HomeKeine Angst vor Stress!

 

 

"Nicht die Dinge selbst beunruhigen die Menschen, sondern die Vorstellungen von den Dingen."

Epiktet, um 100 n. Chr.

 

Ähnlich Montaigne 1588; ferner:

 

"Dinge sind weder gut noch schlecht, erst unser Denken macht sie so."

William Shakespeare

 

siehe auch: Stichworte zum Stress

                     Goethe und der Stress

 

 

Inhalt

Teil I: Stress im Überblick

1. Die Geschichte der Sache und verwandter Erscheinungen

2. Die Bezeichnung der Sache

3. Die Untersuchung der Sache

4. Das Bewusstsein von der Sache

5. Der Umgang mit der Sache

 

Teil II: Theorien und Ansätze der Stressforschung

1. Zwei Dutzend Ansätze

2. Stressreaktionen

3. Stressoren

4. Stress-Erleben und Stress-Regulation

 

Teil III: Stärkung von Körper und Persönlichkeit

1. Individuelle und kollektive Persönlichkeitsförderung

2. Natürliche Therapien und Stärkungsmittel

 

Literaturauswahl zum Thema "Stress"

 

 

Teil I: Stress im Überblick

 

Es ist das alte Elend: Je mehr geforscht wird, desto komplizierter wird die Sache. Was im Jahre 1936 im kalten kanadischen Winter mit ein paar Ratten in einem Käfig auf dem vom Wind gepeitschten Dach der medizinischen Fakultät der McGill-Universität anfing, hat sich in den siebziger Jahren zum weltbeherrschenden Problem ausgeweitet.

 

Was ist die Sache "Stress"? Zwar zählte das 1977 von Hans Selye in Montreal gegründete "International Institute of Stress" damals bereits über 150 000 Artikel und Bücher darüber, doch heisst es noch im 800seitigen "Handbook of Stress" (1982), es bestehe immer noch keine Einigkeit über die Definition von Stress.

 

Es ist schon merkwürdig: Alle reden davon, aber niemand weiss genau, was es ist. Das liegt einerseits an der Sache selber, die vielfältig und schwer zu fassen ist. Anderseits muss man bei jeder Sache mehreres sauber unterscheiden:

 

 

1. Die Geschichte der Sache und verwandter Erscheinungen

 

a) So kann man etwa bei den Höhlenbewohnern anfangen und vermuten, dass Stress damals für das Überleben notwendig war. Es handelte sich um eine automatische Reaktion auf Bedrohungen, welche den Menschen so rasch aktivierte, dass er entweder die Gefahr bekämpfen oder davonrennen konnte. Aber heute ist das meist eine Über-Reaktion, da wir uns selten direkt wilden Tieren oder bewaffneten Feinden gegenübersehen.

 

b) Gerade deshalb sind auch zahlreiche verwandte Sachverhalte ins Auge zu fassen, man denke etwa an die Soziale Frage, Überarbeitung und Hysterie im letzten Jahrhundert, an den "Babbitt" und die "amerikanische Tragödie" der zwanziger Jahre oder an den Minderwertigkeitskomplex in den dreissiger Jahren. Frustration und Aggression, Sinnverlust und Zorn breiteten sich aus. Den "neurotischen Menschen unserer Zeit" beschrieb Karen Horney (1937), vom Zeitalter der Unvernunft (1942) respektive der Angst (1947) sprachen der Psychosomatiker Franz Alexander und der Dichter W. H. Auden.

Konflikt und Dissonanz, Hetze und Reizüberflutung, Überforderung und Langeweile, vegetative Dystonie und Nervosität waren immer wieder Modethemen.

 

 

2. Die Bezeichnung der Sache

 

a) Hans Selye hat den Ausdruck "stress" der Sprache der englischen Physik entnommen. Er fügte einfach das Adjektiv "biologisch" hinzu und taufte so seine Theorie: "biologischer Stress". Da er aber damals die englische Sprache noch nicht genügend beherrschte, unterlief ihm ein Missgeschick; er hätte das Wort "strain" nehmen sollen: In der Physik bezieht sich "stress" auf einen Wirkstoff, der auf einen Widerstand leistenden Körper einwirkt und ihn zu deformieren sucht, während "strain" die Veränderungen meint, die in dem beeinflussten Objekt hervorgerufen werden (102).

 

b) Andere Forscher wiesen dagegen darauf hin, dass schon im Jahre 1303 ein englischer Dichter "stress" im heutigen Sinne gebraucht hat. Im 17. Jahrhundert bedeutete es Mühsal, Zwangslage, Not, Kummer. Erst nachher wandelte sich die Bedeutung zu: Gewicht, Druck oder Kraft, die auf einen Gegenstand oder eine Person einwirkt.

 

c) Wenn man sich im ganzen Feld der Stresserscheinungen, ihrer Erforschung und der Theorien darüber etwas orientieren will, unterscheidet man am besten fünf Bereiche (vergleiche etwas abgewandelt Abb. 1):

 

1. Das, was einwirkt: Stressoren oder Reize, Belastung, Druck (physikalisch: load)

 

2. Die innere Spannung (engl. tension) oder Erregung (engl. arousal), die sich daraus ergibt: Stress-Zustand, Beanspruchung (physikalisch: stress), Stress-Erleben

 

3. Wie der Mensch damit umgeht: Stress-Regulation (engl. control); Bewältigung (engl. coping) oder Nicht-Bewältigung, Abwehr, Reizverarbeitung

 

4. Was unmittelbar unter Stress geschieht: Stress-Reaktion (engl. response; physikalisch: strain, elastische Verformung)

 

5. Die mittel- und langfristigen Auswirkungen: Störungen, Beschwerden, Krankheiten (physikalisch: plastische Verformung und Bruch).

 

Als Gedächtnishilfe kann man sich die Ereigniskette merken: Belastung - Beanspruchung - Bewältigung - Beschwerden - Behinderung.

 

Beim Menschen bestehen zwischen diesen fünf Bereichen vielerlei Zusammenhänge, und ein weites Feld von Einflussfaktoren (Moderatoren) der Umwelt wie der Person ist in Rechnung zu stellen. Zahlreiche Regelkreise sind wirksam, und im Zeitverlauf ergeben sich Ketten von Abläufen, von Ursache und Wirkung.

 

Was beobachtbar, registrierbar, messbar oder durch Fragen zu erheben ist, sind Indikatoren, also Hinweise auf Faktoren oder Vorgänge, denn die verschiedenen Aspekte von Stress, sei es Einwirkung, Bewältigung und Auswirkung, sind nicht direkt untersuchbar.

