HomeModellgeschichte ist Kulturgeschichte

 

(Kurzfassung; ca. 30 Textseiten)

 

siehe auch die ca. 100seitige Langfassung: Modellgeschichte ist Kulturgeschichte

 

Deutsche Fassung des revidierten und stark erweiterten englischen

Eröffnungsvortrags der 13th International Conference on History and Philosophy of Science (organized by the IUHPS/DHS-DLMPS Joint Commission), Universität Zürich, 19.-22. Oktober 2000;
topic: "Scientific Models: Their Historical and Philosophical Relevance"

 

IUHPS = International Union for the History and Philosophy of Science

DHS = Division of History of Science

DLMPS = Division of Logic, Methodology and Philosophy of Science

 

 

 

Die Beschäftigung mit Modellen ist die farbigste Art, Kulturgeschichte zu betreiben. Die Schaffung und Verwendung von Modellen gehört zu den elementaren Beschäftigungen des Menschen.

 

Sogar die neueste Physik ist kulturgeschichtlich. Man denke nur daran, dass Begriff und Idee "Atom" etwa 2500 Jahre alt sind oder dass der Begriff "Quark" (im sog. "Standardmodell") dem Roman "Finnegans Wake" von James Joyce entlehnt ist.

 

Die Geschichte des Modellbegriffs im weiteren Sinne ist ebenfalls 2500 Jahre lang.

 

Auseinandersetzungen um Modelle werden rasch emotional, egal, ob es um die Sache Modell allgemein oder um spezifische Inhalte geht. Die Gründe dafür werden durch die nachfolgenden Erläuterungen klar.

 

 

Begriffsgeschichte ist nicht gleich Sachgeschichte

 

Wir müssen von mehrerem ausgehen:

 

1.

Die Geschichte eines Begriffs und die Geschichte der damit bezeichneten Sachen (Abb. 0a) sind zweierlei. Gewiss haben schon die Frühmenschen und die Höhlenbewohner Modelle gebaut, erzeugt und verwendet, aber wir wissen nicht, wie sie das nannten.

 

2.

Die Geschichte der Sachen selbst ist gar nicht leicht festzustellen. Es kommt einerseits auf die Reichhaltigkeit und Qualität des archäologischen oder archivalischen Materials an, anderseits auf die Darstellung und Deutung desselben. Gerade bei den Höhlenbewohnern und den ersten Hochkulturen ändert sich diese Deutung laufend.

 

3.

Man müsste ernst nehmen, ob der Autor selber von einem Modell spricht oder nicht. Rückblickend können wir alle Auffassungen, "Philosophien", "Systeme" oder "Theorien" als "Modelle" bezeichnen. Doch weder Ptolemäus noch Kopernikus, weder Galilei noch Newton, weder Darwin noch Marx, usw. haben ihre Weltdeutungen oder -entwürfe als "Modelle" bezeichnet.

 

4.

Es gibt viele andere "eigenständig" gebrauchte Begriffe, die dem Begriff "Modell" die Bedeutung oder Teile der Bedeutung streitig machen, z. B. Darstellung und Repräsentation, Abstraktion oder Konkretion, Vorstellung oder Idealisierung, Illustration, Versinnlichung oder Anschauung, Schema, Gestalt und Konfiguration, Bild, Symbol, Zeichen und Ikon, Metapher und Allegorie, Beispiel und Analogie, Fiktion und Vision, Konzept und Plan usw.

Beliebt sind auch Prototyp und Archetypus, Paradigma und Exemplar.

Im wissenschaftlichen Sprachgebrauch seit etwa 1600 sind es System und Hypothese, Theorie, Philosophie, Traktat und Prinzipien, Doktrin und Lehrgebäude, Gesetz, Regel, Formel, usw.

 

In Zedler’s „Universallexicon“ (1739) finden wir als Synonyme:

Modell, Modele, Modello, Modulus, Typus, Exemplar, ein Modell, Vorbild, Abdruck, Form, Muster, Leisten, Richtschnur, oder Vorschrifft, darnach man etwas machet ...

 

Funk & Wagnalls' "New International Dictionary of the English Language" (1987) gibt für das Englische folgende Synonyme:

archetype, copy, design, ectype, example, facsimile, image, imitation, mold, original, pattern, prototype, replica, representation, type; dazu: idea, ideal.

 

Noch mehr Synonyme für das Substantiv "model" hat "Collins English Dictionary and Thesaurus" (1993), nämlich:

1. copy, dummy, facsimile, image, imitation, miniature, mock-up, replica, representation

2. archetype, design, epitome, example, exemplar, gauge, ideal, lodestar, mould, norm, original, par, paradigm, paragon, pattern, prototype, standard, type

3. poser, sitter, subject

4. mannequin

5. configuration, design, form, kind, mark, mode, stamp, style, type variety, version

 

Synonyme für "mould" sind hier:

1. cast, die, form, matrix, pattern, shape, stamp

2.brand, build, configuration, construction, cut, design, fashion, form, format, frame, kind, line, make, pattern, shape, stamp, structure, style

3. calibre, character, ilk, kidney, kind, nature, quality, sort, stamp, type.

 

5.

Die Sprache lebt im Gebrauch. Daher wäre es wünschenswert, dem realen Sprachgebrauch der wissenschaftlichen Forscher und ihren Alltagsaktivitäten empirisch, d. h. durch Beobachtung und Befragung, nachzugehen.

Solches geschieht seit etwa 1975. Pioniere waren Harry M. Collins, bekannt durch seine "Golem"-Bücher (1991, 1993) und Bruno Latour, bekannt durch seine "Pandora"-Essays (1999). Eine vergleichende Übersicht bietet Karin Knorr-Cetina (1999).

 

6.

Manche Theoretiker verwenden den Modellbegriff gedankenlos, z. B.:

·        Antje Korsten: Modelling the modelling language. Manchester: University of Manchester 1995.

·        Margaret C. Morrison: Modelling Nature. Between Physics and the Physical World. Philosophia naturalis 38, 1998, 65-85.

 

7.

Zur Definition eines Begriffs werden meist zahlreiche andere "grosse" Begriffe gebraucht, die ihrerseits genauso definitionsbedürftig sind.

Zum Beispiel: "'Modell' heisst in der Logik ein System aus Bereichen und Begriffen, insofern es die Axiome einer passend formulierten Theorie erfüllt."

 

8.

Noch schwieriger wird die Lage, wenn man zwei geschichts- und bedeutungsschwere Wörter kombiniert: das ergibt etwa "Modellvorstellungen" und "Vorstellungsmodelle" oder "Systemmodelle" und "Modellsysteme".

 

9.

Dieselben Objekte oder Sachverhalte werden in jeder Sprache anders bezeichnet, z. B. gr. phantasia; lat. imago; scholast. imaginatio; engl.: idea; frz. idée; dt.: Einbildung, Vorstellung, aber auch Phantasie, Imagination.

 

10.

Es gibt bisher weder eine umfassende Erkenntnistheorie noch eine differenzierte Ontologie der Modelle. Die meisten Gelehrten im 20. Jahrhundert hatten nur die Abbild-Relation des Modells im Visier.

Einer der ersten, der dafür die dreistellige Relation Subjekt-Modell-Original herausgearbeitet hat, war Klaus-Dieter Wüstneck (1963). Georg Klaus übernahm sie 1967 in sein "Wörterbuch der Kybernetik". Kompliziertere Ansätze schlugen etwa Wilfried Neugebauer (1977) und Bernd Mahr (2008) vor.

 

 

Vom Bewusstsein, dass wir Modelle verwenden

 

siehe ausführlich: Modelgeschichte ist Kulturgeschichte

Vom Bewusstsein, dass wir Modelle verwenden

2. Hälfte des 20. Jahrhunderts: Explosion der Modell-Literatur

 

Seit wann gibt es ein Bewusstsein davon, dass wir in Modellen denken?

 

Ansätze zur Reflexion finden sich bereits bei Xenophanes (540 v. Chr.) und Platon. Robert Grosseteste skizzierte kurz vor1228 in einem Brief eine Modelltheorie.

Kurz nach 1300 entwickelten Duns Scotus eine Vorstellungstheorie und sein Schüler Wilhelm von Ockham den Konzeptualismus. Um 1450 legten der geistliche Philosoph Nikolaus von Kues eine Bildtheorie und der Kunsttheoretiker Leon Battista Alberti eine Modelltheorie vor. Kurze Zeit später folgte Antonio Averlino, detto Filarete und Francesco di Giorgio Martini.

 

In ausgeprägter Art finden wir eine Reflexion aber erst seit Beginn der neuzeitlichen Wissenschaft, beispielsweise bei Francis Bacon in seiner Idolenlehre (1620). Er unterschied insbesondere „vier Arten von Vorurteilsgötzen, die im Besitze des menschlichen Gemüts sind“, nämlich kollektive und individuelle „Abirrungen“, öffentliche Meinung und Tradition.

 

Eine zweite Welle der Besinnung beginnt mit dem Cambridger Philosophen William Whewell (1840) und dem amerikanischen Naturwissenschafter und Philosophen Charles Sanders Peirce (1868-1903). Ihnen folgten seit etwa 1875 der deutsche Philosoph Hans Vaihinger und die beiden österreichischen Physiker Ernst Mach und Ludwig Boltzmann, hernach der deutsche Physiker Heinrich Hertz, der französische Physiker Henri Poincaré und der russische Physiker Nikolai Alekseevich Umov.

 

Die gegenwärtige Reflexion auf das Modelldenken und die Verwendung von Modellen setzt im Jahre 1942 ein. Seit 1945 war die Modell-Bewegung so heftig, dass der Wiener Physiker Erwin Schrödinger schon 1951 in seinem Büchlein "Naturwissenschaft und Humanismus" auf fünf Seiten die "Natur unseres 'Modells'" schilderte.

 

Seit 1957 werden Modelldenken und Modellbegriff an zahlreichen internationalen Symposien diskutiert. Im Januar 1960, im August 1994 und im Oktober 2000 widmete die IUHPS (International Union for the History and Philosophy of Science) Kongresse dem Thema "Model" in Utrecht (Leo Apostel et al./ Hans Freudenthal 1961), Warschau (William E. Herfel 1995) und Zürich (Erwin Neuenschwander 2000).

 

 

Wortgeschichte von "modell", "model", "modèle", "modul(e)", "moule", "mould" (Abb. 1)

 

Im Deutschen wie in allen andern europäischen Sprachen müssen Modell, Model und Modul, resp. "model" und "modèle, "module", moule" und "mould" aus sprachlicher wie historischer Sicht gemeinsam betrachtet werden (Randle Cotgrave 1611; Jacob und Wilhelm Grimm 1885; Godefroy 1888, 1902; Walther von Wartburg 1966; Roland Müller 1980, 1983, 1997).

 

Besonders schön zeigt sich die Vielfalt der Schreibweisen im Englischen. Im "Oxford English Dictionary" lesen wir folgende Formen für Modell:

"modill, moddell, moddel, modell, modle, modull, modil, modelle, model".

