Home Heinrich August Ottokar Reichard: 5 neue Lieder, 1776

 

 

Inhalt

I. Bibliographische Klärung

II: Inhaltliche Klärung

III. 49 Freymäurer-Lieder

 

 

Die Liedersammlung, die 1772 in Eutin herausgekommen sein soll – unter dem Titel „Freimaurer-Lieder“ (Georg Kloss, 1844, Nr. 1524) resp. „Freymäurer-Lieder“ (August Wolfstieg, 2. Bd. 1912, Nr. 39723) - beruht auf einer falschen Konjektur. Auch die Zuschreibung an Johann Friedrich Reichardt ist unrichtig.

 

Es ist Heinrich August Ottokar Reichard, der 1776 die Sammlung von 49 „Freymäurer-Liedern“ herausgegeben hat. Eine weitere Auflage im Jahre 1780 trägt auf dem Titelblatt die Bemerkung „Dritte Auflage“. Weder Herausgeber noch Ort und Verlag sind angegeben.

Beide Ausgaben sind einer von Reichard herausgegebenen „Sammlung für die Freyen und angenommenen Maurer in Deutschland“ angehängt.

 

siehe auch:

Heinrich August Ottokar Reichard:

Erster Nachtrag zu dem Lieder-Anhange

in der Sammlung für freye und angenommene Maurer. 1780

 

 

I. Bibliographische Klärung

 

August Wolfstieg

gibt in seiner „Bibliographie der freimaurerischen Literatur“, Bd. 2, 1912, unter der Nummer 39723 folgendes an:

 

Freymäurer-Lieder (Hrsg. Von Joh. Friedr. Reichard.) (Eutin 1772.) 104 S. 8°

 

(Dasselbe.) (2. Aufl. Gotha: Ettinger 1776.) 104 S. 8°

in: Sammlung f. d. freyen und angenommenen Mr. 1776, 2. Pag.

 

(Dasselbe.) 3. Aufl. (Gotha) 1780. 104 S. 8°

 

Selten 49 Gesänge ohne Noten.

 

Kl. [Kloss: Bibliographie der Freimaurerei. 1844]

1524 [„Freimaurer-Lieder (Eutin 1772). 8.“],

1537 [„Sammlung von Liedern und Gesundheiten für die freien und angenommenen Maurer in Deutschland (von J. F. Reichard). Gotha 1776. 8. Vgl. Nro. 16.“],

1538 [„Freimaurer-Lieder (1776). 12, S. 104. 4 – Vgl. Nro. 16.“],

1539 [„Freimaurer-Lieder, dritte Auflage. (Gotha) 1780. 12.“];

[„16. Sammlung für die freien und angenommenen Maurer in Deutschland (von J. Friedr. Reichard). Gotha, Ettinger, 1776. 12. Bl. 2. S. 118. – Den hierher gehörigen Anhang von F. M. Liedern, s. Nro. 1538 und 1539.“]

 

Tt. [Taute: Maurerische Bücherkunde.1886, Nachdruck 1971.]

2266 [„Freimäurer-Lieder. (Gotha, Ettinger. 1776) 12. 104 S. 2 Bl. – Kloss 1538.“],

2267 [Freimaurer-Lieder. Dritte Aufl. (Gotha) 1780. 12. 104 S. 2 Bl. – Kloss 1539. Zwei gleichlautende Sammlungen von 49 Liedern, herausgegeben von Joh. Fr. Reichard als Anhang zu Nr. 234.“]

234 [„Sammlung für die Freyen und angenommenen Maurer in Deutschland. (Gotha, Ettinger) 1776. 12. 104 S. 4 Bl. – Kloss 16.“]

 

1772 in 215 [Friederich zum weissen Pferde, zum schwarzen Bär, zur Ceder, Hannover];

1780 in 23 [Grosse National-Mutterloge, Berlin.]. KB [Königl. Bibliothek, Berlin.].

