Home 33 neue Lieder aus dem "Vollständigen Gesangbuch für Freimaurer". 1804

 

 

Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. 3. Aufl. 1804

 

 

In dieser 3. Aufl. von 1804 wurde in „Zweiter Anhang“ angefügt mit

37 deutschen Liedern (333-362)

Diese Ausgabe wurde 2010 von Nabu Press und 2014 vom Dogma-Verlag nachgedruckt.

 

2 Lieder (17, 25) sind bereits in andern freimaurerischen Sammlungen erschienen. Nr. 9 ist Friedrich Schillers Gedicht „Würde der Frauen“, Nr. 29 erscheint bei den Kettenliedern.

 

Nur wenige Lieder erschienen in späteren Sammlungen:

4, 5, 7, 10, 12, 13, 16, 21, 22, 23, 24, 27, 28, 39, 32 und 34

 

 

Für die andern Teile dieses umfangreichen Werks:

Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. 1801 I

Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. 1801 II

Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. 1801 III

Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. 1801 IV

Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. 1801 V

 

 

In der 4. Aufl.1810 wurde ein „Dritter Anhang“ angefügt mit

44 deutschen Liedern (363-399)

 

In der 6. Aufl. 1819 wurde der 3. Anhang ergänzt (mit Nr. 45-52, 399-407) und ein „Vierter Anhang“ angefügt mit

42 deutschen Liedern (408-432).

 

 

 

Zweiter Anhang.

333-362

 

1.

Mel. S. Zweite Sammlung von Melodien, Nr. 117.

 

Chor.

Ach, wozu empfingt ihr Herzen,

Menschen, wenn ihr euch nicht liebt!

 

Einer.

Ihr strebet und ringet

zum Ziele der Menschheit,

doch selten aus Liebe

für's herrliche Ziel.

[1821: Ihr] Strebet und ringet

aus Dünkel und Ehrsucht,

und tretet zu Boden

was neben euch in gleicher Würde stand.

 

Chor.

2. Ach, wozu empfingt etc.

 

Einer.

Von diesen Altären

der menschlichen Hoheit

steigt Jammer und Klage

der Menschen empor.

Empor zu den Sternen! —

Dort sollen sich freundlich

und brüderlich grüßen

der Priester und sein blutend [1821: blutig] Opferthier!!

 

Chor.

3. Ach, wozu empfingt etc.

 

Einer.

Zwar ehret die Nachwelt

die Thaten der Väter,

und preiset in Liedern

den trefflichen Muth! —

Doch treten die Füße

die Schädel der Vorwelt,

doch wächset die Blume

zum Siegeskranz aus Urn' und Grab empor.

 

Chor.

4. Ach, wozu empfingt etc.

 

Einer.

Erreicht wird sie endlich,

gelöset die Krone,

die glänzende Krone

des Menschengeschlechts!

Doch hat sich der Läufer

durch Trümmer der Brüder

durch Jammer der Vorwelt

gebrochen, ach, die allzukurze Bahn!

 

Chor.

Ach, wozu empfingt etc.

 

M. Mnioch.

 

siehe: Zerstreute Blätter, beschrieben von Maria Mnioch geb. Schmidt. Görlitz, Zweite unveränderte Auflage, 1821, 171-174 (1. Aufl. 1800)

unter dem Titel:

XXIV. Das unmenschliche Streben zum Ziel der Menschheit.

Ein Lied. (zu singen im Kreise der allzukühnen Weltreformatoren.)

Am Schluss die Anmerkung:

Die Verfasserin hatte dieses Lied wirklich zum Singen bestimmt.

Maria Mnioch lebte von 1777-1797.

 

 

 

2.

Mel. S. Sammlung von Melodien, Nr. 165.

 

Allmächtiger, du schenktest mir

ein Herz voll Bruderliebe,

gieb, daß die selige Begier

ich auch durch Thaten übe!

Daß ich, so viel ich immer kann,

des Jammers Last bei jedermann

durch Trost und Hülfe mindre.

 

2. Die Hand sey offen, wie mein Herz,

mildthätig auszutheilen,

und fremdes Leid und fremden Schmerz

zu lindern und zu heilen,

daß hülflos keiner von mir geh',

und keiner Seele tiefes Weh

durch mich erschweret werde.

 

3. Laß mich dem Freunde nicht allein

gern meine Dienste weihen,

süß müsse stets die Pflicht mir seyn,

auch Feinde zu erfreuen.

Laß mich durch Sanftmuth und Geduld,

durch Bruderlieb' und Menschenhuld,

Gott, dein Gebot erfüllen.

 

E. v. d. Reck.

 

siehe:

Elisens Geistliche Lieder. Leipzig 1783, 66-67,

unter dem Titel: Tugendlied,

mit der Eingangszeile: Mein treuer Gott, du schenktest mir

Elisa von der Recke lebte von 1754-1833.

 

 

 

3.

Mel. S. Sammlung von Melodien, Nr. 166.

 

An Freundeshand, o wie sich's da durch's Leben

so sanft, so heiter geht.

Wann unerwartet Stürme sich erheben,

dann tröstet uns ein Herz das uns versteht.

 

2. Der Freundschaft Glück erhebt zur höhern Tugend

des Menschen Geist empor.

Du warst mein Schutz seit meiner frühen Jugend,

o Himmlische, wann ich den Pfad verlor!

 

3. Du gründetest in mir den festen Glauben

das gut seyn Glück nur sey!

Und droht' ein Wahn mir diesen Fels zu rauben,

dann dacht' ich dein und blieb der Tugend treu.

 

4. Durch dich wird mir des Lebens kurze Reise

zum schönsten Frühlingstraum;

und wirft das Schicksal mich aus ebnem Gleise,

an eurer Hand, ihr Brüder, fühl ich's kaum.

 

5. Die Urne selbst umkränzet sich mit Freuden

für den der Freunde liebt;

Unsterblichkeit, du tröstest uns im Scheiden,

die Freundschaft ist's, die dann Gewißheit giebt!

 

E. v. D. Reck

 

siehe: Gedichte von der Frau Elisa von der Recke. Halle 1806, 58-59,

unter dem Titel: Die Freundschaft (ca. 1798)

 

 

 

4.

Mel. S. Zweite Sammlung von Melodien, Nr. 118.

 

Auch in:

Auswahl maurerischer Gesänge. Zum Gebrauch der gerechten und vollkommenen Loge Libanon zu den drei Zedern im Orient von Erlangen. 1812, 33-34

Gesänge für die Loge Ernst zum Compaß in Gotha. Fortsetzung 1817, 172-174,

mit der Angabe: Herder

Auswahl von Liedern für die Freimaurer-Loge Balduin zur Linde in Leipzig, 1824, 127-128,

mit der Angabe: Herder

Gesänge für die Loge Amalia. Weimar 1851, 24-25,

mit den Angaben: Komponist: A. E. Müller; Text: Herder

 

Auf, Brüder, hört das neue Lied:

Gesundheit und ein froh Gemüth!

Und wer es noch nicht singen kann,

der fang' es heut zu lernen an,

und sey zu üben es bemüht:

Gesundheit und ein froh Gemüth!

 

2. Wem weiht sich unser neues Lied?

Der Schönheit, die das Herz erzieht;

wer solche Schönheit liebgewann,

der stimme mit uns jauchzend an:

sie lebe, die unsterblich blüht,

die Schönheit, die das Herz erzieht!

 

3. Ihm, der für Recht und Wahrheit glüht,

für Freund und Feind sich edel müht;

nie Schlechtes thun und dulden kann,

fecht' ihn auch Haß und Mißgunst an:

ihm Brüder, singen wir dies Lied,

dem Edelsten, der vor uns blüht.

 

4. Der neuen Zeit, die vor uns blüht,

dem Blick, der in die Zukunft sieht!

Wer für die Nachwelt leben kann,

ist auch verkannt ein sel'ger Mann;

ihn ehret froh der Zeiten Lied.

Glück auf der Zeit, die vor uns blüht!

 

5. Noch einmal stimmet an das Lied

der Kraft, die Herz an Herzen zieht;

ihr weihen wir uns Hand in Hand,

und knüpfen ein unlösbar Band

der schönsten Kraft, die in uns glüht,

der Freundschaft, Liebe, Hochgemüth.

 

Herder.

 

 

 

5.

Mel. Bekränzt mit Laub etc.

 

Auch in:

Auswahl maurerischer Gesänge. Zum Gebrauch der Loge: Eleusis zur Verschwiegenheit in Baireuth. 1823, 10-11,

mit der Angabe: Demler

 

 

Auf! singt es alle! sagt's euch alle wieder,

sie lebt, die Weisheit, noch!

Auf, Maurer, auf! und singt ihr eure Lieder,

die Weisheit lebe hoch!

