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                     „Die zerschmetterten Freymäurer“, 1746

                     Teil II

 

 

Inhalt (ca. 45 Seiten)

Bibliographische Angaben

Von denen Dienern oder Aufwärtern.

Beschreibung der auf dem Fußboden der Loge beschriebenen Figuren, und der Art, wie sich die Freymäurer um solche herumstellen.

Von der Art, die Loge zu eröffnen.

Aufnahme eines Bruder-Dieners und Lehrlings.

Rede, so in einer Versammlung der Freymäurer bey der Aufnahme eines Lehrlings gehalten worden.

Von der Schuldigkeit und denen Verrichtungen des Bruder-Dieners.

Fortsetzung und Ende der Cerimonie der Aufnahme.

Von dem, was in der Loge, nachdem der neue Bruder abgetreten, vorgeht.

Art, einen Neuaufzunehmenden vorzuschlagen.

Von der Art, die Loge zu schliessen.

Von den Zeichen, Griffen, und der Losung der Brüder-Diener.

Catechismus der Bruder Diener.

Eid der Freymäurer.

 

siehe auch:

Teil I (ca. 56 Seiten)

Was hat Cromwell mit der Freimaurerei zu tun?

 

Teil III (ca. 16 Seiten)

Lehrlinge – Gesellen - Meister

 

Teil IV (ca. 31 Seiten)

Die Baumeister oder Schotten – Alphabet - Tafelloge

 

 

Bibliographische Angaben

 

Die zerschmetterten Freymäurer, Oder Fortsetzung des verrathenen Ordens der Freymäurer. Franckfurt und Leipzig 1746 (35 + 360 Seiten), 1747 (344 Seiten);

Faksimile Nachdruck (Fraktur) Rotterdam: Uitgeverij Cagliostro 1984 (360 Seiten);

 

unter dem Titel:

Geheimniße der Freymäurer

leicht gekürzt und ohne Kapiteltitel, in einem Band, 1766 (248 Seiten).

 

2. dt. Übersetzung von Luise Adelgunde Victorie Gottsched: Die gestürzten Freymäurer. Berlin, Leipzig: Néaulme & de Bourdeaux 1747 (293 Seiten).1746.

 

Bearbeitung der „zerschmetterten Freymäurer“:

Allerneuste Geheimniße der Freymäurer. 2 Bde, 1766, 1770-72 (124 und 148 Seiten), 1780 (126 und 154 Seiten).

 

Abschrift der „Allerneusten Geheimniße der Freymäurer“:

Geheime Unternehmungen der Freymaurer. London, Berlin 1787 (230 Seiten), 1788 (230 Seiten).

http://www.internetloge.de/ (unter „Geheimnis + Verrat“)

Die roten Seitenzahlen und Bemerkungen beziehen sich auf diesen deutschen Text.

 

Spätere freie Bearbeitung:

Heinrich Sautier: Warum soll ich ein Freimaurer werden? Basel: Flick 1786.

 

 

 

Von denen Dienern oder Aufwärtern.

[Des Frères Servans]

 

[die nächsten neun Abschnitte 79-82]

 

Die Brüder Diener sind Glieder der Gesellschafft, so denen andern, wenn die Loge gehalten wird, und bey andern Gelegenheiten, so den Orden angehen, aufzuwarten bestellt sind. Man nennt sie Brüder, um die vollkommene Gleichheit, welche die Freymäurer vornemlich einführen wollen, anzudeuten, zugleich aber zu zeigen, daß wenn sie zu knechtischen und geringen Verrichtungen gebraucht werden, solches nicht von einiger Verachtung herrührt, sondern weil die Verrichtungen, so man ihnen auftrage, schlechterdings nothwendig wären.

 

Nach denen ersten Statuten des Ordens soll die Zahl der Diener wenigstens fünffe in ieder Loge seyn, zwey, um an der Thüre Wache zu stehen, zwey, die Speisen zu besorgen, und einer ist Bote, oder Pedell [deux pour garder la porte, deux pour faire la cuisine, & un Bedeau ou Messager]. Allein viele kleine Logen haben sich hierinnen geändert, so daß sie nur einen, oder zwey, oder auch wohl gar keinen, Diener haben.

 

Diese Stelle zu erlangen, ist es nöthig, daß man von ehrlicher Geburt und Aufführung sey, oder doch zum wenigsten in keinem übeln Ruffe bey den Leuten stehe. Man braucht indessen nicht von vornehmer Ankunfft zu, seyn, weil dieienigen, so in solchen Umständen sich befinden, einen Widerwillen davor haben, oder doch die Verrichtung eines Dieners nicht mit gehöriger Geschicklichkeit beobachten möchten. Deswegen nimmt man sie nicht leichte an, wenn sie nicht zuvor bey andern Meistern so gedient, daß sie mit ihnen zufrieden gewesen. Eine allzu grosse Armuth ist gleichfalls eine Hinderniß, in die Gesellschafft zu kommen, welche verlanget, daß ihr Ansehen und Glantz durch alle ihre Mitglieder vermehrt werde. Eben diese Beschaffenheit hat es mit einer allzu grossen Jugend, einer allzu schwachen Gesundheit, und einem gar zu hohen Alter.

 

Ein gelehriger Verstand, ein angenehmes und bescheidenes Naturell, und überhaupt eine Kunst, oder Handthierung, so mit dem, was der Orden fodert, eine Verwandschafft hat, sind gleichfalls solche Qvalitäten, welche die Aufnahme befördern, und verursachen, daß man die, so dergleichen Gaben und Geschicklichkeit besitzen, als Köche, Zuckerbecker und Caffe-Schencken, sucht.

 

Niemand kan sich der Loge selbst anbieten, sondern muß sich disfalls zu einem Bruder wenden: und ieder von diesen ist verbunden, den, welcher ihn darum ersucht, zu hören, und zu willfahren. Es ist wahr, daß, da es denen Dienern nicht zusteht, ein Mitglied selbst vorzuschlagen, sie weiter nichts thun, als daß sie ihn einer von den obern Classen recommendiren, deren Glieder insgesamt vorzuschlagen berechtigt, und solches eines ieden Dieners Begehren zu thun, gehalten sind. Wenn der, welchen man vorgeschlagen, tüchtig befunden worden, so bekommt er den Titel eines Bruders, der die Anwartschafft hat [le titre de Frère Aspirant, ou en herbe], und damit man Zeit bekomme, ihn genauer kennen zu lernen, so verschiebt man seine Aufnahme ordentlich 3 Monate, die man das Noviciat des Ordens nennet, und welche Zeit über man alles anwendet, sein Hertz zu prüfen, und seine Aufführung zu erforschen.

 

Derienige, so ein neues Mitglied vorgeschlagen, muß ihn den Entschluß, der entweder seine Zulassung zum Noviciat, oder die Zeil, wie lange es dauren soll, betrifft, und den zu seiner Aufnehmung bestimmten Tag andeuten. Wenn selbiger gekommen, so wird der, so bisher sein Patron gewesen, alsdenn sein Pathe [Parrain], führet ihn in die Loge, und hilfft ihm das Cerimoniel recht beobachten.

 

Wenn sie beyde an die erste äussere Thür gekommen, so hebt der Pathe die rechte Hand auf, macht mit dem Mittel-Finger einen halben Circkel, und klopfft mit dem Gelencke dreymal an, das erste mal sachte, das andere mal gleich darnach und etwas stärcker, das dritte mal nach einer kurtzen Verweilung und noch stärcker.

 

Kaum hat er das letzte mal angeklopfft, so machen zwey Wächter die Thüre halb auf, und zeigen sich mit den blossen Degen in der Hand [l’épée nue à la main]. Einer von ihnen fragt den, so angeklopfft: wer seyd ihr? Dieser antwortet nach dem Range, welchen er in der Gesellschafft hat: der Wächter sagt hierauf: Wer ist der andere? Es ist ein Neuaufzunehmender, spricht der Pathe. Was wollt ihr also? sagt der Wächter, und was verlangt der andere? Der Pathe antwortet: Ich muß mich in die Loge begeben, und was den Neuanzunehmenden Bruder betrifft, so habe ich Befehl ihn hereinzuführen, um ihn vorzustellen. Ist die Zeit seines Noviciats geendigt? fragt der Wächter; Ja, spricht der Pathe. Alsdenn gehen sie beyderseits hinein, der Wächter macht die Thüre zu, der Neuaufzunehmende aber bleibt stehen, bis sein Pathe Bericht erstattet, welches folgender Gestalt geschieht.

 

Er klopfft mit dem Gelencke des mittelsten Fingers an die innere Thüre an, welche der Thürsteher halb aufmacht, und sagt: Was verlangt ihr, Bruder Diener? Dieser antwortet: ich habe einen Bruder, der in den Orden aufgenommen zu werden wünschet, hergeführet. Der Thürhüter macht zu, und der. Bruder Diener geht fort, ohne dem Neuaufzunehmenden etwas zu sagen. Hierauf legt der Thürhüter seine Degen creutzweis, und macht ein gewisses Geräusche, so einen von den Aufsehern, es liegt nichts daran welchen, zu kommen, und zu sehen, was man will, bewegt. Der Thürhüter sagt: es ist ein Bruder Diener da, der in den Orden treten will. Dieser giebt sodann dem Meister davon Nachricht, welcher einen andern Bruder den Aufzunehmende in die finstere Kammer zu führen, und einige Beamte, ihn zu examiniren, schicket.

 

Der Meister wehlt diese beyden, und die Gesellschafft bestätigt sie, ohne Wiederspruch, und ohne besondere Cerimonien, indem solches ordentlich vor Eröffnung der Loge geschieht, da man denn auf dem Fußboden eine Figur, die wir bald beschreiben wollen, macht.

 

Gleichwie man sich ohne Grundriß einer Loge keinen rechten Begriff von allen Bewegungen und Cerimonien, so wir zu erklären haben, machen kan, so wollen wir den von der Berlinischen, die eine der schönsten und ordentlichsten ist, beyfügen. Unten sind verschiedene Zimmer vor die Brüder Diener, den Hausverwalter, den Küchenmeister, den Koch, den Zuckerbecker, und so fort [plusieurs appartements occupées par les Frères Servans, le Concièrge, le Maître d’Office, le Cuisinier, le Confiseur, etc.]. Jeder thut daselbst, was seines Amtes ist, und die Unheiligen [les Profanes] können da hinein, und bis oben, auf die Treppe des ersten Stockwercks gehen, wo die zur Feyrung der Geheimnisse der Freymäurer gewiedmeten Zimmer folgender Gestalt angelegt sind.

 

[die nächsten 5 Abschnitte, 78-79]

[siehe auch: Geheimnisse der Freymäurer, 1766, 52ff]

 

Die gantze Loge ist Wagrecht, und in vier Qvartiere, so wir hier 1, 2, 3, 4 bezeichnet, eingetheilt.

 

In dem ersten 1) muß man die erste Thüre A, welche die geweihten Oerter von den unheiligen absondert, bemercken. Sie ist allezeit verschlossen, und wird mit grosser Vorsicht durch zwey Brüder Diener bewacht. C C sind zwey kleine Kammern, so in dem Winckel des Qvartiers gebaut sind. Man nennet sie die finstern Kammern, weil sie es wircklich sind, wenn man den Neuaufzunehmenden hineinführt, und darinnen läßt.

 

B, der Eingang des andern Qvartiers 2) hat eine Thüre ohne Schloß und Wache. Auf beyden Seiten sind zwey Bäder O O, und zwey Kammern, die man verschliessen kann D D.

 

Das dritte Qvartier 3) sieht man als das allerheiligste an, man berathschlaget sich daselbst, nimmt die Mitglieder auf, und beobachtet die gewöhnlichen Cerimonien. An dem Eingange E stehen von aussen zwey Brüder Diener mit ihrem Gewehr, und inwendig ein Lehrling. Der Saal ist sehr groß. In der Mitten F zeichnet man mit Kreide die hier in Kupfer beygefügten Sinnbilder. Diese Figuren sind ordentlich in einem langen Viereck von 8 Fuß und 4 Fuß in der Breite begriffen. Alle Glieder der Loge setzen sich da herum.

 

Das letzte Qvartier 4) ist den Ergötzlichkeiten der Gesellschafft gewiedmet, und man geht durch die Thüre G in dasselbe. Die Grösse und Lage dieses Saales giebt denen, zu deren Gebrauch er gewiedmet ist, tausend Beqvemlichkeiten. Seine Länge nimmt eine Tafel ein, so man, wenn die Gesellschafft beysammen ist, deckt, und Stühle herum setzet. Indem die Haupt-Personen des Ordens mit ihren Geheimnissen beschäfftigt sind, so bereiten die Brüder Diener unterdessen den Schmauß oder das Gastgebot: und so bald diese ansehnliche und prächtige Cerimonien geendigt sind, so bald gehet iedes Mitglied in das Zimmer, wo alles, so prächtig, kostbar und ordentlich, als es der Reichthum und gute Geschmack der Gesellschafft mit sich bringet, zubereitet ist.

 

Das ist die Abbildung der ersten Loge in Teutschland. Die, so ich in Paris im Hotel von Soissons gesehen, weicht ihr weder an Grösse noch andern Beqvemlichkeiten, und ich habe auch welche in London und in vielen andern Städten von Europa angetroffen, die nicht weniger ordentlich und schön waren. Der Unterschied des Platzes, des Aufwands, den man machen will, des Clima, und des Geschmacks in der Baukunst, so ieder Nation eigen ist, machen auch unter den Logen einen Unterschied. Indessen kommen alle in der Einrichtung und Lage der Behältnisse, diese aber in den verschiedenen Dingen, so darinnen befindlich sind, überein.

 

Jede vollständige Loge muß viele Zimmer haben, davon eines gleichsam das Vorgemach, das andere die finstere Kammer ist: Das dritte kan das Bad seines Gebrauchs wegen, den wir bald erklären wollen, genennt werden. Das vierte ist insbesondere den Zusammenkünfften der Gesellschafft gewiedmet, und wird deswegen die Loge genennet. Das fünffte ist der Speise-Saal, und das sechste die Küche.

 

An einigen Orten hat man so gar noch andere Zimmer, zum Exempel, wo die Brüder ihre Degen, wenn die Loge ohne Aufnehmung eines neuen Mitgliedes gehalten wird, und ihre Kleider, wenn die Hitze zu groß ist, ablegen können. Man muß indessen bekennen, daß man nicht überall die Beqvemlichkeit von so vielen Zimmern hat, indem ich in Teutschland, Frankreich, und selbst in Holland, sehr gute Logen, die nur aus zwey Zimmern bestanden, gefunden habe; andere hatten deren eine grössere Zahl, drey oder vier: sie müssen aber alle aus mehr als einem Gemach bestehen, indem man allemal zum wenigsten einen Ort den Neuaufzunehmenden vorzubereiten, und einen andern ihn aufzunehmen nöthig hat.

 

Wir haben geglaubt, daß diese Ausschweiffung von der Loge zum Verstand der Cerimonien, so wir beschreiben wollen, eben so nöthig sey, als die Charte von einem unbekannten Lande vor die, so eine genaue Kenntniß der Begebenheiten, so sich daselbst ereignet haben, ist.

 

[die nächsten 16 Abschnitte, teilweise stark gekürzt, 82-88]

 

Jetzt kommen wir wieder auf den Neuaufzunehmenden, welchen wir innerhalb des Thors A gelassen haben. Sein Führer kömmt wieder zu ihm, und bringt ihn in eine Kammer, da er ihn allein läßt, nachdem er die Thüren zugeschlossen. Man giebt sich daselbst Mühe, daß er nicht die geringste Spur des Sonnen-Lichts oder eines Gestirnes, oder einer Fackel zu sehen bekömmt, sondern in der tiefsten Finsterniß gleichsam begraben ist, welches wir das finstere Zimmer in der vorigen Beschreibung der Loge genennet haben. Alt diesem Ort lässet man ihn eine gantze Stunde so voll Gedancken, als man sichs einbilden kan, stehen. Wenn diese Zeit vorbey ist, öffnet man die Thüre, ein Bruder, den die Gesellschafft ausdrücklich abschickt, kömmt zu ihm, und schließt sie hinter sich zu. Derienige, so dieses Amt verwaltet, muß dem Neuaufzunehmenden unbekannt, und einer von den Lehrlingen, Gesellen, Meistern, oder Schotten, seyn: indessen wird er gemeiniglich unter den Beamten ausgelesen, und ist mehrentheils ein Aufseher, der bey solcher Gelegenheit den Titel des Examinators annimmt.

Seine Verrichtung ist 1) den Neuanzunehmenden mit folgenden Worten höflich zu grüssen: Mein werther Freund, ich grüsse euch von Grund des Hertzens, habt guten Muth, wie befindet ihr euch? Hierauf muß er, die Antwort des Neuangehenden mag seyn, wie sie wolle, ihn bey der Hand nehmen, und nochmals ermahnen: guten Muth zu fassen, und Beständigkeit, ohne alle Merckmahle der Furcht, zu zeigen. Endlich fügt er hinzu:

Mein Freund, hört mich aufmerksam an, ich will einige Fragen en euch thun, seyd so gut, und antwortet mir mit aller möglichen Aufrichtigkeit, und entdeckt mir das Innerste eures Herzens. Wie ist euer Geschlechts- und Tauff-Nahme? Von was vor Stande, Alter und Religion seyd ihr? Sagt mir euer Vaterland.

 

Hierauf ist der Neuaufzunehmende genau und mit Wahrheit zu antworten verbunden. Endlich sagt der Examinator: Aus was vor Absichten seyd ihr hieher gekommen? Jener antwortet: daß man mich zum Bruder Diener unter den Freymäurern aufnehme. Dieser sagt:

Ich wünsche, daß dieser Vorsatz eine reiche Qvelle von Zufriedenheit, allem ersinnlichen Vergnügen, und dem vollkommensten Glücke seyn möge. Ich werde euch also künfftig nicht bloß den Nahmen eines Freundes, sondern eines Bruders, der in unsern Orden treten will, geben. Ehe ich euch aber in die Loge führe, und euch zum Mitgliede unsrer vortrefflichen Gesellschafft mache, so muß ich euch eine Nachricht davon geben, und sagen, was das vor Dinge sind, die ihr thun, vermeiden, oder suchen solle: ich muß euch von dem, was in dem Orden angenehm und unangenehm ist, unterrichten: damit ihr, wenn ihr beydes kennet, und nicht Lust habt, hinein zu treten, euch mit allen Ehren wieder wegbegeben könnt, oder auch, damit ihr, wenn ihr bey dem Vorsatz ein Mitglied zu werden, bestehet, im voraus wissen könnet, wozu ihr euch anheischig macht, und zu was vor Pflichten ihr euch verbindet, damit es euch nicht hernach, wenn es geschehen ist, gereuen möge.

 

Sodann hält er eine lange Rede an den Neuanzunehmenden, worinne er ihm in prächtigen Worten vorstellt:

Die Gesellschafft der Freymäurer sey eine Versammlung grosser Männer, deren edle Absicht sey, eine großmüthige Empfindung bey dem Elend der Unglücklichen, eine einnehmende Höflichkeit gegen die fremden Brüder, eine allgemeine Zärtlichkeit vor das menschliche Geschlecht, Gehorsam gegen die Obern, die allertiefste Ehrerbietung gegen Gott, Frömmigkeit und Treue bey aller Gelegenheit, und mit einem Worte, ein von allen Lastern entferntes Hertz, zu zeigen.

Diese Tugenden, fährt er fort, die man bey allen Menschen wünschen möchte, leuchten in der Aufführung aller Mitglieder unserer Gesellschafft hervor. Es ist aber noch etwas, so die Freymäurer von andern unterscheidet, nemlich ein tieffes und unerforschliches Stillschweigen, von allem, was man bey der Gesellschafft in dem lnnern der Loge hört, sieht und thut. So daß es verboten ist, durch Zeichen, Wörter, Kupfferstiche oder andere Vorstellungen iemanden, der kein Mitglied des Ordens ist, Nachricht zu geben. Ich muß also, lieber Bruder Diener, wissen, ob ihr dieses vollkommene Stillschweigen zu beobachten fest entschlossen seyd?

Ja, mein Herr, antwortet der andere, ich bin es fest und unverbrüchlich zu halten entschlossen.

 

Worauf der Examinator noch eine lange Rede von dem vollkommenen Gehorsam, den man der Gesellschafft und denen, die die Obern und Häupter [les Supérieurs & les Directeurs] derselben sind, schuldig ist: und sagt ihm, daß die Früchte davon der gröste Vortheil, das gröste Vergnügen und die vollkommenste Annehmlichkeit so wohl vor ihn als vor alle andere Brüder seyn würde.

Ihr wollt demnach gehorsam seyn? beschließt er, und der Neuaufzunehmende antwortet: Ja, mein Herr. Wenn er endlich zum Diener aufgenommen werden soll, so giebt ihm der Examinator von seinem künftigen Amte, er mag nun Pedell, oder Wächter, oder Thürhüter, Koch, oder Aufwärter werden [soit de Bedeau, de Garde ou Portier, de Cuisinier ou de Valet], von welchen Verrichtungen wir oben geredet, Nachricht, und fragt ihn, ob er solche recht beobachten wolle? Nachdem er abermals versichert, daß solches sein Vorsitz sey, so sagt der Examinator:

Wenn es denn also wäre, und da iedes Werck seinen Lohn verdiene, so könne er versichert seyn, daß er alle Monate einen Lohn, der nach seinen Verdiensten eingerichtet sey, von der Gesellschafft bekommen werde,

und fragt ihn zugleich ob er mir dem Gelde, das man ihn zahlen würde, vergnügt seyn wolle?

worauf iener Ja antwortet.

