Home Der Staat als Maschine

                     16 Zitate 1759-1793

 

Inhalt

J. H. G. v. Justi: Der Grundriss einer Guten Regierung. 1759

I. Iselin: Versuch über die Gesetzgebung. 1760

J. H. G. v. Justi: Die Grundfeste zu der Macht und Glückseligkeit der Staaten. I, 1760

J. H. G. v. Justi: Gesammlete Politische und Finanzschriften. I, 1761

G. Achenwall: Die Staatsklugheit. 1761

J. G. Darjes: Einleitung in des Freyherrn von Bielefeld Lehrbegriff der Staatsklugheit. 1764

J. H. G. v. Justi: Gesammlete Politische und Finanzschriften. III, 1764

F. C. C. v. Creutz: Der wahre Geist der Gesäze. 1766

A. L. v. Schlözer: Neuverändertes Russland. I, 1767

J. H. G. v. Justi: Natur und Wesen der Staaten. 1771

J. F. v. Pfeiffer: Grundriss der wahren und falschen Staatskunst, I und II, 1778-79.

F. J. Bob: Von dem Systeme der Polizeywissenschaft. 1779

L. B. M. Schmid: Lehre von der Staatswirthschaft. 1780

J. G. Büsch: Abhandlung von dem Geldumlauf. II, 1780

J. F. v. Pfeiffer: Grundriss der Staatswirthschaft. 1782

A. L. v. Schlözer: StatsGelartheit nach ihren Haupttheilen. 1793

 

 

siehe auch: Literatur: Untersuchungen zum mechanistischen Denken

 

 

Zitat 1

 

Johann Heinrich Gottlob von Justi: Der Grundriss einer Guten Regierung. Frankfurth und Leipzig: Garbe 1759, 320, 321, 329-330 und 392:

 

Ein Staat ist ein einfacher moralischer Körper, dessen Theile den allergenauesten Zusammenhang mit einander haben. Er ist eine Maschine, dessen Räder und Triebfedern sehr wohl in einander passen müssen, wenn die Maschine alle Kräfte und Thätigkeit zeigen soll, deren sie fähig ist. Es ist nicht einmal zureichend, dass alle Triebwerke wohl in einander passen; die Theile selbst müssen ein genaues Verhältniss gegen einander haben und vollkommen mit einander übereinstimmen ...

 

Ein Körper, der in allen seinen Theilen ein so genaues Verhältniss und Uebereinstimmung haben muss, erfordert natürlicher Weise auch eine sehr genaue Ordnung, um denselben zu leiten und der Maschine ihre Thätigkeit zu geben; und in der That, ein Staat, der mit Unordnung regiert wird, ist allemal, ungeachtet der innerlichen Kräfte, die er hat, sehr schwach.

 

(Ein weiser Regent) ist der Regierer von der Maschine des Staatskörpers. Wenn er nun sein unaufhörliches Augenmerk seyn lässt, dass die Maschine in ihrer Ordnung bleibt und alle Theile in ihrem gerechten Verhältniss und Uebereinstimmung erhalten werden; so braucht es gar nichts weiter. Die Maschine wird von selbst gehen und alle Kräfte und Thätigkeit zeigen, deren sie fähig ist.

Die grosse Wissenschaft eines Regenten ist demnach, die Kenntniss und Einsicht von der Ordnung seines Staats; und alles, was zu dieser Ordnung erfordert wird, alle Grundsätze, Maximen und Regeln, die zu dieser Ordnung gehören, müssen ihm eben so bekannt seyn, als der Directeur einer grossen Maschine alle Triebwerke, Räder und Zusammenfügung der Theile auf das vollkommenste kennen muss, wenn er die Maschine zu regieren und ihr vorzustehen im Stande seyn will.

 

Allein, der Staatskörper ist eine moralische Maschine, wenn man so sagen kann, deren Zusammenhang und Thätigkeit blos auf moralische Einrichtungen und Eigenschaften beruhen, die sich ihrer Natur nach nicht abnutzen, und die mithin allerdings beständig und wenigstens so lange als die dermalige Gestalt des Weltkörpers dauren kann, wenn man das Verderben in denen moralischen Einrichtungen und Eigenschaften des Staats abwendet.

 

Teilweise (und recht präzise) zitiert bei Barbara Stollberg-Rilinger, 1986, 113, 186 und 190.