 

2. Reicht her die Hand und drückt sie fest

und schwöret den großen Maurerschwur:

daß ihr die Redlichkeit, die Menschheit ehret,

und achtet die Natur.

 

3. Verachtung dem, der in dem Heiligthume

der Weisheit sich nicht freut;

der nicht dem Vaterland,

nur seinem Ruhme, die besten Kräfte weiht.

 

4. Darum heran, zum heil'gen Bund, ihr Brüder,

zum Bund für's Vaterland!

der Menschen Vaterland, Welt, hall' ihn wieder

den Schwur für's Vaterland.

 

5. Der Wahrheit treu zu seyn mit That und Munde!

dann dir, o Vaterland, die Kraft zu weihn

bis hin zur Sterbestunde

 bürgt dieser Schlag der Hand.

 

6. Dem ächten Maurer Heil! — Fluch dem Verächter

der seinen Stamm entehrt!

dem Spötter unsers Geistes Hohngelächter!

Er ist des Zorns nicht werth.

 

7. Und Heil und Frieden über die Gefilde,

wo Maurertugend blüht,

wo Biedersinn und reine Herzensmllde

im Blick des Bruders glüht.

 

8. Und Festigkeit dem Maurerbund, ihr Brüder!

ja Treu' im Tode noch! Stoßt an!

stoßt an! und sagt's euch allen wieder:

die Weisheit lebe hoch.

 

Demler.

 

 

 

6.

Mel. S. Zweite Sammlung von Melodien, Nr. 119.

 

Der Himmel glänzt vom Abendroth,

der schwüle Tag verbleicht!

Denkt, Brüder, daß so auch einmal

sich unser Leben neigt!

Dem schönen Erdentage

folgt des Grabes stille Nacht,

wo keine Rosenwang'

uns mehr, kein Traubenpurpur lacht.

 

2. Dann weht so frohe Schauer

uns nicht mehr der Bäume Laub!

dann ist auf ewig unser Ohr

der Flöten Lispeln taub!

dann schlafen wir des Todes Schlaf

wohl unter kühlem Moos,

vergessen selber da, wo uns

des Lebens Traum verstoß!

 

3. Drum, Brüder, rüstig zum Genuß,

weil noch die Freude winkt;

und weil im vollen Kelchglas noch

der Traube Saft uns blinkt!

Vergeßt, was euch das Leben schwer,

die Seele trübe macht!

Einst endet aller Kummer sich

doch in des Todes Nacht.

 

Filidor.

 

siehe: Gedichte von Fildor. Leipzig 1788, 53-54 (vier Strophen),

unter dem Titel: Trinklied,

mit der Eingangszeile: Die Laube glänzt vom Abendroth

desgleichen in:

Liederbuch für Freunde des Gesangs. 1790, 69-70

 

 

 

7.

Mel. S. Sammlung von Melodien, Nr. 167.

 

Auch in:

Gesänge für die Loge Ernst zum Compaß in Gotha. 1806, 205-206

 

Vertont von Justinus Felsberg

 

Der Länder Frucht, hier aufgetischt,

hat unser Herz mit Lust erfrischt,

und unser Aug' erheitert.

Zu Dank, ihr Brüder, ja zu Dank

in guter That und Lobgesang

werd' Aller Herz erweitert!

 

2. Wer dreht' aus Staub den Erdenball?

Wer hieß die Land' und Inseln all'

in Wechsellauf sich sonnen?

Wem sind die Samen all' umher

in Gründ' und Höh'n, in Teich und Meer

aus milder Hand geronnen?

 

3. Dort reifet Würz' und Palmensaft,

dort edler Oel' und Weine Kraft,

dort Obst, Gemüs' und Garbe,

dort preßt man Milch und Honigseim,

dort trägt man Fisch' und Vögel heim:

daß kein Erschaffner darbe.

 

4. Und Volk zu Volk mit Brudergruß

tragt seines Landes Ueberfluß,

sich fremdes Labsal tauschend;

Kameele ziehn durch heißen Sand,

der Kiel enteilt von Strand zu Strand,

durch Sturm und Woge rauschend.

 

5. Und theilte vielfach Gott die Frucht,

damit wir nicht zur Eigensucht

das Menschenherz erniedern.

Wir halten hier gemeinsam Haus,

und helfen gern einander aus,

ein großes Volk von Brüdern.

 

6. Drum achtet nicht auf Schwarz und Weiß,

nicht, welches Volts und Stammes Preis

im eignen Lied' erschalle!

Ein Gott, Ein Glaub' und Ein Geschlechts

sey unser Wort, und Menschenrecht

für Gottes Menschen alle!

 

Voß.

 

siehe: Sämmtliche Werke von Johann Heinrich Voss. Fünfter Band. Königsberg 1802, 18-20,

unter dem Titel: Tischlied, mit der Jahreszahl 1794

 

 

 

8.

Mel. S. Zweite Sammlung von Melodien, Nr. 120.

 

1829 vertont von Albert Lortzing

 

Die ihr der Maurer Kreis verschönet

und seine Feierstunden krönet,

euch, holden Schwestern,

tönt dies Lied;

in sittsamer Grazien Reihen

eilt Blumen der Maurer zu streuen,

weil dort nur Erholung ihm blüht.

 

2. Zu großen Zwecken auserlesen,

drängt in der Reihe edler Wesen

sich, Schwestern, euer Werth empor.

Ihr bringt, uns die Welt zu verschönen,

aus ihren oft widrigen Tönen

harmonischen Zauber hervor.

 

3. Wenn euch Begier entgegen lodert,

mit einem Blick, der Achtung fodert

 entfernt ihr sie, wohl auch mit Scherz;

ihr öffnet uns edlere Schranken,

erhebt unsern Geist zu Gedanken,

zu mildem Beginnen das Herz.

 

4. Des Gatten Ernst hinweg zu lächeln,

dem Heißen Kühlung zuzufächeln,

die Macht hat eure Sanftmuth nur.

Ihr wurdet zu Siegen geschaffen,

der Mild' und Bescheidenheit Waffen

verlieh' euch die Göttinn Natur.

 

5. Gleich Garten sind der Maurer Räume,

sind wir in ihnen Blüthenbäume,

ihr Schwestern seyd der Blumenflor!

Was ist ohne Blumen ein Garten?

Verehrung harrt eurer zu warten,

und reizender blüht ihr empor!

 

[Johann Baptist] Tilly

 

 

 

9.

Mel. S Zweite Sammlung von Melodien, Nr. 121.

Ehret die Frauen! sie flechten und weben

 

Es handelt sich um das Gedicht „Würde der Frauen“ von Friedrich Schiller, aber nicht um die im „Musen-Almanach für das Jahr 1796“ abgedruckte erste Version, sondern um die 1800 veränderte und verkürzte, mit 9 Strophen

 

Eine andere, noch stärker veränderte und verkürzte Version siehe:

Acht weitere maurerische Gesänge über die Schwestern

 

 

 

10.

Mel. Erschall, o Gefühl, vom Maurerschen Bunde.

 

Auch in:

Auswahl maurerischer Gesänge. Zum Gebrauch der gerechten und vollkommenen Loge Libanon zu den drei Zedern im Orient von Erlangen. 1812, 79-81

Auswahl maurerischer Gesänge. Zum Gebrauch der Loge: Eleusis zur Verschwiegenheit in Baireuth. 1823, 31-32

 

 

Erschall', o Gefühl, vom heiligen Bunde

am festlichen Tage, der Wonne geweiht:

Erschall', o Gefühl! daß noch bis zur Stunde,

der Maurer des Lichts und der Wahrheit sich freut.

Heil, Heil, Heil! dreifacher Segen

strahl' unserm Orden [1812: Bunde] entgegen!

 

2. Freut, Brüder, euch heut der vollendeten Reise,

und mancher gelungenen löblichen That,

und trinket nach alter geheiligter Weise:

denn Freude ist Maurern zum Guten die Saat.

Heil, Heil, Heil! dreifacher Segen

strahl' diesen [1812: allen] Logen [1823: dieser Loge] entgegen!

 

3. Laut tön' unser Dank den Meistern, die immer

uns redlich die Pfade der Tugend geführt.

O folget dem Vorbild der Edlen, und nimmer

verlösche das Opfer, das ihnen gebührt.

Heil, Heil, Heil! dreifacher Segen

strahl' unsern Meistern entgegen.

 

4. Auf! lasset uns heut des Lebens erfreuen!

Auf, Brüder! noch mundet der goldene Wein!

Laßt heut uns den Schwur beim Becher erneuen:

Stets gute und biedere Menschen zu seyn.

Heil, Heil, Heil! dreifacher Segen

strahl' allen Brüdern entgegen!

