Home Musical und Filme 1940 - 1970
                    
vorwiegend US-Produktionen
 
bearbeitete und erweiterte Notizen zum Artikel „Den ‚Aufbruch der vierziger Jahre’ nutzen“, Winter 1973/74
 
Siehe auch:   20 000 Jahre Filmgeschichte?; Teil VII: Spielfilme 1945-1958
                        Schöne Filmmusik
                        Die Neuen Wellen
                        Das amerikanische "Cinéma Vérité"
 
Literatur:        Literatur 1958-2007
 
Siehe auch:        https://en.wikipedia.org/wiki/AFI%27s_Greatest_Movie_Musicals
 
 
1940er Jahre: Bühnenmusicals – meist erst in den 1950er Jahren verfilmt
 
Das Broadway-Musical „Cabin in the Sky“ von 1940 war eines der ganz wenigen, das sehr rasch (1943) verfilmt wurde. Vincente Minelli drehte es nur mit Schwarzen, darunter Louis Armstrong, Duke Ellington mit seinem Orchester und Rex Ingram. Im Jahr darauf drehte er das ebenfalls im amerikanischen „tiefen Süden“ spielende Filmmusical „Meet Me in St. Louis“ mit Judy Garland, die er bald darauf heiratete. Unterschiedlichen Erfolg hatten seine nächsten Filmmusicals.
 
In einer ganzen Reihe von Filmmusicals von 1940-50 bezauberte die in Rio de Janeiro aufgewachsene Portugiesin Carmen Miranda die Amerikaner. Sie war schon in Brasilien als Sängerin und Tänzerin bekannt geworden und wurde nun in immer grösseren Rollen eingesetzt. Es begann mit den ersten Technicolor-Filmen von Fox: „Down Argentine Way“ (1940), „That Night in Rio“ (1941 – ein Remake von „Folies Bergère de Paris“, 1935), „Week-End in Havana“ (1941) und Springtime in the Rockies“ (1942). Im Jahre 1944 erschien sie bereits in drei Musicalfilmen; das war aber auch schon der Höhepunkt ihrer Karriere. Häufig sang und tanzte sie zusammen mit Betty Grable und Don Ameche. Als Musiker spielte mehrmals Harry James mit seiner Band auf.
 
„Pal Joey“ (1940) war das letzte grössere Musical, welches der Komponist Richard Rodgers mit seinem Texter Lorentz Hart schuf. Die beiden hatten über 20 Jahre zusammengearbeitet. Der Film wurde erst 1957 gedreht.
Nach dem frühen Tod von Hart musste Rodgers einen neuen Partner suchen. Er fand ihn in Oscar Hammerstein, der bereits seit seiner Studienzeit (1914) Liedtexte geschrieben hatte. Ihre Zusammenarbeit leitete die grosse Zeit des amerikanischen Musicals ein. Ihre erste von insgesamt neun Bühnenproduktionen war das Musical „Oklahoma!“ (1943). Die Verfilmung durch Fred Zinneman mit Frank Sinatra und Rita Hayworth liess zwölf Jahre auf sich warten. Es folgten die tragische Geschichte von „Carousel“ (1945); die Verfilmung erfolgte ebenfalls mehr als zehn Jahre später. „South Pacific“ (1949) lief am Broadway mehr als fünf Jahre; der Film folgte 1958.
 
In den Jahren 1945/46 wurden die Biographien von George und Ira Gershwin, Jerome Kern und Cole Porter verfilmt. „Deep in My Heart“ (1964) schilderte das Leben des Komponisten Siegmund Romberg.
 
Die Choreographie bei „On the Town“ (1944) stammte vom 26jährigen Jerome Robbins, die Musik von seinem gleichaltrigen Musicalkollegen Leonard Bernstein.
Der letzte grosse Broadwayerfolg des seit bald einem halben Jahrhundert komponierenden Liederdichters Irving Berlin war das Musical „Annie Get Your Gun“ (1946). Schon vier Jahre später folgte der Film.
 
Auch Altmeister Cole Porter, der bereits im zarten Alter von 10 Jahren (1901) seine erste Operette geschrieben hatte, liess sich von der Muscalbegeisterung nochmals anstecken; er komponierte und textete 1948 „Kiss Me Kate“. Die Verfilmung erfolgte fünf Jahre später.
Der Songschreiber Hoagy Carmichael trat in den 1940er und 1950er Jahren mehrfach selber als Schauspieler in Filmen auf.
 
Verfilmtes Ballett schliesslich bot der englische Film „The Red Shoes“ (1948) mit Moira Shearer, Ludmilla Tchérina und Leonid Massine. Die drei traten auch in „Hoffmanns Erzählungen“ (1951) auf.
 