 

 

Zitat 2

 

Isaak Iselin: Versuch über die Gesetzgebung. Zürich: Orell 1760, 15, 16 (Nachdruck Hildesheim: Olms 1978):

 

Je einfältiger eine Maschine ist, je weniger Räder sie hat, je unverletzlicher solche sind, die ihrem Zweke gemässen grösten und vortrefflichsten Würkungen am sichersten und am fertigsten hervor zu bringen; desto grösser ist ihre Vollkommenheit. – Ein Staat ist eine grosse Maschine, deren Endzweck die Glückseligkeit der Bürger ist.

 

... Die zwo Arten von Treibfedern die dieselbe bewegen, sind die Sitten und die Gesetze. Die letzteren sind beynahe nur Ergänzungen der erstern.

 

So zitiert bei Barbara Stollberg-Rilinger, 1986, 128 und 170, vgl. 173, 189.

 

 

Zitat 3

 

Johann Heinrich Gottlob von Justi: Die Grundfeste zu der Macht und Glückseligkeit der Staaten, oder Ausführliche Vorstellung der gesamten Policey-Wissenschaft. 2 Bde, Königsberg: Hartung (1); Woltersdorf (2), 1760-61; Faksimile-Nachdruck Aalen: Scientia Verlag 1965; Bd. 1 (1760), 557:

 

Der Nahrungsstand ist das Triebwerk in der grossen Maschine des Staats. Die Gewerbe sind die Räder und Federn; und ein jedes Gewerbe muss darinnen seine behörige Stelle einnehmen, und so viel zu der Bewegung der Maschine beitragen, als zu dem Aufnehmen des Nahrungsstandes, und der Wohlfarth des Staates erfordert wird.

Kann man sich also wohl vorstellen, dass dieses Triebwerk alle Thätigkeit und Kräfte leisten wird, wenn die Gewerbe kein Verhältnis gegen einander haben, und so zu sagen kein Rad und Feder in einander passet? Nichts ist also so nothwendig, als dieser Zusammenhang des Nahrungsstandes ...

 

Nicht ganz genau zitiert bei Albrecht Timm, 1964, 42 sowie bei Albrecht Timm, 1962, 485;

Quellenangabe bei Alberecht Timm, 1964, 196:

J. W. G. Justi, Die Grundfeste zu der Macht und Glückseligkeit der Staaten 1. Königsberg und Leipzig 1760, S. 557.

 

 

Zitat 4

 

Johann Heinrich Gottlob von Justi: Gesammlete Politische und Finanzschriften über wichtige Gegenstände der Staatskunst, der Kriegswissenschaften und des Cameral- und Finanzwesens. 3 Bde, Koppenhagen und Leipzig: Rothen 1761-64, Faksimile-Nachdruck Aalen: Scientia Verlag 1970; Bd. 1 (1761), Kapitel: Auf was Art die Regierung den Zusammenhang und das Aufnehmen des Nahrungsstandes durch die Abgaben leiten kann, 614-632; 616:

 

Ein weiser Regent ist gleichsam der Vorsteher und Aufseher bey der Maschine des Staats. Sein wachsames und hellsehendes Auge muss diese Maschine beständig in allen ihren Theilen übersehen. Sobald der geringste Theil dieser Maschine leidet, und in Gefahr stehet, verdorben zu werden; so muss er diesem leidenden Theile zu Hülfe kommen; und gemeiniglich sind bey allen leidenden Theilen des Nahrungsstandes die Abgaben das Mittel, wodurch man ihnen zu Hüfe kommen kann.

 

 

Zitat 5

 

Gottfried Achenwall: Die Staatsklugheit nach ihren ersten Grundsätzen entworfen. Göttingen: Vandenhoeck 1761; 4. Ausgabe 1779; Vorrede, XVIII-XIX:

 

Es ist nehmlich der Staat eine aus sehr vielen Theilen und Einrichtungen überaus künstlich zusammengesetzte Maschine. Jeder Theil, jede Einrichtung hat einen gewissen Zusammenhang so wohl mit dem Staat im Ganzen, als auch mit vielen andern Theilen des Staats.