 

5. Dann legen getrost [1812: froh] wir das Werkzeug einst nieder,

wenn endlich der Vorhang des Lebens uns fällt.

Wir ahnen und hoffen: Einst sehn wir uns wieder!

[1812: Gestärkt durch den Trost: einst seh’n wir uns wieder!]

Der Flammenstern leitet zur schöneren-Welt!

Heil, Heil, Heil! dreifacher Segen

strahl' uns auch jenseits entgegen!

 

 

 

11.

Mel. S. Zweite Sammlung von Melodien, Nr. 122.

 

Es ging das alte Jahr zur Ruh,

doch wachen seine Thaten;

denn was die alte Zeit gethan,

ist für die neue — Saaten!

Das Bös' und Gute keimet fort,

und breitet sich von Ort zu Ort.

 

2. Das Leben, das geboren ward

zu Schmerzen oder Freuden,

das Leben, das mit Angst und Weh'

von Angst und Weh' muß scheiden,

es bleibt ein Samen ausgestreut

zum Wachsen für die Ewigkeit!

 

3. Ein Lügenwort und schlechte That

sind noch sofort gestorben.

O durch ein längst vergiftet Herz

wird spater eins verdorben;

die Zeit beschließet nur die Zeit,

was drinnen lebt, sich selbst erneut! —

 

4. Doch auch ein Stral von guter Lehr',

ein Funken reiner Liebe,

sie leuchten und sie wärmen noch

in Zeiten kalt und trübe!

Das Gute wird nie aus gethan,

und fängt sich immer muth'ger an! —

 

5. Ja muthiger und tapfrer stets

muß Gutes sich erneuen,

soll es mit Bösem kämpfend einst

ein mächt'ger Sieg erfreuen:

dann kommt ein Leben sonder Zeit,

worin das Gute nur gedeiht. —

 

6. Zu dieser Selbsterneuung

gebt gelobend euch die Hände!

Für unsers Bundes Geist und Kraft

ist auch der Tod kein Ende!

Ist siegend nun der Kampf gethan,

dann heben Friedensthaten an!

 

siehe: Analekten von J. J. Mnioch. Görlitz 1804, 268-269,

unter dem Titel. Neujahrslied im Bundeskreise

 

 

 

12.

Mel. S. Zweite Sammlung von Melodien, Nr. 123

 

Auch in:

Auswahl von Freimaurer Liedern für die Loge Sokrates zur Standhaftigkeit in Frankfurt am Main. 1808, 65-66

Auswahl maurerischer Gesänge. Zum Gebrauch der Loge: Eleusis zur Verschwiegenheit in Baireuth. 1823, 32-33,

mit der Angabe: v. Kotzebue

Lieder zum Gebrauch der unter der Constitution der Großen Loge zu Hamburg vereinigten Logen. 1823, 40-41; 1855, 57-58

Lieder-Buch für die Große Landes-Loge von Deutschland zu Berlin. 1832, 288-289,

1857 und 1869, 344-345,

mit den Angaben: Ged. v. Kotzebue. – Comp. v. F. H: Himmel.

 

Vertont von Friedrich Heinrich Himmel, 1803

 

Es kann schon [ab 1833: ja] nicht alles so bleiben

hier unter dem wechselnden Mond.

Es blüht eine Zeit und verwelket,

was mit uns die Erde bewohnt.

 

2. Es haben viel fröhliche Menschen

lang' vor uns gelebt und gelacht;

den Ruhenden unter dem Grase

sey freundlich ein Becher gebracht.

 

3. Es werden viel fröhliche Menschen

lang' nach uns des Lebens sich freu'n,

uns Ruhenden unter dem Grase

den Becher der Fröhlichkeit weih'n.

 

4. Wir sitzen so fröhlich beisammen,

wir haben uns alle so lieb,

[später: wir haben einander so lieb]

wir heitern einander das Leben:

ach wenn es doch immer so blieb'!

 

5. Doch weil es nicht immer kann bleiben:

so haltet die Freude recht fest! —

Wer weiß denn, wie bald uns zerstreuet

das Schicksal nach Ost und nach West!

 

6. Doch sind wir auch fern von einander,

so bleiben die Herzen sich nah,

und alle, ja alle wird's freuen,

wenn Einem was Gutes geschah.

 

7. Und kommen wir wieder zusammen

auf wechselnder Lebensbahn,

so knüpfen an's fröhliche Ende

den fröhlichen Anfang wir an.

 

Kotzebue [1802]

 

 

 

13.

Mel. S. Sammlung von Melodien, Nr. 168.

 

Auch in:

Maurerische Gesänge für die Loge Archimedes zu den Drei Reißbretern in Altenburg. Erster Band, 1804, 81-82

 

Vertont von Johann Gottfried Schade

 

Es leb', es lebe,

wer sich des Lebens freut!

Es leb', es lebe,

wer alles, was das Leben beut,

nicht wägt, nicht zählt, nicht ängstlich mißt:

wer still und herzlich nur genießt!

 

2. Es leb', es lebe,

wer treu und herzlich liebt!

Es leb', es lebe, wer alles, was der Himmel giebt,

für seine Lieben süßt und würzt,

und trübe Tage fröhlich kürzt!

 

3. Es leb', es lebe,

wer Lebenslast vergißt!

Es leb', es lebe,

wer Lebensplage selbst versüßt,

wer nicht der Zukunft Vorhang hebt,

und klüglich heute, heute lebt!

 

C. Rudolphi

 

siehe: Neue Sammlung von Gedichten von Caroline Rudolphi. Leipzig 1796, 190-191,

unter dem Titel: Lied

 

 

 

14.

Mel. Freude, schöner Götterfunken :etc.

 

Feiert diesen Tag der Wonne,

feiert ihn mit Lobgesang!

Bringt dem großen Weltregierer

euern wärmsten Herzensdank!

Friedrich Wilhelm, unsre Freude,

unsers Landes Vater lebt:

drum wird heute von Entzücken

jedes Brennen Herz durchbebt.

 

2. Und im maurerischen Kreise

sollt' uns nicht dies Fest erfreum?

Laßt uns diesen Tag, ihr Brüder!

ganz dem reinsten Jubel weihn.

Schenkt, nach alter deutscher Sitte,

heute oft die Gläser voll,

stoßet herzhaft an, und leeret sie

auf Friedrich Wilhelms Wohl.

 

3. Lange leb' Er uns zur Wonne,

und dem Vaterland' zum Glück!

Seinen Thaten folge Segen,

ewig heiter sey sein Blick!

Lasset laut sein Lob erschallen

hier in unserm Heiligthum,

und von aller Maurer Lippen

töne Friedrich Wilhelms Ruhm.

 

 

 

15.

Mel. S. Zweite Sammlung von Melodien, Nr. 124.

 

Freude glänz', ihr theuren Brüder,

lieblich heut aus eurem Blick!

Unsrer Weihe frohe Lieder

preisen unser hohes Glück.

Unsre Lieder dieser Weihe

preisen dich, o Brudertreue.

 

Chor.

Unsre Lieder dieser Weihe

preisen dich, o Brudertreue.

 

2. Dieses Lebens schwerste Bürden

drücken, Brüder, uns hier nie;

Eintracht webt hier Rang und Würden

in die schönste Harmonie.

Freude sey mit uns im Bunde,

sie verschön' uns jede Stunde.

 

Chor.

Freude sey mit uns im Bunde,

sie verschön' uns jede Stunde.

 

3. Nie entweihe diese Hallen

Zwietracht, Brüder, oder Streit;

laßt der Täuschung Schleier fallen,

weiht euch der Geselligkeit.

Brudertreu' nach deutscher Sitte

herrsche stets in unsrer Mitte.

 

Chor.

Brudertreu' nach deutscher Sitte

herrsche stets in unsrer Mitte.

 

4. Menschenbrüder zu beglücken,

bleib' uns hier auch heil'ge Pflicht.

Laßt uns diesen Tempel schmücken,

wo's an Freud' uns nie gebricht.

Gut zu handeln, froh zu scherzen,

giebt nur Würde biedern Herzen.

 

Chor.

Gut zu handeln, froh zu scherzen,

giebt nur Würde biedern Herzen.

 

5. Noch nach frohen, späten Jahren

opfern uns hier Enkel Dank.

Laßt sie's wissen, was wir waren,

sag' es ihnen, Hochgesang.

Unsern Schwur am Fest der Weihe

schwören wir der Brudertreue.

 

Chor.

Unsern Schwur am Fest der Weihe

schwören wir der Brudertreue.

 

Kinderllng.

 

 

 

16.

Mel. S. Zweite Sammlung von Melodien, Nr. 125.

