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                     Aus: Die Neue Europäische Fama, 1737 und 1738

 

 

 

Die Neue Europäische Fama,

Welche den gegenwärtigen Zustand der vornehmsten Höfe entdecket.

[mit Anmerkungen von R. M.]

 

Der 23. Theil.

1737

 

Seiten 986-994

Von Gross-Britanninen.

 

Das Zitat aus dem Craftsmann, 988-990, auch in:

Gründliche Nachricht von den Frey-Maurern, 1738, 1740, 63-64

 

Das Zitat von Hr. Procope, S 991-993, auch in:

Kurtz-gefasster Historischer Nachrichten Zum Behuf der Neuern Europäischen Begebenheiten, Auf das Jahr 1737,1148-1149 (88-89);

ferner in:

Kurtze Historische Nachricht

Von dem Ursprung

Der Frey-Maurer-Gesellschafft

Und deren Geheimnissen

Mit unpartheyischer Feder

In Sendschreiben Vorgestellt.

Frankfurt am Mayn: Bey Wolffgang Christoph Multzen

1742, Seiten 25-26

 

Das Zitat von Procope frz. und dt. auch in:

Gründliche Nachricht von den Frey-Maurern. Frankfurt am Main: Andreae 1738; 2. Aufl. 1740, 78-81;

Der neu-aufgesteckte Brennende Leuchter des Freymäurer-Ordens, 1746, 104-107;

Freymäurer-Bibliothek. Erstes Stück. Zweyte Auflage. 1782, 42-44.

nur frz. bereits in:

Europäischer Staats-Secretarius, 1737, 1031-1032.

 

Ein kurzer Auszug des Zitats von Procope auch in:

Heinrich Boos: Geschichte der Freimauererei. 2. Aufl. 1906, 174.

 

 

Die Affäre Hérault/ Carton (32. Theil, 1738, 662-667) wird auch bereits erwähnt in:

Europäischer Staats-Secretarius, 1738, 360-361, 465-470 (hier der Text von Hérault).

Historisches Jahr-Buch vom Jahr Christi 1738, 618-619; daran schliesst sich eine deutsche Übersetzung der Rede Ramsays an (620-633);

ferner in:

Kurtz-gefasster Historischer Nachrichten Zum Behuf der Neuern Europäischen Begebenheiten, Auf das Jahr 1738, 88, 107-108;

Gründliche Nachricht von den Frey-Maurern, 1738, 1740, 82-88.

 

 

 

Wir wollen vor dieses mahl nur noch diese, wie wir hoffen, unsern Lesern nicht unangenehme Anmerckung von den beruffenen Frey-Mäurern beyfügen.

 

Alle Welt hat seit einigen Jahren her von diesen Leuten viel geredet; (1) und nach ihren Geheimnissen gefraget. Dass Engelland, welches viele wunderliche Köpffe gezeuget, das eigentliche Vaterland derselben, ist ausgemacht. Es haben sich aber nachgehends in Holland, in Franckreich und auch Italien dergleichen Societäten hervor gethan.

 

Wir wollen von allen dasjenige sagen, was und bekannt ist. In Engelland, wo sie ihren stärksten  Sitz haben, hielten sie bey Gelegenheit einer hohen Vermählung im vorigen Jahre ein grosses und prächtiges Festin, und dieser Englischen Frey-Mäurer ihrer Einrichtung kann man am besten aus einem Buche erlernen, welches den Titul führet:

The Constitutions of the FREE-MASONS, contuining [= containing] The History, Charges, Regulations &c. of that most Ancient, and Right, worshipful Fraternity. For the Use oft the LODGES. London  prinded [= printetd] by Willian Huntes [= Hunter] for John Senex &c. In the Yar of Masonry 5732 [= 5723]. Anno Domini 1723. In groß 4to 13 und 1 halben Bogen. (2)

 

 

(1) Eine gewisse Schrifft, die den Titul führet: Die Zunfft der Frey-Mäurer, oder aufrichtige Beschreibuna derselben, ans Licht gegeben durch Samuel Prichard, vormahligem Mitgliede. Aus der Vten Englischen Auflage übersetzt, 1736. 8vo 2 Bogen, enthält nichts sonderliches, und scheint nicht genug zu seyn.

 

(2) Der fleißige Hr. Prof. Köhler in Göttingen hat in dem 17 Stücke seiner Historischen Müntz-Belustigungen des Jahrs 1736 eine Frey-Mäurer-Medaille vorgestellet, welche zu Florentz auf den Myl. Sackville, Hertz. u. Graf. v. Middelsex, der zu gedachtem Florentz auch eine Innung der Frev-Mäurer gestifftet, verfertiget worden.

