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Das Geheimnis des Freimaurers. Von einem Bruder Meister. Stuttgart: Ernst Heinrich Moritz 1927, 2. Aufl. 1929, 210-213;

11. Aufl. bearbeitet und hrsg. von Hans-Joachim Jung. Bonn: Die Bauhütte 1999.

 

Auszugsweise zitiert bei

Heinz-Günter Deiters: Die Freimaurer. Geheimnis und Enthüllung. München: List 1963, 168-170; 2. Aufl. 1964.

 

 

Die Frau und die Loge

 

Mit dem Kult der Schönheit scheint es ganz unvereinbar zu sein, dass der Frau, dieser grössten Schönheitsbringerin im Leben des Mannes, in der Loge nicht Platz und Stimme eingeräumt wird. Man kann Begründungen dieser Ausschaltung der Frau lesen, die gewiss unrichtig sind. Wenn da behauptet wird, die Frau sei intellektuell nicht so weit fortgeschritten, so ist das geradezu lächerlich. Die Frau ist, was ihren Intellekt anbelangt und in jeder anderen Hinsicht geeignet für das Freimaurertum. Sie hat sogar für den charitativen Teil der Pflichten ganz entschieden eine grössere praktische Begabung als der Mann. Ihre feine Intuition und das Mütterliche, das jede edle Frau auszeichnet, wären uns Männern ausserordentlich wertvolle Ergänzungen. Was der Intellekt eines Mannes in mühevoller Arbeit nicht erreicht, das fällt der Intuition der Frau fast mühelos zu. In der Menschenkenntnis ist uns die Frau weit überlegen. Es wäre also ein grosser Vorteil, wenn die Frau Freimaurer werden könnte.

 

Gewiss! Wenn nicht eines ganz entscheidend dagegen spräche! Das ist die Verschiedenheit des Geschlechtes und die Möglichkeit, dass innerhalb der auf Freundschaft beruhenden Bruderkette Eros sich einnistet. Von diesem Augenblick an wäre die frei. maurerische Gemeinschaft vernichtet. Die sexuelle Frage ist hier die massgebende. Die Freundschaft unter den Brüdern (die dann auch auf die Freimaurerin ausgedehnt werden müsste) ist so stark und so ausgesprochen, dass sie zwischen Mann und Frau in diesem Masse häufig nicht ohne sexuelle Komponenten möglich wäre.

 

Diese Gefahr würde nicht bei jeder Frau bestehen. Es gibt sehr viele Frauen, die ganz geschlechtslos wirken. Aber von dieser Wirkung kann man nicht die Aufnahme abhängig machen. Ich will es nicht einmal als Regel bezeichnen, dass die Frau kraft ihrer sexuellen Wirkung eine unparteiliche, das heisst rein freundschaftliche Gemeinschaft ausschliessen wird. Aber selbst vereinzelte solcher Fälle (und diese Möglichkeit ist doch zweifellos gegeben) wären in der Lage, die Tätigkeit einer Loge lahm zu legen. Ganz abgesehen davon, dass den Gegnern der Freimaurerei Handhaben der Verdächtigung gereicht würden, die überzeugende Wirkung hätten.

 

Wir müssen also aus Gründen, die sich in der Natur des Menschen finden, dabei bleiben, die Frauen, trotz der grossen Vorteile, die wir durch ihre Beteiligung gewinnen würden, von den Logen auszuschliessen.

 

Wir werden gerne sie in Schwesternabenden begrüssen und ihnen auch die Erbauung durch ein besonderes Ritual zuteil werden lassen. Aber Freimaurer kann die Frau nicht werden.

 

Es sei denn, dass sie einen Schwesternorden bilde, in dem Frauen-Freimaurer, aber dann auch nur unter sich, ohne männliche Beteiligung, den gleichen Zielen wie wir zustreben. Das ist in Frankreich schon mit Erfolg geschehen. Und es steht dem nichts im Wege, dass es auch in Deutschland geschieht. Die Entscheidung darüber steht in erster Linie den Frauen zu. Dass sie ganz gleichberechtigte Menschen wie wir Männer sind, wird heute theoretisch fast überall schon anerkannt, wenn es auch an der praktischen Konsequenz noch sehr fehlt. Wenn die Frauen freimaurerische Logen gründen wollen, so wird kein vernünftiger Freimaurer dem widersprechen. Eine andere Frage ist die, ob nicht die Tätigkeit als Frau und Mutter viele davon abhalten wird, da Kraft und Zeit nicht ausreichen. Und es könnte der Fall eintreten, dass die weiblichen Freimaurerlogen sich zumeist aus denjenigen Frauen zusammensetzten, die unverheiratet und in Neigungen und Interessen mehr männlicher Art sind, was den betreffenden Logen nicht zum Vorteil gereichen würde.

 

 

Die Frauenloge

 

D as sage ich, trotzdem ich weiss, wie in anderer Hinsicht Frauenorganisationen vortrefflich arbeiten. Die internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit ist, um ein Beispiel anzuführen, weit konsequenter, energischer und mutiger als Organisationen von Männern zu ähnlichem Zwecke. Aber eine Frauenloge hat so ausgesprochen weibliche Aufgaben, das heisst, sie erfüllt ihren Zweck nur dann, wenn sie sich so ausgesprochen weiblichen Aufgaben widmet, dass viele von den Frauen, die in Vereinen Bestes wirken, hier vielleicht nicht so Gutes wirken können.

 

In Frauenlogen würde die Kindererziehungsfrage eine erste Rolle spielen müssen. Die harmonische Ausgestaltung der Ehe würde ein unendlich wichtiges Problem geben.

 

Und über der Frauenloge würde sich vielleicht noch drohender die Gefahr, ein Verein zu werden, erheben, als über den Männerlogen. Man würde unter Umständen der Versuchung nicht entgehen, in den Kampf um die Freiheit der Frau einzugreifen, also frauenrechtlerische Komponenten in den Komplex hineinzutragen, die in einer Loge gar nichts zu tun haben. Die Frau steht, namentlich in Deutschland, noch so sehr im praktischen Kampf um ihre Position als gleichberechtigter Mensch, dass sie sich kaum den Luxus einer Organisation leisten kann, die diese Frage als gelöst voraussetzen muss.

 


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