Home Johann Wilhelm Bernhard von Hymmen: 24 weitere Liedtexte, 1772-1781

 

 

Inhalt

Vertonungen von Johann Gottlieb Naumann, 1782

Neue Freymäurerlieder, 1772

Sieben neue Freymäurerlieder, 1776

Zwei einzeln 1778 und 1779 herausgekommene Lieder

Zwölf neue Freymäurerlieder, 1781

 

 

Vertonungen durch Johann Gottlieb Naumann, 1782

 

Von den 8 Liedern von Hymmens aus dem Jahre 1771 sind sechs von Kapellmeister Naumann in „Vierzig Freymäurerlieder“, 1782, vertont worden:

Das Glück des Weisen

Lob der Freundschaft

Die Freude (u. d. T.: Vorzüge der Brüderschaft)

Trinklied („Der Wein, den Noah uns empfahl“)

Auf das Johannisfest , den 5. Julius 1771

Zum Schluss der Loge („So schliesst euch nun“)

 

Bereits 1775 hat Naumann eine Sammlung von zwölf Liedern herausgegeben:

Freymäurerlieder mit neuen Melodien. Leipzig: Breitkopf.

Darunter stammten drei Texte aus „Neue Freymäurerlieder“ (1772) von Hymmen:

Lehren

Die Entschliessung

Lebensregeln

 

 

Sämtliche folgenden vier (1772), sieben (1776) und 11 (1781) Liedtexte – dazu auch „Den Brüdern im Feldzuge“ (1778) und „Friedenslied“ (1779) - wurden 1782 in folgender Sammlung mit Noten versehen.

Vierzig Freymäurerlieder. In Musik gesetzt von Herrn Kapellmeister [Johann Gottlieb] Naumann zu Dresden. Zum Gebrauch der deutschen und französischen Tafellogen.

Berlin, bey Christian Friedrich Himburg 1782.

 

Alle 24 neuen Lieder wurden auch aufgenommen in:

Vollständiges Liederbuch der Freymäurer mit Melodien, in Zwey Büchern. Zweyter Band. Kopenhagen, Verlegts Christian Gottlob Proft, 1785

 

 

Neue Freymäurerlieder, 1772

 

Johann Wilhelm Bernhard von Hymmen:

Neue Freymäurerlieder mit angehängten Freymäurergesundheiten. Zum Besten der Armen. Berlin: George Jacob Decker 1772.

 

1. Lehren

2. Die Entschliessung

3. Lebensregeln

4. Zum Schluss der Tischloge

 

Lehren

 

Auch in:

Freymäurerlieder mit neuen Melodien, 1775, 12-13.

Christian Heinrich Wolke: Zweihundert und zehn Lider frölicher Geselschaft und einsamer Frölichkeit. 1782, 217

(nur die 1. Strophe)

unter dem Titel: Lehren

Vierzig Freymäurerlieder. In Musik gesetzt von Herrn Kapellmeister Naumann zu Dresden. Berlin 1782, 10-11,

unter dem Titel: Lehren

Allgemeines Gesangbuch für Freymaurer, 1784, 16,

u. d. T.: „Lehren“

Freymaurer-Lieder, zum Gebrauch für die Mitglieder der gerechten und gesetzmässigen Loge Charlotte zu den drey Sternen. 1786, 12,

unter dem Titel: Lehren,

und mit der Angabe: Bürger

Sammlung auserlesener Freymaurer-Lieder. 1790, 41-42,

unter dem Titel: Lehren,

und mit der Angabe: Bürger

Vollständiges Gesangbuch für Freymaurer, 1801 und 1819, 29-30,

u. d. T. „Mel. S. Naumanns Freim. Lied. S. 12“

resp. „Mel. S. zweite Sammlung von Melodien. Nr. 11.“

Maurerische Gesänge für die Loge Archimedes zu den drei Reißbretern in Altenburg. 1804, 27

Das vollständigste Liederbuch der Deutschen Nation. Vierter Theil, 1819, 175,

unter dem Titel: Lehren,

Mel. Rosen auf den Weg gestreut,

und der Angabe: Bürger

 

Eine weitere Melodie dazu komponierte Christian Kalkbrenner.

 

 

In der Melodie: Ohne Lieb‘ und ohne Wein etc.

aus der komischen Oper: Die verwandelten Weiber.

Oder in der Melodie: Wenn mich nur mein Röschen liebt etc.

aus der kom. Oper: Die Jagd.

 

 

Brüder, fühlt die süße [1782 und 1784: große] Pflicht,

Euer Glück zu bauen.

Glaubt es, diesen Lohn [1786, 1790, 1819: Ruhm] verspricht

Eintracht und Vertrauen.

Knüpft das Band der Einigkeit;

Handelt stets rechtschaffen:

Dies sind wider Feind und Neid

Sieggekrönte Waffen.

 

Schmecket in der Maurerey

[1786, 1790, 1819: Schmeckt in Tugend-Wissenschaft]

Dieses Lebens Freude;

Sie, als rein und lasterfrey,

[1786, 1790, 1819: Sie giebt Muth und Heldenkraft,]

st des Herzens Weide.

Maurer freuen sich beym Wein,

[1786, 1790, 1819: Freut euch aber auch beym Wein,]

Und bey frohen Tönen:

Amor lehrt sie zärtlich seyn

[1786, 1790, 1819: Züchtig müßt ihr zärtlich seyn,]

Bey geliebten Schönen.

 

 

Die Entschliessung

 

Auch in:

Freymäurerlieder mit neuen Melodien, 1775, 8-9.

Lieder zum Gebrauch in den Logen. Breßlau 1777, 13-14;

Lieder für Frey-Mäurer. Zwote Sammlung. 1780, 31-34,

unter dem Titel: XXXVIII. Der Vorsatz

Christian Heinrich Wolke: Zweihundert und zehn Lider frölicher Geselschaft und einsamer Frölichkeit. 1782, 130-131

(die 3. und 5. Strophe vertauscht, und ohne die 4. Strophe)

unter dem Titel: Aufmunterung zur Redlichkeit, Mäßigkeit, Menschlichkeit, Weisheit und Freundschaft

Vierzig Freymäurerlieder. In Musik gesetzt von Herrn Kapellmeister Naumann zu Dresden. Berlin 1782a, 14-15,

unter dem Titel: Die Entschliessung

Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer. 1784, 44-45,

unter dem Titel: Die Entschliessung

Freymaurer-Lieder, zum Gebrauch für die Mitglieder der gerechten und gesetzmäßigen Loge Charlotte zu den drey Sternen. 1786, 17-20 (mit der Angabe: Eckhof)

Sammlung auserlesener Freymaurer-Lieder, 1790, 43-46 (mit der Angabe: Eckhof).

Liederbuch für Freunde des Gesangs. 1790b, 15-16;

mit dem Titel: Trinklied

Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. 1801, 79-80

zahlreiche weiter Nachdrucke

 

Mel. Der Graf bot seine Schätze mir etc.

aus der komischen Oper: Die Jagd.

 

 

Die Zeiten, Brüder, sind nicht mehr,

Da Treu und Glaube [1782: Glauben] galten.

Jetzt sind die Worte glatt und leer:

[1780 und 1801: Die Worte sind jetzt glatt und leer,]

So machten’s nicht die Alten.

[1801: die Herzen reich an Falten.]

Wie mancher schwöret [1782, 1786 und 1790: schwört jetzt] Stein und Bein, [1782a:*)]

Und nie [1780: Und doch] stimmt seine That mit ein:

[1801: und doch stimmt seine That nicht ein.]

 

Chor.