Alsdenn sagt der Examinator:

Wisset demnach, lieber Bruder, daß man nicht in die Loge kommen, oder ein Mitglied der Gesellschafft werden könne, ohne gewisse Cerimonien, aus denen die Aufnahme nothwendig bestehet, sich zu unterwerffen. Wollt ihr euch demnach solchen unterwerffen?

Ja, antwortet der andere, ich bin dazu bereit. Der erstere fährt fort:

aber mein Herr, so bald die Sache angefangen worden, kan man nicht wieder zurücke: werdet ihr wohl genugsamen Muth und Beständigkeit haben?

Nachdem der andere Ja geantwortet, sagt der Examinator:

Ihr seyd demnach, lieber Bruder, bereit, mir in allem zu folgen?

Ja, mein Herr, antwortet der Neuaufzunehmende nochmals. Endlich fügt iener hinzu:

Damit ihr aber euch alles Verdachtes und aller Furcht entschlagen mögt, so seyd versichert, daß alle Diener, so iemals in den Orden aufgenommen worden, alle die Cerimonien, so ihr zu beobachten habt, ausgestanden, und man bey eurer Aufnahme weder eine hinzuthun, noch hinweglassen werde. Da es nun keinem von euren Vorgängern iemals, so bald sie geendigt worden, gereuet, noch iemals iemand, der angefangen, auf die Hinterbeine getreten, so hoffen und versprechen wir uns solches gleichfalls von euch.

 

Nachdem der Neuaufzunehmende durch diese oder einige andere Reden von gleicher Art aufgemuntert worden, so wird er von neuem eine Viertel-Stunde lang allein gelassen, damit er sich desto gewisser entschliessen möge. Hierauf endigt der Examinator sein Examen, und sagt:

Bedenckt euch demnach, lieber Bruder, noch einen Augenblick wegen der Gesellschafft, worein ihr treten wollt, wegen desienigen, wozu ihr euch verbin« der, und wegen der Vortheile, so ihr erhalten werdet.

 

Indem diese Zeit des Stillschweigens dauert, so schlägt sich der Neuaufzunehmende mit Gedancken, die man sich leichter einbilden, als beschreiben kan. Es ist wahr, daß ein Mensch, der einige Standhafftigkeit besitzt, vor dem Verlust seines Lebens sich nicht fürchtet. Indessen habe ich doch verschiedene gekannt, die schwach genug gewesen, es zu thun, ob schon nichts weniger gegründet ist: indem die grösten Feinde des Ordens kein Exempel anzuführen wissen, welches zu dem geringsten Verdacht von dieser Art Anlaß geben können. Die einzige Ursache, die man haben könnte, um ruhig zu seyn, ist die Versicherung, so man dem Orden thut, und da man freylich befürchten muß, sich in Dinge verwickelt zu sehen, davon man sich hernach nicht, wenn man will, losmachen kan.

 

Wenn diese Viertel-Stunde verflossen, so unterbricht der Examinator das Stillschweigen und sagt: Lieber Bruder Diener, beharrt ihr noch allemal bey eurem Entschluß? Wenn er ia geantwortet, sagt iener ferner: Gehorchet demnach, und beobachtet alles genau, was ich euch heissen werde. Alsdenn bekommt der Neuaufzunehmende Befehl, alle sein Metall, sein Geld, seine Schnallen, und so gar seine Nadeln abzulegen: Dieses alles legt er auf einen Tisch, der zu dem Ende in der finstern Cammer, wo solches geschieht, steht. Sodenn fragt der Examinator ihn von neuem, ob er alles Metall abgelegt? Denn es ist verboten, dergleichen, es sey von was vor Art oder Gestalt es wolle, wenn man zur Loge kommt, bey sich zu haben. Der Examinator bekommt sodenn von dem Neuaufzunehmenden die Versicherung abermals, daß er kein Metall mehr bey sich habe. Hernach befielt man ihm, die Schuhe auszuziehen, den Hut, wenn er ihn noch behalten, und die Peruqve, wenn er eine trägt, abzulegen. Endlich muß er die Strümpffe, (so daß er barfuß bleibt) und alle seine Kleider, bis aufs Hemde, so er nebst den Hosen anbehält, ausziehen.

 

Die Cerimonie, alles Metall und die Kleider abzulegen, wird mit einem ernsthafften und gravitätischen Tone verordnet, und mit einer prächtigen Ordnung vollzogen. Die Befehle folgen nicht gleich, sondern nach etlichen Minuten, auf einander, da der Examinator den Neuaufzunehmenden allemal dazwischen fragt, ob er seinen Befehl genau beobachtet, und wenn er es bejahet, die Frage wiederholt, ob er bey dem Vorsatz in die Gesellschafft zu treten beständig verharre? indem er noch die Freyheit habe, davon abzustehen.

Wenn er noch immer aufgenommen zu werden, verlangt, so schlägt der Examinator mit einem kleinen Hammer etwas starck an die Thüre an. Sie öffnet sich auf dieses Zeichen, und zwey Brüder Diener zeigen sich, zu denen der Examinator spricht:

Brüder Diener, es ist hier ein neuer Diener, so sich feste entschlossen hat, in unsere Gesellschaft, zu treten, und der sehr gerne alles, was ich ihm befohlen, beobachtet hat. Ich habe also mein Amt bey ihm verrichtet, und überlasse ihn euch nunmehro, das eurige zu verwalten.

Hierauf antwortet der älteste von beyden, (der Rang dependirt von der Zeit der Aufnahme):

Wir werden unsere Schuldigkeit mit der Sorgfalt, welche uns die Gesetze und Ordnung unserer ehrwürdigen Gesellschafft vorgeschrieben, beobachten.

Hierauf wendet sich der Examinator nochmals zu dem Neuaufzunehmenden, und vermahnt ihn, einen Muth zu fassen, sich mit Standhafftigkeit zu waffnen, und allem, was ihm gegenwärtige Brüder Diener befehlen würden, zu gehorchen. Er endigt mit einem Wunsche, vor sein Wohlseyn, und vor die glücklichen Folgen seiner Ausnehmung, worauf denn die Thüre hinter ihm und den zwey Brüder Dienern zugemacht wird.

 

Der ältere wiederholt sodann den Wunsch vor sein Wohlergehen, und die Frage, ob er fest entschlossen sey, in den Orden zu treten, welches wir hier, weil es in der That geschieht, vielleicht zum Verdruß des Lesers, wiederholen müssen. Antwortet der Neuaufzunehmende, daß er bey seinem Vorsatze beharre, so wiederholt man nochmals: er müsse demüthig und gehorsam seyn. Alles dieses sagt der ältere, befielt sodann seinem Cammeraden, dem Neuaufzunehmenden die Augen mit einem Bande, so ausdrücklich hierzu gemacht ist, zu verbinden. Nachdem er also zwey Stunden in der finstern Kammer zugebracht, und das, was wir erzehlet haben, gehöret, so raubt man seinen Augen durch die Binde das Licht vollends, so ihm die Dunckelheit noch übriggelassen, welche Cerimonie sein Schrecken gar sehr vermehrt. Um ihn davon zu befreyen, giebt der älteste von den Brüder Dienern den andern den tröstlichen Befehl, dem Neuaufzunehmenden das Zeichen der Dienstbarkeit anzulegen, welches ein Strick ist, den man ihm um den Hals bindet.

Wenn solches geschehen, fügt der ältere hinzu: gebt ihm auch das Zeichen der Gefangenschafft. Worauf der jüngere ihm befielt, die Hände zu falten, und sie ihm mit einem Bindfaden zusammen bindet: dieses muß auf drey mal geschehen, nemlich wenn der Faden gedrehet, und die Hände creutzweis beym Puls, und wo sie mit dem Armen zusammen gefüget, gebunden werden.

 

Wenn also der Neuaufzunehmende ausgekleidet und gebunden ist, so fragt ihn der älteste von den Brüder Dienern aufs neue: Bruder, besteht ihr immer noch auf dem Vorsatze, in den Orden zu treten? Ja, mein Herr, sagt er. Führt ihn denn an den Ort, wohin es gebräuchlich ist; sagt sodann der ältere zu dem jüngern. Sogleich pocht der letzte mit dem Gelencke des Mittelfingers an die Thüre. Ein Wächter, den man daselbst als zur Hut gelassen, öffnet solche. Der jüngere, so angepocht, nahet sich alsdenn zu dem Neuaufzunehmenden, faßt das Ende des Stricks, den er um den Hals hat, und sagt zu ihm, Bruder Diener, folgt mir ohne Furcht. Der Neuaufzunehmende muß ihm folgen, und damit er nicht etwan falle, führt ihn ein oder wohl gar alle beyde Brüder, wenn man so viel Furcht bey ihm spürt, daß man besorgt, er möchte zu Boden sincken.

Auf diese Art führt ihn der iüngere von den Brüdern Dienern am Stricke, wie man einen Ochsen am Joche [comme un boeuf par le licol], oder ein wildes Thier an der Kette führt. Die Hände sind ihm mit einem dreyfachen Knoten gebunden. Man geht mit ihm zum Bade, dessen Thüre durch einen Bruder Diener mit blossem Degen bewacht wird. Wenn der ältere, der jüngere, und Neuaufzunehmende dahin gekommen, befielt der ältere dem jüngern, ihm die Füsse zu waschen, und sie mit der Qväle, so dazu bereit liegt [avec le morceau de toile de lin prêt pour cela], abzutrocknen. Hernach lässt er ihm die Hände, endlich den Leib und Kopff waschen und abtrocknen. Jedes von diesen Dingen wird nach einem besondern Befehl vollzogen.

Die beyden Wiedertäuffer [les deux Anabaptistes] kriegen sodann den Neuaufzunehmenden zu fassen, und nachdem sie ihn mit Gewalt in die Höhe gehoben (es sey, daß er gerne mit sich umgehen läßt, wie man will, oder daß er sich widersetze) so tauchen sie ihn, ohne ein Wort zu sagen, und mit aller möglichen Ernsthafftigkeit ins Wasser: alsdenn bekommt er ein ander Hemde und ein paar neue Hosen auf Unkosten der Gesellschafft.

 

Wenn dieses Abwaschen vorbey ist, sagt der ältere von den Bruder Dienern nochmals: Bruder Diener, der ihr aufgenommen zu werden wünschet, wollt ihr in eurem Vorsatze beständig seyn? Ja, antwortet der andere. Alsdenn wendet sich der ältere zu dem iüngern, und sagt zu ihm: Bruder Diener, laßt uns fortfahren. Der iüngere sagt zu dem Neuaufzunehmenden: Bruder Diener, folgt nur ohne Furcht. Sodann führt man ihn aus dem Bade an die Thüre des langen Ganges des Tempels, da ihn der iüngere Bruder allemal beym Stricke, den er um den Hals hat, fortschleppet. Wenn sie noch drey Schritte von diesem Orte entfernet sind, treffen sie zwey Brüder Diener mit blossen Degen in der Hand an, die ein so starckes Lermen [tout le vacarme], als zwey Personen, so sich im Ernst schlagen, machen. Auf dieses Geräusche [A ce bruit] wendet sich der ältere von denen, so den Neuanzunehmenden führen, zu ihm, und spricht:

Es sind hier zwey Personen, davon die eine euch in den Orden aufnehmen will, die andere hingegen sich widersetzet, und das ist die Ursache, warum sie sich schlagen Der, so euren Eintritt in die Gesellschafft verwehrt, ist ein Unheiliger, ( dieses bedeutet, daß er kein Freymäurer ist) der andere ein Bruder. Ihr könnt ihren Streit beylegen, und wehlen, welche von beyden Parteyen ihr nehmen wollt. Habt ihr denn Lust, in die Gesellschafft zu treten?

Nachdem dieser Ja geantwortet, so befielt der ältere dem iüngern, ihm die Hände aufzubinden, und einen Degen zu geben. Worauf der ältere sagt:

Neuaufzunehmender Bruder Diener, zieht vom Leder, und schlagt euch tapfer mit dem Unheiligen, so sich euren Absichten widersetzt.

Der Neuaufzunehmende ergreifft hierauf den Degen; allein der ältere befielt ihm, die Spitze hoch, gerade und unbeweglich zu halten. Hernach schlägt der andere, welchen man den Unheiligen nennt, dreymal mit dem Degen daran, und endlich rufft der ältere, gleich als ob der Neuaufzunehmende ienen niedergestossen:

Ihr habt überwunden, Bruder Diener, der Unheilige ist todt, ihr seyd würdig, in den Orden zu treten.

 

Ferner befielt der ältere dem iüngern, den Neuaufzunehmenden in die Gesellschafft zuführen. Dieser vermahnt den Bruder, ihm ohne Furcht zu folgen, und zieht ihn an dem Stricke, davon wir geredet haben, bis an die Thür des Zimmers, worinnen man die Loge hält, nach sich. So bald sie daselbst angelangt sind, so befielt der ältere dem iüngern, anzuklopfen. Solches thut er dreymal an der innern Thüre, auf die oben beschriebene Art. Was aber die Cerimonien bey Eröffnung der Thür und dem Eingange betrifft, so wollen wir davon reden, nachdem wir, was in der innern Loge beobachtet wird, beschrieben haben, welches in dem folgenden Artickel geschehen soll.

 

 

 

Beschreibung der auf dem Fußboden der Loge beschriebenen Figuren, und der Art, wie sich die Freymäurer um solche herumstellen.

[Description de la Figure tracée sur le plancher de la Loge, et de la manière dont les Frères se rangent autour. Voyez Planche I]

 

 

 

 

[die nächsten acht Abschnitte 70-75]

 

In allen Logen der Lehrlinge, Gesellen, Meister oder Schotten, mahlt man mit Kreide auf den Fußboden der Loge, oder das Bret, so man an dessen stat hingelegt, gewisse Figuren, so den Tempel Salomons entweder gantz oder zum Theil vorstellen, ab, so offt man ein neues Mitglied in die Gesellschafft aufnimmt. Man scheuert deswegen, oder kehrt zuerst den Boden, hernach beschreibt man darauf vier Linien, so ein länglicht Viereck ausmachen, und in welchem man die vier Welt-Gegenden les quatre Points Cardinaux] bezeichnet, so, daß die Breite des Vierecks zwischen Morgen und Abend, die Länge zwischen Mittag und Mitternacht ist.

Wenn dieses geschehen, so fängt man die Zeichnung der Figuren nach Mitternacht an [par le Septentrion - auf Planche I verschrieben: Septentiron - in der deutschsprachigen Ausgabe 1746, nach 136 findet sich dieselbe Zeichnung mit der Schreibweise: Septemtrio], da man in der Mitten der Breite des Vierecks ein Thor, zu welchem man durch eine einzige Stiege kommt, mahlt. Zur Rechten und Lincken in den beyden Winckeln des länglichen Vierecks macht man zwey Zimmer, so man die finstern nennt [deux Chambres, qu’on apelle Obscures], und über dem Thor gerade gegen über eine Treppe auf den Gang, wo fünff Seulen stehen, zu steigen. Der Boden dieses Ganges stellt ein Pflaster von mosaischer Arbeit vor, so aus kleinen weissen und schwartzen Steinen zusammengesetzt ist. Auf dem Dache mahlt man Gold und Edelsteine. Zur Rechten und Linken gedachter Treppe setzt man zwey Wasch-Becken [deux Lavoirs]. Hinter dem Gange, gegen über muß eine Seule stehen, und über solcher stellt man noch eine Stiege, von welcher man sich einbildet, daß sie nach dem Tempel Salomons führe, vor. Zur Rechten der Seule mahlt man zwey creutzweis gelegte Degen, zur Lincken ein Joch [un Joug]: über dem Thor zeichnet man eine Welt-Kugel [un Globe], und darunter ein Gebäude. Zur Rechten einige Kugeln [Globes], so man mit dem Hebebaum aufheben will, zur Lincken einen kleinen Karren, die Steine zuzuführen. Zur rechten Seite des Gebäudes eine Wage, zur Lincken ein Scepter: über dem Gebäude einen Stern, so Strahlen wirfft. Zur Rechten die aufgehende Sonne, zur Lincken den vollen Mond in seinem grösten Licht. Das sind die Figuren, die nun zwischen den vier Linien, so das länglichte Viereck ausmachen, mahlt.

 

Auswärts gegen Mittag bereitet man einen Altar [un Autel], welcher nichts anders als ein mit einem Teppicht, worauf verschiedene Figuren des Fußbodens gemahlt sind, belegter Tisch ist: Auf solchen legt man das Schurtzfell der Lehriungen, so vor dem Altar hängt. Nach der Seite gegen Mittag stickt man auf das Schurtzfell eine von denen Figuren des Bodens und in ihrem Geschmack. Auf dem Altar liegt ein kleiner Hammer [un petit Maillet], eine Bibel, oder bloß das Evangelium Johannis, und ein Degen. Ferner drey ins Dreyeck gesetzte Lichter, so daß zwey zur Rechten und Lincken des Meisters, und das dritte gegen ihm über ist. Zum andern steht ausser denen auf dem Boden gezogenen Linien ein Lehnestuhl, worauf sich der Meister, bey der Aufnehmung neuer Glieder in die Loge, setzt.

Zur Rechten und Lincken stehen drittens ausser diesen Linien acht halbe Arm-Stühle, vor den Groß-Meister des Ordens, den obersten Protector, den Ober-Aufseher, den obersten Secretär, den National- oder Provincial-Meister, Protector, Aufseher und Secretär. Die Plätze dieser halben Lehnstühle sind folgender Gestalt geordnet: zur Rechten des Meisters der Loge sitzt der Groß-Meister des Ordens, auf dem folgenden der Ober-Aufseher, neben ihm der National-Obermeister, und auf dem letzten Platz der Aufseher. Auf dem ersten Platz zur Lincken sitzt der oberste Protector, auf dem andern der oberste Secretär, auf dem dritten der National-Protector, und auf dem vierten der Secretär. Diese Beamten des Ordens mögen zugegen seyn oder nicht, so werden doch die Stühle vor sie hingesetzt. Wenn sie sich niederlassen, legen sie ihre Schurtzfelle ab, und sind sie nicht zugegen, so legt man sie auf ihre Sitze. Ein Licht, so zwischen der Thüre und dem Vorgemach stehet, erleuchtet endlich den gantzen Boden.

 

Das sind die Figuren, die man zeichnet, und die Dinge, so man bey der Aufnahme eines Bruders Dieners bereitet. Das Gemach, worinnen dieses geschieht, muß nicht mehr als eine Thüre haben, die von innen durch den iüngsten Lehrling mit zwey blossen Degen, davon der eine zur Rechten mit aufwärts gekehrter Spitze, der andere zur Lincken mit zur Erden gerichteten Spitze ist, bewacht wird. Wenn einige Thüren ausser dem Haupt-Eingange sind, so macht man sie so genau, als möglich, zu, und giebt hernach nicht weiter Achtung darauf. Die Fenster müssen so wohl verwahrt seyn, daß nicht ein Sonnen-Strahl oder etwas vom Tages-Lichte hindurch kan, und also das Zimmer bloß durch die drey Lichter auf dem Altar, und das, so auf dem Boden zwischen dem Vorgemach und dem Gebäude selbst stehet, erleuchtet wird.

Vor diesem Gemach, welches die innere Loge [la Loge intérieure] ist, ist ein anders, wo zwey Brüder Diener mit blossen Degen stehen. Diese Herren, deren Verrichtung man bereits gesehen hat, dürffen nicht Wache halten, indem die Thür der Loge solche von aussen nicht nöthig hat, und sie über dieses drey Schritte weit davon entfernet sind. Dieses zweyte Zimmer muß wenigstens zwey Thüren haben, eine in die Loge, die andere, ins Bad [Lavoir] zu kommen, wo eine einzige Wache mit blossem Degen steht. Uiber dieses hat man, wie wir schon erwehnt, finstere Gemächer mit Wachten.

Was die Bäder, oder Wannen betrifft, so kan man solche auch, wenn die Einrichtung des Gebäudes solches erfodert, in das andere Zimmer setzen; es ist aber weit beqvemer, ein besonderes Zimmer dazu zu haben. Man. setzt zwey Bade-Wannen, eine zur Rechten, die andere zur Lincken des Zimmers. Sie sind rund, und in Manns-Höhe, von Holtz oder Stein verfertigt, und mit kaltem Wasser angefüllt. Man hat über dieses ein weisses Tuch, die Hände, Füsse, und den gantzen Leib des Neuaufzunehmenden, wenn er eingetaucht worden, abzutrocknen. Er findet daselbst auch andere Hosen und ein weisses Hemde, sich abzutrocknen und anzuziehen.

Ausser denen erwehnten Zimmern hat man noch eines, so wir oben das Vorgemach der Loge [l’Antichambre de la Loge] genennt, dessen Thüre von innen durch zwey Brüder Diener, die man die nähere Wache nennt, bewahrt wird, welche mit blossen Degen in der Hand an der Ecke der Thüre stehen, und solche halb auf- und zumachen, wenn einer von den Brüdern anklopfft. Alle demnach, welche man an das äussere Thor, an das Bad, und innere Thor der Loge stellt, sind blosse Diener, derienige aber, so inwendig an der letzten Thüre stehet, muß ein Lehrling, und der iüngste von denen, so aufgenommen worden, seyn.