Auf der ersten Seile stehet das Brust-Bild desselben, auf Römische Art, mit der Umschrifft: CAROLUS SACKVILLE MAGISTER FL. orientinus. Auf dem Revers siehet man den Harpocratem oder den Heydnischen Gott des Stillschweigens, als eine nackende Manns-Person, weiche eine Blume auf dem Haupte hat, einen Finger der rechten Hand auf die Lippen leget, und in der lincken Hand ein mit Blumen und Früchten gefülltes Hörn des Uberflusses halt. Neben demselben sind auf einer Seite allerhand Instrumente der Maurer; auf der andern aber der Geheimniß-volle Kasten mit der Schlange, und es lieffert gedachter Hr. Köhler bey dieser Gelegenheit auch einen Auszug aus gedachten Constitutions.

 

 

Der Verfasser des zu London wöchentlich herauskommenden Craftsmanns hat sich in einem seiner letzten Blätter an diese Gesellschafft gemacht, und weil er, wie es scheint, kein Freund von ihnen ist, so sagt er folgendermassen von ihnen: wie er sich iederzeit sehr gewundert, daß die Regierung und die Ministri des Hofes, welche doch stets eine so grosse Sorgfalt für die Freyhelt der Nation verspüren lassen, dennoch bey ergleichen geheimen Zusammenkünfften, worinn man unter dem Vorwand einer brüderlichen Freundschafft alllerhand Anschläge wider den Staat haben könte, so stille sitze. Man wolle nicht einmahl leiden, daß die Leute zu ihrer Andacht besondere Zusammenkünffte hallen möchten, sondern der Gottesdienst solle öffentlich gehalten werden. Um so vielweniger könne man daher, der Acte von der Tolerantz zuwider, dieser unbegreifflichen Societät dergleichen Vorzug gestatten, welche ihren Ursprung von Erbauung des Thurms zu Babel, und also von einer so verwegenen Unternehmung, herführe, weswegen Gott die Menschen mit der Verwirrung der Sprachen gestraffet habe.

 

Die Frey Mäurer gäben vor, eine geheime und allgemeine Sprache zu haben, wenigstens könten sie durch gewisse Zeichen sich gegen einander verständigen, was dieser oder jener vornehmen solle, welches über lang oder kurtz nothwendig üble Folgen nach sich ziehen müsse. Ihre Einigkeit sey erstaunend, indem man nie gehöret, daß auch nur der geringste Streit unter den Mitgliedern entstanden, ungeachtet sich welche aus allerhand Nationen, Religionen und Reichen darunter befänden. Dieses unerforschliche Geheimniß, das sie unter sich beobachteten, sey hinlänglich, den Schluß daraus zu machen, daß unter ihren Gebräuchen und nächtlichen Zusammenkünfften aller hand vorgehen müsse, so das Licht scheue. Sie brauchten daher alle Sorgfalt, damit keiner in ihre Versammlung kommen möge, als wer ein würckliches Mitglied davon sey; zu welchem Ende sie auch eine Wache mit blossem Degen vor die Thüre stellten, und dieser Degen gebe dem Schwerdte, das man vor den König herzutragen pflege, an Schönheit nichts nach. Dieses wären Insignia eines militärischen Ordens, deren man sich zum Nachtheil der Königl. Autorität anmasse.

 

Den Schluß machet der Craftsman damit, daß er glaubet, die Frey-Màurer könten einen König auf seinem Throne zittern machen, und in ihren hin und wieder in dem Königreich errichteten vielen Logen die gefährlichsten Conspirationen anspinnen.

 

 

In Holland meldete man bereits im Jahr 1735, daß sie nicht nur im Haag zwey Logen aufgerichtet, eine vor die Holländer, die andere vor die Engelländer, sondern daß sie auch in Amsterdam dergleichen gethan, und daselbst eine vor die Englische und die andre vor die frantzösische Nation angeleget worden.