 

Festzuhalten ist, dass im Englischen rund zweihundert Jahre (bis ca. 1750) besonders auch die Schreibweise "modell" (also mit zwei l) verwendet wurde. Umgekehrt wurde in der deutschen Sprache bis gegen 1800 noch "Model" (also mit einem l) z. B. für Malermodell und Architekturmodell gebraucht.

 

Hinter alledem verflechten sich fünf Bedeutungsfelder.

 

Fünf Bedeutungsfelder im Griechischen und Lateinischen

 

Das ersten Bedeutungsfeld geht auf das griechische Wort "metron" (Massstab, Mass, Grenze) und das lateinische "modus" (resp. in der Verkleinerungsform: "modulus") zurück. Die Grundbedeutung ist Mass in einer doppelten Bedeutung, als Einheit (Inhalt) und als Messinstrument (Massstab).

 

Das zweite Bedeutungsfeld geht auf das griechische Wort "typos" (Form, Skulptur, Gussform, Geformtes) zurück, lateinisch "forma" (Figur, Gussform, Abdruck), aber nicht: typus.

 

Das dritte Bedeutungsfeld geht auf das griechische Wort "paradeigma", lateinisch "exemplar" zurück und wurde gebraucht für kleinmassstäbliche Darstellungen von Bauten, Schiffe und Maschinen, aber auch für das (meist männliche) Malermodell.

Die Verwendung von Architekturmodellen ist seit Herodot (450 v. Chr.) belegt.

Freilich wurde das Wort auch abstrakt gebraucht. Aristoteles kritisiert in seiner "Metaphysik" (991a21) die Platonische Ideenlehre: "Wenn man aber sagt, die Ideen seinen Vorbilder/ Musterbilder (paradeigmata) und das Andere nehme an ihnen teil, so sind das leere Worte und poetische Metaphern" (vgl. auch 1013a27).

Der Wissenschaftstheoretiker Thomas S. Kuhn (1962) hat in den 50er Jahren das Wort Paradigma wieder hervorgekramt, allerdings in einer Spezialbedeutung, etwa im Sinne von "herrschender Meinung"; die Kulturanthropologen sprechen von "belief system".

 

Das vierte Bedeutungsfeld ist am vielfältigsten. Es geht auf die philosophisch schwer befrachteten griechischen Ausdrücke "idea" und "eidos" (Gestalt, Form, Idee, Urbild, Bild), ""eidolon" (Abbild, Trugbild) und "eikon" (Bild) zurück. Im lateinischen werden dafür "imago" und "effigies" (Bild, Vorbild, Abbild, Vorstellung) verwendet (Lexikon der Kunst 1987-94).

Auch lat. "species" gehört in seiner Bedeutungsfülle (Aussehen, Bild, Schein, Idee, Musterbild, Art) hierher, desgleichen "simulacrum" (Abbild, Muster, Puppe, Schatten-, Traum-, Trugbild, Charakterbild).

 

Das fünfte Bedeutungsfeld betrifft plastische Darstellungen in Wachs. In Platons Dialog "Timaios" schafft Gott den Körper des Menschen wie eine "Wachsmodellierer" ("keroplastes"). Sehr selten gebraucht wurden die Verben "keroplasteo" und "proplasso" für den Vorgang des Formens. Gr. "proplasma" kommt erst in der Römerzeit vor. Für alle Arten von "Wachsbildern" brauchten die Römer häufig "cera".

 

 

Die Wortwurzel: Modulus

 

40 v. Chr. bis 1750: "Modulus" (lat): Mass, Figur, Architekturmodell, kleine Nachbildung

 

Das lateinische Wort "modulus" ist die Verkleinerungsform von "modus" und hat dieselbe Grundbedeutung: Mass, Massstab. Es wurde im alten Rom sehr selten gebraucht. Es taucht kurz nach 40 v. Chr. bei Horaz und Varro auf und wird dann vom bekannten Architekten Vitruvius in seinem "Buch über die Baukunst" (ca. 23 v. Chr.) an unzähligen Stellen verwendet, meist als architektonisches Grundmass, nämlich der halbe Säulendurchmesser.

Das Verb „modulor“ für musizieren und rhythmisch sprechen wurde bereits seit Cicero (55 v. Chr.) und Vergil verwendet. Vitruv gebraucht es, wie auch „modulus“, ebenfalls im Bereich des Musizierens und führt auch noch „modulatio“ für Modulation ein.

 

In seinem Buch über die Wasserversorgung Roms verwendete der Politiker und Schriftsteller Sextus Julius Frontinus ums Jahr 100 den Begriff „modulus“ rund 30 Mal für standardisierte Röhren, die es in 25 Grössen gab. Plinius und Gellius erweiterten die Bedeutung von „modulus“ auf den Puls des Blutes, der Kirchenvater Tertullian (um 200) auf die kleinen Figuren, welche Bildhauer als Vorlage zur Verfertigung ihrer grossen Werke verwenden.

 

Für Vorlagen oder Vorbilder aller Art sowie kleinmassstäbliche Abbildungen verwendeten die Alten Römer und das Mittelalter stets „exemplum“ oder „exemplar“.

 

In den Nationalsprachen tauchen die Abwandlungen von "modulus" etwa seit dem Jahr 1000 auf.

 

Es ist zu beachten, dass das lateinische Wort "modulus" (wie übrigens auch "exemplar") bis etwa 1750 in der gelehrten Welt gebraucht wurde, seit 1450 (Alberti) besonders für das Architekturmodell, aber auch für andere verkleinerte Abbilder von realen Objekten.

 

Ein prominenter Vertreter ist Leibniz. Unmittelbar anschliessend an die Beschreibung der Vorzüge einer Herstellung von "Modulis" für den Festungsbau erwähnt er 1669 in seiner Skizze zur "Ars inveniendi" die in seiner Zeit verbreiteten Modellsammlungen: "de Theatro Naturae et Artis seu de Modulis rerum ipsarum conservatoriis" (G. W. Leibniz 1903, 163).

Wenig später schlägt er in seinem dem "Orbis pictus" nachempfundenen Entwurf eines "Atlas universalis" als Abteilung der Objekte, die den "oculis subjici possunt", vor: "Mechanica, ubi omnis generis Machinae et moduli" (223). Zur gleichen Zeit preist er auch im Detail die Verfertigung von "modulis ligneis (aut cereis)" zur Förderung der Imagination (596f.).

 

Im Englischen wird „modulus“ bis heute in der Physik und Mathematik verwendet.

 

 

Aus "Modulus" (lat.) wird mehreres

 

1. Schritt: Aus "modulus" wird dt. "Model"/ "Modul", frz. "modle"/ "molle"/ "mole"/ "moule", engl. "mould", it. "mòdano"

 

Im Deutschen soll das frühe hochdeutsche Lehnwort "Model" bereits zur Zeit Karls des Grossen von den geistlichen Baumeistern als architektonisches Mass verwendet worden sein.

Schon ab 1000 ist es - zusammen mit "Modul" - auch in freierem Gebrauch, einerseits abstrakt als Regel, Muster, Form, Vorbild, anderseits als gewerbliche Musterform für Dinge wie Zugnetze und Ziegel, später Schriftstücke (z. B. Verträge), Gewebe und Stickereien. Auch die Druckformen für den Zeugdruck und allerlei Hohlformen für Gusswaren und Gebäcke wurden bald Model genannt.

 

Ganz ähnlich haben wir im Französischen "modle", "molle", "mole" und "moule" (sonst: patron) und im Englischen "mould" (sonst: pattern).

Interessanterweise taucht im Englischen zuerst die abstrakte Bedeutung von „mould“ auf, nämlich “distinctive nature as indicative of origin” (1225), und es dauerte hundert Jahre bis die Bedeutung konkret wurde als Hohlform oder Muster (1320).

Das italienische "mòdano" taucht im 13. Jahrhundert als Instrument für die Sternmessung auf; erst im 16. Jh. wird es als Mass, Modell und Gussform (für letzteres eher: stampo) verwendet. Seit 1563 wird auch „modanatura“ für "profilatura" oder „elemento decorativo architettonico“ gebraucht.

 

Die dazugehörigen Verben sind im Deutschen „modeln“ (seit dem Minnesang), im Englischen „mold“ oder „mould“ und im Französischen „mouler“.

 

"Moulding" finden wir im Englischen seit 1327, als Ornament oder geformte Leiste in der Architektur seit 1448, als ziselierte Schnitzerei auf Holz oder Metall seit 1679.

„Mollage“ auf Französisch gibt es seit 1415 (droit des moulers du bois), „moulage“ seit 1680 (terme de potier), auf Englisch seit 1886, auf Deutsch vermutlich seit etwa 1850.

 

2. Schritt: Aus "modulus" wird it. "mòdulo", frz. und engl. "module"

 

"Mòdulo" kommt im Sinne des Vitruvschen Säulenmasses schon im 13. Jahrhundert im Italienischen vor. "Module" erscheint im Französischen 1547, im Englischen 1583 (oder 1586) und wird z. B. im Englischen nicht nur für "Mass", "Masseinheit" verwendet, sondern auch für Entwurf, Architekturmodell, Abbild, Vorbild.

 

Im strengen Sinn als "Mass" hat sich Modul durch die ganze Neuzeit gehalten, ähnlich in der Physik als Proportionalitätsfaktor bei Verformungseigenschaften (Elastizität: Hooke, Young), in der Technik (bei Zahnrädern) und in der Mathematik (Logarithmen, Kongruenzen, Abelsche Gruppen, usw.).

In die englische Mathematik führten Roger Cotes (1722; lateinisch) und Abraham de Moivre (1738) den Begriff „modulus“ ein.

 

Der berühmte Schweizer Architekt Le Corbusier entwickelte in den Jahren 1942-48 den "Modulor", ein architektonisches Grundmass, basierend auf einem 1,83 Meter grossen Menschen.

 

Die Verwendung von "module" für eine standardisierte Baueinheit taucht erst 1946 im Englischen auf; sie hat sich von da rasch in die anderen Sprachen ausgedehnt.

 

3. Schritt: Aus "modulatio" wird it. „modulazione“, frz. und engl. „modulation“

 

Vitruv verwendete auch eine Variation von “modulus”: “modulatio” für die Säulenordnungen, aber auch für „rhythmisches Mass“.

 

Im Italienischen taucht „modulazione“ vor 1342 auf und zwar im Sinn von „parlare, cantare, suonare armoniosamente; variazione regolata“. Das dazugehörige Verb heisst „modulare“ (seit vor 1492).

 

„Modulation“ gibt es im Französischen seit 1365 und im Englischen seit 1398. Die Bedeutungen sind „changement d’intensité dans l’émission de la voix“ und „chant d’allégresse, harmonie“ resp. „the action of singing or making music“. Später wurde die Bedeutung ausgeweitet auf: etwas formen nach Mass und Proportion. Die dazugehörigen Verben sind „moduler“ (1458) und „moduliser“ (1508) im Französischen, „modulate“ (1557 oder 1567) wie auch „modulize“ (1605 oder 1656) im Englischen.