 

 

3. Die Untersuchung der Sache

 

a) Bereits 1823 und 1842 beschrieben englische Mediziner akute Magen-Darm-Geschwüre bei Patienten mit grossflächigen Hautverbrennungen.

1889 stellten Forscher am Pasteur-Institut in Paris fest, dass Meerschweinchen, die an Diphterie erkrankt waren, oft vergrösserte und blutunterlaufene Nebennieren besassen. Die sogenannte Thymusatrophie und den Verlust an Körpergewicht bei kranken Patienten hatte man schon längst beobachtet.

 

1914 entdeckte Walter B. Cannon, dass der Organismus als Reaktion auf Furcht oder Wut, gewissermassen als Notfallfunktion, Adrenalin ausschüttet.

 

Doch erst 1936 veranlassten Versuche mit Ratten den jungen Mediziner Hans Selye, diese Erscheinungen in Zusammenhang zu bringen: Egal, welche Schädigung er den Tieren zufügte, sie zeigten stets die gleiche dreifache Reaktion:

·                    Überaktivität der Nebennierenrinde (Hormonproduktion)

·                    Schrumpfung des Lymphgefäss-Systems einschliesslich der Thymusdrüse und

·                    Geschwüre an Magen und Zwölffingerdarm.

 

Er nannte dies später das "Allgemeine Anpassungssyndrom* und betonte immer wieder, dass es unspezifisch ist, d. h. auf Einwirkungen jeder Art erfolgt, seien sie nun negativ ("distress") oder positiv ("eustress"). Auch Freude und Ekstase erzeugen Stress. Daher definiert Selye: "Stress ist die unspezifische Reaktion das Organismus auf jede Art von Anforderung."

 

Im weiteren unterschied er drei Phasen der Reaktion:

  • die Alarmreaktion, welche die körperlichen Abwehrkräfte mobilisiert (wenn sie bei einem zu schädlichen Reiz nicht ausreichen, kann der Tod eintreten),
  • das Widerstandsstadium, wenn der Stressor lange Zeit einwirkt; dabei verlaufen die körperlichen Vorgänge gerade entgegengesetzt zur ersten Reaktion,
  • das Erschöpfungsstadium, wenn sich die Anpassungsenergie des Organismus erschöpft. Die Symptome der Alarmreaktion stellen sich wieder ein, sind aber nun nicht mehr rückgängig zu machen, und das Individuum stirbt.

 

b) Selye hat nicht nur selber sein ganzes Leben lang geforscht und publiziert, sondern auch eine ganze Lawine von Forschungen ins Rollen gebracht. Unzählige andere Theorien wurden aufgestellt und Selyes Untersuchungen und Thesen in Frage gestellt.

 

So hat etwa der Hormonforscher John W. Mason (1971/75) nicht nur das Konzept der "Unspezifität" kritisiert, sondern auch die Rattenversuche auf dem Dach der McGill-Universität. Er meinte, die Tiere seien dabei vor allem emotional geschockt worden: Die Ratten hätten instinktiv eine "Bewertung" des Stressors, nämlich als Gefahr, vorgenommen.

 

c) Was man Selye, aber auch vielen Mitstreitern ankreiden kann, ist die mangelnde Berücksichtigung anderer, verwandter Forschungsanstrengungen und Theorien.

 

Das gilt insbesondere für Psychoanalyse und Psychosomatik wie für Psychopathologie und Psychohygiene (mental health), aber auch für Sozialpsychologie und Kulturanthropologie, empirische Sozialforschung und Humanökologie. Dabei sind bei diesen so unterschiedlichen Richtungen gerade zur Zeit von Selyes Entdeckung bereits wichtige Schriften erschienen:

  • Über die Aktivation von Körper und Seele schrieb Elizabeth Duffy schon 1928 eine Dissertation.
  • Erfolg und Misserfolg untersuchte Ferdinand Hoppe (1930), Ärger als dynamisches Problem Tamara Dembo (1931), wobei sie den Begriff "Anspruchsniveau" prägte.
  • Untersuchungen über den Zusammenhang von Industriearbeit und Gesundheit resp. Zwangs- und Angst-Neurosen legten Millais Culpin und May Smith (1930) vor.
  • Einen erschütternden Bericht von den Auswirkungen der Arbeitslosigkeit (in Marienthal) gaben Marie Jahoda, Paul Lazarsfeld und Hans Zeisel (1933). - 50 Jahre später zog Frau Jahoda Bilanz im Buch: "Wieviel Arbeit braucht der Mensch?"
  • Den unlösbaren Zusammenhang von Persönlichkeit und Umwelt zeigten etwa George Herbert Mead (1934) und Kurt Lewin (1935, 1936) auf.
  • Übersichten über den Einfluss von Gemütsbewegungen auf den Körper legten Helen Flanders Dunbar (1935) und Erich Wittkower (1936) vor.
  • Die Abwehrmechanismen des Ichs und ihre Vorstufen stellte 1936 die Tochter von Sigmund Freud, Anna, zusammen.
  • Beziehungen zwischen seelischem Stress und Merkmalen der Kultur ("psychic stress and culture patterns") konnte Alfred Irving Hallowell (1936) nachweisen.

 

 

4. Das Bewusstsein von der Sache

 

a) Schriftsteller und Dramatiker hatten zu allen Zeiten ein Gespür für die Anforderungen und Belastungen, denen der Mensch in der Gemeinschaft und in der von ihm selbst geschaffenen Kultur ausgesetzt ist. Aber auch seine selbstverschuldete Unmündigkeit, die Verstrickungen und Nöte, in die er durch seine Vermögen wie Unvermögen gerät, fanden stets eindrückliche Darstellungen, etwa in den Dramen Shakespeares, im Naturalismus Emile Zolas oder im Expressionismus der zwanziger Jahre.

 

Die "schöne neue Welt" von Aldous Huxley (1932) und "Drei Gesichter Luzifers" von Richard Ratz (1934) boten schon fast verspätete Erkenntnisse. Immerhin empfiehlt letzterer im Getümmel von "Lärm, Maschine, Geschäft" das, wozu auch die Stressforschung gelangte: den goldenen Mittelweg, die harmonische Mitte, das Gleichgewicht. Das "Leid unserer Zeit" liegt in den Übertreibungen: "Aus dem Lebensrhythmus zwischen den Polen (Geist und Materie) gelöst, verkrüppelt der Mensch." Ríchard Katz beschreibt bereits unsere "erlernte Hilflosigkeit" (Martin E. P. Seligman 1975) und erwähnt wie Frederic Vester den "Weg des Schwachen" (Jiu-Jitsu), der den Starken fällt.