 

 

Im Bibliothekskatalog der Staatsbibliothek zu Berlin – Preussischer Kulturbesitz findet sich folgende Angabe:

„Freymaurer-Lieder. [Beigedr.:] Erster Nachtrag zu dem Lieder-Anhange in der Sammlung für freye und angenommene Mauer / [Hrsg.: Johann Friedrich Reichardt]

3. Aufl. [S. I.], 1780 104, 32 S., 8“

[1. Aufl. in Reichardt: Sammlung f. d. Freyen u. angenommenen Mauern. 1776]“

 

In der umfangreichen Biographie (662 Seiten) von Johann Friedrich Reichardt von Hans Michel Schletterer (1865) findet sich kein Hinweis auf diese Liedersammlung. Zur Freimaurerei gibt es nur einen Satz:

„Ich bin deshalb kein Freimaurer geworden, so oft ich auch den Antrag dazu erhielt und habe nie zu einem Orden oder einer engern Verbindung gehört.“

Zu  Reichardt:

http://de.wikisource.org/wiki/ADB:Reichardt,_Johann_Friedrich

 

 

II: Inhaltliche Klärung

 

Vermutlich sind die Ausgabe von 1772 und die „Sammlung von Liedern und Gesundheiten für die freien und angenommenen Maurer Deutschlands“ von 1776 bibliographische Phantome.

Am wahrscheinlichsten ist, dass es sich bei dem Autor um den gleichaltrigen Heinrich August Ottokar Reichard handelt. Er ist 1775 Freimaurer geworden und hat 1776 eine „Sammlung für die Freyen und angenommenen Maurer in Deutschland“ herausgegeben, in deren Anhang sich die Freymäurer-Lieder befinden.

http://de.wikisource.org/wiki/ADB:Reichard,_Heinrich_August_Ottokar

 

Das einzige Exemplar ist in der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek von Hannover vorhanden, ist aber undatiert.

 

Dazu geäussert hat sich auch Alberto Basso (1994) und erwähnt, dass Ernst August Ballin (1964) Heinrich August Ottoklar Reichard als Autor vermutet.

 

 

Die Ausgabe der ersten Liedergruppe im Jahre 1780:

http://gdz.sub.uni-goettingen.de/dms/load/img/?PPN=PPN660179687&IDDOC=744808

 

Der Nachtrag von 1780:

http://gdz.sub.uni-goettingen.de/dms/load/img/?PPN=PPN660744139&IDDOC=744841

 

 

Irritation bietet Folgendes

 

In der Vorrede zu „Vollständiges Liederbuch der Freymäurer mit Melodien, in Zwey Büchern“ (1776, XIII) schreibt Johann Adolf Scheibe, es sei „fast eben zu der Zeit“, d.h. 1771/72 (?), eine kleine* Sammlung von Liedern in Eutin herausgekommen. Er bringt daraus die drei Lieder:

 

XXXVIII. Nach dem französischen Liede: La lanterne à la main etc.

Bey der hellsten Mittagssonne (auch in: Oden und Lieder, Hamburg, 1772)

LXXI. Den Weg des Lichts getrost zu wandeln (siehe separat: „Den Weg des Lichts getrost zu wandeln“, 1776)

LXXVII. Maurer! ächter Weisheit Kinder (auch in: Oden und Lieder, Hamburg, 1772)

Die Noten stammen jedesmal von: K [= Johann Adolf Scheibe selber]

 

* Scheibe bezeichnet die Sammlung von Johann Philipp Schönfeld (1771) mit 7 Liedern als „klein“, ebenso wie die 14 „Oden und Lieder“ für die Hamburger Logen. Dagegen sind die beiden Sammlungen von Johann Wilhelm Bernhard von Hymmen (1771) und Theodor Gottlieb von Hippel (1772) mit 28 resp. 27 Liedern als „beträchtlich“ gekennzeichnet. Demzufolge dürfte die kleine Sammlung von Eutin (1771/72) kaum 104 Seiten mit 49 Liedern umfasst haben.  

 

Ein terminus post quem ergibt sich auch daraus, dass ein Lied von Christian Graf zu Stolberg - gemäss der diversen Liedersammlungen von ihm und seinem Bruder auf 1775 datiert - auf Seiten 83-86 wiedergegeben ist.

 

 

II: 49 Freymäurer-Lieder

 

ohne Noten und ohne Angabe des Texters, manche auch ohne Titel, nur mit Buchstaben gekennzeichnet;

darunter

6 + 4 von 13 Gesängen von Ludwig Friedrich Lenz

4 von 9 kleinen Oden von Johann August von Starck, 1770

2 von 7 Liedern von Johann Philipp Schönfeld, 1771

5 Lieder von Johann Wilhelm Bernhard von Hymmen, 1771 und 1772

6 Lieder von Theodor Gottlieb von Hippel, 1772

3 Lieder aus „Oden und Lieder“, Hamburg 1772

5 Lieder aus „Zum Singen für Brüder“, Hamburg 1774

alle 7 Lieder aus „Freymaurer-Lieder“, Kursachsen, 1775

 

5 sind neu.

