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                     „Die zerschmetterten Freymäurer“, 1746

                     Teil III

 

 

Inhalt (ca. 16 Seiten)

Bibliographische Angaben

Von den Lehrlingen.

Von denen Gesellen oder Arbeitern.

Von den Meistern.

Fortsetzung des Catechismi der Meister.

 

siehe auch:

Teil I (ca. 56 Seiten)

Was hat Cromwell mit der Freimaurerei zu tun?

 

Teil II (ca. 45 Seiten)

Diener – Tempel - Rituale

 

Teil IV (ca. 31 Seiten)

Die Baumeister oder Schotten – Alphabet - Tafelloge

 

 

Bibliographische Angaben

 

Die zerschmetterten Freymäurer, Oder Fortsetzung des verrathenen Ordens der Freymäurer. Franckfurt und Leipzig 1746 (35 + 360 Seiten), 1747 (344 Seiten);

Faksimile Nachdruck (Fraktur) Rotterdam: Uitgeverij Cagliostro 1984 (360 Seiten);

 

unter dem Titel:

Geheimniße der Freymäurer

leicht gekürzt und ohne Kapiteltitel, in einem Band, 1766 (248 Seiten).

 

2. dt. Übersetzung von Luise Adelgunde Victorie Gottsched: Die gestürzten Freymäurer. Berlin, Leipzig: Néaulme & de Bourdeaux 1747 (293 Seiten).1746.

 

Bearbeitung der „zerschmetterten Freymäurer“:

Allerneuste Geheimniße der Freymäurer. 2 Bde, 1766, 1770-72 (124 und 148 Seiten), 1780 (126 und 154 Seiten).

 

Abschrift der „Allerneusten Geheimniße der Freymäurer“:

Geheime Unternehmungen der Freymaurer. London, Berlin 1787 (230 Seiten), 1788 (230 Seiten).

http://www.internetloge.de/ (unter „Geheimnis + Verrat“)

Die roten Seitenzahlen und Bemerkungen beziehen sich auf diesen deutschen Text.

 

Spätere freie Bearbeitung:

Heinrich Sautier: Warum soll ich ein Freimaurer werden? Basel: Flick 1786.

 

 

 

Von den Lehrlingen.

[Des Aprentifs]

 

[dieses Kapitel fehlt in Geheime Unternehmungen]

 

Man nennet dieienigen, welche neue Mitglieder des Ordens, und zu denen Ehrenstellen, so höher als ihre Classe sind, Anwartschafft haben, Lehrlinge. Die Zeit, so sie in dieser letztern Classe zubringen, ist in Wahrheit eine Art von Noviciat, indem sie dazu gewiedmet ist, daß man die Lehren, so man in der Loge vorträgt, aufmercksam höre, und von seiner Fähigkeit und Gaben Proben ablege.

Um diese letzten genau zu erkennen, wenden die Freymäurer alle ihre Geschicklichkeit an, und bedienen sich der allerfeinsten Politick. Deswegen betrügen sie sich auch sehr selten, und wissen sich ungemein wohl zu verstellen und ausserordentliche Kunststücke zu gebrauchen, die wahren Absichten, so man mit ihnen vorhat, in einer gantz fremden Gestalt vorzustellen.

 

Ein ieder Unheilige, der in den Orden treten will, muß in allen Stücken den Weg gehen, welchen man, wie wir gesagt, den neuaufzunehmenden Bruder Diener antreten läßt. Der gantze Unterschied besteht in den Nahmen, den Titeln und andern dergleichen Dingen, die, wenn wir sie nochmahls erzehlen wollten, sehr verdrießlich seyn würden. Man hat bloß anzumercken, daß die neuangehenden Lehrlinge nicht durch die Brüder Diener, sondern durch andere Brüder von der Classe, worein sie treten sollen, gewaschen und eingetaucht werden.

Wenn man einen unter ihnen die Hände vor ihren Eintritt in die Loge frey machen will, so muß der andere Aufseher solches thun, und er befielt sodann dem Neuaufzunehmenden, die Spitze seines Degens mit der rechten zu ergreiffen, und solche sich aufs Hertze zu setzen, indem er den Führer bey der lincken hält. Wenn er einmahl um die Figur herum gegangen, so legt er den Eid auf die obige Weise ab, die Binde, die eben so wie der Bruder Diener ihre gemacht ist, wird ihm auf gleiche Art abgenommen. Hernach gehet er über die Figur, und beobachtet dabey folgendes:

 

Er setzt seine Füsse in Form eines Winckelmasses auf die Thüre nach Mittemacht, steigt mit dem rechten auf die erste Stuffe der Treppe und gehet auf die ordentliche Weise zwölff Stuffen hinauf. Hernach bleibt er einen Augenblick auf der Thürschwelle der Gallerie stehen, thut einen Schritt nach dem Bade, und einen andern, nach der ersten Stuffe der Treppe von 5 Stuffen, so nach der innern Loge geht. Er steigt diese Loge ordentlich hinauf, bleibt einen Augenblick oben stehen, und thut einen Stoß mit dem Fusse auf die Erde. Endlich gehet er mit einem Schritt bis zum Winckelmaß, ferner bis zum Sterne, und endlich noch mit einem Schritt bis zum Circkel. Hier fällt er auf die Knie und wiederholt den Eid.

Darauf folgt die Cerimonie der Uiberreichung des Schurtzfells und der Handschuhe. Man lehret ihm hernach das Zeichen, die Griffe und das Losungs-Wort der Lehrlinge. Der Redner hält eine Rede, und der Secretär thut sein Amt, wie man aus meinem ersten Wercke, (dem verrathenen Orden der Freymäurer [p. 179 & suiv.]) wo die Sache nach der Länge und der Wahrheit gemäß beschrieben ist, abnehmen kan.

Indessen ist zu mercken, daß alle Brüder, denen man das Lehrlingszeichen macht, auf gleiche Art zu antworten verbunden sind, ob sie sich schon in einer höhern Classe befinden. Es folgt solches aus dem angeführten Grundsatze, daß man die Geheimnisse einer Classe den Mitgliedern der niedrigem nicht verrathen solle.

 

Wir müssen auch noch ein paar Worte von dem Unterschiede der Figur, so wir lm Kupfer beygefügt, und der, so man in dem angeführten Wercke findet, sagen. Diese letztere ist zwar nicht gantz zu verwerffen, allein sie ist nicht ohne Fehler. Erstlich vermischt sie die Figuren der Lehrlinge und Gesellen, und macht aus beyden eine, ob sie schon von einander abgehen. Hernach übergeht man das Bad, die äussere Mauer und viele andere. Dinge, wie man aus der Zusammenhaltung, beyder Wercke abnehmen kan mit Stillschweigen. Man findet allerdings Logen, welche die Figur, wie sie in dem verrathenen Orden der Freymäurer abgebildet ist, vorstellen; allein diese Gesellschafften führen hierinnen einen Mißbrauch, wornach man sich nicht richten darf, ein.