 

b) Dass Stress unser Leben beherrscht, wurde einer breiteren Öffentlichkeit erstmals 1957 durch die Übersetzung von Hans Selyes Buch "The Stress of Life" (1956) deutlich. Rasch wurde Stress zum Allgemeingut - auch bei Ärzten und Psychologen.

 

Heute wird behauptet, dass 75 % aller Beschwerden, die dem Arzt geklagt werden, mit Stress zusammenhängen. Die Hälfte aller Amerikaner soll dauernd an mindestens einem "psychosomatischen Symptom" leiden. In Deutschland sollen nur 22% der Schulkinder frei von Verhaltensstörungen sein; fast 40% haben Schwierigkeiten sich eine gewisse Zeit lang auf eine bestimmte Aufgabe zu konzentrieren.

 

Der Verdacht ist nicht von der Hand zu weisen, dass es sich dabei auch um eine Mode handeln könnte, dass also Symptome durch Theorien oder die Art der Untersuchung oder Befragung überhaupt erst erzeugt werden.

Vor der Entdeckung der Röntgenstrahlen galt das Magengeschwür als seltene Krankheit, und die Symptome deutete man als "Magenneurose", d. h. als Folge seelischer Spannungen und Belastungen. Als die Innenwand des Magens im Röntgenbild sichtbar gemacht werden konnte, glaubten die Ärzte, sie hätten die organische Ursache der Krankheit gefunden und hielten die Annahme seelischer Faktoren für überholt.

 

Als die Psychoanalyse in den zwanziger Jahren populär wurde, produzierten viele plötzlich entsprechende Symptome und Erinnerungen. Dass schliesslich die "Manager-Krankheit" um 1960 gar nicht besonders die gemeinte Berufsgruppe betraf, sprach sich nur langsam herum.

 

Was also ist mit einem Menschen heute los, wenn er sich nicht gestresst fühlt, aber doch Migräneanfälle hat? Täuscht sich sein Gefühl, sein Körper oder die Theorie? Wenn Migräne vom Wetter verursacht würde, wäre sie eher ein Stressor.

 

 

5. Der Umgang mit der Sache

 

Bei den meisten Sachen kann man sich darüber Gedanken machen, . wie sie entstehen, erzeugt oder hergestellt werden,

·                    wie und wofür man sie verwendet oder benutzt,

·                    wie man sie verarbeitet, beeinflusst oder verändert.

 

Dafür muss man wissen,

  • womit sie zusammenhängen,
  • wie und womit sie in den Griff zu bekommen sind und
  • was sie für Wirkungen oder Folgen haben, sichtbare und unsichtbare, kurzfristige und langfristige.

 

Das gilt auch für Stress.

 

 

Teil II: Theorien und Ansätze der Stressforschung

 

 

1. Zwei Dutzend Ansätze

 

a) Reichhaltige Übersichten über Theorien, Ergebnisse und Probleme der Stressforschung geben die von Jürgen R. Nitsch (1981) sowie von Leo Goldberger und Shlomo Breznitz (1982) herausgegebenen Sammelbände. Im ersteren finden sich unter anderem Übersetzungen klassischer Originalartikel von Hans Selye (1976), Lennart Levi (1972-75), Richard S. Lazarus und Raymond Launíer (1978) und Joseph E. McGrath (1976). Besonders zur Sprache kommen Stress in Schule, Arbeit und Sport. Das andere Buch enthält 46 Originalbeiträge.

 

Weitere Überblicke und Hinweise auf neuere Ansätze bieten z. B. Wilfried Karmaus (1984), Klaus R. Scherer et al. (1985), Gerd Marstedt und Ulrich Mergner (1986).

 

b) Das "Phänomen Stress" - so das bekannte Werk von Frederic Vester (1976) - ist keine einfache Sache. Daher gibt es rund zwei Dutzend Ansätze, ihr zu Leibe zu rücken. Sie lassen sich gemäss ihrer Blickrichtung grob in fünf Gruppen zusammenfassen:

 

Entweder werden (1) die Stressoren, (2) die Stressreaktionen oder (3) die dazwischen vermittelnden seelischen Vorgänge und Eigenheiten der Persönlichkeit und der Situation ins Auge gefasst. Auf einer "höheren" Betrachtungsebene kann man (4) die Zusammenhänge zwischen Stressoren und kurz- wie langfristigen Auswirkungen etwa für verschiedene Berufs- und Bevölkerungsgruppen untersuchen und statistisch auswerten. Und schliesslich kann man (5) Lebensbedingungen und Beanspruchungsfolgen sozial- und kulturkritisch oder moralisch betrachten.

 

Keine Wissenschaft oder Betrachtungsweise kann dabei den Vorrang beanspruchen. Für Stress sind Biochemie und Medizin, Psychologie und. Soziologie, Philosophie und Statistik oder interdisziplinäre Richtungen wie Arbeitswissenschaft, Anthropologie, Kybernetik und Ökologie gleichermassen zuständig.

Aber für sich genommen sind sie auch unzureichend - denn Stress betrifft den ganzen Menschen und sein gesamtes Leben. Und daher sind sogar Ingenieurwissenschaften, Politik und Planungswissenschaften, Verwaltung und Militär, Ökonomie und Management, ja Kunst und Religion mitverantwortlich.

 

 

2. Stressreaktionen

 

a) Hans Selye richtete anfänglich sein Augenmerk auf physiologische, insbesondere hormonelle Veränderungen durch physikalische oder chemische Stressoren (er nannte sie "schädliche Wirkstoffe" oder Agenzien). Doch mit der Zeit sahen er und viele andere, dass es auch seelische Reaktionen und seelische Stressoren, soziale Aus- und Einwirkungen gibt. Das hatten Psychoanalyse und Psychosomatik, Soziologie und Arbeitspsychologie schon längst erkannt.

 

Als grundlegend erwies sich die Idee eines Gleichgewichts auf verschiedenen Ebenen sowohl körperlicher wie seelischer Vorgänge. Walter B. Cannon hatte 1929 dafür den Begriff "Homöostase" geprägt. Die Störung des Gleichgewichts betrifft nicht nur das Nervensystem und den Hormonhaushalt, sondern auch Gefühle und Stimmungen, Strebungen und Meinungen.

 

Nimmt man an, es gebe für jede Störung eine angemessene Art der Reaktion in bestimmter Stärke und Dauer, so kann man Stress definieren als übermässige seelische und körperliche Antwort, d. h. sie ist nicht reizadäquat, zu heftig und zu lang, mithin nicht ökonomisch und nicht effektiv, da sie das Übel nicht beseitigt oder mindert.