 

Auch in:

Gesänge für Freymaurer im Auftrage der Loge Apollo besorgt von H. A. Kerndörffer. Leipzig 1814, 218-219 (ohne die 2., 6. und 7. Strophe),

Sammlung Maurerischer Lieder zum Gebrauch der zum Sprengel der Provinzial-Loge von Niedersachsen gehörigen Logen. Hamburg 1823, 114-115 (ohne die 2. und 7. Strophe),

 

 

Göttinn, der die Wonnezähre

von der Rosenwange eilt,

der des Lohnes goldne Aehre

sittsam an dem Busen weilt,

sey in deinem Heiligthume,

das die Seligkeit umschließt,

Engelschwester, Bundesblume,

hoch und traulich uns gegrüßt!

 

2. Du entflieh'st dem Fürstenthrone,

wo dein Afterbild sich bläht,

reichst dem Biedern nur die Krone,

der, wie hu, verborgen sä't;

wohnst in unbekannten Hainen,

kehrst in niedre Hütten ein,

weihst den Edlen nur zu deinen

stillen Seligkeiten ein!

 

3. Nur durch dich versöhnt, umarmen

Christ und Irokese sich;

nur durch dich gerührt, erbarmen

Menschen ihrer Brüder sich.

Samariterarme trugen

ihrem Feinde Linderung;

racherfüllte Busen schlugen

dir der Liebe Huldigung!

 

4. Unter deinem Kusse schwinden

Thränen, die die Menschheit weint,

wenn in dunklen Labyrinthen

ihr dein heil'ges Bild erscheint!

Wuchernd raubt ihr dankend Lallen

dir den Lohn der Ewigkeit,

windet dir in goldnen Hallen

Kränze der Unsterblichkeit!

 

5. Tausend Engelfreuden geudest

du in jedes bess're Herz,

und auf Sonnenbahnen leitest

du die Biedern himmelwärts!

Ja, im Vollgenuß der Wonne

mitzutheilen, wohlzuthun,

werden jauchzend sie am Throne

dir am Mutterbusen ruhn!

 

6. Wessen Arme segnend nickten,

wer ein Herz im Busen hat,

die ihr Thränen der Gedrückten

nicht vergebens fließen sah't;

wer ein Scherflein ihrem Leiden,

ihrer Nacktheit Hülle gab,

fordre Lohn den Ewigkeiten,

fordr' ihn dreist der Göttinn ab.

 

7. Sey denn hier im Heiligthume,

wo der Freund den Freund umschließt,

Göttinn, du des Bundes Blume,

sey uns hoch und hehr gegrüßt! —

Mitleid, Hülfe, Lindrung hauchen

kalt aus eines Geizhals Brust;

wir, des Mitleids Söhne,

saugen Seligkeit aus deiner Brust.

 

Schilling.

 

siehe:

Friedrich Gustav Schilling, 1789,

unter dem Titel: An die Wohlthätigkeit

 

 

 

17.

Mel. S. Sammlung von Melodien, Nr. 169.

Heil der Kunst, die ihre Werke

siehe: Theodor Gottlieb von Hippel: 12 neue Lieder, 1780

XLI. ohne Titel

 

 

 

18.

Mel. S. Sammlung von Melodien, Nr. 170.

 

Vertont von Johann Philipp Samuel Schmidt

 

 

Hoffnung, Hoffnung, höchster Trost im Leben,

halte immer mich empor!

Gaukle mir, wenn Wolken um mich schweben,

deine Schmeichelbilder vor.

 

2. Ohne Dornen blüht kein Kranz auf Erden;

Lust vermählt sich oft der Pein,

und von hundert Freuden, die uns werden,

ach! ist Eine kaum ganz rein.

 

3. Wenig Wünsche finden hier Gewährung,

Glück, wenn wir die Kunst verstehn,

muthig zwischen Duldung und Entbehrung

unsern Pilgerpfad zu gehn.

 

4. Schwebe denn auf meines Lebens Wegen,

holde Hoffnung, mir voran,

daß ich heiter bei des Schicksals Schlägen,

auf dich blickend, lächeln kann.

 

5. Schweb' um mich, drückt mich des Lebens Schwüle,

sey mir Friedensgöttinn du!

Wehe dann dein Palmenzweig mir Kühle,

Ahnung bessrer Zeiten zu.

 

Schink.

 

siehe das Gedicht „Die Hoffnung“ im Göttinger Musen-Almanach für das Jahr 1804, 163,

von Johann Friedrich Schink

 

dasselbe Gedicht auch in:

Franz von Sonnenbergs Gedichte. Rudolstadt 1808, 29,

unter dem Titel: Hoffnung

jedoch kommt dieses Gedicht nicht mehr vor in:

Gedichte von Franz von Sonnenberg. Aachen 1816.

(es gehört offenbar, laut Vorwort, XIII, nicht zu den „bessern“)

 

 

 

19.

Mel. S. Zweite Samml. von Melodien, Nr. 126.

 

Im geweihten Bundessaale

sey mir, Heiterkeit, gegrüßt,

hier, wo bei der Freundschaft Mahle

Bruder sich an Bruder schließt!

Die der Maurer Ruf entweihen,

sollen sich mit uns nicht freuen!

Edlen nur gilt unser Sang,

Würd'gen unser Becherklang!

 

2. Seine Nektarschale leere

nicht des Glückes Sohn allein;

auch der, welcher würdig wäre,

andern gleich an Glück zu seyn!

Was Geburt und Launen reichen,

ist der Würd' oft trüglich Zeichen;

des Bewußtseyns Kraft erklärt

gründlicher den eignen Werth!

 

3. Huld'ge jetzt mit uns der Freude,

wem ein Herz im Busen schlägt,

von des Bruders Wohl und Leide,

wie vom eigenen bewegt!

Mögen sich vom Bunde trennen,

die sich selbst nur lieben können;

Antheil macht die Menschen gleich,

Mitgefühl den Aermsten reich!

 

4. In die Hand der Freude legen

Lohn und Ruhm des Siegers Hand,

der, versucht an Scheidewegen,

straucheln könnt', und dennoch stand!

Tugend ist nicht Thatkraft immer,

sie borgt oft auch falschen Schimmer;

thun ist nicht stets groß und hehr,

unterlassen ist's oft mehr!

 

5. Was je durch uns kam, das Gute,

stimm' uns jetzt zur Heiterkeit,

und sie füll' uns mit dem Muthe

zu erneutem Siegesstreit!

Sorgen, die die Kraft nur schwächen,

wellen wir beim Mahle brechen.

Unsers Daseyns Kraft und Zier,

Heiterkeit, dich fanden wir!

 

Tilly.

 

 

 

20.

Mel. S. Zweite Sammlung von Melodien, Nr. 127.

 

Chor.

Laut tönet unser Hochgesang

dem Urquell alles Guten Dank,

der uns durch Finsternis und Nacht

dem Lichte näher hatgebracht.

 

Cavatine.

Heilig, heilig ist der Tag,

Wo sich edle Menschen fanden,

Und zur Brudertreu verbanden.

Bis zum letzten Herzensschlag.

 

Heilig, heilig ist der Tag!

Wo für Wahrheit, Licht und Recht

Und für Menschenwohl zu streiten

Sie gelobten, zu verbreiten

Unterm menschlichen Geschlecht

Tugend, Wahrheit, Licht und Recht.

 

Recitativ.

Aber dreimal Heil dem Wonnetage,

Wo nach schönen, edeln Thaten

Sich die Bundesbrüder sammeln.

Und mit heiligem Entzücken

Auf die schon durchlaufne Bahn

Ihre heitern Blicke werfen.

Manche Thräne ward getrocknet.

Manches heiße Sehnen ist gestillt,

Und der Tugend mancher Sieg errungen!

Heil dem schönen Bund der Treue!

Heil und Segen seiner fernern Arbeit!

Daß die Menschheit immer mehr und mehr

Der Vollkommenheit sich nahe.

 

Wechselgesang.

1. Laßt uns fürder treuvereinet

unsern Pfad, ihr Brüder, gehn;

helfen, wo der Arme weinet;

retten, wo Bedrängte flehn!

 

2. Menschenwohlfahrt zu verbreiten,

sey uns stets die erste Pflicht;

dann wird Weisheit uns geleiten

zu der Wahrheit hellem Licht;

 

3. Und am großen Ziele kehren

unsre Blicke froh zurück:

folgt nur treu des Ordens Lehren,

er will nichts als unser Glück!

 

Chor.

Laut tönet unser Hochgesang

dem Urquell alles Guten Dank,

der uns durch Finsterniß und Nacht

dem Lichte näher hat gebracht.

 

 

 

21.

Mel. S. Zweite Sammlung von Melodien, Nr. 128.