Das Volck ward dadurch sehr erreget, und wollte eine von diesen l.ogen verbrennen, weil sie den Landes-Ordnungen zuwider seyn sollten. Die Herren Staaten von Holland und West-Frießland machten also Anstalt, diese Gesellschafft zu zerstöhren Man confiscirte ihre Cassen und Laden, und fand unter andern bedencklichen Dingen auch ihren Eyd, folgendes Innhalts [leicht verkürzt nach Prichard]:

 

„Ich bezeuge feyerllchst und schwöre in Gegenwart des allmächtigen Gottes und dieser Societät, daß ich niemahlen weder durch mündliche Worte, noch durch Zeichen entdecken wolle einiges Geheimniß, welches diesen Abend, oder zu einiger Zeit mir hiervon wird bekannt gemacht werden; daß ich dieselben nicht schreiben, oder stechen wolle, weder auf Pappier, noch in Kupffer, Ertzt, Holtz, oder Stein, oder daß ich vor etwas bewegliches oder unbewegliches, auf einige andere Welse an niemanden offenbaren oder mlttheilen wolle, bey Pön keiner geringern Straffe, als daß mein Hertze durch die Wartze an der lincken Brust, und meine Zunge an der Wurtzel des Bodens, meines Mundes heraus gerissen, daß mein Leib verbrannt, und meine Asche in den Wind gestreuet werden solle, um dadurch mein Andencken, ein Bundgenosse gewesen zu seyn zu vertilgen.“

 

[Übernommen aus:

Kurtz-gefasster Historischer Nachrichten, Auf das Jahr 1735, 1039;

ebenfalls in:

Anhang Zu den Actis Historico-Ecclesiastici und derselben Ersten Band. 1736, 106-107;

Gründliche Nachricht von den Frey-Maurern, 1738, 1740, 67-68.

 

Vgl. dazu eine andere Übersetzung: Prichard, dt. 1736, 8-9.

http://digitale.bibliothek.uni-halle.de/vd18/content/pageview/1994024

oder Prichard dt. 1738, 329-330:

http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/anderson1741/0359?sid=9f849586de24c6273c9cdadad76732ef

oder, identisch, Prichard dt. 1744, 6-7:

http://digitale.bibliothek.uni-halle.de/vd18/content/pageview/1677351

eine ganz ähnliche Übersetzung durch Karl Christian Friedrich Krause, 1820:

Das NE. Lehrlingfragstück nach Prichard]

 

 

Es wurde also wider diese Leute, nebst einer Resolution der Versammlung derer Herren Staaten d. d. 30 Nov. 1735 ein scharffes Mandat pubIiciret: wodurch diese Brüderschafft dem Volcke noch mehr verhaßt gemacht worden; iedoch ward diese Unruhe nachhero gestillet, und sollen sich itzund verschiedene Logen wieder daselbst befinden. (3)

 

 

(3) Von den Holländischen Frey-Mäurern geben die Acta historica ecclesiastica zu Weimar in 8vo 1736 im Anhange des ersten Bandes p. 110 gute Nachricht.

 

In Franckreich haben diese Societäten, in dem vorigen und itzigen Jahre grossen Beyfall gefunden, so daß nicht allein die Manns-Personen, sondern auch sogar das Frauenzimmer dergleichen Logen aufgerichtet, wovon wir unter dem Articul von Franckreich mit mehrern sagen wollen.

Allein der Hof hat dergleichen Zusammenkünffte vor den Staat nicht allzuvortheilhafftiq zu seyn erachtet, dahero sie auch den Frantzösischen Unterthanen verbothen worden. Was sie uns aber vor eine Idee in Franckreich von sich geben, kan man aus dem sehen, was der Hr. Procope, ein Medicus und Poet in einem Gedichte von ihnen saget:

 

 

[Michel Coltelli, „genannt Procope-Couteaux“, 1684-1753, Begründer des Café Procope, des erste literarischen Cafés Frankreichs]

 

„Wie?“ spricht .dieser Frey-Mäurer, „meine Brüder, könnet ihr wohl vertragen, daß unsere vortreffliche Gesellschafft ohne Aufhören die grössten Verleumdungen treffen? Nein! es ist zu viel, daß wir in so Ehren-rührigem Verdacht stehen müssen. Gestattet daher, daß ich allen anzeige, was Frey-Mäurer sind.

Die Leute unsers Ordens geben sich iederzeit zu erkennen, und ich will eben durch meine ietzige Reden darthun, daß ich von solcher Zahl sey. Was ist aber ein Frey-Mäurer?

Sein Portrait ist dieses: Er ist ein guter Bürger, ein Unterthan voller Eifer, seinem Fürsten und dem Lande getreu, und noch mehr! ein vollkommener Freund. Bey uns herrschet eine Freyheit, die der Wohlanständigkeit stets unterworffen bleibet, dabey genüssen wir der Lust, aber also, daß der Himmel nicht dadurch beleidiget wird.