 

Was bedeutet das? Schreck, Angst und Wut, Ärger und Enttäuschung, Bestürzung, Schuld und Trauer sind durchaus "normale" Reaktionen. Es wäre fatal, wenn sie in bestimmten Situationen ausblieben. Sie sind nötig, weil sie

·                    Energien mobilisieren

·                    "andere Saiten der Persönlichkeit zum Schwingen bringen"

·                    uns die Gefährdung des Lebens vor Augen führen

·                    unsere Leistungsgrenzen erkenntlich machen.

 

Heftige Reaktionen stimulieren und sensibilisieren zugleich. Aber jede Gefühlsbewegung und Stimmung hat ihre Zeit. Tagelange Wut, jahrelange Trauer wird als unheilvoll betrachtet. Irgendwann muss die Empörung abklingen, muss man "sich auffangen" und aus dem "Tief" herauskommen. Geschieht dies nicht, so stellen sich anhaltende seelische und körperliche Veränderungen ein: von Verhaltensauffälligkeiten bis zu Verwahrlosung und Kriminalität, von Beschwerden bis zu Krankheit und Invalidität.

 

b) Auch Krankheiten kann man untersuchen. Dabei ist freilich zu beachten, dass "krank nicht gleich krank" ist, dass neben den Gefühlen durchaus ebenso heftige physiologische Vorgänge aus Anlass von Vergiftungen, Verbrennungen oder Erfrierungen, Erschütterungen oder Infektionen, Verletzungen, Unterernährung und anderen Mangelzuständen stattfinden. Hierbei sind Erbrechen und Schmerz, Fieber, Eiterungen und Entzündungen "normal". Gefährlich wird es, wenn die Agenzien zu stark sind oder zu lange anhalten und die körperlichen wie seelischen "Abwehrkräfte" zu schwach sind.

 

In manchen Fällen werden Belastungen gar nicht bewusst und ergeben krankhafte Veränderungen erst im Laufe von Jahrzehnten, etwa beim Sekundärrauchen, bei Asbestkrebs oder beim Herzinfarkt.

 

Nicht alles, was leicht messbar ist, ist daher eine "wesentliche" Folge von Stress. Und verzwickt ist die Sache allemal.

Der Sozialmediziner Hans Schaefer sah eine ganze Hierarchie von Risikofaktoren für den Herzinfarkt; je drei "Ordnungen" primärer und sekundärer Risikofaktoren. Doch koronare Herzerkrankungen können nur bei jedem siebten Betroffenen durch eine Häufung verschiedener Risikofaktoren erklärt werden. Erst weitgehend unbekannte Rückkoppelungsmechanismen führen zum Eintritt des Infarktes.

Und strenggenommen müsste man Geschlecht, niedrigen sozialen Status, Rauchen und Übergewicht als Risiko-Indikatoren bezeichnen; erhöhte Katecholamin-Ausschüttung wäre dagegen ein echter Risiko-Faktor.

 

 

3. Stressoren

 

a) Es gibt Stressoren sonder Zahl. Sie treten selten allein, sondern gehäuft auf; sie können lange anhalten und sich wiederholen. Sie können konkret sein wie Lärm oder abstrakt wie die Möglichkeit des Arbeitsplatzverlustes, sie können punktuell sein wie die Terminvorgabe für eine Aufgabe oder global wie die Gefahr eines Atomkrieges.

 

Die meisten Untersuchungen betreffen nur einige wenige Stressoren, vorwiegend einer einzigen Art. Die "Gesamtbelastung" von Privat- und Berufsleben zu messen, ist der Forschung nicht möglich.

 

Im Buch "Stress Management" werden nicht weniger als 13 verschiedene Arten von Stressoren angeführt. Bekannt sind etwa die Unterscheidungen von

·                    physikalischen, chemischen und biologischen Stressoren sowie

·                    seelischen Stressoren aller Art.

 

Bei letzteren werden emotionale und kognitive Stressoren unterschieden, etwa angst- oder ekelerregende Filme einerseits, Prüfungs- oder Leistungssituationen (mental load) anderseits. Lennart Levi sprach von "psychosozialen Reizen", David C. Glass und Jerome E. Singer berichteten in ihrem Buch "Urban Stress" (1972) über Experimente mit "sozialen Stressoren".

 

Der einzige Bereich, für den Stressoren einigermassen systematisch und umfassend zusammengestellt worden sind, ist der Arbeitsplatz. Es wurden auch hiefür eine ganze Reihe von Messmethoden und Fragebogen entwickelt. Aber die Schadstoffbelastung wie die psychische Belastung, technische, ökonomische und organisatorische Zwänge so gut wie daraus resultierende Risikosituationen bieten dauernd Anlass zu Diskussionen.

 

b) Ebenso populär wie umstritten ist der "Life-Event"-Ansatz. In der häufig verwendeten Skala von Thomas H. Holmes und Richard H. Rahe (1967) ist beispielsweise der Tod des Ehepartners die schwerwiegendste Veränderung; im mittleren Bereich liegen Ereignisse wie schwere Verletzung oder Krankheit, Heirat und fristlose Entlassung; ein geringfügiges Gewicht kommt Änderungen der Essgewohnheiten, Urlaub und Weihnachten zu.

 

Gerade diese Liste zeigt, dass es "objektive" Stressoren kaum gibt: "Wat den Einen sin Uhl, is den Annern sin Nachtigal" (Fritz Reuter), oder nach Selye: Was für den einen Eustress, kann für den andern Distress bedeuten. "Es kommt ganz darauf an" - und zwar auf vieles, z. B.

·        ob das Ereignis überraschend ist, vorhersehbar war oder vermeidbar gewesen wäre

·        ob es geplant, aufgezwungen oder zufällig ist

·        ob es bedrohlich oder erfreulich, bedeutsam oder nebensächlich eingeschätzt wird,

·        ob es allein oder mit "sozialer Unterstützung" bewältigt werden muss

·        ob es Spielräume lässt oder nicht

·        ob und was für spätere Folgen (und deren Bewertung) es haben wird oder kann

·        in welchem Lebensalter, in welchen Verpflichtungen der Betroffene steht, usw.

 

Solche bei weitem nicht neuen Erkenntnisse haben manche Forscher bewogen, von der unmittelbaren Verknüpfung Stressor-Stressreaktion abzugehen und zu untersuchen, was dazwischen passiert.

Viktor von Weizsäcker sagte schon, dass die Psychosomatik den Menschen wieder als "Subjekt" in die Medizin einführe. Hinter der Funktionsstörung steht die Person mit ihrer seelischen Individualität.

 

 

4. Stress-Erleben und Stress-Regulation

 

a) Ausgehend von den Erkenntnissen der Gestaltpsychologie der zwanziger und dreissiger Jahre (Kurt Koffka, Kurt Lewin) legt die neuere Arbeitswissenschaft grosses Gewicht auf die Unterscheidung von objektiver und subjektiver Umwelt. Bedeutsam für den Menschen ist, was er von der "objektiven" Umwelt - Natur, Gesellschaft, Kultur - wahrnimmt und was er über sie denkt. (Dazu kommen unterschwellige und unbewusste Einflüsse sowie Erfahrung und Erziehung.)