 

Die Pflichten der Lehrling sind, daß sie die auf dem Boden vor die, so von ihrer Classe sind, gezeichnete Figur abwaschen, die innere Thür der Loge, wie wir oben gemeldet, von innen bewachen, und wenn es nöthig ist, in der Küche an die Hand gehen. Diese letztere Verichtung wird durch viele Personen vom Stande, wie wir bereits gesehen haben, besorgt, die in ihrem Noviciat nicht glaubten, daß die Sorge vor einen Braten ihrem Rang zuwider wäre.

Endlich müssen die Lehrlinge bis zum dritten Gange bey der Tafel dienen, da sie sich denn nebst den andern zu Tische setzen. Ihre Plätze sind zwischen Morgen und Abend, sechzehen an der Zahl. Die andern Brüder haben ihre Stellen in der Loge, wie die Brüder Diener in der ihrigen. Ein Lehrling muß es wenigstens sechs Monat seyn.

 

Sie müssen nicht nur den Catechismum der Brüder Diener, sondern auch den folgenden, der ihnen eigen ist, auswendig wissen.

 

F. Seyd ihr ein Freymäurer?

A. Die Lehrlinge kennen mich.

F. Wie gebt ihr euch zu erkennen?

A. Indem ich mich erwürge, anrühre und stammle.

F. Wie viel Reisen habt ihr gethan?

A. Dreymahl neun.

F. Wie?

A. Leichte, schwer, und sehr schwer.

F. Wie viel Hindernisse habt ihr überwunden?

A. Unendlich viele.

F. Welche?

A. Felsen, Meere, und Wälder.

F. Durch welche Krafft?

A. Durch die Krafft meiner Lantze.

F. Wer hat sie euch gegeben?

A. Ein guter Geist.

F. Wider wen habt ihr euch derselben bedient?

A, Wider die bösen Geister.

 

F. Wo kommt ihr her?

A. Von dem Uibel der Falschheit und des Schadens.

F. Wo geht ihr hin?

A. Zum Guten, zur Wahrheit, zum Nützlichen.

F. Wer zeigt es euch?

A. Ein unauslöschliches Licht.

F. Wer zündet dieses Licht an, und wer erhält es?

A. Der grosse Baumeister.

F. Wer belebt und putzt es?

A. Der Unter-Baumeister.

F. Mit was vor einer Lichtputze?

A. Er bedient sich nichts als der Vernunfft dazu.

 

F. Welchen Weg zeigt euch dieses Licht?

A. Einen gantz geraden Weg, der aber durch Berge und Ebenen geht.

F. Was haben diese Berge vor eine Gestalt?

A. Die erste ist ein langes Viereck, die andere zeigt den Augen nichts als eine blosse Fläche, die dritte ist eben so, und zwischen den Bergen sind die Ebenen Mosis.

F. Wie seyd ihr über den ersten Berg gekommen?

A. Durch ein offenes Loch.

F. Und über den andern?

A. Durch eine Treppe von zwölff Stuffen, die zu einem andern offenen Loch führte.

F. Und über den dritten?

A. Durch eine Treppe von fünff Stiegen, die zu einem zugemachten Loche gieng.

F. Was habt ihr in der ersten Ebene angetroffen?

A. Sechs finstere Kercker.

F. Und in der andern?

A. Flüsse, ein Loch, zwey Seulen, und ein Handfass [lavoir].

F. Und in der dritten?

A. Drey Lichter, so Strahlen warffen, den aufgehenden Mond, drey Fenster, ein sehr gläntzendes Gestirne, die Gleichheit, das Allerheiligste, den Geist, dessen Hauch das Gute von dem Bösen absondert, die Stärcke, die Gerechtigkeit und Heiligkeit.

 

F. Welche Zeit ist es?

A. Es ist die erste Stunde eines sehr schönen Tages.

F. Wie wachen die Lehrlinge?

A. Schlafend.

F. Wie schlafen sie?

A. Wachend.

F. Wie gehen sie?

A. Indem sie stille stehen.

F. Wie bleiben sie stille stehen?

A. Indem sie gehen.

F. Wie arbeiten sie?

A. Indem sie nichts thun.

F. In was für einem Zustande sind sie, wenn sie nichts thun?

 A. Sie arbeiten.

F. Woher kommt die Verblendung?

A. Von der Schwachheit, dem Willen und der Unwissenheit.

F. Woher kommt das Licht?

A. Von der Stärcke, dem Willen, und der Weisheit.

F. Woher kommt das Gute?

A. Von den Flügeln.

F. Woher das Nützliche?

A. Von der Gleichheit.

F. Woher die Gerechtigkeit?

A. Von einem Winde, so auf den Stern bläst.

 

F. Was bedeutet die Seule zur Lincken?

A. Eine stammelnde Sprache.

F. Und die zur Rechten?

A. Das weiß ich nicht.

F. was bedeutet das Handfaß der Gallerie?

A. Den Uiberrest des Unflats.

F. Was die zwey Handfässer in den Winckeln?

A. Sie bedeuten, daß man sich reinigen solle.

F. Was bedeuten die beyden offnen Löcher?

A. Die engen Oerter, durch welche man hindurch muß.

F. Und der aufgehende Mond?

A. Die Geburt des Lehrlings, der noch schwach und blaß ist.

F. Was bedeutet das Geräthe des andern Hauses?

A. Die Wage und die Flügel.

 

F. Wo seyd ihr aufgenommen worden?

A. In einem Silberfarbenen Lichte.

F. Wo kommt ihr her?

A. Aus der Egyptischen Finsterniß.

F. Wo kommt der Wind her?

A. Von Mittag.

F. Worauf ist das Allerheiligste gegründet?

A. Auf sich selbst.

F. Und das gantze Gebäude?

A. Auf Freyheit und Gleichheit.

 

F. Habt ihr gearbeitet?

A. Ja, allein meine Arbeit bestand darinn, daß ich den Arbeitern diente.

F. Zu welcher Zeit arbeitet ihr?

A. Bey Tage und bey Nacht.

F. Wie lange habt ihr gearbeitet?

A. Bis die Rechenkunst vollkommen war.

 

F. Wo liegt das Gebäude?

A. In den Gärten des irdischen Paradieses.

F. Wer seyd ihr, und wie heist ihr?

A. Gabaon Vater des Lupton durch das Licht, ohne Frau, ohne Geburts-Schmerzen, vermehrt, und der die Söhne mit grosser Sorgfalt erzieht.

F. Wie wollt ihr ein Gebäude aufführen?

A. Durch des Baumeisters, durch meine, und der Natur Stärcke.

F. Wie wollt ihr es erhalten?

A. Durch eben diese Mittel.

F. Was vor eine Gestalt wird es haben?

A. Es wird unsichtbar seyn.

F. Wie wird seine Länge, Breite, Hohe und Tiefe seyn?

A. Unendlich.

F. Wie lange wird es dauren?

A. So lange als der grosse Baumeister.

F. Aus wie viel Mauern besteht es?

A. Aus dreyen. Die erste ist von einer unendlichen Länge, Breite und Tieffe, die andere ist nur lang und breit, und die dritte nur breit.