1940er Jahre Filme: anspruchsvolle und spannende Unterhaltung
 
Von den 1930er in die 1940er Jahre führt exemplarisch der vom Exzentriker Howard Hughes produzierte und gestaltete Western „The Outlaw“. Der beauftragte bekannte Regisseur Howard Hawks verliess schon nach zwei Wochen das Set. Hughes nahm die Filmerei im Dezember 1940 selber in die Hand und liess Jane Russels Oberkörper aus allen nur erdenklichen Blickwinkeln filmen. Das im Februar 1941 bereits fertige Werk rief sofort und mehrmals die Zensurbehörden und Sittlichkeitsvereine auf den Plan. Daher konnte es erstmals im Februar 1943 in San Francisco nur ein paar Tage gezeigt werden. Erst 1946 wurde es unter vielen Protesten erneut vorgeführt und zum Publikumserfolg. Die endgültige Fassung schnitt Hughes erst 1949.
https://www.youtube.com/watch?v=3ZKF9s3Ss3Y
 
Der Brite Alfred Hitchcock war 1939 nach Hollywood gekommen. Hier brachte er zwanzig Jahre lang mindestens einen Film pro Jahr heraus.
John Hustons „Maltese Falcon“ (1941) mit Humphrey Bogart leitete die Serie der „schwarzen Filme“ ein; es folgten 1944 von Otto Preminger „Laura“ und von Billy Wilder „Double Indemnity“, 1945 von Fritz Lang „The Woman in the Window“ und „Scarlet Street“, 1946 von Robert Siodmak“ The Killers“ und „The Dark Mirror“ sowie von Howard Hawks „The Big Sleep“, 1947 von Henry Hathaway „Kiss of Death“ und von Edward Dmytryk „Crossfire“, 1948 wiederum von John Huston „Key Largo“. In manchen spielte Edward G. Robinson.
 
Die vierziger Jahre brachten auch die ersten bedeutenden Filme von Orson Welles, Anthony Mann und Robert Wise, Elia Kazan, Richard Fleischer und Don Siegel sowie des Autoren und Produzenten Joseph L. Mankiewicz und des Untergrund-Filmers Kenneth Anger, ferner von David Lean und Carol Reed, Luchino Visconti und Roberto Rossellini, Henri-Georges Clouzot und Jules Dassin, Helmut Käutner und  Wolfgang Staudte, aber auch die grossen Erfolge von Jean Cocteau und Vittorio de Sica.
 
Am Sternenhimmel der Bühnen- und Filmwelt stiegen auf:
Rudolf Prack, O. W. Fischer, Curd Jürgens und Peter van Eyck, Mady Rahl, Hilde Krahl, Margot Hielscher, Winnie Markus, Sonja Ziemann, Maria Schell und Hildegard Knef, Ingrid Bergmann, Anna Magnani und Silvana Mangano, Simone Signoret und Micheline Presle, Jean-Louis Barrault, Jean Marais, Gérard Philippe und Vittorio Gassmann.
 
Erste grosse Erfolge hatten die US-Stars Bob Hope, Alan Ladd, Gene Kelly, Robert Mitchum und Gregory Peck, Kirk Douglas und Burt Lancaster.
Bei den Schauspielerinnen verzeichneten Erfolge:
Ann Sheridan „(genannt „the Oomph Gril“),
Lana Turner (seit 1937 als „Sweater Girl“ bekannt),
Betty Grable („The Pin-Up Girl“); liess Ende der 40erJahre ihre Beine bei Lloyds in London für eine Million Dollar versichern),
Marie McDonald (um 1942 „The Body“ genannt),
Esther Williams („America’s Mermaid“),
Rita Hayworth („The Love Goddess“),
Lauren Bacall („The Look“),
Veronika Lake (wegen Ihrer Frisur „Peek-a-boo Girl“ genannt) sowie
June Allyson, Kathryn Grayson, Arlene Dahl, Paula Raymond, Anne Baxter, Shelley Winters, Gene Tierney und Rita Hayward, Deborah Kerr, Jennifer Jones, Ava Gardner, Virginia Mayo, Kim Hunter, Nina Foch, Yvonne de Carlo, Angela Lansbury, Jean Simmons und die junge Liz Taylor.
 