Wir wollen redlich seyn.

[später: Wir wollen wir wollen redlich seyn. (bis)]

 

[1782a: *) Diese Redensart wird aus Seite 68 der Apologie des Ordens der Freymäurer (Ausg. v. 1778) gerechfertiget.]

 

Daß Vater Noah Wein erfand,

Muß jeder Zweifler glauben:

Er schnitt die Ranken mit Verstand,

Und kelterte die Trauben.

Oft, wenn sich seine Kinder freun,

Berauschen sie sich in [1782: bei] dem Wein:

[1782a und 1784: Mißbrauchen sie den edlen Wein:]

 

[1780 und 1801:

Als Vater Noah Wein erfand,

Und trank in Dattellauben,

Mit dessen [1780: seiner] Stärke unbekannt,

Zu viel vom Saft der Trauben;

Um sich im Alter zu erfreun,

Berauschte er sich in dem Wein.]

 

Chor.

Wir wollen mäßig seyn.

[später: Wir wollen wir wollen mässig seyn. (bis)]

 

Wer nach verbotnen Schätzen strebt,

Hat kein vergnügt Gewissen;

[1780: Verstecket sein Gewissen;

1786 und1790: Hat nie ein gut Gewissen;

[1801: beflecket sein Gewissen,]

Es quälet [1801: naget] ihn, so lang’ er lebt,

Mit bösen [1780, 1790b und 1801: gift’gen] Schlangenbissen.

Ein Irrlicht führt mit falschem Schein

Ihn in des Unglücks Gruft [1790b: in die Unglücksgruft] hinein.

[1782a und 1784: Geblendet durch den falschen Schein,

Stürzt er ins Unglück tief hinein:]

[1780 und 1801: Mit wenigem zufrieden seyn,

Schafft Seelenruh, bringt keine Pein.]

 

Chor.

Wir wollen weise seyn.

[1780 und 1801: Zufrieden laßt uns seyn.]

[später: Wir wollen wir wollen weise seyn. (bis)]

 

Die Welt bleibt doch die beste Welt

Zur Lust ist sie erschaffen [1782a, 1784 und 1790b: geschaffen]:

[1780 und 1801: Der weise Schöpfer hat die Welt

Zur Freude nur erschaffen;]

Den Träumer, dem sie nicht gefällt,

Muss [1780, 1786, 1790 und 1801: Mag] sein Verdruß bestrafen.

Der Misanthrop mag immer schreyn,

Und unsern Scherz vermaledeyn:

[1780 und 1801: Und uns die Freude nicht verzeihn:]

 

Chor.

Wir wollen fröhlich seyn.

[später: Wir wollen wir wollen fröhlich seyn. (bis)]

 

Die Pflicht befiehlt [1790b: gebeut], das Wohlergehn

Des Nächsten nicht zu neiden.

Man soll, wenn Arme muthlos [1786 und 1790: hülflos] flehn [1782: stehn],

[1780 und 1801: Laßt uns, so oft wir Menschen sehn,

Die Noth und Blösse leiden,

Noch ehe sie [1801: noch eh' sie uns] um Beistand flehn,]

Sie speisen, tränken, kleiden:

Der wahre Mensch sieht [1782, 1782a und 1784: fühlt] ihre Pein;

Um [1782: Ihm] Trost und Hülfe zu verleihn:

[1782a und 1784: Er fühlt’s um Hülfe zu verleihn:]

[1790b: Der wahre Mensch sucht ihre Pein

Durch Trost und Hülfe zu zerstreun,]

 

Chor.

Wir wollen Menschen seyn.

[später: Wir wollen wir wollen Menschen seyn. (bis)]

 

Nie darf [1782: sol; 1790b: soll] der Freundschaft hoher Preis

Bloß auf der Zunge spielen:

Ein Freund muß [1782a und 1784: soll] ihn durch regen Fleiß

Und durch Verdienste fühlen;

[1786 und 1790: Und edle Thaten fühlen;]

Er muß, vom Eigennutze rein,

Ihr [1786 und 1790: Ihm] seine ganze Seele weihn:

 

[1780 und 1801: Durch That und Werke zeigt der Welt,

Was eure Herzen fühlen!

Der, welcher echte Freundschaft hält,

wird nie mit Worten spielen;

er wird vom Eigennutze rein,

ihr seine ganze Seele weihn.]

 

Chor.

Wir wollen Freunde seyn.

[später: Wir wollen wir wollen Freunde seyn. (bis)]

 

1801 wurde eine Strophe angehängt:

 

O bringt die gold‘ne Zeit zurück,

ihr, denen durch den Orden

Licht, Freiheit, Muth und Lebensglück

zum frohen Theil geworden.

Frohlockend, und mit reiner Lust

ertönet dann die rege Brust:

wir wollen Brüder seyn!

 

Chor.

Wir wollen Brüder seyn.

 

 

Lebensregeln

 

Mel. Ein junges Bauernmädchen kam etc.

aus der komischen Oper: Der Aerndtekranz.

 

Auch in:

Johann Gottlieb Naumann: Freymäurerlieder mit neuen Melodien. 1775,

u. d. T.: Gesetze des Freymäurers

Lieder zum Gebrauch in den Logen. Breßlau 1777, 81,

u. d. T.: Lebensregeln

Vierzig Freymäurerlieder. 1782, 16-17;

u. d. T.: „Lebensregeln“

Allgemeines Gesangbuch für Freymaurer, 1784, 126,

u. d. T.: „Lebensregeln

Vollständiges Gesangbuch für Freymaurer, 1801 und 1819, 259-260,

u. d. T. „Mel. S. Naumanns Freim. Lied. S. 18 [Nr. 90]“

 

 

Was alte Weisen [1775: Waisen] uns gelehrt,

Das lehrt der Maurer auch:

Er kennt der Dinge wahren Werth,

Und nützlichsten Gebrauch.

Er meidet Geiz und Ueberfluß,

Nicht Triebe der Natur;

Und folgt im würdigen Genuß

Dem klugen Epikur.

 

Verschwiegenheit ist sein Gebot;

Er ist vergnügt und still;

Ist bald Orest, bald Patriot,

Bald zärtlichter Myrtill.

Ihm gilt, sein Herz belohnt zu sehn,

Mehr als der Fürstenstand,

Und kurz, er ist, was Diogen

Einst sucht‘ und [1782: suchte,] doch nicht fand.

 

 

 

Zum Schluß der Tischloge

 

Auch in:

Vierzig Freymäurerlieder In Musik gesetzt vom Herrn Kapellmeister Naumann Zu Dresden. 1782, 46-49,

unter dem Titel: Zum Schluss der Tischloge

Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer. 1784, 38-39,

unter dem Titel: Zum Schluß der Tischloge

Gesammlete Freimaürer-Lieder, zum Gebrauch der Loge zum Schwerdt in Riga. 1779, 99-102,

unter dem Titel: Zum Schluß der Tischloge

Vollständiges Liederbuch der Freymäurer mit Melodien, in Zwey Büchern. Zweyter Band. Kopenhagen, 1785, 30-33

Gesangbuch für Freymäurer. Königsberg 1787, 92-95 (stark verändert),

unter dem Titel: Das Wesen der Maurerey,

mit der Eingangszeile: Die Kettenringe, die uns binden

Freymaurer Lieder mit Melodien. Herausgegeben von Böheim. Berlin 1795 (stark verändert; ohne die 4. 7. und 8. Strophe)

Auswahl der brauchbarsten maurerischen Gesänge herausgegeben von der Loge zum Morgenstern in Hof. 5801 [= 1801], 204-207 (verändert)

Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. 1801, 72-73

Maurerische Gesänge für die Loge Archimedes zu den drei Reißbretern in Altenburg. 1804, 56-58 (verändert; ohne die 4., 6. und 7. Strophe)

Maurerische und gesellschaftliche Lieder zum Gebrauch der Großen Landes-Loge von Deutschland in Berlin.1817, 154-155 (verändert; ohne die 4., 6. und 7. Strophe)

 

Vertont von Wilhelm Friedrich Schulz (1795)

 

 

In der Melodie des Rundgesangs aus der komischen Oper:

Die Liebe auf dem Lande

  

Die Ketten, Brüder, die uns binden,

Sind Eintracht und Beständigkeit.