Ob gleich unsere Ergötzlichkeiten vor den Augen der Leute verborgen sind, so verbindet uns doch der Orden zu den strengsten Gesetzen. Die Frey-Mäurer haben keine Gewissens-Bisse noch Traurigkeit zu befürchten. Der Zweck, worauf unsere Absichten gehen, ist, die Astraeam zu uns zurück zu bringen, und die Menschen wieder in den Stand zu setzen, darinn sie zu den Zeiten der Rhea waren. Wir folgen der Bahn, worauf heutiges Tages nur wenige gehen. Wir suchen zu bauen, und alle unsere Gebäude sind entweder Gefängnisse für die Laster, oder Tempel für die Tugenden.

Schlüßlich will ich uns bey den Schönen rechtfertigen, die uns darum straffen wollen, daß wir sie nicht unter uns aufnehmen. Es ist ihnen zwar verboten, in unsere Häuser zu treten; allein darüber dürffen sie nicht zornig werden, vielmehr werden sie uns loben, wenn sie unsere Ursachen anhören. Wir haben für das schöne Geschlecht alle Hochachtung und schuldigen Respect: aber wir fürchten uns auch für sie alle, und unsere Furcht ist rechtmäßig.

Die erste Lection, die man uns giebet, ist, daß Adam aus euren Händen den Apffel empfangen, und daß, wo ihr nicht gerathen und gethan, vielleicht iedermann als ein Frey-Mäurer würde gebohren werden.“

 

französisches Original: „Apologie des Francs-Maçons“:

http://mvmm.org/c/docs/naudot03.html

http://www.info-france.fr/123LAPAROLECIRCULE/2011/12/28/apologie-des-francs-macons/

http://www.franckbailly.fr/deh/www/Documents/chant/apologie.htm

 

 

Was endlich Italien anbetrifft, so hat sich auch daselbst eine solche Gesellschafft hervorgethan, die man in Jtaliänischer Sprache la Cucchiara nennet, welches eine Maurer-Kelle bedeutet.

Die Congregation Sr. Officii zu Rom hat dieselbe sogleich entdecket, und es sind unterschiedliche aus solchen Familien die derselben beygethan sind, gefangen genommen worden, um zu sehen, ob etwas mehrers herauszubringen seyn möchte, so aber vergeblich gewesen.

 

Vielleicht haben wir auch bald Gelegenheit, etwas von den teutschen Frey-Mäurern zu gedencken, denn da viele unserer Lands-Leute die löbliche Gewohnheit haben, daß sie es immer gerne den Ausländern in allen Stücken nachthun; so würde es ein grosser Fehler seyn, wenn wir nicht auch Frey-Mäurer hätten.

Wir können javerschweigen genug seyn, nur ein Punct wird uns bitter eingehen, nemlich der letzte Vers aus einem Frantzösischen Frey-Mäurer-Liedgen:

 

Le monde est curieux

De savoir notre Ouvrage;

Mais tous nos Envieux

N’en seront ppoint plus sages:

Ils s’epuisent en vain

A penetrer nos secrets, nos Mysteres.

Ils ne sauront pas vrayement, comme boivent les Freres.

 

 

Alle Welt will gerne wissen,

Was wir denn wohl machen müssen.

Allein, vergebne Müh!

Was Hencker würde sie

Zu dem Gehetmniß sagen,

Mit welchem wir uns tragen.

Auch das soll ihr verborgen seyn,

Wenn’s heist, ihr Brüder, schencket ein!

 

 

Der 24. Theil

1737

 

 Seite 1045-1046

Von Franckreich.

 

Wir glauben, daß hier die beste Gelegenhelt sey, noch ein paar Worte von den Frantzösischen Frey-Mäurern beyzubringen, wie wir in dem vorhergehenden Theile versprochen. Das Exempel der Engelländer, welche in Paris gleichfalls eine solche Gesellschafft angeleget, fand bey der Frantzösischen Nation bald Eingang, da verschiedene Personen aus derselben mit in die Societät getreten, und sogleich 5 neue Logen aufgerichtet worden. Die Kauffleute, und sogar geringere Personen bürgerlichen Standes fingen das Spiel auch schon unter sich an.