1950er Musicals: leichtfüssig und heiter, beschwingt und farbenfroh
 
Das Broadway-Musical „Guys and Dolls“ von 1950 wurde fünf Jahre später mit Frank Sinatra, Marlon Brando und Jean Simmons.
1951 fand die Premiere des Musicals „The King and I“ von Rodgers und Hammerstein unter der Choreographie von Jerome Robbins am Broadway statt; die Verfilmung erfolgte 1956. In beiden Fällen war der Hauptdarsteller Yul Brinner.
Der Komponist Frederick Loewe und der Liedschreiber Alan Jay Lerner arbeiteten seit 1942 zusammen. Doch erst „My Fair Lady“ wurde ein Riesenerfolg. Die Uraufführungen fanden 1956 in New York, 1958 in London und 1961 in Berlin statt. Der Film folgte 1964. Dasselbe Team schuf 1958 den Musical-Fim „Gigi“ unter der Regie von Vincente Minelli und 1960 das Musical „Camelot“ (verfilmt 1967).
 
Cole Porter war wieder sehr aktiv und schuf kurz hintereinander „Can Can“ (1953), „Silk Stockings“ (1954), die Musik für den Film „High Society“ (1956) und musikalische Einlagen für „Les Girls“ (1957).
 
Frankreich zeigte Tanzfilme mit Françoise Arnoul („French Can Can“, 1954) und der Ballerina Zizi Jeanmaire („Folies Bergère“, 1956). Das Bühnenmusical „Irma la Douce“ wurden 1956 in Frankreich uraufgeführt, hatte 1958 im Londoner West End Premiere und kam erst zwei Jahre später an den Broadway. Der Film folgte 1963 mit Shirley MacLaine und Jack Lemmon.
Das Broadway-Musical „Bells Are Ringing“ (1956) mit Judy Holliday wurde 1960 von Vincente Minelli mit ihr selbst und Dean Martin verfilmt.
 
Im Herbst 1957 wurde in Washington und am Broadway erstmals die „West Side Story“ aufgeführt (Musik: Leonard Bernstein, Choreographie: Jerome Robbins). Die Liedtexte stammten vom 27jährigen Stephen Sondheim, der später auch Musicals komponierte. Regisseur des Films (1961) war Robert Wise.
 
1935 hatte die Österreicherin Maria Augusta von Trapp mit den Kindern ihres Mannes einen Familienchor gegründet und war drei Jahre später mit diesem in die USA ausgewandert. Der Chor unternahm zahlreiche Konzertreisen unter dem Namen „Trapp Family Singers“. Marias Lebenserinnerungen (engl. 1949; dt. 1952) bildeten die Grundlage für zwei deutsche Spielfilme mit Ruth Leuwerik (1956 und 1958).
Daran lose anknüpfend schufen Richard Rodgers und Oscar Hammerstein ihr letztes grosses Musical. Aus urheberrechtlichen Gründen musste Rodgers alles neu komponieren. „The Sound of Music“ hatte einen triumphalen Erfolg. Am Broadway (seit 1959) erlebte es über 1400 Aufführungen, in London seit 1961 fast 2400. Der Film unter der Regie von Robert Wise mit Julie Andrews kam 1965 in die Kinos. [Die deutsche Uraufführung des Musicals fand erst 1982 mit dem Titel „Die Trapp-Familie“ in Hildesheim statt.]
 
1950er Filme: Tänzer und Tänzerinnen, junge Rebellen, Rock ’n’ Roll und Busenköniginnen
 
1950/51 wurden von MGM unter der Leitung von Arthur Freed zwei Filmmusicals gedreht: „An American in Paris“ mit der Musik der Brüder Gershwin (unter der Regie von Vincente Minelli) und anschliessend „Singin’ in the Rain“ (Regie: Stanley Donen, selber ein Tänzer). Beide wurden dominiert von Gene Kelly, der von 1940-1968 in über 30 Filmen und Bühnenshows tanzte und sang.
Sein Vorgänger, Fred Astaire, trat mit wechselnden Partnerinnen – nach dem zehnten und letzten Film zusammen mit Ginger Rogers „The Barkleys of Broadway“ (1949) - ebenfalls 1951 in „Royal Wedding“ auf, 1952 in „The Belle of New York“, 1953 in „The Band Wagon“, 1954 in der Verfilmung von „Brigadoon“ (1947) – beide unter der Regie von Vincente Minelli - , 1955 in „Daddy Long Legs“ und 1957 sowohl in der Verfilmung von „Funny Face“ (1927) als auch von „Silk Stockings“ (1954). In manchen dieser Filme tanzte sich die Texanerin Cyd Charisse in die Herzen des Publikums, in einigen anderen war es die Französin Leslie Caron. In manchen anderen, weniger erfolgreichen Musicals waren Marge Champion, Vera-Ellen, Ann Miller, Jane Powell und Debbie Reynolds zu sehen.
 