Den ächten Rang, den wir empfinden,

Bezeichnet unser Feyerkleid.

Beym Zoll, den wir uns selbst entrichten,

Sind wir von eklem Zwange frey.

 

Chor.

O! groß und edel sind die Pflichten

In der erhabnen Maurerey.

 

Das Losungswort der goldnen Zeiten

War thätige Rechtschaffenheit.

Jetzt folgt man äusren Höflichkeiten,

Nicht innerlicher Lauterkeit.

Doch uns erkennt man an den Früchten

Der ungeschminkten Brudertreu [1782: Biedertreu].

 

Chor.

O! groß und edel

O! groß und edel sind die Pflichten

In der erhabnen Maurerey.

 

In unsren so verschwiegnen Wänden

Horcht kein verrätherisches Ohr.

Vor unsren unbefleckten Händen

Entweicht der Lästrer und der Thor.

Den alten Tempel aufzurichten,

Steht uns die Vorsicht mächtig bey.

 

Chor.

O! groß und edel etc.

 

Wir sind der Unschuld Bundesfreunde,

Und Unschuld ist Gluckseligkeit.

Umsonst empören sich die Feinde

Der siegenden Zufriedenheit:

Der Hammer kann sie bald vernichten;

Er schlägt den niedren Stolz entzwey.

 

Chor.

O! groß und edel etc.

 

Drückt unsren Nächten Noth und Bürde;

So mildert sie der Menschenfreund,

Der, o wie schön glänzt [1782: o wie glänzet] solche Würde!

Des Mitleids warme Zähre weint.

Man liest in allen Weltgeschichten,

Dass dieses unsre Richtschnur sey.

 

Chor.

O! groß und edel etc.

 

Die Zuversicht ruht in dem Herzen,

Aufrichtigkeit im Angesicht.

Wenn Wolken eine Sonne schwärzen;

So strahlt sie doch mit eignem Licht.

Nur Wahrheit soll uns unterrichten,

Nicht Tand, nicht Kunst der Heucheley.

 

Chor.

O! groß und edel etc.

 

Selbst Große wählen unsre Schwellen,

Wo noch der Preis der Tugend gilt,

Wo keine Schmeichler Schlingen stellen;

Wo keine Schalkheit sich verhüllt.

Wollüstler, die sich Glück erdichten,

Erwählen Gift statt Arzeney.

 

Chor.

O! groß und edel etc.

 

Wie manche Freuden schenkt dies Leben,

Wie viel die günstige Natur:

Wir kosten sie beym Saft der Reben,

Bey Liedern, bey der Blumenflur.

Wenn Schönen auf uns Blicke richten,

Fliehn sie nicht ungefühlt vorbey.

 

Chor.

O! groß und edel etc.

 

Kommt, Brüder, Hand in Hand geschlungen,

Erneuert itzt der Freundschaft Band.

Welch großes Heil, das wir besungen,

Hat uns der Himmel zugewandt!

Der Bau, den wir getreu verrichten,

Ist heilig so wie drey mal drey:

 

Chor.

So heilig sind auch unsre Pflichten

In der erhabnen Maurerey.

 

 

 

Sieben neue Freymäurerlieder, 1776

 

Sieben neue Freymäurerlieder

herausgegeben von der Loge zu den drey Weltkugeln in Berlin.

Zum Besten der Armen.

Berlin, bey George Jacob Decker, Königs. Hofbuchdrucker. 1776.

 

l.

Empfindungen.

 

Auch in:

Gesammlete Freimaürer-Lieder, zum Gebrauch der Loge zum Schwerdt in Riga. 1779, 78,

unter dem Titel: Empfindungen

 

 

In der Melodie: Dem Himmel sey's geklagt etc.

aus der komischen Oper: Der hinkende Teufel.

 

Dem Himmel sey's gedankt.'

Noch hat die Freundschaft ihren Werth;

Noch ist ihr Tempel unentehrt,

Der ohne Pfeiler wankt:

Wenn trübe Wolken ihn umziehn,

So strahlt des Ordens Blick auf ihn

Im schönsten Sonnenglanz.

Die Pflicht ist unser Opferkleid;

Und nach der Leidenschaften Streit

Schmückt uns der Siegeskranz.

 

Wie zart [1779: hart] wallt unsre Brust,

Wenn sie, von edler Regung voll,

Sich Menschenfreunden öfnen soll:

Nur das ist Götterlust.

Die Freuden, die ein Maurer schmeckt,

Sind zwanglos, ruhig, unbefleckt

Von ungerechtem Gut.

Er liebt durch mächtigen Beruf

Die Schönen, kurz, was Gott erschuf;

Der schuf auch Rebenblut.

 

 

II.

Die heilige Zahl.

 

In der Mel. Wer wird sich um ein Mädchen quälen etc.

aus der Operette: Das Gärtnermädchen.

 

 

Die Zahlenkunst, o Brüder, blühte

In dem begrauten Alterthum;

Noch, (dankt es jener Väter Güte!)

Noch gründet sie des Ordens Ruhm,

Und bildet unsre Lebenswahl;

Drey ist die Maurerzahl.

 

Ihr hört des Meisters Hammerschläge,

Hört sie mit Ehrerbietung an.

Sie machen auf dem steilen Wege

Sich Tugendfeinde unterthan;

Denn sie sind mächtiger als Stahl:

Drey ist die Maurerzahl.

 

Der Schöpfer sorgt für unsre Freude

In jedem Reiche der Natur,

Im Aether, in der Fluren Kleide,

Und in der Berge tiefer Spur;

Vergnügen winket überall;

Drey ist die Maurerzahl.

 

Daß wir uns durch Triangel grüssen,

st eine räthselvolle Pflicht.

Die Rosen keuscher Schönen küssen,

Verbeut die Ordensregel nicht;

Der Bruderkuß geschieht dreymal:

Drey ist die Maurerzahl.

 

Der Wein befeuert unsre Lieder;

Wir wissen, wie man trinken soll.

Wohlan! trinkt auf das Glück der Brüder,

Und auf des größten Königs Wohl!

So schmeckt uns dieses Logenmahl:

Drey ist die Maurerzahl.

 

 

III.

Weisheit

 

Nach der Melodie S. 148 in der

diesjährigen Göttingischen poet. Blumenlese.

 

Hört, Brüder, hört es mit Entzücken,

Was euch der Mund der Weisheit lehrt:

Sie lächelt, wie mit Mutterblicken

Dem Säugeling, der Milch begehrt.

 

Von einem Cherub treubegleitet

Späht sie das Herz des Maurers aus,

Prüft ihn durch Werke, und bereitet

Dem Würdgen ihr geweihtes Haus.

 

Dann fühlt er erst das Nichts der Ehre,

Womit der Thor der Welt sich speist,

Und bildet aus der Himmelslehre

Zum bessern Menschenglück den Geist.

