Home James Anderson: "Lied der Meister", 1723

 

In der zweiten Auflage der „Constitutions“, 1738, wurde nur TEIL III. nachgedruckt, mit folgender Begründung:

„In the first Book it is in 5 Parts, comprehending the History of Masonry; but being too long, the 3rd Part is only printed here.“

 

 

Inhalt

a) Zwei wörtliche deutsche Übersetzungen

Die Constitutionen der Freimaurer, 1806
Die Konstitutionen der Freimaurer aus dem Jahre 1723, 1983

b) Übersetzungen von Kurzfassungen

 

 

 

a) Zwei wörtliche deutsche Übersetzungen

 

Friedrich Conrad Julius Prätorius, Friedrich Ludwig Schröder, Friedrich Ludwig Wilhelm Meyer: Die Constitutionen der Freimaurer, welche die Geschichte, Vorschriften, Anordnungen, u. s. w. dieser sehr alten und ehrwürdigen Brüderschaft enthalten. Zum Gebrauch der Logen. Hamburg 1806;

Nachdruck u. d. T.: Das Constitutionenbuch von 1723. Deutsche Übersetzung. Wiesbaden: Carl Ritter 1902, 77-81.

 

Der Meistergesang

oder

die Geschichte der Freimaurerei.

Von dem Verfasser des Werkes [d. h. James Anderson].

Mit einem Chor zu singen, wenn der Meister die Erlaubniß dazu giebt, ganz oder mit Auswahl.

 

Freie Uebersetzung von Br. Unseld.

 

Theil I.

 

1.

Adam, das erste Menschenkind,

Kein edleres Gebild man find,

Der Schöpfung Krone wohl genannt.

Weil ihm ward göttlicher Verstand –

Er wars, der Kain so wie dem Seth,

Was Baukunst heißt, mittheilen thät,

Und diese unterwiesen dann

Auch ihre Kinder Mann für Mann.

 

2.

Der Kain erbaute eine Stadt;

Die heilige er genannt sie hat

Nach Enochs Namen, der ein Mann,

Wie man so oft ihn nicht trifft an.

Der schuf auch der zwei Säulen Pracht,

Die er mit großer Kunst erdacht,

Und alles, was von seinem Stamm,

Des Maurerwerkes an sich nahm.

 

3.

Dann folgte Vater Noah, der

Ein Maurer, wie kein zweiter mehr.

Die Arche schuf er, sie erhält

Die köstlichste Fracht dieser Welt.

Nach Zirkelschlag ward dort gebaut,

Wie es noch nie die Welt geschaut.

Es halfen ihm der Söhne drei

Beim großen Plan der Maurerei.

 

4.

Als dann die Fluth war abgestellt,

Gabs nur noch Maurer in der Welt

Und ihre Fraun. Was Wunders, daß

Ihr Same ohne Unterlaß

Sich mächtig mehrend Jahr für Jahr

Der Maurerei beflissen war.

Und bald von ihr in Sinears Gau'n

Die zweite Blüte war zu schau'n.

 

5.

Gar mancher fand Verwendung hier,

Zu bau'n an Haus und Thurmes Zier.

Die ganze Loge war entzückt,

Was Maurers Stärke da geglückt,

Bis eitler Ehrgeiz Raum gewann

Und so zerfiel der ganze Plan.

Doch ob die Sprache auch verwirrt,

Die alte Kunst blieb unbeirrt.

 

Chor:

Wer kann das Räthsel lösen, wer?

Wer gäbs im Lied der Menge kund?

Die Loge wahrts von Alters her

Und wir auf unseres Herzens Grund.

 

(Man trinkt hier auf das Wohl des gegenwärtigen Großmeisters.)

 

 

Theil II.

 

1.

Als dann die Maurer zogen fort

Von Babel nach 'nem andern Ort,

So nahmen sie auf Schritt und Tritt

Den Eindruck ihres Thurmbaus mit.