 

Auch in:

Freymaurer-Lieder zum Gebrauch für die St. J. Loge 5813 [= 1813], 37-38,

unter dem Titel: Zur Menschenliebe

 

Mich reizet nicht des Ruhmes Schall,

der aus Posaunen tönt,

den jeder leise Widerhall

im stillen Thal verhöhnt.

Ein Ruhm, der wie der Sturmwind braust,

st auch ein Sturm, der bald verbaust.

 

2. Mich reizet nur der Silberton,

der unbelauschet klingt,

und meiner Muse schönsten Lohn,

den Dank des Herzens, singt;

die Thräne, die dem Aug' entfließt,

und mich mit Bruderliebe grüßt.

 

3. Nicht allen gönnte die Natur

der Künstler hohes Glück,

zu bilden auf des Schöpfers Spur

ein ew'ges Meisterstück,

das, ein Vollkommnes seiner Art,

der Nachwelt stetes Muster ward.

 

4. An dem, im Anblick noch entzückt,

der späte Schüler steht,

und in des Meisters Seele blickt,

und stumm von dannen geht,

indeß sein Herz den seltnen Geist

mit lautem Puls glückselig preist.

 

5. Wir schwimmen in dem Strom der Zeit

auf Welle Welle fort.

Das Meer der Allvergessenheit

ist unser letzter Ort.

Genug, wenn Welle Welle trieb,

und Wirkung ohne Namen blieb.

 

6. Wenn dann auch in der Zeilen Bau

mich bald ihr Schutt begräbt,

und nur mein Saft auf Gottes Au'

in andern Blumen lebt,

und mein Gedanke mit zum Geist

vollendender Gedanken fleußt.

 

7. Schön ist's von allen anerkannt,

sich allgeliebt zu sehn;

doch schöner noch auch ungenannt

wohlthätig fest zu stehn.

Verdienst ist meines Stolzes Neid,

und bei Verdienst Unsichtbarkeit.

 

8. So nennet Gottes Kreatur

nur schweigend seinen Ruhm,

sie blüht in wirkender Natur

ihr selbst ein Eigenthum.

Der Schöpfer zeigt sich nicht, und kühn

verkennt der Thor und läugnet ihn.

 

Herder.

 

siehe: Johann Gottfrieds von Herder Gedichte. Erster Theil. Stuttgart und Tübiingen 1817, 39-40,

unter dem Titel: Der Nachruhm

bereits in:

Zerstreute Blätter on J. G. Herder. Dritte Sammlung. Gotha 1787, 62-64,

unter dem Titel: Der Nachruhm

XXXVI. Lieder beym Clavier zu singen. Dresden 1790, 38,

unter dem Titel: Nachruhm

 

 

 

22.

Mel. S. Zweite Sammlung von Melodien, Nr. 129.

 

Auch in:

Maurerische Gesänge für die Loge Archimedes zu den Drei Reißbretern in Altenburg. Erster Band, 1804, 168-170

Neues Liederbuch für frohe Gesellschaften. Nürnberg 1819, 102

 

Mit tausendfacher Schöne

begrüßt der Lenz die Flur.

O, hört die frohen Töne

der jubelnden Natur!

Das Leben in den Teichen,

das Schwirren in der Luft,

und was ist zu vergleichen

dir, milder Frühlingsduft?

 

Chor.

Die Rosenzeit der Liebe

ist schön, wie Blüthenduft [1804: Frühlingsduft,].

 

Das bunte Grün der Felder,

die blumenreiche Au,

das frische Laub der Wälder,

des Aethers zartes Blau;

dieß alles lockt zur Freude [1819: Erde],

macht durch Genüsse reich!

O Frühling, welche Freude

ist deinem Reize gleich?

 

Chor.

Der Freundschaft edle Bande

sind deinen Reizen gleich.

 

Du gold'ner Strahl der Sonne,

du Glanz der Vollmondsnacht!

Was gleicht der stillen Wonne,

wann [1804: wenn] ihr uns heiter macht?

wann [1804: wenn] Millionen Wesen

sich eurer dankbar freun,

wann [1804: wenn] Kranke selbst genesen

durch milden Sonnenschein?

 

Chor.

Der Tugend hohe Freuden

sind eurem Segen gleich.

 

Wann [1804: Wenn] Flimmerglanz der Sterne

am hohen Himmelszelt

in dunkelblauer Ferne

die Frühlingsnacht erhellt,

wann [1804: wenn] Maurertreu und Liebe

sich dieses Anblicks freut:

was gleicht dann diesem Triebe,

was dieser Seligkeit?

 

Chor.

Die Hoffnung ihrer Dauer

in einer bessern Welt.

 

(E. v. d. Reck.)

siehe:

Gedichte von der Frau Elisa von der Recke. Halle 1806, 68-69

(mit stark abweichenden 2., 3. und 4. Strophe)

 

 

 

23.

Mel. S. Zweite Sammlung von Melodien, Nr. 130.

 

Auch in:

Auswahl von Freimaurer Liedern für die Loge Sokrates zur Standhaftigkeit in Frankfurt am Main. 1808, 29-30,

unter dem Titel: An das Schicksal

Auswahl maurerischer Gesänge. Zum Gebrauch der gerechten und vollkommenen Loge Libanon zu den drei Zedern im Orient von Erlangen. 1812, 125-126

Lieder zum Gebrauch der unter der Constitution der Großen Loge zu Hamburg vereinigten Logen. 1823, 40-41; 1855, 169-170

 

Nenne nicht das Schicksal grausam,

nenne seinen Schluß nicht Neid:

sein Gesetz ist ew'ge Wahrheit,

seine Güte Götterklarheit,

seine Macht Notwendigkeit.

 

2. Blick' umher, o Freund, und siehe,

sorgsam, wie der Weise sieht:

Was vergehen muß, vergehet,

was bestehen kann, bestehet,

was geschehen will, geschieht.

 

3. Heiter sind des Schicksals Schwestern,

keine blasse Furien:

durch die sanftverschlungnen Hände

webt ein Faden sonder Ende

sich zum Schmuck der Grazien.

 

4. Denn seit aus des Vaters Haupte

Pallas jugendlich entsprang,

wirket sie den goldnen Schleier,

der mit aller Sterne Feier

droben glänzt, Aeonen lang.

 

5. Und an ihrem Meisterwerke

hanget stets der Parzen Blick.

Weisheit, Macht und Güte weben

in des Wurms und Engels Leben

Wahrheit, Harmonie und Glück.

 

6. Nenne nicht das Schicksal grausam,

nenne seinen Schluß nicht Neid:

sein Gesetz ist ew'ge Wahrheit,

seine Güte Götterklarheit,

seine Macht Nothwendigkeit.

 

Herder.

 

siehe: Zerstreute Blätter von J. G: Herder. Dritte Sammlung 1787, 85-86,

unter dem Titel: Die Schwestern des Schicksals.

 

 

 

24.

Mel. S. Zweite Sammlung von Melodien, Nr. 131.

 

Auch in:

Freymaurer-Lieder zum Gebrauch für die St. J. Loge 5813 [= 1813], 159-160

 

 

Nicht bloß der treu verschloßne Mund

ehrt, Brüder, unsern Eid,

fest halten den geknüpften Bund

wir auch in Einigkeit!

Weg jede Furie, die nur

die Kett um uns zerreißt!

Und wie der Lenz die junge Flur,

segn' uns der Eintracht Geist!

 

2. Die Göttinn kommt vom Sternenzelt,

und bringt der Erde Glück;

sie schafft die Wunder unsrer Welt,

schwebt aber oft zurück.

Der Zwietracht Dämon wüthet dann,

und weckt der Edlen Schmerz;

drum, Brüder,fleht die Göttinn an,

sie weile niederwärts!

 

3. Mit holdem Blick, schön von Gestalt,

am Arm der Sympathie,

erscheint, wo sie herniederwallt,

als blühend Mädchen sie!

Die Zwietracht schleicht mit Saat zu Zwist,

verkrüppelt, alt einher;

nein, wo du, schönes Mädchen, bist,

weilt es sich lieblicher.

 

4. Kann je ein edler Bau gedeihn,

den Fried' und Einheit fiiehn?

Und könnt' er — schöner wird er seyn,

vollführst du, Eintracht, ihn!

Der Künstler Zwist ließ untergehn

den Prachtbau Babylons;

doch Friede schuf erhaben schön:

den Tempel Salomon's!

 

5. Ein unzerbrechlich Pfeilgebünd'

ist Bild von hoher Kraft,

die, wenn Vereinzelung beginnt,

zur Ohnmacht sich umschafft.

Fort, Schwächerinn, aus unsern Reihn

in böser Geister Reich!

Stark wollen wir durch Eintracht seyn,

dem Pfeilgebünde gleich.

 

Tilly.

 

 

 

25.

Mel. S. Sammlung von Melodien, Nr. 171.