 

Die Weisheit knüpft die engsten Bande

Der Völker; wägt das Gold der Zeit;

Und baute einst im heilgen Lande

Ein Denkmaal für die Ewigkeit.

 

Ja, Vater Trismegjst entdeckte

Die Schätze der Natur durch sie,

Und Bruder Pythagor erzweckte

Der Welten ewge Harmonie.

 

O Freunde! buhlt um ihre Liebe

Mit Flehen, sie erhört euch gern:

Sie paart sich mit dem Engeltriebe;

Dem Lasterhaften bleibt sie fern.

 

Nur durchgeprüfte Maurer lohnet

Dereinst die königliche Kunst:

Sphinx, nah der Halle, wo sie thronet,

Verbirgt Profanen ihre Gunst.

 

 

IV:

Schönheit.

 

Nach der Mel. S. 107 in der diesjährigen Lauenburgischen poet. Blumenlese, oder nach der Mel. Die Felder sind nun alle leer etc. aus dem Aerndtekranz.

 

 

Wie schön, o Brüder, ist die Frucht,

Die unser Fleiß erweckt,

Die jedem Denker, der sie sucht

Und lüstern sammlet, schmeckt!

 

Schön ist der Altar ausgeschmückt,

Er ist der Hoheit Bild:

Geweihte sehn, was sie beglückt,

Und sehn das Licht enthüllt,

 

Schön ist der Teppich; jedem Zug

Ist Wahrheit eingewebt,

Die sich mit stolzem Adlerflug

In obre Sphären hebt.

 

Schön ist die Arbeit, von der Hand

Des Meisters ausgeführt,

Den Schürze, Winkelmaß und Band

Mit wahrer Würde ziert.

 

Schön muß des Maurers Seele seyn,

Und biedergut sein Herz.

Er liebe Freunde, Schwestern, Wein,

Fern von der Reue Schmerz!

 

Nie sey sein Leben freudenleer,

Die Schöpfung lacht um ihn;

Er blicke hin zum Sternenheer,

Auf diese Erde hin.

 

Ja! schön ist diese Welt gemacht,

Wenn Sonn' und Mond sie grüßt.

An Engeln fehlt's ihr, nicht an Pracht,

Daß sie kein Himmel ist.

 

 

 

V.

Stärke.

 

In der Melodie: O Kleinod, das an Dapfnens Hand etc.

aus der Operette: Das Gärtnermädchen.

 

Die Treue, die uns Brüder band,

Ist dauernder als Erz:

Mit ihr, umkettet an der Hand,

Bewafnet sich das Herz.

Zur Freyheitsfahne schwören wir,

Und Eintracht ist Panier,

Das mächtig unsre Seele deckt,

Wenn Unfall sie erschreckt.

 

Der Salomonsche Tempel steht

Auf Marmorsäulen fest;

Seht, wie sein Glanz der Majestät

Verächter zittern läßt;

Da wird der Lügengeist verscheucht,

Der angefesselt keucht,

Und in dem finstren Kerker schreyt

Die wilde Sinnlichkeit.

 

Wer Lorbern sich erkämpfen will,

Sey in der Tugend Held,

Zu ungereizten Stürmen still,

Kein Sklave von der Welt:

Entschlossen zu der großen That

Geh er den sichern Pfad;

O dann weicht selbst die Höllenbrut

Vor seinem Löwenmuth.

 

Der Eid bekräftigt unsern Bund,

Wie feyerlich ist er!

Drum, Brüder, siegelt euern Mund;

Der Fluch ist sonsten schwer.

Dem, der bey jedem Stufenschritt

Gesetze übertritt,

Und frevelnd sein Gelübde bricht,

Strahlt nie das starke Licht.

 

 

stark verändert (und nur 3 Strophen) in:
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. 1801,
 
Die Treue ist ein fest'res Band,
als je das Band von Erz,
sie kettet sichrer Hand an Hand,
und stärkt der Brüder Herz;
den Bund der Kraft beschwören wir,
Eintracht ist sein Panier;
wo ist ein Fall, der den erschreckt,
den seine Rüstung deckt.
 
Des weisen Königs Tempel steht
auf Marmorsäulen fest,
und seines Glanzes Majestät
strahlt gegen Ost und West,
sein heil'ger Wahrheitsruhm verscheucht
den Spötter, der sich zeigt,
und unterjocht die Sinnlichkeit,
die Schmeichlern Weihrauch streut.
 
Wer ewig Lorbeern tragen will,
sey in der Tugend Held,
trag' seine Leidenlasten still,
streb' nicht nach Ruhm der Welt.
Drauf geh' er den geraden Pfad
zur edlen großen That,
und glaub', daß Tugend, Muth und Treu
unüberwindlich sey.

 

VI.

Freyheit.

 

Nach der Mel. Wir reisen seit dem zwölften Jahre etc.

aus der Operette: das Rosenfest.

 

Sanft ruht sichs in der Tugend Arme,

Der uns magnetisch an sich zieht:

Naht Thorheit sich mit ihrem Schwarme,

So lachet ihrer Demokrit.

Sie heißt ja frey, die Maurerey,

Und alles, was sie lehrt, ist von erhabnem Werth.

 

Die Goldsucht reizet niedre Seelen;

Uns reizt des Orpheus größers Ziel,

Der zwar den Meistergriff verhehlen,

Doch auch das Herz erobern will.

Sie heißt ja frey etc.

 

Einst sangen vom Olymp Homere,

Und Plato maß die Geisterkraft;

Drum nie versöhnet sich Cythere

Mit unsrer ernsten Wissenschaft.

Sie heißt etc.

 

Doch wenn an dreygeformten Tlschen

Lyäus in der Flasche glüht,

So widmen wir, uns zu erfrischen,

Den Schönen ein gefällig Lied.

Sie heißt etc.

 

 

VII.

Schlußgesang.

 

Nach der Mel. Lison dormoit dans un boccage etc.

aus der franz. Operette: Julie

 

Die Zeit entflieht mit raschem Flügel,

Und keine Macht bringt sie zurück;

Doch Klugheit lenket ihren Zügel,

Und nutzt das gegenwärtge Glück.

Wohl dem, der seine kurzen Tage

Nach Summen guter Thaten zählt,

Der weislich seine Freuden wählt,

Der Bürden fühlet ohne Klage,

Und abends: Heut ist wohlgethan!

Heut lebt' ich würdig! rühmen kann.

 

In unsren unentweihten Hütten

Herrscht weder Ueberfluß noch Zwang.

Nur hohe Unschuld reiner Sitten

Bestimmt des Maurers innern Rang.

Die Reinigkeit ist hier das Siegel,

Das an dem goldnen Buche steckt:

Blieb je ein Heuchler unentdeckt

Der Wahrheit hellgeschliffnem Spiegel?

Hinweg als ein verhasster- Glied,

Wen noch der Lüste Taumel zieht!

 

Der Dürftge weint — o wischt die Thräne

Wohlthätig ab mit milder Hand;

Sie prangt, jenseit der Lebensscene,

Einst am elysischen Gewand.

Wie dort im farbenreichen Glanze

Von fern der schönste Stern erscheint:

So herrlich steht der Menschenfreund

Im lichtumflochtnen Ehrenkranze,

Und Jubelstimmen segnen hn

Mit hundertfältigem Gewinn.

 

Heil jener segenvollen Stunde,

Da uns die Bruderpflicht verband!

Die Kette sey dem treuen Bunde

Ein unverletzlich Unterpfand.

Heil allen Maurern, die sich lieben,

Vom Aufgang bis zum Niedergang!