F. Was bedeuten sie?

A. Drey Arten zu bauen.

 

Wie die Erklärungen, so wir von dem Catechismo der Freymäurer gegeben haben, ein Schlüssel zu diesem sind, und die Kenntniß des Lehrgebäudes des Ordens dazu gleichfalls dienet, so werden wir keine von diesen Fragen weitläufftig erklären.

Von dem Eid und der Tafel der Lehrling wollen wir handeln, wenn wir von dem Schotten werden geredet haben.

 

 

 

Von denen Gesellen oder Arbeitern.

 

[die nächsten Absätze bis zum Beginn des Catechismus wörtlich 134-142]

 

Was die Gesellen anbelanget, so finden wir nicht vor nöthig, uns lange bey ihnen aufzuhalten, indem ihre Vorstellung und Beförderung aus der Lehrlinge in der Gesellen-Classe [leur proposition, & leur promotion pour passer de la Classe des Apprentifs à celle des Ouvriers] von der, so dieienigen, welche noch gar keinen Rang in der Gesellschafft haben, über die Unheiligen erhebt, fast gar nicht unterschieden ist.

Stat daß man den, welcher weiter rücken soll, einen Neuaufzunehmenden nennt, so sagt man: diesem: der Bruder Lehrling N., will Geselle werden. Er wird auf die oben beschriebene Art durch den, so ihn vorgeschlagen, an, die äussere Thüre und bis an das Zimmer, so wir oben, als wir von denen aufzunehmenden Lehrlingen geredet, das finstere genannt, und welches ietzo durch das Licht der Sonnen oder einiger Kertzen erleuchtet ist, gebracht.

Hier weist ihm der, so zum Examinator bestellet ist, wie er das Zeichen des Gesellen machen müsse, fragt ihn wegen seines Berufs zu einer höhern Classe, und läst ihn drey vierthel Stunden lang gantz allein in Gedancken. Hierauf treten zwey zu dieser Verrichtung ernannte Gesellen in das Zimmer, und befehlen ihm, sich fertig zu halten. Er muß die Hände creutzweis auf einander legen, welche sie ihm mit einem doppelten Knoten zusammen binden, ohne ihm einen Strick um den Hals zulegen, oder ihm das bey sich habende Metall, oder seine Kleider, die Schuhe ausgenommen, abzunehmen. Man verbindet ihm auch die Augen nicht, sondern legt ihm nur das Schurtzfell und die Handschuh nach Art der Lehrlinge an.

Endlich führt man ihn aus diesem Zimmer zum Bade, wo man ihm die Strümpffe ausziehen, und die Füsse waschen läst. Von da geht er barfuß bis an die innere Thüre der Loge ohne einige Brüder, die sich schlagen, anzutreffen. Sein Führer klopfft zweymal, und sogleich macht der Hüter, so inwendig an der Thüre Wache steht, sie halb auf, und fragt, wie der, so aufgenommen seyn wollt, heisse, und was er vor eine Absicht habe. So bald er solches erfahren, giebt er den Brüdern auf die Art, wie wir oben von denen Brüder Dienern erzehlet, Nachricht. Hernach öffnet man die Thüre, und läst ihn hineingehen. Der andere Aufseher empfängt ihn, und macht die Knoten von seinen Händen los, giebt ihm in die rechte eine Wage, und in die lincke einen Degen. Mit diesem Aufputze lässt er ihn um die auf den Boden gezeichnete Figur herumgehen, und alles, das Geräusche der Degen ausgenommen, geschieht auf die beschriebene Art. Endlich stellt er sich nach Mitternacht zwischen die beyden Aufseher. Man stellt ihn dem Meister unter eben den Gebräuchen, so wir oben bey den Neuaufzunehmenden erzehlet, vor, und dieser befielt ihm den Eid von Wort zu Wort nachzusprechen, sagt zugleich zum Aufseher, ihm die Weise, wie die Gesellen gehen sollen, zu zeigen.

 

Um dem Leser einen Begriff von dieser letzten zu machen, ist es nöthig, die auf den Boden gemahlte Figur zu beschreiben. Es ist solche ein länglicht Viereck, worinnen nach der mitternächtlichen Seite 9 Stufen, so nach der offenen Thüre einer Gallerie zugehen, gezeichnet sind. In den Ecken der Gallerie stehen die Waschbecken: zur rechten und lincken zwo Seulen, deren die eine mit J, welches Jakin heist, die andere mit B, dem Anfangs-Buchstaben des Wortes Boaz, bezeichnet ist, als welche beyde Wörter die Losung der Lehrlinge und Gesellen sind.

Die Treppe, davon wir geredet, gehet nach der Mauer, so die Gallerie umgiebt. Hernach kommt das mosaische Esterrich und eine Treppe von 4 Stuffen, die auf der Mauer aufgeführet ist, und nach der verschlossenen Thüre des Heiligthums gehet. Man findet in dieser letzten erst ein mosaisches Esterrich, und wenn man von da in gerader Linie fortgehet, ein Waschbecken, ein Winkelmaß, das Allerheiligste, einen Stern, so Strahlen wirfft, eine Flamme, zu deren rechten der halbe Mond, zur lincken die aufgehende Sonne ist: endlich einen Circkel und alle Arten von mathematischen Instrumenten, die zur Baukunst gehören, und die man in der dritten Figur sehen kan.

Hier muß man, anmercken, daß in dem Buche: der verrathene Freymäurer-Orden, die ordentlichen Logen von dem, worinn man einige Enderungen gemacht, in der Beschreibung der Figur der Freymäurer nicht unterschieden werden. Dieses erhellt daraus, daß man zwischen Lehrlingen und Gesellen keinen Unterschied gemacht, noch auch von denen Waschbecken, Handfässern, Mauren, Treppen und Flammen geredet, noch auch den wahren Platz der Figuren gezeiget hat.

 

Der Gang desienigen, so unter die Gesellen aufgenommen werden soll, bestehet also darinne, daß er die 9 Stuffen der ersten Treppe ordentlich hinaufsteigt: hernach, sobald er an die Thür-Schwelle der Gallerie gekommen, die Füsse in Form eines Winckelmasses setzet, sich an dem Orte ein wenig aufhält, und endlich mit einem Schritte an die Seule J, um welche er herumgehet, und hernach an die Seule B, um die er gleichfalls herumgehet, gelanget. Von da kommt er wieder zu der vorigen Thür-Schwelle, und mit einem Schritte zur Treppe des Allerheiligsten, die er gewöhnlicher massen hinaufsteigt. Hier hält er sich ein wenig auf, setzt die Füsse in Form eines Winckelmasses, sodann beyde in das Becken, bleibt stehen, und berührt mit dem rechten Fuss den Schlegel, und mit dem lincken die Hütte, worein er auch den rechten Fuß setzt. Sodann bleibt er abermals stehen, setzt den lincken Fuß auf die Sonne, und den rechten auf den Stern, welchen er auch über den lincken gesetzt, berührt mit dem rechten den Mond, mit dem lincken die Flamme, und bleibt da stehen.