 

Im Deutschen erscheint „Modulation“ 1571 für „Akkordfolge, Übergang einer Tonart in eine andere“. Das Verb „modulieren“ taucht zur selben Zeit auf.

 

Der Gebrauch der englischen Wörter „modulate“ und „modulation“ bei der Nachrichtenübermittlung beginnt 1908. Die Wörter werden rasch auch in den anderen Sprachen verwendet.

 

4. Schritt: 1355-1417: Die schwere Geburt des italienischen Wortes "modello"

 

Die vielfach verbreitete Behauptung, Vorläufer von "modello" oder den verschiedenen Formen von "Modell" sei das vulgärlateinische Wort "modellus", ist nicht plausibel. Dieses Wort taucht im ganzen Mittelalter erst seit ca. 1330 auf, und zwar ganz selten, je zweimal als Mauerbrecher und als Gefäss im Haushalt.

 

Das italienische Wort "modello" entstand in Zusammenhang mit dem Bau des Florentiner Doms auf.

Weder der erste Baumeister des seit 1294 geplanten Neubaus, Arnolfo di Cambio, noch der Künstler Giotto hat ein dreidimensionales Modell für den Campanile (um 1334) vorgelegt (Howard Saalman, 1964; Rolf Bernzen 1986; Roland Müller 1988; Andres Lepik, 1994, 27-38). Erst unter Francesco Talenti werden zwei Holzmodelle erwähnt: 1353 eines für den Campanile, zwei Jahre später eines für die Chorkapellen und einen Teil des Langhauses.

1366 gab die Baubehörde Entwürfe für die Vollendung des Doms in Auftrag. Nach kurzer Zeit lagen zwei Zeichnungen und ein Modell aus Ziegelmauerwerk vor. Pikanterweise lief die eine Zeichnung unter "desingnum seu modellum". Das dreidimensionale Gebilde nannte man "Chiesa piccola". Es musste einem doppelten Ähnlichkeitsverhältnis (similitudo) genügen: Einerseits musste es der Zeichnung ähnlich sein, anderseits musste nachher die Kirche dem Modell ähnlich gebaut werden. (Vermutlich zeigt das bekannte Fresko in der Spanischen Kapelle von S. Maria Novella in Florenz dieses Modell.)

 

Doch technisch war der Bau vorderhand nicht zu realisieren. Erst 1417 wurde Brunelleschi als Berater beigezogen, und bald war eine ganze Reihe Schreiner beauftragt, Modelle für die Ausführung der Kuppel herzustellen (Howard Saalman 1980; Rolf Bernzen, 1986, 122-137; Andres Lepik, 1994, 59-89). Diese hiessen nun erstmals italienisch "modello", "modelo", "modeglio", lateinisch "modello" oder "modellum". 1420 wurde eines ausgewählt. Mit Hilfe weiterer Modelle - auch für Aufzugs- und Hebevorrichtungen - wurde dann der Bau der Kuppel Schritt für Schritt vorangetrieben. Eine ingenieurtechnische Meisterleistung.

 

 

 Model und Modelle in Mittelalter und Renaissance

 

Imaginatio, Analogie, Metapher und repraesentatio

 

Wichtige Begriffe im Mittelalter waren Imagination, Analogie, Metapher und Repräsentation.

 

Phantasia, imaginatio

 

Die Alten Griechen bezeichneten die Modellbildung im Kopf als "phantasia". Im Lateinischen wurde dafür am ehesten "imago" (fast nie: imaginatio, repraesentatio, perceptio) gebraucht.

Erst Boethius (um 500 n. Chr.) erklärt in seiner "Consolatio" (V. Buch): "Imaginatio vero solam sine materia iudicat figuram" (dt.: Die Vorstellungskraft beurteilt die Gestalt ohne Materie). In der mittelalterlichen Philosophie war dann das Wort "imaginatio" geläufig, z. B. bei Abälard, Hugo von St. Viktor und Thomas von Aquin.

Eine gute Übersicht geben Murray Wright Bundy (1927) und John Martin Cocking (1991).

Seit etwa 1500 werden Imagination und Phantasie häufig beschrieben und diskutiert. Im Deutschen gab es dafür auch die Wörter Einbildungskraft, Vorstellung und Anschauung. Im Englischen brauchte man gerne "idea", im Französischen "idée".

 

Analogie

 

Selbstverständlich kannten die Alten Griechen auch schon Analogien. Der Analogiebegriffwird seit dem Franziskaner und Mystiker Bonaventura (um 1250) und dem Dominikaner Thomas von Aquin (um 1270) bis auf den heutigen Tag vor allem in der katholischen Theologie reich gebraucht und diskutiert.

Die Künstler und Gelehrten der Renaissance haben die Analogie virtuos und vielfach verwendet. Seither ist der Gebrauch von Analogien in Wissenschaft und Alltag nicht mehr wegzudenken.

Mit Kant und Goethe (um 1800) ist der Analogiebegriff wieder interessant geworden.

 

Metapher

 

Seit den Alten Griechen gab es auch Metaphern, also Bilder, mit denen ein gewöhnlicher Ausdruck veranschaulicht wurde. Das Hauptinteresse der Gelehrten im Mittelalter konzentrierte sich auf die Deutung von Metaphern und ähnlichem im Alten und Neuen Testament. Die Erforschung von Metaphern beginnt erst 1878.

Sammlungen schöner Aufsätze zu Metaphern in der Geschichte stellten 1978 Hayden V. White und 1994 Frank Rudolf Ankersmit zusammen.

 

Repraesentatio

 

In der neueren Wissenschaft fand "repraesentatio" bei den Mediävisten erst um 1970 wieder Interesse.

Von historischen Kenntnissen kaum beeinflusst sind die vielen unterschiedlichen neueren Verwendungsarten, die sich etwa finden bei Max Wartofsky (1979), Jerry Alan Fodor (1979), Ian Hacking (1983), Allan Paivio (1986), Hilary Putnam (1988), Patrick Suppes (1988), Robert A. Cummins (1989; 1996), R. I. G. Hughes (1997) und Michael A. Forrester (2000).

 

Seit 950: Cerae und Effigies

 

Die katholische Kirche betrieb seit der erste Wallfahrt nach Santiago de Compostela (950) einen Kult mit Votivplastiken aus Wachs.

Der magische Gebrauch der Effigies bei Totenriten und bei Bildzauber (Schändung, Hinrichtung) ist von etwa 1300 bis1800 gut dokumentiert.

 

Seit 12. Jahrhundert: Künstlerische und anatomische Wachsmodelle

 

Vermutlich ohne Unterbruch seit dem Altertum gab es in den Werkstätten der Künstler stets Tonmodelle und Wachsvorbilder aller Art, insbesondere zum Üben der gestalterischen Fertigkeiten.

Eine byzantinische Miniatur aus dem 12. Jahrhundert ("St. Luc. Atelier d'artiste") zeigt sehr schön, wie antike Masken, eine Statue und eine Säule als Modell verwendet wurden.

 

Man nimmt an, dass erste anatomische Modelle bereits im frühen 14. Jahrhundert angefertigt wurden, und zwar zur Darstellung der Blutgefässe. Kein Geringerer als Leonardo da Vinci fertigte einen Abguss von Kammern des Gehirns an, um die feinen Strukturen deutlich sichtbar zu machen. Er beschrieb seine Methode sorgfältig in seinen Notizbüchern.

 

Im übrigen ist bekannt: Leonardo da Vinci und Michelangelo haben nicht nur das Wort "modello" häufig gebraucht, sondern auch alle Arten von Modellen gebaut und verwendet, und zwar nicht nur für Bauwerke und Geräte aller Art, sondern auch für Zeichnungen und Gemälde, Skulpturen und Riesenplastiken.

 

Seit 400: Kinderspielzeug

 

Die meisten Spielzeuge schaffen Modellwelten. Kinderspielzeug ist seit dem frühesten Altertum bekannt.

Da das mittelalterliche Erziehungssystem rau und anspruchslos war, wird man sich auch das Spielzeug ebenso vorstellen müssen.

Weihnachtskrippen werden bereits in Predigten um das Jahr 400 erwähnt, Lappenpuppen (simulacra de pannis) im 8. Jahrhundert, mechanisch bewegte Puppen und Vögel um 1000. Im "Hortus Deliciarum" (1175-95) sind zwei Kinder beim Spiel mit Ritterfiguren dargestellt, die sie nach dem Prinzip des Hampelmannes in Bewegung setzen.

Man nimmt an, dass auf den Jahrmärkten seit dem 12. Jahrhundert von fliegenden Händlern Spielzeug angeboten wurde (Antonia Fraser 1966). Doch erst seit etwa 1250 sind erhalten: Frauenfiguren und Fabeltiere aus Ton, die Zinnfigur eines Reiters in Rüstung auf seinem Pferd, ein Wasserkännchen in der Gestalt eines Pferdes.

Eine wunderschöne Schilderung von Schach-, Würfel- und Brettspielen ist von König Alfons X, dem Weisen (1283), erhalten.

Seit 1300 gibt es bildliche Darstellungen von Steckenpferd, Windrädchen, Kasperltheater (Handpuppenspiel 1338), Drachen (1405) und Papierspielzeug.

Der erste berufsmässige Puppenmacher ("Dockenmacher") wird in Nürnberg 1413 erwähnt. Die Erfindung des Guckkastens wird Leon Battista Alberti (1437) zugeschrieben. Von einem Puppenhaus wird erst 1558 berichtet, von silbernen Hausgeräten für Kinder 1571. Eine mechanische Weihnachtskrippe mit Musik schuf 1589 der Augsburger Automatenbauer Hans Schlottheim.

 

Seit 600: Schönheit des Bronzegusses

 

Aus dem Altertum sind fast keine Bronzestatuen erhalten, weil sie leicht eingeschmolzen werden konnten.

Einen Höhepunkt erlebte der Kunstguss bereits im Mittelalter. Es fängt im 7. Jahrhundert mit Plaketten der Wikinger und Langobarden an, geht über Kunstwerke aus der Zeit Karls des Grossen und beim Dom zu Hildesheim (1015/20) sowie kunstvolle Taufbecken aus Messing (1118) und Bronze (1225) und den Burglöwen von Braunschweig (1166) bis zur ersten freistehenden Menschenskulptur, dem "David" von Donatello (1430) und "Perseus" von Benvenuto Cellini (1554).

 

Das einzige erhaltene Werk, in dem der Guss von Kunstgegenständen beschrieben wird, stammt von Theophilus Presbyter (um 1123).

 

0-1500: Druckmodel

 

In Japan sind schon zur Zeitenwende druckartige Stoffmalereien bekannt. Direktdrucke auf hellem, ungefärbtem Leinen sind seit dem 4. Jahrhundert aus Ägypten und seit dem 7. Jahrhundert aus Europa und koptischen Gebieten Nordafrikas erhalten; ebenfalls chinesische Farbdrucke auf Seide.