Der Musicalfilm „Lili“ (1953) diente als Vorlage für das Bühnenmusical „Carnival!“ (1961). Der Musicalfilm „Seven Brides for Seven Brothers“ (1954) von Stanley Donen kam erst 1979 und 1982 auf die Bühne.
 
1954 verfilmte Vincente Minelli das Musical „Kismet (1952), 1960 das Musical „Bells are Ringing“ (1956).
1954 führte Richard Thorpe Regie bei der Verfilmung der Operette „The Students Prince“ von 1924. 1959 führte Otto Preminger bei der Verfilmung des 1935 uraufgeführten Gershwin-Musicals „Porgy and Bess“ Regie.
 
Der von Gene Kelly 1956 gedrehte Film „Invitation to the Dance“ ist eher ein dreiteiliger Ballettfilm. Während die grosse russische Primaballerina Galina Ulanova bereits in den 1950er Jahren in einigen Filmen zu sehen war, entstanden mit der englischen Primaballerina Margot Fonteyn erst in den 1960er Jahren einige Filmaufzeichnungen, beispielsweise „Royal Ballet“ (1960) und mit Rudolf Nureyev „Schwanensee“ (1967). Der russische Tänzer und Choreograph George Balanchine war schon 1933 nach New York gekommen und hatte dort eine Schule eröffnet. Er choreographierte mehrere Film- und Fernsehproduktionen und drehte selber „A Midsummer Night’s Dream“ (1967).
 
Eine ganze Reihe von Tanz- und Musikfilmen drehten der Ungar Géza von Cziffra und der Österreicher Arthur Maria Rabenalt für Deutschland. Musikalische Lustspiele mit viel österreichischer Gemütlichkeit drehte der Wiener Franz Antel (z. B. „Kaiserwalzer“, 1953; „Kaisermanöver“, 1954). Italien und Frankreich produzierten gemeinsam fünf „Don Camillo und Peppone“-Filme (1952-65).
 
Walt Disney produzierte mehrere Abenteuerfilme („Treasure Island“, 1950; „20 000 Meilen unter dem Meer“, 1954) und Naturfilme über die Wüste (1953), die Prärie (1954) und die Steppe (1955).
 
Eindrücklich waren die vielen Verfilmungen von Theaterstücken des Dramatikers Tennessee Williams mit namhaften Schauspielern: „The Glass Menagerie“ (1944; verfilmt 1950), „A Streetcar Named Desire“ (1947; 1951), „The Rose Tattoo“ (1950; 1955), „Cat on a Hot Tin Roof“ (1955; 1958), „Orpheus Descending“ (1957; 1959). „Suddenly Last Summer“ (1958; 1959). Ferner schrieb Williams das Drehbuch zu „Baby Doll“ (1956).
 
Zu den jüngeren amerikanischen Regisseuren, welche in den 1950er Jahren ihre ersten grossen Werke ablieferten gehören Nicholas Ray, Robert Aldrich, Richard Brooks, Stanley Kubrick und Frank Tashlin, etwas später gefolgt von Delbert Mann, Sidney Lumet und Martin Ritt. Seit 1954 zeigte der Dokumentarfilmer Jack Arnold eine Reihe von Horror/ Science Fiction-Streifen („Creature from the Black Lagoon“; „Tarantula“, 1955; „The Incerdible Shrinking Man“, 1957), Roger Corman drehte seit 1955 in einem Dutzend Jahren etwa 50 Filme [als Produzent von fast 400 Filmen wirkte er über das Jahr 2000 hinaus]. Don Siegel verfilmte als erster 1956 das kurz zuvor als Buch erschienene Horrorstück des Science-Fiction-Autors Jack Finney „Invasion of the Body Snatchers“.
 
Die entwurzelte Jugend zeigten Filme wie „Los Olvidados“ (1950) von Louis Bunuel, „Avant le déluge“ (1954) von André Cayatte, „Running Wild“ (1955) von Abner Biberman und „Young Stranger“ (1957) des Fernsehregisseurs John Frankenheimer.
 
Zu Idolen wurden die jungen Filmrebellen Marlon Brando („The Wild One“, 1954; „On the Waterfront“, 1954), James Dean („East of Eden“, 1954; „Rebel Without a Cause“ 1955), Paul Newman („Somebody Up There Likes Me“, 1956) und Horst Buchholz („Die Halbstarken“, 1956). Als „Die Frühreifen“ (1957) traten der Sänger Peter Kraus, Christian Doermer und Christian Wolff auf.
 
