Home Kann unserer Welt gerettet werden? "Kaum."

 

 

Jürgen Voigt: Das grosse Gleichgewicht. Reinbek: Rowohlt 1969; mehrere Aufl bis 1972.

Konrad Stahl, Gerhard Curdes: Umweltplanung in der Industriegesellschaft. Reinbek: Rowohlt 1970; mehrere Aufl. bis 1976.

 

 

Über dreissig Bändchen umfasst die vor zwei Jahren begonnene, erfreulich informative und kritische Taschenbuchreihe "rororo-tele". Sie stützt sich auf Sendefolgen deutscher Fernsehbildungsprogramme und wird von Dr. Gerhard Szczesny herausgegeben.

 

Zwei gut hundertseitige, reich bebilderte und mit Zeichnungen und Tabellen versehene Büchlein befassen sich mit dem Umweltproblem. Jürgen Voigt zitiert in "Das grosse Gleichgewicht" (Nr. 17) die Antwort des Ökologieprofessors La Mont C. Cole auf die Frage ob unsere Welt gerettet werden könne "Kaum". Denn der Verstoss des Menschen gegen das biologische Gesetz des (labilen) Gleichgewichts hat ungeheuerliche Ausmasse angenommen, Probleme des Wassers, des Bodens, der Luft und der Schädlingsbekämpfung werden behandelt.

 

Konrad Stahl und Gerhard Curdes befassen sich mit der "Umweltplanung in der Industriegesellschaft" (Nr. 30) vorwiegend in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht. Die Autoren fordern eine Absage an Liberalismus, erstarrten Verwaltungsmechanismus und an Trendfatalismus geknüpfte Globalziele, dafür eine Zuwendung zur sozialstaatlichen Orientierung mit der Bereitstellung von Lösungsalternativen. Die neuen Zielkonflikte, die daraus entstehen - Wachstum gegen Chancengleichheit -, sind in der Diskussion auszutragen.

 

Auch bei der Wohnbaupolitik darf keine Anpassungsplanung mehr betrieben werden, es braucht einen mutigen Entschluss zur Entwicklungsplanung, zur "konzentrierten Dezentralisierung". Das Wohnungsproblem ist kein reines Mengenproblem, das man also einfach durch Vermehrung des Angebots lösen könnte.

"Es hängt eng mit der Wirtschafts-, Verkehrs- und Siedlungspolitik zusammen, mit instabilen Regional- und Lokalstrukturen, mit dem Bodenrecht, mangelnder Wohnungs- und Städtebauforschung und mit dem Profitstreben von Grund- und Hausbesitzern, Wohnungsbaugesellschaften und Gemeinden. Durch die vielfältigen Subventionen für Bedürftige und privilegierte Gruppen wird der katastrophale Zustand des Wohnungsmarktes auch noch verschleiert."

 

Auch die bisherige Bildungspolitik kann, wenigstens in Deutschland, "nur als Engpass- und Anpassungsplanung bezeichnet werden", also "eindimensionale" Planung. Die Autoren verfechten Gesamtschule und Gesamthochschule.

Bei der Verkehrsplanung finden wir genau dieselbe Misere, Hier plädieren die Autoren für den Vorrang der Massenverkehrsmittel, Null-Tarif und kostenlose Sammel-Taxis sowie genau wie beim Wohnungs- und Schulbau für eine Abstimmung mit der Siedlungsplanung.

 

Erschienen – zusammen mit der Rezension von zwei weiteren rororo-tele-Bändchen - in den Basler Nachrichten, 15. April 1971

 


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