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Fragmentarische Notizen einer Vorlesung von Erich Brock an der Universität Zürich,

Sommersemester 1967

 

siehe auch: Erich Brock: Georg Simmel – zum 50. Todestag (28.9.1968)

 

 

Den Philosophen macht aus:

1) eisige Schärfe des Verstandes

2) Sensibilität, Reaktionsbreite, Feinheit

3) Objektivität und Ehrfurcht

4) Warmherzigkeit, Gutes tuend

5) Lebendigwerden des Denkens und Gedankenwerden des Lebens.

 

Doppeltbedingtheit von Subjekt und Objekt: Objekt durch Subjekt bedingt sehen und umgekehrt; Mensch durch Gott bedingt und umgekehrt, dieser durch Glauben.

 

Im Gegenteil des Gesagten muss auch Wesentliches aufleuchten.

 

Wille muss Polarität weitertreiben.

 

Schlussstein: Selbstüberschreitung (Selbsttranszendenz) des Lebens zum Geist hin, ohne aufzuhören, Leben zu sein!

 

Das einheitliche Sein der Welt lebt sich in zwei Pole auseinander, feindlich und einander doch bedingend, benötigend (Freundschaft).

Krieg unter Menschen hat diese Verursachung, damit das Leben intensiviert wird (öppis lauft). Sicherheit = Erschlaffung → wird es geben, solange Menschen sind, also "müssen Feinde her". Schlächterei geht nur wenn man meint, man stehe dem Teufel gegenüber.

 

Nicht Verschachtelung, sondern Sprache muss selbst produzieren, in Einfachheit.

Papierenen Gedanken fehlt der Vorstoß in lebendige Grundschichten (aber nicht wie Heidegger).

Philosophisch schreiben: allgemeinste Dinge auf speziellste Art schreiben, aber nicht abgebrauchte „Schaltung“. Nicht zu sehr Festigkeit der Begriffe, aber doch Scharfheit erfordert und doch Flüssigkeit.

 

Logistik: nicht mathematisch fassbare Probleme seien Scheinprobleme. Das ist Unsinn.

 

Nicht Fortschritt, sondern Bereicherung oder Erweiterung des Gesichtsfeldes.

Kraft der Vergänzung reicht nicht aus, hat nur im engen Bereich Wirksamkeit → Fortschritt an Bewusstheit, aber nicht an Gestaltungskraft.

 

Die Ganzheit wird aufgebaut als Antwort auf die Natur des Philosophen.

Das ist parallel zur Naturwissenschaft: Antwort je nach Frage, die der Experimentator stellt.

= Alles je nach Frage = Disjunktion vorhanden

 

Welle - kontinuierlich, stetig (flutend, Fluidum)

Korpuskel - diskret (atomar)

 

endlich (begrenzt)

unendlich (unbegrenzt).

 

Objektivität ist nur statistisch.

Objektive Wirklichkeit ist vorhanden, hat alle Eigenschaften in bestimmter Struktur, antwortet je nach Frage.

 

Philosoph hat Organ für die Ganzheit.

Wenn die Philosophie eine eigene Rolle wünscht, bleibt ihr nichts anderes übrig als sich auf das Ganze zu richten.

 

Modell: Mensch als Ganzheit für Modell der Welt zum Pate gestanden.

- Nicht alles im einzelnen Entwurf (Mensch) unterzubringen.

 

"qui trop embrasse, mal étraint" (→ keine Kraft und Energie, Durchdringung mehr)

 

Mensch: Drang zu sich selbst zu gelangen, "muss über Leichen schreiten" (aber nicht zuviele)

 

Ganzheit vs Splitterhaftigkeit (Gesetz- und Regelloses → ohne Gestalt, Substanz und ohne Kausalität).

 

Substanz und Kausalität hauptsächlich zur Meisterung des Weltstoffes.

 

Ganzheitsstreben des Menschen geht zur Identität (Ich = Gott), aber was integriert wird, muss bestehen bleiben. Richtig: Schwebe zwischen Vielheit und Einheit.

 

Gesamtheit gehört zum Endlichen, obwohl asymptotisch.

 

Unendliches ist Nichtganzes.

 

Welt hat zuerst unendlichem Charakter (verwandt mit Chaotischem), der Mensch setzt eine bestimmte Struktur.

Erfahrung bietet uns Ganzheit als relative an, z. B. Biotop (Gemeinschaft Tiere-Pflanzen).

 

Wirkliche Ganzheiten sind nicht anzutreffen. Alles Konkrete ist nur statistisch zu erfassen.

 

Naturwissenschaft: keine absolute Kausalität (nur statistisch zu behandeln, genügt). Durch Induktion (Anhäufung von Einzelfällen) kann nichts Wesenhaftes herauskommen.

 

Heraklit: eine notwendige Verknüpfung ist Ganzes und Nichtganzes.

 

Alle allgemeinen Gesetze (moralische, soziologische) haben die Eigenschaft, dass sie im Ganzen richtig sein können, aber auf Einzelheiten angewandt, doch nicht stimmen.

 

Aufgabe der Philosophie: die Verzahnung von Allgemeinem und Besonderem, die nie gelöst werden kann.

Tatsache der Wirklichkeit. Allgemeines und Besonderes gleichzeitig da.

 


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