Endlich kömmt er mit einem Schritte zum Circkel, kniet nieder, giebt seinen Degen dem Aufseher, legt die rechte Hand auf die Bibel, die lincke hält er dem Kopff gerade in die Höhe, und legt in dieser Stellung den Eid ab.

Hernach befielt ihm der Meister sich zu seiner rechten zu stellen, und lehrt ihm sodann die Zeichen, Griffe und Losung der Gesellen. Ihr Zeichen besteht darinne, daß sie die rechte Hand an die Brust, wo das Hertz ist, legen, die vier Finger ausstrecken, und zusammen schließen, den Daum aber fast in Form eines Winckelmasses ausdehnen, den Arm aber von dem Leibe entfernen, daß der Ellbogen weiter in die Höhe kömmt: das ist das Brustschild.

Die Griffe sind wie bey dem Lehrlinge, doch mit dem Unterschiede, daß sie an dem andern Zeige-Finger geschehen. Das Wort ist Boatz, welches man gleichwie das Wort Jakin buchstabirt und ausspricht.

 

Endlich bekömmt er das Schurtzfell der Gesellen, so eine herunter hängende Klappe hat, und ein paar weisse Handschuhe zum Geschencke. Denn fängt der Redner seine Rede an, und der Meister erklärt ihm die Verrichtung der Gesellen, so blosse Sinnbilder sind. Sie bestehen in Poliren der Bruchsteine, in Aufführung einer Mauer nach der Schnellwage, in Erbauung eines Daches wagerecht, und in Setzung einer Seule, so daß die Ecken oder Winckel gleich seyn, ferner in Abmessung des Fluß-Wassers, in der Wissenschafft die Flüsse fortschiessen zu lassen oder aufzuhalten, sie grösser oder kleiner zu machen: im Zimmern, im Schleiffen des Werckzeuges, in verbrennen und begiessen, in Ausmessung des Sonnen-Lichts, in der Kunst den Monden vollzumachen, und die Winckel eines Stern zu messen: in Verfertigung der Glas-Fenster, im Kalck löschen, in Auszeichnung der Risse, ohne sie auszuführen, und in Unterhaltung der Flamme.

Welche Dinge insgesamt eine natürliche Bedeutung haben, nemlich die Menschen von ihren Vorurtheilen zu befreyen, und eine feste Verschantzung und ein unüberwindliches Bollwerck, zur Vertheidigung der Freyheit und Gleichheit, aufzuführen, ihren Grund auf die Vernunfft zu bauen; endlich aber diese Vortheile unendlich zu vermehren, und sie dem gantzen menschlichen Geschlechte mitzutheilen.

Die Seule mit geraden Winckeln ist gleichfalls ein Vorbild der durch die Gewalt und Natur befestigten Freyheit, welche die Wage vollkommen gleich hält, ohne daß sie auf eine Seite den Ausschlag gebe. Die Flüsse bedeuten die Abwaschung alles Unflats, oder der Vorurtheile, die man auf eine gewisse Zahl setzen kann, indem man sie unter ihre Haupt-Classen bringt, sie aber auch in grösserer und geringerer Menge finden wird, nachdem man sich genau darum bekümmert oder nicht.

Die Arbeit in Holtz bedeutet bey ihnen die Geschicklichkeit, eine Verbindung unter den Begriffen ohne Schwierigkeit, und ohne, daß die Kunst Theile daran zu haben scheine, zu machen; indem die guten Arbeiter die Theile ihres Wercks ohne Nägel und ohne Hammerschläge zusammenfügen.

Die Kunst das Handwercksgeräthe, zu schleiffen zeigt die Geschicklichkeit, iemanden Muth und erhabene Gedancken einzuflössen, an: indem selbige uns geschickt machen, das Licht auszumessen, das ist, die Gedancken zu ergründen, und zu einer genauen und vollkommenen Erkenntniß der Dinge, worauf man einen unveränderlichen Entschluß gründen kan, zu gelangen.

Die Winckel der Sterne sind die Schwierigkeiten, so man, ehe man das Lehrgebäude des Ordens einsiehet, überwinden muß. Die Glas-Fenster sind das Licht, so das Hertz und den, Willen bessern, den Verstand und Willen aber erleuchten soll. Die Bereitung des Kalcks zeigt die Vereinigung aller Dinge unter einander an. Denn gleichwie Ziegel und verschiedene Steine vermittelst des Kalcks einen Cörper ausmachen, also vereinigt die Lehre des Ordens die Gemüther, so von einander gantz unterschieden, und einander zuwider sind.

Endlich muß der Geselle die angefangenen Risse auszeichnen, ohne sie zu vollenden, weil er noch nicht in dem hohen Grade der Vollkommenheit, welchen man in dem Orden erlangt, gekommen ist. Er kan deswegen nichts weiter thun, als die nützliche Flamme des Eifers vor das gemeine Wohl, der Liebe und genauesten Vereinigung, deren Hervorbringung und Erhaltung das grosse Werck, und der Haupt-Endzweck des Ordens ist, durch seinen Rath und Unterricht immer mehr und mehr erregen.

 

[der folgende Catechismus fehlt in Geheime Unternehmungen;

[dafür findet sich am Schluss, 203- 215, ein anderslautender „Katechismus des Gesellen-Grades“, übernommen aus der Vollständigen Sammlung der ganzen Adon-Hiramitischen Maurerey (1786), 62-77]

 

 

Nachdem man den Lehrling auf diese Weise von seiner Schuldigkeit unterrichtet, so thut man kund, daß er wircklich und mit allen Cerimonien zum Gesellen gemacht worden.

Endlich lehrt man ihn den Catechismus der Gesellen, dessen Inhalt folgender ist:

 

F. Seyd ihr ein Geselle?

A. Die Gesellen kennen mich.

F. Woran kennen sie euch?

Ä. Daran, daß ich einen Triangel formire, an den Griffen und Worten.

F. Macht den Triangel, und die Griffe, und redet:

A. An stat der Antwort giebt er das Zeichen, macht die Griffe, und sagt das Losungs-Wort der Gesellen.

 

F. Habt ihr gearbeitet?

A. Ja, sehr viel.

F. Wie lange?

A. Vom Morgen bis zum Abend auf sieben mal.

F. Woran?

A. Ich habe Linien gezogen, Flächen beschrieben, und Cörper gemessen.

F. Wie lange wird euer Werck dauren?

A. Ich weiß nicht; aber die Zeit der bereits vollendeten Arbeit ist viel grösser, als der künfftigen.

F. Wenn wird es aufhören?

A. Durch die äusserste Bemühung und grösste Arbeit.

 

F. Was wollt ihr hernach anfangen?

A. Ich werde meine Zeit mit Singen unter einem dickbelaubten und schattigten Ulmen-Baume, und auf einem königlichen Bette zubringen.