Die Gelder, so einer bey Auffnehmung in die Gesellschafft geben muste, waren geringer oder grösser nach Beschaffenheit der Logen, wo man sich angegeben hatte. In der von den Engelländern aufgerichteten Loge wurden 10 Guinées, in den obbemeldeten 5 andern 5 Louis d'Or, und noch weniger in den übrigen entrichtet: jedoch wurde unter den Gliedern der Societät selbst kein Unterscheid gemacht, und es hinderte nichts, daß nicht ein Hertzog und Pair von Franckreich mit einen Kauffmann oder Laden-Händler aus der Strasse von St. Denis, wie mit seines gleichen umgegangen wäre.

 

Solange die Engelländer und andere von fremden Nationen das Wesen unter sich getrieben, hat der Hof vor gut befunden, solche Gesellschafft passiren zu lassen: allein als selbige einen so ausserordentlichen Fortgang und Zuwachs bekamen, fand man nöthig, ihnen Einhalt zu thun, vornehmlich da man auf den Verdacht verfiel, daß es in diesen geheim» Zusammenkünfften nicht alles so gar Regul- und Gesetzmäßig zugehen möchte. Es wurde dieser Verdacht durch die Art u. Weise in Unterhaltung der Logen, durch den Eyd, welchen die Glieder ablegen musten, durch die Zeichen, deren sie sich bedieneten, um einander zu erkennen, und insonderheit durch die so scharff befohlene Geheimhaltung, wegen der Verfassung dieser Gesellschafft, vermehret; und diese grosse Heimlichkeit war vermögend, ihnen allen guten Credit zu benehmen. Dannenhero wurden von der Policey allerhand Verordnungen und Anstalten wider diese Logen gemacht, und bev schwerer Straffe verbothen, dergleichen wieder anzulegen, oder sein Haus zu dergleichen Gebrauch herzugeben. Es wurde auch allen denjenigen vom Hofe, die sich in dieser Gesellschafft betreten lassen würden, der Hof verbothen. Welches denn nach und nach soviel gewürcket, daß die Gesellschafften über einen Hauffen gegangen seyn sollen.

 

 

 

Der 29. Theil

1737

 

Seiten 374-375

Von den Provintzien des Reichs.

 

Was wir übrigens bereits (1) vermuthet, dass uns nehmlich auch von öffentlichen deutschen Frey-Mäurern zu schreiben Gelegenheit gegeben werden dörffte, das haben wir endlich and dem Chur-Pfältzischen Hofe erleben; indem sich in der Mitte dieses Jahres zu Mannheim eine sogenannte Frey-Mäurer-Gesellschafft hervor gethan hat, die mit andern wehrtesten Brüdern ihren Ursprung  von dem Thurm zu Babel herleiten wollen; daher Ihro Churfürstl. Durchl. befohlen, diese unprivilegirte Zunfft auszurotten, und zu dem Ende ein Edict publiciren lassen, darinn allen Officiern und Soldaten, wie auch allen übrigen Bedienten und Unterthanen bey Verlust ihrer Chargen und der Churfürstl. Gnade verbothen wird, an derselben theilzunehmen.

 

(1) S. N. Fama 23 Th. p. 994

 

 

 

Der 32. Theil

1738

 

Seiten 662-668

Von Gross-Britannien.

 

 

So gewiß man vermuthen kan, daß die in diesen Pflantz-Städten des gemeinen Wesens befindliche Personen zu tugendhaften und zu dem allgemeinen Wohl tüchtigen Menschen und Bürgern gemacht werden dörfften; so sehr bemühen sich die Mitglieder der Frey-Mäurer-Gesellschafft uns zu überreden, daß sie eben dergleichen Leute wären. Die von der Englischen Nation, welche so verschwiegen und vorsichtig mit ihren Geheimnissen umgegangen, haben billig Ursache, auf die Frantzösischen ungezogenen und plauderhafften Mit-Brüder unwilllig zu seyn, welche, wie bekannt, einen Theil ihrer Heimlichkeiten an eine Frantzösische Delila verrathen.

Denn daß man die gantze Einrichtung und Absichtender Frey-Mäurer, sonderlich der Englischen, entdecket haben solle, scheinet uns weder wahrscheinlich, noch gewisser Umstände wegen, möglich zu seyn.

 

 

Die Sache wird folgender Massen erzehlet: Mademois. Carton, eine Operistin, habe auf eine listige Weise einen ihrer Liebhaber dahin vermocht, daß er ihr das Geheimniß der Frey-Mäurer entdecket, sie habe darauf die gantze Schrifft, die dieser ihr einhändigen müssen, dem Lieutenant-General de Police, Mr. Herault, zu fernerer Untersuchung überantwortet.

