Home Plauderei über den Menschen

 

René Dubos: Der entfesselte Fortschritt. Programm für eine menschliche Welt. Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach, 1970; 2. Aufl. 1971; erneut Verlag König, München 1973 (engl. 1968).

 

[Neuausgabe von „So human an animal“ mit dem Untertitel: „How we are shaped by surroundings and events“, with a new introduction by Jill Cooper & David Mechanic. New Brunswick, N. J.: Transaction Publishers 1998]

 

 

Auch der New Yorker Mikrobiologe René Dubos [1901-1982] entsetzt sich über die gedankenlose Entweihung der Natur und des menschlichen Lebens, verurteilt jedoch sowohl den intellektuellen Pessimismus wie auch den "trüben Optimismus einiger Technologen".

 

Er verficht die These, dass der Mensch Produkt aus Erbe und natürlicher sowie kultureller Umwelt ist: Gene „konstituieren Potentialitäten, die nur unter dem formenden Einfluss der Stimulanzien aus der Umwelt Realität werden“. Also fordert er Zuwendung zur Ökologie, die das Zusammenspiel Organismus-Umgebung untersucht.

"Der neue Optimismus findet Nahrung in dem Glauben, dass Wissenschaft, Technologie und Gesellschaftsstruktur den elementaren Bedürfnissen und Trieben der Menschheit dienen können, anstatt das menschliche Leben zu verzerren."

 

Es folgt der übliche längere Rückblick auf die Frühzeit des Homo sapiens:

„Der Cro-Magnon-Mensch könnte, würde er unter uns geboren und erzogen, in einem IBM-Werk arbeiten und vielleicht sogar Präsident der Firma werden.“

 

Ein Abriss der Vererbungslehre - Mutation und Selektion sowie Lernen und Anpassung - und Ergebnisse der Verhaltensforschung an Tieren und Kindern schliessen sich an. Woran liegen aber die heutigen Miss- und Notstände?

"Die durch technische und soziale Neuerungen entstandenen Gefahren entspringen keinem bewussten bösen Willen der Menschen, sondern der Tatsache, dass unsere politischen und sozialen Vorrichtungen überholt sind."

 

Als Lösung schlägt Dubos vor: Der Mensch sollte mit den Naturkräften zusammenarbeiten, menschliche Kontakte pflegen und Umwelt- und Sozialforschung - "Wissenschaft von der Menschheit" - betreiben.

 

Mit dem deutschen Buchtitel (englisch: "So Human an Animal", 1968) hat der Inhalt wenig zu tun; das "Programm für eine menschliche Welt" fehlt. Das eher nichtssagende, sehr ungenaue und wirre Buch - es erhielt letztes Jahr den bekannten Pulitzerpreis - verharrt an der Oberfläche, welcher Eindruck durch die miese Übersetzung noch verstärkt wird.

 

Erschienen in den Basler Nachrichten, 24. Juni 1970

 


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