 

 

Was die Ordnung der Bruder in der Loge der Lehrlinge anlangt, so haben wir von den Thürhütern weiter nichts anzumercken, weil wir bereits gezeigt, wie sie postirt sind. Wir wollen also sehen, was die Verrichtung der übrigen Brüder ist. Sie stehen in dem innersten Zimmer der Loge um die auf dem Boden gemahlten Figuren herum: Der Meister der Loge steht gegen Mittag zwischen dem Altar und einem Stuhle: Zur Rechten und zur Linken ist der Groß-Meister, der Protector, der Ober-Aufseher und oberste Secretär des Ordens: Der National-Protector, Aufseher und Secretär, wenn sie bey der Versammlung zugegen sind. In ihrer Abwesenheit setzt man die Stühle auf die Art, wie wir oben angemerckt haben. Wenn sie stehen, so haben sie dieselben allezeit hinter sich. Ihre Entfernung von dem Meister der Loge ist allemal ungefehr zwey Schritte: so daß, ob wir schon ihres Ranges wegen von den Plätzen, die sie inne haben, gleich nach des Meisters der Loge seinem geredet, so sind sie deswegen doch nicht die nächsten nach ihm.

Der Raum, der sie absondert, ist vor dem Redner, so zur Rechten des Meisters der Loge, und gleich neben ihm ist, nach ihm folgt ein Secretär, so von dem Secretär des Ordens und der Nation unterschieden ist. Der Schatzmeister hat da gleichfalls seinen Platz zur Lincken, und neben ihm sind auf beyden Seiten zwey Aufseher.

Die neuen Brüder sitzen gleich neben ihnen, aber nur den Tag ihrer Aufnahme. Die Schotten, der Meister, die Gesellen und Jungen, als blosse Mitglieder der Gesellschafft, sitzen in eben dieser Linie. Endlich befinden sich zwey Ober-Aufseher an den Ecken der Figur nach Mitternacht.

 

Jedes Mitglied des Ordens hat ein Schurtzfell [tablier], so seiner Würde oder Classe eigen ist. Der Meister der Loge trägt eine Trommel von Pergament, so an einer blauen seidenen Schnure [avec une gance de soie bleue] an seinem Halse hängt, und auf welche der Klöppel gemahlt ist. Die obersten Beamten desselben haben ebenfalls besondere Schurtzfelle, und tragen, wie der Meister, eine blaue seidene Schnure am Halse. An dieser Schnure hängt eine Wage, oder Trommel, oder ein Hammer, oder sonst eine Figur von denen, so auf den Boden der Loge der Brüder Diener gemahlt sind. Jeder Aufseher, Meister oder Bruder, trägt den Degen auf einerley Art, ingleichen die Figur oder Vorstellung des Wapens [ses Armes] der Loge.

Es gilbt Gesellschafften, deren Beamte und vornehmste Mitglieder eine Art von Lantzen [une espèce de lance] von einer mittelmäßigen Grösse tragen. Sonderlich haben die Aufseher durchgehends einen Schlegel [un maillet]  in der Hand, und die Brüder einen blossen Degen. Alle aber sind mit entblößten Häuptern.

 

 

 

Von der Art, die Loge zu eröffnen.

 

 

Nach dieser vorläufigen Nachricht will ich dem Leser die Gebräuche, so nun, wenn die Loge gehalten, und ein neues Mitglied aufgenommen wird, beobachtet, beschrieben. Er wird nicht ehe, als bis sie sich angefangen, hinzugelassen, und sie continuirt und endigt sich, so bald er eingeführt worden.

 

[die nächsten zwei Abschnitt, stark gekürzt, 89]

 

Wenn demnach die völlige Figur gezeichnet, die Fenster und Thüren zugemacht worden, so nimmt der Meister der Loge seinen Platz gegen Mittag zwischen einem Lehnstuhl und Sessel. Er nimmt seinen Schlegel, klopfft auf den Altar, und sagt: Brüder, helfft mir die Loge öffnen. Wenn man diesen Schlag gehört, und dieser Befehl gegeben worden, so sind die Brüder insgesamt verbunden, sich an ihre Stellen zu begeben, und um die Figur herum zu treten. Alsdenn schlägt der erste Aufseher, so seinen Schlegel in der Hand behält, auf den, welchen der andere Aufseher hat, und sagt gleichfalls: Brüder, helfft mir die Loge offnen. Der andere Aufseher schlägt gleichfalls einmal mit seinem Hammer auf des ersten seinen, und sagt: Brüder, helfft mir die Loge öffnen.

Sodann haben die Brüder insgesamt so fleißig, als sie können, Acht. Der Meister der Loge macht das Zeichen des Lehrlings, und alle machen es zugleich nach. Sodann wendet er sich zu allen Brüdern, und giebt iedem den Titel, der seinem Range und Würde gehört. Es mögen also die obersten Mitglieder zugegen seyn oder nicht, so redet er sie allemal an, als ob sie in der Gesellschafft personlich zugegen wären:

Dreymal ehrwürdiger Großmeister des Ordens, dreimal ehrwürdiger Groß-Protector des Ordens, dreymal ehrwürdiger Ober-Aufseher des Ordens, dreymal ehrwürdiger Groß-Secretär des Ordens: ehrwürdiger National Groß-Meister, ehrwürdiger National Groß-Protector, ehrwürdiger National Ober-Aufseher, ehrwürdiger National Groß-Secretär, hochgeehrter erster und andere Ober-Aufseher, Redner, Secretäre, Schatzmeister, Aufseher, Brüder, Schotten, (wenn einer da ist) neuaufgenommener Bruder (im Fall, sich einer in der Gesellschafft findet) Meister, Gesellen und Lehrlinge, die Mitglieder sind, ich bin willens die Loge zu eröffnen.

Dieses Formular wird durch den ersten, und hernach durch den andern Oberaufseher wiederholet, mit dem eintzigen Unterschiede, daß sie sich erst zum Meister der Loge wenden, und indem sie die obersten Mitglieder nennen, wenn sie bis auf die Aufseher gekommen, und es der erste ist, so redet, kehrt er sich bloß zu dem andern, und dieser macht es auf gleiche Weise.

 

Wenn man einen von den Obern des Ordens anredet, so grüßt man ihn mit einer Verbeugung, indem man ihn nennet. Hernach wenn das Zeichen zur Oeffnung der Loge gegeben worden, fährt der Meister in seinen Verrichtungen fort, und wendet sich zu einem von den Ordens-Brüdern, zu welchem er will, ohne Ansehen des Ranges und der Würde, und er fragt ihn aus dem Catechismo der Bruder Diener und Lehriungen, welchen alle zu wissen verbunden sind. Ob es nun schon ihre Schuldigkeit ohne Ausnahme ist, so wohl als auf die Fragen, so der Meister zu thun Macht hat, zu antworten; so wendet er sich doch gemeiniglich zu den Aufsehern, und fast allemal zu einigen Beamten des Ordens, und andern, von denen man weiß, daß sie den Catechismum auswendig können. Wird iemand gefragt, und er kan nicht antworten, so muß er es durch eine Verbeugung zu verstehen geben: und alsdenn ist es nicht einem ieden vor ihn zu antworten vergönnt, sondern man muß warten, bis der Meister fragt. Kluge Verordnung, die sonder Zweifel gemacht worden, der Verwirrung, und dem Neide, welchen die Eitelkeit und Einbildung zwischen Gliedern von einem widerwärtigen Naturell erwecken könnte, vorzubeugen. Der, welcher nicht antworten können, muß auf die richtige Antwort des andern wohl Achtung geben, indem er sie, ohne die Anrede des Meisters zu erwarten, sogleich wiederholen muß. Auf diese Art üben sich die geschickten, und erhalten ihre Wissenschaft, die unwissenden aber erlangen solche.

 

Wenn: der Catechismus, den man unten antreffen wird, geendigt worden, so redet der Meister die Beamten und Brüder des Ordens nochmals, wie im Anfange geschehen, an, schlägt mit dem Hammer auf den Altar, und sagt: Die Loge ist geöffnet. Die Ober-Aufseher wiederholen das Formular nach der oben beschriebenen Art, schlagen mit ihren Schlegeln wechselsweise auf einander, und sagen: Die Loge ist geöffnet. Man macht zugleich das Zeichen der Lehrlinge und einige Verbeugungen.

 

Die Redens-Arten: ich will die Loge offnen, sie ist offen, Brüder helfft mir die Loge offnen, bedeuten nicht, daß die Thüren des Zimmers aufgemacht werden sollen, oder daß sie offen sind. Es ist vielmehr eine den Freymäurern eigene Redens-Art, deren Verstand dem, welchen das Wort öffnen im gemeinen Leben hat, gantz entgegen ist: denn sie gebrauchen diese Kunst-Worte, zu zeigen, daß alles zugemacht, oder es wenigstens seyn solle, daß alles so sicher sey, daß man die Zeichen der Gesellschafft frey machen, und ohne Scheu reden könne, ohne zu besorgen, man möchte durch einen Unheiligen gehört oder gesehen werden, indem die innere und äussere Wache, ihnen den Zutritt zu wehren, bestellt sey.

So bald die Figur auf den Boden gezeichnet worden, der Meister den Catechismum hersagen lassen, und alle Brüder sich in dem Innern der Loge versammlet haben, so sagt man, daß sie geöffnet worden. Hier ist nicht zu vergessen, daß wenn der Meister den ersten Schlag mit dem Schlegel auf den Altar thut, und den Brüdern ihm bey Oeffnung der Loge zu helffen befohlen, die Ober-Aufseher aber diese Worte wiederholt haben, so muß der andere den Platz, der ihm bey der Figur angewiesen ist, verlassen, und zu der Thür der Loge, wo der iüngste Lehrling die Wache hat, gehen, und zu ihm sagen: Bruder Thürhüter, man öffnet die Loge; sodenn gehet er an seinen eigentlichen Platz, macht das Zeichen des Lehrlings, und eine Verbeugung. Der Thürhüter macht die Thür halb auf, und sagt zu den beyden Brüder Dienern, die, wie wir angemerckt, mit blossen Degen haussen stehen: Brüder Diener, die ihr euch hier schlagt, die Loge wird geöffnet. Dieser letztere sagt gedachte Worte dem Wächter des finstern Zimmers, dieser der Schildwacht, so an der äussern Thür steht, alles aber wird wiederholt, wenn der Meister sagt: Die Loge ist geöffnet.

Nach dieser letztern Nachricht muß ieder Thürhüter sein Amt mit aller möglichen Vorsicht beobachten. Wenn man also zu Oeffnung der Loge, in dem Zimmer, wo die Figur ist, schreitet, so wird der, den man aufnehmen will, an die innere Thüre geführt, wo wir ihn zu Ende des vorigen Artickels gelassen haben, und wo wir ihn ietzt wieder abholen, um die Gebräuche der Aufnahme selbst zu beschreiben.

 

 

 

Aufnahme eines Bruder-Dieners und Lehrlings.

[Réception d’un Frère Servant Aprentif]

 

[die nächsten vier Abschnitte, stark gekürzt, 89-90]

 

Die beyden Brüder Diener führen den Neuaufzunehmenden an die innere Thüre der Loge, wo der andere Bruder auf Befehl des ersten dreymal anklopfft. Auf dieses Geräusche öffnet sich die Thüre halb, der Wächter kömmt und fragt den, welcher anklopfft: wer seyd ihr? Der erste antwortet: was mich betrifft, so bin ich der erste Bruder Diener, der aber, welchen wir am Stricke herführen, einer, der Willens ist, in die Gesellschafft zu treten.

Was wollt ihr also? sagt der Thürhüter. Ich will, antwortet iener, meine Schuldigkeit beobachten, den Neuaufzunehmenden der Gesellschafft vorstellen, und alsdenn meine andern Verrichtungen in Acht nehmen.

So dann macht der Wächter die Thüre zu, schrenckt den Degen, so er in der Hand hat, creutzweise, und macht ein Geräusche, indem er mit dem einen dreymal auf den andern schlägt. Dieses Zeichen soll andeuten, daß der Thürhüter der Gesellschafft etwas zu hinterbringen habe: denn er kan seine Stelle nicht verlassen, um ihr von dem, was an der Thüre vorgeht, Nachricht zu geben, sondern muß mit dem Degen anschlagen, und einen an dem andern wetzen, Hierauf macht der andere Ober-Aufseher das Zeichen der Lehrlinge, schlägt dreymal mit seinem Schlegel auf des ersten Ober-Aufsehers seinen, macht ihm eine Verbeugung, und sagt zu ihm: Ehrwürdiger erster Aufseher, der Thürhüter schlägt an. Der erste Ober-Aufseher schlägt gleichfalls dreymal mit seinem Schlegel auf des andern Aufsehers seinen, macht das Zeichen des Lehrlings, und dem Meister der Loge ein Compliment, und sagt: Hochehrwürdiger Meister, der Thürhüter klopfft an. Hierauf klopfft der Meister der Loge dreymal mit seinem Schlegel auf den Altar, macht das Zeichen des Lehrlings, und sagt, indem er den ersten Ober-Aufseher grüßt: Ehrwürdiger erster Aufseher, seht, was der Thürhüter verlangt.

Der erste Aufseher schlägt von neuen dreymal mit dem Schlegel auf des andern seinen, macht ihm das Compliment, und das Zeichen des Lehrlings, und sagt: Ehrwürdiger anderer Aufseher, seht, was der Thürhüter verlangt. Dieser macht hierauf gleichfalls das Zeichen, und die Verbeugung gegen den Meister, und verläßt seinen Platz, um zu dem Thürhüter zu gehen. Wenn er noch drey Schritte von ihm entfernet ist, so bleibt er stehen, sieht ihn genau an, ohne eine Bewegung zu machen. Hierauf macht der Thürhüter dem Ober-Aufseher nicht der Lehrlinge, sondern der Brüder Diener Zeichen, welches wir bald beschreiben wollen, und der Ober-Aufseher ist auf gleiche Weise zu antworten verbunden. Denn bey dieser Gelegenheit muß man das Zeichen der Classen, worein man iemanden aufnehmen will, machen, so nur in dem Augenblicke, da er aufgenommen wird, geschieht. Die Brüder, so nicht Diener sind, gebrauchen niemals das Zeichen derer, so es sind, weder zuvor noch hernach. Ist die Cerimonie der Aufnehmung vorbey, so nehmen sie das Zeichen der Lehrlinge wieder an.

 

Der Thürhüter macht nach dem Ober-Aufseher das Zeichen des Bruder Dieners mit vieler Ernsthafftigkeit. Nachdem ihm der Ober-Aufseher auf gleiche Art geantwortet, macht der Thürhüter mit seinen Degen, indem er sie creutzweise legt, ein Geräusche, grüßt den Aufseher, und sagt zu ihm: hier ist der Bruder, so ein Mitglied der Gesellschafft zu werden verlangt. Der Ober-Aufseher antwortet: Wer ist er? So gleich öffnet der Wächter die Thüre, und sagt zu dem ersten Bruder Diener: Wie nennt sich der Neuaufzunehmende? wo ist er her? was hat er vor Qvalitäten? Nachdem der erste Bruder auf diese Fragen geantwortet, schließt man die Thüre zu, und der Thürhüter wiederholet gegen den Ober-Aufseher seine Antwort. Endlich setzt dieser hinzu: Bruder Thürhüter, hat der Neuaufzunehmende einen rechten Beruff? Ist die Zeit seines Examens aus? hat er es, wie sichs gehört, ausgestanden? Alle diese Fragen geschehen besonders, und eine nach der andern. Der Ober-Aufseher thut sie an den Thürhüter, und dieser an den ersten Bruder Diener. Man macht die Thüre allemal, so offt man eine Frage thut, auf, und wenn man die Antwort erhalten, wieder zu. Bey ieder Antwort, so der Thürhüter an den Ober-Aufseher gethan, macht er das Zeichen des Bruder-Dieners, und die Verbeugung, und der Ober-Aufseher, wenn er mit dem Thürhüter redet, thut dergleichen.

Da« sind die Fragen, so sie einander lhun, und deren Menge und öfftere Wiederholung dem Leser sehr verdrießlich gewesen seyn würde, wem wir sie nach der Länge hergesetzt hätten.

 

Wenn diese Unterredung, so der Aufseher, der Thürhüter, der Neuaufzunehmende, und der Bruder Diener, so ihn begleiten, unter einander bey der Thüre gehalten, aus ist, so geht der Aufseher davon und an seinen Platz bey der Figur, macht das Zeichen des Bruder Dieners, und dem ersten Aufseher ein Compliment und sagt: Ehrwürdiger erster Aufseher, der Bruder Diener ist hier, um seine Aufnahme zu bitten. Der Ober-Aufseher macht das Zeichen des Bruder Dieners, und ein Compliment, und sagt: wie nennet sich der Neuanzunehmende? wo ist er her? was hat er vor Eigenschafften? ist sein Beruff richtig?

Die zwey Aufseher thun noch viele andere Fragen von der Art derer, so wir oben angeführet, da wir die, so der Thürhüter, der andere Aufseher, der erste von den Brüder Dienern an einander thun, erzehlt. Wenn alles dieses vorbey ist, so macht der erste Aufseher das Zeichen des Bruder Dieners und dem Meister ein Compliment, und redet ihn folgender Gestalt an: Hochehrwürdiger Meister, der neue Bruder Diener ist hier, um seine Aufnahme zu ersuchen. Der Meister wiederholet das Zeichen des Bruder Dieners, grüsset und antwortet: wie heisst der Aufzunehmende? und thut alle die vorhergehenden Fragen, gleichwie der erste Aufseher die Antwort wiederholt. Das gantze Formular ist wegen seiner Länge und wegen seiner pedantischen und unnatürlichen Ernsthafftigkeit, auch weil man einerley Dinge wohl tausendmal wiederholt, unangenehm.

 

Der unermüdete Meister wiederholt von neuem zu dreyen malen: Ehrwürdiger Ober-Aufseher, hat der Bruder Diener, so in die Versammlung treten will, einen Beruff dazu? Dieser antwortet auf die drey Fragen, deren iede besonders geschiehet: Ehrwürdiger erster Aufseher, last den neuen Bruder Diener hereinkommen. Sodenn wendet sich der Aufseher auf des andern Seite, und sagt: Ehrwürdiger anderer Aufseher, last den neuanzunehmenden Bruder Diener hereinkommen. So bald also der andere Ober-Aufseher das Zeichen des Bruder Dieners, und die Verbeugung gemacht, entfernt er sich von der Figur, und nahet sich dem Thürsteher bis auf drey Schritte. Sodenn bleibt er mit einer gravitätischen Stellung stehen, macht das Zeichen des Bruder Dieners und das Compliment, und sagt: Bruder Thürhüter, man lasse den neuaufzunehmenden Bruder hereintreten. Indem dieses geschiehet, macht der Thürhüter mit eben der Ernsthafftigkeit das Zeichen und die Verbeugung, öffnet, ohne ein Wort zu reden, oder eine Antwort zu geben, die Thüre, und sagt zum ersten Bruder Diener: Bruder Diener, laßt den Neuaufzunehmenden hereintreten.

Jener, nebst seinem Gefehrten, übergiebt ihn sodenn dem Thürhüter, welcher ihn am Stricke, den er um Hals hat, bis an die Schwelle führet, und die Thüre hinter ihm zumacht. Währender Zeit treten die Brüder Diener, welche den Neuaufzunehmenden aus dem finstern Zimmer bis an die innere Thür der Loge geführt hatten, gantz ab, und gehen, ohne sich weiter um die Gebräuche der Aufnahme zu bekümmern, an die Verrichtungen, so die Loge entweder in der Küche oder anderswo von ihnen fordert.

 

So bald der Neuaufzunehmende an die Thürschwelle gekommen, so bleibt der, welcher die Wache daselbst hat, ohne einen Schritt zu weichen, stehen, und fährt fort, sie zu bewachen. Der andere Aufseher, so, wie gedacht, nahe dabey ist, nimmt den Strick, den der Neuangehende um Hals hat, und spricht: Neuangehender Bruder Diener, zieht euren Degen heraus, haltet die Spitze in die Höhe, und fürchtet euch nicht. In dieser Stellung führt der Aufseher denselben um die auf den Boden gemahlte Figur erst von Morgen gegen Mitternacht, und hernach gegen Mittag und Abend, und wenn er endlich wieder nach Mitternacht gekommen, so stellt er sich zwischen dem ersten und andern Aufseher, mitten in die Linie, so das lange Viereck ausmacht, dem Thor nach Mitternacht gerade gegen über.

 

Nachdem man den Neuaufzunehmenden auf diese Art herumgeführt, so ist zu mercken, daß die Brüder, so um die Figur herumstehen, so offt als er an eine der vier bezeichneten Welt-Gegenden gekommen, einen halben Circkel machen, ihn umgeben, und ihre Degen mit einem erschrecklichen Geräusche, als ob sie sich im Ernste schlügen, an einander wetzen. Die Ursache, warum sie nur einen halben Circkel machen, ist, weil der Neuanzunehmende am Rande der Figur, wo kein Bruder ist, steht, und er von dieser Seite, welches auch die, wohin er das Gesicht wendet, ist, nicht umgeben werden kan. Indem nun die Brüder sich mit ihren Degen schlagen, sagt der andere Aufseher zum Neuangehenden:

verschiedene Unheilige und Brüder sind unter einander streitig; die ersten wollen euch hinderlich, die andern beförderlich seyn, in die Loge zu treten. Es steht also bey euch, ob ihr euch wieder zurück begeben, oder fortgehen, und euch aufnehmen lassen wollt.