 

Wir sehen uns genöthiget, denen Gönnern der Frey-Mäurer und andern, die sich an dergleichen Sachen ergötzen, zu gefallen, hier gleichfalls die Nachricht mit einzuverleiben, welche in allen öffentlichen Blättern bekannt, und wie man uns bereden will, auf Verordnung des Herrn General-Lieutenants de Police, durch den Druck gemein gemacht worden, und folgenden Inhalts ist:

 

Es muß einer anfangs von einem aus der Brüderschafft der Loge als ein guter Unterthan oder ein gutes Sübjectum vorgeschlagen werden, Auf seine Antwort wird er zugelassen, sich zu stellen.

Der Aufzunehmende wird durch den Proponenten, der sein Pathe, in eine Stube von der Loge geführet, wo kein Licht ist, und wo man ihn fragt, ob er den Beruff habe, aufgenommen zu werden? welches er mit Ja beantwortet. Hierauf fragt man nach seinem Nahmen, Zunahmen und Zustand. Man nimmt ihm alles Metall und alle Pretiosa, so er an und bey sich hat, als Schnallen, Knöpffe, Ringe, Tabatieren und dergleichen. Man entblösset ihm das rechte Knie, lässet ihn den lincken Schuh als einen Pantoffel anziehen, verbindet ihm die Augen, und behält ihn in solchem Zustand ohngefehr eine Stunde lang, da er seinen eigenen Gedancken nachhängen mag.

 

Hierauf klopfft der Pathe dreymahl an die Thüre des Receptions-Zimmers, wo der ehrwürdige Obermeister der Loge ist, welcher von innen mit 3 andern Schlägen an die Thüre antwortet, und sie öffnen lässet. Sodann, spricht der Pathe, daß sich hiermit einer, N. N. genannt, stellt, so aufgenommen zu werden verlange. (Hierbey ist noch zu mercken, daß vor und in dem Zimmer Brüder mit blossem Degen in der Hand stehen, um die Fremden abzuhalten.) Der Obermeister, der um den Hals ein blau Band hat, wie ein Triangel geschnitten, spricht weiter: Fragt ihn, ob er den Beruff habe? welches der Pathe thut. Wenn der Aufzunehmende mit Ja geantwortet, befielt der Obermeister, ihn eintreten zu lassen.

 

Hierauf wird er eingeführet, und man lässet ihn dreymahl in der Stube um einen auf dem Boden bezeichneten Raum herum gehen, wo auf 2 Säulen die Rudera [Trümmer] des Salomonischen Tempels vorgestellet sind. Zu beyden Seiten des Platzes ist ein grosses J u. ein grosses B gezeichnet, wovon man die Auslegung erst nach der Aufnahme giebt, und in der Mitte stehen 3 grosse brennende Lichter, in Form eines Triangels, darein man bey Ankunfft des Novitii Pulver oder Hartz.Pech wirfft, um ihn dadurch zu erschrecken.

 

Wenn er dreymahl herum gegangen, wird er in die Mitte des oben beschriebenen Platzes in drey Schritten vor den Obermeister geführet, der hinter einem Arm-Stuhl aufrechts stehet, worauf das Evangelium St. Johannis liegt. Hier fragt er ihn: Empfindet ihr den Beruff? und auf seine mit Ja gegebene Antwort sagt der Obermeister: Lasset ihn das Licht schauen, es ist lange genug, daß er dessen beraubt gewesen. Sofort nimmt man ihm die Decke von den Augen. Alle Brüder, die in einem Kreise um ihn stehen, nehmen den Degen in die Hand, und man lässet ihn in 3 Schritten sich bis zu einem Tabouret nahen, so unten bey dem Arm-Stuhl stehet.

Hier sagt der Bruder, der die Stelle des Sprechers vertritt, zu ihm: Ihr nehmt einen ehrwürdigen Orden an, der weit ernstlicher ist, als ihr denckt: es ist nichts darinn wider die Gesetze, Religion und gute Sitten, noch etwas, das wider den König oder den Staat sey. Das übrige wird euch der ehrwürdige Obermeister eröffnen. Zugleich lässet man ihn mit dem rechten Knie, das entblösset ist, auf die Hütsche knien, und den lincken Fuß in die Höhe halten. Hierauf sagt der Obermeister zu ihm: Ihr solt versprechen, das Geheimniß der Frey-Mäurer und der Frey-Mäurerschafft niemahl einem andern als einem Bruder in der Loge und in Gegenwart des Obermeisters vorzustellen, zu schreiben oder zu offenbaren.