Wir grüssen sie mit Lobgesang

Durch dreymaldrey, durch fünf und sieben —

Wohlan, es ist hoch Mitternacht,

Und unsre Arbeit ist vollbracht!

 

 

 

Zwei einzeln 1778 und 1779 herausgekommene Lieder

 

[Es kam ferner im August 1778 ein Lied, den Brüdern im Feldzuge gewidmet, und am Johannisfeste 1779 ein Friedenslied, jedes in Musik gesetzt, einzeln heraus.]

 

Auch in:

Vierzig Freymäurerlieder in Musik gesetzt. 1782, 60-63

Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer. 1784, 146-147

Vollständiges Liederbuch der Freymäurer mit Melodien, in Zwey Büchern. Zweyter Band. Kopenhagen 1785, 110-111 (ohne die 6. Strophe)

Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. 1801, 294-295

Maurerische und gesellschaftliche Lieder zur Gebrauch der Großen Landes-Loge von Deutschland in Berlin und ihrer Töchter-Logen. Berlin 1817, 142-143

 

  

Den Brüdern im Feldzuge

gewidmet im August 1772

 

Zu kämpfen für sein Vaterland

O das ist süsse Pflicht!

Und jeder Maurer sey verbannt,

Der solch Gelübde bricht!

 

Denn er beschwor’s mit Hand und Mund

Dem allgewaltgen Gott:

Drum keiner trit in unsren Bund,

Er sey denn Patriot.

 

Zwar innerlich ein Friedenssohn

Uebt er den Menschenfreund;

Doch kaum ruft ihn der Kriegeston,

So stürzt er auf den Feind.

 

Sein Herz, gestählt von sichrem Muth,

Lacht ruhig der Gefahr.

Er weiss, dass einst der Brüder Blut

Beruf und Opfer war.

 

Er weiss, dass, wenn er streitend fällt,

Sein Genius ihn pflegt,

Und zur lichtreichern Oberwelt

Auf Aethersflügeln trägt - -

 

So starkbewaffnet zog im Heer

Jüngst unser Zunftgenoss:

Die Thräne war gedankenschwer,

Die bey der Trennung floss.

 

Heil ihm! Er ist des Segens werth,

Der Ehre sich erwirbt,

Und – treff’ ihn Kugel oder Schwert

Als Held und Sieger stirbt.

 

Heil ihm! Mit heilgem Dreymaldrey

Entzückt ihn unser Lied:

Laut schall’ es in der Maurerey

Vortrefflichem Gebiet!

 

 

Friedenslied

Am Johannistage 1779

 

Auch in:

Vierzig Freymäurerlieder in Musik gesetzt. 1782, 64-67

Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer. 1784, 69-70

Vollständiges Liederbuch der Freymäurer mit Melodien, in Zwey Büchern. Zweyter Band. Kopenhagen 1785, 262-265,

unter dem Titel: Friedenslied

Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. 1801, 141

Maurerische und gesellschaftliche Lieder zur Gebrauch der Großen Landes-Loge von Deutschland in Berlin und ihrer Töchter-Logen. Berlin 1817, 205-206

Lieder-Buch für die Große Landes-Loge von Deutschland zu Berlin und ihre Töchter-Logen. Berlin 1832, 253-254, mit der Angabe: [Christian August?] Behr

 

  

Holder Fried, sey gegrüsset!

Vom Olymp kommst du zurück.

Wer dich, Kind der Gottheit, küsset,

Fühlt sein ganzes Glück.

 

Schöner hat im jungen Lenze

Uns der Erdball nie gelacht,

Der dir frühe Blumenkränze

Jauchzend dargebracht.

 

Alles athmet neue Wonne

Auf der weiten deutschen Flur:

So beseelt die Morgensonne

Wärmend die Natur!

 

Pflug und Handel und Gewerbe

Kann itzt ungekränkt gedeihn,

Und an segensvollem Erbe

Jeder Sohn sich freun.

 

Aehrenreiche Felder dünget

Kein unschätzbar Menschenblut,

Und kein wilder Kriegsmann ringet

Nach verbotnem Gut.

 

Freunde, Gatten und Geschwister

Knüpfen ein erneutes Band:

Denn der Krieg, der Volksverwüster,

Ist nun weggebannt.

 

Mädchen, die sonst mit getrübten

Blicken ihren Liebling sahn,

Streun zum Pfade des Geliebten

Rosenlaub heran.

 

Freut euch, Brüder! alle Fehde

Ist durch Gottes Wink vorbey.

Eurer Herz sag’s mehr als Rede:

Wir sind wieder frey.

 

Oefters stieg in unsrem Tempel

Das Gebet zum Himmel auf;

Und dann drückte sich der Stempel

Starkes Glaubens drauf.

 

Heil uns! Ja wir sehn ihn wieder,

Unsern Vater Friederich:

Seine Zwecke waren bieder,

Dennoch königlich.

 

Heil uns! Mit gestärkten Händen

Uns aus unbegränzter Lust

Hilft den grossen Bau vollenden

Friederich August.

 

Zieht die Kette mit Vertrauen

Fester um das Tugendreich:

Dann, o Brüder, könnt ihr bauen.

Friede sey mit Euch!

 

 

 

Zwölf neue Freymäurerlieder, 1781

 

Zwölf neue Freymäurerlieder

Dritte Fortsetzung des bey der Berlinischen Mutterloge zu den drey Weltkugeln eingeführten Liederbuchs.

Berlin, Bey G. J. Decker, Königlichem Hofbuchdrucker. 1781.

 

 

I.

Zur Eröffnung der Loge

 

Auch in:
Vierzig Freymäurerlieder. In Musik gesetzt von Herrn Kapellmeister Naumann Zu Dresden. Berlin 1782, 84-85,
unter dem Titel: Zur Eröffnung der Loge
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer. 1784, 64-65,
unter dem Titel: Zur Eröfnung der Loge
Auswahl der brauchbarsten maurerischen Gesänge herausgegeben von der Loge zum Morgenstern in Hof. 5801 [= 1801a], 140-141
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. 1801, 131-132 (ohne die 3. und 4. Strophe)
Freymaurer-Lieder zum Gebrauch für die St. J. Loge. 5813 [= 1813], 45-47 (ohne die 3. und 4. Strophe),
Maurerische und gesellschaftliche Lieder zur Gebrauch der Großen Landes-Loge von Deutschland in Berlin. 1817, 160-161 (ohne die 3. und 4. Strophe)

 

 

Nach der bekannten Melodie S. 8 des Gesangbuchs:

Hinweg, wer von Gewalt und Rauben etc.,

verbessert in der Kopenhager Sammlung 1776, S.3

 

 

Hinweg, der Freygeist, und der Flucher,
Und der dem Finger Gottes trotzt?
Hinweg, der mit verbothnem Wucher
1801, 1801a, 1813, 1817: Hinweg, wer vom verbothen Wucher,]
Von fluchbeladnen Gütern strotzt!
Wer ists, den unser Orden liebt?
Der Weisheit, Kunst und Tugend übt.
[1801, 1813, 1817: Wer Weisheit, Kunst und Tugend übt,
der ist’s, den unser Orden liebt.]
 
 
Hinweg, der schwarze [1801, 1813, 1817: finstre] Menschenhasser;
Da jauchzt er [1801, 1813, 1817: Der frohlockt], wo der Edle weint?
Hinweg, der Wollüstler, der Prasser;
Sich selbst ist er der ärgste Feind!
Wer ists, den unser Orden liebt?
Der Weisheit, Kunst und Tugend übt.
[1801, 1813: Wer Weisheit, Kunst und Tugend übt,
der ist’s, den unser Orden liebt.]
 