Sodenn wird der Neuaufzunehmende sagen: Ich will in die Gesellschafft treten, und von meinem Vorhaben nicht abstehen. Hierauf giebt ihm der Aufseher diesen Befehl: Neuaufzunehmender Bruder Diener, haltet euren Degen feste, und fechtet muthig mit denen Unheiligen, so sich euch widersetzen. Hernach befielt er ihm, die Spitze des Degens in die Höhe zu halten, ohne sie zu bewegen, worauf drey von den Brüdern, die man als Unheilige ansieht, mit ihren Degen dreymal auf den seinigen schlagen. Wenn diese grosse That vollendet worden, so rufft der Ober-Aufseher, gleich als ob die Unheiligen umgebracht worden:

Ich wünsche euch Glück, neuaufzunehmender Bruder Diener, die Unheiligen sind todt, ihr habt gezeigt, daß ihr würdig seyd, ein Mitglied der Gesellschafft zu werden.

Man wiederholt diese Worte und dieses Geklirre der Degen viermal, nemlich auf ieder auf der Erde gezeichneten Welt-Gegend einmal. Indem der Neuaufzunehmende, von dem Aufseher begleitet, um die Figur herumspatziert, so wendet er das Gesichte weder nach ihrer, noch nach der andern Seite, sondern sucht es allemal nach der Rechten zu halten. Indem ihn die Brüder in einen halben Circkel eingeschlossen haben, so ist der Ober-Aufseher mit ihm zugleich darinnen begriffen.

Indessen umgeben nicht alle Brüder diese beyden Herren, sondern nur die, so um eine von den 4 Seiten der Figur, nahe bey einer der beyden bezeichneten Gegenden, herumstehen. Zum Exempel, wenn die Gesellschafft aus hundert Brüdern besteht, so stehen deren 25 gegen die mitternächtige Seite der Figur, und sie allein formiren den halben Circkel, wenn sich der Neuaufzunehmende an diesem Orte befindet: befindet er sich an einem andern, so sind auch 25 andere Personen da, so um ihn herumtreten. Sind die obersten Beamten zugegen, so müssen sie einander sowohl, als der Meister der Loge, helfen, wenn der Neuaufzunehmende gegen Mittag zugeht. Endlich spaziert selbiger nicht bloß um die Figur, sondern auch um die Brüder herum.

Wenn diese Proceßion geendiget, und der Neuaufzunehmende dem Meister der Loge gegen über gekommen, so treten zwey Aufseher hinein, und der andere Aufseher klopfft mit seinem Schlegel dreymal an die Stiege der Thür, durch welche man in die Gallerie geht. Er macht hierauf zuerst das Zeichen des Bruder Dieners, grüsst ihn, und sagt: Ehrwürdiger erster Aufseher, der neuaufzunehmende Bruder Diener ist hier, um aufgenommen zu werden. Hierauf schlägt der Meister dreymal mit dem Hammer auf den Altar, macht das Zeichen des Bruder Dieners, und das Compliment, und sagt:

Ehrwürdiger erster Aufseher, wie heist der Neuaufzunehmende, aus was vor einem Geschlechte und Lande ist er, was vor Jahre, was vor ein Naturel hat er? ist er examiniret und vorbereitet, hat man einen rechtmäßigen Beruff bey ihm wahrgenommen?

Eben diese Fragen, eine nach der andern, thut auch der Meister. Er wendet sich zum ersten Aufseher, dieser zum andern, und der letztere zum Neuaufzunehmenden: dessen Antwort von ihm zum andern Aufseher, von diesem zum ersten, und endlich zum Meister kommt. Alles wird mit lauter Stimme gesprochen, und die, welche reden, machen allemal das Zeichen des Bruder Dieners, und ein Compliment: und ob wir schon die Fragen hier nach der Ordnung erzehlet haben, so ist doch solches bloß, um die Gedult des Lesers nicht zu mißbrauchen, geschehen. Denn man thut iede Frage besonders, wie wir bereits gedacht haben.

 

Die Antwort auf die fünff ersten Fragen, wird, sie mag seyn, wie sie will, in das Buch der Brüder durch den Secretär der Loge geschrieben, welcher den Tag, den Monat und das Jahr auf folgende Weise bemerckt:

den 1 Jenner 1745 hat sich Frantz Procoq aus Paris gebürtig, ein Koch von. Profession, seines Alters 50 Jahr, als ein Bruder Diener, bey der ehrwürdigen Loge zu Franckfurt am Mayn angegeben.

 

Diese Umstände des Geschlechts, Nahmens, des Vaterlandes und der Qvalilät des Neuaufzunehmenden werden in dem Augenblick, da er sie anzeigt, durch den Secretär der Loge auft gezeichnet, welcher zu dem Ende ein Buch oder Schreibzeug unter dem Arme oder im Schubsacke trägt, und es, wenn er schreiben will, auf den Altar legt. Die andern vier Antworten werden nicht niedergeschrieben, sondern es ist genug, daß der Oberaufseher sie mit Ja beantwortet.

 

[die nächsten neun Abschnitte, weitgehend wörtlich, 90-94]

 

Der Meister läst hierauf dem Neuaufzunehmenden mit aller gewöhnlichen Gravität sagen, daß er ihm mit einer vollkommenen Aufrichtigkeit antworten solle. Darauf macht er das Zeichen des Bruder Dieners ohne Reverenz, und alle gegenwärtige Brüder thun dergleichen, hernach wendet er sich zum Bruder selbst, und nicht zu den übrigen, und sagt mit einem ernsthafften Tone: Neuangehender Bruder Diener, wollt ihr in den Orden treten? Wenn er solches von neuen bekräfftiget, so setzt der Meister hinzu: Ihr wollt demnach die Ordnungen und Gesetze des Ordens genau beobachten? der andere verspricht es. Ihr wollt also dessen Geheimnisse unter der Decke der Nacht begraben? fährt der Meister fort. Er versichert es gleichfalls, und der Meister sagt:

wollt ihr euch also zu diesem Stillschweigen von den Geheimnissen des Ordens zu dem dem Meister schuldigen Gehorsam, zu dem Eifer vor das Wohl der Brüder, und zu allen euren übrigen Pflichten durch einen Eid verbinden?

Der Neuaufzunehmende beantwortet solches auch mit ia: da ihm denn der Meister befielt, mit dem rechten Knie sich auf die Erde nicht weit von der Stuffe, auf welcher man nach dem Thore gegen Mitternacht geht, niederzulassen, und was er ihm vorsagen würde, nachzusprechen. Er legt sodann den Eid, welchen wir bald hersetzen wollen, ab, und thut solches, indem er mit dem rechten Knie auf der Erde liegt, das lincke aber nur gebogen hat, in der rechten Hand einen Degen, die Spitze in die Höhe gekehrt, den lincken Arm aber, die Hand und Finger ausgestreckt hat. Wenn der Eid geendigt ist, so sagt der Meister zu ihm: Stehet auf Bruder Diener, der bald völlig aufgenommen werden soll.

Er thut solches, und stellt sich dem Thore nach Mitternacht gegen über. Der Meister befielt ihm nochmals, indem er ihm den vorigen Titel giebt, die rechte Hand auszustrecken, und die Spitze des Degens in die Höhe zu halten: welches er thut. Sodann sagt der Meister zum ersten Aufseher: Ehrwürdiger erster Aufseher, zeigt dem Bruder Diener, welchen man bald völlig aufnehmen wird, wie er gehen soll. Der Aufseher spricht sodann zu ihm: Bruder Diener, der nun bald völlig aufgenommen werden wird, erlaubt mir eure Füsse zum gehen einzurichten; und stellt sie ihm in Form eines Winckelmasses, so daß der lincke Fuß den untern Theil, der rechte die Seite bezeichnet. Hernach thun sie einen Tritt auf die Stuffe, so nach der Thüre zugeht, und der Aufseher befielt dem Bruder Diener, den rechten Fuß in die Höhe zu heben, welchen er auf die gemahlte Stuffe, davon wir geredet, setzt; hernach spricht er: hebt den lincken, und setzt ihn gleichfalls drauf, so daß sie noch ein Winckelmaß formiren.

Wenn nun selbiger auf der Stuffe ist, so befielt der Meister dem Aufseher ihn in die Loge zu führen, welches er durch einen Schlag mit dem Schlegel auf des andern Aufsehers seinen thut. Dieser Schlag ist an stat desienigen, welchen man an die Thüre, so nur gezeichnet ist, thun sollte: der andere Aufseher antwortet darauf, und sagt: Was wollt ihr, ehrwürdiger erster Aufseher? Er sagt: Ich will hineingehen. Der andere Aufseher fragt ferner: Wer ist der andere? Der erste Aufseher antwortet: Es ist ein Bruder Diener, dessen Aufnahme man vollenden will.

Worauf iener sagt: Gehet hinein. Der Meister aber spricht zum ersten Aufseher:

Ehrwürdiger erster Aufseher, sagt dem Bruder Diener, welcher aufgenommen werden soll, daß es nicht erlaubt sey, mit verbundenen Augen in die Loge zu gehen, und fragt ihn, ob er sie frey haben wolle?

Der Aufseher spricht demnach zu ihm:

Die Finsterniß vergeht in der dreymal ehrwürdigen Loge, sie ist gantz von dem Schein eines ausserordentlichen Lichts angefüllt. Wollt ihr also, Bruder Diener, dieses Licht sehen, welches ihr gantz neu und vortreflich finden werdet?

Es ist leicht zu erachten, daß der Neuaufgenommene ein grosses Verlangen darnach bezeigen werde.

 

Sodann tritt der andere Aufseher hinzu, ihm die Binde, womit ihm die Augen zugebunden waren, abzunehmen, und zu gleicher Zeit sagt der erste Aufseher zum Neuaufgenommenen: Gebt mir euren Degen, ihr habt nunmehro alle Schwierigkeit überstiegen, und seyd in die dreymal ehrwürdige Loge aufgenommen: so daß der neue Mit-Bruder, sobald er die Binde los geworden, sich ohne Degen sieht; alle andere Diener machen mit der rechten Hand das Zeichen des Bruder Dieners, und mit der andern drohen sie dem neuen Bruder mit ihren Degen, dessen Spitze sie ihm vorhalten.

 

Der erste Aufseher, so sich mitten an der Figur des Bodens befindet, und den Degen d« Neuaufzunehmenden zu sich nimmt, hält ihn solchen gleichfalls mit der lincken Hand vor, indem er mit der rechten das Zeichen des Bruder Dieners macht. Alle stehen überaus ernsthafft und unbeweglich in dieser Positur, bis daß nach Verlauff einiger Minuten der Meister einen Schlag mit dem Hammer gethan, und gesagt: Brüder, es ist genug. Auf diesen Befehl nehmen alle ihren Platz um die Figur des Bodens ein, und machen das Zeichen des Bruder Dieners.

 

 

Hier kan sich der Leser das Erstaunen und die Mäßigung des Neuaufzunehmenden weit besser einbilden, als sie die beste Feder beschreiben würde. Nachdem er zwey Stunden in einer dicken und erschröcklichen Finsternis gleichsam begraben gelegen, durch ein ernsthafftes und verdrießliches Examen geplagt worden, das Vergnügen und die Erfrischung des Bades sowohl, als des Concerts, und Geklirres der Degen genossen, einen Strick um den Hals getragen, an allen Thoren angeklopfft, und seinen Nahmen hergesaget hat; endlich aber nach langem Verzug hineinzutreten Erlaubniß erhalten, so kommt er in ein Zimmer, wo er nichts als eine Geheimniß-volle Figur auf dem Boden gezeichnet findet, und das traurige Licht einiger Wachs-Kertzen, nach abgenommener Binde, scheinen sieht, um hundert Degen, die auf ihn gerichtet sind, zu erblicken.

 

Es ist gewiß, daß man, ohne etwas ernsthafftes und wirckliches zu unternehmen, sich nicht leicht mehr erschröckliche Dinge auf einmal vorstellen kan. Deswegen haben sich auch viele dermalen davor entsetzt, daß sie blaß worden, gezittert, und sich nicht lange halten können. Ich habe so gar einige in Ohnmacht fallen sehen. Unter andern nahm man zu A * * * in einer Loge, wo ich die Ehre hatte, den eifrigen Herrn K * * * präsidiren zu sehen, den Herrn von M * * *, einen Pagen des Marckgrafens von Bayreuth, auf. Dieser Edelmann erschrack dermassen über den Anblick, als man ihm die Binde abnahm, daß er feste glaubte, er sollte an den Strick, welchen er um Hals hatte, gehenckt werden, und fiel auf einmal in eine so starcke Ohmnacht, daß ihn die Brüder aus der Loge tragen musten, da er denn erst, nachdem man ihn angestrichen, wieder zu sich selbst kam.

 

Andere haben an diesem ersten Vergnügen der Loge so wenig Gefallen gehabt, daß ihr Eintritt und Abschied in einem Tage geschehen, wie man von dem berühmten Herrn Crousatz, einem grossen Gelehrten unserer Zeiten, erzehlt, welcher auch in der That eine lächerliche Figur, als ein Mann von 80 Jahren, sowohl währender Cerimonie, als sonderlich, da er aus der Wanne wieder her ausgestiegen gemacht haben muß: wenigstens ist sein Geblüte, wie man sagt, entweder vor Furcht oder Kälte, dermassen erstarrt gewesen, daß solches das rare Wunderwerck, ihn auf 14 Tage mit der Seele des Herrn von Leibnitz, und mit dein Wolffischen Systemate zu einem Stillestande zu bringen, gewirckt.

 

So sonderbar auch die Wirkungen, so diese Aufnahme bey denen, welche in die Loge treten, hervorbringt, dem Leser vorkommen mögen, so sind sie indessen nicht so selten, daß sich nicht auch dergleichen bey andern Fällen hätten ereignen sollen. Dergleichen war, zum Exempel das Gastgebot, so ein Römischer Kayser dem gantzen Rath gab, da man alle Zugänge des Zimmers durch Soldaten mit blossen Degen bewahrt, alle Fenster dichte zugemacht, alles mit schwartzen Tuche ausgeschlagen hatte, und wo der düstere Schein einiger Lichter so viel Särge, als Gäste waren, deren Nahmen darauf geschrieben stunden, erleuchtete.

Der Degen, welchen ein anderer Fürst über dem Haupte eines seiner Hof-Bedienten an einem Pferde-Haar aufhängen lassen. Das unverhoffte Geschrey, und der Anblick der Elephanten, womit man, wie man erzehlt, die Fremden, so an den Hof nach Siam kommen, bisweilen empfängt. Viele andere Dinge könnten mit der Cerimonie dieser Aufnahme, wo wir stehen blieben, verglichen werden: allein es ist Zeit, daß wir solche wieder vor uns nehmen.

 

[der nächsten Abschnitte, leicht gekürzt, 94-95]

 

Wenn die Brüder alle um die Figur des Bodens herum stehen, und das Zeichen des Bruder Dieners machen, so setzt man voraus, daß der Neuaufzunehmende noch an der Treppe der Thüre ist, und seine Füsse in Form eines Winckelmasses hält. Der Meister sagt hierauf zu dem ersten Aufseher:

Ehrwürdiger erster Aufseher, führt den Bruder Diener, der bald vollkommen seyn wird, in die Loge, und bringt ihn auf die bey solchem Fall gewöhnliche Art zu mir.

Der Aufseher spricht zu dem Neuaufzunehmenden: Bruder Diener, macht einen Schritt. Dieses thut er, indem er erst den rechten, sodann den lincken Fuß fortsetzt, und auf die oben gezeigte Art ein Winckelmaß forniret. Er befindet sich sodann zwischen der Thüre und der Treppe, so nach der Gallerie zu sehen, und wendet das Gesicht gegen Abend, indem er die Füsse immer nach Art des Winckelmasses setzt, mit einem andern Schritte kommt er zur Figur, so die finstere Kammer gegen Abend vorstellt. Ferner wendet er das Gesicht gegen Morgen, und kömmt mit einem andern Schritte auf die Treppe, so zur Gallerie führt. Endlich macht er einen andern zur Gallerie selbst, und fünff Schritte um die fünf Seulen, so daselbst gezeichnet sind. Er wendet hierauf das Gesichte gegen Morgen, und macht einen Schritt nach der Figur des Bades, hierauf richtet er es gegen Abend, und tritt auf die Seule, so ausserhalb des langen Ganges gezeichnet ist, endlich geht er gerade vor sich bis zur Treppe, so zur Thüre des Tempels Salomons führet, und zu welcher er nur noch einen Schritt hat: er kommt mit einem andern zur Welt-Kugel, sodenn zu einem Gebäude, über welchem man einen hellleuchtenden Stern sieht. Alsdenn befindet er sich dem Meister der Loge gegen über, welcher zum ersten Aufseher sagt:

Ehrwürdiger erster Aufseher, nehmt dem Bruder Diener, der bald vollkommen seyn wird, den Strick vom Halse, ich glaube, daß es Zeit ist, und last ihn in meinen Händen.

Dieses geschieht sogleich, der erste Aufseher aber stellt sich an seinen Platz gegen Mitternacht.

Hernach sagt der Meister zu dem Neuangehenden: Bruder Diener, betrachtet unter euren Füssen den Stern, welcher Strahlen wirfft, und die Sonne und Mond, so zur rechten und lincken sind.

Dieser beobachtet den an ihn ergangenen Befehl.

 

Wir müssen hier mit zwey Worten anmerken, daß ieder Schritt, den wir beschrieben, in Form eines Winckelmasses geschieht, welche Figur man auch macht, wenn man bey dem Stern, dem Meister der Loge, gegen über stehen bleibt. Bey iedem Schritt zieht der Aufseher den Neuangehenden am Stricke, und weist ihm, wie er gehen muß.

 

[der nächste Absatz, gekürzt, 96]

 

Wenn er nun die Sonne und Mond eine Zeitlang betrachtet, so sagt der Meister zu ihm:

Bruder Diener, der nun bald vollkommen seyn wird, setzt das rechte Knie auf die Erde, und das andere so, daß es einen rechten Winckel macht. Legt eure rechte Hand auf die Bibel, streckt die lincke aus, und wiederholt den Eid, welchen ihr zuvor abgelegt, von Wort zu Wort.

Der Meister läßt ihn also den Eid nochmals ablegen, und spricht hernach:

Steht auf Bruder Diener, der ihr nunmehr vollkommen seyd, setzt euch zu meiner Rechten.

 

[die nächsten Absätze bis zum Ende des Kapitels wörtlich100.109]

 

Sodann rufft er den Schatzmeister, und sagt zu ihm:

Ehrwürdiger Schatzmeister, bringt dem neuen Bruder, welchen wir ietzt aufgenommen haben, die gewöhnlichen Geschencke der Gesellschafft.

Dieser sieht auf, nimmt das Schurtzfell und die Männer-Handschuhe, die er auf einem Tische, oder in einem Korbe in Bereitschafft hat, und bringt sie ihm mit ausgestreckten Armen, nahet sich dem Neuaufgenommenen, macht dem Meister eine Verbeugung und des Bruder Dieners Zeichen. Hernach sagt er zu ienem: Bruder Diener, der ihr anietzt vollkommen seyd, nehmt das euch zugehörige Schurtzfell, und legt es, wie sichs gebühret, an. Indem der Schatzmeister diese Worte sagt, bindet er das Schurtzfell dem Neuaufgehenden selber vor, so daß der Knoten auf den Rücken kömmt, und spricht:

Bruder Diener, wisset, daß Könige, Fürsten, Potentaten und grosse Herren in der Welt, dieses Schurtzfell zu tragen, wünschen, und es doch nicht haben können, wo es ihnen der Orden nicht gestattet. Schämet euch deshalben der Bemühung und Unterwerffung, wozu ihr euch verbindet, nicht, denn die Grossen wollten gerne allein arbeiten, was uns betrifft, so sind unsre Wercke vor den Augen der Unheiligen unbekannt, ihr werdet sie mit der Zeit erfahren.

Hierauf giebt er ihm die Männer-Handschuhe, und sagt zu ihm:

Bruder Diener, ziehet die Handschuhe, welche ich euch gebe, als ein Zeichen der guten Absicht, der Erbarkeit, und einer vollkommenen Verschwiegenheit an.

Nachdem er solches gethan, macht iener das Zeichen des Bruder Dieners und die Verbeugung, und nimmt seinen rechten Platz bey der Figur wieder ein.

 

Sodann sagt der Meister zum Neuaufgenommenen:

Bruder Diener, der nunmehr vollkommen ist, nachdem ihr alle Cerimonien, so die vortreffliche Gesellschafft verordnet, genau und standhaft beobachtet, so ist es an der Zeit, daß ich euch die Geheimnisse derselben, insoweit sie vor eure Classe gehören, entdecke.

 

Wir haben erstlich besondere Zeichen, Griffe, und Wörter, woran die Brüder Diener sich einander kennen, und von den Unheiligen unterscheiden können. Hierauf zeigt und sagt er dem Neuaufgenommenen dieselben klar und deutlich, und befielt ihm solche bey sich und mit denen Bruder Dienern, so gegen Mittag und Abend bis an die Aufseher stehen, nachzumachen. Endlich sagt der Meister: neuer Bruder Diener, kommt zu mir her: und wenn er solches gethan, spricht der Meister:

Ihr habt bey eurer Ankunfft viele Figuren auf dem Boden gesehen, und da deren noch viele sind, die ihr nicht wahrgenommen, so ist es nöthig, daß ich sie euch erkläre.