 

Sodann entblösset man ihm den Hals, um sein Geschlechte zu erkennen. Man stellet ihm auf die lincke Brust einen Zirckel, den er selbst hält, und nachdem er die rechte Hand auf das Evangelium geleget, schwöret er den End mit folgenden Worten:

Ich bin es zufrieden, daß mir, wenn ich meyneidig handle, die Zunge ausgerissen, das Hertz zerfleischet, mein Leib verbrannt, und die Asche davon in die Lufft zerstreuet werde, damit man unter den Menschen nicht mehr von mir reden möge; So wahr mir Gott helffe!

 

Nach diesem abgelegten Eyd, und nachdem er das Evangelium geküsset, lässet ihn der Obermeister an seine Seite kommen, wo er das Frey-Mäurer-Schurtz-Fell empfängt, das vom weissem Leder ist, ingleichen ein Paar Manns-Handschuhe für sich, und ein Paar Frauenzimmer-Handschuh für dasjenige Frauenzimmer, das er am höchsten schätzet.

Man giebt ihm auch die Auslegung von dem auf dem Boden gezeichneten J und B, so die Losung sind, woran die Brüder sich erkennen. Das J bedeutet Jakhin, und das B Bojaes. Bey den Zeichen, so die Frey-Mäurer unter einander geben, stellen sie diese beyde Worte also für, daß sie die rechte Hand gegen die lincke Seite des Kinns halten, wovon man sie in gleicher Linie bis zur rechten Seite ziehet. Man schlägt so dann auf die Schösse des Kleids, ebenfalls zur rechten Seite, und reichet sich die Hand, also, daß man den rechten Daumen auf das starcke Gelencke des ersten Fingers von der Hand seines Cameraden legt, wobey man das Wort Jakhin hinzufügt. Man schlägt sich beyderseits mit der rechten Hand auf die Brust, und nimmt sich wieder bey der Hand, also, daß einer wie der andere mit dem rechten Daumen das erste und starcke Gelencke des Mittel-Fingers berührt, bey welchem Zeichen man das Wort Bojaes spricht.

Wenn diese Ceremonie zu Ende, und die Auslegung davon gegeben, wird der Aufzunehmende von ihnen Bruder genennet.

 

Hierauf setzet man sich zu Tische, und trincket mit Erlaubniß des Obermeisters die Gesundheit des neuen Bruders. Jeder hat seine Flasche. Wenn man trincken will, spricht man: Gebt Pulver; das ist, Wein ins Glas. Der Obermeister spricht: legt die Hand an das Gewehr! Hierauf trinckt man die Gesundheit des Bruders, und setzet in dreyen mahlen das Glas an den Mund. Bevor man es wieder auf den Tisch setzet, hält man es an die lincke Brust, hernach an die rechte, und ferner vorwerts, alles zu dreyen mahlen. Man setzt es in 3 andern Wendungen gerade auf den Tisch nieder, klopfft dreymahl in die Hand, und rufft zu dreyen mahlen: Vivat!

Man hat stets darauf acht, damit 3 in einen Triangul gestellte Lichter auf dem Tische stehen. Wenn man merckt oder nur argwohnt, daß sich ein verdächtiger eingeschlichen, zeigt man es mit den Worten an: Es regnet; welches bedeutet, daß man nichts sagen soll.

 

Da nun einige die Zeichen entdecket, welche die Worte Jakhin und Bojaes bedeuten, so erkennet man einen Frey.Mäurer, wenn man ihn bey der Hand oben beschriebener massen nimmt, und J spricht, worauf der andere A antwortet, der erste saget K und der andere H, der erste J und der andere N, welches Jakhin heisset. Eben so verhält es sich mit Bojaes.“

 

frz. Original:

http://reunir.free.fr/fm/divulgations/herault.htm

 

 

Wir überlassen unsern Lesern diese Erzehlung selbst zu beurtheilen, wünschten aber das Schreiben zu sehen, in welchem ein Frey-Mäurer zu Paris die Nachricht von den Geheimnissen dieser Brüderschafft widerlegt, und für unrichtig angegeben haben soll. Solte das schöne Geschlechte iemahls eine Gesellschafft von Frey-Wäscherinnen aufrichten, so glauben wir, daß sie die so schwatzhafftige Mademois. Carton davon ausschliessen werden, damit ihre Geheimnisse nicht auf gleiche Art der Welt entdecket werden dörfften.

