: Campus 1987 (13 Beiträge einer Tagung 1986).

George, Frank H.: Automation, Cybernetics and Society. London: Hill 1959.

Gerke, Peter R.: Neue Kommunikationsnetze. Prinzipien, Einrichtungen, Systeme. Springer 1982.

Gorz, André: Les chemins du paradis. 1983;
dt.: Wege ins Paradies. Berlin: Rotbuch 1983.

Grochla, Erwin: Automation und Organisation. Die technische Entwicklung und ihre betriebswirtschaftlich-organisatorischen Konsequenzen. Wiesbaden: Gabler 1966.

Haefner, Klaus: Die neue Bildungskrise. Basel: Birkhäuser 1982, 4. Aufl. 1984.

Hansohm, Jürgen: Produktivitätssteigerung im Büro durch Einsatz integrierter Arbeitsplatzsysteme. Augsburg 1986.

Hermanns, Arnold (Hrsg.): Neue Kommunikationstechniken. Grundlagen und betriebswirtschaftliche Perspektiven. München: Vahlen 1986.

Hoos, Ida R.: When the Computer takes over the Office. Harvard Business Review 38, 1960, Nr. 4, S. 102-114.

Hoos, Ida R.: Automation in the Office. Washington 1962.

Huber, Joseph: Telearbeit. Ein Zukunftsbild als Politikum. Opladen: Westdeutscher Verlag 1987.

Information, Computer und künstliche Intelligenz. 12 amerikanische Wissenschaftler zeigen den zukünftigen Einfluss der Computer auf die menschliche Gesellschaft. Frankfurt: Umschau 1967 (Aufsätze aus: Scientific American, Sept. 1966).

Koslowski, P.: Die postmoderne Kultur. Gesellschaftlich-kulturelle Konsequenzen der technischen Entwicklung. München 1987.

Kubicek, Herbert/ Rolf, Arno: Mikropolis. Mit Computernetzen in die «Informationsgesellschaft». Hamburg: VSA 1985, 2. Aufl. 1986.

Kündig, Albert/Hartmann, René (Hrsg.): 1986 International Zurich Seminar on Digital Communications. 11.-13. März, ETH Zürich: Verlag der Fachvereine 1986 (36 Beiträge).

Langner, Ralph: Datenfernkommunikation. Grundlagen und Anwendungen der Übertragung von Daten und Texten in öffentlichen Datennetzen. Berlin: De Gruyter 1989.

Lutz, Christian: Die Kommunikationsgesellschaft. Ein Leitbild für die Politik und Wirtschaft Westeuropas. Rüschlikon: Gottlieb Duttweiler Institut 1986.

Mander, Jerry: Four Arguments for the «Elimination» of Television. New York: Morrow 1978;
dt.: Schafft das Fernsehen ab! Eine Streitschrift gegen das Leben aus zweiter Hand. Reinbek: Rowohlt 1979.

McCormick, Ernest: Human Engineering. McGraw-Hill 1957;
2. Aufl. unter dem Titel: Human Factors Engineering. 1964.

McLuhan, Herbert Marshall/ Fiore, Quentin: The Medium is the massage. An inventory of effects. Bantam 1967;
dt.: Das Medium ist Massage. Frankfurt: Ullstein 1969, Neuausgabe 1984.

McLuhan, Herbert Marshall: Understanding media. The Extensions of man. McGraw-Hill 1964;
dt.: Die magischen Kanäle. Düsseldorf/Wien: Econ 1968, 2.A. 1970; als Fischer TB 1970.

Mettler-Meibom, Barbara: Soziale Kosten der Informationsgesellschaft. Überlegungen zu einer Kommunikationsökologie. Frankfurt: fischer alternativ, perspektiven 1987.

Meyer-Abich, Klaus M./ Steger, Ulrich (Hrsg.): Mikroelektronik und Dezentralisierung. Berlin: Schmidt 1982.

Meyrowitz, Joshua: No Sense of Place. The Impact of Electronic Media on Social Behavior. Diss. New York: Oxford University Press 1985;
dt.: Die Fernsehgesellschaft. Weinheim: Beltz 1987.

Miles, Ian: Home Informatics: Information Technology and the Transformation of Everyday Life, London: Pinter 1988.

Mross, Max: Automation der Büro- und Verwaltungsarbeit. 1956.

Mueller, Robert Kirk: Corporate Networking. New York: Free Press 1986;
dt.: Betriebliche Netzwerke. Kontra Hierarchie und Bürokratie. Freiburg: Haufe 1988.