König Nimrod baute im Reich

So Burgen als Städte zugleich

Und Mizra'm in Egyptenland

Der Pyramiden Bau erfand.

 

2.

Bei Japhet und den Kindern sein

Ging auch niemals die Baukunst ein.

Auch Sem nicht und die andern all

Brachten die Maurerei zu Fall.

Doch als dann Vater Abra'm kam,

Sie erst den rechten Aufschwung nahm,

Ja, sie vererbte sich durchs Blut,

Als heiligen Feuers reinste Glut.

 

3.

Sie konnte selbst dann nicht vergehn,

Als Jacobs Stamm mußte versehn

Den Sklavendienst mit Ach und O

Unter dem König Pharao.

Moses erstund! Ein Meister, wie

Uns selten einer ward allhie!

Wer maurerisch war angelegt,

Der folgte ihm drum unentwegt.

 

4.

Aholiab und Bezalael

Männer beide von großer Seel,

Errichteten das Gotteszelt,

Darin das Heiligste gestellt.

Und als die wackeren Maurer dann

Einwanderten in Canaan,

Da ward auch dem Phönizierland

Die Baukunst besser noch bekannt.

 

5.

Denn Dagons Haus in Gazha, das

Gestützet auf zwei Säulen was,

Bis Simson diese umgestürzt,

Obgleich sein Haar ihm war gekürzt –

Dies, Canaans allerschönstes Haus,

Mit Gottes Tempel hielts nicht aus,

So nach der Form, so nach der Art,

Vergleichung, wie gebaut da ward.

 

6.

Jetzt aber denkt des Meisters und

Der Aufseher und macht dies kund

Durch einen Toast und merkt zugleich:

Flieht stets die Küste und das Reich,

An der einst Simson Schiffbruch litt.

Theilt euer Geheimniß niemand mit!

Der Simson that's und büßte schwer

Und Maurer ward er nimmermehr.

 

Chor:

Wer kann das Räthsel lösen, wer?

Wer gäb's im Lied der Menge kund?

Die Loge wahrt's von Altersher

Und wir auf unseres Herzens Grund.

 

(Man trinkt hier auf das Wohl des Meisters und der Aufseher der betreffenden Loge.)

 

 

Theil III.

 

1.

Der alten Maurer Ruhm ertönt

Noch heut im Lied, das ihn verschönt.

Wer giebt die Meister alle an,

Die damals ihre Pflicht gethan?

Dreitausend und dreihundert zählt

Die Schaar, die Salomo bestellt!

Der Oberste sei nur genannt,

Hiram von Tyrus, wohlbekannt.

 

2.

Gott selbst begeisterte die Kunst,

Der Maurer fühlte seine Gunst.

So wurde dort ein Werk gebaut,

Wie es noch nie die Welt geschaut.

Aus allen Ländern kamen sie

Und staunten, was gebaut man hie,

Und jeder sucht im eigenen Land

Dann zu verwerthen, was er fand.

 

3.

Schließlich kam auch nach Griechenland

Die Kunst; dort lebte, wie bekannt,

Der große Mann Pythagoras;

Euklides Ruhm nicht minder was.

Auch Archimed stand hoch im Kreis

Der Männer, die gelahrt und weis,

Jedoch die Kunst und Wissenschaft

Erlangt in Rom die höchste Kraft.

 

4.

Als Asien war unterdrückt,

Egypten, Griechenland zerstückt.

Da blüht in Rom die Baukunst auf;

Vitruvius bahnte ihr den Lauf,

Veredelte sie in der Zeit,

Die nach August benannt noch heut.

Der Künste und der Künstler Ruhm,

War nie so groß im Alterthum.

 

5.

Von Osten kam zuerst das Licht;

Wer wüßte dieses heute nicht?

Und als der Römer Reich dann fort

Und fort anwuchs nach West und Nord,

Da ward die Baukunst auch bekannt

Zuletzt in dem entferntsten Land.