Sankt Johannis Seele war

 

siehe: Theodor Gottlieb von Hippel: 12 neue Lieder, 1780

 

 

 

26.

Mel. S. Zweite Sammlung von Melodien, Nr. 132.

 

Vertont von Friedrich Heinrich Himmel

 

Schnell ereilen wir das Ziel

unsers kurzen Lebens:

mancher zahlt der Tage viel,

und lebt doch vergebens;

kennt erhabne Freuden nicht,

die uns Weisheit lehren;

Brüder, Fröhlichkeit ist Pflicht,

laßt uns Pflichten ehren.

 

Chor.

Brüder, Fröhlichkeit ist Pflicht,

laßt uns Pflichten ehren.

 

2. Das Geräusch der Welt giebt Lust,

doch kein ächt Vergnügen:

mancher Feind in eigner Brust

möcht' uns gern belügen.

Eitelkeit und Flattersinn

zeigen goldne Berge;

Doch wir geben uns nicht hin:

Riesen werden Zwerge.

 

Chor.

Nein, wir geben uns nicht hin:

Riesen werden Zwerge.

 

3. Einsamkeit, du lächelst nur

der Erholungsstunde;

denn es schuf uns die Natur

zum Gesellschaftsbunde.

Denken laßt uns brav und gut,

laßt uns edel handeln;

weise Thätigkeit giebt Muth,

fröhlich fortzuwandeln.

 

Chor.

Weise Thätigkeit giebt Muth,

fröhlich fortzuwandeln.

 

4. Reißt ein Ideal uns hin,

aus der Welt zu scheiden:

o dann schärfen wir den Sinn

für die kleinern Freuden.

Suche treu nur Gutes auf,

und du wirst es finden;

hemmt das Böse deinen Lauf:

lern' es überwinden.

 

Chor.

Hemmt das Böse deinen Lauf:

lern' es überwinden.

 

5. Mancher Freudenquell fließt hier,

Frühlingsblumen lachen;

aber glücklich werden wir

nur durch Glücklichmachen.

Hoff' und fürchte kein Geschick,

lerne fröhlich dulden:

aus den Thränen selbst quillt Glück,

wenn wir nichts verschulden.

 

Chor.

Thränen wandeln sich in Glück,

wenn wir weise dulden.

 

(E. v. d. Reck.)

siehe:

Gedichte von der Frau Elisa von der Recke. Halle 1806, 86-88,

unter dem Titel: Ermunterung zur Freude

 

 

 

27.

Mel. S. Samml. von Melodien, Nr. 172.

 

Auch in:

Maurerische Gesänge für die Loge Archimedes zu den Drei Reißbretern in Altenburg. Erster Band, 1804, 193-196 (leicht verändert)

Maurerische und gesellschaftliche Lieder zur Gebrauch der Großen Landes-Loge von Deutschland in Berlin und ihrer Töchter-Logen. Berlin: W. Dieterici 1817, 232-234,

Auswahl maurerischer Gesänge. Zum Gebrauch der Loge: Eleusis zur Verschwiegenheit in Baireuth. 1823, 59-61,

mit der Angabe: Salis

Auswahl von Liedern für die Freimaurer-Loge Balduin zur Linde in Leipzig, 1824, 125-127,

mit der Angabe im Inhaltsverzeichnis: v. Salis

Lieder-Buch für die Große Landes-Loge von Deutschland zu Berlin und ihre Töchter-Logen. Berlin 1832, 302-304;

mit der Angabe: v. Salis

1857 und 1869, 352-354,

mit der Angabe: Ged. v. v. Salis. – Comp. v. Sterkel.

Liederbuch des Logenbundes im Königreiche Hannover. 1835, 188-189 (nur die 1., 5. und 6. Strophe)

 

 

Mit Melodien versehen von Johann Friedrich Reichardt (1800), Johann Xaver Sterkel (1799) und Johann Rudolf Zumsteeg (1801)

 

 

Seht, wie die Tage sich sonnig verklären!

Blau ist der Himmel, und grünend das Land.

Klag' ist ein Mißton im Chore der Sphären!

Trägt denn die Schöpfung ein Trauergewand?

Hebet die Blicke, die trübe sich senken,

hebet die Blicke, des Schönen ist viel.

Tugend wird selber zu Freuden euch lenken,

Freud' ist der Weisheit belohnendes Ziel.

 

2. Oeffnet die Seele dem Lichte der Freude;

horcht, ihr ertönet des Hänflings Gesang!

Athmet, sie duftet im Rosengestäude;

fühlet, sie säuselt am Bächlein entlang;

kostet, sie glüht uns im Safte der Traube,

würzet die Früchte beim ländlichen Mahl;

schauet, sie grünet in Kräutern und Laube,

malt uns die Aussicht ins blumige Thal.

 

3. Brüder, nie müssen euch weibische Thränen

gleiten die blühenden Wangen herab;

Maurern ziemt nimmer das weichliche Sehnen:

Wünscht ihr verzagend zu modern im Grab?

Edleres bleibt uns noch viel zu verrichten;

viel auch des Guten ist noch nicht gethan.

Heiterkeit lohnt die Erfüllung der Pflichten;

Ruhe beschattet das Ende der Bahn.

 

4. Mancherlei Sorgen und mancherlei Schmerzen

quälen uns wahrlich aus eigener Schuld.

Hoffnung ist Labsal dem wundesten Herzen,

Duldende stärket gelaßne Geduld.

Wenn euch die Nebel des Trübsinns umgrauen,

hebt zu den Sternen den sinkenden Muth;

heget nur männliches. hohes Vertrauen,

Guten er geht es am Schlüsse doch gut.

 

5. Lasset uns fröhlich die Schöpfungen sehen:

Gottes Natur ist entzückend und hehr!

Aber auch stillen des Dürftigen Flehen;

Freuden des Wohlthuns entzücken noch mehr.

Liebet! die Lieb' ist der schönste der Triebe,

weiht nur der Unschuld die heilige Gluth.

Aber dann liebt auch mir weiserer Liebe

alles, was edel und schön ist und gut!

 

6. Handelt! durch Handlungen zeigt sich der Weise:

Ruhm und Unsterblichkeit sind ihr Geleit;

zeichnet mit Thaten die schwindenden Gleise

unserer flüchtig entrollenden Zeit.

Den uns umschließenden Zirkel beglücken,

nützen, so viel als ein jeder vermag:

o das erfüllet mit stillem Entzücken!

o das entwölket den düstersten Tag!

 

7. Muthig! auch Leiden, sind einst sie vergangen,

laben die Seele, wie Regen die Au!

Gräber, von Trauercypressen umhangen,

malet bald stiller Vergißmeinnicht Blau.

Brüder, wir sollen, wir sollen uns freuen:

Freud' ist des Vaters erhab'nes Gebot.

Freude der Unschuld kann niemals gereuen,

lächelt durch Rosen dem nahenden Tod.

 

v. Salis.

 

siehe: Gedichte von J. G. von Salis. Gesammelt durch seinen Freund Friedrich Matthisson. Zweite Auflage, Zürich, 1794, 7-9,

mit der Angabe im Inhaltsverzeichnis: Compon. von C. F. Seidel

in der Dritten vermehrten Aufl. von 1799 heisst es: Componirt von C. F. Seidel, Spazier und Schuster

 

ferner ausgiebig kommentiert von Heinrich Viehoff: Ausgewählte Stücke deutscher Dichter. Emmerich 1836, 166-172

 

 

 

28.

Mel. S. Sammlung von Melodien, Nr. 17

 

Auch in:

Maurerische Gesänge für die Loge Archimedes zu den Drei Reißbretern in Altenburg. Erster Band, 1804, 207-208

Auswahl maurerischer Gesänge. Zum Gebrauch der gerechten und vollkommenen Loge Libanon zu den drei Zedern im Orient von Erlangen. 1812, 141-142

 

Melodie von Christian Kalkbrenner

 

Sonnen, die im Aether strahlen,

Erden an dem Sternenzelt,

Blüthen, die im Quell sich malen,

der von Marmorklippen fällt:

allen schrieb der Weltenmeister

das Gesetz der Harmonie;

alle Welten, alle Geister

huldigen der Sympathie.

 

2. Liebe, die von Grönlands Zonen

bis zum Cap sich immer gleicht,

der in allen Nationen

nie der heil'ge Päan schweigt;

Liebe kürzt des Lebens Reise,

bis des Lethe Schale winkt,

bis verklärt dem Erdenkreise

Psyche selig sich entschwingt.

 

3. Auf der Liebe goldnen Flügeln

schwebt schon hier, vom Licht umglüht,

Psyche zu den Sonnenhügeln,

wo ein ew'ger Frühling glüht;

Liebe trägt zum Ideale

aus die Menschheit, und sie beut

 in der reinen Nektarschale,

lächelnd uns Unsterblichkeit.