 

Es hat uns sonst der Einfall eines guten Freundes nicht uneben gefallen, welcher die Frey-Mäurer in Frev-Mäurer par realité, par fiction und par fatalité eintheilte. Wir bathen uns eine Erklärung darüber aus, worauf er uns zur Antwort gab: Unter den ersten verstünde er die Frey-Mäurer, davon wir bisher Erwehnung gethan, unter den andern die sinnreichen Köpffe, die durch allerhand moralische Blätter die Leute in der besten Welt auf den Weg der Tugend bringen wollten, und bey der dritten Art wolte er mit der Sprache nicht heraus, sondern las uns, indem er den Phädrum (Lib. II fab. 36) in die Hand nahm, folgende Verse vor:

„Est ardelionum, quidam Romae natio,

Trepide concursans, occupata in otio,

Gratis anhelans, multa agendo nihil agens,

Sibi molesta & aliis odiosissima.“

 

 

 

Der 36. Theil.

1738

Seiten 1014-1016

Von den Provintzien des Reichs.

 

Weil sich auch seit einigen Monaten die so genannten Frey-Mäurer (1) in Hamburg hervorgethan; so hat der Magistrat daselbst einigen Gliedern derselben andeuten lassen, sich bei willkührlicher Straffe solcher Gesellschafft künfftig zu enthalten; da sie im Gegentheil in Luneville besseres Glück gehabt, von dar aus uns berichtet worden, dass sie am 12 Febr. ein grosses Festin gegeben, welches und folgender massen beschrieben worden:

 

 

(1) Es ist vor kurtzen ein Tractätgen unter dem Titel:

Gründliche Nachricht von den Frey-Mäurern, nebst angehängter historischen Schutz-Schrifft, Franckfurt 1738 in 8vo zum Vorschein kommen,

[deutsche Übersetzung von William Smith: Pocket Companion for Free-Masons, 1735]

welches als eine weitere und umständliche Aufführung desjenigen anzusehen, was wir in unser Neue Europäische Fama im 23. Theile p. 986 von ihnen angeführet; und ist der Innhalt der Capitel folgender:

Im I wird der Ursprung und Fortgang der Maurerey beschrieben,

im II werden die Pflichten eines Frey-Mäurers, wi solche vorzulesen, wenn neue Brüder gemacht werden oder wenn es sonst der Gross-Meister befielet, vorgestellet.

Im III stehet eine allgemeine Verordnung zum Gebrauch der Logen,

im IV die Art und Weise eine neue Loge zu errichten,

im V ein kurtzer Unterricht, so den neu aufgenommenen Brüdern zu ertheilen,

im VIII das Schicksal der Frey-Mäurer in Holland,

im IX das Schicksal der Frey-Mäurer in Franckreich: wobey die Vertheidigung der Frey-Maurer aus der französischen „Relation apologique & historique de la Societé des Francs Maçons par l. G. D. M. F. M. à Dublin chez Patrice Odonoko, 1738 8vo“,

und endlich im X Cap. das Schicksal der Frey-Mäurer in Italien und Deutschland.

 

 

Sie sind alle überein in weissem Taffet gekleidet gewesen. Ihre Schurtz-Felle würden sie zwar auch getragen haben, es ist ihnen aber vom Hofe verboten worden, wie auch, dass man bei dem Dessert keine Kellen, Zirckel, und anderer Instrumente der Frey-Mäurer, vom Zucker gemacht, serviren dürffen. Alle gebetenen Gäste an Damen und Cavaliers sind verkleidet gewesen.

Das Fest hat sich mit einem schönen Concert Abends um 8 Uhr angefangen, worauf ein herrliches Mahl gefolget, dabey alles ohne die geringste Unordnung abgegangen, obgleich die Tafel von 50 Couverts gewesen, und so viel Personen dahinter gestanden. Um Mitternacht hat man den Bal in einem grossen hell erleuchteten Saal eröffnet, wobey sich eine vortreffliche Music hören lassen; und ob gleich der Zulauff der Zuschauer ausserordentlich groß gewesen, sind doch die Erfrischungen an iedermann ausgetheilet worden. In zweyen Neben-Sälen ist grosses Spiel gehalten worden.

 

Die Frey-Mäurer haben sich eingebildet gehabt, dass der König ihr Fest mit seiner Gegenwart beehren würde, zu welchem Ende sie auch schon einen Arm-Stuhl herbey geschaffet; es ist aber solches nicht geschehen.

 

[Dieser Bericht von Luneville wurde nahezu wörtlich übernommen von:

Historisches Jahr-Buch vom Jahr Christi 1738, 604-605.]


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