Home Wider die Hoffnungslosigkeit und Passivität

 

Erich Fromm: Revolution der Hoffnung. Für eine humanisierte Technik. Klett Verlag, Stuttgart 1971

(engl.: The Revolution of Hope. Toward a Humanized Technoloty. New York: Harper & Row 1968).

 

 

Der Psychoanalytiker und Soziologe Erich Fromm [1900-1980] knetet uns in den spätestens seit einem halben Jahrhundert bekannt gewordenen Zwiespalt: Untergang des Menschen in einer mechanisierten Betrachtungsweise und Gesellschaft oder Renaissance des Humanismus.

 

Vernunft und leidenschaftliche Liebe zum Leben

 

Fromm schlägt sich auf die Seite der Hoffnung: Mit Hilfe der Vernunft und einer leidenschaftlichen Liebe zum Leben können wir die "notwendigen neuen Lösungen" finden. Hoffnung ist hierbei kein passives Warten, noch ein Gieren nach mehr, noch ein Erzwingen von Umständen, die nicht eintreten können, vielmehr heisst Hoffen, "in jedem Augenblick für das bereitzusein, was noch nicht geboren ist". Und Grundlage der Hoffnung ist der Glaube, die Gewissheit hinsichtlich der Realität des Möglichen.

 

Werden Hoffnungen zunichte gemacht, breitet sich als Optimismus getarnte Hoffnungslosigkeit aus, die der wahre Grund für die Verhärtung der Herzen sowie Gewalttätigkeit und Zerstörungssucht bildet.

 

Fromm beklagt im weiteren die wachsende Kluft zwischen Denken und Fühlen, Geist und Herz, Wahrheit und Leidenschaft. "Die Vernunft entspringt einer Mischung von rationalem Denken und Gefühl." Der Mensch ist nicht nur ein Triebwesen, sondern er hat auch das Bedürfnis, "seine Fähigkeiten in Bezug auf die Welt auszudrücken" und nach dem Sinn des Lebens und der Welt zu forschen. Fromm nennt das, die "humanen Erfahrungen", die von Gier, Mitleid, Zärtlichkeit und Einfühlung über Interesse und Verantwortung bis zum Sinn für Identität und Integrität reichen, auf der Grundlage von Transzendenz und Freiheit. Ferner besteht ein Bedürfnis nach Wertvorstellungen.

 

Humanistische Planung, Organisation und Konsumption

 

Fromms Wertsystem basiert auf Albert Schweitzers „Ehrfurcht vor dem Leben", der "Biophilie". Daraus entwickelt er eine "humanistische Planung": Die Maschinen und die Computer müssen funktionale Bestandteile eines am Leben und Wohlergehen des Menschen orientierten Sozialsystems sein. Das bedingt eine aktive Beteiligung des Bürgers und Angestellten bei der Entscheidungsfindung. Die den Menschen passiv machende Bürokratie muss durch eine "humanistische Organisation" ersetzt werden. Auch der Konsum muss "humanisiert" werden.

Ebenso drängt sich die Gründung einer neuen Religion auf. Hiefür müssten sich kleine Gruppen mit eigenem Lebensstil bilden; grössere Zusammenschlüsse von 100 bis 500 Enthusiasten ergäben "radikal-humanistische Clubs".

 

Trotz seiner Kürze ist dieses Buch zu wenig straff; die Überlegungen sind unzusammenhängend. Fromm schematisiert bis ins Triviale und erlaubt sich unzulässige Vereinfachungen und Polarisierungen, was zu oft hausbackenen Vorschlägen führt.

 

Erschienen in den Basler Nachrichten, 26. Januar 1972

 



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