F. Habt ihr eine schöne Stimme?

A. Ja, eine sehr helle und durchdringende.

F. Auf was vor einem Instrument wollt ihr spielen?

A. Auf allen musicalischen Instrumenten.

F. Von was vor Einkünfften wollt ihr leben?

A. Von den Einkünfften des grossen Baumeisters.

F. Ihr erzehlt mir Träume:

A. Indessen ist, was ich sage, nicht weniger wahr, als das, was zukünfftig ist.

F. Wer hat euch diese Versprechungen gethan?

A. Ich selber, der grosse, der andere und letzte Baumeister, der Meister, die Gesellen, und selbst die Lehrlinge.

 

F. Wo kommt ihr her?

A. Aus der Welt der ersten Auserwehlten.

F. Wo geht ihr hin?

A. In die Welt der Auserwehlten, die besser sind, als die ersten.

F. Wie seyd ihr da angekommen?

A. Ich bin über zwey Berge und zwey Ebenen gegangen.

F. Wie seyd ihr über die Berge gekommen?

A. Uiber den ersten vermittelst einer Leiter von neun Stufen, und durch ein Loch, und über den andern auf einer Treppe von vier Stufen.

F. Wie seyd ihr über die Ebenen gegangen?

A. Gantz gerade, und in einem angenehmen Spaziergange.

F. Habt ihr unterweges nichts zu sehen bekommen?

A. Ich bitte um Vergebung, zwey Leuchten auf dem ersten Berge, und zwey Flüsse, in deren einem ich mich gebadet habe.

F. Wo seyd ihr hingereist?

A. In das Allerheiligste, worein ich gehen wollte.

F. Habt ihr euren Endzweck erreicht?

A. Ja, ich bin erst mit dem lincken, hernach mit dem rechten Fuß hineingetreten.

F. Was habt ihr da gesehen?

A. Die aufgehende Sonne, den Mond und seinem Schimmer, und einen hellgläntzenden Stern.

F. Was mehr?

A. Mein Handwercks-Geräthe.

 

F. In was vor einem Zustande seyd ihr gereist?

A. In dem Stande einer Erleuchtung, so aber nicht vollkommen war.

F. Auf was vor einem Wege?

A. Auf einem geraden und gekrümmten Wege, und durch verschiedene Winckel.

F. Wie viel mal?

A. Einmal, aber nicht in einem fort.

F. Wer ist euch entgegen gekommen?

A. Der friedfertige Hauffe der Auserwehlten.

F. Was sagten sie zu euch?

A. Nichts, sie waren insgesamt stille.

F. Was haben sie mit euch gemacht?

A. Sie haben nur ein Zeichen der Liebe gegeben.

 

F. Wie seyd ihr in das Allerheiligste eingegangen?

A. Ich bin zweymal mit den Knoten der Finsterniß gebunden hineingegangen.

F. Warum denn?

A. Weil ich zwey Grade des Lichts bekommen sollte.

F. Durch wessen Hülffe seyd ihr aufgelöst worden?

A. Durch die Hülffe des dritten von den vortrefflichen Auserwehlten.

F. Was har er euch gegeben?

A. Einen blossen Degen.

F. Was habt ihr gehört?

A. Eine Trompete, die sehr erhabene Dinge mit einem hellen, aber doch unbegreifflichen Klange erschallen ließ.

F. Wie redete diese Trompete?

A. Durch drey Mäuler.

F. Wer bließ darauf?

A. Ein feuriger Geist.

F. Warum war die Sonne in ihrem Aufgange?

A. Weil ich den Weg sehr früh in der ersten Stunde angetreten habe.

 

F. Welche Zeit ist es ietzt?

A. Es ist die andere Stunde eines sehr schönen und hellen Tages.

F. Wo ist euer Verstand?

A. In dem Schurtzfell und den Handschuhen.

 

Das ist der Catechismus der Gesellen, welchen wir mit einigen Anmerckungen beschließen wollen. Die erste ist, daß so lange man den, welcher hinauf steigen soll, führt, die Gesellen, so sich vor seinem Eintritt ihres Zeichens bedient hatten, nunmehro das Lehrlings-Zeichen bis auf die letzte Cerimonie seiner Aufnahme machen müssen. Ist alles vorbey, so nehmen sie das Gesellen-Zeichen wieder an.

Die andere Anmerckung ist, daß ein Geselle unumgänglich verbunden ist, sieben Jahr in dieser Classe zuzubringen, ehe er in eine andere kommen kan. Befördert man ihn vor der Zeit weiter, so ist die Loge, so es thut, nicht mehr ordentlich, und ihre Verordnungen verlieren ihr Ansehen.

 

Das ist alles, was man bey den Gesellen ins besondere zu beobachten hat. Die Oeffnung der Loge, die Fragen, die Antworten und das Examen, so in dem finstern Zimmer, das man ietzt das Zimmer des Examens nennt, vorgestellt worden, geschehen so, wie in den Logen der Brüder Diener und Lehrling. Ist ia ein Unterschied, so besteht er bloß in dem Nahmen oder andern Kleinigkeiten, die der Leser vor sich selbst bemercken wird.

 

 

 

 

Von den Meistern.

 

[die nächsten sechs Abschnitte wörtlich 142-145]

 

Bisher haben wir nur von dem, was ausser der Loge vorgehet, und fast bloß aus Cerimonien und Sachen von keiner sonderlichen Wichtigkeit, die uns einen gantz schlechten Begriff von dem Orden machen, besteht, gehandelt.

Ietzo wollen wir auf den Grund der Lehre gehen, die uns, so zu sagen, an der Hand zu dem wahren Verstande der Sinnbilder der Freymäurer führen wird. Die Würde eines Meisters ist die Belohnung derer, welche die Zeit ihrer Arbeit zu Ende gebracht.

 

Nachdem der Prätendent, so nennen wir den, welcher in eine höhere Classe kommen soll; nachdem, sage ich, derselbe vorgeschlagen, und auf die bereits beschriebene Weise in eine Loge oder Gesellschafft der Meister aufgenommen worden, und die Zeit seiner solennen Aufnahme herangenahet ist, so bringt ihn sein Führer bis an die Thürschwelle des finstern Zimmers, dessen Fenster er feste zugemacht, die Mauern mit schwartzem Tuche bekleidet, und ein einziges Licht, so das Gemach erleuchtet, antrifft.

Bey diesem schwachen Scheine, und in diesem traurigen Gemach, legt er, nach Art der Gesellen, das Schurtzfell an, und bleibt eine halbe Stunde allein. Wenn die Zeit vorbey ist, so kommt der Examinator, grüßt ihn als einen Gesellen, und fragt ihn: ob er einen vollkommenen Beruf habe, in die Classe der Meister zu treten? Der Prätendent beantwortet solches mit Ja. Hierauf vermahnt er ihn zum Gehorsam, und zur Aufmercksamkeit, und fragt ihn: ob er sich mit denen, die sich freuen, freuen, und mit denen, die da weinen, weinen wolle? welches er gleichfalls mit Ja beantwortet. Alsdenn fängt der Examinator zu klagen, zu seuffzen, zu heulen, und alle übrigen Zeichen einer großen Traurigkeit von sich zu geben, an.