Der erste Film mit Rock 'n' Roll war „Blackboard Jungle“ (1955). Die ersten Filme mit Elvis Presley waren „Love Me Tender“ (1956) und „Jailhouse Rock“ (1957). Bill Haley trat mit seinen „Comets“ und der Gesangsgruppe „The Platters“ in „Rock Around the Clock“ (1956) und zusammen mit Little Richard in „Don’t Knock the Rock“ (1956) auf. Chuck Berry und LaVern Baker waren in „Rock, Rock, Rock!“ (1956) zu sehen. „Mister Rock and Roll“ (1957) zeigte Little Richard, Chuck Berry und LaVerne Baker, aber auch Lionel Hampton mit seinem Orchester.
 
Um die Krone einer „Busenkönigin“ rivalisierten in vielfältigen Kostümierungen die etablierten Stars wie Jane Russell, Rita Hayworth, Ava Gardner und Lana Turner oder Danielle Darrieux und Michèle Morgan. Sie wurden bedrängt von der jungen Garde mit Martine Carol („Caroline chérie“, 1950) und Silvana Pampanini („Un Marito per Anna Zaccheo“, 1953), Gina Lollobrigida („Pane, amore e fantasia“, 1953) und Sophia Loren („Peccato che sia una canaglia“, 1954), MM („The Seven Year Ich“, 1955), BB („Et dieu créa la femme“, 1956) und DD („Yield to the Night“, 1956), aber auch Jane Mansfield („The Girl Can’t Help It“, 1956), Anita Ekberg („Zarak“, 1956) und Mamie Van Doren („Untamed Youth“, 1957).
Auch viele andere Schauspielerinnen vermochten sich dem Trend der Zurschaustellung des Busens nicht zu entziehen, beispielsweise Susan Hayward, Yvonne de Carlo, Maureen O’Hara, Kim Novak, Debra Paget, Janet Leigh und Joan Collins. Etwas weniger bekannt wurden Jean Willes, Belinda Lee, Cleo Moore, Sheree North, Mara Corday, Carol Ohmart, Sandra Dorne, Pat Lawler, Martha Hyer, Rhonda Fleming, Julie London und Barbara Nichols. Mächtig ins Zeug legten sich auch die Fernsehschauspielerinnen Dagmar und Sabrina, Joi Lansing, Karen Steele, Greta Thyssen und viele andere. Als Cover Girl erschien dutzendfach Betty Brosmer - nicht nur wegen ihrer Wespentaille.
Die Filmkritikerin Claudia Lenssen (2006, 32) behauptet: „Die Freizügigkeit der Fünfziger hatte nichts mehr mit dem Wortwitz und der fröhlichen Vulgarität einer Mae West gemeinsam ... Die Busenstars sollten Kindfrauen, Urmütter, Naturgöttinnen und zweideutige Luder verkörpern, von denen man sich mit süffisanter Moral distanzieren konnte.“
(siehe z. B.:
https://www.boredpanda.com/bullet-bra-fashion-vintage/?page_numb=1
Vivat Vamp!

dazu Sabrina in einem Fernsehsketch 1956:
https://www.youtube.com/watch?v=1OsX-A4XZcg
ferner in einigen Fernsehszenen Ende der 50er Jahre:
https://www.youtube.com/watch?v=tCIGGF980nU

https://www.youtube.com/watch?v=-2cJwEQb7f4

https://www.huffpost.com/entry/1950s-hair_n_3989746
https://reelrundown.com/celebrities/Blond_Bombshells
Blonde Bombshells in the 1950s
classic beauties
http://www.briansdriveintheater.com/cheesecake.html
http://www.javasbachelorpad.com/f_index.html
http://goldenagepinups.blogspot.com/
http://www.atomicpinup.com/PinUp.html
Best Breasts
 
http://www.filmsite.org/sexinfilms.html

Zu einem legendär gewordenen Blick gibt es sogar einen Wikipedia-Eintrag:
https://en.wikipedia.org/wiki/Jayne_Mansfield%E2%80%93Sophia_Loren_photo

Viele Fotos dazu:
https://theforbiddenbookofbeauty.wordpress.com/2021/05/10/when-jayne-mansfield-out-bosomed-sophia-loren/

Wegen kurzer Nacktszenen lösten Empörung aus: Martine Carol („Caroline Chérie“, 1950; „Lucrèce Borgia“, 1953), Hildegard Knef („Die Sünderin“, 1951), Ulla Jacobsson („Sie tanzte nur einen Sommer“, 1951), Françoise Arnoul („Le fruit défendu“, 1952), Brigitte Bardot („Manina“, 1952; „Et dieu créa la femme“, 1956), Harriet Andersson („Sommer mit Monika“, 1953), Edwige Feuillère („Le blé en herbe“, 1954), Marina Vlady („La sorcière“, 1956) und Marion Michael („Liane, das Mädchen aus dem Urwald“, 1956).
 