Es zeugen laut davon noch heut

Die hohen Werke jener Zeit.

 

6.

Von Abra'ms Stamm den Fürsten und

Des Westens Königen war sie kund;

Aegypten, Syrien, Griechenland,

Den Kaisern Roms war sie bekannt,

Was Wunders drum, wenn gern man denkt

Der Großen, die den Bau gelenkt

Und bei Gesang und Wein sich heut

Der edlen Bruderschaft erfreut?

 

Chor:

Wer kann das Räthsel lösen, wer?

Wer gäb's im Lied der Menge kund?

Die Loge wahrt's von Alters her

Und wir auf unseres Herzens Grund.

 

(Man trinkt hier auf das glorreiche Andenken der Kaiser. Könige. Fürsten, des hohen und niederen Adels, der Geistlichkeit und der Gelehrten, die jemals die Kunst gefördert.)

 

 

Theil IV.

 

1.

Tage des Ruhmes, längst vorbei,

Da einst die röm'sche Masonei

Der Welt es machte offenbar,

Daß sie so gut, wie nützlich war!

Bis dann in kriegerischer Wuth

Die Gothen das, was schön und gut,

Durch Rohheit und Unwissenheit

Vernichteten auf lange Zeit.

 

2.

Doch als der Krieger wilde Schaar

Bekehrt zum Christenthume war,

Da sahen sie, was unbedacht

Der Väter Thorheit einst gemacht,

Soweit die Baukunst es betraf.

Und als erwacht sie aus dem Schlaf,

Da schufen sie Bauwerke groß –

Gothik entsprang des Volkes Schooß!

 

3.

Ringsum in aller Christen Land

Manch wundervoller Bau erstand

In jener Zeit, zwar römisch? Nein!

Mit dem Stil hat er nichts gemein,

Doch Könige, wie Maurerleut

Schufen in jener fernen Zeit

In ihren Logen Art und Stil,

Die heut noch sprechen zum Gefühl.

 

4.

Und so gar manch Jahrhundert lang

Man diesem Stil das Loblied sang.

In allen Ländern Englands ward

Der Zunftgenosse hoch geacht.

Den Logenmeister hielten werth

Selbst Könige; er ward geehrt

Von Pairs und hochgestellten Lords,

Von Priestern, Richtern, kurz allorts.

 

5.

Nach alten Schriften, die wir han,

Schrieb einen Freibrief Athelstan

Den Maurern und Edwin, sein Sohn,

- Der Maurer-Obermeister schon -

Zog aus den Werken alter Zeit

Gesetz und Recht der Maurersleut;

Darauf berief nach York er sie;

Dort stand die Loge und gedieh.

 

6.

Daher stammt, was sich hat bewährt,

Ordnung und Pflichten, stets verehrt

Zu jeder Zeit im ganzen Land,

Wie die Regierung auch benannt,

Ob sächsisch, dänisch, Normanns Art,

Bis Englands Reich geeinigt ward.

Doch nun singt König Jacobs Lob,

Der römische Kunst von neuem hob.

 

Chor:

Wer kann das Räthsel lösen, wer?

Wer gäb's im Lied der Menge kund?

Die Loge wahrt's von Alters her

Und wir auf unseres Herzens Grund.

 

(Man trinkt hier dem Angedenken aller Erneuerer des alten Augustischen Stils.)

 

 

Theil V.

 

1.

Italien gebührt der Ruhm,

Daß es der Maurer Künstlerthum

Von goth'schem Wuste hat befreit.

Palladio, der jeder Zeit

Mit Recht von Maurern wird gelobt,

Den röm'schen Stil hat neu erprobt

Und nur Inigo Jones allein

Mochte ihm Nebenbuhler sein.

 

2.