Endlich streckt er die Arme aus, bewegt den Kopff und alle Glieder, und schreyt dreymal in dem allertraurigsten Tone: Ach, ach, ach, er ist todt, er ist ermordet, er ist umgebracht! Wenn dieses Schreyen vorbey ist, wendet er sich zu dem Prätendenten und sagt zu ihm:

Bruder Geselle, unser erster Baumeister ist todt, ermordet und umgebracht. Sein Andenken verdienet unsere Thränen, und unsere allergrößte Traurigkeit.

Weint ihr nicht auch? Wir haben euch unsern grossen und bedaurens-würdigen Verlust, den wir erlitten, bishero verborgen gehalten. nun aber ist es Zeit, euch unser Unglück zu entdecken. Eure Treue und euer Fleiß in der Arbeit, haben sich bishero sattsam gewiesen, deswegen verdienet ihr unsere Geheimnisse zu erfahren. Unser Baumeister ist todt, ermordet und umgebracht.

Er sagt ferner, daß die ganze Cerimonie, die man bald mit ihm vornehmen würde, in Klagen über den gewaltsamen Tod des großen Baumeisters, der das Wohl aller Freymäurer unterstützt hätte, bestehen würde, und fragt ihn, ob er mit den andern Brüdern weinen wolle?

Nachdem der Neuaufzunehmende ja geantwortet, so antwortet der Examinator,

o daß doch unsere Klagen glücklich und wohl aufgenommen werden möchten: alles ist unserer Thränen würdig, der Ort, die Zeit des Todes und die Ursache, fodern solche insgesamt von uns.

Nachdem man in diesem Zustande zwey Stunden verblieben, so geht der Examinator hinaus, und zwey Meister, die man die Führer nennt, führen den Neuaufzunehmenden aus der Cammer und in die innerste Loge. Wenn sie da angelangt sind, klopffen sie zu drey wiederholten mahlen und also in allem neunmal, an. Auf dieses Geräusche macht man die Thüre halb auf, und der Hüter und Neuaufzunehmende fragen und antworten einander auf die Art, so wir oben bey der Aufnahme der Brüder Diener erzehlet haben. Man ändert dabey nichts, als was man ändern muß, zum Exempel die Titel u. d. g.

 

 

[die folgenden Absätze bis zum Beginn des Catechismus meist wörtlich, stellenweise stark gekürzt, 145-151]

 

Nachdem man diese Gebräuche beobachtet, wird der Neuaufzunehmende in die Loge, so ich hier beschreiben will, geführt. Man muß demnach anfänglich wissen, daß das oben angefühlte Werck die Figuren, so in der Loge der Meister gezeichnet werden, nicht genau und ordentlich angebe. Dieses ist daher gekommen, daß man die Grund-Gesetze des Ordens aus der Acht gelassen, und die ordentlich eingerichteten Logen von den übrigen nicht unterschieden hat. Man hat zwar den Tod und das Leichbegängniß des Hiram, und was den Berg angehet, gantz wohl erzehlt, in dem übrigen aber verschiedene Fehler begangen.

Die Loge der Meister stellt den gantzen Tempel Salomonis mit seinen 3 Mauern, wie in der Figur der Loge der Lehrling, vor: allein er ist da, als ruiniret, zerstört, und gantz umgekehrt abgemahlt. Seine Thore sind zerbrochen, seine Mauern durchlöchert, die Treppen eingerissen, die Seulen umgeworffen, und die Nebengebäude verwüstet. Seine Sonne, Mond, und Sterne sind verfinstert, seine Fenster zerschlagen, die Hütte und der Altar umgeworffen. alles ist, mit einem Worte, in der äussersten Verwirrung und in einem betrübten Zustande.

Indessen muß man den Berg Sinai ausnehmen, auf welchen ein Ast von Caßia noch grünet, und ungeachtet des Ruins des Tempels, beständig bleibt, (anders siehe die 6 Kupffer-Platte, wo die gedachte Figur vorgestellt ist.) Die Brüder stellen sich daherum, auf den in den Logen gebräuchlichen Ort, und nehmen die Plätze nach ihrem Range ein. Es steht da überdieses ein Sarg, der mit neun angezündeten Lichtern erleuchtet ist.

 

Nachdem man den Neuaufzunehmenden hinein geführt, so befielt der Präsident dem letzten Meister sich auf den Sarg zu legen und die Füsse nach den Altar auszustrecken. Man bedeckt sein Haupt mit einem blutigen Tuche, er muß die rechte Hand auf das Schurtzfell des Ordens legen, und die lincke gerade ausstrecken. Hierauf läst der andere Aufseher den Neuaufzunehmenden, dreymal auf dem Boden herum gehen, und endlich auf dem Platze nach Norden zu, der zwischen der zwey Aufsehern ihrem ist, stehen. Die Brüder haben insgesamt weisse Schnupftücher, Handschutze und Schurtzfelle. Sie seufftzen, ächtzen, und weinen beständig, oder stellen sich wenigstens so; sie wischen sich die Augen, heben die Arme in die Höhe, und machen wunderliche Gebehrden zu Bezeugung ihrer Traurigkeit.

 

Endlich befielt der Meister dem Aufseher, dem Neuaufzunehmenden die Art des Ganges der Meister zu zeigen, nachdem er ihn wegen seines Beruffs, seines Gehorsams, und der Erfüllung der Zeit seiner Arbeit examinirt hat; Dieser Gang bestehet darinnen, daß er die Füsse in Form eines Winckelmasses auf die Thüre nach Mitternacht stellt: hernach gehet er mit dem rechten Fusse fort, tritt auf die erste Stuffe der Treppen und setzt den lincken auf die dritte. Er steigt die Treppe hinauf, so daß die Zahl der Stuffen, worüber er weg ist, allemahl ungleich ist. Damit fährt er, bis an die sechste Stuffe, fort, wo er die Füsse in Form eines Winkelmasses setzt, und stehen bleibt. Mit dem rechten Fusse geht er ferner nach der Seule B, und mit dem lincken auf die Treppe, die er gleichfalls nach ungeraden Zahlen, hinaufsteigt, die Füsse von neuen als ein Winckelmaß zusammen stellt, und also mit dem oben bezeichneten, ein doppeltes Winckelmaß formirt.