Daher gibt eine "objektive" Arbeitsplatzbeschreibung - die, wenn auch von Experten, so doch von subjektiven Menschen durchgeführt wird -, keine Hinweise auf die seelische und körperliche Belastung des arbeitenden Menschen.

 

Der subjektiven Wahrnehmung hat sich vor allem der Lehrstuhl für Arbeits- und Betriebspsychologie der ETH Zürich (Eberhard Ulich) gewidmet. 1977 haben seine Mitarbeiter Andreas Alioth und Ivars Udris einen Fragebogen zur "Subjektiven Arbeitsanalyse" vorgestellt.

Andere Arbeitsgruppen haben später Verfahren zur Erfassung von Regulationserfordernissen resp. Regulationshindernissen in der Arbeitstätigkeit (VERA, RHIA) oder ein "Schema zur Bestimmung der rationalisierungsbedingten Veränderungen aus der Arbeiterperspektive" (RAVA-Schema) ausgearbeitet.

 

b) Zwei allgemeinere und zwei speziellere Theorien bilden den Hintergrund für diese und verwandte Bemühungen:

·        die Theorie der Handlungsregulation (George A. Miller et al. 1960, Winfried Hacker 1973)

·        das Person-Environment-Fit-Modell (John R .P. French 1973, Robert D. Caplan 1975)

·        Entscheidungsmodelle (z. B. Erwartung x Wert-Modell)

·        Problemlösungstheorien.

 

Nach dem ersten Modell erfolgt das Handeln anhand innerer Bilder oder "operativer Abbildungssysteme", die sich der Mensch von der Welt und von sich selber macht. Als wichtige Bestandteile enthält dieses organisierte Wissen "Pläne" oder Aktionsprogramme, die aus offenen "Vergleichs-Veränderungs-Rückkoppelungseinheiten" bestehen und hierarchisch ineinander verschachtelt sind.

 

Die meisten Entscheidungs- und Problemlösungsmodelle sind noch ausgeklügelter.

 

Anschaulicher ist das P-E-Fit-Modell: Wenn zwischen den von einer Person erwünschten Merkmalen der Arbeit (äussere und innere Soll-Zustände) und den wahrgenommenen Merkmalen (Ist-Zustände) keine Übereinstimmung herrscht (Misfit), ergibt sich Stress. Die Person erlebt also ein Missverhältnis zwischen

·        den Anforderungen der Situation an den Einsatz ihrer Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie an die Regulation ihrer Bedürfnisse und

·        ihren Möglichkeiten, aber auch ihrer Bereitschaft, diesen Anforderungen nachzukommen.

 

Stress ergibt sich also, wenn Müssen und Können, Wollen und Dürfen nicht harmonieren.

 

c) Vor allen durch zahlreiche Ratgeber für den Alltag bekannt geworden ist die Auffassung der Gruppe um Richard S. Lazarus:

Es komme auf die Bewertung von Geschehnissen und ihre Bewältigung an.

 

1. Bewertung (appraisal) besteht aus sich ständig ändernden Beurteilungen über die Bedeutung des laufenden Geschehens für das Wohlbefinden einer Person.

Je nachdem, was bewertet wird, spricht Lazarus von primärer oder sekundärer Bewertung.

 

Die primäre Bewertung bezieht sich auf das eigene Wohlbefinden. Jedes Ereignis kann als

  • irrelevant
  • günstig/positiv oder
  • stressend beurteilt werden, wobei sich letzteres auf unterschiedliche Zeitaspekte richtet:
    a) auf bereits eingetretene Schädigungen/Verluste oder fortwährenden Frust und
    b) auf einen erwarteten (antizipierten) Verlust oder Schaden.
    c) Man kann aber, was man erwartet, nicht bloss als Bedrohung, sondern als Herausforderung auffassen oder schlicht leugnen.

 

Diese Bewertungen hängen von der sekundären Bewertung ab, die sich auf die Bewältigungsfähigkeiten und -möglichkeiten richten. Darunter fallen Fragen wie:

  • Wie ist die Situation?
  • Was kann ich tun?
  • Wer könnte mir helfen?
  • Was könnte ich sonst tun?

 

Informationen über die eigenen Reaktionen wie über die Umwelt sowie anschliessendes Nachdenken können zu einer Neubewertung führen.

 

2. Die Art, wie jemand Stress bewältigt (coping), ist vermutlich wichtiger für die Lebensmoral, die "Anpassung" und die Gesundheit als die Häufigkeit und Schwere der als stressend beurteilten Ereignisse.

 

Grundsätzlich können Bewältigungsbemühungen auf die Umwelt oder das Selbst oder auf beides gerichtet sein (Jean Piaget sprach von Assimilation und Akkommodation).

 

Entweder will man die gestörte oder stressende Person-Umwelt-Beziehung ändern (Problemlösung) oder die Gefühle regulieren, die aus dieser Beziehung entstehen (Selbstberuhigung). Darüber hinaus erwähnt Lazarus "die Erhaltung der eigenen Möglichkeiten, das Tolerieren oder Ertragen von affektivem Distress und das Bewahren einer positiven Lebensmoral".

 

Als Mittel zur Bewältigung sieht Lazarus:

·        die Suche nach zusätzlicher, aber auch die Vermeidung unerwünschter Information

·        direkte Aktionen wie Reklamieren oder Drohen, Einnehmen von Beruhigungsmitteln, sich in Arbeit stürzen oder eine neue Liebesbeziehung aufnehmen

·        oder umgekehrt Handlungen unterlassen, z. B. das Rauchen oder Trinken

·        innerseelische Bewältigungsformen, z. B. sagen "Ich bin o. k. - Du bist o, k." (Eric Berne 1957; Thomas H. Harris 1967) oder seine Aufmerksamkeit in eine andere Richtung lenken.

 

Die Beurteilung der Wirksamkeit dieser Bewältigungsvorgänge ist äusserst schwierig, da sie miteinander zusammenhängen.

 

Für die Wahl der Bewältigungsmittel ist die Situation zu beachten, die sich jedoch auf Grund äusserer wie innerer Vorgänge und Anstrengungen immer wieder ändern kann. Vier wichtige Faktoren hebt Lazarus heraus:

·                    den Grad der Ungewissheit

·                    den Grad der bewerteten Bedrohung

·                    das Vorliegen eines Konfliktes

·                    den Grad der Hilflosigkeit.