Sogenannte Naturisten- oder Nudisten-Filme („nudie cuties“) wurden von 1953 bis etwa 1966 gedreht. Bevorzugte Drehorte waren nicht nur die freie Natur und Campingplätze, sondern auch „Rotlicht-Bezirke“ und Praxen von Frauenärzten. Bereits der deutsche Spielfilm „Eva und der Frauenarzt“ (1951) sowie die deutsch-französische Koproduktion von 1956 „Pierre et Irène“ (dt.: „Ein Frauenarzt klärt auf“) und der deutsche Streifen „Worüber man nicht spricht – Frauenarzt Dr. Brand greift ein“ (1958) wurden als Aufklärungsfilme bezeichnet. Manchmal sprach man auch von Dirnen-Melodrama.
 
Ein anderes Filmgenre waren in Deutschland und Osterreich die Heimatfilme (ca. 1947-60 à la „Grün ist die Heide“, 1951) und „Sissy“ (1955-57). In der Schweiz gab es „Heidi“ (1952), Franz Schnyders Gotthelf-Verfilmungen (1954-64) und Kurt Frühs Zürcher Filme (1955-63).
1952 bis 1959 drehte der Pietro Francisci die populären „Schwert- und Sandalenfilme“ „La Regina di Saba“, „Attila“ mit Anthony Quinn, „Orlando“ mit Rik Battaglia und zwei Streifen mit dem Bodybuilder Steve Reeves als Herkules. Der russisch-amerikanischen Sänger Eddie Constantine schlüpfte für französischen Streifen von 1953-1965 achtmal in die Rolle des Privatdetektivs Lemmy Caution. (Die Figur wurde in den 1980er Jahren von deutschen Regisseuren wiederbelebt.)
Nach den drei erfolgreichen englischen „Doctor“-Filmen mit Dirk Bogarde (1954-57) startete 1958 die Klamaukserie der „Carry On“-Filme (dt.: „ist ja irre“), von der bis 1975 nicht weniger als 31 Stück gedreht wurden.
 
Den ersten „Father Brown“ spielte Alec Guiness 1954; später folgten zwei deutsche Filme mit Heinz Rühmann (1960 und 1962) und Fernsehserien in Deutschland (1966-72 mit Josef Meinrad), Italien (1970-71 mit Renato Rascel) und England (1974 mit Kenneth More).
 
Gegen Ende des Jahrzehnts brachte die französische „Nouvelle Vague“ einen frischen Wind in die Filmwelt. Zwar drehte Russ Meyer bereits 1959 seinen ersten Streifen, doch erst seine späteren Werke fanden einige Verbreitung.
Die beiden Filme, die Jeanne Moreau bekannt machten, „Les Amants“ (1958) und „Les Liaisons dangereuses“ (1959), wurden zu Skandalen.
 
1960er Musicals: Vom Teenager- zum Rock-Musical
 
Wiederum ein „schwarzes“ Musical am Broadway war „Black Nativity“ (1961). Die letzten klassischen Musicals der sechziger Jahre waren
„Bye Bye Birdie“ (1960; verfilmt 1963),
„A Family Affair“ (1962),
ferner im Jahre 1964 „Funny Girl“ (verfilmt 1968; beidemale mit Barbra Streisand in der Hauptrolle), „Hello Dolly“ (Musik und Texte: Jerry Herman; verfilmt 1969) und „Fiddler on the Roof“ (verfilmt 1971) sowie
1965 „Man of La Mancha“ (verfilmt 1972) und
1966 „Mame“ (ebenfalls von Jerry Herman; verfilmt 1974) und „Cabaret“ (verfilmt 1972).
 
Das Musical „Oliver!“ (1960) des Engländers Lionel Bart) wurde 1968 unter der Regie seines Landsmannes Carol Reed verfilmt.
1966 brachte Bob Fosse (selber Tänzer) das Musical „Sweet Charity“ auf die Bühne. Drei Jahre später gestaltete er auch die Verfilmung mit Shirley MacLaine.
 
Zusammenschnitte von MGM-Musicals aus dreissig Jahren präsentierte Jack Haley Jr. unter dem Titel „That’s Entertainment!“ 1974. Einen zweiten Teil präsentierten Gene Kelly und Fred Astaire zwei Jahre später. Es folgten von Haley „That’s Dancing!“ (1985) und ein dritter Teil von „That’s Entertainment!“ (1994).
 