 

 

 

Auf das Fest des heil. Johannis.

 

A.

O heil’ges Band der Freundschaft treuer Brüder!

(Lenz, 1746,

unter dem Titel: Lobgesang auf die feyerliche Johannis-Loge)

 

B.

Der Tag, der unsre Lust vermehret,

(Scheibe, 1749,

unter dem Titel: Auf die feyerliche Johannisloge)

 

C..

Heil uns, die wir dich, schönster Tag, erblicken!

siehe: Johann August von Starck: neun kleine Oden, 1770

 

D.

Ihr, die ihr in Einsamkeit

(Hippel, 1772)

 

E.

Sey uns willkommen, holdes Fest

(von Hymmen, 1771,

unter dem Titel: Auf das Johannisfest, den 5. Julius 1771)

 

Einladung.

Mit Ehrfurcht tretet, liebste Brüder

siehe: Sieben Lieder aus Kursachsen, 1775

 

Zur Eröfnung der Loge.

Hinweg! Wer von Gewalt und Raubee

(Lenz, 1746)

 

Lobgesang.

Preis dir, erhabner edler Orden

siehe: Sieben Lieder aus Kursachsen, 1775

 

 

 

Loblied.

 

Auch in:

Freymaurer-Lieder mit Melodien, zum Gebrauch der, von der Großen Landes-Loge der Freymaurer in Deutschland ,constituirten Logen. Erste Sammlung. Hamburg 1778, 22-23 (ohne die 3. und 7. Strophe)

Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer. 1784, 88-89,

unter dem Titel: Loblied

Vollständiges Liederbuch der Freymäurer mit Melodien, in Zwey Büchern.

Zweyter Band. Kopenhagen, Verlegts Christian Gottlob Proft, 1785, 22-23 (ohne die 3. und 7. Strophe),

gekennzeichnet mit G [= Freymaurer Lieder mit Melodien. Hamburg 1778]

Freymaurer-Lieder: zum Gebrauch für die Mitglieder der gerechten und gesetzmäßigen Loge Charlotte zu den drey Sternen.1786, 31.32,

unter  dem Titel: Loblied

 

 

Laut jubilirend schall mein Lied!

Laut schall’s der Maurerey!

Der besten Kunst, die je geblüht,

Der Kunst durch dreymahl drey!

 

Laut schall mein Lied im Jubelton,

Zu Preußens Friedrich hin!

[1785: Zu unserm Herrscher hin!

[1790: Zu Braunschweigs Ferd’nand hin!]

Die Vorsicht schütze Seinen Thron,

[1790: Der Weisheit ihren ächten Sohn,]

Sie segne dreyfach Ihn!

 

[1778: als Alternative:

Laut schall mein Lied dem Edlen Rath!

Der unsre Arbeit schützt,

Weil sie in dieser guten Stadt

Der Welt im Dunkeln nützt,]

 

Laut schall mein Lied nach Albion!

Laut schall’s nach Schweden hin!

Laut schall es zu des Meisters Thron,

Im prächtigen Berlin!

 

Laut schall mein Lied im vollen [1785: in vollem] Chor,

Dank unserm Meister hier!

Der Loge ungekränkten Flor,

Sein Werk erheben wir!

 

Laut schall mein Lied, laut müsse Preis

Den würdgen Brüdern seyn,

Die rastlos durch Beamten-Fleis

Sich unsrer Loge weihn:

 

Laut schall mein Lied dem, welchen [1778: welchem] nie

Der Muth zur Kunst entfiel!

Ihn lohnt nach überstandner Müh‘

Die Weisheit nah‘ am Ziel

 

Laut schall mein Lied, nach altem Brauch,

Wenn sich die Loge schließt,

Der liebenswürdgen Schwester auch,

Die uns die Zeit versüßt!

 

Laut jubilirend schall mein Lied,

Laut schall’s der Maurerey,

Durch die Kraft, Weisheit, Schönheit blüht!

Der Kunst durch dreymahl drey.