Der Politicus hat zu untersuchen, nach welchen Regeln diese grosse Maschine am schicklichsten zu erbauen und zu regieren sey. Um diese Regeln herauszubringen, ist es nothwendig, dass er anfänglich ein jedes Theil und eine jede einzelne Anstalt, die zu einem wohl verfassten Staat erforderlich ist, besonders betrachte, und nachspühre, wie solche in den schicklichsten Zusammenhang mit dem Staat überhaupt zu bringen, oder deutlicher zu sagen, wie solche dem allgemeinen Zweck des Staats gemäss einzurichten sey.

 

Nahezu ganz zitiert bei Barbara Stollberg-Rilinger, 1985, 98.

 

 

Zitat 6

 

Johann Heinrich Gottlob von Justi: Gesammlete Politische und Finanzschriften über wichtige Gegenstände der Staatskunst, der Kriegswissenschaften und des Cameral- und Finanzwesens. 3 Bde, Koppenhagen und Leipzig: Rothen 1761-64, Faksimile-Nachdruck Aalen: Scientia Verlag 1970; Bd. 3 (1764), Kapitel: Von der wahren Macht der Staaten, 40-106; 86-87:

 

Hierbey muss hauptsächlich auf den Zusammenhang aller Geschäffte, auf die Erleichterung derselben, und die Vervielfältigung derselben zu vermeiden, insonderheit aber auf die Beschleunigung derselben gesehen werden: und gleichwie immer eine Bedienter dem andern unterworfen seyn muss; so müssen alle Angelegenheiten wie eine Kette zusammen hängen.

Ein wohl eingerichteter Staat muss vollkommen einer Maschine ähnlich seyn, wo alle Räder und Triebwerke auf das genaueste ineinander passen, und der Regent muss der Werkmeister, die erste Triebfeder oder die Seele seyn, wenn man so sagen kann, die alles in Bewegung setzet.

 

Ungenau zitiert bei Albrecht Timm, 1964, 42;

Quellenangabe bei Alberecht Timm, 1964, 196:

Zitiert nach: P. Mombert, Geschichte der Nationalökonomie. Jena 1927, S. 182.

<Paul Mombert selber gibt für dieses Zitat und auch das Zitat Nr. 13 keine Quellenangaben.

Albrecht Timm gibt jedoch in seinem Text (1964, 42) als falsche Quelle an:

Johann Heinrich Gottlob von Justi: Staatswirthschaft oder Systematische Abhandlung aller Oeconomischen und Cameral-Wissenschaften, die zur Regierung eines Landes erfordert werden. In zween Theilen ausgefertiget. Leipzig: Breitkopf 1755; 2. Aufl. 1758; Faksimile Nachdruck Aalen: Scientia Verlag 1963.>

 

Albrecht Timm zitiert ebenfalls ungenau bereits 1962, 485, mit der selben falschen Quellenangabe im Text. Nach dem Hinweis auf die Quelle P. Mombert schreibt er jedoch: „Herr Dr. E. Klein-Hohenheim, dem ich für Nachforschungen zu danken habe, konnte das Zitat freilich bisher in den Schriften Justis nicht ermitteln. Stattessen weist er mich auf ein ähnlich lautendes Zitat bei Justi, Die Grundfeste zu der Macht und Glückseligkeit der Staaten; oder ausführliche Vorstellung der gesamten Policey-Wissenschaft, Bd. 1, Königsberg und Leipzig 1760, S. 557 hin ...“  - hier folgt Zitat 2.

 

Siegfried Richter, 1989, 127, zitiert nach Albrecht Timm, 1964, 42, mit folgenden Ausnahmen: wohleingerichteter/ zweimal: sein/ setzt;

die falsche Quellenangabe ungenau von Albrecht Timm zitiert:

Justi, Johann Heinrich Gottlieb: Staatswissenschaft oder systematische Abhandlung aller oeconomischen und Cameralwissenschaften. - Wien, 1755

 

Barbara Stollberg-Rilinger, 1986, 105 gibt die korrekte Quellenangabe, zitiert aber nicht ganz genau, z. B. wohleingerichteter/ zweimal: sein

 

Zitate 6 und 13 wurden mit den Angaben und Schreibweisen von Albrecht Timm, 1962, 485, auch gebracht von Gero Lenhardt („Hochschule, Fachmenschentum und Professionalisierung“. die Hochschule. Journal für wissenschaft und bildung 1, 2005, 92-109), 95; Ausnahmen: aufs Genaueste (6)/ die Staatslehre abzuhandeln (13).