 

Die gotischen Bildzeugdrucke waren Andachtsbilder in Holzschnitttechnik. Manche Drucke dienten auch als Vorlage für Stickereien, das heisst sie wurden von Hand überstickt. Schöne Exemplare sind etwa seit dem 13. Jahrhundert erhalten.

Erste urkundliche Belege für Formschneider, d. h. die Schnitzer der hölzernen Druckmodel, stammen aus dem Jahre 1397 aus Nürnberg und 1398 aus Ulm. Solche Model wurden sowohl für den Textildruck als auch für Blockbücher (aus Holzschnitten und kurzen Texten bestehendes volkstümliches Buch) verwendet. Der Ornamentstich entstand um 1450.

 

Der Druck mit beweglichen Lettern soll um 1000 bereits in China praktiziert worden sein. In Europa führte ihn um 1440 Johannes Gutenberg ein.

 

13.- 15. Jahrhundert: Backmodel

 

Das älteste erhaltene Backmodel (ausser aus dem Altertum) datiert aus der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts und ist aus Kalkstein. Aus dem 15. Jahrhundert haben sich im mittleren Europa bereits etwa 150 Model erhalten, vor allem aus Ton, aber auch aus Schiefer, Speck- und Graphitstein. Repräsentative, grosse Model bis zu 40 Zentimeter Durchmesser gibt es ab 1500. Sie wurden in der Regel in Holz gestochen und für Marzipan, Lebkuchen, Spekulatius und Tirggel (Honigkuchen) verwendet.

 

Seit 900: Model- und Musterbücher

 

Weil meist wahllos von Model- und Musterbüchern gesprochen wird, muss man unterscheiden zwischen

·        Vorlagen für Kunsthandwerker und Frauen (für Buchillustrationen, Ornamente und Bauteile später Nähereien und Stickereien, Möbel und andere Gegenstände)

·        und "Mustern", im Sinne von Probestücken (vorab von Tuchen und Seiden, später von Möbeln und Keramik), für Handel und Verkauf.

 

28 "Modelbücher" mit Bild- und architektonischen Vorlagen aus der Zeit von 900-1470 hat Robert W. Scheller (1995) auf über 400 Seiten akribisch und reich illustriert vorgestellt. Die bekannte Sammlung von Arthur Lotz (1933) mit Musterbüchern für Nähereien und Stickereien schliesst sich daran an.

Wunderschöne Beispiele sind aus dem 11. Jahrhundert das Modelbuch des Mönches Adémar von Chabannes (1025) und aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhundert das "Bauhüttenbuch" von Villard de Honnecourt sowie die "Musterbücher" von Rein und Wolfenbüttel.

 

Schon um 1300 hatte die Florentiner Tuchindustrie Weltgeltung. Es ist leicht vorstellbar, dass die Praxis des Zeigens und Versendens von Mustern (it. "mostra") hier seinen Anfang nahm. Seit ziemlich genau 1400 gibt es dafür im Deutschen das Wort "Muster" und im Französischen "échantillon".

Bald begann man, diese Muster nach Güte, Farbe und der Art des verwandten Materials (Wolle, Flachs, Baumwolle, Seide) auf Kartons aufzukleben.

 

Seit 1300: Kleiderpuppen

 

Bereits im 2. Jahrtausend v. Chr. gab es in Babylon Gliederpuppen. Im Grab des ägyptischen Königs Tutenchamon fand man ein hölzernes Torso, das vermutlich als Schneiderpuppe Verwendung fand. Im Alten Griechenland verwendete man Gliederpuppen aus Ton.

An den Höfen der Adeligen im Mittelalter gab es Schneiderpuppen in den genauen Grössen der Herrschaften, damit der Schneider seine Stoffe anpassen konnte, ohne sie zu belästigen.

 

Seit etwa 1300 werden Gliederpuppen von den Künstlern in ihren Ateliers verwendet. Ebenfalls seit dieser Zeit werden Kleiderpuppen in verschiedensten Grössen als Trägerinnen und Botschafterinnen der neuesten Mode eingesetzt.

 

0-1200: Bauen nach Modellen und Ideen, aber ohne Zeichnungen?

 

Über die Bemühungen der Baumeister und Künstler seit Vitruvius bis etwa 1200 sind wir nur unzureichend informiert. Was anhand von Quellen rekonstruierbar ist, findet sich umfassend und hervorragend dargestellt bei Martin Warnke (1976) und Günther Binding (1993).

 

Architekturzeichnungen sind erst für die Gotik erhalten (ab 1230: Reims, Siena, Villard de Honnecourt). Im allgemeinen berief sich der Architekt auf göttliche Eingebung (durch Vision oder Traum) oder archetypische Vorstellungen. "In mente conceptum" hiess eine stehende Formel.

 

Eine kulturgeschichtliche Kuriosität sind die sogenannten "Stiftermodelle". Es gibt etwa 100 Berichte oder Abbildungen von der römischen Kaiserzeit bis 1500

 

Seit  dem 6. Jahrhundert: Lustgärten

 

Seit Urzeiten sind Gärten Modelle: Abbilder oder Entwürfe des "Paradieses" oder Abbilder oder Entwürfe der "Welt". Derek Clifford (1962, 16) meint: "It is a world made to our own measure."

 

Ab dem 7. Jahrhundert sind grosszügig ausgestattete Teichgärten in Japan bekannt, die von reichen und meist adligen Grossgrundbesitzern nach chinesischem Vorbild entworfen wurden, und als Lustgärten dienten. Oft waren sie als Miniaturansicht der damals bekannten Welt nachgebildet und mit üppiger Pflanzenpracht ausgestattet.

 

Der Sassanidenfürst Chosru I. (oder Chosros I.; um 570) soll wunderbare Gärten bei seinen Lustschlössern in Persien gehabt haben (Hans Sarkowicz 1998).

 

Etwa zur gleichen Zeit wurden im arabischen Kulturraum (auch in Spanien unter den Mauren) der Bau von Gärten mit Blumen, Bäumen und Sträuchern sowie farbigen Fliesen, Wasserbecken und Fontänen gepflegt. Der heute noch beeindruckende Garten "Generalife" in Granada soll vor 1250 angelegt worden sein (Germain Bazin 1988).

 

In dem um 1230 geschriebenen "Roman de la Rose" beschreibt Guillaume de Lorris einen Traum-Garten, den "Garten der Freude". Das Werk wurde 40 Jahre später von Jean de Meun fertiggestellt. Im 15. Jahrhundert wurde er mehrfach reich illustriert.

 

Seither wurden immer wieder Gärten beschrieben:

·        Jean de Garlande (um 1230)

·        von Albertus Magnus ("de Vegetabilibus" 1257)

·        von Pietro de Crescenzi ("Ruralia commoda", 1306)

·        von Giovanni Bocciaccio im Dritten Tag des "Decamerone" (1348)

·        im "Ménagier de Paris" (1393)

·        von Leon Battista Alberti ("De re aedificatoria", 1450/60)

·        von Francesco Colonna ("Hypnerotomachia Poliphili", 1499)

 

Das erste deutsche Buch über "Lustgärten und Pflanzungen" erschien 1530 bei Egenolff in Strassburg und bei Steiner in Augsburg. Von grossem Einfluss war das Buch "Tutti l'opera architecttura" von Sebastiano Serlio (1537-1547).

 

Seit 1494 nannte man die nach Mustern schön gestalteten Gärten auf Englisch "knot gardens", seit 1579 auf Französisch "parterres" (Frank Crisp 1966, 65ff).

 

500-1500: Denkmodelle und Verhaltensanweisungen (Abb. 1b)

 

Einige wichtige Weltmodelle, Denkmodelle, Ideen, Ideale und Verhaltensanweisungen des Mittelalters - in Europa und Nahost - waren:

 

  • Wirtschaftsformen

    Feudalismus (Anfang 6. Jh.), Dreifelderwirtschaft (6. Jh.), Lehenswesen (merowingische Landschenkungen; Karl Martell 725), Städte (ab 1000), Sklavenhandel (Papst Urban II. 1095; Heinrich der Seefahrer 1441), Messen (12. Jh.), private Banken (1163), Franz von Assisi (Armut 1208), Haushalt (Walter de Henley 1250; Leon Battista Alberti 1444; auch Ökologie), Thomas von Aquin (Zinsverbot, Arbeitslehre, Eigentumstheorie 1270), Eigentumstheorie (Aegidius Romauns 1279), Geldwirtschaft löst Naturalwirtschaft ab, Geldtheorie (Nikolaus von Oresme 1350), öffentliche Banken (1401), Börse (1460/85 Antwerpen)

  • Ideale Lebensformen

    Heldenlied ( "Digenis Akritas", 10. Jh., "Ruodlieb" 1050, "Rolandslied" 1090; "El Cid" 1140; "Nibelungenlied 1200), "christlicher Ritter" (Bonizo 1090), Minne, höfisches Leben (Troubadourdichtung seit 1100), Dienst am Menschen (Franz von Assisi 1210), "Humanismus" (ab 1300: Dante, Petrarca, Boccaccio), "Della vita civile" (Matteo Palmieri 1438)

  • Politische Verfahren

    Volkssouveränität (Manegold 1085), "Domesday Book" (1086 in England: Grund-, Kataster- und Steuerbuch), Parlament (1265 in England); "freiwilliger Unterwerfungsvertrag" (Wilhelm von Ockham 1330)

  • Verhaltensanweisungen

    Benedikt von Nursia (529), Konstantin VII ("De ceremoniis" 950), Avicebron (1050), "Regimen sanitatis" (1050), Petrus Alfonsi (1120), Petrus Abaelard ("Ethica" 1136), Johannes von Salisbury (1159), Kleidermode (12. Jh.)

  • Weltmodelle

    Weltuntergang (999), Bernhard Silvestris (1148), Hildegard von Bingen (1180), Joachim de Fiore (1190), Sacrobosco (1220/30), Robert Grosseteste (Metaphysik des Lichts 1250), Konrad von Megenberg (1350), Nikolaus von Kues ("coincidentia oppositorum" 1438)

  • Wissenschaftlichkeit

    "Haus der Weisheit" (Bagdad 813), Gerbert (990), Nominalismus (Roscelin 1092; Wilhelm von Ockham 1330; Nicolaus d'Autercourt 1347), Trennung von Glauben und Wissen (Adelard von Bath und Wilhelm von Conches, vor 1150; Alfredus Anglicus 1217; Siger von Brabant 1270; Johannes Duns Sotus 1300), Universitäten (ab 1155: Bologna, Paris, Oxford), Erfahrung (Roger Bacon 1268; Petrus Peregrinus 1269), Platonische Akademie (1459)

  • Denkmodelle

    Schachspiel (500), Dialektik (Berengar von Tours 1050), "Sic et non" (Petrus Abaelard 1140), Kombinatorik (Raymundus Lullus 1303).

 

 

Ab. 1542: Modell im Französischen, Deutschen und Englischen

 

Ab 1542: "modello" gelangt ins Französische, Deutsche und Englische

 

Erst um 1550 Jahre kam das italienische Wort "modello"

als "modelle" oder "modèle" ins Französische,

als "Modell" ins Deutsche und

als "modell" oder "model" ins Englische,

wobei sich die Bedeutungsvielfalt rasch fast in die heutige Fülle ausweitete.

