Das Werk des Erasmus von Rotterdam

 

Willehad Paul Eckert: Erasmus von Rotterdam - Werk und Wirkung. 2 Bände, Wienand-Verlag, Köln, 1967.

 

 

Drucktechnische Kostbarkeiten von ebenso grossem wissenschaftlichem wie künstlerischem Wert sind recht selten. Umso verdienstvoller ist es, dass der Kölner Universitätsdrucker Adam Wienand in der Schriftenreihe "Zeugnisse der Buchkunst" ein reiches Dokumentationsmaterial aus Bibliotheken und Museen zugänglich macht.

 

Zwei schöne Bände über den im Basler Münster begrabenen Erasmus von Rotterdam (1466-1536), den grossen Europäer und Humanisten liegen nun vor. Willehad Paul Eckert schildert zu Beginn kurz dessen Gestalt und Bedeutung. Einem Lebenslauf aus der Hand eines Mitarbeiters und Freundes von Erasmus, Beatus Rhenanus, schliessen sich dann die überaus reich kommentierten Teilabdrucke Erasmischer Schriften an.

 

Da sind nachgedruckte Titelseiten, handschriftliche oder gesetzte Textseiten, Briefe, Illustrationen und sehr viele Übersetzungen aus dein Lateinischen in grosser Zahl zu finden - insgesamt über 150 Faksimiles.

 

Geht Eckert sehr ausführlich, mit wahrhaft wissenschaftlicher Akribie auf Entstehung, Hintergründe, Drucklegungen, Übersetzungen, Verleger (unter anderen die Basler Adam Petri, Johann und Hieronymus Froben, der Zürcher Christoph Froschauer, der Venezianer Aldus Manutius) sowie auf Inhalt und Bedeutung der Publikationen und Briefwechsel (Widmungs- und Freundesbriefe) ein, so kommt doch die Zeitgeschichte, die politische Situation am Ausgang des Mittelalters keineswegs zu kurz.

 

In grosser Breite werden die Freundschaft mit dem Engländer Thomas Morus, mit (anfänglich) Ulrich von Hutten, Johannes Oekolampad, und dem Spanier Juan Luis Vives, die Auseinandersetzung mit den Katholiken und den Reformatoren, vor allem mit Luther aufgerollt - woraus die Versöhnungsschrift für die Wiederherstellung der kirchlichen Einheit resultierte.

 

In diesen sehr sauber und gefällig gestalteten Bänden, mit über siebzig Seiten starkem Register und Quellenangaben, finden sich Auszüge aus folgenden Werken des Erasmus:

• "Antibarbari",
• die Sprichwörtersammlung (Adagia),
• das "Handbüchlein des christlichen Streiters" (Enchiridon militis christiani),
• "Lob der Torheit" (Moriae Encomion),
• Schriften zur Staatslehre (Institutio principis christiani) und
• über den Frieden (Querela Pacis),
• Bibelstudien,
• die Edition des griechischen Neuen Testaments (Novum Instrumentum) und der Kirchenväter,
• die "Vertrauten Gespräche" (Colloquia familiaria),
• "Über den freien Willen" (De libero arbitrio diatribe sive collatio) sowie
• Gebete und Meditationen.

 

Erschienen in den Basler Nachrichten, 21. Februar 1969, illustriert von einem Holzschnitt des Erasmus von Rotterdam von Hans Holbein, d. J.: Titelblatt der von Beatus Rhenanus besorgten Gesamtausgabe der Werke des Erasmus, Basel, 1540.