 

4. Wer zum großen Bau der Jahre

Werkstück froh auf Werkstück reiht,

an der Pflichten Hochaltare

sich dem Dienst der Menschheit weiht;

Liebe lohn' ihm! Liebe lohne

sie — ihr halle der Gesang —

die um seiner Thaten Krone

stiller Freude Myrten schlang!

 

[Friedrich August Christian] Mörlin.

 

 

 

29.

Mel. S. Zweite Samml. von Melodien, Nr. 133.

So weit der Sonnen Strahlen glühen, 1804

 

siehe: 71 freimaurerische Kettenlieder

 

 

 

30.

Mel. S. Zweite Samml. von Melodien No. 134.

 

Auch in:

Auswahl maurerischer Gesänge. Zum Gebrauch der Loge: Eleusis zur Verschwiegenheit in Baireuth. 1823, 66-67,

mit der Angabe: Lindenmeyer

 

 

Traulich senkt der Abend nun sich vom Himmel nieder;

nützt die Zeit, die schnell verschwindet!

Ach! wie er, ihr Theuren, findet

uns kein Abend wieder!

 

2. Ungestörte Wonne blüht nicht im Erdenthale;

daß wir uns nicht Götter wähnen,

träufelt Gott den Kelch der Thränen

in die Nektarschale.

 

3. Nur der Thor will Rosen hier ohne Dornen ziehen,

wünscht — und hofft — und bebt zurücke,

während goldne Augenblicke

ungenossen fliehen.

 

4. Uns soll selbst am Trennungstag Gram nicht überraschen!

Froh entschlüpfte unser Leben;

laßt die Freude im Entschweben

noch am Saum uns haschen!

 

5. Weint! — den Biedermann entehrt nicht der Freundschaft Zahre; —

aber laßt den Schmerz nicht siegen,

wie wenn über Aschenkrügen

keine Hoffnung wäre!

 

6. Finden wir nicht tausend Glück auf den Pilgerwegen?

Perlt uns nicht der Saft der Trauben?

Lacht aus Edens Rosenlauben

uns nicht Trost entgegen?

 

?. Drum nur der, der Tücke hegt, mag mit Schwermuth ringen!

Wir vergessen jedes Leiden,

drücken uns die Hand und scheiden

unter Gläserklingen.

 

8. Stoßet an! „Wer weise denkt, und wer redlich handelt,

dessen edles Herz erfreue

stets ein Freund voll Brudertreue,

der zur Seit' ihm wandelt!"

 

9. „Ew'ge Dauer unserm Bund! Segen unserm Kreise!

Und wird durch des Schicksals Strenge

morgen uns der Busen enge —

eine leichte Reise!"

 

[Georg Christian Ludwig] Lindenmeyer.

 

 

 

31.

Mel. S.-Zweite Samml. von Melodien, No. 136.

 

Einer.

Vereint und freudig eilen wir zum frohen Bundesmahl!

 

Der Zweite.

Schon blinkt der Trank der Freude hier im schimmernden Pokal!

 

Beide.

Ihr Brüder, auf, die Freude winkt!

vergeßt die Sorgen, singt und trinkt!

 

Chor.

Ihr Brüder, auf u. s. w.

 

Einer.

2. Die Welt ist schön, und herrlich lacht die freundliche Natur!

Der Zweite.

Es schwimmt in ihrer hehren Pracht die große Erdenflur!

 

Beide.

Auf Berg und Thal und überall,

tönt laut der Freude Wiederhall.

 

Chor.

Auf Berg und Thal u. s. w.

 

Einer.

3. Rund um uns her ist süße Lust und Seligkeit verstreut!

 

Der Zweite.

Sie strömt in eines jeden Brust, der sich der Freude weiht.

 

Beide.

Der reiche und der arme Mann,

sie alle nehmen Theil daran.

 

Chor.

Der reiche und der u. s. w.

 

Einer.

4. Wohlan denn! auf den Hochaltar, den wir der Freude baun.

 

Der Zweite.

Bring jeder seine Opfer dar mit kindlichem Vertraun!

 

Beide.

Herbei! herbei! die Freude winkt!

stoßt an die Gläser, singt und trinkt.

 

Chor.

Herbei! herbei! u. s. w.

 

Einer.

5. Es lebe jeder Biedermann, der seine Pflichten übt!

 

Der Zweite.

Der Gutes thut so viel er kann, den Irrenden vergiebt!

 

Beide.

Der nimmer rastet, nimmer ruht,

und auch dem Feinde Gutes thut.

 

Chor.

Der nimmer rastet u. s. w.

 

Einer.

6. Wer Wahrheit liebt und immerhin dem Lasier Fehde schwört!

Der Zweite.

Wer Tugend, Weisheit, hohen Sinn auch selbst im Bettler ehrt!

 

Beide. Der trete ein in unsre Zahl

und feire unser Bundesmahl.

 

Chor. Der trete ein u. s. w.

 

Einer.

7. Gedeihen soll, wen Gottes Kraft zum Lebensglück erschuf!

 

Der Zweite.

Er hör' auf seiner Wanderschaft nur reiner Freuden Ruf!

 

Beide.

Ihn leite Frohsinn, Heiterkeit,

durch dieses Lebens Dunkelheit!

 

Chor.

Ihn leite Frohsinn, u. s. w.

 

Einer.

8. Und nun sey noch bei unserm Mahl ein Samenkorn gestreut,

 

Der Zweite.

Das hoch und herrlich überall zu unsrer Lust gedeiht.

 

Beide.

Ihr Brüder denkt an eure Pflicht,

vergeßt den armen Bruder nicht!

 

Chor.

Ihr Brüder denkt u. s. w.

 

 

 

32.

Mel. Freut euch des Lebens etc.

 

Auch in:

Bundessprüche, ältere und neue. Gera 1841, 196-197 (mit zwei weiteren Strophen)

unter dem Titel: Eröffnung der Tafelloge beim Stiftungsfest.

 

 

Chor.

Weiht euch der Freude,

Brüder des Bundes,

heut! wißt, auch dem Weisen

ziemt Fröhlichkeit!

 

1. Wer immer, was der Orden lehrt,

mit Treu' und Folgsamkeit verehrt,

und nach dem Ziel der Wahrheit strebt,

dem lohnt sein eignes Herz.

 

Chor.

Weiht euch u. s. w.

 

2. Er wallt mit ewig heiterm Sinn

durch dieses Pilgerleben hin,

und wirkt, soviel er immer kann,

zum Wohl der Menschheit mit.

 

Chor.

Weiht euch u. s. w.

 

3. Im Freundeskreis', beim Becher Wein,

laßt uns des Lebens heut erfreun!

Wer weiß, wer über's Jahr den Tag

der Stiftung feiern hilft?

 

Chor.

Weiht euch u. s. w.

 

4. Drum nutzet so die Spanne Zeit,

daß, wenn Freund Hain die Hand euch beut,

ihr von dem Tisch des Lebens

froh euch einst entfernen könnt.

 

Chor.

Weiht euch u. s. w.

 

 

 

33.

Mel. S Zweite Sammlung von Melodien, Nr. 136.

 

Weisheit! du von Gott geborne,

reich uns mütterlich die Hand; —

Freundinn! du von uns erkorne,

leit' uns hin ins Vaterland,

hin zu jenen goldnen Sternen,

wo der Weisheit Urquell stießt,

wo aus Gott bekannten Fernen

sich der Menschheit Strom ergießt.

 

Chor.

Hier verweilet, o ihr Brüder!

reiche jeder sich die Hand,

singt! daß Weisheit uns verband,

singt's im schönsten Ton der Lieder.

 

2. Auf!! — daß jeder ihn beglücke,

der des Menschen Namen trägt,

und ein Feind von jeder Tücke,

Treu im biedern Busen hegt. —

Er gehört zur großen Kette,

stammt von Gottes Weisheit ab,

lebt mit uns, — betritt ein Bette

gleich wie wir — das düstre Grab.

 

Chor.

Sorget für das Wohl der Welten!

opfert ihm bis an das Grab,

gebet wie Natur euch gab! —

Lasset ewig Treue gelten!

 

3. Wo des Menschenfeindes Tücke

schnöden Hohn der Unschuld spricht,

wo mit wildem Tigerblicke

sie des Lästrers Zunge sticht, —

wo sie schleicht des Mißgunsts Hyder,

und den ärmern Bruder tückt:

o! da helfet, o ihr Brüder!

Schwört's! ihr helfet und beglückt.

 

Chor.

Gleich dem sanften Strahl der Sonne,

der im Lenz die Blüthen regt,

all' belebet und bewegt —

sey auch WohlthuN unsre Wonne.