Eine neue Ära brach mit der Aufnahme der Rock-Musik an: „Hair“ wurde im Herbst 1967 Off-Broadway gezeigt und erst ein halbes Jahr später am Broadway selbst. Die Verfilmung liess 12 Jahre auf sich warten.
Die erste Rock-Oper auf zwei Langspielplatten stammt vom Gitarristen Pete Townshend der Band „The Who“: „Tommy“ (1969). Roger Daltrey sang nicht nur auf der Platte und bei Auftritt der „Who“ am Woodstock Festival (August 1969), sondern auch in der Verfilmung von 1975.
Andrew Llloyd Webber arbeitete seit 1965 mit dem Liedschreiber Tim Rice zusammen. Ihr erster überragender Erfolg war das Musical „Jesus Christ Superstar“. Zuerst gaben sie im November 1969 nur das Lied „Superstar“ auf einer Single-Schallplatte heraus. Dann produzierten sie ein ganzes Album (1970); erst im Oktober 1971 wurde die Bühnenversion am Broadway aufgeführt, im August 1972 in London; der Film wurde 1973 in Israel gedreht.
 
1960er Filme: immer mehr nackte Haut und Sex, Blut und Gewalt
 
Anfänglich riesige Publikumserfolge wurden in Deutschland rund drei Dutzend Filme nach den Kriminalromanen von Edgar Wallace (1959-72) und etwa acht nach der Serie „Jerry Cotton“ (1965-69). In letzteren fuhr George Nader einen roten „Jaguar E“. Für beide Serien schrieb vielfach Peter Thomas die Musik. Bekannter wurde Thomas allerdings durch seine Musik zu den sieben Episoden der Fernsehserie „Raumpatrouille Orion“ (1966).
Zur Hälfte der insgesamt etwa 20 Karl May-Western (1958-68) schrieb Martin Böttcher die Musik. Anklang fanden auch die vier Agatha-Christie-Verfilmungen mit Margaret Rutherford als Miss Marple (1961-64), die sieben Folgen der Serie mit Robert Vaughan in „U. N. C. L. E.“ (1964-68), die „Kommissar X“-Reihe mit Tony Kendall (1965-71) und die Filme um „Dr. Fu Man Chu“ mit Christopher Lee (1966-69). Leichte Kost boten die sieben Folgen „Die Lümmel von der ersten Bank“ (1968-72) mit wechselnder Besetzung vieler bekannter deutscher Schauspieler, wie Theo Lingen und Uschi Glas.
Ebenfalls 1968 startete die dänische Produktion „Die Olsenbande“, welche auch in Deutschland sehr beliebt war. Bis 1984 erschienen weitere 25 dieser Serie.
 
Ein Überraschungserfolg wurde „What Ever Happened to Baby Jane?“ (1962) mit den beiden älteren Damen Bette Davis (54) und Joan Crawford (57), die bereits seit über 30 Jahren im Filmgeschäft waren. Zwei Jahre später traten in „Hush … Hush, Sweet Charlotte“ neben Bette Davis auch Olivia de Havilland (48), Mary Astor (58) und Agnes Moorehead (64) sowie Joseph Cotton (59), Frank Ferguson (65) und Percy Helton (70) auf.
 
Eine andere Art von Schrecken verbreiteten seit 1963 die ersten Splatter-Filme von Herschel Gordon Lewis („Blood Feast“ – in einer Woche gedreht; „Two Thousand Maniacs“) und die „giallo“-Filme von Mario Bava sowie seit 1968 die ersten Zombie-Filme von George A. Romero („Night of the Living Dead“).
1967 produzierte Italien den ersten „Hau-drauf“-Film mit dem Duo Terence Hill/ Bud Spencer. Die beiden spielten bis 1985 in unzähligen weitern Streifen zusammen („Trinità“, 1970-71; dann „Trinity“)
 
Brachte 1961 „Viridiana“ des 61jährigen Louis Bunuel, 1962 James Bond, „Mondo Cane“ (1960-61 gedreht) und den Drogenfilm „The Connection“, so 1963 den ersten Italo-Western mit Clint Eastwood und den ersten „Pink Panther“-Film mit Peter Sellers (der bis 1978 den Inspektor Clouseau noch vier Mal spielte), den griechischen Film „Mikres Aphrodites“, die italienischen Dirnen-Komödien „La Pupa“ und „Ieri, oggi, domani“ sowie Ingmar Bergmans „Schweigen“.
 