 

 

Zitat 7

 

Joachim Georg Darjes: Einleitung in des Freyherrn von Bielefeld Lehrbegriff der Staatsklugheit. Zum Gebrauch seiner Zuhörer verfertiget. Jena: Hartung 1764, 127 (2. Aufl. 1786):

 

In einer Maschine sind die besonderen Theile Mittel, die Absicht des Ganzen zu bewirken ...

Der Staat kömmt in diesem Stücke mit der Maschine überein. Alle besondere Absichten, die von den Mitgliedern des Staats zu bewirken, müssen in ihrer Verbindung die Mittel werden, die Absicht der ganzen Gesellschaft zu erreichen.

 

So zitiert bei Barbara Stollberg-Rilinger, 1986, 121.

Dasselbe Zitat anders zitiert, 98:

 

In einer Maschine sind die besonderen Absichten der Theile Mittel, die Absicht des Ganzen zu bewirken ... Der Staat kommt in diesem Stücke mit der Maschine überein.

 

 

Zitat 8

 

Friedrich Carl Casimir von Creutz: Der wahre Geist der Gesäze. Frankfurt am Mayn: Varrentrapp 1766, 80ff:

 

Mit dem Zwecke sind schon die Mittel  natürlich verknüpft. Der Staatsmann ... handelt nach Anleitung der Natur, und folglich auf die einfachste Art. Die nöthige Kenntnis der künstlichen Räder, welche eine grosse künstliche Staatsmaschine treiben, ... die Fertigkeit, durch richtige Combinationen einen grossen Gebrauch davon zu machen, ist die politische Mechanik.

 

So zitiert bei Barbara Stollberg-Rilinger, 1986, 98f.

 

 

Zitat 9

 

August Ludwig von Schlözer: Neuverändertes Russland oder Leben Catharinä der Zweyten. Riga/ Leipzig 1767; I, Vorrede:

 

Nicht mehr zufrieden, dass ihnen <den ersten vereinigten Menschen> ihre Vereinigung blos ein negatives Gut, blos die Versicherung ihrer Rechte und Besitzthümer ... gewährte, dehnten sie ihre Bestimmungen des Stats, und mit solcher die Bestimmung des Regenten, weiter aus, und forderten von diesem, alle Kräfte, deren Richtung und Gebrauch ihm überlassen war, wirksam zu machen ... und hierdurch dem Ganzen alles dasjenige positive Gute zu verschaffen, was durch vereinte Kräfte möglich ward. ...

Hierdurch ward der Stat eine Maschine, eine aus unendlich viel Rädern zusammen gesetzte, eine der künstlichsten Maschinen, die Menschen je erfunden haben.

 

So zitiert bei Barbara Stollberg-Rilinger, 1986, 112-113.

 

Ein weiteres längeres Zitat, ebenfalls aus der Vorrede, bei Barbara Stollberg-Rilinger, 1986, 195-196, z. B.:

Je grösser der Staat ist, desto zusammengesetzter ist die Maschine, desto künstlicher ist sie, desto mehr und öfter braucht sie Verbesserungen.

 

 

Zitat 10

 

Johann Heinrich Gottlob von Justi: Natur und Wesen der Staaten als die Quelle aller Regierungswissenschaften und Gesetze. Mit Anmerkungen hrsg. von Heinrich Gottfried Scheidemantel. Mitau: Steidel 1771, 161f. (Nachdruck Aalen: Scientia-Verlag  1969):

 

Der monarchische Staat ist eine sehr einfache Maschine, die am wenigsten gekünstelt ist. Man weis aber, dass diese Art von Maschinen so wohl eine grosse Kraft zeigen können, als die dauerhaftigsten sind; und in der That eine uneingeschränkte Monarchie kann eine viel grössere Kraft und Thätigkeit zu erkennen geben, als ein andrer Staatskörper von gleicher innerlicher Stärke ...

Wahrhaftig! Eine Monarchie ist eine unverderbliche Maschine, die einen unermässlichen Zeitraum hindurch dauern könnte; wenn sie sich genau nach diesen Grundregeln verhielte. Allein ich gestehe gern, dass dieses, Wenn, von überaus grosser Wichtigkeit ... ist.

 

So zitiert bei Barbara Stollberg-Rilinger, 1986, 168-169.