 

4. Wo den Biedermann verachtet

schuldlos die Verdammung trifft,

wo die Treue jammernd schmachtet,

Tugend höhnt des Neiders Gift, —

wo die Menschheit hülflos weinet,

lauernd der Verfolger sieht,

o! ihr Brüder! da erscheinet,

helft, wo ihr das Elend seht

!

Chor.

Ja! wir schwören, wo die Thrane

schuldlos Leidenden entquillt,

schnelle Hülfe! sanft und mild

sey getrocknet jede Thrane.

 

5. Schwöret's bei dem Gott der Welten,

dessen -Wort die Menschheit schuf:

ewig soll uns Treue gelten,

heilig sey der Freundschaft Ruf! —

Brüder sind wir alle, Brüder

stehn im heiligsten Verein. —

Auf! wir wollen treu und bieder,

wollen gute Menschen seyn.

 

Chor.

Wenn in mancher bangen Stunde

Unmuth einen Bruder trübt,

Sorg' und Kummer ihn umgiebt: —

auf! geheilet sey die Wunde.

 

6. Und so schwört's: der Welt zu scheinen

durch die That; ja! nicht zu ruh'n

bis sich alle hier vereinen,

und vereinet Gutes thun.

Werfet alle helle Strahlen

auf das große Weltgebäu,

trinket aus der Weisheit Schalen,

Maurer, frohen Muth aufs neu!

 

Chor.

Strahlend dieser Welt zu scheinen,

allen helfen mit der That —

Auf! wer Maurertreue hat —

Auf! wir wollen uns vereinen! —

 

Demler.

 

 

 

34.

Mel. S. Zweite Samml. von Melodien, Nr. 157.

 

Auch in:

Freymaurer-Lieder zum Gebrauch für die St. J. Loge 5813 [= 1813], 33-34

 

Wer Laster flieht,

für Tugend glüht,

dem fehlt kein wahres Glück.

Wenn auch des Schicksals schwärz'ste Nacht

die Laufbahn schwer und finster macht,

hebt Seelenruh

und Unschuld du,

ihn über sein Geschick.

 

2. Des Lebens Pfad

kann nicht durch Saat

von Blumen immer gehn.

Betrübniß wechselt ab mit Scherz;

an Freuden kettet sich der Schmerz.

Des Weise Brust

fühlt auch die Lust,

im Sturm als Fels zu stehn.

 

3. Die Hoffnung stählt,

wenn alles fehlt,

den Muth; der Sklave singt

durch sie an dem Galeeren-Strand,

fühlt sich dem Schöpfer anverwandt;

der Fesseln Last,

die ihn umfaßt,

bricht, wenn sein Geist sich schwingt.

 

4. Zufriedenheit

und Seligkeit

fließt aus der Tugend Schoß;

sie ist der Menschheit bester Freund,

und jede Thräne, die sie weint,

fängt in dem Lauf

ein Engel auf;

nur sie macht Seelen groß.

 

v. Spiegel.

 

siehe: Gedichte des Freyherrn Dieterich Erich Ernst Spiegel von Pickelsheim Wien 1793, 58-60,

unter dem Titel: Der Trost

 

 

 

35.

Mel. S. Zweite Samml. von Melodien, No. 138.

 

Bereits in:

Maurerisches Taschenbuch auf das Jahr 5802 bis 5803. Berlin 1802, 267-268,

unter dem Titel: Vergänglichkeit,

und mit der Angabe: Tilly

 

Wie hüpft auf dem Erdball ein wechselndes Spiel,

wie schwinden die Scenen gleich Schatten vorüber!

Des mit dahin schwindenden Menschen Gefühl,

wie hätt' es die Dauer der Dinge nicht lieber!

Jedoch dieser Wechsel, dies schnelle Vergehn

leiht Zauber, macht, Brüder, das Daseyn so schön!

 

2. Laßt sinken die Rose, laßt welken den Strauß,

laßt fallen das Laub vor zerstörenden Stürmen:

der Athem des Frühlings treibt neues heraus,

wo duftende Blüthen auf Knospen sich thürmen;

es schweb' unter Wechsel das Schöne dahin,

uns ward doch fürs Schöne der dauernde Sinn.

 

3. Die Zeit, deren Gang auf die Fersen uns tritt,

die mächtig den Säugling zum Greise verwandelt,

beflügelt zur Gruft zwar des Sterblichen Schritt,

die Güt' aber nimmer, in der er hier handelt.

Ein Baum ist die Tugend, der niemals verdorrt,

und Beispiel der Guten pflanzt ewig sich fort.

 

4. Die Bauten der Völker die Klio nicht kennt,

wovon, daß sie lebten, die Spuren nur schimmern,

die Bauten die uns die Geschichte noch nennt,

sie liegen verschüttet in Nichts oder Trümmern!

Sey alles, ihr Brüder, der Asche geweiht:

den Bau dieses Bundes verschonet die Zeit!

 

5. Natur lehr' indessen uns: weise zu seyn!

Ihr Athem ist Leben, ist holde Vermehrung;

ihr Fußtritt, — und dieser prägt Lehren uns ein —

ihr Fußtritt ist anders, ist Graus und Zerstörung.

Drum haltet der Freude Minuten noch fest,

drum lasset uns ehren der Lebenskraft Rest!

 

Tilly.

 

 

 

36.

Mel. S. Zweite Samml. von Melodien, No. 139.

 

Wir haben gutes Werk geschafft,

doch endlich war der Muth erschlafft,

und unser Auge sank;

da deckte Gott den Abendtisch,

und macht uns Leib und Seele frisch

mit Speis' und edlem Trank.

 

2. Nach Arbeit ruhen, das ist Lust!

dann athmet man aus freier Brust!

dann sagt man: das war gut!

Bei Wasser auch und trocknem Brot

behält man stets die Wangen roth

und leichtes Herzensblut.

 

3. Und stürm' auch etwas Ungemach,

man giebt nicht gleich dem Stoße nach

wie wandelbares Rohr.

Getrost, wenn auch die Sonn' erlischt!

bald hat der Sturm das Herz erfrischt,

die Sonne strahlt hervor.

 

4. Drum hat uns Freund und Nachbar gern,

wir reden, blinkt der Abendstern,

von dem, was wir gethan.

Wir helfen treu mit Rath und That,

und wandern friedsam unsern Pfad

bis wir dem Ziele nahn.

 

5. An unsrer Gruft, früh oder spät,

sagt mancher der vorübergeht:

ein Guter schlummert dort!

Die Kinder auch und Enkel freun

sich guter Aeltern und gedeihn

selbst gut und streben fort.

 

6. Wer müßig geht im Ueberfiuß,

hat seines Lebens nie Genuß,

er schwelg' in Speis' und Trank.

Ihm würzet Durst und Hunger nicht

das theu'r erkaufte Kunstgericht,

er singt nicht Herzensdank.

 

7. Dankt, Brüder, dankt für diesen Tag,

und geht ins stille Schlafgemach,

und schlafet fröhlich ein.

Wir ruh'n von unserm Gott geliebt;

und hat ein Bruder uns betrübt,

so soll's vergessen seyn.

 

Voß.

 

Siehe: Sämtliche Gedichte von Johann Heinrich Voss. Fünfter Theil, Königsberg 1802, 33-35,

unter dem Titel: Beim Abendessen, 1794

 

 

 

37.

Mel. S. Sammlung von Melodien, Nr. 174.

 

Wohl dem Manne spät und früh,

dessen stilles Herz sich nie

überirdisch Glück erträumt,

und von wilden Wünschen schäumt.

 

2. Der mit diesem Erdenkloß,

der mit dem beschiednen Loos

immerdar zufrieden lebt,

nie nach Dunst und Wolken strebt.

 

3. Welcher nur die Blumen sieht,

wo der andre sich bemüht,

Gift und Unkraut auszuspähn,

und den Schöpfer drum zu schmähn.

 

4. Der durch's Leben wandelt leicht,

nicht gebückt und mürrisch keucht,

rasch zu seinem Werke eilt,

nie sich spaltet, nie sich theilt.

 

5. Der mit sorgenfreiem Sinn,

über die Gefahren hin,

für die nächste Stunde blind,

leichter schlüpfet als ein Kind.

 

6. Selig, selig ist der Mann,

der von sich dieß rühmen kann!

denn sein Himmel in der Brust

ist ein ew'ger Born der Lust.

 

Hamann.

 

siehe: Poetische Versuche von Johann Michael Hamann. Libau 1791, 25-26,

unter dem Titel: Der gesegnete Mann, 1789

 

Auch in:

Etwas für Hypochondristen sich die Grillen zu vertreiben. Zweiter Band, Frankfurt und Leipzig 1796, 91-92,

unter dem Titel: Der gesegnete Mann

 


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