 

 

Eine veränderte Version in:

Gesangbuch für Freymäurer. Königsberg 1787, 198-199,

 

Auch in:

Friedrich Wilhelm von Schütz: Versuch einer vollstændigen Samlung Freimaurer-Lieder zum Gebrauch der Loge Ferdinand zum Felsen in Hamburg.1790, 6-7

Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. 1801, 171-172 (ohne die 2.Strophe)

 

Lob der Maurerey

 

Laut jubilirend schall mein Lied,

Laut schall’s der Maurerey,

Der besten Kunst, die je geblüht

Der Kunst durch drey mal drey.

 

Laut schall mein Lied im Jubelton

Zum Landesvater hin,

Die Weisheit schmücke seinen Thron,

Die Vorsicht segne ihn.

 

[1790: Laut schall mein Lied im Jubelton,

Zu Braunschweigs Ferd’nand hin!

Der Weisheit ihren ächten Sohn,

Sie segne dreyfach Ihn!]

 

[1790 eine zusätzliche Strophe:

Laut schall mein Lied hin nach den Ort,

Zu Karl, dem Menschenfreund!

Sein Nam‘ sei unser Losungswort,

Mit ihm sind wir vereint.]

 

 

Laut schall mein Lied in vollem [1801: im vollen] Chor

Dank unserm [1790: unsern] Meister hier,

Der Loge ungekränkten Flor,

[1790, 1801: ihm danken wir der Loge Flor,]

Sein Werk erheben wir!

 

Laut schall mein Lied, laut müsse Preis

Den Aemterträgern seyn,

Die Brudereifer, Treu und Fleiß

Dem Wohl der Loge weih‘n:

[1790, 1801: Den würdgen Brüdern seyn,

Die rastlos durch Beamten-Fleiß

sich unsrer Loge weihn!]

 

 

Laut schall mein Lied, dem, welchem nie

Der Muth zur Kunst entfiel,

Ihn lohn nach überstandner Müh

Der Tugend Selbstgefühl.

 

Laut schall mein Lied, nach altem Brauch

Den Schwestern insgesammt,

Die unsrer Tugend Beyspiel auch

Gleich gut zu seyn entflammt.

 

Laut jubilierend schall mein Lied

Der Kunst durch drey mal drey,

Denn, Weisheit, Kraft und Schönheit blüht!

Im Reich der Maurerey.

[1790: Laut schalls der Maurerei!

Durch die Kraft, Weisheit, Schönheit blüht,

Der Kunst durch dreimal drei!]

[1801: laut schall’s der Maurerei,

denn Stärke, Weisheit, Schönheit blüht!

Heil ihr durch dreimal drei.]

 

 

Ueber den Ursprung des Ordens.

Kommt der Tugend wahre Freunde!

siehe: Johann August von Starck: neun kleine Oden, 1770

 

Aufmunterung zu den Pflichten.

Maurer! ächter Weisheit Kinder,

siehe: Acht neue Hamburger Logenlieder, 1772

X. Maurer! ächte Weisheits-Kinder

 

Bey einer Grundlegung.

Auf, Brüder, auf zum Lobgesang

siehe: Bei einer Grundlegung

Version I (von Hippel, 1772)

 

Die Kette.

Auf, Brüder! faßt der Freundschaft Band

siehe: Kettenlied, 1771

die zweite, leicht abgewandelte Version

 

Das goldne Weltalter.

Als Unschuld noch der Menschen Schritte führte,

siehe: Sieben Lieder von Johann Philipp Schönfeld, 1771

Das güldne Alter

 

 

 

Lob der Treue.

Auch in:

Christian Heinrich Wolke: Zweihundert Lider frölicher Geselschaft und einsamer Frölichkeit, 1782, 225-226,

unter dem Titel: Lob der Treue

Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer, 1784, 49

Vollständiges Liederbuch der Freymäurer. Dritter Theil, mit ganz neuen Melodien. 1788, 46-48

Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. 1801, 87..