Er befielt ihm also sich gegen Morgen zu wenden, und daselbst ein gemahltes Joch, das Zeichen der Unterwerffung und des Gehorsams, zu betrachten. Gegen Abend stellen zwey über einander creutzweis gelegte, und gemahlte Degen dem neuen Mitbruder den Muth und die Gewalt, mit welcher er die ihm aufgetragenen Sachen ausführen soll, vor. Hernach kömmt eine Kugel, nebst einem Hebel, der durch seinen Gebrauch, schwere Lasten in die Höhe zu heben, andeutet, daß die Gesellschafft bisweilen sehr schwere Dinge verordne, die eine grosse Bemühung erfordern. Zur Rechten der Kugel siehet man einen Wagen Steine zufahren, welches bedeutet, daß die Logen einander von dem, was sie vortheilhafftes haben, Bericht erstatten, und alles gute gemein haben sollen. Endlich bemerckt man zur Rechten des Gebäudes eine Wage, das Zeichen der Gleichheit unter allen Brüdern, und wie sie auf Dinge von Wichtigkeit Achtung geben sollen. Ein zur Lincken gemahltes Zepter bezeichnet das Ansehen, die Macht und das Regiment der Gesellschafft, hernach die Vollziehung desienigen, so auf den Boden gemahlt ist.

Das sind die Erklärungen der Figuren, so der Meister macht. Sie sind indessen vieler anderer fähig, und können noch mehrere Bedeutungen haben. Allein man sagt nicht auf das erste mal alle verborgene Absichten des Ordens, ia nicht einmal alle Geheimnisse der Brüder Diener. Und, wie wir bereits angemerckt, der erste und andere Aufseher unterrichten hernach die Brüder Diener nach und nach. Indessen nimmt der Meister die Erklärung der übrigen Figuren des Bodens, über welche der neue Bruder gegangen, wieder vor.

 

Der Neuaufzunehmende hatte vor der Treppe, so nach der Thüre führt, seine Füsse in Form eines Winckelmasses stellen, und ieden Schritt auf diese Art thun müssen. Diese Gewohnheit bedeutet, daß er in allem, was die Gesellschafft angehet, ordentlich, gerecht, geschickt und manierlich handeln müsse. Die andern Anwesenden machen das Zeichen des Bruder Dieners, das geheime Stillschweigen, und die vollkommene Eintracht, so unter denen verschiedenen Classen des Ordens herschen soll, anzudeuten. Er kömmt endlich auf die erste Stuffe, wo man ihm den Degen abnimmt, und das Licht wieder sehen lässet. Dieses bedeutet, daß der neuangehende Bruder, wenn er zuerst in die Loge kömmt, von seiner Blindheit in vielen Stücken geheilet worden, welche man ihm nach und nach entdeckt, und die die Ruhe des Gemüthes, das allgemeine Wohl der Gesellschafft, und die Pflichten eines guten Bürgere betreffen.

Die Cerimonie, den Degen abzulegen, gründet sich darauf, daß alle Schwierigkeit, so bald man einmal in die Loge getreten, gehoben, und man da nichts als Friede, Ruhe und ein allgemeines und vollkommenes Vertrauen unter einander antreffe. Endlich thut der Candidat einen andern Schritt in Form eines Winckelmasses nach der finstern Kammer, wo man glaubet, daß er seine Blindheit vollends verliere. Wenn er hernach auf die Treppe der Gallerie selbst gekommen, so gelangt er an den Ort, wo der Boden wie ein Estricht von kleinen schwarzen und weissen Steinen gemahlt ist.

Sodann trifft er fünff Seulen, über welche er gehet, an, die die fünff Classen des Ordens, so wir oben erwehnet, bedeuten. Noch weiter findet er, wenn er sich gegen Morgen wendet, ein Bad, wo man glaubt, daß er den noch übrigen Unflat der Unheiligen ablege, um sich zum Eintritt in Tempel geschickter zu machen. Ehe er dahin kommt, findet er eine Seule, so man der Bruder Diener ihre nennt, indem man sie als den Grund ihrer Würde ansieht. Wenn er über diese Seule weg ist, findet er eine Stiege, so nach dem Tempel Salomons führt, welches das Gebäude ist, so die Freymäurer allegorisch aufzubauen vorgeben. Ist er über diesen Tempel hinaus, kommt er an die Welt-Kugel, so den Erd Kreis bedeutet: indem die Freymäurer, wenn sie ihr allegorisches Gebäude vollendet, das ist, wenn sie ihren Endzweck erlangt, Meister und Herren der gantzen Welt werden sollen.

Uiber dem Globo findet man ein Gebäude, auf welchem ein hellglänzender Stern zwischen Sonne und Mond stehet. Dieses nennen sie den Pallast der Ehre, der Freyheit und Gleichheit, welcher durch das schimmernde Licht der drey Gestirne, die Natur, die Religion und Stärcke, deren Licht und Gewalt den grossen Endzweck der Freymäurer unterhält, bedeutet.

 

Nachdem die Figuren des Fußbodens erklärt worden, so macht der Meister die Auslegung der Zeichen, so die Brüder am Halse haben, des Schurtzfelles, welches zwar alle, aber nicht aus einerley Ursache, tragen, des Strickes, welchen der Neuangehende um den Hals hat, der Binde, damit man ihm die Augen zubindet, und endlich der Knoten, womit man ihm die Hände bestrickt. Alle Brüder tragen demnach eine symbolische Figur an einer blauen seidenen Schnur am Halse, die blossen Meister, Gesellen oder Lehrlinge nur die, so der Loge, worinnen sie sind, oder von der sie Mitglieder sind, wenn sie sich von ungefehr als Visitatores daselbst befinden, eigen ist.

Diese letztere Gewohnheit soll die Aehnlichkeit der Cerimonien, die Einigkeit der Gemüther, zugleich aber, aus welcher Loge ein Bruder ist, andeuten. Die Beamten tragen eine von den Figuren, so auf den Boden gezeichnet sind, um die Macht zu befehlen, die sie, wenn es nöthig ist, haben, anzuzeigen. Die vornehmsten Mitglieder haben die Wage, die Trommel und den Schlegel zum Zeichen der obersten Gewalt, die Brüder in Ordnung zu halten, sie zu versammlen, und die Güter der Gesellschaffft unter sie zu theilen.

Die Pergamentne Trommel des Meisters der Loge und die Degen der beyden Aufseher bedeuten, daß die Befehle des erstern vor die Brüder Diener und alle andere eben das, was der Klang der Trommel vor die Soldaten ist, seyn sollen, und daß sie ihm also einen vollkommenen Gehorsam erweisen sollen. Die Degen der Aufseher deuten an, daß man ihren Willen auch mit Gewalt, wenn man nicht anders kan, vollziehen solle.

Das Schurtzfell der Brüder betreffend, so ist es nach ihrer Würde, wie wir bereits angemerckt haben, unterschieden. Es ist in allen Logen einerley. Der Meister der Loge verändert es allein nach dem Unterschied der Gesellschafften; so daß er bey der Aufnahme der Brüder Diener eines von einer gewissen Art trägt, und andere, wenn er die Loge der Lehrlinge, Gesellen, Meister, oder Schonen hält, vorthut. Man ändert gleicher Gestalt das Schurtzfell, so man auf die Decke des Altars und in das innerste der Figur hengt. Bey der Aufnahme eines Bruder Dieners trägt der Meister ein Schurtzfell, darauf der Trommel-Klöppel gemahlt ist, welcher einen Befehl, den er den Brüdern wircklich gegeben, andeutet. Dasienige aber, so alsdenn an den Altar gehenckt wird, stellt eine von den Figuren des Bodens, so auf die Wahl derer, so es sticken, ankommt, vor, und es ist gleichsam nur das Zeichen der Würde derer, vor welche man die Loge hält, oder die solche ausmachen.

Der Strick, welchen der Neuangehende um Hals hat, und woran er erst durch den Bruder Diener, hernach durch den Thürhüter, und endlich durch den Aufseher, geführet wird, ist ein Sinnbild der knechtischen Unterwerffung eines Unheiligen, unter die Vorurtheile der Natur, des Aberglaubens, und der Gewalt, davon er elendiglich hin- und hergetrieben wird, und von denen er sich nicht anders, als durch den Eintritt in den Orden, befreyen kan. Die drey Knoten, womit man ihm die Hände bindet, haben eben diese Bedeutung.

 

Die Binde, womit man dem neuangehenden Diener die Augen verbindet, muß von schwartzer Seide, ungefehr vier Finger breit, und drey Ellen lang, am Ende ieder Elle aber eine Figur gestickt seyn. Die erste von diesen muß weiß, die andere, so gleichfalls eine Elle davon ist, roth, die dritte in gleicher Entfernung grün, und die vierte am Ende der Binde, die an dem andern Ende, weiß seyn. Diese Binde geht dreymal um das Haupt, und wird im Nacken zugeknüpfft.

 

Diese Figuren bedeuten die Gerechtigkeit und Billigkeit, mit welcher ein Freymäurer die Gewalt, auch so gar mit Daransetzung seines und anderer Leute Blut, anwendet, um sich den Frieden, die Freyheit und Gleichheit, künfftig zu verschaffen; welches vor den vornehmsten Endzweck der Gesellschafft gehalten wird.

 

Nachdem der Meister eine weitläufftige Auslegung von allen diesen Dingen gemacht, so wendet sich der Redner der Loge auf Befehl des Meisters: Ehrwürdiger Redner redet, zu dem neuen Bruder, befielt ihm, den Platz, welchen man vor ihn bereitet, einzunehmen, welches er, nachdem ihm der erste Aufseher solchen angewiesen, beobachtet. Bishero hatte er dem Meister gegen über gestanden, nunmehro aber stellt er sich nicht gleich neben ihn, sondern neben die Beamten der Loge, so zur Rechten sind.

Nachdem hieraus der Redner das Zeichen des Bruder Dieners, und die Verbeugung gemacht, hält er eine Rede, worauf er sich, wie leicht zu erachten, vorbereitet hat. Ich könnte hier einige Exempel, um einen Begriff der Entzückung der Freymäurer zu machen, anführen: es wird aber eines genug seyn, um davon auf alle andere zu schliessen.

 

 

 

Rede, so in einer Versammlung der Freymaurer bey der Aufnahme eines Lehrlings gehalten worden.

 

[unter diesem Titel wörtlich 109-112]

 

„Habt guten Muth, lieben Brüder, erfreuet euch, singt Triumph-Lieder, und verbannet alle Unruhe. Die Finsterniß ist vertrieben, die Berge, die Hügel, und Flüsse sind überstiegen und vorbey; eine angenehme Ebene und die bezaubernden Gärten des irdischen Paradieses sind unser Aufenthalt. Hier ist keine Schlange, und keine Frau, so uns verführen könnte. Hier kommen die Finsterniß und das Licht in einer wunderbaren Vereinigung zusammen, unsern Orden groß zu machen. Der da ist, der da war, und seyn wird, vollführet seinen Weg in gerader Linie, im Cirkel und in die Qvere, wie ein Pfeil, ein Gestirne, oder ein fliegender Drache.

Er ist der, so uns liebkoset, verwundet und heilet. Was unten ist, ist eben das, was oben ist, und was oben ist, ist eben das, was unten ist. Er wird einerley Wunder durch das Winckelmaß und den Circkel auf einer Kugel, und in der Finsterniß durch das Licht, thun: nicht zwar durch das Licht der Sonne, der Sterne, des Tages oder der Kertzen, sondern durch die Hülffe eines unsichtbaren Lichts, welches blaß und schwach scheinet, ob es schon Krafft und Stärcke hat. Dieses Licht ist des Diogenis Laterne, und wir selbst sind die Fackeln dieser Leuchte

 Ist euer Hertz nicht entzündet, merket ihr nicht, daß es dermassen erleuchtet sey, als ob e« lauter Licht wäre. Habt ihr nicht den mächtigen Geist, der, ob er schon ruhig ist, dennoch droht, mit dem Schlegel pocht, in einem Buche liest, sich unterwirfft, fortgeht, und in das Allerheiligste hineintritt?

Seine fünff Stützen machen nur eine einzige aus: sie ist eckigt, rund, drey- und viereckigt. Die Welt wird untergehen, ihre Bruchstücken aber werden uns rühren, ohne uns zu erschrecken. Die Verblendung ist vergangen, die Nacht-Eule getödtet, das Licht wird den Löwen zu Boden schlagen, und unterdessen doch durch den Löwen zerstört werden. Der Fuchs wird umkommen, und der, welcher ihn tödten wird, wird ein Fuchs seyn. Der Affe wird -ebenfalls durch seines gleichen gefällt werden.

Diese Wunder werden auf dem Musvischen Esterrich durch das Musivische Esterrich selbst geschehen. Die fünff Ordnungen, die Toscanische, die Dorische, die Ionische, die Corinthische, und die zusammengesetzte, werden künfftig einerley und einander gleich seyn.

Schweigt, redet, schweigt: nein, ia, gantz und gar nicht. Der grosse Erbauer der Welt gebe euch das Bau-Geräthe, die Geschicklichkeit, die Gelegenheit und Zeit zum Baue. Wir wollen uns mit unserm Vorsatze, unsern Kleidern und Hemden umgürten. Amen, Amen. Wir wollen die Welt mit einem Hebel von ihrer Stelle bewegen. Wohin? in die Gärten von Engeddi; Aus was vor Ursachen? Um sie in der Wage zu wägen. Was wollen wir endlich machen? Wir wollen sie so theilen, daß die Linie, die Ober-Fläche, und der Cörper selbst, ln geraden Winckeln seyn. Amen, Amen. Durch R. durch N. durch F. * Amen, Amen.

 

* Das ist, durch die Religion, durch die Natur, durch die Force.

 

Neuaufgenommene Brüder, ich bitte, verzeihet mir. Der Geist, dessen Hauch mir meine Rede eingeblasen, hat sich der Rätzel bedient. Ich will sie euch erklären. Amen, Amen.“

 

 

 

Von der Schuldigkeit und denen Verrichtungen des Bruder Dieners.

 

[die nächsten Absätze bis Ende des Kapitels wörtlich 112-114]

 

Nachdem der Redner seine Rede geendigt, so wendet sich der Meister zu dem Neuaufzunehmenden, und sagt:

Lieber Bruder Diener, ich habe euch alles, was von unsern Gebräuchen offenbart werden konnte, entdeckt. Jetzo will ich euch in wenig Worten dasienige, so ihr, zu beobachten habt, und die Vortheile, so der Lohn davor seyn werden, erklären.

 

Nach dieser Vorrede sagt der Meister, daß selbst der Nahme des Bruder Dieners genugsam anzeige, daß der, so ihn führt, die Nothdurfft und das Vergnügen des Ordens willig befördern, und die Befehle der Loge, des Meisters, und der andern Beamten, ia selbsten eines ieden Bruders, beobachten müsse. Indessen müsse das, was man von ihm fodert, zum gemeinen Nutzen und Vortheil der Loge gereichen: denn ein Bruder Diener sey nicht verbunden, allen Befehlen eines andern Bruders, als ob er sein besonderer Diener und Aufwärter wäre, zu folgen. Er dürffe solches nur in der Loge, und in dem, was dazu gehöre, thun, dergleichen die Verrichtungen sind, die er bey der Aufnahme seiner Mitbrüder, wie wir gesehen, zu verwalten hat, die Sorge, alles zu reinigen und auszukehren, was an den Tagen der Versammlung rein und sauber seyn muß, die Bäder mit frischen und reinen Wasser zu füllen: die Küche, und was zum Schmausse gehört, zu bestellen: den Vorrath und das Geräthe zu besorgen: auf die Körbe, worein man die Meubeln des Ordens legt, Acht zu haben: die Thüre auf- und zuzumachen, daselbst Wache zu stehen, und alle Unheilige abzuhalten, den Tisch zu decken und abzuräumen, und den Brüdern, wenn sie beysammen sind, aufzuwarten.

Diese und andere dergleichen Forderungen geschehen in der Loge. Ausser derselben werden die Brüder Diener als Boten gebraucht, daß, wenn was neues und merckwürdiges vorfällt, der Meister, oder ein anderer Bruder, es sogleich einem Bruder Diener, der den Nahmen des Pedells führt, aufträgt. Man thut dieses so offt, als die Loge ausserordentlich gehalten wird: dann alsdenn ist seine Schuldigkeit, von Hause zu Hause zu gehen, und ieden Bruder einzuladen, sich dabey einzufinden, und was ihm aufgetragen worden, auszurichten. Dieses geschieht ferner, wenn er vor die Mitglieder, so in Noth sind, und vor die man, wie wir im folgenden zeigen wollen, Geld sammlen muß, solches zusammen legen läst.

Was die Vortheile, so die Bruder Diener betrifft, anlangt, so haben sie, ausser der Ehre, Mitglieder des Ordens zu seyn, einen Gehalt, so alle Monate voraus bezahlt wird. Es ist solcher nach dem Orte, dem Lande, der Zahl, und dem Vermögen der Brüder, aus denen die Loge besteht, gantz unterschieden. In Engelland hat ein Bruder Diener monatlich eine Guinee, in Teutschland einen Ducaten, in Franckreich einen halben Louis d' Or, in Holland einen Gulden und noch weniger. In Italien bekommen sie ausser der Besoldung allen alten Hausrath der Loge, wenn er nicht mehr gebraucht, und neuer angeschafft wird. Dergleichen sind die Schurtzfelle, die Qvelen, Stühle, Tische, die übrigen Stücken Licht, und der Rest der Speisen, das Küchen-Geschirr, und andere dergleichen Dinge [tels sont les tabliers, linges, chaises, tables, restes de chandelles & des mets, batterie de cuisine, & autres choses semblables]. Alles wird unter sie in gleiche Theile ausgetheilt.

 

 

 

Fortsetzung und Ende der Cerimonie der Aufnahme.

 

[die nächsten Absätze bis Ende des Kapitels wörtlich 114-117]

 

Wenn die weitläufftige Nachricht, so der Bruder Diener von allen diesen Dingen bekömmt, zu Ende ist, so schliesset man endlich, und sagt ihm, daß er nach den Gebräuchen, Gesetzen und Ordnungen der Gesellschafft wircklich aufgenommen sey. Der Meister klopfft demnach dreymal mit dem Schlegel auf den Altar, macht das Zeichen des Bruder Dieners, und das Compliment, und sagt:

Hochehrwürdiger Groß-Meister des Ordens, hochehrwürdiger oberster Protector, hochehrwürdiger Ober-Aufseher, hochehrwürdiger oberster Secretär des Ordens, hochehrwürdiger Groß-Meister, Protector, Aufseher und Secretär der Nation, N. N. (hier nennt man den neuen Bruder) ist als Bruder Diener Koch, nach denen Satzungen des Ordens, unter die Freymäurer aufgenommen worden.

 

Dieser Schluß der Aufnahme wird durch den ersten und andern Aufseher nebst denen Schlägen des Hammers, und allen den Gebräuchen, davon wir sattsam geredet, von Wort zu Wort wiederholet. Hierauf verläst der Secretär seinen Platz abermals, und tritt zum Altar, worauf er das Buch, so die Nahmen der Brüder enthält, legt, und diese Worte hinein schreibt: und ist auf die durch die Gesetze verordnete Art aufgenommen worden. Dieses wird gleich zu denen Worten, welche der Secretär, wie oben gedacht, da der Neuaufzunehmende dem Meister noch gegen über stand, daß nemlich der und der sich gemeldet, um in den Orden aufgenommen zu werden, hinzugethan.

 

Wenn der Secretär solches verrichtet, so klopfft der Meister noch dreymal mit dem Schlegel auf den Altar, macht das Zeichen des Bruder Dieners und die Verbeugung, und sagt zum ersten Aufseher: Ehrwürdiger erster Aufseher, da die Aufnahme des Bruder Dieners geendiget ist, so führt ihn aus der Loge. Dieser (nach der Gewohnheit des Ordens, so auch sonst nicht unbekannt ist) trägt es seinem Collegen auf, welcher, nachdem er dreymal mit dem Schlegel geklopfft, das Zeichen und Compliment macht, sich auf die Seite des neuen Bruders wendet, und zu ihm sagt: Bruder Diener, kommt her, und wenn er es gethan, stellt er ihn mitten auf die Linie des Vierecks, und sagt zu ihm: Bruder Diener, macht allen Brüdern das Zeichen des Bruder Dieners, und die Verbeugung, und folgt mir. Sodann muß nicht nur er, sondern auch alle anwesende Brüder mit ihren Füssen ein Winkelmaß und das Zeichen des Bruder Dieners machen, und das neue Mitglied ihrer Gesellschafft grüssen, den Thürhüter allein ausgenommen, welcher, wie wir zeigen wollen, indessen etwas anders zu thun hat.

 

Der andere Aufseher verläst also seinen Platz, und geht nebst dem Bruder Diener nach der Thüre der Loge. Wenn sie noch drey Schritte von dem Thürhüter sind, so bleibt der Aufseher mit besonderer Gravität stehen, sieht ihn mit einem sehr ensthafften Gesichte an, und macht das Zeichen und die Verbeugung. Der Thürhüter antwortet auf gleiche Art, und sodann sagt der Aufseher: Bruder Thürhüter, last den Bruder Diener hinaus gehen, denn er ist aufgenommen. Sobald er dieses gesprochen, macht der Aufseher dem Thürhüter das Zeichen des Bruder Dieners und das Compliment, gehet sodann weg, und an seinen Platz an der Figur, wo wir ihn bald wieder finden, und was er sonst zu thun hat, sehen werden.