 

Die Erfahrung zeigt, dass häufig folgende Lösungen gewählt werden:

·                    den Kopf in den Sand stecken

·                    verzweifelte und primitive Gefühle und Gedanken

·                    Neurosen

·                    Depression.

 

 

Teil III: Stärkung von Körper und Persönlichkeit

 

 

1. Individuelle und kollektive Persönlichkeitsförderung

 

Soweit Theorie und Forschung - in winzigen Auszügen. Da gerade die letztgenannten Ergebnisse wenig erfreulich sind, sucht man nach Mitteln und Wegen, die Fähigkeiten des Menschen zur Stressbewältigung zu erhöhen: ein Tummelplatz für Berater und Therapeuten, Gelehrte und Gurus.

 

Bemerkenswert ist die Entwicklung von Hans Selye. Er hat von der Biochemie ins Lager derjenigen gewechselt, für die Stress nicht "objektiv" ist, sondern durch Ab- und Einschätzungen von Ereignissen entsteht. So sagt er:

 

"Stress kann beispielsweise eine Folgeerscheinung von Spannungen innerhalb einer Familie oder innerhalb des Arbeitsprozesses sein oder die Folge des einschränkenden Einflusses sozialer Tabus und bestimmter Traditionen." (107)

 

Andernorts wirft er gar alles, was nicht Stressreaktion ist, in den Topf der Stressoren z. B. operative Eingriffe und Vergiftungen, Anstrengung und unerwarteten Erfolg, Furcht, Frust und Blutverlust. Ihnen begegnen kann der Organismus, aber auch die Person auf zwei Arten.

 

Damit es nicht zur Schädigung des Organismus oder zur Resignation kommt, müssen Körper und Seele den Stressor entweder tolerieren oder bekämpfen. Dazu muss jeder sein persönliches Stressniveau finden. Er muss wissen, was er an Anregung, Aufregung und Aufgaben braucht - und erträgt.

Bei aussergewöhnlichen Anforderungen kann dieses Niveau - analog einer Immunisierung durch Impfung - erhöht werden. Das kann auf biologischer Ebene durch aufbauende Wirkstoffe, unspezifische Medikamente und körperliches Training erfolgen. Sie verstärken "die körpereigenen natürlichen unspezifischen Abwehrkräfte".

 

Seelische Stärkung erhalten wir, wenn wir für ein als lohnenswert erachtetes Ziel kämpfen und arbeiten, am besten nach der Devise: "Gewinne deines Nächsten Liebe", oder etwas praktischer: Verschaffe dir mit etwas Konstruktivem, das du gerne tust und das auch dir nützt, Achtung bei den andern. Der Weg dazu liegt in der Mitte zwischen rücksichtlosem Egoismus und Selbstaufopferung.

 

Wie findet man auf diesen Weg? Durch Persönlichkeitsförderung.

Individuell liegt sie in der Erarbeitung eines gesunden Selbstvertrauens; das ergibt "Kompetenz" und flexible Bewältigungsstrategien.

Auf kollektiver Ebene bedeutet das "differentielle und dynamische Arbeitsgestaltung" (Eberhard Ulich 1978), "organisches Wachstum" (Mesarović/ Pestel 1974) und "Hilfe zur Selbsthilfe".

Das gilt auch für Völker und Kinder. Damit nicht jeder kleinste Frust gleich zum grossen Stress wird, müssen sie schrittweise lernen, mit Schwierigkeiten nicht nur umzugehen, sondern auch fertig zu werden - neue gibt es immer wieder. Anleiten können sie aber nur kompetente Persönlichkeiten, die wissen, was wann wo not tut.

 

 

2. Natürliche Therapien und Stärkungsmittel

 

Gegen viele Infektionserreger und andere biologische Stressoren verfügt der Körper über Abwehrstoffe und eine ganze Reihe von Abwehrvorgängen.

 

Gegen seelische Belastungen gibt es eben so viele verschiedene Therapien, von körperlicher Betätigung und Bädern bis zur Psychotherapie und Meditation.

 

Am Ende seines Lebens geriet Hans Selye in eine philosophische Periode: "Ich habe die alten Weisen wiederentdeckt. Ich interessiere mich sehr für die Gedanken von Sokrates und Plato. Ihre Ideen haben Jahrhunderte überdauert; wir sollten bei jedem Versuch, eine Lebensphilosophie zu formulieren, auf sie zurückgreifen."

 

Jeder muss seine eigene Lebensweise suchen und finden.

 

Werden die Störungen des inneren und äusseren Gleichgewichts zu heftig, müssen Seele und Körper gestärkt werden. Die Seele kann Hilfe bei den Lebensweisheiten aller Völker und Zeiten finden. Für den Körper können wir auf zahlreiche weise Produkt der Natur zurückgreifen.

 

 

Literaturauswahl zum Thema "Stress"

 

siehe auch: Praktische Tips für Manager, Stichwort: Stressmanagement

 

1915-1929

 

Walter Bradford Cannon: Bodily Changes in Pain, Hunger, Fear and Rage. An account of recent researches into the function of emotional excitement. New York, London: Appleton 1915; zahlreiche Aufl.;
dt.: Wut, Hunger, Angst und Schmerz. Eine Physiologie der Emotionen. München: Urban & Schwarzenberg 1975.

Elizabeth Duffy: Tensions and emotional factors in reaction. From the psychological laboratories of the Johns Hopkins University. Diss. 1928, published Worcester, Mass.: Clark University 1930.

 

1930-1939

 

Millais Culpin, May Smith: The nervous temperament. London: Great Britain Industrial Health Research Board 1930.

Ferdinand Hoppe. Erfolg und Misserfolg. Phil. Diss. 1930; Berlin: Springer 1930.

Tamara Dembo: Der Ärger als dynamisches Problem. Diss. Universität Berlin; Berlin: Springe, 1931.

Gustav von Bergmann: Funktionelle Pathologie. Eine klinische Sammlung von Ergebnissen und Anschauungen einer Arbeitsrichtung. Berlin: Springer 1932, 2. umgearbeitete Aufl. 1936.

Walter Bradford Cannon: The Wisdom of the Body. New York: Norton 1932; zahlreiche Aufl.

Marie Jahoda, Paul F. Lazarsfeld, Hans Zeisel: Die Arbeitslosen von Marienthal. Ein soziographischer Versuch über die Wirkungen langandauernder Arbeitslosigkeit. Leipzig: Hirzel 1933; zahlreiche Aufl.

Richard Katz: Drei Gesichter Luzifers. Lärm, Maschine, Geschäft. Erlenbach: Eugen Rentsch 1934; revidierte Neuauflage Zürich: Fretz & Wasmuth 1953.