Der erste Karl, ein Maurer gut,

Ermunterte der Brüder Muth

Und mit ihm mancher Edelmann,

Bis jäh der Bürgerkrieg begann.

London ward zwar der Flammen Raub,

Doch stieg es schöner aus dem Staub

Durch unserer Brüder Kunst und Fleiß,

Als neu erblüht das Friedensreis.

 

3.

Und unter Karl dem andern schau!

Die Pracht Sankt Pauls, der Börse Bau!

Die schönste Säule stieg empor

Und kündete der Künste Flor.

Dann schwand der Logen Ruhm dahin,

Bis Nassaus großer Sohn den Sinn

Von neuem weckte; es erweist

Noch heute mächtig sich sein Geist.

 

4.

Laß rühmen jedes Volk, was sein,

Im Bau mit Ziegel, Holz und Stein,

Was Kunst und Wissenschaft vermag,

Steht England sicher keinem nach.

Viel rege Logen blühen heut,

Drin Adel und Gelehrsamkeit

Mit Zunftgenossen ausersehn,

In Scherz und Ernst beim Werke stehn.

 

5.

Drum laßt in herzlichem Verein

Ihr Brüder uns des Werkes freun!

Die Gläser hoch und mit Vergunst:

Es gilt der königlichen Kunst!

Und jedem Bruder gilts zum Preis,

Der treu am Werk geschafft voll Fleiß

Und schließlich denken wir dazu

Nochmals des Herzogs Montague!

 

Chor:

Wer kann das Räthsel lösen, wer?

Wer gäb's im Lied der Menge kund?

Die Loge wahrt's von Alters her

Und wir auf unseres Herzens Grund.

 

 

 

Rudolf Ebel in Die Konstitutionen der Freimaurer aus dem Jahre 1723.

Quellenkundliche Arbeit Nr. 18 der Forschungsloge Quatuor Coronati Nr. 808,

Bayreuth, 1983, 75-79..

 

 

Des

Meisters Lied

oder, Die

Geschichte der Maurerey

vom Verfasser.

Lied mit einem Chor-Refrain, zu singen, wenn es der Meister gestattet, je nach seinem Wunsch, entweder nur einen Teil oder allesamt.

 

TEIL I.

 

I.

Adam, erster Gottes-Sohn,

zugleich mit Meßkunst ward erschafft,

erzeugt zu seiner Geisteskraft,

belehrte seine Kinder schon.

Kain und Seth, die dann gesät

das schöne Wissen voller Macht

der Baukunst, wie man sie versteht,

und ihren Kindern beigebracht.

 

II.

Kain baute erstmals eine Stadt

als Heiligtum, wie er's benannt;

nach Enochs Namen ward bekannt,

was dessen Stamm an Ehren hat.

Und Enoch, der aus Seth entsprang,

zwei Säulen stellte er dann auf,

und seinen Kindern dann zuhauf

der große Säulengang gelang.

 

III.

Dann Vater Noah trat ans Licht,

auch er ein Maurer, gottgelahrt;

die Arche hat er aufgericht

und keine Mühsal er gespart.

Die Meßkunst war ihm zugetan,

ein Bauwerk aller Wunder voll.

Die Söhne halfen ihm daran,

ein großer Wurf, so Zoll bei Zoll.

 

IV.

Der Großen Flut entgingen nur

der Maurer, Söhne und auch Weib.

Sie sorgten, daß nun bei uns bleib

des Geistes Sein, Architektur.

Zerstreut und mächtig ausgesandt

erfüllten sie der Erde Rund

und in Shinars gar weitem Land

die Maurerey erneut erstund.

 

V.

Die Menschheit kam in großer Schar

zu bauen Turm und hohe Stadt.

Die Große Loge, wunderbar,

an solcher Menge Freude hat,

bis überhand nahm Eitelkeit

und Hochmut; Schöpfers Groll

der Menschen Zungen hat verstreut.

Doch Ihre Kunst bewahrt man wohl.