Hinweg, der weißgeschminkte [1801a: feingeschminkte] Heuchler;
Sein Doppelherz ist zu versteckt!
[1801a: sein gleisnerisches Auge trügt.]
Hinweg, der beyfallsüchtge Schmeichler;
Verdienstlos krümmt er sich und leckt! [1801a: kriecht.]
Wer ists, den unser Orden liebt?
Der Weisheit, Kunst und Tugend übt.
 
Hinweg, der Stolze; o sein Flügel
Schmilzt plötzlich wie des Ikarus!
Hinweg, der Eitle; den kein Riegel
Begränzt als nur sein Ueberdruß!
Wer ists, den unser Orden liebt?
Der Weisheit, Kunst und Tugend übt.
 
Hinweg, der schleichende Verräther;
Er ist des großen Ziels nicht werth!
Hinweg, der heimliche Vertreter
Des Unrechts, das den Staat empört!
Wer ists, den unser Orden liebt?
Der Weisheit, Kunst und Tugend übt.
[1801, 1813: Wer Weisheit, Kunst und Tugend übt,
der ist’s, den unser Orden liebt.]
 
Hinweg, der Träge; dieser [1801, 1801a, 1813, 1817: denn er] schändet
Die für die Welt bestimmte Pflicht!
Hinweg, der Witzling; denn er blendet,
Doch frommt er seinem Nächsten nicht!
Wer ists, den unser Orden liebt?
Der Weisheit, Kunst und Tugend übt.
[1801: Wer Weisheit, Kunst und Tugend übt,
der ist’s, den unser Orden liebt.]
 
Hinweg, der Fühllose [1813: der Harte], ein Henker
Des Mitleids und des Danks ist er.
Hinweg, die [1801a: der] Polterer, die [1801a: der] Zänker,
Die [1801a: der] Schwätzer, und die [1801a: der] Lästerer!
Wer ists, den unser Orden liebt?
Der Weisheit, Kunst und Tugend übt.
[1801: Wer Weisheit, Kunst und Tugend übt,
der ist’s, den unser Orden liebt.]
 
Ha! [1801, 1813, 1817: Auf,] Brüder, decket [1801a: sichert] unsre Hallen,
Daß kein Unwürdiger sich naht.
Nur mit des Himmels Wohlgefallen
Gedeihet die gepflanzte Saat.
Erwägt's, daß den der Orden liebt,
Der Weisheit, Kunst und Tugend übt.
 
 
Stark verändert und gekürzt in:
Gesänge für Brüder Maurer. Görliz, 1784, 13-14

Lieder für Freymaurer. Hannover 1809, 50-51
 
Hinweg, der Freigeist und der Flucher,
Und der dem Finger Gottes trozt!
Hinweg, der mit [1809: wer von] verbotnem Wucher
Von Fluchbeladnen Gütern strozt.
 
Hinweg der schwarze [1809: finstre] Menschenhasser,
Der sich und andre Menschen plagt.
Hinweg der Wollüstler [1809: Wollüstling], der Prasser,
Ihm sei der Eintrit hier versagt!
 
Hinweg, wer hohe Tugend schändet,
Den edlen Biedermann verschmäht,
Hinweg, wer sich zum Laster wendet,
Und schauervolle Wege geht.
 
Hinweg, wer stolz den Niedern kränket
Und seiner Menschheit selbst vergist,
Voll Eigendünkel nicht bedenket,
Daß er wie dieser sterblich [1809: Staub nur] ist!
 
Ha, [1809:Auf] Brüder, deket unsre Hallen,
Daß kein Unwürdiger sich naht,
Nur mit des Himmels Wohlgefallen
Gedeihet die gepflanzte Saat.
 
Doch folgt auch selber dem Exempel,
Das unser Meister uns verließ.
So finden wir in unserm Tempel
Für unsern Geist ein Paradies.

 

 

II.

An unsre Schwestern

 

In der gedruckten Melodie des am Johannistage 1779

abgesungenen Liedes: Holder Friede, sey gegrüßet.

Seyd gegrüßt, verehrte Schönen

 

siehe: 13 frühe Schwesternlieder, 1781

 

 

III.

Das Glück der Freymäurerey

 

Zuerst in:

Gesammlete Freymäurer-Reden, von einem Mitgliede der Mutterloge zu Berlin. Berlin. 1777,

am Schluss unter dem Titel:

Zwey neue Freymäurerlieder mit Melodien.

Die Melodie stammt von: W - - n

 

Auch in:
Freymäurer-Bibliothek. Berlin 1778, 203-204,
unter dem Titel: Das Glück der Freymäurerey
Vierzig Freymäurerlieder. In Musik gesetzt von Herrn Kapellmeister Naumann Zu Dresden. Berlin 1782, 52-53,
unter dem Titel: Das Glück der Freymäurerey.
Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer. 1784, 136,
unter dem Titel: Das Glück der Freymaurerey.
Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. 1801, 279
 
Nach der Melodie im Anhang der
gesammleten Freymäurerreden (Berlin, bey Decker 1777).
 
Wie vor Aurorens Purpurlicht
Die dunklen [1801: dunkeln] Schatten weichen:
So kann der Wahrheit Angesicht
Die feigen Zweifler scheuchen.
Was macht uns von der Tyranney
Der mächtgen Vorurtheile frey?
Die Maurerey.
 
O seht‘ s, wie uns den Weltenbau
Die klugen Alten schildern!
Sie sammleten den feinsten [1778, 1801: der Weisheit] Thau
Und bargen ihn mit Bildern:
Sie fanden Wunderkraft in Drey.
Wer lehrt, was dies Geheimniß sey?
Die Maurerey.
 
Hoch preisen wir die goldne Zeit,
Als einst Saturn regierte,
Und Menschen zur Glückseligkeit
Mit Friedenshänden führte.
Was schaffet der geweihten Treu
Zerstörte Monumente neu?
Die Maurerey.

 

 

IV:

Die Tugend

Nach der vierfachen Melodie des Liedes: Laßt, laßt uns singen etc.

ebendaselbst; auch nach derjenigen im

Freymäurer-Almanach vom Jahr 1777: Laßt uns zur Freude etc.

 

 

Geliebte Tugend,

Schön ist dein Bild.

Du bist der Jugend

Ein Rettungsschild.

Du bist dem Greise

Ein fester Stab,

Und ihm zum Preise

Krönst du sein Grab.

 

Dir, o Vertraute

Der Einsamkeit,

Dir singt die Laute

Gelassenheit.

Am Rosenkleide,

Das dich umstrahlt,

Ist weise Freude

Hold abgemahlt.

 

Froh sind die Stunden,

Von dir gewebt.

Wer dies empfunden,

Der hat gelebt:

Der hat gebauet

Mit Zuversicht.

Heil ihm, erschauet

Olympisch Licht.

 

 

V.

Beantwortete Zweifel.

 

Man sieht s, daß unter Euren Kreisen

Nicht jeder denkt und handelt wie er soll.

Ist Menschenhaß der Hang des Weisen?

Ist Undank, Neid und Schmach sein Wohl?

 

Das hat der Orden nicht verschuldet:

Saß Judas doch in der Apostelschaar.

Den Frevler hat er nie geduldet,

Der keiner Beßrung fähig war.

 

Sorgfältig schließt Ihr Eure Pforten:

Hat Eure Kunst und Kenntniß wahren Werth,

Wär's keine Tändeley mit Worten,

Warum wird nicht die Welt belehrt?