Maurerische und gesellschaftliche Lieder zur Gebrauch der Großen Landes-Loge von Deutschland in Berlin und ihrer Töchter-Logen. Berlin: W. Dieterici 1817, 161

Liederbuch des Logenbundes im Königreiche Hannover. 1835, 101 (nur die ersten 3 Strophen)

 

 

Edle Treu! Du hast den ersten Bund

Unter Sterblichen [ab 1788: Menschen segenvoll (1817: seegensvoll)] errichtet,

Und zur ersten Liebe hat dein Mund

Eine Schäferin verpflichtet;

[1801, 1817, 1835: Und zum ernsten Schwure hat dein Mund

Edle Menschen einst verpflichtet;]

Sanfte Sitten und Geselligkeit

Sind durch dich entstanden,

Und das Ideal der goldnen Zeit

Ist in dir vorhanden.

 

Aber ach! mit jener goldnen Zeit

Bist auch du, o Treu [ab 1788: o edle Treu], verschwunden;

Kehre wieder, sanfte Zärtlichkeit,

Die einst Pylades empfunden,

Als Orest an seinem Busen lag,

Nach erstandnen Leiden,

[1778, 1801, 1817, 1835: an dem Ziel der Leiden!

O da schenkt ihm jeder junge Tag

Mehr als Götterfreuden.

 

Komm herab aus deiner bessern Welt,

Senke [1788: Senke gerne; 1801, 1817, 1835: senke willig] dich auf [1817: zu] uns hernieder,

Bundesgöttin, die uns treu erhält,

O, begeistre unsre Brüder,

Daß sie muthig nach dem Ziele gehn,

Ueber [1782: Ueberm] Dornenpfade,

Welches Wissenschaft und Kunst erhöhn

In dem letzten Grade.

[1801, 1817, 1835: ungeschreckt durch Wüsten

um des Urlichts reinen Glanz zu sehn,

den die Edlen (1835: Meister) grüßten.]

 

Eine stark veränderte Fassung in:

Gesangbuch für Freymäurer. Königsberg 1787, 109-110

 

Die Treue.

 

Edle Treue, die den Altargrund

Für die Freundschaft aufgerichtet,

Und selbst ohne festbeschwornen Bund

Menschen wohl zu thun verpflichtet.

Sanfte Sitten und Gefälligkeit

Sind aus dir gebohren,

Bis auf‘s Bild wär jene goldne Zeit

Ohne dich verlohren.

 

Aber ist denn mit der goldnen Zeit

Izt die Treue ganz verschwunden?

Wird die alte biedre Zärtlichkeit

In der Welt nicht mehr empfunden?

Helfen Liebe, Mitleid und Vertraun,

Edler Treue Früchte,

Jezt nicht mehr der Menschheit Glück so baun

Wie in der Geschichte?

 

Edle Treue aus der bessern Welt,

Zeig der ganzen Welt dich wieder,

Du, die unsern Bund so fest erhält,

Nie verlaß das Herz der Brüder,

Daß sie muthig nach dem Ziele gehn

Auch auf rauhem Pfade

Und einst Licht und Lohn der Treue sehn

In dem letzten Grade.

 

 

 

Lehren.

Brüder, fühlt die süsse Pflicht,

(von Hymmen 1772)

 

Lob der Maurerey.

Den Weg des Lichts getrost zu wandelnn

siehe: „Den Weg des Lichts getrost zu wandeln“, 1776

erste Version (von Johann Adolf Scheibe)

 

Ueber die Grösse des Ordens.

Der Tugend Kenner, ächte Mäurer!

siehe: Johann August von Starck: neun kleine Oden, 1770

 

Virtus recludens

Die ihr der Tugend Tempel baut,,

siehe: Johann August von Starck: neun kleine Oden, 1770

 

Die Entschließung.

Die Zeiten, Brüder, sind nicht mehr,

(von Hymmen 1772)

 

timor et minae

Genießt der Freuden dieses Lebens!

(Hippel 1772)

 

Nous suivons aujourd’hui

Hier in der Freyheit sicherm Schoose,

(Lenz 1746)

 

Rapiamus amici

Hier, wo uns kein Neider höret,

siehe: Die erste grosse Verräterschrift.

Der verrathene Orden der Freymäurer, 1745 (frz. 1745; übersetzt von Johann Elias Schlegel),

unter dem Titel: Ein Lied für die Freymäurer

mit der Eingangszeile: Hier, wo uns kein Spötter höret

 

 

Daret quae precamur

Richter freygeschafner Geister,

(siehe: 50 frühe freimaurerische Gebete

beim Jahr 1772, von Hippel)

 

An einen neuen Bruder.