 

Chor.

Wo Königliche Kunst man übt,

wer gibt da ihr Geheimnis preis?

Wo Königliche Kunst man liebt,

da weiß man, was nicht jeder weiß.

 

(Hier ergibt sich die Gelegenheit, des anwesenden Groß-Meisters Gesundheit zu trinken.)

 

TEIL II.

 

I.

Als dann von Babel weitverstreut,

der Maurer sich im fernen Land,

in andern Reichen wiederfand,

da festigte Nimrod sein Reich

mit Türmen, Städten, Schloß;

Ägyptens Mitzram ganz ihm gleich

baut Pyramiden groß.

 

II.

Auch Japhets edler Stamm zu Recht

nahm sich der Maurer an;

und Sem hat ebenfalls getan,

was Maurern Freude brächt'.

Dann Vater Abram kam aus Ur,

die Meßkunst zu erneu'n

und gab der menschlichen Natur

was jeden Bruder mag erfreu'n.

 

III.

Längst Jakobs Rasse war vertraut,

die Meßkunst anzuwenden,

Geometrie, sie sagten's laut

Pharaos Macht zu enden.

Der Meistermaurer Moses kam,

stellt auf die Heil'ge Hütte.

Und alle Maurer, die er nahm,

vollzogen seine Schritte.

 

IV.

Aholiab und Bazaleel,

die Weisen, richteten das Zelt

darin der Bundeslade Stell'

erstrahlte in die Welt.

Geometrie in voller Pracht

tat sich der Menschheit kund

und Israel mit aller Macht

sprach durch der Meßkunst Mund.

 

V.

In Dagons Haus, zu Gaza fern,

zwei schöne Säulen stützt das Dach,

wo Simson über den Gegnern

Philistern brachte Schmach.

Obwohl er prächtig ausgeführt,

war es nicht gleich dem Tempel.

Dem Schöpfer einzig er gebührt

als ewiges Exempel.

 

VI.

Nun schweigt mir einen Augenblick!

Laßt uns den Meister grüßen,

auch der Aufseher gut Geschick

durch einen Schluck zu süßen.

Simsons Geschick sei Warnung uns,

Geheimnis zu entschleiern.

Wir freuen uns des rechten Tuns

und haben Grund zu feiern.

 

Chor.

Wo Königliche Kunst man übt,

wer gibt da ihr Geheimnis preis?

Wo Königliche Kunst man liebt,

da weiß man, was nicht jeder weiß.

 

(Hier ergibt sich die Gelegenheit, die Gesundheit von Meister und Aufsehern der feiernden Loge zu trinken.)

 

TEIL III.

I.

Heil sei der Maurer altem Ruhm,

als achtzigtausend Männer werkten,

als bei Salomos Heiligtum

noch Tausende sie wohl verstärkten.

Der König hatte sie betraut,

den Tempel zu errichten

und Hiram hat ihn aufgebaut.

Groß waren seine Pflichten.

 

II.

Die Große Kunst war Gottes voll

und groß der Werkleut' Ehre.

Des Tempels Ruhm da überquoll

hin über alle Meere.

Aus allen Landen kamen sie,

das Wunderwerk zu schauen;

doch nimmermehr erreichten sie,

was man dort tat erbauen.

 

III.

Endlich den Griechen ward bewußt,

die Meßkunst anzuregen

und Pythagoras voller Lust,

Euklid, sie festzulegen.

Auch Archimedes, unvergessen,

und andre Weise, hochgelehrt;

die Römer gleichfalls wollten messen

mit dieser Kunst, so hochgeehrt.

 

IV.

Als Asia sie überwunden,

Ägypten und auch Griechenland

und sie die Hohe Kunst verstunden,

die sich in Rom dann wiederfand,

erschien Vitruv, der Meister hehr,

erhabenster der Architekten,

den zu Augustus' Ruhm und Ehr'

die spätren Künstler neu entdeckten.