 

Nein! Das Geheimniß zu verschweigen,

Gebeut der Schwur, gebeut die strengste Pflicht.

Den Wink, die Welt zu überzeugen,

Erträgt ein blödes Auge nicht.

 

Oft seyd Ihr wankend in Systemen

Und zanket Euch, ist dies ist jenes wahr.

Wird nicht ein Fluß von vielen Strömen

Dem Wandrer endlich unsichtbar?

 

Unwissenheit und Dünkel schmieden

Oft Neuerung und Streit und Sektenspiel.

Der ebne Weg führt hin zum Frieden;

Eins nur ist Wahrheit, eins das Ziel.

 

 

 

 

VI:

Geistesgefühl

Nach der Melodie S. 32 des Gesangbuchs:

Die Freude folge der Tugend etc.

 

 

Welch reizendes Vergnügen

Beut uns die Schöpfung dar!

O trinkt's mit starken Zügen,

Gepriesne Brüderschaar!

Schaut der Natur Gebäude,

Ihr köstliches Geschmeide,

Und die azurne Fluth

Aus ihrem Wunderblut.

 

Sie blitzt heran, die Sonne

Am goldnen Morgenthor.

Vom Monde leuchtet Wonne

Im Silberglanz hervor.

Es fleußt der Aether milde

Herab vom Sterngefilde;

Und zum Archäus strebt

Im Zirkel hin, was lebt.

 

Erstorbne Keime blühen,

Vom Lenzenthau getränkt;

Wenn Sommertage glühen,

Wird Ceres Gunst geschenkt.

O Menschen, hocherhaben

Mit grössern Gottesgaben,

Wie herrlich muß, wie rein

Das Empyreum seyn!

 

Oft einsam sich entfernen

Vom Wirbel dieser Welt,

Kann Würde fühlen lernen,

Die hoch den Busen schwellt;

Die unsern Geist entflammet

Zu dem, wovon er stammet,

Wo er sich fromm ergießt,

Und ihn ein Seraph grüßt.

 

 

VII.

Romanze

Nach der Melodie des Liedes:

Mit Eichenlaub den Hut bekränzt etc.

Seite 107 des Vossischen Musenalmanachs von 1776 ;

oder nach derjenigen, die in dem

Kopenhager Liederbuch S. 208 steht.

 

Einst lebt' in einer großen Stadt

Arist, ein Menschenfreund;

Ein achter Maurer mit der That,

Und aller Larven Feind.

 

Er wandelt so still dahin,

So brav, so ruhevoll;

Und gab mit Patriotensinn

Dem Staat der Pflichten Zoll.

 

Doch wußt' er, daß der Großen Gunst

Nur Seiffenblase sey,

Und kannte nicht die feile Kunst

Der niedern Schmeicheley.

 

Markulf verstand sie meisterlich;

Stolz, aber ohne Hirn,

Und hämischklug zog er an sich

Das beste Glücksgestirn.

 

Er stieg empor, und stürzte bald

Den redlichen Arist;

Ein Wolf in menschlicher Gestalt,

Der gute Lämmer frißt.

 

Arist verlor fein Amt, sein Gut;

Durch solchen Raub entwandt:

Doch er behielt noch festen Muth,

Und blieb in Gottes Hand.

 

Es floß ihm Segen zu, der Lohn.

Für seinen treuen Fleiß;

Und er sah in dem frommen Sohn

Der Zucht gekrönten Preis.

 

Markulf starb an der Gallensucht;

Beweinet? Nein, verhaßt.

Ihm folgte der Verschwendung Frucht,

Die größte Schuldenlast.

 

Sein junges Mädchen fühlte Gram,

Sonst eitel und voll Wahn.

Kein sonst ergebner Diener nahm

Sich der Verlaßnen an.

 

Allein Angst versorgte sie,

Und linderte den Schmerz.

Er gab sich väterliche Müh,

Und bildete ihr Herz.

 

Noch eh der Tod sein Auge brach,

Blickt' es nach ihr bethränt.

Er rief den Sohn hervor, und sprach:

Hier ist mein Testament.

 

Nimm sie zur Gattinn — laß ihr Theil

Mein halber Nachlaß seyn.

Ihr Vater lehrte mich mein Heil,

Geduld, Gebeth, verzeihn.

 

 

VIII:

Vorzüge der Brüderschaft

In der Melodie S. 60 des Gesangbuchs.

Brüder! ist nicht unsre Freude

 

siehe: Johann Wilhelm Bernhard von Hymmen: 8 neue Lieder, 1771

unter dem Titel: 25. Die Freude

(hier um zwei Strophen erweitert)

 

 

 

IX:

Grundsätze des Weisen

 

[Paul Nettl weist in seinem Buch „Mozart und die Königliche Kunst“ (1932) darauf hin, dass die Melodie auf dem Kirchenlied „großer Gott, wir loben dich“ – 1771 komponiert von Ignaz Franz - basieren könnte.]

 

Zuerst in:

Gesammlete Freymäurer-Reden, von einem Mitgliede der Mutterloge zu Berlin. Berlin. 1777, Johann Wilhelm Bernhard von Hymmen zugeschrieben,

am Schluss unter dem Titel:

Zwey neue Freymäurerlieder mit Melodien.

Es handelt sich um vier verschiedene Melodien, komponiert:

Von dem Verf.

Von der Fr. v. F**

Vom Hrn. Kapellmeister Nauman in Dresden

Vom Verf.

 

  

Auch in:

Gesammlete Freimaürer-Lieder, zum Gebrauch der Loge zum Schwerdt in Riga. 1779, 53-56,

unter dem Titel: Grundsäze des Weisen

Johann Gottlieb Neumann: Vierzig Freimaurerlieder in Musik gesetzt. 1782, 51 (mit einer andern Melodie als 1777),

unter dem Titel: Grundsätze des Weisen

Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer. 1784, 84-85,

unter dem Titel: Weisheit

Freimaurerlieder in Musik gesetzt zum Gebrauch einiger Logen in Riga und Livland. 1785, 48-51 (mit einer weiteren Melodie),

unter dem Titel: Grundsätze des Weisen

Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. 1801, 13 (mit Chor, ohne die 3. und 5. Strophe)

Johann Friedrich Kiechel: Schneider mit der Zaubergerte. 1804, xiv-xvi

Lieder für Freymaurer. Hannover 1809, 104-106,

unter dem Titel: Grundsätze des Weisen

Freymaurer-Lieder zum Gebrauch für die St. J. Loge. 5813 [= 1813], 157-159,

unter dem Titel: Grundsätze des Maurers

F. Vertraugott Klitscher: Liedersammlung für Schulen. Dritte Auflage, 1815, 243

Maurerische und gesellschaftliche Lieder zur Gebrauch der Großen Landes-Loge von Deutschland in Berlin. 1817, 149-150 (ohne die 3. und 5. Strophe)

Auswahl maurerischer Gesänge Zum Gebrauch der Loge Eleusis zur Verschwiegenheit in Baireuth. 1823, 7-8 (mit Chor, ohne die 3. und 5. Strophe)

Lieder-Buch für die Große Landes-Loge von Deutschland zu Berlin. 1832, 172-174 (ohne die 3. und 5. Strophe)

J. J. Zagler: Leitstern auf den Wegen des menschlichen Lebens. München 1841, 183 (ohne die 3. Strophe),

unter dem Titel: Des Weisen Grundsätze

 

 

Nach der vierfachen Melodie im Anhang der

gesammleten Freymäurerreden

.

Laßt, laßt uns singen

[1801, 1823 und 1832. Auf; laßt uns singen]

[1841: Laßt uns froh singen]

Des Weisen Ruh:

Auf goldnen Schwingen

Eilt Glück ihm zu.