 

 

Zitat 11

 

Johann Friedrich von Pfeiffer: Grundriss der wahren und falschen Staatskunst. 2 Bde, Berlin: Himburg 1778-79.

 

I, 29: Die Menschen, deren Natur und Eigenschaften wir im vorigen Kapitel bezeichnet haben, sind gleichsam die Elemente der daraus entstehenden Familien, so wie viele in Gesellschaft zusammen getretene Familien einen politischen Körper ausmachen. Wer dergleichen Körper oder Maschine glücklich bewegen, weise führen, und kluge Absichten, auf die sicherste und der Natur der Sache angemessenste Art damit erreichen will, wird sich sehr sorgfältig bestreben müssen, die Stärke, Geschwindigkeit, Thätigkeit der verschiedenen Theile und Triebfedern dieser Maschine genau zu berechnen, und jeder den vortheilhaftesten Platz anzuweisen.

 

I, 292: Der Staatskörper hingegen ist, um mich so auszudrücken, eine moralische Maschine, deren Thätigkeit bloss auf moralischen Einrichtungen beruhet, deren Glieder ohnunterbrochen durch neue ersetzt werden ...

 

II, 8: Welche Weissheit wird nicht verlanget, um alle Springfedern der Staatsmaschine gehörig zu spannen, und wenn sie hier und da ihre Federkraft verlohren, ihnen solche theils wieder zu geben, theils neue Ressorts ausfindig zu machen!

 

II, 16: ... allermassen jeder Staat einer sehr zusammengesetzten Maschine zu vergleichen ist, die nur derjenige in Bewegung setzen kann, der alle ihre Theile kennt ...

 

II, 67: Wer einen Staat nennt, der nennt eine sehr zusammengesetzten Körper, den man nicht in Bewegung setzen kann, ohne alle Theile, aus welchen er bestehet, zu kennen. Er ist eine Maschine, dessen Räder und Triebfedern sehr wohl in einander passen, und desssen Theile selbst ein genaues Verhältnis gegen einander haben müssen; um also wohl zu regieren, soll der oder diejenigen, so das Ruder führen, mit denen dazu erforderlichen Grundsätzen und Wissenschaft erfüllet seyn, die Regierung aber mit der grössten Ordnung eingerichtet und unterhalten werden.

 

II. 78-79: Die weisesten Regierungsentwürfe, die fürtrefflichsten Einrichtungen, die besten Vorschriften würden unnütz bleiben, wenn sie nicht zur Ausübung gebracht werden wollen, sie können aber niemals gehörig zur Wirklichkeit kommen, wenn der Regierer von der Maschine des Staatskörpers nicht eine ausgebreitete Kenntniss und Einsicht von allen Grundsätzen und Regeln, die zu einer übereinstimmenden Ordnung gehören, auf das vollkommenste besitzet, folglich im Stande ist, die wohlgeordnete Maschine in Bewegung zu setzen, auch alle Theile derselben in ihrem gerechten Verhältniss und Uebereinstimmung zu erhalten ...

 

 

Bei Albrecht Timm, 1964, 42-43, lesen wir:

 

B. F. J. Hermann ... zitiert in seiner Schrift „Ueber die Einführung des Studiums der Technologie“ (Wien 1781, S. 26) Worte eines „Herrn von Pfeiffer“ (wohl gemeint: J. F. v. Pfeiffer, Lehrbegriff sämtlicher ökonomischen und Cameralwissenschaften 1-4, Mannheim 1778f.):

Ein Staat ist eine Maschine, die mit einer grossen Menge von Triebrädern zu vergleichen ist, deren Zusammenhang, Kraft und Wirkung derjenige vollkommen kennen muss, der den Triebrädern eine verstärkte Spannung oder den Rädern eine glücklichere Stellung anzuweisen gedenkt.»

 

Die genauen Quellenangaben wären:

Benedict Franz Johann von Hermann: Über die Einführung des Studiums der Technologie oder: Über die Lehre von den Handwerken, Künsten, Manufakturen und Fabriken. Wien: Bernard 1781.

 

Johann Friedrich von Pfeiffer: Lehrbegrif sämtlicher oeconomischer und Cameralwissenschaften. 2 Teile, Stuttgart: Erhard 1764-65; neue Auflage in mehreren  Teilen, Mannheim: Schwan 1773-79.