 

Indessen grüst der Thürhüter den neuen Bruder, und macht das Diener-Zeichen, welches dieser auf gleiche Art nebst dem Compliment zu machen verbunden ist. Endlich sagt der Thürhüter: Bruder Diener, gehet hinaus, und sehet, was euch eure Mit-Brüder sagen werden: er klopfft hierauf, dreymal mit dem Gelencke des Mittel-Fingers an die Thüre, öffnet sie, rufft: der neue Bruder ist aufgenommen, und geht hinaus. Dieses Zeichen bedeutet, daß der, so hinausgehet, ein neuer Bruder ist, und daß also einige Brüder Diener unverzüglich kommen sollen, ihn auf die Art, die ich zeigen werde, wenn ich das, was nach seinem Abtritte in dem innersten der Loge vorgehet, beschrieben habe, anzunehmen.

 

 

 

Von dem, was in der Loge, nachdem der neue Bruder abgetreten, vorgeht.

 

[die nächsten drei Absätze bis zum Ende des Kapitels wörtlich 117-118]

 

Nachdem der Thürsteher die Thüre zugemacht, so wendet er sich zur Loge, und sagt mit lauter Stimme: der Bruder-Thürhüter ist hinausgegangen, er ist aufgenommen worden. Der andere Aufseher, so wieder an seinen Platz nach Mitternacht zu gegangen, bleibt da einige Zeit stehen, und wartet, bis der Bruder Diener gantz aus der Loge hinaus ist. Sodenn macht er die Verbeugung, und nicht des Bruder Dieners, sondern des Lehrlings Zeichen welches man, wenn man anfängt die Loge zu halten, macht, und alle Brüder Diener müssen dergleichen thun, endlich sagt er: Ehrwürdiger erster Aufseher, der Bruder Diener ist hinaus.

Der erste und andere Aufseher wiederholen dieses mit eben solchen Zeichen, dieses thut auch der Meister, welchen der letztere angeredet, und wendet sich zu denen Brüdern insgesamt, die alsdann Erlaubniß haben das Stillschweigen, welches sie bishero beobachtet, zu brechen, neue Mitglieder vorzuschlagen, ihre Mitbrüder zu verklagen, und der Gesellschafft die Neuigkeiten, so sie angehen, zu erzehlen. Man kan alsdenn seine Gedancken frey sagen, ohne zu erwarten, bis der Papst des Ordens die Cerimonie, den Mund zu öffnen, verrichtet.

 

Was die Art, wie alles dieses geschiehet, anlangt, so wollen wir nur die Vorstellung der Neuaufzunehmenden umständlich beschreiben: theils weil uns solche, einige geringe Veränderungen ausgenommen, einen Begriff von dem übrigen machen kan, theils auch weil sie eine der wichtigsten Handlungen der Freymäurer ist.

 

 

 

Art, einen Neuaufzunehmenden vorzuschlagen.

 

[die nächsten Absätze bis Ende des Kapitels wörtlich 118-125]

 

Um einige Ordnung zu beobachten, will ich anfänglich zeigen, wie und von wem ein Bruder Diener vorgeschlagen werden müsse? Wer es Lust zu werden hat, kan sich dißfalls an ein Glied des Ordens, es sey welches es wolle, wenden, und der, so darum ersucht worden, ist schuldig, ihm zu willfahren. Ist es aber ein Bruder Diener, so kan er nicht selbst vorschlagen, sondern ist verbunden, mit einem aus den obern Classen deswegen zu reden.

Es geschiehet solches folgender Gestalt: der, dem es aufgetragen wird, heist der Vorschlagende. Er fängt mit dem Zeichen der Lehrlinge an, er mag in ihrer, oder in einer höhern Classe seyn; die Ursache davon ist, daß alle Brüder, so keine Diener sind, in diesen Arten der Versammlungen sich ohne Ausnahme befinden. Bediente er sich eines andern Zeichens, als desienigen, so unter diesen letztern gebräuchlich ist, so würde er den Regeln des Ordens zuwider handeln, die ausdrücklich verbieten, daß man die Zeichen der Mitglieder der obern Classe denen untern nicht verrathen solle.

Wenn nun also der Vorschlagende das Zeichen des Lehrlings gegeben, so wendet er sich zu dem andern Aufseher, grüßt ihn mit einer Neigung des Hauptes, und sagt zu ihm: Ehrwürdiger anderer Aufseher, ich muß Seiner Hochehrwürden einen Bericht erstatten. Der Aufseher giebt ihm hierauf keine Antwort, sondern macht bloß das Zeichen des Lehrlings, und grüst ihn: endlich wendet er sich zum ersten Aufseher, und nachdem er sich ihm genähert, schlägt er dreymal mit seinem Schlegel, den er in der rechten Hand hält, auf des ersten Aufsehers seinen, und sagt zu ihm: Ehrwürdiger erster Aufseher, der Bruder N. hat Seiner Hochehrwürden etwas vorzutragen.

Der Meister macht sodann das Zeichen der Lehrlinge, schlägt dreymal mit seinem Hammer auf den Altar, der gerade vor ihm steht, und sagt. Ehrwürdiger erster Aufseher, sagt dem Bruder N. daß er mir vortragen könne, was er wolle. Der erste Aufseher schlägt wiederum dreymal mit seinem Schlegel auf seines Collegen seinen, macht ihm ein Compliment, und das Lehrlings-Zeichen, und sagt zu ihm: Ehrwürdiger anderer Aufseher, sagt dem Bruder N. Seiner Hochehrwürden den Vortrag zu thun, er habe die Erlaubniß dazu. Der andere Aufseher schlägt von neuen mit seinem Hammer auf des andern seinen, wendet sich zu dem Vortragenden, macht das Lehrlings-Zeichen, und dem Meister ein Compliment, und sagt: daß der und der (dessen Geschlechts- und andere Nahmen, Titel und Vaterland er hinzufüget) sich ausbitte, die Ehre zu haben, ein Freymäurer und Bruder Diener zu werden.

 

Hierauf klopfst der Meister dreymal mit dem Schlegel auf den Altar, macht das Zeichen des Lehrlings und die Verbeugung, welches alle Mit-Brüder gleichfalls thun. Nachdem er sich hierauf an die gantze Versammlung gewendet, und ieden Beamten nach denen verschiedenen Classen, bis auf die Lehrlinge angeredet, so sagt er:

N. wünscht unter die Freymäurer als ein Bruder Diener angenommen zu werden. Hat iemand gegen sein Ansuchen etwas einzuwenden, so thue er es, wo nicht, so hebe er die lincke Hand in die Höhe.

Wenn einige Zeit, ohne daß iemand etwas gesagt, vorbey ist, sondern vielmehr alle die lincke Hand in die Höhe heben, so fragt der Meister den Vorschlagenden, ob er vor das Stillschweigen und die genaue Beobachtung der Gesetze des Ordens, sowohl als vor den Eifer seines Clienten gut sey? dieser beantwortet solches mit ia, worauf der Meister noch drey Schläge thut, und sagt: Der Candidat wird angenommen.

 

Die beyden Echo oder Aufseher [les deux Echos, ou Surveillans] wiederholen es, der Meister aber trägt dem Vorschlagenden auf, dem Neuaufzunehmenden den seinetwegen gefassten Entschluß zu hinterbringen, und ihm den Monat, den Tag und die Stunde, da er sich der Loge zeigen könne, anzusetzen. Wenn er sich an einen Bruder addreßiret hat, so läst ihm der Vorschlagende durch denselben diese Nachricht wissen, so daß er allemal von der Person, der er sich im Anfange empfohlen, Antwort erhält: Selbige muß auch die Sorge, ihn den Tag seiner Aufnahme in die Loge zu fahren, über sich nehmen.

 

Wollte iemand etwas dargegen einwenden, so darff er bloß die lincke Hand mit denen übrigen nicht in die Höhe heben. Denn alsdenn würde sich der Meister auf seine Seite wenden, und zu ihm sagen: Bruder N. sagt, was ihr einzuwenden habt. Wenn solches geschehen, und man sein Bedencken gegründet gefunden, so wird der Candidat völlig ausgeschlossen. Dergleichen Ursachen sind, wenn man bey ihm eine grosse Leichtsinnigkeit, viel Schwatzhafftigkeit, eine angewöhnte Trunckenheit, ein böses und schändliches Hertz, oder sonsten die Flecken eines Haupt-Lasters, wahrgenommen.

Es geschiehet im übrigen selten, daß man die Neuaufzunehmenden, welche der Loge bereits vorgeschlagen worden, abweiset, indem die Beamten, ehe sie solche vorschlagen, davon im voraus Nachricht haben, und sie von ihrem Vorhaben abmahnen, wenn sie finden, daß sie in den Orden zu treten nicht würdig sind. Weil indessen einige Hindernisse, die etlichen, aber nicht allen bekannt sind, sich ereignen können, und es auch bisweilen in der That geschieht, daß wenn man einen Candidaten der Untersuchung aller Brüder vorschlägt, man seinetwegen neue Entdeckungen macht. Wenn also die Brüder eine Ursache der Ausschliessung haben, so muß der Vorschlagende entweder damit zufrieden seyn, oder die Unschuld des andern erweisen. Und diese Ausschliessung der Brüder Diener sowohl als der andern, besteht gleich in dem Entschlusse der Gesellschafft, den Candidaten nicht anzunehmen. Man giebt ihm davon durch den, der ihm seine Aufnahme, wenn er sie erhalten hätte, angekündiget haben würde, Nachricht, und das ist, wie wir angemercket haben, der Vorschlagende selbst, oder der Bruder Diener, der solchen ienem recommandirt.

Man läst endlich durch den Secretär in das Buch der Loge schreiben, daß der und der, welchen man nach allen seines Nahmen, Titeln und Umständen bezeichnet, an dem Tage, Monat und Jahre der Loge vorgeschlagen, und von ihr verworffen worden. Der Secretär giebt endlich allen Logen davon in Briefen Nachricht.

Diese Art der Abweisung veranlasset uns der Ausschliessung der bereits aufgenommenen Brüder mit zwey Worten zu gedencken. Wenn iemand von ihnen verklagt, und eines Fehlers, der solche Straffe verdient, überwiesen worden, läst ihn der Meister der Loge vor sich kommen, hält ihm den Fehler, dessen er beschuldigt worden, zweymal vor, und drohet ihn aus der Gesellschafft zu stossen. Jedesmal trägt der Secretär, was man gesagt, in sein Protocoll ein. Diese Vorhaltung wird zum dritten mal wiederholet und alsdenn verordnet der Meister, daß der Beklagte aus dem Orden gestossen werden solle. Der Secretär schreibt alles so wohl in die Acten seiner, als aller Logen in fremden Städten und Ländern, nieder. Bezeigt der, so aus dem Orden gestossen worden, einige Reue und Besserung, so verzeiht man es ihm, und nimmt ihn von neuen in die Gesellschafft; der aber, so einmal verworffen worden, wird niemals wieder hinzugelassen.

Man beobachtet hierbey eine gute Politik, daß man die, so die Geheimnisse verrathen könnten, nicht aufbringt, oder böse macht, da man im Gegentheil von denen, so nicht aufgenommen worden, nichts zu befürchten hat.

 

Ist die Ursache der Ausschliessung nicht gültig, sondern nur ein blosser Vorwurff, oder ein Fehler, den man übersehen kan, als Leichtsinnigkeit und Schwachheit in Ansehung der Religion und der Weiber, so antwortet der Vorschlagende denen, so Einwendungen machen, und ihr Streit wird entweder durch sie selbst, oder durch die Vermittelung und den Ausspruch des Meisters und der übrigen Brüder, so den widersprechenden dahin vermögen, daß er in die Aufnahme willigt, gehoben. Wenn sich aber auch bey dem Eintritte des Neuaufzunehmenden Hindernisse finden, so verbindet man ihn nicht nur zu den drey Monaten des Noviciats, oder der Zeit des Examens, sondern läst ihn sechs Monate und noch länger, nachdem es der Meister und die andern Brüder vor gut befinden, warten.

 

Das ist es, was wir von der Art neue Mitglieder dem Orden vorzuschlagen, anzumercken gehabt. Haben die Brüder der Gesellschafft sonst noch was zu hinterbringen, so geschieht solches ohne Unordnung und ohne Umstände, indem sie das Zeichen der Lehrlinge und das Compliment machen.

 

 

 

Von der Art, die Loge zu schliessen.

 

[die nächsten Absätze bis Ende des Kapitels wörtlich 125-129]

 

Wenn nichts mehr zu sagen ist, so thut der Meister der Loge einen Schlag auf den Altar, und sagt, nachdem er das Compliment und Lehrlings-Zeichen gemacht: Brüder, helfft mir die Loge schliessen. Alle anwesende sind eben dieses Zeichen und Compliment zu machen verbunden. Der erste Aufseher aber thut über dieses mit seinem Schlegel auf des andern seinen einen Schlag, und wiederholt des Meisters Erinnerung. Der andere Aufseher thut dergleichen, worauf der Meister den ganzen Titel der Anwesenden noch einmal gravitätisch wiederholt, und endlich sagt: Brüder, ich will die Loge schliessen.

 

Die Aufseher wiederholen diese Worte mit gleichen Cerimonien. Endlich treten die Brüder in die Figur, so das Zeichen der Lehrlinge ist. Der Meister fragt einige aus dem Catechismo der Brüder Diener und Lehrlinge, auf die Art, so wir oben bey Oeffnung der Loge bemercket haben. Endlich spricht er die angenehmen und tröstlichen Worte: die Loge ist geschlossen, nachdem er zuerst geklopfft und nebst den Aufsehern die Titel der Gesellschafft wiederholet hat. Gleichwie nun der andere seinen Platz (wie wir oben bemerckt) verlassen, um den Thürhüter von Oeffnung der Loge zu benachrichtigen, so verlässet er ihn auch, wenn man sie schliesset, und gehet an die Thüre, dem Wächter zu sagen: die Loge ist geschlossen. Worauf dieser es denen Brüder Dienern hinterbringt.

 

So öffnet und schliesset man die Loge, und das sind die Gebräuche, so man bey Aufnehmung neuer Mitglieder inn- und ausserhalb derselben beobachtet.

Es ist noch übrig, daß wir erzehlen, was dem Bruder Diener, wenn er aus der Loge gehet, und von seinen Mitbrüdern aufgenommen wird, begegnet. Alle die, so an der ersten Thüre Wache halten, stellen sich in einen halben Circkel, empfangen ihn mit offenen Armen, doch ohne ihn zu umfassen: endlich machen sie das Zeichen des Bruder Dieners, und fügen selbigem das Anrühren und Losungs-Wort besonders bey, welches der neue Freymäurer beantworten muß. Endlich führt man ihn ins finstere Gemach, so alsdenn entweder durch des Tages Licht, oder durch Kertzen erleuchtet ist. Hier zieht er seine Kleider an, nimmt das Metall, so er abgelegt, wieder zu sich, und der erste von ihnen sagt, daß seine Verrichtung ietzt seyn solle, in der Küche Anstalt zu machen, den Tisch zu decken, hernach den Brüdern zu helffen, die Loge reinlich zu halten, bey der Tafel zu dienen, und daß er endlich die Anwartschafft auf die ansehnlichsten Verrichtungen der Brüder Diener haben solle.

 

Unter diesen letzten giebt es in der That verschiedene Bediente, davon einer unter dem andern stehet. Der Pedell ist der erste, und ftn Amt ist das vornehmste; nach ihm haben die beyden Wächter der ersten Thüre die ansehnlichsten Stellen: und diese Aemter werden nach dem Range und dem Alter der Aufnahme ausgetheilt. Hieraus folgen die Bade-Diener, und die beyden, so sich vor der innern Thüre schlagen, und mit ihren Degen ein Geräusche machen. Endlich sieht man dieienigen als die niedrigsten an, welche die wichtigsten Verrichtungen haben, und Aufwärter in der Küche, oder Köche sind.

Was diese letztern betrifft, so kommen sie nicht weiter, sondern müssen ihre Stelle Zeit Lebens behalten, indem es durch eine ausdrückliche Verordnung, so ein Zeugniß von der vollkommenen Weisheit des Ordens seyn kan, ausgemacht worden, daß ein geschickter Koch ein Schatz sey, welchen man verschwenden würde wenn man ihn zu etwas anders, als zu den Beschäfftigungen seiner Kunst gebrauchen wolle.

Was die Beförderung dieser Herren betrifft, so gehet solche nach dem Range, und die letzten sind verbunden, zu warten, bis die Jahre, oder andere Schwachheiten, die alten ausser Stand, ihr Amt ferner zu verwalten, setzen, es müste denn seyn, daß die, so die Anwartschaft haben, ihres Wunsches durch iener baldigen Tod ehe gewahret würden.

Die Besoldung ist nach dem Amte eingerichtet. Die Beförderung von einem zum andern findet von dem Augenblicke an, da eine Stelle offen wird, Platz. Alles beruhet anfänglich auf dem Gutbefinden des Meisters und der Loge, und hernach auf der Bestätigung, so in der Gesellschafft aller Anwesenden, nachdem ein Bruder Diener aufgenommen worden, und ehe man die Loge zuschließt, geschieht.

 

Man beobachtet dabey folgende Gebräuche: Der erste Aufseher macht das Zeichen des Bruder Dieners, und das Compliment, und sagt: Ehrwürdiger, der Pedell der Loge, zum Exempel, ist gestorben, oder sehr alt, oder kranck, der Bruder Diener, der erste Wächter, soll seinen Platz, vermöge seines Ranges, und der Satzungen unsers Ordens, bekommen. Der Meister macht eben dieses Zeichen, und das Compliment, wiederholt die Worte des Ober-Aufsehers, und setzt hinzu: Wollt ihr disfalls eine Verordnung machen? Wenn solches niemand thut, sagt der Meister: Brüder, der Bruder Diener N., der erste Wächter, hat die Stelle des Pedells erhalten. Die Vermehrung der Besoldung folgt von sich selbst auf die Beförderung, und man begreifft leichte, daß wenn einer weiter rückt, alle die andern, so nach ihm sind, eine höhere Stelle bekommen. Der erste Aufseher giebt denen, so neue Stellen erhalten haben, von ihrer Bestätigung durch die Gesellschafft, Nachricht. Endlich ist zu mercken, daß man denen Dienern, so ihr Alter, oder andere Schwachheit, ausser den Stand, ferner zu arbeiten, gesetzt, die Besoldung, so sie vormals, da sie noch ihr Amt verwaltet, gehabt, zu bezahlen fortfährt.

 

 

 

Von den Zeichen, Griffen, und der Losung der Brüder Diener.

[Du Signe, des Attouchemens, et du Mot des Frères Servans]

 

[die nächsten Absätze bis Ende des Kapitels (ohne den letzten Absatz) 129-134]

 

Das Zeichen der Diener fängt sich mit Aufhebung der rechten Hand, so hoch als die Schulter ist, an, man streckt den Arm in seiner gantzen Länge aus, doch so, daß der Daum weil genug von den andern Fingern, einen Circkel zu machen, entfernet ist. Diese erste Figur wird die erste Zeit des Zeichens genennt. Hernach wenn der Daum und die übrigen Finger wieder zusammen gelegt worden, so bleibt die Hand eine Zeitlang zugemacht, sodenn streckt man allein den Zeige-Finger aus, da indessen die übrigen in ihrer vorigen Lage bleiben. Diese Veränderung und Faltung der Hand heist man die andere Zeit.

Zum dritten legt man die Hand aufs Gesichte, so daß der Zeiger mit seiner Länge den Mund genau zuschließt, der Arm mitten auf dem Magen, und der Ellbogen auf der Brust aufliegt. Man muß mercken, daß der Zeiger, indem er den Mund schließt, eine besondere Lage haben müsse. Die Faust muß darunter liegen, so daß die Breite zwischen dem Daum und Zeiger das Kinn berühre, und das erste Gelencke des letztern die Lippen unmittelbar bedecke, die zwey andern aber, so gerade über der Nase sind, die Stirne berühren; das ist das letzte, woran die Brüder Diener einander kennen, und nach dessen Endigung ieder von ihnen die Arme in ihre natürliche Lage fallen läst

Gewisse Logen sind von dieser Gewohnheit, wider alle Regeln der Gesellschafft, abgegangen, und haben eingeführt, daß wenn zwey Brüder das Zeichen auf die beschriebene Weise gemacht, sie bey der dritten Zeit wieder anfangen, und bey der ersten aufhören müssen. Dieses ist die neue Art, so sich in den Frantzösischen und Holländischen Logen eingeschlichen, durch die Gesetze und Befehle der Obern aber verboten worden. Sie sind also von der Lauterkeit, welche man in den Englischen und Teutschen Logen erhalten, abgegangen, als welche von ihnen, da sich solche durch die daselbst gemachten Neuerungen gar sehr geändert hat, gantz unterschieden sind.

 

Was die Griffe betrifft, so geschehen solche gleich nach den Zeichen, und zwar auf folgende Weise: Die beyden Brüder, so einander erkannt, treten zusammen, und fassen einander bey der rechten Hand, krümmen beyderseits den Daum über dem letzten Gelencke des Zeigers, welches diesen Finger mit der Hand verbindet, so daß die Holung des ersten das erhabene des ersten Gelenckes des andern bedeckt. Endlich, nachdem sie eine Weile in dieser Stellung geblieben, so sagen sie: gehet weiter. Denn fahren sie beyderseits herunter, und indem der Daum das andere Gelencke des Zeigers, den er allemal auf die vorige Weise bedeckt, berühret, so wiederholen sie nochmals das Wort: gehet weiter. Hernach berühren sie sich mit eben diesen Cerimonien das letzte Gelenck dieses Fingers, und sagen: haltet ein.