 

Der Fluss im Sprachgebrauch zeigt sich sehr schön im Englischen, wo für Modelle von Bauwerken, Maschinen und Landschaften seit Mitte des 16. Jahrhunderts "modell" und "model", seltener "moddel", aber auch "module" verwendet wurde; umgekehrt wurde Vitruvs modulus mit "module", "model" und "modulus" übersetzt.

Shakespeare gebrauchte “modle” (1597), “model” (1598, 1600), “modill” (1604) und “Modell” (1623) z. B. im Sinne von Architekturmodell (an architect's set of designs), Abbild (a person that is the likeness or "image" of another) und Gussform (mould).

 

Im Französischen gebrauchte man für Gussform auch “moule” und “mowle”.

 

Im Deutschen wurden für Architekturmodelle sowohl "Model" als auch "Modell" gebraucht. Die Bedeutung wurde rasch ausgeweitet auf Muster und Vorbild. Die Unsicherheit der Schreibweise, einmal mit einem l, einmal mit zwei l, hielt jedoch noch lange an.

 

Im Bereich der Mode (frz. "à la mode" oder "modo") ist im Deutschen bereits 1640 von "Modellen von Kleidern und Schuhen" die Rede. In den andern Sprachen scheint dies erst 200 Jahre später der Fall zu sein.

 

Die dazugehörigen Verben sind „modeler“ (frz., seit 1585: „rendre semblable“) und „modellare“ (it., 1598), im Englischen „modelize“ (1605) und „model“ (1625), im Deutschen „modellieren“ (siehe 1739 in Zedlers Lexikon).

 

Ab 1555: Geistige Entwürfe oder Formen als Modelle

 

Bemerkenswert ist, dass damals auch schon geistige Entwürfe wie die Reformation ("il modello di Martino Lutero" durch den Mönch Giacomo Moronessa 1555), Kopernikus' "new Theorick" (durch Thomas Digges 1576), Bacons "New Atlantis" (1627), Descartes "Discours"( durch ihn selbst und Huygens) sowie der "Teutschen Fürsten-Stat" des Kameralisten von Seckendorff (1656) als Modelle bezeichnet wurden.

Der Philosoph Pascal definierte in diesem Sinne Modell als: "ouvrage d'esprit ou action morale, dont on peut s'inspirer".

 

Die Konkurrenten des Modellbegriffs

 

Seit seiner "Geburt" stand der Modellbegriff in Konkurrenz zu zahlreichen anderen Begriffen.

Nikolaus Kopernikus hat weder in seinem "Commentariolus" (ca. 1515) noch in seinem Hauptwerk "De revolutionibus orbium coelestium" (1543) die Begriffe System und Modell verwendet. Doch schon im Titel des Hauptwerks kommt das Wort "Hypothese" vor. Schon 1540 sprach Joachim Rheticus vom "systema des Kopernikus"; 1576 schrieb Thomas Digges von den Modellen des Ptolemäus und Kopernikus.

 

Weitere hartnäckige Konkurrenten des Modellbegriffs sind seither "Theorie" (lat.: theorica), "Philosophie" (philosophia), "Traktat" (tractatus) und  "Prinzipien" (principia).

 

Weitere Konkurrenten des Modellbegriffs sind in anderer Perspektive „Repräsentation“, „Analogie“ und „Matpher“ – nicht zu vergessen: „Bild“, „Abbild“, „Abbildung“ und „Vorstellung“.

Seit etwa 1960 wurden diese Themen erneut diskutiert, am wenigsten Analogie, in steigendem Mass Metapher und Repräsentation. Bei letzterer wurde die Begriffsverwirrung bald so deutlich, dass man ab 1990 von einer „Krise der Repräsentation“ sprechen musste. Im englischsprachigen Raum entspann sich zusätzlich eine Diskussion über „imagery“ derart intensiv, dass man ab 1980 einen „pictorial turn“ oder „iconic turn“ diagnostizierte. Deutschland folgte zögernd mit dem Versuch einer „Bildwissenschaft“.

 

Der Mensch als "Vorbild"

 

Zeichnen nach einem menschlichen Modell wurde erst wieder in der Renaissance gewagt. Cimabue malte 1270 die "Gräfin X". Doch es vergingen noch über 100 Jahre, bis man es (1380/1400) wagte, nach dem nackten Körper (Akt) zu malen. Erst dreihundert Jahre später brauchte man dafür das Wort "modello" (it. 1672; ab 1800 auch: modella), "modelle" (frz. 1676), "model" (engl. 1691), "Modell" (dt. 1717).

 

In den Jahren 1953-54 malte Picasso 70 Bilder zum Thema "Der Maler und sein Modell".

 

Seit 1904 wird im Englischen für eine Frau, die Kleider vorführt („Mannequin“), die Bezeichnung „model“ verwendet, seit 1968 auch im Deutschen.

 

"Model" als Euphemismus für Prostituierte wird in England seit 1963 verwendet und kam bald auf den Kontinent. Im "Duden Fremdwörterbuch" von 1990 ist dieser Gebrauch verzeichnet.

 

 

Ab 1600: Der Gebrauch von Modellen in Wissenschaft und Unterricht

 

Modellexperimente

 

Seit Beginn der neuzeitlichen Wissenschaft, also seit etwa 1600 wird nicht nur der Begriff Modell häufiger verwendet, sondern man beginnt auch mit Modellexperimenten. Der Geistliche Simon Sturtevant schilderte 1612 in seiner Patentschrift "Metallica" die heuristische Verwendung von Modellen.

Die ersten Modellexperimente in den Wissenschaften werden den Holländern Simon Stevin und Cornelius Drebbel, dem Engländer William Gilbert (1600 mit seiner terrella, einer kleinen Eisenkugel als Erde), dem Italiener Galileo Galilei (1638 in den "Discorsi" Experimente zur Balkenbiegung) sowie dem Deutschen Otto von Guericke (1663 Versuche mit den Magdeburger Halbkugeln) zugeschrieben.

Seit 1600 wurden in England, bald auch in Holland, Frankreich und Russland Schiffsmodelle zu Versuchszwecken gebaut.

 

Anschauungsunterricht

 

Etwas vom wichtigsten beim Modell sind Anschaulichkeit. Manipulierbarkeit und Verbesserungsfähigkeit. Keiner hat das schöner ausgedrückt als der grosse "uomo universale" der Renaissance, Leon Battista Alberti.

Aber erst im Barock wurden seine Ideen aufgenommen. Campanella stellte in seinem "Sonnenstaat" (1602 resp. 1623) ein Reformprogramm für die Erziehung auf, das massgeblich auf der Verwendung von Modellen beruht. Bacons "New Atlantis" (1624 geschrieben) bringt ähnliches.

Der grosse Pädagoge Jan Comenius betonte in seiner "Böhmischen Didaktik" wie in seiner "Grossen Didaktik" (1633-38; ersch. 1657) den stets verbesserungsfähigen Vorbildcharakter von Modellen und propagierte den Anschauungsunterricht.

 

Vermutlich gab es damals für den Unterricht Modelle mit Schnüren und Drähten, aus Karton oder Gips für geometrische Körper. Jedenfalls werden solche in Christian Wolffs "Mathematischem Lexikon" (1734) erwähnt (vgl. Gerd Fischer 1986). Zu dieser Zeit gab man sogar im Mathematikunterricht Anweisungen zum Modellieren anhand der fünf Platonischen Körper.

 

Der Gebrauch von hydrodynamischen Analogien

 

Im Zug der "Mechanisierung des Weltbildes" kamen vor allem hydrodynamische Analogien auf. So standen bei William Harveys Entdeckung des Blutkreislaufs hydraulische Vorstellungen Pate (1616).

Auch Descartes wurde von den Wasserbaukünsten seiner Zeit zu Bildern angeregt. Giovanni Borelli verwendete seit 1666 ebenfalls gerne Analogien aus der Hydrostatik; er erfand die Iatromathematik oder Iatrophysik, eine Vorstufe der Biophysik.

Ob sich François Quesnay für sein Modell des Wirtschaftskreislaufs (1758) vom Blutkreislauf oder von der Hydrodynamik inspirieren liess, ist umstritten.

In der Physik des Elektromagnetismus seit 1820 (Faraday, Gauss, Maxwell) wurden hydrodynamische Analogien zuhauf gebraucht.

 

Ganzheitliches Denken: Der Organismus als Analogie

 

Doch auch Analogien in die umgekehrte Richtung sind möglich. Nicht minder beliebt war der (freilich: idealisierte) Organismus als Modell für soziale und wirtschaftliche Gebilde, manchmal auch fürs Weltall.

Der englische Staatsmann und Philosoph Thomas Hobbes verglich den Staat (1651) mit einem "künstlichen Menschen".

 

Die Romantiker (Adam Müller 1809; Franz von Baader 1832)  waren von einem naturphilosophischen Organismusbegriff inspiriert. Der prominenteste Vertreter des Organismusdenkens im 19. Jahrhundert war Albert Schäffle. Die extremen Formulierungen seines Hauptwerks "Bau und Leben des sozialen Körpers" (1875-78) hat er in der zweiten Auflage (1896) abgeschwächt. Man kann ihn als Vorläufer des Systemdenkens betrachten.

 

 

19. Jahrhundert: Realität, Anschauung und Theorie in Mathematik und Naturwissenschaften

 

Tiere als Ersatz für Menschen

 

Lamettries "L'homme machine" (1748) brachte tierpsychologische Forschungen in Gang, und die Tierversuche des Universalgelehrten Albrecht von Haller (1750) legten den Grundstein für die Neurobiologie.

Seit etwa 1820 (François Magendie) wurden regelmässig Experimente mit Tieren angestellt. Pierre Flourens, Professor für vergleichende Anatomie in Paris, entfernte nach der Exstirpationsmethode vor allem bei Tauben und Hunden bestimmte Hirnteile und beobachtete danach die Leistungsausfälle (1824).

Bereits 1831 stellte der Neurologe und Physiologe Marshall Hall Richtlinien für Experimente mit Tieren aufgestellt. Die ersten Untersuchungen an isolierten Herzen fanden 1846 statt. Und schon regten sich die ersten Proteste gegen Vivisektion (Evalyn Westacott 1949).

Kenneth Joel Shapiro kam 1998 zum Schluss, dass die Untersuchung von Tieren wenig hergibt für das Verständnis des Verhaltens von Menschen.

 

Samples als Ausschnitte aus der Gesellschaft

 

Schon William Petty hatte 1655-56 die erste soziographische Untersuchung angestellt und bald darauf die "Politische Arithmetik" begründet. Erste statistische Arbeiten stammen ebenfalls aus der Zeit um 1660.

Doch erst sein etwa 1740 - als sich die ersten Folgen der Industrialisierung zu zeigen begannen - kümmerte sich die Wissenschaft vermehrt um die Probleme der einfachen Bevölkerung. Die Engländer David Davies und Sir Frederick Morton Eden verwendeten um 1795 bereits eine Art von Fragebogen.