Eine konkrete kursorische Nachforschung im 1. Band (1. Theil und 2. Theil; 1773) und 2. Band (1. Theil, 1770, und 2. Theil, 1777) hat kein Zitat zur „Maschine“ zu Tage gefördert. Die Rede ist dagegen mehrmals vom Staatskörper.

 

 

Zitat 12

 

Franz Joseph Bob: Von dem Systeme der Polizeywissenschaft. 2. Aufl. Freiburg i. Br.: Wagner 1779, 128.

 

Man ist überzeuget, dass der Staat eine aus mancherley Theilen zusammengesetzte Maschine sey, wo jeder Theil zwar von dem andern verschieden, alle zusammen genommen aber auf den nämlichen Endzweck wirken. Jeder Theil wirket nach seinen besonderen Gesetzen, die seine Bewegung verursachen; alle aber haben nur einen Endzweck: die allgemeine Glückseligkeit des Staates zu befördern.

 

So zitiert bei Barbara Stollberg-Rilinger, 1986, 112.

 

 

Zitat 13

 

a) Paul Mombert: Geschichte der Nationalökonomie. Jena 1927, 183:

 

L. B. M. Schmid hat in seiner Lehre von der Staatswirtschaft (1780) diesen Vergleich zwischen Staat und Maschine bis ins einzelne durchgeführt. Für ihn ist der Staat eine grosse Maschine, deren Endzweck die Glückseligkeit der Bürger ist.

 

b) Albrecht Timm, 1962, 485:

 

Ähnliche Vergleiche zwischen Staat und Maschine ziehen sich durch die Arbeit von L. D. M. Schmid „Lehre von der Staatswirtschaft“ (Mannheim 1780) ...

 

c) Albrecht Timm, 1964, 42:

 

L. B. M. Schmid, „Professor auf der Kameral-Hohen-Schule zu Lautern“, also Kaiserslautern, gliedert in seiner „Lehre von der Staatswirtschaft“ (Mannheim und Lautern 1760) den „vorbereitenden Abschnitt“ in „Vollkommenheit einer Maschine“ (2. Hauptstück), „Der Staat ist eine Maschine“ (3. Hauptstück) und „Zwei Triebfedern der Staatsmaschine“ (4. Hauptstück).

 

Die genaue Quellenangabe wäre:

Ludwig Benjamin Martin Schmid: Lehre von der Staatswirthschaft. Zu den Vorlesungen auf der Kameral Hohen Schule zu Lautern. Mannheim, Lautern: Verlag der Kurpfälz. Phys. Ökonom. Gesellschaft 1780.

 

Fragmentarische Zitate von Schmid bei Barbara Stollberg-Rilinger, 1986, 127-129, 191.

 

 

Zitat 14

 

Johann Georg Büsch: Abhandlung von dem Geldumlauf in anhaltender Rücksicht auf die Staatswirtschaft und Handlung. Hamburg: Bohn 1780, II, 204:

 

(Durch Verteilung der Arbeit gewinnt) die Circulation das Ansehen einer grossen Maschine, in welcher alle die Klassen der Menschen, die sich durch ihre verschiedenen Beschäftigungen unterscheiden, so viel verschiedene Triebräder sind.

Zu weit müssen wir diese Vergleichung nicht treiben. Denn diese Triebräder wirken nicht nur einzeln und alle auf das Ganze, nehmlich auf den Wohlstand des Staats, sondern auch aufeinander zurück, und befördern und beschleunigen eins des andern Gang. Eine Zusammensetzung, wovon ich  aus der ganzen Mechanik kein übereinstimmendes Exempel anzugeben mich getraue.

 

So zitiert bei Barbara Stollberg-Rilinger, 1986, 122.

 

 

Zitat 15

 

Johann Friedrich von Pfeiffer: Grundriss der Staatswirthschaft. Zur Belehrung und Warnung angehender Staatswirte. Frankfurt am Main: Varrentrapp  1782, 6 (Nachdruck Vaduz: Topos-Verlag 1977):

 

... der Nahrungsstand ist das Triebwerk in der Staatsmaschine, die verschiedne Gewerbe sind derselben Räder, folglich kann man nichts angelegentlicheres thun, als jedem Rade den Platz anzuweisen, wo es in gehörigem Verhältnis zur Bewegung der Staatsmaschine ... an meisten beitragen ... kann.