Man muß noch bemercken, daß der Zeiger in den drey unterschiedenen Zeiten, da die Brüder die Gelencke desselben berühren, so gekrümmt seyn muß, daß er einen erhabenen Raum zwischen ihnen läst, und daß die oben erwehnten Logen bloß mit der. Spitze und nicht mit dem hohlen Daum das erste Gelencke des Zeigers berühren. Sie sind in diesem Stücke von vielen andern gantz unterschieden, als welche so genau und ordentlich sind, daß sie nicht nur bey iedem Griffe sagen: gehet weiter, sondern auch iede Zeit genau bemercken, indem sie die Zahlen eins, zwey, drey, aussprechen.

 

Die Losung der Brüder Diener ist Nicanor, welches Wort sie gleich vollkommen kenntlich macht. Es wird niemals vor den Zeichen und Griffen, sondern allemal hernach gesprochen. Die Art aber, wie man sich solches vorsagt, ist überaus behutsam und abgemessen. Die Furcht, einen falschen Bruder anzutreffen, der durch Hülffe der Zeichen und Griffe, so er ungefehr entdeckt haben könnte, sich vor ein Mitglied des Ordens ausgeben, und also mit einem der ehrwürdigsten Geheimnisse spotten würde, ist Ursache, daß sich die Freymäurer entschlossen, dieses Wort nicht auf einmal, sondern die Buchstaben, woraus es zusammengesetzt ist, einzeln auszusprechen: so daß, wenn der erste gefragt: was ist die Losung? der andere ihm antwortet: sagt mir den ersten Buchstaben, so will ich euch den andern sagen. Dieses thun sie beyderseits, bis daß der letzte genennt worden, da denn der erste sie in Sylben sammlet, die erste nennt, und sagt Ni, der andere Ca, womit sie bis zur dritten Sylbe fortfahren, und das Wort Nicanor zusammen aussprechen.

 

Man darff indessen nicht glauben, daß, da die geringsten, Dinge in der Gesellschafft unendliche mal verändert werden, man dieses Wort durchgehends auf einerley Art ausspreche. Es ist in gewissen Englischen und Holländischen Logen gar sehr verändert. Man spricht es da Nikanor. in dem Italiänischen Nichanor, und in einigen Frantzösischen Niquanor aus. Dieser Unterschied macht bisweilen zween Brüdern von verschiedener Nation einen Zweiffel und Argwohn, wenn die Buchstaben nicht eintreffen, die sie, das Losungs-Wort zu formiren, einzeln hersagen. Indessen sieht man leicht, woher dieser Unterschied entstanden seyn mag, wenn man erweget, daß die Diener, so wie alle übrige Brüder, in der Gesellschafft zum Stillschweigen verbunden sind, und ihnen verboten ist, das geringste nicht nur mündlich zu offenbaren, sondern auch nur die geringste Cerimonie auf Stein oder Ertz abzubilden.

Weise Vorsorge! indem sonst ein Bruder durch Hülffe des Grabstichels oder der Feder gar bald Mittel finden würbe, etwas zu offenbaren, ohne sich indessen der geringsten Schwatzhafftigkeit schuldig zu machen, oder das Stillschweigen, so ihm unter der schwersten Straffe, welche ein Hertz, dem ein Geheimniß vertrauet ist, gar wohl vor der Verführung, es bekannt zu machen, bewahren konnte, auferleget ist, zu brechen. Dieses allgemeine Verbot, etwas, es möge seyn was es wolle, zu zeichnen oder zu schreiben, ist demnach an der mannigfaltigen Aussprache des Worts Ursache.

Sie kan indessen auch wohl von der allen Völckern eigenen Gewohnheit iedes Wort des Alphabets auszusprechen, die man sonderlich bey den Engelländern, Italiänern und Frantzosen bemerket, herkommen: obschon, die Wahrheit zu sagen, der eigentliche Ursprung vielmehr in der Unwissenheit einiger Logen, die man verworfene Logen nennen könnte, zu suchen ist, als welche, da sie von den Absichten der Gesellschafft schlecht unterrichtet sind, die Gesetze und Gewohnheit, deren weise Anordnung gar keine Enderung leiden sollte, verstellen und verändern.

 

Ehe wir diesen Abschnitt endigen, wollen wir noch anmercken: 1) daß es bloß vor den Groß-Meister gehöre, die Brüder hierinnen zu unterrichten, wie denn auch niemand, als sie, diese Zeichen machen können; 2) daß diese Erkentniß der Brüder weder allzu sehr gesucht werden, noch auch zu nachläßig geschehen solle, um denen Unheiligen keinen Verdacht oder einige Verwunderung zu erwecken, wenn zwey Brüder, nachdem sie das gantze Cerimoniel beobachtet, ihm mercken lassen, daß ieder in seinem Mitbruder ein Glied dieser wunderbaren Gesellschafft, und die sich weder an Zeit und Ort, noch an den Unterschied der weit entferntesten Länder, bände, angetroffen habe.

 

 

 

Catechismus der Bruder Diener.

 

[dieses Kapitel fehlt in Geheime Unternehmungen]

 

Der Bruder Diener-Catechismus enthält gantz besondere Frag- und Antworten, die von dem Catechismo der andern Brüder völlig abgehen. Es sind Gleichnisse und Sinnbilder, deren sich die Freymäurer, ihre Lehren zu verbergen, bedienen. Alle Brüder Diener und andere sind verbunden, ihn auswendig zu wissen. Man unterscheidet durch solches Mittel die Brüder Diener von den übrigen, und diese Sprache ist so sonderbar, daß die Unheiligen nicht das geringste verstehen würden, wenn man sich derselben gegen sie bedienen wollte.

Deswegen ersuche ich sie, die Augen auf dieses herrliche Werck, auf diese kostbare Perlen, so man ihnen nicht, ohne sie zu entheiligen, vorlegen kan, zu werffen. Vor euch allein gehören sie, glückliche Brüder Diener, ihr allein könnt davon urtheilen, ihr allein habt die Gabe, sie weder lächerlich, noch vernünfftigen Menschen unanständig, zu finden.

 

 

F. Seyd ihr ein Freymäurer?

A. Der Pedell weiß es.

F. Wer hats ihm gesagt?

A. Eine laute Stimme.

F. Was har diese Stimme geruffen?

A. Er ist aufgenommen.

F. Zu wem hat sie es geruffen?

A. Zu meines gleichen.

F. Wo hat sie hergeruffen?

A. Von der Thürschwelle.

F. Wie vielmal hat sie wiedergeschallt?

A. Dreymal.

F. Wo hat sie angefangen?

A. Vom Mittage.

F. Wo ist sie zum ersten mal laut erschollen?

A. Im Winckel zur rechten nach Mitternacht.

F. Wo hernach?

A. In dem lincken Winckel an eben dieser Seite.

F. Wo zum letzten male?

A. Zwischen Abend und Mitternacht, in einem Loche, so gantz und gar ausser den vier Haupt-Gegenden der Welt führet.

F. Wo sie sich endlich gantz verlohren?

A. An der Seite eines unendlichen Raums, wo der Pedell war.

 

Auslegung.

 

Diese eilff ersten Fragen und Antworten werden anfänglich überaus dunckel und schwer scheinen, indessen brauchen wir nur einige kurtze Anmerckungen, sie deutlich zu machen: Denn sie enthalten nichts anders, als eine Beschreibung des Cerimoniels, so bey der Aufnahme eines neuen Bruders beobachtet wird, und wodurch er darthut, daß bey der seinigen nichts ausgelassen werde.

Der Pedell ist der erste, so davon Nachricht empfängt: denn man setzt voraus, daß der Hüter der innersten Thüre, oder der vornehmste Thürhüter, so durch die laute Stimme angedeutet wird, sich zu den Brüder Dienern, die dem neuen Bruder gleich sind, wende, wenn er ihnen dieses letzten Aufnahme meldet. Sie wird durch den dreyfachen Wiederschall, das ist, durch den Meister der Loge, so gegen Mittag, und den andern Aufseher, der zur Lincken ist, endlich durch den Wächter der Thür, so auf der Figur des Bodens zwischen Abend und Mitternacht, wiederholet. Man nennt solche ein Loch, wodurch man aus der Welt geht, weil die Loge durch die Freymäurer, als der Ort der Auserwehlten, die Zimmer ausser solcher aber, als ein unendlicher Raum, wo der Pedell, und die übrigen Diener, so man darunter versteht, ob man sie schon nicht nennt, zugegen sind, betrachtet wird.

Dieser Raum begreifft alle Gemächer, die, ob sie schon nicht der Saal, wo die Versammlung gehalten wird, und den man eigentlich die Loge heist, selbst sind, dennoch dazu gehören, und nebst ihr das Gebäude, so die Loge der Freymäurer heist, ausmachen. Man nennt diesen Raum unendlich, anzudeuten, daß der Schoß der Gesellschafft allen Menschen offen, sie selbst aber durch die gantze Welt ausgebreitet sind. Was ausser diesem Raum ist, ist das Chaos, oder die Welt der Unheiligen.

 

F. Woher kan ich wissen, daß euch solches begegnet sey?

A. Ihr könnt es aus meinem Stillschweigen, aus meinen Griffen und Worten, schliessen.

F. Schweigt, rühret mich an, redet?

A. Er antwortet hierauf durch das Zeichen, das Anrühren und die Losung der Brüder Diener, auf die oben erklärte Art.

F. Wo kommt ihr her?

A. Aus dem Chaos.

F. Wo geht ihr hin?

A. An einen Ort, wo iede Sache an ihrem gehörigen Platze sich befindet.

F. Wer ist der Führer?

A. Nicanor.

F. Wie heist der Ort?

A. Das Haus der Sonne, des Mondes und der Sterne.

F. In was vor einem Zustande seyd ihr hinein gekommen?

A. Im Stande der Blösse und Reinigkeit, wie ein Kind, wenn es auf die Welt kommt, und mit einer Unterwerffung, die mit der Biegsamkeit des Wachses verglichen werden kan.

F. wo habt ihr eure Kleider abgelegt?

A. In der Finsterniß.

F. Und euren Unflat?

A. Im Bade.

F. Wo seyd ihr aus der Finsternis gekommen?

A. Vor dem Thor auf der Treppe.

F. An welcher Seite der 4 Weltgegenden?

A. Gegen Mitternacht.

F. Wer har euch die Augen geöfnet?

A. Die Hand des Herrn.

 

Auslegung.

 

Die zwey ersten von diesen Fragen und Antworten bezeichnen die Merckmahle, woran man einen Freymäurer erkennt, gantz deutlich. Die folgenden bedeuten, daß der neue Bruder von der Unwissenheit zur Erkenntniß der Lehren gelangt, so man in der Loge, die das Haus der Sonne, des Mondes und der Sterne, wegen der daselbst befindlichen Weisheit und Erkenntniß genennt wird, vorträgt.

Der neue Mitbruder gehet nackend, rein etc. in dieselbe, weil man voraus setzt, daß die Vorurtheile und Unwissenheit einer Lehrbegierde, die sein Gemüthe und Hertz, die Lehren und Befehle des Ordens anzunehmen, geöfnet, Platz gemacht. Die Finsterniß, worinnen er seine Kleider gelassen, das Ebenbild seiner bösen Neigungen ist der Ort, den man das finstere Zimmer nennt. Das Bad, worinn er sich abgewaschen, ist eine Vorstellung des in der heiligen Schrift so berühmten Bades.

Endlich ist er gantz aus der Finsterniß gekommen, nemlich auf der Treppe, so zum Tempel der Wahrheit führt, die sie des Nicanors Treppe nennen, und welche gegen Mitternacht ist. Die Hand des Herrn, so die Augen des Neuaufzunehmenden völlig freymacht, ist o« Hand des Aufsehers, der ihm die Binde abnimmt.

 

F. Wie viel Schwierigkeiten habt ihr angetroffen?

A. Dreye in dem Chaos und viere in der Welt.

F. Wie habt ihr sie überwunden?

A. Die Kraft meines rechten Arms hat mir fünff, und Nicanors Hülffe noch zwey mahl den Sieg erworben.

F. Womit hatte man euch die Augen verbunden?

A. Mit einer Art von Thierkreise.

F. Wie viel hatte er Zeichen?

A. Vier.

F. Von was vor Farbe?

A. Die erste und vierte sind weiß, die andere roth, die dritte grün.

F. Was stellen diese Figuren vor?

A. Eben dieienigen, so man meinetwegen auf dem Mosaischen Esterrich gezeichnet?

F. Was bedeuten die so verschiedenen Farben?

A. Einen Oelzweig, 2 Flügel damit zu fliegen, und eine Wage.

F. Von was vor Farbe ist dieser Thierkreis?

A. Von der Farbe der Finsterniß.

F. Wer har euch die Augen damit verbunden?

A. Alecto, Tisiphone und Megaera [Alekto, Tisiphone, Megaira].

F. Wer bat ihn euch abgenommen?

A. Nicanor.

F. Durch wessen Gewalt?

A. Durch die Gewalt der R. N. und F.

 

Auslegung.

 

Man versteht hier unter dem Worte Chaos nicht nur die Unwissenheit, sondern auch den Ort, wo man den Neuaufzunehmenden in der Dunckelheit gelassen, oder ins Bad getaucht hat. Die Welt bedeutet den Ort, wo man die Figur auf den Boden zeichnet, und den zu Feyerung der Geheimnisse gewiedmeten Platz, so gleich vor diesem ersten Ort ist.

Die beyden Hindernisse, so der neue Bruder in dem Chaos gefunden und unter der Anführung und Hülffe Nicanors überwältigt hat, sind sein Ausgang aus der finstern Kammer, und die Nochwendigkeit sich ins Wasser tauchen zu lassen. Seine Stärcke hat über fünff andere an andern Orten, so durch das Wort Welt vorgestellt werden, triumphirt: erst durch den Sieg, den er mit dem Degen in der Faust über den Unheiligen, so ihm den Eingang wehren wollen, erhalten, darnach da er die andern Unheiligen zu vier verschiedenen mahlen, nemlich auf ieder Ecke der Figur, umgebracht.

Die verschiedenen Farben des Thierkreises, welchen der neue Bruder bey allen diesen Verrichtungen getragen, sind ein Zeichen der mancherley Hindernisse, der Mittel sie zu überwinden, und der mannigfaltigen Absichten der Freymäurer, die gleichwohl alle auf einen Endzweck gehen. Der Gang, welchen er um die Figuren hält, stellt seinen Wandel durch die Welt vor, und er schlägt sich an den vier Ecken, ehe er in den Orden tritt, um den Sieg, so er über die Vorurtheile und die durch die gantze Welt ausgebreitete Unheilige erhält, vorzubilden. Die Binde, so man ihm um die Augen bindet, ist schwartz, indem sie ihm das Tages-Licht raubt, dessen Abwesenheit nichts anders als die Finsterniß ist.

Er bleibt in diesem Zustande, bis seine Augen durch Nicanor seinen Führer, welcher der Aufseher ist, und der es durch die R. N. und F. das ist, durch die Religion, die Natur und Force verrichtet, befreyet werden: indem solches nach der Freymäurer Meinung und in dem Verstande, welchen wir anderswo zeigen wollen, die drey Mittel sind, die Hindernisse zu überwinden. Die drey Furien, welche die Augen des Candidaten verbunden, sind der Aberglaube, die unerkannten Vorzüge der menschlichen Natur und des Gebrauchs, den ieder von seinen eigenen Kräften machen soll.

Der Sieg, welcher die Frucht davon seyn soll, wird die Freymäurer zur Gleichheit und Freyheit führen, als welches ihr grosser Endzweck ist, wie wir anderswo zeigen wollen.

 

F. Was habt ihr anfänglich gesehen?

A. Nichts deutliches, es schiene mir alles verwirrt zu seyn. ob es sich schon in einer vollkommenen Ordnung befand.

F. Woher kam dieses?

A. Von der Müdigkeit, der Furcht, und Verwunderung.

F. Was macht euch zu fürchten?

A. Der Anblick der Waffen, so mir ein Bild des Krieges vorstellt.

F. Wodurch habt ihr euch ermüdet?

A. Indem ich mich aufhielte, und sachte fortgieng.

F. Worüber habt ihr euch verwundert?

A. Uiber das Esterrich von Mosaischer Arbeit, über das Licht, und die blinckenden Degen.

F. Wozu diente diese Vorstellung des Krieges?

A. Mich zu hindern die angefangene Reise fortzusetzen.

F. Habt ihr sie also geendigt?

 A. Ich bin über Berge, Hügel, eine Ebene, und über Flüsse gegangen.

F. Wie vielmahl?

A. Viermahl.

F. Durch was vor einen Weg?

A. Zweymahl ausser der Welt, und einmahl m der Welt.

 

Auslegung.

 

Die Unwissenheit des neuen Bruders in den Ursachen der Gebräuche bey seiner Aufnahme, und die traurigen Umstände, so ihm dabey begegnen, sind sehr natürliche Gelegenheiten Verwirrung und Furcht, Müdigkeit und Verwunderung zu empfinden. Das Klirren der Degen bedeutet die Hindernisse, so sich fünff mahl bey dem Gange nach den Thoren, der Zimmer, der Stiegen, und des Bades, so man unter den Bergen, den Hügeln, den Ebenen und den Flüssen versteht, gefunden.

Von den vier Reisen werden zwey ausser der Welt, das ist ausser der Loge angestellt, und bestehen in dem Gange aus dem finstern Zimmer zu dem Bade, und aus dem Bade zur Thür der Loge. Die beyden andern geschehen in der Loge, das ist, von dem Thore nach der Mitternächtlichen Seite der Figur, und den andern Weltgegenden, und endlich indem man über die Figur selbst geht.

 

F. In was vor einem Zustande seyd ihr gereist?

A. Währender meiner zwey Reisen ausser der Welt, und der ersten, so ich in der Welt gethan, bin ich blind gewesen; bey der andern aber habe ich helle gesehen.

F. Waret ihr allein, oder in Gesellschafft?

A. Ich bin allemahl in Gesellschafft gewesen.

F. Waren die, so bey euch waren, eures gleichen?

A. Nein, ia, nein.

F. Wer waren sie also?

A. Ein Engel und ein Geist waren meine Gefährten

[Un Ange & un Esprit, qui étoient mes guides].

 

Auslegung.

 

Die, so sich der oben beschriebenen Art, einen Bruder-Diener aufzunehmen, erinnern, werden gar leicht die Fortsetzung dieser Gleichnißreden begreiffen.

Die Reisen, so er ohne zu sehen gethan, sind die Wege, so er mit verbundenen Augen angetreten: Die in welcher er gesehen, ist der Weg, welchen er von dem Augenblick an, da man ihm die Augen aufgebunden, zurücke gelegt hat. Er sagt, daß er denen, so ihn begleitet, nicht gleich gewesen, indem er auch in der That denen Brüder-Dienern vor seiner Aufnehmung nicht ähnlich war. Er sagt, daß er es wäre, und dieses findet von der Zeit, da er aufgenommen worden, stat. Indessen fügt er gleich hinzu, daß er es nicht wäre, weil er selbst, nachdem er ein Mitglied geworden, geringer als der Aufseher und alle Brüder Diener ist.

Er nennt endlich seine Führer Engel, weil diejenigen, so ihm Unterricht geben und Gesellschafe leisten, alle Geheimnisse des Ordens, inne haben.

 

F. Wo haben sie euch anfänglich hingeführt?

A. Zu einer Mauer, welche uns weiter zu gehen hinderte.

F. Wie seyd ihr durch sie hindurch gekommen?

A. Indem ich dreymal daran geschlagen habe.

F. Was habt ihr hinter der Mauer angetroffen?

A. Einen Fluß, über welchen ich schwimmen muste.

F. Wie tief war er?

A. Das Wasser gieng mir über den Kopf.

F. Wie seyd ihr darüber gekommen?

A. Durch Hülffe des Engels und des guten Geistes.

 

Auslegung.

 

Die Mauer ist die Thüre der finstern Kammer, an welche man drey mahl anpochen muß, der Fluß ist die Badewanne, das Wasser, womit sie angefüllt ist, ist dem Neuaufzunehmenden über den Kopf gegangen, weil man ihn allerdings so tief eingetaucht, damit diese völlige Abwaschung anzeigen möchte, daß er allen Vorurteilen ohne Ausnahme absage.

Man muß endlich anmercken, daß die Zahl der Schläge, so man, wie gedacht, an die Thüre thut, sich auf die Natur, die Religion und Gewalt beziehe, als welche, die drey Hauptgründe sind, die den Verstand erleuchten, bewegen und erhalten, die Lehren des Ordens einzusehen, anzunehmen, und zu vertheidigen.

 

F. Was habt ihr nach dem Flusse angetroffen?

A. Einen Unheiligen und einen Auserwehlten die sich schlugen.

F. Warum?

A. Der erste widersetzte sich meinem Zutritt und der andere wolte mir ihn verstatten.

F. Welcher von beyden hat überwunden?

A. Keiner von beyden.

F. Wie habt ihr also durchkommen können?

Ä. Der Auserwehlte hat mir einen Degen in die Hand gegeben, womit ich den Unheiligen durchbohrt habe.

 

Auslegung.

 

Die so die Cerimonie der Aufnahme gelesen, setzen leicht von was vor einem Streite hier die Rede ist, und was den Verstand dieses Gleichnisses betrifft, so ist genug, wenn man anmerckt, daß es den vorgegebenen Streit der Vernunft zum Besten des Ordens, weder die Vorurtheile, so mit ihr in dem Gemüthe des Neuaufzunehmenden streiten, vorstellen soll.