Bereits soziale Experimente mit repräsentativem Anspruch führten seit 1800 die sogenannten utopischen Sozialisten wie Charles Fourier (1804-1836: "Phalanstère", davon inspiriert ab 1841-46: Brook Farm Kolonie in Massachusetts), Robert Owen (1824-27: "New Harmony") und Louis Blanc (1840: Produktivgenossenschaften) durch.

Zu den Pionieren der empirischen Sozialforschung gehören die Mitglieder der "Royal Commissions" von 1825, deren Bemühungen im Gesetz für Fabrikinspektion von 1833 gipfelten. Ihre Forschungsergebnisse wurden noch von Marx und Engels benützt.

Seit etwa 1840 gehören Sozialenquêten in vielen Ländern zur Tagesordnung.

 

Der Journalist Henry Mayhew wandte 1851 bereits Mittel des "nondirective interviews" an. Der Bergbauingenieur Frédéric Le Play verfeinerte 1855 die "Beobachtungsmethode".

1895 präsentierte der Norweger Anders N. Kiaer die "repräsentative Methode" erstmals der Öffentlichkeit. Er verwendete später viele repräsentative Samples als Grundlage für Statistiken, besonders in Bezug auf Einkommensverhältnisse. In England wandte Sir Arthur L. Bowley 1912-14 erstmals das Stichprobenverfahren (random sample) an.

 

1790-1880: amerikanische Patent Models

 

Das amerikanische Patentsystem lehnt sich, wie das Rechtssystem, an englische Verfahren an. Präsident George Washington unterzeichnete das erste Patentgesetz 1790. Bis 1880 mussten sämtliche schriftlichen Eingaben für ein technisches Gerät an das Patent Office nicht nur von einer Zeichnung, sondern auch von einem Modell begleitet sein. Bekannte Beispiele sind Waschmaschinen, Klärgruben oder Alarmanlagen gegen Einbrecher (William and Marlys Ray 1974; American Enterprise 1984; Icons of Invention 1990).

Feuer im Patentamt 1836 und 1877 zerstörten über 80 000 Modelle, doch 150 000 blieben übrig als man aus Platzgründen den Zwang zur Einreichung eines Modells abschaffte. Heute verlangt das Amt nur noch ein Modell, wenn der Gesuchsteller beweisen muss, dass seine Erfindung auch funktioniert.

Heute gibt es mehrere öffentliche und private Sammlungen solcher Patentmodelle, z. B. bei der Smithsonian Institution oder der N. E. C. Group, Inc.

 

Naturwissenschaften seit 1840

 

Ab etwa 1840 ergab sich eine weiter Differenzierung des Modellbegriffs. Einerseits wurde er für massenweise hergestellte industrielle Produkte gebraucht (David S. Landes, 1968), anderseits spielte er in der Physik eine neue Rolle.

 

Es heisst, die moderne Modelldiskussion beginne 1840 mit der von Kant beeinflussten Untersuchung des Cambridger Professors William Whewell "The Philosophy of the Inductive Sciences". Gleichzeitig setzte in den Naturwissenschaften eine zweite Welle der Veranschaulichung ein. Dafür wurden Begriffe wie Bild, Illustration, Vorstellung, Analogie, usw. verwendet. 1855 wollte der Schotte James Clerk Maxwell ein "geometrical model" der physikalischen Kräfte geben. Im Deutschen taucht der Begriff "Modell" in der Physik erst ab 1879 mit den Übersetzungen von Maxwells Schriften auf.

 

Reale Veranschaulichungen der Theorie durch Apparate bauten seit den 1870er Jahren insbesondere der Engländer Oliver Lodge (der sich später auch der Untersuchung parapsychologischer Phänomene widmete) und der Ire George Francis Fitzgerald. Im Herbst 1892 führte die Deutsche Mathematiker-Vereinigung in München davon eine Ausstellung durch. Der umfangreichen "Katalog mathematischer und mathematisch-physikalischer Modelle, Apparate und Instrumente" (hrsg. von Walther Dyck 1892) erschien mit einem Vorwort von Ludwig Boltzmann.

Schon 1893 machte sich der französische Physiker Pierre Duhem in einem Aufsatz über die Bemühungen seiner englischen Kollegen, insbesondere von William Thomson, lustig. Er brachte eine auf 70 Seiten erweiterte Fassung davon als 4. Kapitel in seinem legendären Werk "La théorie physique - son objet et sa structure" (1906; dt. 1908). Wesentlich verständnisvoller für diese Bemühungen zeigte sich der österreichische Physiker Paul Ehrenfest in einem Nachruf auf seinen Lehrer Ludwig Boltzmann (1906).

 

Mit der ersten Theorie der "dynamischen Modelle" brachte Heinrich Hertz 1894 den Modellbegriff explizit in die deutsche Fachsprache der Naturwissenschaft ein.

 

Ein weiterer Schotte, Archibald Couper, führte 1858 in die Chemie die graphische Darstellung durch die Strukturformel mit den Valenzstrichen ein. Der deutsche Chemiker August Kekulé baute zur selben Zeit "aus einem unwiderstehlichen Bedürfnis nach Anschaulichkeit" aus Kugeln und Drähten Atom- und Molekülmodelle.

 

Ebenfalls zu dieser Zeit wandten sich viele Mathematiker, darunter Julius Plücker und  Ernst Eduard Kummer, der plastischen Modellierung komplizierter mathematischer und geometrischer Kurven und Körper zu. Gerd Fischer (1986) hat zwei rechhaltige Bildbände davon herausgegeben.

 

Wie sehr suchte William Thomson (Lord Kelvin) nach Modellen?

 

Generationen von Wissenschaftshistorikern und -theoretikern haben folgende Sätze von Sir William Thomson, später Lord Kelvin, zitiert:

"I never satisfy myself until I can make a mechanical model of a thing. If I can make a mechanical model, I can understand it. As long as I cannot make a mechanical model all the way through I cannot understand; and that is why I cannot get the electro-magnetic theory… I can get a model in plain dynamics, I cannot in electro-magnetics."

 

Diese Sätze stammen vom Anfang der letzten der 20 Vorlesungen, die Thomson im Oktober 1884 an der Johns Hopkins Universität in Baltimore gehalten hat. A. S. Hathaway machte davon eine stenographische Niederschrift. Davon erschien im Dezember desselben Jahres ein "papyrograph volume". Die sofort von Thomson in Angriff genommene Revision der Texte nahm fast 20 Jahre in Anspruch.

Erst im Jahre 1904 erschien die Buchausgabe der "Baltimore Lectures on Molecular Dynamics and the Wave Theory of Light". Mehrere Vorlesungen hatte er mittlerweile ergänzt, Nummern 16-20 in den Jahren 1901-03 völlig neu geschrieben. Daher fehlen die oben zitierten Sätze.

Man kann sich also fragen, ob es fair war, über Jahrzehnte die stenographischen Notizen zu zitieren und die gedruckte Version von 1904 zu verleugnen.

Die 20 Vorlesungen wurden erst 1987 von Robert Kargon und Peter Achinstein "in their original form" herausgegeben. Hier finden sich die zitierten Sätze auf Seite 206.

 

"Ebenen" von Modellen in Mathematik und Naturwissenschaften (Abb. 2)

 

Wenn wir die Bemühungen der Mathematiker und Naturwissenschafter des 19. Jahrhunderts zusammenfassen wollen, empfiehlt es sich, sechs "Ebenen" ihres Zugangs zu den Sachen zu unterscheiden:

 

·        1. Als Ausgangspunkt oder "Objekte" mögen dienen: einerseits mathematische Ideen oder Idealgebilde, anderseits die "Realität", also physikalische und chemische Objekte und Vorgänge.

·        2. Der Bereich der Gleichungen und Formeln, Gesetze und Axiome, welche bezüglich der Erscheinungen und Strukturen der ersten Ebene aufgestellt werden.

·        3. Die Ebene der "gedachten Bilder" oder hypothetischen Konstruktionen

·        4. Diese "Bilder" können als graphische Darstellungen zu Papier gebracht werden.

·        5. Die Ebene der dreidimensionalen, materiellen Veranschaulichung dieser "Bilder".

·        6. Die Ebene der Theorien.

 

Leider haben viele namhafte Physiker für grosse Verwirrung gesorgt, weil sie sowohl Gebilde der Ebene 2 (z. B. Axiome oder aber Analogien) als auch Gebilde der Ebenen 3 und 6 als "Modell bezeichnet haben. Allen voran hierin ging kein Geringerer als Ludwig Boltzmann seit etwa 1890.

 

 

1. Hälfte des 20. Jahrhunderts: Fast Funkstille für Modell in der Physik

 

Erstaunlicherweise fristet nach 1900 der Modellbegriff - abgesehen vom "Atommodell", der Lernpsychologie (um 1930) und Ökonometrie - fast ein halbes Jahrhundert nur noch ein Mauerblümchendasein.

Die meisten Autoren in der Physik wissen nicht viel damit anzufangen und verwenden ihn gar nicht (z. B. Norman Robert Campbell 1920) oder sie erwähnen nur kurz die materiellen Modelle von Maxwell, Thomson und Boltzmann (z. B. Paul Volkmann 1910; Abram Cornelius Benjamin 1937).

 

Philipp Frank (1928), James Jeans (1933) und Pascual Jordan (1936) machten sich Gedanken über die Anschaulichkeit in der Physik (auch Viktor A. Stoff 1969, 287-298).

 

Für Hermann Weyl (1927) gehört der Modellbegriff allein in den Bereich der Logik.

Immerhin meinte im gleichen Jahr der Physiker Percy W. Bridgman (1927, 53): "I believe that the model is a useful and indeed inescapable tool of thought, in that it enables us to think about the unfamiliar in terms of the familiar."

 

Öfters wurde versucht, stattdessen die Begriffe "Symbol" (z. B. Abram Cornelius Benjamin) oder "Ikon", "Isomorphie" und "Analogie" (z. B. Norman Robert Campbell) einzuführen und zu präzisieren.

 

Mary Brenda Hesse hat 1963 literarisch versucht, einen Gegensatz zwischen den Anhängern von Pierre Duhem (1906) und Campbell (1920) zu konstruieren, doch dies überzeugt nicht, weil gar keine derartige Auseinandersetzung stattfand.

 

Einen für die Physik recht ungewöhnlichen Gebrauch des Wortes Modell machte Albert Einstein. 1930 verkündete er ("Mein Weltbild") in einer Ansprache: "Ich glaube noch an die Möglichkeit eines Modells der Wirklichkeit, d. h. einer Theorie, die die Dinge selbst und nicht nur die Wahrscheinlichkeit ihres Auftretens darstellt."

 

 

Bildhaftes Denken ist sehr umstritten

 

Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts ist von einem starken Gegensatz geprägt.