Er dringt mit Klarheit

In die Natur:

[1823: Er faßt mit Klarheit

Dein Bild, Natur!]

Und folgt der Wahrheit

Gebahnter Spur.

[1779, 1815: Und treue (1815: reine) Wahrheit

Folgt seiner Spur.]

 

2. Am frühen Morgen

Ertönt sein Dank,

Der Welt verborgen,

Im Lobgesang.

Dem Allregierer

Vertraut er sich:

Er weiß: sein Führer

Sorgt väterlich.

 

3. Er schaut den Himmel

Frommschauernd an:

[1809: Er schaut gen Himmel,

Und betet an,]

Kein Erdgetümmel

Bricht [1809: Stöhrt] seinen Plan.

Der stillern [1815: stillen] Feste

Bey uns [1804: Die er] gewohnt,

Flieht er Palläste,

Wo Mißgunst [1809: Eckel] thront.

 

4. Er sammlet Schätze

Für seinen Geist,

Der die Gesetze

Der Schöpfung preist.

Ein froh Gewissen

Lohnt strenge [1823: seine] Pflicht:

In Kümmernissen

Verzagt er nicht.

 

5. Der Schooß der Freunde

Dehnt [1779, 1815: Wärmt] seine Brust.

Weg Menschfeinde

Voll schwarzer Lust!

Weg eitle Thoren!

Schwärmt nur um ihn:

Er hat‘s beschworen,

Euch stets zu fliehn.

 

[1809:

Das Glück des Freundes

Füllt seine Brust.

Kein Schmerz des Feindes

Gewährt ihm Lust:

O, eitle Thoren!

Schwärmt nur um ihn!

Er hat‘s geschworen,

Euch stets zu fliehn.]

 

6. Stark im Besiegen

Der Sinnlichkeit,

Schätzt er Vergnügen,

Und kennt die Zeit:

Er kostet Reben,

Liebt reinen Scherz;

Haßt dürres [1801 und 1823: karges] Leben

Und Pöbelschmerz [1815: Pöbelscherz.].

[1801, 1817 und 1832: kennt keinen Schmerz.

1823: Und trägt den Schmerz.]

 

[nur 1779:

Im Arm der Liebe

Fühlt er sich froh:

Nur reine Triebe

Belohnen so.]

 

[1809: Doch ihn erfreut

Nur weiser Scherz,

Der nie gereut, Noch quält das Herz.]

 

[1813: Versüsst im Leben

Der Armen Schmerz.]

 

[1841: Er liebt das Leben,

Manch‘ holdes Herz;

Er kostet Reben

Und reinen Schmerz.]

 

7.O Brüder! strebet

[1841: Drum, Freunde! strebet]

Nach wahrem Ruhm!

Nur Weisheit hebet

Zum Heiligthum.

Sucht zu erwerben,

Was euch beglückt,

Und einst im Sterben

Die Seel‘ entzückt.

[1809: Mit Trost erquickt.]

 

 

 

X.

Pflicht zur Fröhlichkeit

In der bey Nr. VI angeführten Melodie.

Nach der Melodie S. 32 des Gesangbuchs:

Die Freude folge der Tugend etc.

 

Genießen seines Lebens,

Sich freuen , ist Geboth.

Sich härmen, ist vergebens,

Und Uebermaß der Noth.

Die Welt hat ihre Leiden;

Doch zählt auch alle Freuden

Für Herz, Verstand und Sinn

Wie groß ist der Gewinn!

 

Verbannt die finstern Sorgen

Von Euch, o Brüder, weit.

Es scheuchen heitre Morgen

Der Nächte Dunkelheit.

Bey muntren Liederchören

Darf uns der Gram nicht stören:

Ihn fesselt, Hand in Hand,

Ein festgeknüpftes Band.

 

 

XI.

Für deutsche Brüder

 

Wie unerschüttert steht, dreymal beglückter Orden,

Dein Tempel und dein Ruhm!

Mit Ehrfurcht feyert Ost und Süd und West und Norden

Dein graues Alterthum.

 

Vom Schooß der Gottheit sank das erste Licht hernieder,

Gleich einem Morgenstrahl;

Der Urmensch faßt' es auf und gab s den Enkeln wieder

In der gedritten Zahl.

 

So klang in Orients hellaufgeklärten Theilen

Der Weisheit Harmonie;

Und eingegraben stand auf Hermes Wundersäulen

Des Weltalls Symmetrie.

 

Nur ein Geweihter drang durch jenen dunklen Schleyer;

Noch mehr ein Hierophant:

Im Adytum entstieg mit Kraft das heilge Feuer

Aus seiner Opferhand.

 

Den Weisen Israels entbrannt' es auf Altären,

Bewacht vom Engelchor.

Auch zu dem Grajer sprach im Ton geheimer Lehren

Homer und Pythagor.

 

Euch, edle Söhne Theuts, Euch schien das Licht verhüllet,

Wie mit chaotscher Nacht:

Die Thore der Natur, woraus es reichlich quillet,

Sind ja längst ausgemacht.

 

Doch tretet nicht heran, wenn sich an schwache Füße

Des Lasters Fessel schmiegt.

Ist der's wohl werth, daß er Asträens Zepter küsse,

Der feindlich sie bekriegt!

 

Greift nicht in Lüsternheit, mit ungewaschnen Händen,

Nach ihrem Heiligthum;

Des Stolzes Dämon kann die stärksten Augen blenden;

Er baut und stürzet um.

 

O wen noch Flittergold, Trug und Verrath gelüstet,

Er schau' ins Lebensbuch,

Doch Wehe ihm! Es droht der Donnerkeil, gerüstet

Zum fürchterlichen Fluch.

 

Selbstkenntniß, Tätigkeit im Guten, Busensreue

Wenn das Gesetz uns straft,

Wohlthätigkeit, Geduld, Berufspflicht, Biedertreue -

Dies sey uns Wissenschaft!

 

Dies hebt den Geist, gestärkt mit himmlischem Gefieder,

Zum hohen Sternenthron,

Und schenkt früh oder spät Euch, heilberufne Brüder

Den lang' erflehten Lohn.

 

 

XII.

Schlußlied

 

Sie fleucht dahin, die Zeit, mit starkgespannten Schwingen,

Sie fleucht unwiederbringlich hin:

O Brüder, kauft sie aus; und strebt hinan, zu ringen

Nach herrlichem Gewinn!

 

Der Menschenfreund zählt nur nach Wohlthun seine Tage,

Vom Himmel feyerlich geschenkt,

Wohl ihm, daß gute That auf seiner Lebenswage

Die Schale niedersenkt.

 

Als Perle prangt sie einst am Diadem, die Zähre,

Die er den Dürftgen abgewischt,

Wenn in Elysium sich unter Jubelchöre

Ihr Lied des Dankes mischt.

 

Wir leben - das sey Pflicht, zu denken, zu empfinden,

Zu wandeln rein wie Morgenglanz.

Unedle Ruhmsucht täuscht nur Thoren: denn sie winden

Sich einen welken Kranz.

 

Wacht, Brüder, über Euch, und opfert nicht im Tempel

Den Götzen feiger Eitelkeit.

Werbt durch ein männlich Herz, durch lehrendes Exempel,

Um die Zufriedenheit.

 

Verkettet Euren Bund! grüßt alle ferne Glieder,

Und segnet sie mit Geistesruh.

Euch winkt - gebt ihr der Welt die goldnen Zeiten wieder -

Die Gottheit Beyfall zu.

 


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