Myers, Charles A. (Hrsg.): The Impact of Computers on Management. 1967.

Naisbitt, John/ Aburdene, Patricia: Re-inventing the corporation. New York 1985;
dt.: Megatrends des Arbeitsplatzes. Von Infrastrukturen zur Lebensqualität. Bayreuth: Hestia 1986.

Nora, Simon/ Minc, Alain: Die Informatisierung der Gesellschaft. Herausgegeben von Uwe Kalbhen. Frankfurt: Campus 1979 (frz. 1978).

Ohmann, Friedrich: Kommunikations-Endgeräte. Springer 1983.

Otto, Peter/ Sonntag, Philip: Wege in die Informationsgesellschaft. Steuerungsprobleme in Wirtschaft und Politik. München: dtv 1985.

Pollock, Friedrich: Automation. Materialien zur Beurteilung der ökonomischen und sozialen Folgen. Frankfurter Beiträge zur Soziologie, Bd. 5, 1956; neubearbeitet 1964.

Postman, Neil: The Disappearance of Childhood. Delacorte 1982;
dt.: Das Verschwinden der Kindheit. Frankfurt: S. Fischer 1983, 7. A. 1984, als Fischer TB 1987.

Ralston, Anthony (Hrsg.): Encyclopedia of Computer Science and Engineering. Van Nostrand 1976, 2. erw. Aufl. 1983.

Reardon, Ray (Hrsg.): Networks for the 1990s. London: Online 1988 (30 technische Beiträge geben einen internationalen Überblick).

Rosove, Perry E.: Developing Computer-based Information Systems. Wiley 1967.

Roszak, Theodore: The Cult of Information. 1986;
dt.: Der Verlust des Denkens. Über die Mythen des Computer-Zeitalters. München: Droemer Knaur 1986.

Rothman, Milton A.: Kybernetik; steuern, regeln, informieren. Zürich: Ex Libris 1972 (engl. 1972).

Schelsky, Helmut: Die sozialen Folgen der Automatisierung. Düsseldorf: Diederichs 1957.

Schuster, Franz (Hrsg.): Neue Informations- und Kommunikations-Technologien in der Anwendung: Melle: Knoth 1986 (44 Referate des Fachkongresses der Konrad-Adenauer-Stiftung an der CeBit 1986).

Siepmann, Charles Arthur: Radio, Television and Society. Oxford: Oxford University Press 1950.

Sikora, Hermann/ Steinparz, Franz-Xaver: Computer und Kommunikation. 1989.

Silbermann, Alphons: Bildschirm und Wirklichkeit. Über Presse und Fernsehen in Gegenwart und Zukunft. Berlin: Ullstein 1966.

Sloman, Morris/ Kramer, Jeff: Verteilte Systeme und Rechnernetze. 1989.

Sonntag, Philipp (Hrsg.): Die Zukunft der Informationsgesellschaft. Frankfurt: Haag + Herchen 1983 (Tagung 1983).

Sorge, A.: Informationstechnik und Arbeit im sozialen Prozess. Frankfurt: Campus 1985.

Staudt, E.: Missverständnisse über das Innovieren. Die Betriebswirtschaft 43 (3/1983), 341-356 (Über die Widerstände gegen Mikroelektronik in der BRD).

Steinbuch, Karl: Die informierte Gesellschaft. Geschichte und Zukunft der Nachrichtentechnik. Stuttgart: DVA 1966; als rororo Sachbuch 1968.

Strassmann, Paul A.: Information Payoff - The Transformation of Work in the Electronic Age. 1985.

Terplan, Kornel: Kommunikationsnetze. Planung, Organisation, Betrieb. München: Hanser 1989 (engl. 1987).

Troy, Norbert/ Baitsch, Christof/ Katz, Christian: Bürocomputer Chancen für die Organisationsgestaltung? Zürich: Verlag der Fachvereine 1986.

Ulrich, Otto (Hrsg.): Die Informationsgesellschaft als Herausforderung an den Menschen. Beiträge zur Folgenabschätzung der Informationstechnologie. Frankfurt: Haag + Herchen 1984 (Tagung der Evangelischen Akademie, Dez. 1983).

Van den Boom, Holger: Digitale Ästhetik. Zu einer Bildungstheorie des Computers. Stuttgart 1987.

Von Bismarck, Klaus/ Gaus, Günter/ Kluge, Alexander/ Sieger, Ferdinand: Industrialisierung des Bewusstseins. Eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien. München: Piper 1985.