Auf der einen Seite traten die Würzburger Denkpsychologen und die Behavioristen als Bilderstürmer in Erscheinung, anderseits brach ein richtiger Kreativitätsfimmel aus, in dessen Gefolge auch über Imagination und Genie geforscht wurde.

 

Es ist nicht mehr schick, von bildhaftem Denken zu sprechen

 

Seit 1901 stellten der Philosoph und Psychologe Oswald Külpe und seine Studenten in Würzburg die bisherigen Thesen über das symbolische Erkennen und bildhafte Denken in Frage. Wilhelm Wundt protestierte aufs heftigste, und es entspannte sich in den Jahren 1907-09 eine Kontroverse, welche im Endeffekt zu einer Diskreditierung der introspektiven Methode führte - obwohl Wundt im Unrecht war.

Den Todesstoss für das anschauliche Denken führte 1913 John Broadus Watson, indem er das Programm des Behaviorismus vorstellte.

Von "mental imagery" zu reden, war von da an in gewissen Kreisen bis etwa 1960 verpönt.

 

Auch die Analytische Philosophie und später der Logische Empirismus, welche bald den ganzen angelsächsischen Raum beherrschten und die Sprache als das tragende Medium des Denkens betrachteten, bestritten die traditionelle Auffassung, dass sich die sprachliche Bedeutung von "Bildern im Gehirn" herleite.

 

Dennoch psychologische Forschungen im Bereich imagery und creativity

 

Das Gegengewicht zur Würzburger Schule und zu Watson bildeten die Bücher der beiden Franzosen Théodule Ribot ("L'imagination créatrice" 1900) und Henri Bergson ("L'évolution créatrice" 1907). Sie lösten einen wahren Boom von Untersuchungen über mental und visual imagery und imagination sowie über creativity, Schöpferkraft und Genie aus.

 

Mit den Untersuchungen von Denken, Vorstellen und Kreativität waren oft auch Studien zum Problemlösen verbunden. Die ersten Impulse gingen auch hier von der Würzburger Schule aus. Hernach ging es international weiter mit den Engländern Charles Spearman (1904) und William McDougall (1910), den Deutschen Karl Bühler (1907/8) und Otto Selz (1913), dem Franzosen Henri Poincaré (1908), dem Amerikaner John Dewey (1909) und dem Wiener Sigmund Freud (1911).

 

Forschungen über Orientierungspläne im Gehirn

 

Eine wichtige experimentelle Untersuchung über das Denken legte 1924 die amerikanische Psychologin Edna Heidbreder vor. Mehr als zwanzig Jahr später (1946; 1947) veröffentlichte sie interessante Forschungsberichte über das "Konzeptlernen".

 

Der amerikanische Psychologe Edward Chace Tolman studierte das Verhalten von Ratten im Labyrinth und entwickelte auf Grund seiner Beobachtungen eine systematische Lerntheorie. Er vertrat die Auffassung, diese Tiere schüfen sich ein Bild des Labyrinths, in dem sie sich bewegten, eine Art innere Landkarte ("cognitive map", vgl. 1948), eine interne Repräsentation der geometrischen Beziehungen wichtiger Punkte in der Umgebung des Tieres..

 

Erste Berichte über "higher mental processes in animals" und "'insight' in rats" veröffentlichte er bereits 1927 resp. 1930. Sein Wälzer "Purposive Behavior in Animals and Men" (1932) erreichte mehrere Auflagen.

 

Der englische Experimentalpsychologe Frederick Charles Bartlett berichtete in seinem Buch über "Erinnern" (1932) über den Einfluss sozialer Faktoren auf das Gedächtnis. Die meisten Untersuchungen hatte er bereits im Ersten Weltkrieg (1916; 1921) gemacht.

Statt sinnlose Silben verwendete er "sinnvolles" Material. Dabei zeigte sich, dass die Versuchspersonen dieses nicht nur reproduzierten, sondern im Lichte vergangener Erfahrungen neu ordneten. Das bezeichnete Bartlett als "schema" oder "conceptual model".

 

Im Bereich der psychologischen Forschung führte Tolman 1932 die "intervenierende Variable" ein. Im weiteren  sprechen die Psychologen von "hypothetischen Konstrukten" (Kenneth MacCorquodale, Paul Everett Meehl 1948) und "persönlichen Konstrukten" (George Alexander Kelly 1955).

 

Ab 1960 Aufschwung der Forschung über "imagery"

 

Um 1960 ergab sich wie am Anfang des Jahrhunderts eine paradoxe Situation: Einerseits breitete sich der sogenannte "kognitive" Ansatz in Psychologie, Anthropologie (Ethnologie) und Ethologie rasch aus, anderseits stürzte sich die Forschung geradezu auf "imagery" und "mental images" und holte auch Metapher und Analogie aus der Versenkung.

Wichtige Werke stammten von Alan Richardson (1969) und Allan Paivio (1971).

Nach 1980 gab es kein Halten mehr. Von 1990 bis 2000 wurden über 200 von Studien über "imagery" und einige wenige über "mental representation" veröffentlicht.

Eine Standortbestimmung im Jahre 2000 bot Michel Denis (2000), und der Altmeister der Sprach- und Denkphilosophie Jerry Alan Fodor warnte: "The mind doesn't work that way!"

 

Erforschung der Metapher

 

Die Erforschung von Metaphern hatte mit Friedrich Brinkmann (1878) begonnen und sich rasch ausgebreitet. Doch auch seit 1900 blieben die Untersuchungen der Metapher ausserhalb von Theologie, Rhetorik und Literatur spärlich.

Die zwei wichtigsten Arbeiten erschienen vom Psychologen Heinz Werner über "die Ursprünge der Metapher (1919) und von Martin Foss: "Symbol and metaphor in human experience" (1949).

 

Nach einem Strohfeuer von 1960 bis 1966 blieb es wieder ruhig. Die Erforschung der Metapher setzt im grossen Stil erst mit dem Sammelband von Andrew Ortony ("Metaphor and thought" 1979) und dem Bestseller von George Lakoff und Mark Johnson "Metaphors we live by" (1980) ein. Eine Fülle von Studien aller Art entstand, insgesamt mehrere hundert bis 2000.

 

Erforschung der Analogie

 

Mit Kant und Goethe ist der Analogiebegriff um 1800 wieder interessant geworden.

Als einer der ersten hatte William Stanley Jevons ("The principles of science" 1874) den Gebrauch der Analogie in der Wissenschaft untersucht.

1902 diagnostizierte Ernst Mach "Die Ähnlichkeit und die Analogie als Leitmotive der Forschung". Ein Jahr zuvor hatten Albert Thumb, Karl Marbe im Rahmen der Pionierarbeiten zur Denkpsychologie an der Universität Würzburg "Experimentelle Untersuchungen über die psychologischen Grundlagen der sprachlichen Analogiebildung" angestellt.

 

Einsam auf weiter Flur blieben die weiteren Studien über die Analogie von Harald Höffding (1905, 1924), Scott Milross Buchanan (1932), S. T. Cargill (1947) und Maurice Dorolle (1949).

Lothar von Strauss und Torney (1936), Rudolf Seeliger (1948), Werner Theis (1951) und Joseph Turner (1955-56) untersuchten in kürzeren Beiträgen den Analogiebegriff in der Physik.

 

Auch von 1960 bis 2000 blieben die Forschungen über Analogie spärlich. Erst die Impulse der Dreifachtitel von William Hilton Leatherdale "Analogy, model, metaphor" (1974) sowie von Danielle und George Arthur Mihram mit "The role of models, metaphors and analogy" (1974) gaben der Forschung etwas Schwung.

Freilich ist das Interesse erst seit Nancy J. Nersessian (1988), Rom Harré (1988) und Kenneth J. Gilhooly (1990) öffentlich geworden.

 

 

20. Jahrhundert: moderne Logik, Robotik, Ökonomie und Sozialwissenschaften, Computer, Wissenschaft

 

Seit 1915: Erweiterung in der modernen Logik

 

Eine erneute Ausweitung erfuhr der Modellbegriff durch den Wiener Philosophen Ludwig Wittgenstein (1921) und den deutschen Mathematiker Hermann Weyl (1927). In den 30er Jahren nahmen die Logiker (Rudolf Carnap 1934ff; . Morris Raphael Cohen und sein Schüler Ernest Nagel 1934, Alfred Tarski 1935 und 1935/36) den Modellbegriff schliesslich als "Erfüllung" von axiomatischen Systemen und formalisierten Theorien auf.

Im Historischen Wörterbuch der Philosophie lesen wir ganz genau: "'Modell' heisst in der Logik ein System aus Bereichen und Begriffen, insofern es die Axiome einer passend formulierten Theorie erfüllt."

Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich eine ausgedehnte Modelltheorie in der Logik, Semantik und Mathematik. Einer der ersten Aufsatztitel in diesem Bereich, in denen der Ausdruck "theory of models"" vorkommt, stammt von Alfred Tarski (1954/55). Eine erste Einführung in diese Modelltheorie gab 1963 Abraham Robinson.

 

In einem Anhang zum Symposiumsbericht von John W. Addison et al. (1965, 442-492) sind in einer "Bibliography of the theory of models" bereits über 940 Literaturangaben zusammengetragen. An einem Symposium zu Ehren Alfred Tarskis im Sommer 1971 in Berkeley referierten Robert L. Vaught (1974) und Chen Chung Chang (1974) über die Geschichte dieser Art von Modelltheorie von 1915-1971 mit viel Literaturangaben.

 

Seit 1920: elektrische und elektronische Roboter

 

Inspiriert von Karel Capeks Theaterstück "R. U. R." (1920) wurden seit 1924 zahlreiche sogenannte "Roboter" gebaut; sie trugen Namen wie "Televox", "Eric", "Alpha", "Sabor" oder "Elektro". In den 1930er Jahren hatte jeder Jahrmarkt und jede Ausstellung, die etwas auf sich hielt, ihren eigenen, oft überlebensgrossen Roboter.

Den ersten wissenschaftlichen Roboter baute 1938 der Amerikaner Thomas Ross. Es war eine kleine Maschine, die wie eine Maus, durch Versuch und Irrtum lernend, den Weg aus einem Irrgarten herausfand.

Seither ist das Basteln mit "lebensähnlichen" Maschinen bei den Forschern beliebt. Legendär wurden die elektronischen Schildkröten "Elmer" und Elsie" des amerikanisch-englischen Gehirnforscher William Grey Walter (1948), der "Homöostat" des Engländers W. Ross Ashby (1948) und die "machina labyrinthea" des Amerikaners R. A. Wallace (1952).

Das erste komplette Robotersystem mit Sensoren und optischem Wegfinder wurde 1968 am Stanford Research Institute entwickelt und hiess "Shakey". Er wurde 1971 für andere Aufgaben erneut gebaut.

Elektronisch gesteuerte Industrieroboter sind seit 1960 im Einsatz.