 

F. Wo hat man den todten Cörper des Unheiligen hingebracht?

A. In ein rauhes Land ausser der Welt, wo man ihn sehr wohl bewacht.

F. Was habt ihr weiter gefunden?

A. Einen Felsen, über den man unmöglich kommen konnte.

F. Wie sahe er aus?

A. Ich habe ihn nicht gesehen, allein ich habe aus der Erfahrung gelernt, wie es schwer sey ihn zu übersteigen.

 

Auslegung.

 

Das rauhe und bewachte Land ist der Theil des Hauses, wo der, so den Unheiligen vorgestellt, sich hinbegiebt. Man sagt, daß er bewacht sey, weil das gantze Gebäude es wircklich ist: unterdessen ist es rauhe und unbewohnt, weil die Gemächer, wo sich der Uiberwundene aufhält, von dem Zimmer, worinnen man die vornehmsten Geheimnisse feyert, und ausser welchen man sie nicht lehrt, gantz abgesondert sind.

Diese Gleichnißrede bedeutet, daß obschon der Neuaufzunehmende seinen Vorurtheilen abgesagt, und von seiner Unwissenheit, so bald er in den Orden getreten, befreyet wird, so ist doch indessen die Classe, in welche man ihn aufnimmt, bloß zur Vorbereitung derer, so davon Mitglieder sind, bestimmt, damit sie einmal die wahre Wissenschafft und eine rechte Gemüthsverfassung erlangen mögen.

Der Felsen ist nichts anders, als die innere Thüre der Loge. Es ist schwer hindurch zu kommen, weil der Zutritt erst nach einem langen Examen verstattet wird. Der Neuangehende wird dies Hinderniß gewahr, ohne es zu sehen, weil er noch immer die Augen verbunden hat.

Der Verstand der Gleichnißrede ist die Schwierigkeit die Wahrheit zu entdecken, als welche man noch nicht kennt, ob man schon einen Geschmack an ihr findet, und einige Neigung vor sie hat.

 

F. Wie seyd ihr hinauf gestiegen?

A. Vermittelst einiger Worte.

F. Ihr habt euch also der Zunge, und nicht der Füsse zum gehen bedient?

A. Meine Worte haben den Schooß des Felsens eröffnet.

F. Was versteht ihr durch den Schooß des Felsens?

A. Seine Mitten, die sich aufgethan.

F. Durch welche Krafft?

A. Durch das Bellen des Cerberus.

 

Auslegung.

 

Di« Worte, so den Felsen öffnen, sind dir Fragen und Antworten des Thürhüters, des Führers, und des Neuangehenden, die die Thüre öffnen können. Das Bellen des Cerberi ist die Stimme des Thürhüters, welcher den Eingang verstattet

 

F. Was habt ihr bey Fortsetzung eurer Reise angetroffen?

A. Einen neuen Himmel, eine neue Erde, neue Einwohner, und eine neue Manier zu gehen.

F. Wie seyd ihr also in der Welt fortgegangen?

A. Wie die Planeten am Firmament.

 

Auslegung.

 

Der Neuangehende befindet sich in einer gantz andern Welt, wenn er zum erstenmahle in die Loge tritt; er gehet wie die Planeten, indem er in der Loge, die man die Welt nennt, fortgehet.

 

F. Was habt ihr zuerst an diesem Orte gefunden?

A. Einen grossen Streit zwischen den Einwohnern.

F. Wo war der Kampfplatz?

A. In den vier Gegenden der Welt.

F. Wie habt ihr mitten durch diele streitende durchgekonnt?

A. Die Gewalt meines Arms hat sie alle in die Flucht geiagt.

 

Auslegung.

 

Dieses ist eine Beschreibung des Streites, den die Brüder in der Loge vorstellen. Er stellt auch die Hindernisse, welche der neue Bruder in den vier Gegenden der Welt, das ist, überall antreffen wird, vor.

 

F. Was habt ihr weiter angetroffen?

A. Niemanden, sondern man hat mich zwischen die zwey guten Engel gestellt.

 

Auslegung.

 

Wir haben gehört, daß man die Führer des Neuaufzunehmenden Engel nenne. Unter diesen Namen werden auch hier die andern Brüder, doch mit dem Unterschied, verstanden, daß man sie nach ihrem Range schlechtweg Engel, oder die guten, oder die besten, oder die allervortrefflichsten Engel nennt. Die beyden besten Engel, zwischen welche man den neuangehenden Bruder stellt, sind die zwey Aufseher.

 

F. Was haben sie euch gleich gegeben?

A. Das Licht.

F. Wie?

A. Indem sie mir die Binde abgenommen.

F. Auf wessen Befehl?

A. Auf des ersten und vortrefflichsten Engels Befehl.

 

Auslegung.

 

Durch diesen obersten Engel versteht man den Meister der Loge; die Worte, so er sagt, indem er verordnet, daß man dem Neuangehenden das Licht wiedergebe, sind die Stimme, so von Mittag, wo der Meister seinen Platz hat, kommt. Von eben der Seite kommt der Geist, so das Licht der Wahrheit in der Seele ausbreitet, und ihr zur Erkenntniß der Geheimnisse beförderlich ist, nachdem er ihr alle Hindernisse überwinden helffen.

 

F. Was hat euch dieser oberste Engel befohlen?

A. Nach Art des Auserwehlten zu gehen.

F. Wer har euch den Weg gewiesen?

A. Einer der besten Engel.

F. Wo hat er euch hingeführt?

A. In das Allerheiligste.

F. Auf was vor einer Strasse?

A. Auf einer Strasse, die viele Abwege hatte.

F. Wie viel habt ihr Schritte gemacht?

A. Eilffe.

 

Auslegung.

 

Die Anmerckungen über die Aufnahme, geben deutlich zu erkennen, von was vor einer Straffe und von was vor Abwegen hier die Rede sey. Wir müssen noch hinzufügen, daß gleichwie der neue Bruder Diener allemahl in einer Classe bleibt, er durch seine Aufnahme, so gleich zu der höchsten Staffel, zu welcher er kommen kan, gelange.

Da indessen die Wissenschafft nicht auf einmahl erlangt werden kan, so stellt man ihr unvermercktes Wachsthum unter dem Bilde einer Reise vor, wo man bey iedem Schritt auf Abwege kommt und sich aufhält, vor. Indem man den Strick von dem Halse des Neuangehenden, wenn er in das Allerheiligste gekommen, abnimmt, so will man andeuten, daß, man ihn als frey, als erleuchtet, als wiedergebohren, ansehe.

 

F. Was habt ihr, da ihr in dem Allerheiligsten angelangt seyd, gethan?

A. Ich habe das rechte Knie gebeugt.

F. Wie habt ihr eure Glieder gestellt?

A. Ich habe sie aufgerichtet, gebogen und ausgestreckt.

 

Auslegung.

 

Man kan in der Beschreibung der Aufnahme, umständliche Nachricht von den Bewegungen des Neuaufzunehmenden, so wohl, als ihre Bedeutung finden.

 

F. Welches ist das erste Geschenkte, so man euch gemacht hat?

A. Ein Rock.

F. Und das andere?

A. Ein paar Stiefeln.

 

Auslegung.

 

Der Rock ist das Schurtzfell, die Stiefeln sind die Handschuhe. Wir haben oben gewiesen, was dadurch angedeutet werde.

 

F. Habt ihr nicht noch andere Geschenke erhalten?

A. Nein, keine Kleider mehr.

F. Was habt ihr also bekommen?

A. Geistliche Geschencke.

F. Sagt mir, was vor welche?

A. Die Erkenntniß des Willens des grossen Baumeisters, der Natur des Menschen, der Ordnung, und des Platzes aller Dinge.

F. Ich verstehe euch nicht, erklärt euch deulicher.

A. Ich thue es, indem ich schweige.

F. Was habt ihr also erhalten?

A. Unendlich viel, so ich durch mein Stillschweigen erzehle.

 

Auslegung.

 

Diese geistliche Gaben sind die Erkenntniß der Lehren des Ordens und gleichwie man solche in seinem Hertzen begraben, und vollkommen geheim halten soll, so zeigt man durch Stillschweigen, und indem man das Zeichen des Bruder Dieners macht, seine Erfahrung in der Lehre und den andern Geheimnissen des Ordens.

 

F. Was habt ihr gesagt, da ihr in das Allerheiligste gekommen waret?

A. Dinge, so ich nicht erzehlen kan.

F. In was vor einer Sprache?

A. In einer gantz neuen Sprache.

F. Wie habt ihr sie sogleich reden können?

A. Der oberste Engel sagte mir, was ich reden sollte.

F. Was habt ihr versprochen?

A. Zu schweigen, zu reden, und Mitleiden zuhaben.

 

Auslegung.

 

Dieses gehet auf den Eid, welchen der Meister den Neuaufzunehmenden von Wort zu Wort nachsprechen läst. Sehet unsere Anmerckung von der Aufnehmung und dem Eide.

 

F. Was habt ihr auf dem Wege, den ihr mit verbundenen Augen angetreten, angetroffen?

A. Ein Esterrich auf Egyptische Art.

F. Was vor ein Licht erleuchtete denselben?

A. Ein neues Sonnen-Licht, so aber nicht hinderte, das Licht der Sterne zu sehen.

F. Wie viel waren Sterne?

A. Drey.

F. Wo waren sie?

A. In dem Allerheiligsten.

 

Auslegung.

 

Das Esterrich nach Egyptischer Art ist eben das, welches wir oben das Mosaische genannt haben, das Licht, so allein in der Mitten stehet, ist die Sonne, die drey andern sind die Sterne, deren Schein durch den Glantz der Sonne nicht verdunckelt wird.

Dieses Licht ist das Sinnbild der Lehre welche die Gesellschafft vorträgt, und der Gedanken, so sie einflößt, ohne daß sie die andern Kräffte der Seelen, welche durch die übrigen Lichter vorgestellt werden, vertilgen oder schwächen sollte.

Man konnte auch hierinnen ein Bild des Ordens antreffen, dessen Beamte, durch die Grösse ihres Ranges, das Ansehen der Mitglieder, so nicht dieselbigen Titel führen, keinesweges geringer machen.

 

F. Was habt ihr am Ende eurer Reise gethan?

A. Ich bin an einen Ort, der ausserhalb der Welt, und wohl bewacht war, gegangen.

F. Was habt ihr da vor Leute angetroffen?

A. Auserwehlte meines gleichen.

F. Wie seyd ihr an diesen Ort ausser der Welt gegangen?'

A. Vermittelst der lauten Stimme, so einen dreyfachen Wiederschall machte, und mich in die Welt geführet hatte.

 

Auslegung.

 

Diese Worte beziehen sich auf den Umgang des Neuaufgenommenen, und sind alle im vorhergehenden erklärt worden.

 

F Habt ihr gegessen und getruncken?

A. Ich habe Manna gegessen und Nectar getruncken.

F. Wo?

A. An der Tafel der Auserwehlten.

F. was hattet ihr vor einen Platz?

A. Ich saß neben dem besten, und vor den guten Engeln.

 

Auslegung.

 

Das Manna und Nectar ist das Vergnügen an der Tafel der Freymäurer, oder dasienige, welches ein Bruder bey Erklärung der Lehre findet. Die besten Engel sind die Beamten, und die guten die Meister.

 

F. Welche Zeit ist es?

A. Es ist die erste Tages-Stunde.

 

Auslegung.

 

Man sagt, es sey die erste Tages-Stunde, weil die Brüder Diener nur den ersten Grad des Lichtes und der Erkenntniß empfangen.

 

F. Wie gehen die Brüder Diener?

A. Gerade, und wenden sich bald auf diese, bald auf iene Seite.

F. In was vor einer Stellung?

A. Als Gefangene, als Streiter, und Uiberwinder.

 

Auslegung.

 

Die Brüder Diener gehen gantz gerade von der Thür der Loge an die mitternächtige Seite der Figur: Sie gehen um selbige herum, und wenn sie endlich selbige betreten, so wenden sie sich von den Figuren zur rechten zu einer von denen auf der lincken Hand. Sie gehen als Gefangene in gerader Linie fort, weil man sie an dem Stricke um Hals führt.

Wenn sie um die Figur herumgehen, so schlagen sie sich, und wenn sie bald von dieser, bald von iener Seite auf der Figur gehen, so haben sie alle Hindernisse überwunden, und können sich des Sieges, und der Kenntniß der Geheimnisse erfreuen.

 

F. Wie ist der vortreffliche Engel gekleidet?

A. Wie ein Mann, der zum Krieg und Frieden bereit ist.

F. Wie die besten Engel?

A. Als Fähndriche.

F. Und die guten Engel?

A. Als Kriegs-Officier und Friedens-Richter.

F. Wie die blossen Engel?

A. Wie auserlesene Soldaten.

 

Auslegung.

 

Man darff nicht meynen, daß einer von den Mitgliedern des Ordens einen besondern Habit nach seinem Range trage. Alles, was hier gesagt wird, bezieht sich darauf, daß sie in der That Glieder eines Leibes sind, und den Endzweck haben, daß ieder nach seinem Range und seiner Fähigkeit vor die Freyheit, die Gleichheit und den Frieden streiten solle.

 

F. Wo kommt ihr her?'

A. Von dem Lichte und der Finsterniß.

F. Wo geht ihr hin?

A. Zum Lichte.

F. Durch welchen Weg?

A. Durch das Licht.

 

Auslegung.

 

Diese Worte gründen sich auf die Cerimonie, dem Neuangehenden das Licht zu geben und zu nehmen, davon anderswo geredet worden.

 

F. Wo kommt der Wind her?

A. Vom Mittag.

F. Wo legt er sich?

A. Ausser der Welt.

F. Von welcher Seite kommt er wieder?

A. Von Mitternacht, und gehet hernach in eine Höhle.

 

Auslegung.

 

Dieser Wind bedeutet nichts anders, als sie Stimme, so im Anfange dieses Catechismi erklärt worden. Die Höhle ist die innere Thür der Loge.

 

F. Wie seyd ihr über die Flüsse gegangen?

A. Wie ein Missethäter.

§. wo habt ihr eure Unschuld dargethan?

A. In dem Allerheiligsten.

F. Wie vielerlei Laster gab man euch schuld?

A. Drey, davon iedes beträchtlich war.

F. Wie viel Gründe habt ihr zu eurer Verteidigung angewendet?

A. Drey, von denen gleichfalls ieder wichtig, und der Sache den Ausschlag zu geben vermögend war.

 

Auslegung.

 

Der Neuaufzunehmende ist in dem Stande eines Missethäters, wenn man ihn ins Wasser taucht, weil er da gebunden ist. Er wird vor unschuldig erkannt, wenn man ihm die Hand vor der Thüre, und den Hals vor dem Altare frey macht.

Die drey Knoten sind der Aberglauben, die Unwissenheit und Zaghaftigkeit der Unheiligen, so drey wesentliche Gebrechen sind.

Die Religion, die Natur und Gewalt, sind die drey grossen Gründe des Neuaufzunehmenden.

 

 

 

Eid der Freymäurer.

[Serment des Francs-Maçons]

 

Was den Eid der Freymäurer, dessen sie sich bey Aufnahme der Brüder Diener bedienen, anlangt, so ist er an sich eben der, welchen man von den Lehrlingen fodert. Hernach, ob man wohl in allen Logen, und in allen Ländern einigen Unterschied, entweder wegen der Sprache, oder weil man immer gerne Neuerungen macht, oder auch um anderer Ursachen willen, gewahr wird, so ist doch der Verstand allemal einerley.

Wir wollen uns bloß mit demjenigen begnügen, was wir vor das beste, ordentlichste und gewöhnlichste halten, das ist, mit dem, was von den gelehrtesten und ordentlichsten in Engelland und Teutschland beobachtet wird: als zum Exempel zu Londen in der grossen Gesellschafft, vor dem Großmeister des Ordens; zu Berlin vor dem obersten National-Protecetor; zu Franckfurt am Mayn vor dem National-Großmeister, und in der berühmten Loge zu Hamburg.

Der Eid lautet von Wort zu Wort also:

 

[die nächsten Abschnitte bis zum Ende des Kapitels wörtlich, 96-100]

 

O Gott, grosser Baumeister der Welt [O Dieu, Grand Architecte de l’Univers], der du alle Dinge durch deine unumschränckte Macht erschaffen hast, und dessen unendliche Weisheit sie in der schönsten Ordnung, die sie zusammen hält, gesetzt: Der du den Menschen ein lehrbegierig Hertz gegeben, und in solchen den Saamen von allerlei Tugenden ausgestreuet, daß sie in ihrem Wandel Früchte des Verstandes und der Frömmigkeit hervorbringen möchten: Der du endlich ihnen die Nothwendigkeit, gesellig zu leben, eingepflantzet hast, sey du ietzo durch deine Gnade mitten unter uns, und verleihe mir N. N. die besondern Gaben und Geschencke, die diese Neigung zum geselligen Leben unterhalten können, damit ich auf solche Art die Verrichtungen, Handlungen, und die Schuldigkeit, wozu ich mich anietzt verbinde, indem ich deine Güte und Hülffe anruffe, erfüllen möge.

Ich verspreche demnach, und schwöre dir, o Gott, und gelobe der vortrefflichen Gesellschafft der Freymäurer, in deren Nahmen sie in dieser Loge zusammengekommen ist, die Geheimnisse, Zeichen, Griffe, Worte, Lehren, und Gebräuche derselben, sie mögen in- oder ausserhalb der Logen üblich seyn, niemals einem Unheiligen zu entdecken, vielmehr will ich ein tieffes Stillschweigen mit dem Munde, der Feder, mit Zeichen und Geberden, beobachten, so daß ich mich weder Sprachen, noch Zeichen, noch Sinnbilder, sie mögen bekannt oder nicht bekannt seyn, weder im Reden und Drucken, noch im Schreiben, oder Graben in Steine, Pflantzen und Metalle bediene.

Mir einem Wort, ich verspreche weder mittelbar noch unmittelbar Ursache zu seyn, daß eines von den Geheimnissen der Gesellschafft, so man mir ietzo oder in folgenden Zeiten anvertrauen wird, kund und ruchtbar werde.

Ich verbinde mich dazu bey der Strafe, welcher ich mich, wenn ich nicht Wort halte, unterwerffe, nemlich daß man mir die Lippen mit einem glüenden Eisen abbrenne, die Hand abhaue, die Zunge ausreisse, und endlich meinen Cörper in einer Loge der Freymäurer, währender Cerimonie der Aufnahme der Brüder Diener, zur ewigen Schande meiner Untreue, und zum Schrecken der übrigen, aufhencke, wenn aber die Gesellschafft geendigt ist, ihn verbrenne, und die Asche den vornehmsten Logen zuschicke, damit sie die andern Brüder sehen, und sich entsetzen, endlich aber sie in die Lufft streuen, und vertilgen, bev allen Brüdern aber ein erschröckliches Andencken meiner Verrätherey übrig bleibe.

Gott helffe mir und sein heiliges Evangelium.

 

Hierauf küßt der Neuaufzunehmende die Bibel, wenn er vor dem Altar auf den Knien liegt, und die rechte Hand auf dieselbe gelegt hat: ist er aber anderswo unter den Aufsehern, so streckt er die Hände nach Mitternacht, und hebt sie mit dem Kopff gerade, in die Höhe:

Endlich spricht er die übrigen Worte des Eides nach:

 

O Gott, grosser Erbauer der Welt, ich ruffe dich an, und schwöre dir, und gelobe der vortrefflichen Gesellschafft der Freymäurer, in deren Nahmen sie hier in dieser Loge versammlet ist, daß ich die Geheimnisse, so man mir heute oder künftig anvertrauen wird, allen denen, so ich nach einer scharffen Untersuchung vor wahre Brüder erkennen werde, anvertrauen, sie, wenn sie unwissend, unterrichten, oder wenn sie weise sind, um ihren Unterricht bitten will, so daß ich niemals einen andern Bruder, es sey unter was vor einem Vorwande es wolle, daß ich ein Bruder sey, zu bekennen mich entbrechen [refuserai] werde.

Indessen will ich mich durch Zeichen, Griffe und Worte entdecken, so daß die Zeichen und Griffe bloß in Geberden bestehen sollen: Die Worte will ich bloß mir dem Munde vorbringen, ohne daß es auf einige Weise erlaubt sey, etwas, so die Geheimnisse der Gesellschafft offenbaren könne, zu schreiben, zu drucken, oder zu stechen.

Gott helffe mir und sein heiliges Evangelium.

 

Sodenn küsset der Aufzunehmende die Bibel, oder streckt die Hände, wie wir oben erzehlt haben, aus.

Endlich fährt er fort, die letzte Eides-Formel in folgenden Worten herzusagen:

 

O Gott, grosser Erbauer der Welt, ich ruffe dich an, schwöre dir, und gelobe der vortrefflichen Gesellschafft der Freymäurer, in deren Nahmen sie hier versammlet ist, den armen Brüdern, sie mögen Fremde, oder von meiner Nation seyn, in ihrem Elend nach allem meinem Vermögen beyzustehen, sie mir brüderlicher Liebe aufzunehmen, sie zum Meister der Loge, den Beamten der Gesellschafft, zu den Brüdern und zur Versammlung selbst zu führen, damit sie bey ihnen die gewünschte Hülffe finden mögen.

Gott helfe mir und sein heiliges Evangelium.

 

Hier wiederholen sie die Cerimonie die Bibel zu küssen, oder die Hände, wie wir oben angemerckt, in die Höhe zu heben. Dieses dreymahlige Absetzen in dem Eide, nennt man die drey Zeiten des Sacraments.

 


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