Unsrer Baukunst erste Lehren

siehe: Aufnahmelied, 1772

Version II (die erste Version stammt von Hippel)

 

Das Glück des Weisen.

Wie selig lebt, wer Ruh und Frieden

(von Hymmen, 1771)

 

Lob der Maurerey.

Wir baun der Tugend hier Altäre,

siehe: Sieben Lieder von Johann Philipp Schönfeld, 1771

 

Die Redlichkeit.

Wo seyd ihr hin, beglückte Zeiten!

(Lenz, 1772)

VI. Der Adel der Freymäurer

Eine stark veränderte Version

 

 

 

Der weise Genuß der Zeit.

Auch in:

Allgemeines Gesangbuch für Freymäurer, 1784, 71-72,

unter dem Titel: Der weise Genuß der Zeit

Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer. 1801, 143.

 

Ja, Brüder! ja, genießt der Stunden,

Die euch die holde Vorsicht schenkt.

Wir haben vieles überwunden,

Das Schwache drückt und Thoren kränkt.

 

Der wird nie unsern Nektar schmecken,

Den Furcht und Hoffnung unterdrückt,

Den unerschaffne Schatten schrecken,

Dem Heuchelei den Nacken bückt.

 

Auf! lasset uns nicht länger säumen,

Die Laufbahn muthig durchzugehn;

Erwachet von den süßen Traumen,

Die aus erregter Lust entstehn!

 

Durch Mäßigung beherrscht die Triebe;

Prüft alles mit gelassnem Sinn;

Liebt Wahrheit, Recht, übt Menschenliebe,

Lenkt Freund und Feind zum Guten hin.

 

Erforschet die Natur der Dinge;

Macht euch von Vorurtheilen frey;

Sucht, was euch wahren Vortheil bringe,

Was zeitlich und was ewig sey.

 

Dann wird die Finsterniß verschwinden,

Dann leuchtet Euch ein Licht aus Gott!

Dann werdet Ihr die Wahrheit finden,

Und in der Wahrheit unsern Gott.

 

Singt unserm Vater Freudenlieder,

Nennt ihn, in stiller Einsamkeit!

Baut den zerstörten Tempel wieder,

Und wißt, daß ihr der Tempel seyd!

 

 

In:

Freymaurer-Lieder mit Melodien, Hamburg, Erste Sammlung 1778, 24-25

(mit einer zusätzlichen 2. und 5. Strophe, dafür ohne die letzte Strophe)

und mit den Eingangszeilen:

Ja, Brüder! ja, genießt der Stunden

Die euch die milde Vorsicht schenkt.

 

Auch in:

Christian Heinrich Wolke: Zweihundert und zehn Lider frölicher Geselschaft und einsamer Frölichkeit. 1782, 139-140,

unter dem Titel: Pflichten beim Freudengenus

Vollständiges Liederbuch der Freymäurer mit Melodien, in Zwey Büchern. Zweyter Band. Kopenhagen, Verlegts Christian Gottlob Proft, 1785, 206-207,

mit der Kennzeichnung G [= Freymaurer-Lieder mit Melodien, Hamburg, Erste Sammlung 1778]

Auswahl der brauchbarsten maurerischen Gesänge herausgegeben von der Loge zum Morgenstern in Hof. 5801 [= 1801], 13-14 (leicht abgewandelt)

Lieder für Freymaurer. Hannover 1809, 35-36 (leicht abgewandelt)

 

2. Die Freude stärket unser Leben;

Kann auch ein Weiser mürrisch sein?

Das Gut, wornach wir alle streben,

Kehrt in zufriedne Herzen ein.

 

5. Genießt des Lebens, edle Brüder!

In weiser Lust, in froher Ruh,

Und raubt [1785: drückt] der Tod die matten Glieder,

So schließt die Augen freudig zu.

 

 

Eine weitere Abwandlung in:
Gesangbuch für Freymäurer. Königsberg 1787, 11-12,
unter dem Titel: Gebrauch der Maurerey
 
Auf, Brüder, auf genüßt der Stunden,
Die euch die weite Vorsicht schenkt:
Des Lebens. Aufschluß ist gefunden,
Wenn maun's im Ganzen überdenkt.
 
2. Der wird des Lebens Glück nie schmecken,
Der Furcht und Hoffnung unterdrückt,
Und der vor selbsterschaffnen Schrecken
Den Nacken abergläubisch bückt.
 