Weiss, Robert: Die Geschichte der Datenverarbeitung. Zürich: Sperry 1984.

Weizenbaum, Joseph: Computer power and human reason. From judgment to calculation. 1976;
dt.: Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft. Frankfurt: Suhrkamp 1977, als taschenbuch wissenschaft 1978.

Wersig, Gernot: Die kommunikative Revolution: Strategien zur Bewältigung der Krise der Moderne. Opladen: Westdeutscher Verlag 1985.

Wersig, Gernot (Hrsg.): Informatisierung und Gesellschaft. Wie bewältigen wir die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien? München: Saur 1983.

Wersig, Gernot (Hrsg.): Akzeptanz neuer Kommunikationsformen. Forschung als Begleitung, Programm oder Folgenabschätzung? München 1985.

Whisler, Thomas L.: Information Technology and Organizational Change. 1970.

Wiener, Norbert: The Human Use of Human Beings. (Cybernetics and Society). 1950 (2. ergänzte und berichtigte Aufl. 1954):
dt.: Mensch und Menschmaschine. Kybernetik und Gesellschaft. Frankfurt: Metzner 1952, 4. unveränd. Aufl. 1972.

Zimmerli, Walther Ch. (Hrsg.): Technologisches Zeitalter oder Postmoderne. München: Fink 1988 (Neun Beiträge einer «Wissenschaftlichen Tagung des Engeren Kreises der Allgemeinen Gesellschaft für Philosophie in Deutschland» 1986).

Zimmermann, Doris Angela/ Zimmermann, Bernhard: Bildschirmwelt. Die neuen Informationstechniken und ihre Folgen. München: Beck 1988.

 

Weitere Literatur

(aus einem Artikel „Revitalisierung notwendig - Abschied vom ‚amerikanischen’ Management“, Schweizerische Handelszeitung, Nr. 12, 22. März 1990, 15)

 

Abernathy, William J. et al.: Industrial Renaissance. Basis 1983, paperback 1984.

Ackoff, Russel L.: Revitalizing Western Economies. 1984.

Blake, Robert R./ Mouton, Jane S.: Executive Achievement. Making it at the Top. McGraw-Hill 1986;
dt.: Führungsstrategien. Landsberg: Moderne Industrie 1986.

Blake, Robert R./ Mouton, Jane S./ Allen, Robert L.: Spectacular Teamwork. Wiley 1987;
dt.: Superteamwork. Landsberg: Moderne Industrie 1987.

Bleicher, Knut: Chancen für Europas Zukunft. Führung als internationaler Wettbewerbsfaktor. Frankfurt/ Wiesbaden: Frankfurter Allgemeine/ Gabler 1989.

Braun, Wolfram: Kooperation im Unternehmen. Organisation und Steuerung von Innovationen. Wiesbaden: Gabler 1991.

Cohen, Stephen S./ Zysman, John: Manufacturing matters. The myth of the post-industrial economy. New York: Basic 1987.

Eidenmüller, Bodo: Warum Dienstleistungen die Produktion niemals ersetzen können. io Management Zeitschrift 64 (1995), Nr. 10, 77-80.

Lawler III, Edward E.: High-Involvement Management. Jossey-Bass 1986.

Mitroff, Ian I.: Business NOT as Usual. Rethinking Our Individual, Corporate, and Industrial Strategies for Global Competition. Jossey-Bass 1987.

Müri, Peter: Chaos-Management. Egg: Kreativ-Verlag 1985.

Nütten, Ingeborg/ Sauermann, Peter: Die anonymen Kreativen. Wiesbaden: Gabler 1988.

Pinchot, Gifford: Intrapreneuring. 1985;
dt.: Intrapreneuring. Wiesbaden: Gabler 1988.

Reich, Robert: Tales of a New America. New York: Times Books 1987.

Rüegg, Johannes: Unternehmensentwicklung im Spannungsfeld von Komplexität und Ethik. Bern: Haupt 1989.

Tjosvold, Dean: Working Together to Get Things Done. Managing for Organizational Productivity. Lexington 1986.

Ulrich, Peter: Transformation der ökonomischen Vernunft. Bern: Haupt 1986, 2. Auflage 1987.



Return to Top

Home

E-Mail



Logo Dr. phil. Roland Müller, Switzerland / Copyright © by Mueller Science 2001-2016 / All rights reserved

Webmaster by best4web.ch