 

Seit 1930: Mathematische Behandlung ökonomischer Fragen

 

Wichtige mathematische Behandlungen ökonomischer Fragen boten in den 1930er Jahren neben Ragnar Frisch und Jan Tinbergen unter anderen John von Neumann (1938; ursprünglich 1932), Michal Kalecki (1935), Victor Edelberg (1936; 1936), James E. Meade (1936), John Richard Hicks (1937), Roy F. Harrod (1939) und Paul A. Samuelson (1939). Schon 1938 sprach man – neben „Keynes’ model“ - von „Kalecki’s model“, und zwei Jahre später bot Nicholas Kaldor eine Erweiterung. Daher sprach 1946 Vittorio Marrama vom „Kalecki-Kaldor model“.

In den Jahren 1948/49 zerpflückte William Jack Baumol die Modelle von Harrod und Samuelson. John Richard Hicks (1949) zerpflückte ebenfalls Harrods „Dynamische Theorie“; Sidney S. Alexander folgte 1949/50. Merkwürdigerweise sprach Baumol in der Folge nicht vom Harrod-Samuelson-Modell, sondern vom Harrod-Domar-Modell (1952).

Bereits seit 1940 spricht man vom „Hicksian model“, seit 1951 vom „Hicksian IS-LM diagram“ seit 1963 vom „Hicks IS-LM“ und seit 1968 vom „Hicksian IS-LM model“. Es wurde 1962 von Robert Mundell und Marcus Fleming erweitert.

 

Die Bezeichnung „ökonometrische Modelle“ finden wir bereits bei Victor Edelberg (1936). 1941 doktorierte Sami Semsiddin Tekiner an der Cornell Universität über „dynamische ökonomische Modelle“.

1944 sprach Leonid Hurwicz von „Haavelmo’s model“, „Koopman’s model“ und „Samuelson’s system“. Seit 1941spricht man von vom „Leontief system“, seit 1943 von „Leontief’s model“, seit 1950 von „Leontief’s input-output model“.

 

Seit 1944: verfeinerte Modelle in der Ökonomie, neue Modelle in anderen Wissenschaften

 

Seit dem Zweiten Weltkrieg wurden die Modelle in der Ökonometrie verfeinert durch Leonid Hurwicz, Tjalling C. Koopmans; Lawrence Robert Klein; Robert W. Solow.

Neue Gebiete waren

  • Entscheidungs- und Risikotheorie (Herbert Alexander Simon, Abraham Wald, Leonard J. Savage; Ward Edwards; Kenneth Joseph Arrow, Robert McDowell Thrall, Clyde H. Coombs),

  • Spietheorie (John von Neumann und Oskar Morgenstern, Melvin Dresher, Martin Shubik) und

  • Börsentheorie (Harry M. Markowitz, James Tobin).

Eine mathematische Behandlung der Lerntheorie versuchten William Kaye Estes, Robert R. Bush und Frederick Mosteller.

 

Seit seiner Dissertation 1950 publizierte Patrick Suppes Dutzende von Beiträgen zu Fragen der Modelle und Wissenschaft. Sammelbände davon erschienen 1969 und 1993.

 

Die weiteren Pioniere der ersten Stunde bilden eine internationale Vielfalt. Dazu gehören Ernest Hirschlaff Hutten, Mary Brenda Hesse, Karl Wolfgang Deutsch und Herbert Alexander Simon sowie Evert Willem Beth, John G. Kemeny, Georg Kreisel, Abraham Robinson und Chen Chung Chang.

 

Seit 1950: Simulation und Modellierung

 

In den frühen 1950er Jahren fing man mit Simulationen auf dem Computer an. Man versuchte für die unterschiedlichsten Vorgänge mathematische, statistische oder stochastische Modelle einzuführen und sprach von "system simulation", und die AIIE (American Institute of Industrial Engineers) hielt 1958 in Baltimore ein erstes Symposium dazu ab. Immer wieder wichtig Impulse kamen in den 50er und 60er Jahren von der RAND-Corporation in Santa Monica, einem Think Tank, der auch bedeutende Beiträge zur "Systemanalyse" lieferte.

Ende der 70er Jahre zählte Per Holst in einer Bibliographie der Literatur zu "Computer Simulation" (1979) bereits über 6000 Titel.

Parallel dazu liefen Bemühungen, für wirtschaftliche, biologische und psychische Vorgänge "mechanische Modelle" zu finden (N. F. Morehouse et al. 1950; O. J. M. Smith, H. F. Erdley 1952; Arnold Tustin 1953; Donald E. Broadbent 1957).

 

Der Begriff "Modellierung" taucht etwas später auf, einerseits im Russischen (und den ostdeutschen Übersetzungen), anderseits im Englischen (Eric John Barker 1954; N. L. Irvine, L. Davis 1955; Herbert A. Simon 1961; Kenneth M. Sayre 1963; Richard F. Reiss 1964; George Jiri Klir, Miroslav Valach 1966; Francis F. Martin 1968).

 

Seit 1960: Eine Revolution - Computer-aided Design (CAD)

 

Seit etwa 1960 werden viele liebgewordenen Techniken des Entwurfs und Konstruierens von Modellen für Gebäude, Schiffe oder Automobile, elektrische Schaltkreise oder Spritzgussformen ersetzt durch Computer-aided Design (CAD).

Dieses rechnergestützte Entwerfen und Konstruieren wurde zuerst im militärischen Beriech der US-Raumfahrt vorangetrieben und später auch dem öffentlichen Bereich zugänglich gemacht.

1964 entwickelte IBM den ersten CAD-Computer, das "System 2250". Eine erste allgemeine Einführung erschien 1968 von Charles Russell Mischke.

 

 

Fazit für die Modellbetrachtung

 

"Model Muddle"

 

Trotz des programmatischen Titels "Models" ist der Sammelband mit 18 Aufsätzen des Philosophen Max W. Wartofsky aus den Jahren 1953-1978 enttäuschend. Die mechanischen Modelle von Maxwell und Lord Kelvin, mit der Kritik von Duhem, werden auf einer einzigen Seite erwähnt.

Wie viele andere ist ihm mit dem Modellbegriff überhaupt nicht wohl und er sprach daher 1966 von einem "model muddle" (1979, 1). Seine Lösung lautet: "I propose to collapse the distinction between models, theories, analogies, and to take all of these, and more besides, as species of the genus representation; and to take representation in the most direct sense of image or copy."

Das kommt - mit der Verwischung aller Differenzierungen - einer Bankrotterklärung gleich.

 

Eine ausgereifte "Allgemeine Modelltheorie legte der Mathematiker Herbert Stachowiak 1973 vor. Sie fand nicht die notwendige Beachtung.

 

In einem kurzen Beitrag über Modelle in der Physik behauptet Brigitte Falkenburg (1997, 28), der Modellbegriff werde von der empiristisch orientierten Wissenschaftstheorie "nicht als etwas Eigenständiges aufgefasst, sondern als ein Derivat des formalen Theoriebegriffs: Modelle sind demnach abstrakte mengentheoretische Darstellungen von Sätzen einer axiomatischen Theorie, die wiederum konkrete empirische Repräsentationen haben können."

Brigitte Falkenburg verwendet einen andern Modellbegriff. Es scheint sich aber um Phasen auf dem Weg zu fertigen Theorien zu handeln. Denn der Alltag physikalischer Grundlagenforschung besteht "in der Suche nach fundamentalen Theorien auf der Basis inkohärenter Prinzipien und Modelle" (38).

 

Darüber berichten Mary S. Morgan und Margaret Morrison unter der einprägsamen Formel "Models as Mediators" (1999). Doch schon in der Einleitung (1999, 8) bekennen sie nach 10 Jahren intensiven Diskussionen in Kollegenkreisen:

"We have very little sense of what a model is in itself and how it is able to function in an autonomous way."

 

Woran können wir uns denn heute halten?

 

Modelle dienen der Wissenschaft und der Technik

 

Brigitte Falkenburg und Susanne Hauser eröffnen ihr Editorial zu ihrem Sammelband über "Modelldenken in den Wissenschaften" (1997) mit den Sätzen:

"Bei aller inhaltlichen und methodologischen Uneinheitlichkeit weisen die heutigen Natur- und Kulturwissenschaften eine bemerkenswerte Gemeinsamkeit auf: Die Modellbildung spielt in ihnen eine prominente Rolle.

Modelle sind konstitutiv für wissenschaftliche Erkenntnis; sie sind neben hermeneutischen Methoden wohl die wichtigsten Werkzeuge zur Erschliessung der Gegenstandsbereiche der Einzelwissenschaften."

 

Ganz ähnlich behaupten Margaret Morrison und Mary S. Morgan (1999, 10):

"Models are one of the critical instruments of modern science. We know that models function in a variety of different ways within the sciences to help us learn not only about theories but also about the world."

 

Für den Bereich Technik schreibt George A. Hazelrigg (in Carl W. Hall: Laws and models. 2000, viii):

"A model is an abstraction of reality ... It is only through models, and especially inferences of cause and effect, that we gain an understanding of nature ... In engineering we use models to combine disparate elements of knowledge and data to make accurate predictions of future events."

 

 

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2. vollständig umgearbeitete und erweiterte ed. 1910 (Abschnitte „Physikalische Analogie“, 87-89, „Mechanische Analogie“, 89-91, und „Mechanische Modelle. Mechanical Illustration“, 94-97).

Martin Warnke: Bau und Überbau. Frankfurt: Syndikat 1976, 2.ed. 1979; als Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft Nr. 468, 1984.

Max W. Wartofsky: Models. Representation and the Scientific Understanding. Dordrecht: Reidel 1979.

Evalyn Westacott: A Century of Vivisection and Antivivisection. A study of their effect upon science, medicine and human life during the past hundred years. Ashingdon, Essex: C. W. Daniel 1949.

Hermann Weyl: Philosophie der Mathematik und Naturwissenschaften. Handbuch der Philosophie, Band 2, München und Berlin: Oldenbourg 1927, A1-162.

Hayden V. White: Tropics of discourse. Essays in cultural criticism. Baltimore, Md.: Johns Hopkins University Press 1978, 4. ed. 1990;
dt.: Auch Klio dichtet oder Die Fiktion des Faktischen. Studien zur Tropologie des historischen Diskurses. Stuttgart: Klett-Cotta 1986, Reprint 1991.

Ludwig Wittgenstein: Tractatus logico-philosophicus. Logisch-philosophische Abhandlung. Frankfurt: Suhrkamp, 6. ed. 1969 (Der Traktat erschien 1921 zum ersten Mal im letzten Band von Ostwalds Annalen der Naturphilosophie;
1922 erschien in London bei Routledge and Kegan Paul eine zweisprachige Ausgabe, wobei der Text von Wittgenstein selbst revidiert wurde).

Christian Wolff: Mathematisches Lexicon: Gleditsch 1716;
2. ed. als: Vollständiges Mathematisches Lexicon, 1734.

Klaus-Dieter Wüstneck: Zur philosophischen Verallgemeinerung und Bestimmung des Modellbegriffs. Deutsche Zeitschrift für Philosophie 1963, Heft 12.

 

 

Nachschlagewerke für Begriffsgeschichte

 

siehe: Model, Modell: Nachschlagewerke für Begriffsgeschichte

 

 


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