 

V.

Sie brachten Kenntnis überall,

zu allen Völkern ging ihr Zug;

in Nord und West und Ost zumal

bald ihre Kunst den Zirkel schlug.

Mit Türmen und mit Zitadellen,

mit Tempeln, Städten groß und klein,

mit Winkelmaß, mit Schwertern, Kellen,

verbreiteten sie Kunst, ganz rein.

 

VI.

Erhabne Herren, gut und groß,

Abrahams Kinder, Kön'ge mächtig,

verbreiteten die Meßkunst prächtig,

entließen sie aus ihrem Schoß.

Drum, wenn die Maurer sich vereinen

zu ehren Maurer-Dynastien,

mit ernsten Sinnen, guten Weinen,

wird sich kein Bruder dem entziehen.

 

Chor.

Wo Königliche Kunst man übt,

wer gibt da ihr Geheimnis preis?

Wo Königliche Kunst man liebt,

da weiß man, was nicht jeder weiß.

 

(Hier ergibt sich die Gelegenheit, zur Erinnerung zu trinken an ruhmreiche Kaiser, Könige, Fürsten, Edel- und Kirchenleute und an Gelehrte, die die Kunst weiter getragen haben.)

 

TEIL IV.

I.

Heil dir, du edle Maurerey,

die überall im Römer-Reich

gerühmt, befolgt, wo es auch sei,

die Maurer alle machte gleich.

Zu jeder Zeit wardst du geehrt

bis daß die Goten voller Wut

das, was du schufst, haben zerstört,

vergangener Geschlechter Gut.

 

II.

Doch als den Goten Christentum

und beßre Einsicht ward vertraut

haben sie der Vorfahren Ruhm

in neuen Werken nachgebaut.

Mit Eifer und an heil'ger Statt,

mit Größe und in Friedenszeit

errichten sie in der Tat

erhabne Kirchen weit und breit.

 

III.

So wurde mancher hohe Dom

in aller Christenheit erstellt

wenn auch vergleichbar nicht, was Rom

und dessen Baukunst uns erzählt.

Dem König und der Maurerzunft,

die uns in diesem Raum umweht,

der Augusteischen Vernunft

gilt dieser Gruß von früh bis spät.

 

IV.

Von Alters her ist dies der Ort,

da uns die Kunst zusammenführt.

Hier gilt Vereinten Reiches Wort,

wie es der Maurerey gebührt.

Ob König (Meister unsrer Werke),

ob Priester oder Adelsherr,

ihr Dasein gibt dem Bund die Stärke

und wird sie fördern mehr und mehr.

 

V.

Der Maurer alte Niederschrift

beruht auf König Athelstan.

Seit jener Zeit man nunmehr trifft

die Brüder, die von fern sich nah'n.

Am freien Ort, Gesetzen treu,

Prinz Edwin hat es uns erwirkt,

von York herüber, immer neu,

wird uns Gesetzlichkeit verbürgt.

 

VI.

Drum, wo Gesetz und Ordnung ruh'n,

aus aller Stämme Fug und Recht,

da weilt, was er gebot zu tun,

Jakob der Erste, stark, gerecht.

Er, der Augustus' Stil erneut,

als erster Herrscher uns bedacht,

ihm gilt, so gestern wie auch heut,

der Trunk - ihm sei er zugebracht.

 

Chor.

Wo Königliche Kunst man übt,

wer gibt da ihr Geheimnis preis?

Wo Königliche Kunst man liebt,

da weiß man, was nicht jeder weiß.

 

(Hier ergibt sich die Gelegenheit, derer zu gedenken, die den Augusteischen Stil wiederbelebt haben.)

 

TEIL V.

 

I.

Wenn in Italien auch die Kunst

erstand aus Gotischem Zerfall,

wenn durch Palladios reiche Gunst

ein Stil gefunden überall,

so sei doch Einem Lob zuteil,

Inigo Jones! zu seinem Heil!