Helen Flanders Dunbar: Emotions and Bodily Changes. A survey of literature on psychosomatic interrelationships, 1910-1933. New York: Columbia University Press 1935; 2. Aufl. 1938;
Reprint der 4. Aufl. (1954) New York: Arno Press 1976.

Alfred Irving Hallowell: Psychic stress and culture patterns. 1936.

Erich Wittkower: Einfluss der Gemütsbewegung auf den Körper (Affektphysiologie und Organneurosen). Wien: Sensen-Verlag 1936.

Anna Freud: Das Ich und die Abwehrmechanismen. Wien: Internationaler Psychoanalytischer Verlag 1936; erneut London: Imago 1946; zahlreiche Aufl.;
engl.: The Ego and Mechanisms of Defence. London: Hogarth 1937; zahlreiche Aufl.

 

1940-1949

 

Helen Flanders Dunbar: Psychosomatic Diagnosis. New York, London: Hoeber 1943, 2. ed. 1948.

 

1950-1969

 

Hans Selye: The Stress of Life. New York, London: McGraw-Hill 1956, zahlreiche ed. bis 1984;
dt.: Stress beherrscht unser Leben. Düsseldorf: Econ 1957, zahlreiche Aufl.

Lennart Levi: Stress. Körper, Seele und Krankheit. Eine Einführung in die psychosomatische Medizin. Göttingen: Musterschmidt 1964.

Richard S. Lazarus: Psychological Stress and the Coping Process. New York: McGraw-Hill 1966.

 

1970-1974

 

David C. Glass, Jerome E. Singer: Urban stress. Experiments on noise and social stressors. New York: Academic Press 1972.

 

1975

 

Lennart Levi, Lars Andersson: Psychosocial stress. Population, environment and quality of life. New York: Spectrum 1975.

Robert D. Caplan et al.: Arbeit und Gesundheit. Stress und seine Auswirkungen bei verschiedenen Berufen. Herausgegeben und eingeleitet von Ivars Udris. Bern: Hans Huber 1982 (amer. Originalpublikation 1975).

Martin E. P. Seligman: Helplessness. On depression, development, and death. San Francisco: Freeman 1975;
dt.: Erlernte Hilflosigkeit. München: Urban & Schwarzenberg 1979.

 

1976

 

Frederic Vester: Phänomen Stress. Wo liegt der Ursprung, warum ist er lebenswichtig, wodurch ist er entartet? Stuttgart: Deutsche Verlagsanstalt 1976; überarbeitet München: Deutscher Taschenbuch-Verlag 1978 (dtv Nr. 1396).

 

1977

 

Hans Schaefer, Maria Blohmke: Herzkrank durch psychosozialen Stress. Heidelberg: Hüthig 1977.

Donald Meichenbaum: Kognitive Verhaltensmodifikation. München: Urban & Schwarzenberg 1979 (amer. Originalausgabe 1977).

 

1978

 

Dietmar Juli, Maren Engelbrecht-Greve: Stressverhalten ändern lernen. Reinbek: Rowohlt 1978.

 

1979

 

Charles Donald Spielberger: Understanding Stress and Anxiety. London: Harper & Row 1979;
dt.: Stress und Angst. Risiko unserer Zeit. Weinheim: Beltz 1980.

Hans Selye: Stress - mein Leben. Erinnerungen eines Forschers. München: Kindler 1981, Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag 1984 (amer. Originalausgabe 1979, mit vielen Auszügen aus früheren Schriften).

Kenneth R. Pelletier: Die neue Medizin. Gesundheit durch Vermeidung von Stress. Vorbeugen statt heilen. Frankfurt: Fischer 1982 (amer.: Holistic Medicine 1979)

Aaron Antonovsky: Health, stress and coping. San Francicso: Jossey-Bass 1979.

 

1980

 

Hoyle Leigh, Morton F. Reiser: The patient. Biological, psychological and social dimensions of medical practice. New York, London: Plenum Medical 1980, 2. ed 1985.

Norbert Semmer: Stress. In: Roland Asanger, Gerd Wenninger (Hrsg.): Handwörterbuch der Psychologie. Weinheim: Beltz 1980, 3. Aufl., Studienausgabe 1983, S. 486-492; ferner daselbst: Heinz Katschnig: Life-Event-Forschung, S. 257-263; Heinrich Keupp: Sozialepidemiologie, S. 430-436.

August Wilhelm von Eiff (Hrsg.): Stress. Phänomenologie, Diagnose und Therapie in den verschiedenen Lebensabschnitten. Stuttgart: Thieme 1980.

Winfried Hacker, Peter Richter: Psychische Fehlbeanspruchung: psychische Ermüdung, Monotonie, Sättigung und Stress. Berlin: Deutscher Verlag der Wissenschaften 1980; Berlin: Springer, 2. Aufl. 1984.

Holger Brandes: Flexibilität und Qualifikation. Darmstadt: Steinkopff 1980.

Johannes Siegrist: Soziale Belastungen und Herzinfarkt. Stuttgart: Enke 1980.

 

1981

 

Ralf Schwarzer: Stress, Angst und Hilflosigkeit. Die Bedeutung von Kognitionen und Emotionen bei der Regulation von Belastungssituationen. Stuttgart: Kohlhammer 1981.

Jürgen R. Nitsch (Hrsg.): Stress. Theorien, Untersuchungen, Massnahmen. Bern: Hans Huber 1981.

Raymond Battegay: Grenzsituationen. Bern: Huber 1981.

Sigrun-Heide Filip (Hrsg.): Kritische Lebensereignisse. München: Urban & Schwarzenberg 1981.

Dieter Gebert: Belastung und Beanspruchung in Organisationen. Stuttgart: Poeschel 1981.

Günther Prystav: Psychologische Copingforschung. Diagnostica 27 (3), 1981, S. 189-214.

Wilfried Karmaus: Bewältigung von arbeitsbezogenen Belastungen und Beschwerden. Eine medizinsoziologische Untersuchung. Frankfurt am Main: Campus 1984
(Zusammenfassung einer medizinischen Dissertation in Hamburg von 1981).

 

1982

 

Marie Jahoda: Employment and Unemployment. A Social-psychological Analysis. Cambridge: Cambridge University Press 1982;
dt.: Wieviel Arbeit braucht der Mensch? Arbeit und Arbeitslosigkeit im 20. Jahrhundert. Weinheim: Beltz, 1983.

Leo Goldberger, Shlomo Breznitz (Eds.): Handbook of Stress. Theoretical and Clinical Aspects. New York: Free Press (Macmillan) 1982.

Fritz Bretschneider: Verhaltenstraining für Stresssituationen. Stuttgart: Hippokrates 1982.