 

So zitiert bei Barbara Stollberg-Rilinger, 1986, 122.

 

 

Zitat 16

 

August Ludwig von Schlözer: StatsGelartheit nach ihren Haupttheilen, im Auszug und Zusammenhang. Theil 1: Allgemeines StatsRecht und StatsVerfassungsLere. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1793, 3; Nachdruck  Frankfurt am Main: Keip 1970:

 

Der Stat ist eine Erfindung: Menschen machten sie zu ihrem Wol, wie sie Brand-Cassen etc. erfanden. Die instructivste Art, StatsLere abzuhandeln, ist, wenn man den Stat als eine künstliche, überaus zusammengesetzte Maschine, die zu einem bestimmten Zwecke gehen soll, behandelt.

 

Sehr ungenau zitiert bei Albrecht Timm, 1964, 43; erstaunlicherweise etwas genauer zitiert bei Albrecht Timm, 1962, 485;

irreführende Quellenangaben bei Alberecht Timm, 1964, 196 und 1962, 485:

In: Staatsgelehrsamkeit nach  ihren Hauptteilen. Göttingen 1793.

 

Korrekt zitiert bei Otto Pöggeler, 1984, 206, und mit präziser Quellenangabe, 223.

Korrekt zitiert auch bei Barbara Stollberg-Rilinger, 1986, 101, mit Quellenangabe.

 

Barbara Stollberg-Rilinger, 1986, 193, zitiert (von Schlözer, 1793, 157) überdies:

 

Der Stat ist eine Maschine ... aber darinn unendlich verschieden von allen andern Maschinen, dass dieselbe nicht für sich fortlaufen kan, sondern immer von Menschen, leidenschaftlichen Wesen, getrieben wird, die nicht Maschinenmässig gestellt werden können. Daher sind zur besten Stats-Verwaltung auch dies besten Menschen nötig, sonst kann jene unmöglich bestehen.

 

 

Übersichtsliteratur

 

Albrecht Timm: Die Technologie im Rahmen der Staatswissenschaft des 18. Jahrhunderts. Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik, 174.6, 1962, 481-491.

Albrecht Timm: Kleine Geschichte der Technologie. Stuttgart: Kohlhammer 1964 (Urban-Bücher, Nr. 78).

Ahlrich Meyer: Mechanische und organische Metaphorik politischer Philosophie. Archiv für Begriffsgeschichte, Bd. 13, 1969, 128-199.

H. Rolle: Hobbes’ Leviathan: Der Staat als Maschine. Deutsche Zeitschrift für Philosophie 28.8, 1980, 934-942.

Otto Pöggeler: Das Menschenwerk des Staates. In Christoph Jamme, Helmut Schneider (Hrsg.): Mythologie der Vernunft. Hegels „ältestes Systemprogramm“ des deutschen Idealismus. Frankfurt am Main: Suhrkamp Taschenbuch Verlag 1984, 175-225.

Barbara Stollberg-Rilinger: Der Staat als Maschine. Zur politischen Metaphysik des absoluten Fürstenstaats. Diss. Univ. Köln 1985; Berlin: Duncker & Humblot 1986.

Regina Ogorek: Der Staat als Maschine. Rechtshistorisches Journal 1987, Nr. 6, 41-45.

Siegfried Richter: Wunderbares Menschenwerk. Aus der Geschichte der mechanischen Automaten. Leipzig: Edition Leipzig 1989.

Axel Rüdiger: Der Staat als Maschine. Zur politischen Systemtheorie von Johann Heinrich Gottlob von Just (1771-1771). Johann Beckmann Journal 8, 1994, 3-40.

Harvard Law Review: Organic and mechanical metaphors in late eighteenth-century American political thought. Harvard Law Review, vol. 110, nr. 8, 1997, 1832-1849.

Barbara Stollberg-Rilinger: Der Staat - eine Maschine? der blaue reiter. Journal für Philosophie, Nr. 7, 1998, 58-62.

Thomas Simon: „Gute Policey“. Ordnungsleitbilder und Zielvorstellungen politischen Handelns in der Frühen Neuzeit. Habil.-Schrift Univ. Frankfurt am Main 2001; Frankfurt am Main: Klostermann 2004.

 



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