Der dänische Film „Weekend“ (1962), der schwedische Film „491“ (1963) von Vilgot Sjöman und der deutsche Streifen „Verdammt zur Sünde“ setzten in Deutschland 1964 Fanale.
Im selben Jahr erschienen aber auch der Musicalfilm „Mary Poppins“ und der heitere Film über die Beatles „A Hard Day’s Night“. Frankreich steuerte den ersten „Angélique“-Film bei und eines seiner wenigen Filmmusicals, „Les parapluies de Cherbourg“; das romantische Werk machte Catherine Deneuve als Schauspielerin und Michel Legrand als Komponisten bekannt. Absoluter Star in Frankreich war Louis de Funès in Filmen wie „Le gendarme de St. Tropez“ (1964), „Fantômas“ (1964-67) und „La grande vadrouille“ (1966).
 
Zu Diskussionen führten Literaturverfilmungen, z. B. von Raymond Queneau „Zazie dans le métro“ (1960), Patricia Highsmith: „Plein Soleil“ (1960), Alberto Moravia („La Ciociara“, 1960; „Le Mépris, 1963; „La Noia“, 1963; usw.), Johannes Mario Simmel („Affäre Nina B“, 1961; „Es muss nicht immer Kaviar sein“, 1961), Vladimir Nabokov („Lolita“, 1962), Tennessee Williams („Sweet Bird of Youth“, 1962; „The Night of the Iguana“, 1964), Ernest Hemingway („The Killers“, 1964), Harold Robbins („The Carpetbaggers“, 1964), Mary McCarthy („The Group“, 1966), Jacqueline Susan („Valley of the Dolls“, 1967), Heinz Günther Konsalik („Liebesnächte in der Taiga“, 1957), Terry Southern („Candy, 1968), Henry Miller („Stille Tage in Clichy“, 1970) und Anthony Burgess „A Clockwork Orange“ (gedreht von Oktober 1970 bis April 1971; in den Kinos erst 1972).
 
In Deutschland kamen seit 1966 erneut Aufklärungsfilme ins Kino, z. B. produziert vom Schweizer Erwin C. Dietrich oder auf Veranlassung der deutschen Gesundheitsministerin - „Helga“ (1967), „Helga und Michael“ (1968) und „Helga und die Männer“ (1969) – oder vom Illustrierten-Autor Oswalt Kolle „Wunder der Liebe“ (1968), „Deine Frau, das unbekannte Wesen“ (1969) und „Dein Mann, das unbekannte Wesen“ (1970). Dietrichs „Nichten der Frau Oberst“ (1968) verdrängte sogar „Doktor Schiwago“ (1965) vom ersten Platz der Publikumslieblinge. Franz Antel drehte 1967-73 sieben „Wirtinnen“-Filme mit Teri Torday. Inspiriert durch eine soziologische Umfrage 1969 wurde im Sommer 1970 der erste „Schulmädchen-Report“ in wenigen Tagen abgedreht – 12 weitere Folgen bis 1980 schlossen sich an.
 
Ebenfalls umstrittene Filme waren 1966 Cornel Wildes „Naked Prey“, François Truffauts „Fahrenheit 451“, Michelangelo Antonionis“ Blow Up“ und „Who’s Afraid of Virginia Wolf?“ - nach dem Theaterstück von Edward Albee von 1962 - mit dem Ehepaar Elizabeth Taylor/ Robert Burton, hernach
„The Graduate“ (1967) mit Anne Bankroft und Dustin Hoffmann, Vilgot Sjömans „Ich bin neugierig“ (1968 ein Riesenerfolg in den USA),
„Necronomicon“ (1968) vom spanischen Vielfachtalent Jesus Franco, „Rosemary’s Baby“ (1968) von Roman Polanski mit Mia Farrow, „Planet of the Apes“ (1968) mit Charlton Heston,
„Ich bin ein Elefant, Madame“ (1969) von Peter Zadeck, „Midnight Cowboy“ (1969) mit Dustin Hoffman,
„Performance“ mit Mike Jagger“ (1970)
und die Undergroundfilme von Andy Warhol und Paul Morrissey wie „Chelsea Girls“ (1966), „Flesh“ (1968) und „Trash“ (1970).
 
Erste Fingerübungen zeigten unter anderem John Carpenter, Francis Ford Coppola und George Lucas, Woody Allen, Martin Scorsese, Stephen Spielberg, Peter Bogdanovich.
 
Der englische Film „If …“ (1968), der französische „One + One“ (auch: „Sympathy for the Devil“; 1968) sowie die amerikanischen Streifen „Greetings“ (1968) und „Medium Cool“ (1969) gelten als Dokumente der 1960er Jahre.
 
 

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