Bennina Orendi: Stressbewältigung. Psychosozial 5 (1), 1982, S. 55-66.

Hans-Georg Zapotoczky: Stress in allen Lebensstufen. Zur Befreiung aus der Erschöpfung. Stuttgart: Hippokrates 1982.

Werner Maschewsky, Ulrike Schneider: Soziale Ursachen des Herzinfarkts. Frankfurt am Main: Campus 1982.

Franz Friczewski: Arbeitsbelastung und Krankheit bei Industriearbeitern. Frankfurt: Campus 1982.

Edward A. Charlesworth, Ronald G. Nathan: Stress Management. A Comprehensive Guide to Wellness. New York: Atheneum 1982, extensively revised and updated 1984.

 

1983

 

Günther K. M. Huber: Stress und Konflikte bewältigen. Ein psycho-physiologisches Recreationstraining für Führungskrâfte. Landsberg/Lech: Dummer, verlag moderne industrie 1983.

Cary L. Cooper (Ed.): Stress research. Issues for the eighties. Chichester : Wiley 1983.

Donald Meichenbaum: Coping with stress. New York: Facts on File Publications/ London: Century 1983;
dt.: Stress bewältigen.
München: Ehrenwirth Beratungsbuch 1985.

Franz Josef Heeg: Die Gesamtbelastung des arbeitenden Menschen. Ansätze zu einer komplexen Betrachtungsweise. Zeitschrift für Arbeitswissenschaft, 37. Jg., H.1, 1983, S. 24-33.

E. Lössl: Stress, insbesondere arbeitsbezogener Stress - Konzeptualisierungen und Forschungsergebnisse über Messverfahren und Daten der neueren Literatur. Zeitschrift für Arbeitswissenschaft, 37. Jg., H.2, 1983, S. 69-76.

Hajo Funke: Arbeit darf nicht krank machen. Alternativen zur betrieblichen Gesundheitspolitik. Frankfurt am Main: Campus 1983.

Ulrich Bolm-Audorff: Berufliche Belastungen und koronare Herzkrankheiten. Frankfurt: R. G. Fischer 1983.

Hermann Mohler: Belegte und unbelegte Theorien über Arteriosklerose und Herzinfarkt. Zürich: Mohler 1983.

Klaus Scheuch, Gert Schreinicke: Stress. Gedanken - Theorien - Probleme. Berlin: VEB Verlag Volk und Gesundheit 1983.

Kalevi Pyörälä (Ed.): Secondary prevention of coronary heart disease. Workshop of the International Society and Federation of Cardiology, Titisee, 21 - 24. October 1983. Stuttgart: Thieme 1983.

 

1984

 

Wolfram Boucsein et al.: Systemresponsezeiten als Belastungsfaktor bei Bildschirm-Dialogtätigkeiten. Zeitschrift für Arbeitswissenschaft, 38. Jg., H.2, 1984, S. 117-122.

John H. Milsum: Health, Stress, and Illness. A Systems Approach. New York: Praeger 1984.

Günter Harnisch: Schulstress. Praktische Hilfen für Lehrer, Erzieher und Eltern. Düsseldorf: Schwann 1984.

Theresia Mechtler: Stressreaktionen als Krankheitsfaktoren. Wien 1985 (Diss. Universität Linz 1984).

Manfred Ackenheil, M. Albus, R. R. Engel, H. Hippius: Stress und Individuum. Ein Beitrag zur Psychobiologie in Belastungssituationen. Bonn: Osang 1984.

William M. Waid (Ed.): Sociophysiology. New York: Springer 1984.

Richard S. Lazarus: Stress, Appraisal and Coping. New York: Springer 1984.

 

1985

Cornelia Facaoaru, Ekkehart Frieling: Verfahren zur Ermittlung informatorischer Belastungen. Zeitschrift für Arbeitswissenschaft, 39. Jg., H.2, 1985, S. 65-72 (Teil I: Theoretische und konzeptionelle Grundlagen); 40. Jg., H.2, 1986, S. 90-96 (Teil II: Aufbau und Darstellung eines Verfahrensentwurfs).

Torsten M. Kühlmann: Zur erlebten Arbeitsplatzbeanspruchung und Ursachenzuschreibung bei Fahrern im öffentlichen Personennahverkehr. Zeitschrift für Arbeitswissenschaft, 39. Jg., H.4, 1985, S. 208-213.

Klaus R. Scherer et al.: Die Stressreaktion: Physiologie und Verhalten. Göttingen: Hogrefe 1985.

Karl-Heinz Theis: Fehlzeiten und psychische Beschwerden: Reaktionsformen auf Belastungen im Betrieb. Spardorf: Wilfer 1985 (Diss. phil. Saarbrücken).

Siegfried Brockert, Heinz Brockert: Stress. München: Schönberger 1985.

Hans-Jürgen Enderlein: Herzinfarkt. Ein patientenorientierter und integrativer Therapieansatz zur Unterstützung von Prävention und Rehabilitation. Pfaffenweiler: Centaurus 1985.

Hubert Hofmann (Hrsg.): Primary and secondary prevention of coronary heart diseases. Results of new trials. Berlin: Springer 1985.

William E. Connor (Ed.): Coronary heart disease. Prevention, complications and treatment. Philadelphia: Lippincott 1985.

Wolfgang Schönpflug: Goal Directed Behavior as a Source of Stress: Psychological Origins and Consequences of Inefficiency. In Michael Frese, John Sabini (Hrsg.): Goal Directed Behavior: The Concept of Action in Psychology. Hillsdale, N. J.: Lawrence Erlbaum 1985, S. 172-188; Kommentar dazu von Richard S. Lazarus, S. 189-198;
ferner Norbert Semmer, Michael Frese: Action Theory in Clinical Psychology, S. 296-310; Kommentar dazu  von Erich Klinger, S. 311-319.

 

1986

 

Gerd Marstedt, Ulrich Mergner: Psychische Belastung in der Arbeitswelt. Theoretische Ansätze, Methoden und empirische Forschungsergebnisse. Opladen: Westdeutscher Verlag 1986.

Carola Halhuber (Hrsg.): Die koronare Herzkrankheit - eine Herausforderung an Gesellschaft und Politik. Erlangen: Perimed-Fachbuch-Verlags-Gesellschaft 1986.

 

Text für eine Broschüre, September 1986

 

siehe auch:

Frank Joseph McGuigan: Encyclopedia of Stress. Boston, Mass.: Allyn and Bacon 1999.

George Fink (Hrsg.): Encyclopedia of Stress. 3 Bde, San Diego, Calif.: Academic Press 2000;
2. Aufl. in 4 Bdn, Amsterdam: Elsevier/ San Diego, Calif.: Academic Press 2007.

 




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