Denn. bleibt er unbeweglich stehen, der Meister aber verläst seinen Platz hinter dem Altar, und kommt zu dem auf dem Sarge ausgestreckten Bruder. Hier wird das Weinen, Seuffzen und Heulen verdoppelt. Der Meister hebt das mit Blut befleckte Tuch, womit man das Haupt des auf dem Sarge liegenden Bruders zugedeckt, auf, und das Klagen wird alsdenn weit hefftiger wiederhohlt. Hernach rückt der Meister die Knie des auf dem Sarge ausgestreckten von einander, stellt sich dazwischen und schreyt. Unser erster Baumeister ist todt, ermordet und umgebracht: wobey man die Zeichen der Betrübniß von neuen verdoppelt. Endlich nimmt der Master den auf dem Sarge ausgestreckten Bruder bey der rechten Hand, zieht ihn an dem Zeigefinger, und sagt nur: Er ist todt; denn an dem Mittelfinger, und spricht: Er ist ermordet. Endlich hebt er ihn selbst in die Höhe, und schreyt: Er ist umgebracht.

Dieses thut und spricht er auf die von dem Verfasser beschriebene Art. Nachdem der Bruder in die Höhe gerichtet worden, nimmt er seinen Platz ein, der Meister aber befielt dem Neuaufzunehmenden seinen Weg fortzusetzen, welches er auf die von dem angeführten Schrifftsteller beschriebene Art thut, und wird man daselbst, was mit dem Neuangehenden bis zu Ende seiner Aufnahme vorgenommen wird, finden.

 Wir wollen nur das, was er entweder mit Fleiß, oder weil es ihm unbekannt gewesen, ausgelassen hat, anführen: der Meister erkläret demnach dem Neuangehenden das Amt der Meister, so in Weinen, in Klagen, in Seuffzen, und in einem erbärmlichen Geschrey bestehet: in Weinen über Hirams Tod, in Klagen über die Grausamkeit seiner Mörder, im Seufftzen nach seiner Auferstehung, und in einem erbärmlichen Geschrey, weil dieses glückliche Wunder nicht bewerckstelligt werden können.

 

Eine andere Verrichtung der Meister ist, den Gesellen ihre Arbeit, und was sonst zur Wiedererbauung des zerstörten Tempels, wo man Gott, wie sichs gebührt, dienen, und die natürliche Ordnung beobachten soll, gehörig anzuweisen. In dieser Absicht machen die Meister Risse, und lassen solche die Gesellen ausführen, besorgen und vollenden ihre Arbeit, und geben denen Unwissenden den nöthigen Unterricht.

 

Was die Wiederaufbauung des Tempels betrifft, so verordnen sie den Gesellen, alle Bruchstücke davon zu sammeln, sie zu bearbeiten und von neuen zu rechte zu hauen, daß man den Tempel von denen Werckstücken, woraus er ehedem bestanden, und die man aus seinen verfallenen Mauren zusammen gelesen, wieder aufrichten könnte. Am Ende dieses allegorischen Baues rufft der Meister aus: Unser erster Baumeister ist wieder auferstanden, er lebe, er lebe, er lebe! Alle Brüder wiederholen solches dreymal, mit einem freudigen und triumphirenden Tone, worauf man die Loge schliest und ieder sich auf die beschriebene Weise weg begiebt.

 

Der Leser wird eine Rede, die man bey einer solchen Gelegenheit gehalten, hier sonder Zweiffel mit Vergnügen lesen.

 

Brüder, sagt der Redner, weinet und heult, lacht und springt vor Freuden in die Hohe. Er ist todt, und lebt, er ist umgebracht, und befindet sich wohl, er ist ermordet worden, und triumphirt. Man hat niedergerissen was erbauet war, und hat wieder aufgebauet was eingerissen war. Die Macht, die Tugend, das Licht wircken, regieren und erleuchten. Die Sonne, die Sterne, der Mond verfinstern sich, und gläntzen in ihrem völligen Lichte.

Die Mauern sind eingerissen, und doch unbeschädigt. Die Seulen sind zerbrochen und unversehrt. Die Hütte und der Altar sind eingeworffen und erbauet: hier ist das Grab und das Leben. Ist der Berg nicht unbeweglich? Blühen die Bäume nicht? Der Frühling findet sieh im Winter und der Winter im Frühling.

Die Sachen sind verwirrt und nicht verwirrt, sie scheinen es und scheinen es nicht. Wie endlich? es wird die Zeit kommen, da sich das Wasser, Feuer, der Tiger und der Hund, die Schlange und die Taube mir einander vereinigen werden Arbeitet, seyd klug, scharfsinnig, unermüdet. Die Hand und der Geist des Baumeisters leiten uns. Wir wollen es zu Stande bringen. Brüder, weinet und klagt, lacht und springt vor Freuden.

 

Das ist die Probe einer von ihren Reden, daraus man auf den Geschmack, so in den andern herrschet, schliessen kan. Man wird das Zeichen, die Griffe und das Losungs-Wort des Meisters in dem angeführten Buche finden. Itzt wollen wir das angeführte Gleichniß mit wenig Worten erklären.

 

Wir haben oben, als wir von dem Lehrgebäude der Freymäurer geredet, schon gesagt, daß sie unter dem Nahmen des Tempel Salomons die Freyheit und Gleichheit verstünden. Deswegen stellen sie solchen bey der Aufnahme der Meister zerstört und alle seine Theile m einer entsetzlichen Verwirrung und Zerrüttung vor, um dem Neuaufzunehmenden fest einzuprägen, daß der Verlust der Freyheit und Gleichheit, der Ursprung alles Uibels, so den Menschen drücke, sey. Der Tod des Hiram ist also der Verlust dieser Freyheit, welche ihm durch die Gewalt und List der Feinde entrissen worden. Indem die Menschen statt der glücklichen Zeit, in welcher sie ruhig lebten, und die Zuflucht zum Tempel der Freyheit und einen Üiberfluß von Guten, der ihre Freude beständig machte, hatten, sie ietzt hingegen von Tyrannen, so ihre Gewalt mißbrauchen, und ihnen das Leben bloß, um es in der Sclaverey zuzubringen, unterdrückt werden, gelassen.

Das ist die Veränderung und der Stand der Dienstbarkeit, welcher der Natur gantz zuwider ist und den man durch die Unordnung des eingerissenen Gebäudes vorstellen will. Man sagt, daß es aus seinen Ruinen wiederum aufgeführt werden solle, indem die durch Gewalt und List unterdrückte Freyheil durch eben diese Mittel wieder hergestellt werden soll. Die Finsternissen der Sonne, der Sterne, und des Mondes bedeuten die Irrthümer in der Religion, die Unwissenheit und Leichtsinnigkeit. die beständig die Menschen unter dem Joch und in ihrem Elende, halten und unglücklich machen. Diese Gestirne gläntzen unaufhörlich, weil die Freymäurer durch die Vorunheile nicht geblendet werden.

Hierauf gründen diese sich widersprechende Reden, davon sich alle, so etwas vortheilhafftes in sich halten, auf die Freymäurer, die andern auf die Unheiligen beziehen. Und gleichwie sie ihr Vorhaben mit der Zelt auszuführen hoffen, so ruffen sie, nachdem sie über den Verlust ihrer Freyheit geseufftzet, freudig und zu wiederholten mahlen aus: Unser erster Baumeister ist wieder auferstanden; das ist, er ist in dem Hertzen und den Unternehmungen des Ordens, in der Mühe, die er sich giebt, und in den Mitteln, deren er sich dazu bedienet, wahrhafftig wiederum lebendig.