3. Auf auf, laßt uns nicht länger säumen,
Hebt muthig euren Glücksbau an,
Der Thor mag Theorieen träumen,
Die er nicht wachend üben kann.
 
 4. Durch Mäßigung beherrscht die Triebe,
Prüft alles mit gelaßnem Sinn,
Liebt Wahrheit, Recht, übt Menschenliebe
Lenkt Freund und Feind zum Guten hin.
 
5. Erhebt euch über Vorurtheile,
Macht Wahrheitslust in allen reg‘
Und auf der Bahn zum Guten weile
Eur Schritt nie furchtsam oder träg'.
 
6. Dann wird die Finsterniß verschwinden
Und in euch seyn ein Licht aus Gott,
Dann werdet ihr die Wahrheit finden
Und in der Wahrheit unsern Gott.
 
7. Und dann preißt herrlich den Gefundnen
Und wenn ihr seiner recht euch freut
So denkt mit Brüderlichverbundnen,
Daß ihr selbst seine Tempel seyd.
 
 
 
Getroster Muth.
Laßt der Maurerey zu Ehren,
siehe: Sieben Lieder aus Kursachsen, 1775
 
O, noctes, coenaeque!
Aus dämmernder, westlicher Ferne
siehe: Sieben Lieder aus Kursachsen, 1775

 

Glück der Maurer.

A.

Die ihr mit Stärk‘ und Licht vertraut

siehe: Weitere Hamburger Logenlieder, 1774

 

B.

Die ihr im sichern Heiligthum

siehe: Weitere Hamburger Logenlieder, 1774

 

 

Ermahnungen an die Brüder.

 

A.

Edle Maurer, schmeckt das Glück,

siehe: Acht neue Hamburger Logenlieder, 1772

mit der Eingangszeile: Weise Maurer schmeckt das Glück

 

B

Fühlt, Maurer, des Lebens erhabnen Werth

siehe: Weitere Hamburger Logenlieder, 1774

 

C.

Auf, die im Kreis‘ erwählter Freunde

siehe: Ermahnungen an die Brüder, 1774

Version I

 

D.

Laßt uns, ihr Brüder Weisheit erhöhn

siehe: Acht neue Hamburger Logenlieder, 1772

 

An einen Freymäurer-Bruder bey seiner Aufnahme.

(Christian Graf zu Stolberg, 1775;

unter dem Titel: Lied an einen Freimaurer bei seiner Aufnahme)

 

Lebens-Regeln.

Was alte Weisen uns gelehrt,

(von Hymmen 1772)

 

An einem Stiftungstage.

Zum Tempel, wo der Friede thronet,

(Hippel 1772;

unter dem Titel: Der Hierophant)

 

Gebeth.

Der du mit Weisheit, Stärk und Pracht

siehe: Sieben Lieder aus Kursachsen, 1775

 

Feyerabend.

Die Sonn‘ im Westen zeigt uns schon

siehe: Sieben Lieder aus Kursachsen, 1775

 

Trinklieder.

A.

In unsern Bechern wohnt die Freude,

(Lenz, 1746,

unter dem Titel: Trinklied)

 

B.

Vergnügt zu seyn, ist wohl erlaubt,

(Lenz, 1746,

unter dem Titel: Trinklied)

 

C.

Hinweg von hier, profane Zecher

siehe: Sieben Lieder aus Kursachsen, 1775

(hier mit einer zusätzlichen 4. Strophe)  

 

D.

Vater Noah, Weinerfinder!

siehe: Das Lied von Noah, 1745,

Version VI

(Heinrich August Ottokar Reichard, 1776)

 

Schwester-Lieder.

 

A.

Für euch, ihr Schönen,

siehe:13 frühe Schwesternlieder, 1771-1785

ohne Titel, Hamburg 1774

 

B.

Brüder, lasset unsern Schönen,

(siehe: An die Schwestern: Sieben verschiedene Versionen 1776-1832;

(Version I von Heinrich August Ottokar Reichard, 1776)

 

C.

Dem festen Bau von meinem Glücke

(siehe: Lied eines Maurers an seine Maurerin,

die ersten zwei Strophen,

in: Die erste grosse Verräterschrift: Der verrathene Orden der Freymäurer, 1745 (frz. 1745)

 

 


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