Er stellte auf ein neues Maß,

das man seit langer Zeit vergaß.

 

II.

Der erste Karl, ein Maurer wert,

mit hohen Herrn und reichem Mann,

gab ihm, in diesem Stil bewährt,

die Vollmacht und die Mittel dann.

Und nach der argen Bürgersnot,

als Fried' und neue Krone war,

als Londons Brand sich ausgetobt,

erstand die Stadt ganz wunderbar.

 

III.

Die schönste Säule dieser Welt

hat Karl der Zweite aufgestellt.

St. Paul's, den rnächtgen Gottesdom,

vergleicht man kaum mit dem in Rom.

Die Börse groß mit viel Geschick

verrät des Meisters Kunst und Glück.

Oraniens Wilhelm hob erneut

die Kunst, die nunmehr uns erfreut.

 

IV.

Wenn sich auch andre Völker brüsten,

Britannien macht sich nichts daraus.

Der Baukunst und auf den Gerüsten

reicht man die Mittel hier zum Haus.

Mit Holz, mit Ziegel und mit Stein

übt man, was unsrer Kunst gemäß.

Wir gießen unsren Sinn hinein

in dieses göttliche Gefäß.

 

V.

Ihr guten Brüder, seid gegrüßt,

voll sei das Herz und voll das Glas,

horcht, auf was unser Leben süßt,

die Hohe Kunst, ohn' Unterlaß!

Wir trinken jedem Bruder zu,

doch keinem ungetreuen Mann.

Es lebe, der uns führen kann,

es lebe, Herzog Montagu!

 

Chor.

Wo Königliche Kunst man übt,

wer gibt da ihr Geheimnis preis?

Wo Königliche Kunst man liebt,

da weiß man, was nicht jeder weiß.

 

 

 

b) Übersetzungen von Kurzfassungen

 

 

Johann Küenen hat in seiner Übersetzung des „Constitutionenbuchs“ 1741 das „Chanson des Maîtres“ nach der französischen Kurzfassung durch „le Frère de Lansa“ übersetzt;

diese findet sich bereits in der Sammlung von „Chansons … par Frère Naudot“, 1737:

Tous de concert chantons

Lied der Mäurer-Meister

Auch in: Der neu-aufgesteckte Brennende Leuchter des Freymäurer-Ordens, 1746.

 

Eine andere deutsche Übersetzung:

Die erste grosse Verräterschrift

Lied der Meister

 

Eine andere Übersetzung in:

Alle Lieder aus „Der verrathene Orden der Freymäurer“

 

Eine nochmals andere Übersetzung in

Die offenbarte Freymäurerey

auch in:

Freimäurer-Lieder und Gesänge: zum Gebrauch der Ehrwürdigen Loge genannt die wachsende zu den Dreien Schlüßeln in Regensburg. 1767, 7-9;

Vollständiges Liederbuch der Freymäurer mit Melodieen, in Zwey Büchern. Kopenhagen und Leipzig 1776, 124-125 (mit der Bezeichnung: „Schlegel“).

Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer, 1884, 86-87.

 

Eine völlig neue und andere Version bot Ludwig Friedrich Lenz:

Ludwig Friedrich Lenz: Freimaurerische Gesänge

auch in:

Vollständiges Liederbuch der Freymäurer mit Melodieen, in Zwey Büchern. Kopenhagen und Leipzig 1776, 35-36.

dazu zahlreiche Kurzversionen

 

Wiederum ein anderes „Lied des Meisters der Loge“ findet sich in:

Neue Freymäurer-Lieder, mit bequemen Melodieen. Kopenhagen: Mumme 1749, 13-15;

Vollständiges Liederbuch der Freymäurer mit Melodieen, in Zwey Büchern. Kopenhagen und Leipzig 1776, 40-41.

Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer, 1784, 82.

 


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