 

Der Catechismus der Meister ist zum Theil in dem angeführten Buche enthalten, das übrige ist folgendes.

 

 

 

Fortsetzung des Catechismi der Meister.

 

[der folgende Catechismus fehlt in Geheime Unternehmungen;

[dafür findet sich am Schluss, 216- 230, ein anderslautender „Katechismus des Gesellen-Grades“, übernommen aus der Vollständigen Sammlung der ganzen Adon-Hiramitischen Maurerey (1786), 102-121]

 

 

F. Seyd ihr ein Meister?

A. Ich habe geweint und gelacht, ich habe mich gefreuet und geklaget.

F. Worüber?

A. Weil der Meister gestorben und wieder auferstanden ist.

F. Auf was vor Weise ist er gestorben?

A. Man hatte ihn angefallen, ihm 3 Stösse gegeben und ihn umgebracht.

F. Wo?

A. In dem Tempel der Wahrheit.

F. Wer sind seine Feinde gewesen?

A. Drey Ungeheuer.

F. Sind sie gestraft worden?

A. Noch nicht, es wird aber ehestens geschehen.

F. Wer wird sie straffen?

A. Drey Abentheuer.

F. Wenn?

A. So bald die Zeit kommen wird.

F. Durch wessen Hülffe?

A. Durch sie selbst.

 

F. Wie ist er auferweckt worden?

A. Durch die so die Werckzeuge der Strafe dieser Ungeheuer seyn werden. Ihre Straffe wird die Auferweckung unsers Vaters seyn.

F. Ihr sagt mir erstaunliche Dinge?

A. Ich schweige, ich rede, ich schweige, ich arbeite, ich bin müßig, ich arbeite.

F. Kan der, so auferweck worden, von neuen sterben?

A. Der Baumeister weiß es: was geschehen ist, kan noch einmahl geschehen.

H. Was habt ihr gesehen?

A. Elend.

F. Was vor Elend?.

A. Die Sonne, den Mond, die Sterne, und und [!] den Himmel verdunckelt, und den Tempel des Lichts zerstört.

 

F. Wo habt ihr den todten Vater gefunden?

A. Zwischen dem umgekehrten Winckelmaß und dem geraden Circkel.

F. Wo ist er begraben worden?

A. Auf einem Berge.

F. Wie heist der Berg?

A. Sinai.

F. Was bedeutet er?'

A. Der Berg Sinai ist der Sitz der Wahrheit.

F. Wer hat den Vater in der Wahrheit begraben?

A. Die Lügen.

F. Wer hat ihn aus dem Grabe gebracht?

A. Die Wahrheit selbst.

F. Wer wird ihn erhalten?

A. Die Vereinigung der unendlichen Dinge.

 

F. Seyd ihr in die Hütte gegangen?

A. Ich habe sie berührt.

F. Wenn ich euch verliere, wo soll ich euch wieder finden?

A. In mir selbst.

F. wenn ich euch lieben werde, was werdet ihr thun?

A. Ich werde euch lieben, indem ich euch hasse.

F. Wie viel Wege habt ihr zurückgelegt?

A. Drey durch Wendungen, und die andern durch Beschreibung der Triangel.

F. Woraus kan ich schliessen, daß ihr ein wahrer Meister seyd?

A. Daraus, daß ich euch umbringen und wieder erwecken werde.

F. Mir was vor Waffen?

A. Mit den Waffen der Liebe, und dem Schein der Raserey, mit der Raserey, und dem Schein der Liebe.

F. Wie waren die Löcher?

A. Mit Gewalt gemacht.

F. Wo kommt ihr her?

A. Von einem Orte des Weinens und der Freude.

F. Wo gehet ihr hin?

A. An einen Ort des Weinens und der Freude.

 

[die nächsten vier Absätze wörtlich 152-154]

 

Man muß anmercken, daß das Schurtzfell der Meister eine Klappe hat, so in die Höhe geschlagen, und mit einem Knoten an dem Kleide feste gemacht und zugeknüpfft ist. Bey der Aufnahme, und ehe der Neuangehende in die Loge tritt, machen die Meister ihr Zeichen, währender Aufnahme das Gesellen-Zeichen, und wann die Aufnahme vorbey ist, nehmen sie ihr voriges Zeichen wieder an. Wird mehr als einer angenommen, so bleibt der erste auf dem Sarge, bis der andere die oben beschriebene Umgänge gehalten hat, sodenn steht er auf, und kommet ein anderer an die Reihe.

 

Dem Meister ist keine gewisse Zeit gesetzt. Niemand wird zur Stelle eines Baumeisters erhoben, wenn man bey ihm zuvor nicht gewisse Lust zu den Lehren des Ordens bemerckt hat. Deswegen bleiben auch fast alle beständig Meister, und wenn sie weitere Beförderung verlangen, so schlägt man es ihnen, nach denen Regeln der Ausschliessung, so wir oben, da wir von den Brüder-Dienern geredet, angeführt, glatt ab: Oder man sagt ihnen wenigstens, daß die Zeit, da blosse Meister seyn sollten, noch nicht verflossen sey: oder man versichert sie auch wohl, daß die Stelle eines Schotten im geringsten nicht mehr oder ansehnlicher, als eines Meisters wäre, daß die so den ersten Titel führten, sonst nichts besonders hätten, als daß man sie zu Aufsehern erwehlte, und daß sie noch mehr als andere, und gleichsam Amts wegen, auf alles, was zum Nutzen, zum Vortheile, und zur Ehre des Ordens qereiche, Achtung geben müsten.

Das ist die Entschuldigung, so sie vorbringen, sonderlich wenn Fürsten und grosse Herren ihnen anliegen, sie unter die Schotten aufzunehmen. Allein die Freymäurer widersprechen sich hierinnen, indem man in einer ordentlichen Loge weder Meister noch Aufseher seyn kan, wenn man ein blosser Meister ist. Man kan indessen zu der Würde eines Meisters oder National-Protectors, der den Rang über alle Meister der Logen hat, gelangen, ob man schon ein blosser Lehrling ist, wie die Erfahrung lehrt, daß eines von denen ietzt-lebenden gecrönten Häuptern dergleichen Stelle habe.

Es ist also ein Zeichen, daß man den Grund des Lehrgebäudes der Freymäurer weder selbst wissen, noch andere lehren könne, wenn man kein Schotte ist, indem die Verrichtungen, dabey diese Kenntniß erfodert wird, bloß diesem letztern übergeben werden; da solche hingegen den Großmeistern oder National-Protectoren, welche die Sorge in der Loge, worinnen sie sich befinden, zu präsidiren, und die Neuaufzunehmenden zu unterrichten, den Meistern und Aufsehern der Loge überlassen, nicht eben nöthig ist.

 


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